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fricktal.info n 34 n 24. August 2016

Erst Vorsorge, dann Diagnose und Therapie Tiermedizin entwickelt sich kontinuierlich in Richtung Humanmedizin – im Gespräch mit Tierarzt Markus Müller aus Möhlin Vorsorge ist besser als heilen. Vermehrt wird diesem Grundsatz auch in der Tiermedizin Rechnung getragen. Doch dies ist nur ein Aspekt, der zeigt, dass sich die Veterinär- der Humanmedizin annähert. Neue Möglichkeiten, Diagnosen zu stellen, neue Therapieformen und die Tendenz zum Spezialistentum sind weitere. Zu den Veränderungen in der Tiermedizin konnte fricktal.info Dr. med. vet. FVH Markus Müller, seit 30 Jahren Tierarzt und seit 20 Jahren (Mit-)Inhaber der KleintierKlinik Am Sonnenberg in Möhlin, Fragen stellen.

ihren Ansprüchen etwas zurücknehmen fach, manchmal nicht. Sicher auch eine müssen. Frage der Lebenserfahrung. Hat sich in den vergangenen Jahren auch Welches sind die schönsten Momente im die Gruppe der Tierhalter verändert? Beruf als Tierarzt? Markus Müller: Schwierig zu sagen, ob heute andere Personen und Charaktere Tiere halten als vor 20 oder 30 Jahren. Auf jeden Fall ist die Anzahl gestiegen.

Markus Müller: Ja, es gibt Grenzen. Dann geht es meist darum, dass diese Tiere keine vertretbare Lebensqualität mehr haben. Wir versuchen dann mit den Besitzern zu definieren, was dies für ihr Tier bedeutet und dass sie sich allenfalls mit

