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fricktal.info n 20 n 17. Mai 2017
Baselland
fricktal
«Persönliche Ziele sind erreicht» Praktikum auf dem Bauernhof der Familie Stocker in Obermumpf
Notmassnahmen für Bauern Katastrophale Schäden nach Jahrhundertfrost Ende April (pd) Der Wintereinbruch mit starkem Frost und Schneefall Ende April hat die Baselbieter und Basler Obst-, Beerenund Weinbauern besonders schwer getroffen. Der Schaden an den Kulturen beläuft sich auf rund 19 Millionen Franken, was nahezu einem Totalausfall entspricht. Der Kanton Basel-Landschaft steht den betroffenen Betrieben mit Sofortmassnahmen zur Seite und zählt auf Unterstützung vom Bund. Das Baselbiet ist schweizweit bekannt für seine Kirschen und Zwetschgen. Die Marktanteile an der gesamtschweizerischen Produktion betragen bei Industriekirschen zwei Drittel, bei den Tafelkirschen einen Drittel und bei den Tafelzwetschgen einen Viertel. Auch Beeren und Weintrauben sind von grosser Bedeutung für die Region. Der ausnehmend starke Frost nach rekordhohen Februar- und Märztemperaturen zerstörte die mit viel Aufwand gepflegten Kulturen. Katastrophale Schäden bei Spezialkulturen Das Landwirtschaftliche Zentrum Ebenrain (LZE) hat den Schaden gemeinsam mit dem Baselbieter Obstverband, dem Weinproduzentenverband Basel/Solothurn und dem Bauernverband beider Basel analysiert und Massnahmen besprochen. «Es gibt keine marktfähigen Tafelkirschen dieses Jahr, bei den Industriekirschen stehen wir vor 95 Prozent Ausfall und bei Äpfeln werden wir höchstens 25 Prozent einer Normalernte einfahren», stellt Ernst Lüthi, Präsident des Baselbieter Obstverbands fest. Katastrophal sieht die Lage auch im Weinbau aus: «Sämtliche Austriebe in den Rebbergen sind abgefroren, wir rechnen mit einem Totalausfall und müssen auch von Schäden an den Weinstöcken ausgehen», bestätigt der Muttenzer Weinproduzent Urs Jauslin. Auch Ackerkulturen und Wiesen erleiden Schäden, Bauernverbandspräsident Andreas Haas erwartet einen stark reduzierten ersten Heuschnitt, weil das Gras abgefroren ist. Der gesamte Schaden ist erst in einigen Wochen, je nachdem erst bei der Ernte quantifizierbar. Nach heutigem Wissensstand gehen die Verbände und das LZE von rund 19 Millionen Franken aus. Das sind 20 Prozent des gesamtschweizerischen Schadens (rund 100 Millionen Franken). Zahlreiche Betriebe sind in ihrer Existenz bedroht.
(mve/eing.) Praktika gewähren einen Einblick ins Berufleben und sind auf jeden Fall ein Gewinn. Für beide Seiten, finden Martina und Thomas Stocker, die auf ihrem Anwesen – dem Brunnacherhof in Obermumpf – Praktikumsplätze für Jugendliche anbieten. Simone Reinmann und Valentin Leistner absolvierten ihre Praktika auf dem Landwirtschaftsbetrieb mit den Betriebszweigen Schweinezucht, Ackerund Futterbau (wir berichteten). Zum Ende des Berufsfindungsjahres erzählen die Praktikanten nun abschliessend von ihren Erfahrungen – darüber, wie schwierig es ist, die richtige Berufswahl zu treffen und auch darüber, wie es nun weiter geht. Die Praktikanten Valentin Leistner leistete den ersten Teil seines Praktikumsjahres (Juveso Nowesa) auf dem Brunnacherhof bei der Familie Stocker in Obermumpf. Hier war er vor allem für die Betreuung der Kinder zuständig. Den zweiten Teil absolviert er als Koch im Alterszentrum Bruggbach in Frick. Er erzählt: «Meine Erfahrungen sind rundum positiv. Die Familie Stocker hat mich sehr unterstützt und liess mich auch während des Praktikums in anderen Berufszweigen ‹schnuppern›. Bei Fragen konnte ich mich immer an sie