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fricktal.info n 51 n 21. Dezember 2016

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«Jetzt ist aber höchste Zeit» Mike Sager ist einer von rund 600 freiwilligen Fahrern des Rotkreuz-Fahrdienstes im Aargau – doch es braucht noch mehr, auch im Fricktal Der Sohn von Frau Glauser* wohnt in Bern, die Tochter muss arbeiten. Daher fährt Mike Sager die Seniorin zum Termin in die Augenklinik. Sager ist einer von rund 600 freiwilligen Fahrern, die im ganzen Kanton für den Rotkreuz-Fahrdienst unterwegs sind. Doch es braucht noch mehr. NATHALIE RUTZ Möhlin, 10.31 Uhr am Montagmorgen. «Jetzt ist aber höchste Zeit», ruft Marianne Glauser* nervös als Mike Sager gerade aus seinem Auto steigt. Auf ihren Rollator gestützt steht die Seniorin mitten auf der Möhliner Quartierstrasse. «Tut mir leid», entschuldigt sich Sager, während er sich bei ihr einhängt und sie zum Auto führt. «Bei der Adresse war nicht klar, dass sie in einer der Alterswohnungen leben. Darum habe ich im Pflegezen­t­ rum gegenüber gewartet.»

Fahrgäste sind oft nervös, gerade bei der ersten Fahrt.» Seit er vor eineinhalb Jahren frühpensioniert wurde, ist der ehemalige Banker für den Rotkreuz-Fahrdienst unterwegs. Täglich fährt er beeinträchtigte Personen mit seinem Privatauto oder dem Liegendtransport zu Arztoder Therapieterminen. Dabei hilft ihm auch seine Erfahrung als Kundenberater. «Wie am Bankschalter, muss man auch beim Fahrdienst mit den unterschiedlichsten Leuten klar kommen», meint Sager. Die einminütige Verspätung und Glausers Nervosität hat er bald im Griff. «Bei den Fahrten ist immer Extrazeit eingerechnet, wir sind also gut auf Kurs», beruhigt er sie. Kurz darauf unterhalten sich beide bereits gelassen über Fleischweggen und die Fahrt ins Spital vergeht wie im Flug. Im Parkhaus hilft Sager seiner Mitfahrerin aus dem Auto, klappt den Rollator auf und gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Empfang der Augenklinik.

Vom Bankschalter zum Fahrdienst Tatsächlich war er fast 20 Minuten zu Dingend Fahrer gesucht früh da gewesen, denn Sager weiss: «Die «In diesem Jahr haben unsere 600 freiwil-

Eine helfende Hand: Beim Einsteigen, Aussteigen, Rollator zusammenklappen, Weg suchen und Warten - Mike Sager stellt sicher, dass seine Fahrgäste gut ankommen Fotos: zVg

meint Sager, während er im Wartezimmer der Augenklinik sitzt und auf Glauser wartet. Welcher Rollator wie zugeklappt werde, oder dass man beim Abholen von Spitalpatienten fragen sollte, ob noch persönliche Gegenstände da sind. «Neulich musste ich nochmal zurück, um ein Gebiss zu holen», erzählt er schmunzelnd. Die Kontrolle von Glauser zeigt zum Glück nichts Ungewöhnliches. Einen Schwatz über Fertiggerichte später steht die Seniorin wieder vor ihrer Wohnung in Möhlin. «Es hat mich gefreut, bis zum nächsten Mal», verabschiedet sie sich. Fachsimpeln über Fleischweggen und Fertiggerichte: Mit einem Schwätzchen Auch Sager freuts, denn nicht alle Fahrnimmt Fahrer Mike Sager seinen Fahrgästen die Nervosität vor dem anstehenden Das vergessene Gebiss «Einige Dinge lernt man erst unterwegs», ten sind so einfach. «Wenn ich jemanden Termin ligen Fahrer bereits 8320 Klienten gefahren», berichtet Marie-Helen Roniger, Leiterin der Regionalstelle Aarau. Mit ihrem Team ist sie für die Koordination der Fahrten in der Region Aarau zuständig. «Immer mehr Leute nutzen den Fahrdienst und wir suchen daher dringend freiwillige Fahrer», erklärt sie. Roniger betont, dass die Freiwilligen die Häufigkeit ihrer Einsätze selbst bestimmen können. Auch für die Betreuung ist gesorgt: «Bei Fragen helfen wir weiter und vor ihrem ersten Einsatz werden alle Fahrer entsprechend geschult», so Roniger.

nach der ersten Chemotherapie abhole oder mir eine Frau erzählt, dass sie schon seit Wochen keinen Besuch mehr hatte, ist es schwierig, die richtigen Worte zu finden.» Aber nicht trotz sondern gerade auch wegen solchen Begegnungen gefalle ihm sein Engagement, findet Sager. «Man kann Menschen in schwierigen Lebenslagen helfen und weiss das eigene Glück wieder zu schätzen.» Wer möchte beeinträchtigten Menschen ebenfalls Mobilität schenken? Bitte melden beim SRK-Fahrdienst unter Tel. 062 865 62 00 oder per E-Mail an leitung. fricktal@srk-aargau.ch * Name geändert

Wenn Weihnachtspäckli Leben verändern Päckliaktion der Bibelgemeinde Stein-Säckingen (eing.) 103 kleinere und grössere Weihnachtspäckli und über 25 Pakete wurden am 5. Dezember mit einem Lastwagen in der Bibelgemeinde Stein-Säckingen abgeholt für ihre Reise in die Länder der ehemaligen Sowjetunion.