Zum Teil hat man heute den Eindruck, dass Tiere, vor allem auch kleine Hunde, als Welche die schwierigsten, betrüblichsten? «Accessoires» dienen. Markus Müller: Diese Momente sind Markus Müller: Es ist leider so, dass es meist mit Abschied oder aber auch thevor allem bei den Hunden, aber auch bei rapeutischem Misserfolg verbunden. den Katzen «Modeerscheinungen» gibt. Problematisch wird es meist erst dann, Wie steht es mit dem Nachwuchs an Vetewenn durch die vermehrte Zucht einer rinärmedizinern? bestimmten Rasse die Gesundheit des Markus Müller: Wer wie ich einen FachTieres beeinträchtigt wird oder wenn dietierarzt-Titel für Kleintiere oder wie mein se Mode in gewissen Kreisen zu nicht Geschäftspartner Daniel Zulauf für Chi­ tiergerechter Haltung führt. rurgie trägt, darf als Ausbildner fungieren. Fachtierärzte für Kleintiere FVH Ebenso scheint die Haltung von exotidurchlaufen eine dreijährige Nachdipschen Tieren vermehrt in Mode gekomlomausbildung. Ein Jahr erfolgt an der men zu sein? Universität und zwei Jahre bei autorisierMarkus Müller: Das hat in der Schweiz in ten Tierärztinnen oder Tierärzten. Dabei einem bescheidenen Masse zugenom- muss ein ganzer Anforderungskatalog men, weil für viele Exoten (wie zum Bei- abgearbeitet werden und die zweitägige spiel Grosspapageien) eine Halteberech- Prüfung führt dann zum Titel. Ziel ist es, einen Kleintierpraktiker auszubilden, der tigung gefordert wird. Vielmehr hat im Familienkreise die Hal- genügend Wissen und Können in allen tung von Kaninchen und Nagetieren zu- Fragen der Kleintierpraxis hat. Er entgenommen. Und wir sehen, dass das scheidet mit dem Kunden, wann die Bedürfnis, auch diesen Tieren eine medi- Fachspezialisten ans Werk müssen, er zinische Versorgung zukommen zu las- weiss die Resultate auch zu werten und sen, gestiegen ist. Doch der grosse Teil im Wissen um die Einstellung des Kunden unserer Klientel kommt zu etwa gleichen kann er diese mit ihm diskutieren. Teilen mit Katzen und Hunden. Sie ma- Soviel ich weiss, werden im Gegensatz zu chen etwa 95 Prozent aus. den Humanmedizinern in der Schweiz genug Tierärzte ausgebildet. Im Gegensatz Ganz generell, wie beurteilen Sie die zu früher sind es heute vor allem Frauen. Haustierhaltung? Erfolgt diese tiergerecht? Die Ausbildung, der Beruf als TiermediziniMarkus Müller: Ich beobachte in meiner sche Praxisassistentin scheint schon lange 30-jährigen Arbeit als Tierarzt auf jeden eine Mädchen- bzw. Frauendomäne zu sein? Fall eine grössere Bereitschaft, die artüblichen Bedürfnisse zu respektieren und dem Markus Müller: Ja, der Beruf der TiermeTier seinen Lebensraum zu geben. Ich dizinischen Praxisassistentin ist fast ausbetrachte es auch als einen Teil unserer schliesslich «weiblich». Die Nachfrage Arbeit, unsere Tierhalter besonders beim hat in den letzten Jahren etwas abgenomersten Besuch auf die speziellen Ansprü- men, ist aber immer noch gross. che ihres Tieres aufmerksam zu machen. Welchen Rat geben Sie einem jungen Hinter jedem Haustier steht ein Mensch. Menschen, der sich für diese Ausbildung Wie sehr muss ein Tierarzt nicht nur Vete- interessiert? rinärmediziner sondern auch «MenschenMarkus Müller: Ich empfehle, auf jeden versteher» sein? Fall zu schnuppern. Dieser Beruf ist Markus Müller: Das ist ein interessanter nichts für schulmüde oder stark introverAspekt unseres Berufes, der aber bei al- tierte Mädchen. len Berufen mit direktem Kundenkontakt im Vordergrund steht. Speziell bei uns ist die Situation, dass zusätzlich zum Kunden dessen Schützling im Zentrum steht, Aus Anlass des 20-Jahre-Jubiläden wir auch verstehen wollen. Wir müsums lädt die Kleintierklinik Am sen herausfinden, welche Beziehung der Sonnenberg in Möhlin am Besitzer zu seinem Tier hat und umgenächsten Samstag, 27. August, kehrt und dann die möglichen Lösungsvon 10 bis 15 Uhr zu einem Tag wege für das vorgestellte Problem aufzeider offenen Tür ein (siehe Insegen. Der Tierarzt muss auf jeden Fall rat in dieser Zeitung). Mensch und Tier mögen. Und Ziel ist es, www.kleintierklinikeine gelöste, vertrauensvolle Atmosphäam-sonnenberg.ch re zu kreieren. Manchmal ist dies ein-

tarnt waren. Wegen Widerhandlung gegen das Waffengesetz wurden die gefährlichen Gegenstände sichergestellt und die fehlbaren Besitzer angezeigt. Solche Fälle nehmen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu. Seit Anfang August haben Schweizer Grenzwächter in Basel bei verschiedenen Zollkontrollen an der Grenze

sieben gefährliche Tarnwaffen entdeckt. Dabei handelte es sich um herkömmliche Taschenlampen, welche mit einer Zusatzfunktion bestückt sind. Mit einem Knopfdruck können die Taschenlampen als Elektroschocker eingesetzt werden. Aufgrund des eingebauten Elektroschockers liegt bei den sichergestellten Taschenlampen eine Widerhandlung gegen das geltende Bundesgesetz über Waffen, Waffenzubehör und Munition vor. Die Elektroschocker wurden durch die Grenzwächter sichergestellt und die Besitzer mussten an Ort und Stelle ein Bussendepot von mehreren hundert Franken entrichten. Die Elektroschocker wurden anschliessend dem Waffenbüro der Kantonspolizei Basel-Stadt übergeben. Es erfolgten Anzeigen zuhanden der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt. Die gefährlichen Tarnwaffen lagen in vier Fällen griffbereit in der Nähe der Fahrertüre von Autos. Aber auch im Kofferraum, in einem Staufach oder unter dem Beifahrersitz stiessen die Grenzwächter auf