wenden, das hat mir sehr geholfen. Auch meine Eltern, mein Götti und der Schulleiter der NOWESA Aarau, Herr Braus, standen mir mit Rat und Tat zur Seite, so hat mir Herr Braus mein jetziges Praktikum organisiert. Schon im Praktikum bei der Familie Stocker fiel mir auf, dass ich sehr gerne koche. Eine Erfahrung, die mich in meiner Berufswahl beeinflusst hat. Seit Februar 2017 absolviere ich mein zweites NOWESA-Praktikum als Koch im Alterszentrum Bruggbach in Frick. Dort beginne ich im Sommer auch meine Lehre als Koch EFZ. Der Beruf Koch interessiert und fasziniert mich sehr, nicht zuletzt deswegen, weil er abwechslungsreich ist. Zu meinen häufigsten Aufgaben gehören im Moment Gemüse rüsten, Gemüse und Fleisch anbraten, SpitexTeller anrichten und beim Service helfen. Als ich mir einen Beruf aussuchen musste, konnte ich mich noch nicht recht entscheiden. Ich habe in einige Berufe reingeschnuppert, als Polygraf, Koch, FaBe und Zeichner. Das Zwischenjahr mit den Praktika hat mich auf jeden Fall weitergebracht. Mittlerweile bin ich super vorbereitet auf die Lehre und weiss schon viel darüber, was in der Küche wie zu tun ist. Und ich weiss jetzt auch besser, wie es in der Berufswelt läuft und habe viele Erfahrungen gesammelt.» Liquidität sichern und Arbeitsausfälle entschädigen «Viel Herzblut, Arbeit und Kapital steckt in den Spezialkulturen. Die Not der Bauern trifft uns sehr», erklärt Ebenrainchef Lukas Kilcher, «wir suchen daher nach Möglichkeiten, die Obst- und Weinbauern in dieser Katastrophe rasch und wirkungsvoll zu unterstützen.» Kommt dazu, dass Spezialkulturen am wenigsten der flächengebundenen Direktzahlungen erhalten, daher seien Produzen-
Valentin Leistner
Simone Reinmann
Simone Reinmann ist seit einem Jahr auf dem Hof der Familie Stocker. Im Juli schliesst sie ihr Praktikumsjahr ab. Sie berichtet: «Seit Juli 2016 absolviere ich das Kombinierte Zwischenjahr am Startpunkt Wallierhof. Meine Praktikumsfamilie gefällt mir sehr – durch sie bin ich viel selbständiger geworden. Auf dem Hof helfe ich bei der Betreuung der Kinder und erledige verschiedene Hausarbeiten. Während der Berufswahl hatte ich das Glück, dass ich einen Einblick in viele Betriebe haben durfte. Ich schnupperte beispielsweise als Köchin, Pharmaassistentin, Restaurationsfachfrau und FaBeB (Fachfrau Behindertenbetreuung). Doch kein Beruf gefiel mir so gut, dass ich mich festlegen konnte, das war sehr enttäuschend für mich. Jedesmal dachte ich, dies ist jetzt der richtige Beruf – doch kaum war ich zuhause, konnte ich es mir nicht mehr vorstellen, in diesem Beruf eine Lehre zu machen. Durch die Praktikumsfamilie bekam ich in bei der Berufswahl grosse Unterstützung, indem sie mir immer wieder Zeit zum Schnuppern, zum Telefonieren oder zum Bewerbungen schreiben gaben. Zudem machten wir in der Schule viele Tests, bei denen
Martina und Thomas Stocker sehen die Zeit mit den Praktikanten als grosse Bereicherung. «Unsere Zusammenarbeit ist geprägt von Respekt, Engagement und vielen lustigen Momenten am gemeinsamen Esstisch. – Mit jungen Menschen zu arbeiten ist einfach eine tolle Sache», sind sich die Stockers einig. Damit das Ziel, ende Praktika eine Lehrstelle zu haben, erreicht werden kann, müssen sich die Jugendlichen intensiv damit auseinander setzen. Ihre Schulen haben sich sehr dafür eingesetzt, mit ihnen Gespräche geführt und Wege gesucht. Unsere Aufgabe bestand darin, neben dem hohen Druck der intensiven Suche, einen
