9
Bezirksanzeiger n 16 n 21. April 2011
fricktal
6,5-Millionen-Projekt Altersgerechte Wohnungen in Giebenach - Bürgergemeinde lud zum Spatenstich ein Altersgerechtes Wohnen gewinnt immer mehr an Bedeutung. Auch die Bürgergemeinde Giebenach realisiert mit dem Bau von 12 Alterswohnungen ein grosses Vorhaben, das mit dem Spatenstich des 6,5-Millionen-Projektes nun in die Umsetzungsphase geht. Erwin Schneider, Präsident des Bürgerrats, konnte zahlreiche Interessierte, darunter Gemeindevertreter, Architekten, Mitglieder der Baukommission und Anwohner zu diesem «bedeutungsvollen Moment» mit anschliessendem Apéro begrüssen.
Entstehen werden fünf Zweieinhalb-, fünf Dreieinhalb- und zwei ViereinhalbZimmerwohnungen mit grosszügigem Wohn- und Essbereich und Gemeinschaftsräumen. Das Wohnhaus wird in Minergie-Bauweise erstellt, als Heizanlage ist eine Pelletheizung vorgesehen. Eine Regenwassernutzung für die Gartenbewässerung und Waschmaschinen runden neben den geplanten Sonnenkollektoren das ökologische Konzept ab. Die Gemeinde Giebenach beabsichtigt, die angrenzenden Flächen zu einem Spielplatz und einer Begegnungszone umzugestalten, was auch ein Renaturierungskonzept der Uferzone des Violenbachs vorsieht.
MARIANNE VETTER Noch bis vor wenigen Jahrzehnten war das Hauptgeschäft der Bürgergemeinde die Bewirtschaftung des Waldes – mittlerweile ist sie aktiv an der Entwicklung des Dorfes beteiligt. Für die Giebenacher Bevölkerung bedeute dieses Bauvorhaben ein «grosser Schritt» - für die Bürgergemeinde sei es ein «Riesenschritt», so die Verantwortlichen. Seit letzten Donnerstag halte man die Baubewilligung in Händen, freute sich Christian Venturini, Bürgerrat und Präsident der Bau- und Planungskommission. Vor etwa zwei Jahren sei man voller Enthusiasmus an die Arbeit gegangen, habe jedoch feststellen müssen, dass man sich auf einen teilweise beschwerlichen Weg gemacht hatte – das Planverfahren mit den kantonalen Behörden gestaltete sich sehr mühsam, da die Parzelle am Rande der Kernzone liegt und somit besonderen Vorgaben unterliege. Mit der Einwohnergemeinde selbst und auch den unmittelbar angrenzenden Nachbarn konnten dagegen von Beginn an unkomplizierte Lösungen für eine optimale Nutzung gefunden werden, erklärte Erwin Schneider, der seinen Dank für die gute Zusammenarbeit aussprach. Noch immer nicht nachvollziehbar ist jedoch, dass ein grosses Dach nicht mit
Erbschaft «vo de Hühnerliesel» Die Erbschaft, die mit einem kleinen Teil (5%) zum Gesamtprojekt beiträgt, stammt «vo de Hühnerliesel», die am Marksteinweg ein altes Bauernhaus bewirtschaftete. Vor 38 Jahren bedachte sie die Bürgergemeinde in ihrem Testament. Um ihren Wunsch zumindest teilEin bedeutungsvoller Moment: Die ersten Spatenstiche auf dem Gelände am Marksteinweg Foto: Marianne Vetter weise nachzukommen, hatte sich die Bürgergemeinde mit Betten an auswärtigen Altersheimen beteiligt. Heute wird Sonnenkollektoren für die Warmwasser- wie man ein aus einer Erbschaft stam- sen positiven Bescheid bekamen», so dem Wunsch der Verstorbenen in einer aufbereitung bestückt werden darf, zu- mendes Kapital zweckgemäss für ältere die Architekten, die ihr Projekt «Fario», von ihr wohl kaum erahnten Weise entsprochen. mal es mit der Südseite nicht unmittel- Leute einsetzen könne, informierte Er- sprich Bachforelle, tauften. bar einsehbar und der Strasse abge- win Schneider. Anfang 2008 wurde eine wandt liegt. Dies steht im Widerspruch Kommission gewählt, welche