JÖRG WÄGLI Wie hat sich die Tiermedizin in den vergangenen Jahren verändert? Markus Müller: Allgemein kann man sagen, dass die Kleintiermedizin immer spezieller wird und sich laufend den gesellschaftlichen Veränderungen anpasst. Grundsätzlich lässt sich dies in zwei Themenkreise aufteilen: Einerseits die fachtechnische Entwicklung und anderseits die Beeinflussung des Berufsbildes durch Veränderungen in den Fragen der Lebenshaltung in Beruf und Freizeit. Technik und Forschung haben in den letzten Jahren einen massiven Schub in Sachen Diagnostik (Computertomogramm, Magnetresonanz, Gentests usw.) gebracht. Viele Diagnosen sind dadurch erst möglich (zum Beispiel Hirninfarkt) oder genauer geworden. Dies hat zur Entwicklung neuer Therapieformen geführt. Dann hat sich in den letzten Jahren auch das Verständnis für die Vorsorge geändert. Unsere Gesellschaft will sich «vorsehen», darum wird mehr investiert in das Vermeiden und Früherkennen von Krankheiten. Dies zeigt sich zum Beispiel bei der Parasitenvorbeuge, beim AltersCheck bei älteren Tieren, bei der periodischen Ultraschallkontrolle von Tieren mit Herzgeräuschen und vielem mehr. Und nicht zuletzt gab es in den letzten Jahren auch neue Medikamente, die für die Behandlung von verschiedenen Erkrankungen entscheidende Fortschritte gebracht haben. Auf der gesellschaftlichen Seite haben die Mobilität und die jederzeit und über-

Tierarzt Markus Müller mit einem seiner Patienten

all verfügbaren Informationen uns und unsere Kunden verändert. Multioption, gefördert durch die vielen Informationen, bedarf häufig vieler Erklärungen. Dr. Goo... gibt gute Informationen – schürt aber auch Ängste und verwirrt.

Dr. med. vet. FVH Markus Müller ist in Mumpf aufgewachsen und wohnt heute mit seiner Frau und den gemeinsamen drei Kindern in Hofstetten b. Brienz, wo er eigentlich Wochenendaufenthalter ist. Zur Fmilie gehören zudem ein Maultier, ein Kleinpferd und eine Katze. Ein Hund fehlt zurzeit, aber er ist «quasi in Planung». Markus Müller hat in Bern studiert und seine Wanderjahre haben ihn an die Tierärztl. Hochschule Hannover, an das Tierspi-

Foto: zVg

sensstand führt dann immer mehr zu neuen Fachgebieten und Spezialisten. Denken wir zum Beispiel an die Chirurgie, wo man bereits heute an grösseren Universitäten Spezialisten für Orthopädie (Knochen, Gelenke), Weichteilchirurgie oder Onkochirurgie (Tumoren) ausbildet.

Nähert sich die Tiermedizin also immer mehr der Human-Medizin an? Gibt es Ist die Bereitschaft, das «Tiermögliche» zu ebenfalls eine Verschiebung vom Genera- tun, gestiegen? listen hin zum Spezialisten? Markus Müller: Diese Bereitschaft ist Markus Müller: Das kann man auf jeden sicher auch gestiegen. Unsere Haustiere Fall bejahen. Vor allem in der Kleintier- sind Familienmitglieder, wir können medizin, wo es wie beim Menschen um rasch alle möglichen Aspekte dieser oder Lebewesen geht, zu denen wir eine star- jener Erkrankung ausfindig machen und ke emotionale Bindung haben, besteht auch die Tiermedizin wird immer mehr eine grosse Bereitschaft, Zeit und Geld medial vermarktet. Dies alles fördert die zu investieren. Der fortschreitende Wis- persönlichen Ansprüche.

