WIR 11 vom 09/11/2022

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SPEZIAL

Landwirtschaft geht uns alle an. Die Gesellschaft hat hohe Erwartungen gegenüber der Landwirtschaft. Dazu hat unser zuständige Landesrat Arnold Schuler die Südtiroler Bevölkerung bereits Anfang dieses Jahres eingeladen, mit ihm in einem Webinar darüber zu diskutieren. Was erwartet die Gesellschaft von der Landwirtschaft? Was bedeutet das für die Südtiroler Bauern? Wie können sie zum einen hochwertige und vielfältige Lebensmittel produzieren und zum anderen diesen Erwartungen gerecht werden? Und was kann oder soll die Gesellschaft selbst beitragen? Zu diesen Fragen hatte der Landesrat seine Ideen präsentiert und zur Diskussion gestellt. Mitdiskutierten auch: Professor Matthias Gauly von der Freien Universität Bozen als Sprachrohr für die Wissenschaft, der Obmann des Südtiroler Bauernbundes Leo Tiefenthaler als Sprachrohr für die Landwirtschaft und die Geschäftsführerin der Verbraucher-

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zentrale Südtirol Gunde Bauhofer als Sprachrohr für die Konsumenten. Auch Bürgerinnen und Bürger mit direktem Bezug zur Thematik wurden per Video dazu geschaltet und konnten von ihren persönlichen Erfahrungen und Vorstellungen berichten. Landesrat Schuler ist überzeugt: „Die Südtiroler Bäuerinnen und Bauern tragen wesentlich zur Ernährung der Bevölkerung bei. Darüber hinaus erhalten sie die Kulturlandschaft und haben einen maßgeblichen Anteil an der Schönheit und Vielfalt unseres Landes.“ Zugleich übt die Bevölkerung immer öfter Kritik an der Landwirtschaft. Dies ist dem Landesrat bewusst: Dass es in gewissen Bereichen der Landwirtschaft Potenzial zur Verbesserung gibt, darüber hatte Arnold Schuler daher bereits im Sommer 2020 mit den Bäuerinnen und Bauern der vier Sektoren Obstbau, Milchwirtschaft, Zu- und Nebenerwerb sowie Weinbau in vier Online-Webinaren gesprochen. Ziel

© Foto SBB

war es, die Grundlagen für ein klares Zukunftskonzept der Landwirtschaft im Zeitraum von 2020 bis 2030 zu erarbeiten. Umsetzen lässt sich das Konzept aber nur, wenn die Bäuerinnen und Bauern ein zukunftsweisendes Verständnis der Gesellschaft gegenüber der Landwirtschaft erzielen.

LANDWIRTSCHAFT UND TECHNIK Innovative Technologien rentabel zu nutzen, ist heute eine Kernfrage der modernen Landwirtschaft. Diese sollen vor allem der Arbeitserleichterung dienen. Eine nachhaltige Ressourcenschonung kann durch einen sinnvollen Einsatz ebenfalls vorangetrieben werden. Digitalisierung und innovative Techniken sind in der modernen Landwirtschaft kaum mehr wegzudenken. Der Einsatz neuer Technik beschränkt sich nicht nur auf große Betriebe, sondern hat auch in klein strukturierten Südtiroler Landwirtschaftsbetrieben Einzug gehalten. Ein Beispiel: Selbstfahrende Traktoren mit GPS und Bordcomputer kontrollieren, wie viel Nährstoff beim Düngen in den Boden muss. Dank dieser präzisen digitalen Überwachung, kann so eine Überdüngung des Bodens verhindert werden. Dadurch wird zum einen den Landwirten die Arbeit erleichtert und zum anderen können Ressourcen geschont werden. Dies ist ein wichtiger ökologischer Beitrag zur Nachhaltigkeit, neben einer Erhöhung der generellen Arbeitssicherheit in der Landwirtschaft. Der Ankauf von Landmaschinen und anderen technischen Hilfsmitteln bedeutet für Landwirte oftmals eine

große Investition. Aus diesem Grund kann um verschiedene Förderbeiträge und Steuerboni angesucht werden. Als besonders förderungswürdig gilt hierbei die sogenannte Technik 4.0. – also beispielsweise Maschinen mit intelligenter computergesteuerter Technik. Neben hochmodernen Geräten existieren auch eine Vielzahl an anderen bewährten technischen Maschinen in fast jedem Bereich der Landwirtschaft. Von Beregnungssystemen in der Obstlandwirtschaft, über Ballenpressen oder Melkmaschinen in der Viehlandwirtschaft. Kleinstrukturierte Betriebe sind in der Mehrzahl In Südtirol herrscht vor allem eine klein strukturierte Berglandwirtschaft vor. Hierfür sind nicht alle Technologien der Agrarindustrie geeignet, viele lassen sich aber gut an die örtlichen Gegebenheiten anpassen. Für einige Landwirte sind die hohen Anschaffungskosten eine Hürde bei einer flächendeckenden Landwirtschaft 4.0 in Südtirol. Alternativ bietet sich eine gemeinschaftliche Nutzung besonders kostenintensiver Maschinen an. Ein Bewusstsein für die praktischen Vorteile neuer Technologien in der Landwirtschaft, nimmt stetig zu. Vielen Landwirten ist es zudem ein Anliegen, angemessen auf die steigenden Herausforderungen in Hinblick auf Klima, Umwelt und Gewinnmaximierung zu reagieren. Der Druck oftmals immer größere Mengen produzieren zu müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, überfordert vor allem kleine Betriebe. In den letzten Jahren kam es zudem zu teilweise gravierenden Ernteausfällen durch Unwetter und andere Wetterextreme in Südtirol.


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