die Mögzu den Förderungsangeboten von Ge- lichkeiten und die Risiken beim Bau von meinde und Kanton, die Solaranlagen altersgerechten Wohnungen ausarbeizur Heizungsunterstützung bezuschus- ten sollte, unter Berücksichtigung der demografischen Entwicklung und den sen. «Mit baulichen Massnahmen wollen wir Bedürfnissen der älteren Menschen. dazu beitragen, den besonderen Anfor- Noch im gleichen Jahr wurde eine Bauderungen älterer Menschen an den kommission ins Leben gerufen. Im RahWohnraum und das Wohnumfeld ge- men eines Studienauftrags, an dem sich recht zu werden», so André Thommen, vier namhafte Architekturbüros beteiligMitglied der Bau- und Planungskommis- ten, vergab die Bürgergemeinde den sion. Am Marksteinweg habe man ein Auftrag einstimmig an die Ateliergepassendes Gelände gefunden - zentral meinschaft Hanspeter Müller & Roland Naegelin, Basel. «Wir waren überrascht und idyllisch am Violenbach gelegen. Schon seit Jahren sei diskutiert worden, als wir bereits 9 Tage nach Abgabe die- Die geplante Altersresidenz: Ansicht Nordseite (zVg)
Parteien
Familienergänzende Kinderbetreuung Ein einheitliches Finanzierungsmodell für das Fricktal (eing.) Die Gruppe «Frau und Politik im Fricktal» hat an ihrem Treffen in Rheinfelden die familienergänzende Kinderbetreuung diskutiert. Dabei wurde der Fachmann Sergio Tassinari eingeladen, um die Familienpolitik aus der Entwicklungsgeschichte in die Zukunft zu beleuchten. Von der Kinderaufbewahrungsstätte, wo Frauen die ihnen anvertrauten Kinder im Kollektiv hüteten, bis zur pädagogischen Kindertagesstätte hat sich vieles zum Guten verändert. Der Stellenwert der familienergänzenden Kinderbetreuung ist gestiegen, weil diese als Förderung der Standortqualität einer Gemeinde für die Attraktivität der jungen Familien verstanden wird. Als wirtschaftliches Thema betrachtet, hilft die familienergänzende Betreuung, Frauen und Männern nach der Geburt ihres Kindes die Erwerbsfähigkeit zu erhalten, Steuereinnahmen werden generiert und die Armut wird durch die Möglichkeit der Berufstätigkeit bekämpft. Ein familienergänzendes, bedarfsgerechtes Betreuungsangebot besteht aus Kinderkrippen für vorschulpflichtige und Tagesstrukturen für schulpflichtige Kinder sowie Tagesfamilienbetreuung für beide Altersgruppen. Zurzeit gibt es in den Gemeinden des Fricktals ganz unterschiedliche Angebote für die Kinderbetreuung, in vielen Dörfern finden die Eltern keine öffentlichen Angebote. Der Kanton Aargau will nun die Gemeinden verpflichten, ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot bereitzustellen. Die Eltern sollen sich mit einkommensabhängigen Tarifen an den Kosten beteiligen, und die Gemeinden und der Kanton werden finanziell auch in die Pflicht ge-
Sergio Tassinari informiert die Politikerinnen umfassend über mögliche Finanzierungsmodelle Foto: zVg
nommen. Die Gruppe Frauen und Politik unterstützt den Vorschlag des Regierungsrates und regt an, dass der Aufbau und die Weiterentwicklung eines bedarfsgerechten Betreuungsangebotes in den Gemeinden mit einheitlichen Instrumenten weiter verfolgt werden. Das Angebot soll gezielt und nach Bedarf ausgebaut und koordiniert werden, um die bestehenden und neuen Trägerschaften zu stärken. Das Fricktal braucht starke Eltern mit ihren Kindern, die Familie und Beruf gut miteinander vereinbaren können. Die Gruppe Frauen und Politik unterstützt die dazu nötigen Angebote, ist aber für die Wahlfreiheit der Familien, wie sie es tun möchten.