Zur Person tal Zürich, in eine Gemischtpraxis in Meiringen und ins Management der Dr. E. Gräub geführt. Vor 20 Jahren ist er als Mitinhaber in die damalige Tierklinik Am Sonnenberg eingetreten. Die Nutztierpraxis wurde nach ein paar Jahren losgelöst und nach Umstrukturierungen entstand die heutige Kleintierklinik Am Sonnenberg, in der in den letzten zwei Jahrzehnten fünf Tierärzt­ innen und Tierärzte sowie 16 Tiermedizinische Praxisassistentinnen ausgebildet wurden.

Markus Müller: Eigentlich immer dann, wenn wir durch unsere Arbeit richtig Freude machen können und/oder wenn wir wirklich kritische Fälle dem Sensenmann entrissen haben.

Seit einigen Jahren können Krankenkassen für Haustiere abgeschlossen werden. Welche Veränderungen hat dies zur Folge? Markus Müller: Bis jetzt hat dies noch nicht zu nennenswerten Veränderungen im Kundenverhalten geführt. Zurzeit ist aber der Anteil versicherter Tiere noch klein. Gibt es für Sie Grenzen in der Tierbehandlung?

Tag der offenen Tür

Leserbrief Es braucht endlich eine Fachfrau in den Regierungsrat Am 23. Oktober sind die Wahlen in den Regierungsrat Welche Sorgen bewegen eigentlich die Gemeinden und Einwohner des Kantons Aargau. Eine der grossen Sorgen aus Sicht der Gemeinden ist die Asyl-, Migrations- und Ausländerpolitik. Die Gemeinden werden durch die kantonalen Behörden immer wieder vor vollendete Tatsachen gestellt, immer mehr Flüchtlinge aufzunehmen. Ebenfalls schnellen die Kosten für die Gemeinden und die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler immer mehr in die Höhe und die rechtliche Situation bei den vorläufig oder definitiv aufgenommenen Flüchtlingen wird immer undurchsichtiger. Mit der Juristin und Gerichtspräsidentin Franziska Roth stellt sich eine glaubwürdige Person als Regierungsrätin

zur Verfügung, die über das nötige Fachwissen und die entsprechende Durchsetzungskraft verfügt, die Probleme anzupacken und zusammen mit den Gemeinden zu lösen. Deshalb wähle ich am 23. Oktober mit Überzeugung Frau Franziska Roth in den Regierungsrat. Fredy Böni, Möhlin Gemeindeammann und Grossrat

Polizeimeldung Gefährliche Tarnwaffen an Grenze sichergestellt (gwk) Schweizer Grenzwächter haben in Basel innerhalb von drei Wochen bei verschiedenen Zollkontrollen Tarnwaffen in Fahrzeugen sichergestellt. Dabei handelte es sich um Elektroschocker, welche als handelsübliche Taschenlampen ge-

die Elektroschocker in Taschenlampenform. Die Aufgriffe erfolgten alle bei der Einreise in die Schweiz an Grenzübergängen zu Frankreich und Deutschland. Bei den Besitzern der Tarnwaffen, welche im laufenden Monat angehalten wurden, handelte es sich ausschliesslich um Männer, und zwar im Alter von 21 bis 49 Jahren. Die Aufschlüsselung nach der Nationalität der Besitzer ergab je einen Kosovaren, einen Ungarn, einen Belgier sowie zwei Franzosen und zwei Schweizer. Bei Zollkontrollen in der Nordwestschweiz haben Grenzwächter im vergangen Jahr 411 Fälle von Widerhandlungen gegen das Waffengesetz festgestellt. Dabei standen Stichwaffen und Schlagstöcke im Vordergrund. Ebenfalls wurden zehn Schusswaffen entdeckt. 2015 stellten die Schweizer Grenzwächter in der Nordwestschweiz rund 20 Elektroschocker, welche als Taschenlampen getarnt waren, fest. Bis August 2016 ist diese Zahl bereits deutlich übertroffen worden.


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