Fröhliche Seniorenfeier in Hellikon (eing.) Alles war bereit, die Turnhalle weihnachtlich dekoriert und die Tische einladend hergerichtet. Die rund 60 Gäste, welche die Einladung zur Seniorenfeier 2016 angenommen hatten, trafen pünktlich und erwartungsvoll ein. Sie durften sich auf einen gemütlichen Nachmittag freuen. Nach der Begrüssung leiteten ein gefühlvoll vorgetragenes Klavierstück und eine zum Nachdenken anregende Weihnachtsgeschichte vom besinnlichen zum unterhaltenden Teil über. Theresia Bolliger, Alleinunterhalterin und Bäuerin aus Schwarzenbach im Kanton Luzern, übernahm nun das weitere Geschehen. Sie zog die Anwesenden mit ihrer umwerfenden, Lebensfreude versprühenden Art gänzlich in ihren Bann. Ein Feuerwerk von Anekdoten aus ihrem

Der kurzfristig für den erkrankten Alexander Goss eingesprungene Referent Eduard Ewert vom Missionswerk Friedensbote berichtete am 1. Dezember unter anderem: «Die vielen liebevoll vorbereiteten und verpackten Weihnachtspäckli werden auch Herzen erreichen, die echte Anteilnahme und Liebe in ihrem Leben nie kennen gelernt haben.» Oft sind dies Waisenkinder, behinderte, kranke oder verarmte, einsame alte Menschen. Einige dieser Menschen sind ängstlich oder misstrauisch, ob nicht eine Tücke oder List dahinter steckt. Ein Geschenk, einfach so, das kennen sie nicht. Und wer wollte ihnen etwas schenken? Da brauche es manchmal Zuspruch, bis die Empfänger es erfassen können. Oft fliessen dann Tränen oder sie fallen auf die Knie aus überwältigten, bewegten und dankbaren Herzen. So kann ein Weihnachtspäckli tiefe Spuren der echten Liebe hinterlassen, die ein Leben verändern! Im Namen aller dieser benachteiligten Menschen dankt die Bibelgemeinde SteinSäckingen den vielen Spendern der Weihnachtspäckli von ganzem Herzen!

Leben, welche alle mit einem träfen Witz endeten, sorgte für Schmunzeln und heitere Stimmung unter den Senioren. Mit ihrem Handorgelspiel brachte sie die Gäste sogar zum Mitsingen vieler lustiger Lieder, wobei auch ein Weihnachtslied nicht fehlen durfte. Das Menü mit Dessert, zubereitet vom bewährten Küchenteam, mundete ausgezeichnet und die Dorfgemeinschaft konnte wieder einmal gemütlich gepflegt werden. Im Namen aller Anwesenden dankte ein Teilnehmer den privaten Organisatoren und Helfern dieser Feier herzlich für das Gebotene und äusserte den Wunsch, diese Tradition doch auch im nächsten Jahr beizubehalten. Eine rundum gelungene Senio- Bericht über die Verteilaktion renfeier fand so ihren Abschluss. Abgesehen von der Abholung wurde die Foto: zVg Päckliaktion in Stein mit einem Bericht

Viele Weihnachtspäckli wurden auf die Reise in die Länder der ehemaligen Sowjet­ union geschickt Foto: zVg

abgeschlossen. Der diesjährige Bericht vom 1. Dezember war wiederum sehr eindrücklich. Der Referent Eduard Ewert informierte über die Situation in den Gebieten, in denen das Missionswerk «Friedensbote» mit grosser praktischer Hilfe aktiv ist. In einem Video-Beitrag wurde die Verteilung von Päckli an mehreren Orten gezeigt. Bewegend die Biografie des Referenten selber, der unter der Sowjetherrschaft wegen seines Glaubens mehrere Jahre im Gefängnis verbringen musste und dort für viele mitinhaftierte Kriminelle ein Segen war, weil sie sahen, dass er ganz anders als sie selbst war und sie nach dem Grund dafür fragten. Auf diese Weise lernten viele das Evangelium kennen und veränderten ihr Leben.

Sein Preis war allerdings sehr hoch: Die äusserst harten Lebensbedingungen im Gefängnis und das Getrennt sein von seiner achtköpfigen Familie waren sehr schwer zu ertragen. Mit Verrat hätte er sein Schicksal verhindern können, aber das kam für ihn nicht in Frage. Nur zwei Jahre nach seiner Freilassung im Jahr 1987 wendete sich das Blatt und das Missionswerk wurde aus dem Kreml selbst nach Bibeln angefragt. Während Verteilaktionen in den folgenden Jahren konnte Eduard Ewert sogar seinen früheren Gefängniswärtern Bibeln anbieten. Wer hätte die Grösse gehabt, Menschen, die ihn wenige Jahre zuvor derart schlecht behandelt hätten, zu vergeben und ihnen die Erlösung durch Jesus Christus nahe zu bringen?


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