_________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
FDP Rheinfelden diskutiert den Steuerfuss der Stadt Die erneut positive Rechnung 2010 weckt Erwartungen (cvb) Die finanzielle Situation der Stadt Rheinfelden ist erfreulich. Es stellt sich deshalb die Frage, ob der Steuerfuss in der Zukunft nicht angepasst werden sollte. Dies kann jedoch nur verantwortungsbewusst entschieden werden, wenn die künftigen Einflussfaktoren bekannt sind. Die Rechnung 2010 der Stadt Rheinfelden präsentiert sich gemäss der kürzlich erfolgten Publikation durch den Stadtrat erneut sehr positiv. Zum wiederholten Mal wurde das Budget deutlich übertroffen und es konnte zusätzliches Eigenkapital gebildet werden. Wie an der letzten Einwohnergemeindeversammlung angekündigt, stellt die FDP nun den aktuellen Steuerfuss von 105 Prozent zur Diskussion. Dabei sind nicht nur die Zahlen aus der Vergangenheit zu betrachten, sondern auch die kommenden Aufgaben und Einflussfaktoren mit zu berücksichtigen. Neben dem erwarteten Bevölkerungswachstum beeinflussen künftig beispielsweise die Pflegefinanzierung oder die geplante Steuergesetzrevision des Kantons Aargau die künftigen Rechnungen der Gemeinden erheblich. Nur wer diese Einflussfaktoren berücksichtigt, kann verantwortungsvoll handeln! Die FDP wird den Steuerfuss an einer öffentlichen Parteiversammlung am 27. April im Restaurant Zähringer in Rheinfelden diskutieren. Sie lädt deshalb alle interessierten Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt ein, sich an dieser Diskussion zu beteiligen. Die Versammlung beginnt um 19.30 Uhr. Weitere Informationen sind erhältlich auf
FDP Möhlin besucht Entsorgungsfirma
(fa) Vergangenen Samstag fand sich eine stattliche Zahl von Interessierten bei der Entsorgungsfirma «SuperDrecksKescht» ein. Wie in den vergangenen Jahren organisierte die FDP Möhlin auch in diesem Frühling eine Betriebsbesichtigung eines Unternehmens in Möhlin oder der angrenzenden Gemeinden. In den Begrüssungsworten tönte Ortsparteipräsident Markus Böhringer an, dass die Schweiz zwar ein an Bodenschätzen armes Land sei, dass die Schweiz aber durchaus Rohstoffe besitze. Es sei vielen Bürgern gar nicht bewusst, dass ihre Abfälle wieder verwendet werden können und dass daraus Wertprodukte hergestellt werden können. Diese Einführung nahm der Betriebsleiter René Bürgin auf. Er erläuterte das Konzept der luxemburgischen Firma «SuperDrecksKescht» (übersetzt: Super Abfalleimer). In Luxemburg ist die Firma «SuperDrecksKescht» Partner des Staates und übernimmt die Entsorgung und vor allem die Wiederverwertung von Rohstoffen aus den Abfällen aus Haushalt und Industrie. Die Firma betreibt dazu dezentrale Entsorgungsstellen, die modular aufgebaut sind. Von dort werden volle Sammelbehälter auf ein Sammelfahrzeug geladen und gegen entsprechende leere Behälter ausgetauscht. Diese getrennt gesammelten Abfallstoffe werwww.fdp-stadt-rheinfelden.ch den zentral gereinigt und an spezialisier-
te Firmen weitergeleitet, die daraus wieder verschiedenste Produkte herstellen. Diese Erfolgsgeschichte aus Luxemburg zeigt, dass Entsorgung nicht einfach Beseitigung von Unrat, sondern auch Erzeugung von Rohstoffen sein kann. René Bürgin’s Vision ist es, so ein integrales Entsorgunssystem auch in der Schweiz aufzubauen. In der Schweiz ist die Mülltrennung in verschiedenen Bereichen schon sehr gut ausgebaut (Glas-, Alu-, Blech-, Papier- und Kartonsammlung) aber es könnte noch mehr erreicht werden. In der anschliessenden Betriebsbesichtigung erfuhren die Anwesenden, was alles bei der Firma «SuperDrecksKescht» in Möhlin/Rheinfelden entsorgt wird, von Leuchtstoffröhren über Elektronik-, Computerschrott (in Zusammenarbeit mit der Storchenstrasse), Kühlschränken. Kühlschrankentsorgung war früher das Hauptgebiet der Vorgängerfirma Fonda. Heutzutage macht nur noch alle paar Wochen eine grosse, mobile Kühlschrankverschrottungsanlage auf ihrer Europatour Halt in Möhlin. Dabei werden dann gleich über 1500 Kühlschränke auf einmal im Sieben-Tage-24-Stundenbetrieb in deren Einzelteile zerlegt. Dabei können über 95 Prozent aller Stoffe der Kühlschränke wiederverwendet werden. Der interessante Einblick in die Entorgungsfirma «Super DrecksKescht» wurde mit einem Umtrunk bei angeregten Diskussionen weitergeführt. Bild: René Bürgin erklärt das Recycling von Leuchtstoffröhren (Foto: zVg)