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Der Wellenmacher Felix Meier aus Zeihen beherrscht das alte Handwerk noch aus dem Effeff Was früher zum Alltag gehörte, heute aber zu den fast ausgestorbenen Tätigkeiten zählt, ist das Wellenmachen. Felix Meier aus Zeihen beherrscht es noch. Auch mit 93 Jahren sitzt jeder Handgriff. Und allein dieses Jahr hat er sc hon über 50 Wellen hergestellt, die stramm wie Soldaten vor dem Schopf stehen. SONJA FASLER HÜBNER Wellen aus Holz? Was soll das denn sein? Fragt man heute junge Leute, ob sie wissen, zu was Wellen nütze sind, haben sie meist keine Ahnung. Dabei hatten bis in die 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts noch die meisten Häuser keine Zentralheizung und mussten mit Holz beheizt werden. In den alten Bauernhäusern gab es dazu einen grossen Holzofen, der zum Kochen, Backen und Heizen der Stube diente. «Im Herbst wurden auch Bohnen, Apfelschnitze, Zwetschgen und Birnen im warmen Kachelofen gedörrt», erinnert sich Felix Meier. Beheizt wurde der Ofen mit sogenannten Wellen. «Feuert man morgens mit einer Welle an, hält die einen Tag lang hin.» Wollte man Brot backen, brauchte es allerdings noch ein paar Holzscheiter dazu. Die Welle allein liefert dazu nicht die nötige Hitze. Für Wellen gibt es übrigens viele Ausdrücke. In manchen Teilen der Schweiz heissen sie auch Bürdeli, Stude oder Büscheli. Eine Welle besteht aus Reisig, dickeren und dünneren Ästen und Zweigen. Diese werden auf eine Länge von 80 bis 100 Zentimeter – je nach Grösse des Ofens – gekürzt und mit Hilfe des Wellenbocks zu einer kompakten Rolle geschnürt. Die Arbeit erfordert nebst Grundwissen eine grosse Portion Geschick, Augenmass und Kraft. Wichtigstes Handwerkszeug ist dabei der Gertel. Mit dem messerscharfen Gerät schlägt Felix Meier die Äste auf dem Spaltstock in die gewünschte Länge, schichtet sie auf dem Wellenbock auf und presst bzw. «knüttelt» sie mit Hilfe der Wellbockkette und dem sogenannten Knüttel oder Pängel, einem dicken, starken Hasel- oder Eschenast, zur fertigen Welle, die um die zehn Kilogramm wiegt. «Wichtig ist es, den Pängel gut zu sichern», weiss Felix Meier aus

Für eine Welle braucht Felix Meier etwa eine Viertelstunde. Im Hintergrund links das wichtigste Werkzeug, der Gertel; im Vordergrund der Wellenbock. Foto: Sonja Fasler Hübner

langjähriger Erfahrung. Durch die Hebelwirkung entstehen grosse Kräfte, die bei einem Losschnellen des Pängels zu schlimmen Unfällen führen können. Felix Meier bindet die Wellen an beiden Enden mit starken Hanfschnüren zusammen. «Früher verwendete man dafür Weidenoder Haselruten, eine Bindetechnik, die kaum noch jemand beherrscht.»

Mit Gertel und Baumschere schneidet er überstehende Äste ab, damit sich die Wellen gut aufeinanderschichten lassen. Damit sie ihre volle Brennleistung bringen und nicht zu viel Rauch entwickeln, sollten Wellen mindestens zwei Jahre lagern, bevor sie verwendet werden, erklärt der geübte Wellenmacher, der das

Handwerk schon als Kind von seinem Vater erlernt hat. Wellen werden in der Regel Anfang Frühling aus Ästen von der Waldrandpflege und aus Baumschnitt gemacht. Bis vor wenigen Jahren schnitt der rüstige Rentner seine Obstbäume rund ums Haus noch selber, heute ist ihm diese Arbeit doch zu riskant und er überlässt dies gerne seinem Sohn, der im alten Bauernhaus nebenan, dem Elternhaus von Felix Meier, wohnt. Er ist es auch, der im Winter die Wellen zum Heizen gebrauchen kann. Felix Meier hat in seinem Leben wohl Tausende von Wellen produziert. Als junger Mann arbeitete er im Akkord für die Gemeinde in einem Holzschlag und machte täglich bis zu 40 Stück davon. «Jeder Ortsbürger erhielt damals pro Jahr zwei Ster Holz und 40 Wellen als sogenannte Ortsbürgergabe», erinnert er sich. Eines hat Felix Meier dabei gelernt: «Solche Holzerarbeiten sollte man nie alleine verrichten. Es gab immer wieder Unfälle.» Er weiss noch, dass sich sein Vater einmal mit dem Gertel lebensgefährlich verletzte. Aus diesem Grund produziert Felix Meier trotz aller Routine nur dann Wellen, wenn jemand in der Nähe ist. Er könne auch nicht zu viele aufs Mal machen, da er es sonst in den Gelenken spüre. Das seien jetzt seine letzten für dieses Jahr. Er werde nun mal auch nicht jünger, meint er. Zum einen wollen die Hände nicht mehr richtig, zum anderen lassen die Kräfte altershalber nach. Langweilig wird ihm deshalb nicht. Gerne bestellt er noch immer einen Teil seines Gartens, kocht und backt, fährt mit seinem roten Elektromobil ins Dorf, um einzukaufen – und pflegt seine zahlreichen Kontakte zu Verwandten und Bekannten. Das ist zwar aufgrund der Corona-Pandemie etwas schwieriger geworden, aber für etwas gibt es das Telefon. Und der ehemalige langjährige Zeiher Postbote beherrscht auch noch die Kunst des Briefeschreibens, und zwar in akkurater Handschrift. Auf seine geliebten Kirchenchorproben – er ist seit über 70 Jahren Mitglied – muss er zwar nach wie vor verzichten, aber das wird wieder, ist er überzeugt. Auch von seinem Optimismus kann man sich eine Scheibe abschneiden.

«Fassbare Natur» in Möhlin

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Für Schmetterlinge und Co

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