Wie Daten die Gesundheitsversorgung verbessern können
8. Fazit und Handlungsempfehlung Real World Data können die Gesundheitsversorgung von Prävention bis Nachsorge verbessern. In der Forschung leisten sie einen Beitrag zur Entwicklung neuer Arzneimittel und Medizinprodukte. Im Papier skizzierte Anwendungsbeispiele für Real World Data sind ihr Einsatz als Kontrollarm in klinischen Studien, Strahlentherapien und epidemiologischen Fragestellungen. Aufgrund der Diversität der Datenquellen ist auch in vielen weiteren Bereichen ein Nutzen denkbar. Der Nutzen von Real World Data ist vielfältig: Gesundheitsdaten, die in der klinischen Routine bzw. im Alltag erhoben werden oder wurden, unterstützen Bürger und Patienten, Entscheidungen selbstbestimmt und mündig zu treffen. Die freiwillige Bereitstellung von Real World Data kann durch bessere und individuellere Therapien eine lebensrettende und lebensverbessernde Maßnahme sein. Die Daten ermöglichen eine Entscheidung für den bestmöglichen Therapieansatz. Sie sind darüber hinaus Grundlage für Mustererkennungen, die Hinweise auf Krankheitsentstehungsmechanismen und damit Ansätze für Entwicklung neuer Therapieoptionen liefern. Real World Data ermöglichen die Ermittlung von Wahrscheinlichkeiten für Krankheitsverläufe für bestimmte Gruppen und ein höheres Tempo in der Beantwortung von therapieentscheidenden Fragen. Die einzelnen Anwendungsfelder von Real World Data gilt es in weiteren Papieren – beispielsweise im Vergleich bzw. als Ergänzung zu klinischen Studien – weiter zu untersuchen. Zentrale Aufgabe für die Akteure des Gesundheitswesens und der Politik ist es nun, die entsprechenden Governance-Strukturen – d. h. Institutionen, Regelungen und Prozesse – aufzubauen und weiterzuentwickeln, damit sich der Nutzen von Real World Data tatsächlich realisieren lässt. Bereits geplante Strukturen, wie das Forschungsdatenzentrum nach dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG), bieten eine gute Ausgangsbasis, müssen aber angepasst werden. Andere Staaten, wie die oben genannten Beispiele Dänemark oder Finnland, machen vor, wie eine Struktur für eine stärkere Datennutzung auch hierzulande gelingen könnte. Mit der Einrichtung des Forschungsdatenzentrums hat die Bundesregierung ein Zeichen gesetzt, dass Gesundheitsdaten einen wichtigen Beitrag für die Verhinderung und Behandlung von Krankheiten leisten können. Jetzt müssen diese Strukturen auch für ein breites Spektrum an Daten ausgebaut werden. Dafür bedarf es eines bundeseinheitlichen Rechtsrahmens für die Nutzung von Gesundheitsdaten zu wissenschaftlichen Zwecken – auch für die privatwirtschaftliche Forschung, die ein wesentlicher Treiber für Innovationen im Gesundheitswesen ist und diese zur Anwendungsreife bringt. Schließlich ist es auch die Aufgabe der Bundesregierung, die Möglichkeit der Datennutzung für die industrielle Gesundheitswirtschaft – einem maßgeblichen Treiber der digitalen Entwicklung im Gesundheitswesen – unter den genannten Voraussetzungen zu regeln und auf europäischer Ebene die Etablierung eines European Health Data Space weiter voranzutreiben. Zusammenfassend leitet die industrielle Gesundheitswirtschaft auf dem vorangehenden Papier eine zentrale Handlungsempfehlung ab: Die Bundesregierung muss einen bundeseinheitlichen Rechtsrahmen für die Nutzung von Gesundheitsdaten zu wissenschaftlichen Zwecken schaffen – mit Zugang der privaten Forschung zu anonymisierten oder pseudonymisierten Gesundheits- und Behandlungsdaten, um die Potenziale der Digitalisierung für den medizinischen Fortschritt zu nutzen. Entscheidend ist die Entwicklung von dezentralen Datenbanken und Strukturen für die Nutzung von Real World Data unter der Berücksichtigung von europäischen Standards.
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