ten solcher Kulturen besonders verletzlich. Im Dialog mit der Branche hat das LZE eine Reihe von Massnahmen aufgenommen, welche teilweise noch der Zustimmung von Bund und Kanton bedürfen: Bei finanziellen Engpässen kann das LZE den Betroffenen mit einer Stundung eines Investitionskredits oder mit einem zinsfreien Betriebshilfedarlehen helfen. Dazu wird das LZE beim Kanton eine Aufstockung des Finanzrahmens für Betriebshilfen beantragen. Die Kurzarbeitsentschädigung als Instrument der
Arbeitslosenversicherung kann den Arbeitsausfall für die Betroffenen mit betriebsfremden Mitarbeitern ersetzen. Der Bund klärt diese Möglichkeit momentan ab und wird den Kantonen entsprechende Weisungen erteilen. Im Kanton Basel-Landschaft ist für die Erteilung der Bewilligung von Kurzarbeit das KIGA zuständig. Das LZE steht in engem Kontakt mit dem KIGA. Für Ertragsausfälle gibt es praktisch keine Versicherungen. Die Branche und das LZE tragen den Wunsch nach
wir uns orientieren konnten: Wo stehe ich, welcher Beruf könnte zu mir passen? Im November bekam ich dann eine Praktikumsstelle als FaBeK (Fachfrau Betreuung Kinder) in der KITA Windrose in Langenthal. Darauf freue ich mich sehr. Es ist üblich, dass man vor der Lehre beim Beruf FaBeK noch ein einjähriges Praktikum machen muss. Wenn es von beiden Seiten stimmt, habe ich die Lehrstelle auf Sommer 2018.» Die Praktikumsfamilie
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Fotos: zVg
strukturierten und überschaubaren Arbeitsalltag zu gewährleisten, Fähigkeiten und Ressourcen aufzuzeigen und Defizite anzusprechen. Aufgrund dieser Feedbacks festigte sich das Selbstbild der Jugendlichen und liess sie selbstbewusster werden. Wir wünschen ihnen alles Gute, stets eine grosse Neugier und die Motivation, ihren Zielen zu folgen. Dies gilt auch für Matthias Reimann, der im Juni seine praktische Hofprüfung bei uns ablegen wird.» Im Sommer 2017 geht für die Familie Stocker das Engagement für Jugendliche in die nächste Runde: Als Startpunkt-Wallierhof-Praktikantin können sie Luana Ceravolo aus Günsberg, Solothurn, begrüssen. Der zweite Praktikumsplatz ist zwar noch nicht vergeben, jedoch seien einige Interessenten vorhanden. Zudem wird Patrick Burren aus Kienberg als Landwirt EFZ sein zweites Lehrjahr bei der Familie Stocker absolvieren. «Wir freuen uns schon jetzt auf die neuen Begegnungen.» Informationen zum Sozialjahr «Juveso Nowesa» und «Startpunkt Wallierhof» auf www.sozialjahr.ch www.startpunktwallierhof.ch Bern, hierzu gesetzliche Grundlagen zu schaffen. Nötig wäre eine Versicherung der Ernte im Falle eines Totalausfalls wie heuer. Denn gepflegt werden müssen die Spezialkulturen auch ohne Ernte, diese Arbeit muss finanziert werden können. Aufgrund des Klimawandels ist generell mit gehäuften Extremwetterereignissen wie Spätfrösten, Trockenheit und Hitzewellen zu rechnen. Langfristig gilt es daher, mit den richtigen Strategien im Anbau dem Klimawandel zu begegnen. Dazu braucht es entsprechende Prioritäten in der Forschung und Beratung. Baselland erwartet Unterstützung aus Bern Regierungspräsident Thomas Weber, Vorsteher der Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion, steht in direktem Kontakt mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung, zur Thematik des Schadensausmasses in unserer Region, eine der meist betroffenen in der Schweiz und gleichzeitig eine der wichtigsten Spezialkulturproduzenten. «Im Dialog mit dem Bundesrat sucht der Kanton nach Lösungen, um die direkt betroffenen Produzenten vor existenziellen Nöten zu bewahren», erklärt Regierungsrat Thomas Weber. Unser Bild: Schnee und Frost auf Kirschen in Binningen. Foto: zVg