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AUF EIN WORT MIT ... FRITZ SCHLUP Die Grenchner Stadt-Anzeiger Serie

Fritz Schlup der Figaro: einer wie keiner JOSEPH WEIBEL

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sind gefühlte 32 Jahre her, als ich, ein Frischling in Grenchen, nach einem neuen Coiffeur suchte. Die Empfehlung war klar: «Geh zu Schlupi», der ist immer für eine Schnurre gut!» Welcher Coiffeur ist das nicht. Aber Fritz Schlup, gebürtiger Grenchner, ehemaliger Boxer, MeisterFigaros schlechthin ist anders. Zudem stets gut gelaunt und immer für einen Spruch gut. «Schlupi» ist mittlerweile 68 Jahre alt, eigentlich pensioniert. Noch bis vor einigen Jahren schmückte sein Haupt eine Frise wie sie heute noch Thomas Gottschalk trägt. Die Haare bei Fritz Schlup sind lichter geworden. Nun trägt er halt ab und zu ein elegantes Dachkäppi. Wer ihn wegen seines Haarwuchs auf die Schippe, den lacht er an und sogleich aus. Im besten Fall teilt ihm seinen Allerweltsspruch aus: «Du bisch e schuurige Siech!»

Kein Fall für die Pension Natürlich will «Fritz the Cat», wie man ihn auch gerne nennt, nicht bei jenen Senioren sein, die um 7.50 Uhr vor der Migros oder dem Coop stehen; über ihre Gebresten plaudern und warten bis endlich die Türe sich öffnet. Und er sieht sich auch nicht am Nachmittag am Seniorentisch beim Jassen. Nein. Einfach so tritt er nicht ab von der grossen Coiffeurbühne. Sein Geschäft geht am 1. Januar offiziell an seine Geschäftspartnerin Kerstin Schlup über. Er wird aber weiterhin seine persönlichen Kunden frisieren und weiterhin die Lernenden betreuen. Das ist ihm wichtig. Dafür hat er im kantonalen Coiffeurverband – heute: Coiffure Suisse Solothurn – immer gekämpft. «Ohne Nachwuchs verliert unser Beruf an Bedeutung», ist sein Credo. Seine Auftritte an internationalen Frisier- und Modeschauen sind legendär. Er mag sie. So wie ihn das Publikum auch gerne hat. Wen wundert’s?

Einer wie Thomas Gottschalk Nächstes Jahr frisiert er an einer internationalen Modeschau in Japan und wird auch auf internationaler Ebene andere Figaros jurieren. Wer Fritz Schlup verbal folgen will, muss aufmerksam sein. Er zappt von einem Thema zu andern. Wenn er beim Frisieren ist noch viel mehr. Sprechen wir über Fussball, so schwenkt er vielleicht ab zu irgendeinem Fernsehmoderator, oder wir landen beim EHC Biel. Darum fragt er, wie der Blitz aus heiterem Himmel einschlägt, «ist es wahr: Ich bin gleich alt wie dieser Gottschalk?» Und da sagt mir doch dieser Mann, der selber wie aus der Pistole geschossen um die Wette spricht, dass dieser Gottschalk ja ein wirklich gutes Mundwerk habe. Fürwahr. Fritz würde an sei-

ner Seite verlieren – weil die Deutschen einfach schneller parlieren können.

Über 50 Lernende ausgebildet Fritz Schlup kann auch ernst sein und sich über dies und das ärgern. Nicht zum Lachen zumute war es ihm damals, als ihn eine hartnäckige Krankheit am Fuss plagte, die immer wieder aufflammte und mehrere Operationen erforderte. In dieser Zeit fiel ihm der Alltag schwerer, die Arbeit im Stehen forderte ihn doppelt. Aber Fritz setzte sein freundliches Gesicht auf – auch dann, wenn selbst dieses Freundlich sein enorm viel Substanz verbrauchte. Solche Details und Eigenheiten machen ihn speziell. 1975 war es, als er nach der Meisterprüfung mit zwei Lernenden und einer Coiffeuse an der Bielstrasse sein erstes Geschäft eröffnete. Seither sind 43 Jahre vergangen und es dürften weit über 50 Lernende sein, die durch sein Geschäft liefen und das Handwerk erlernt haben. Sein Salon heisst nicht Fritz, auch nicht Schlup, sondern «Création Marc». Marc ist sein zweiter Vorname.

> STECKBRIEF Name/Vorname: Fritz Schlup Wohnort: 2540 Grenchen Geburtsdatum: 3. April 1950 Beruf/Funktion: Coiffeurmeister, selbständig

> FÜNF FRAGEN Meine Lieblingsdestination: Schwerin (Mecklenburg Vorpommern). Lieblingsspeise: Lasagne. Aufsteller der Woche: Kontakt zu meinen Kunden. Auf was kann ich nicht verzichten: Grenchen. Ich würde nie: ... wieder Fallschirm springen!

ehe der zu einer Antwort ansetzen kann, sagt Fritz: «Du nimmsch sicher es Bier!». Eine Frage hätten wir noch, Herr Figaro. Wie war das mit dem Cupspiel des FC Wacker Grenchen gegen den FC Alle? Fritz lacht und ballt die Faust. Richtig. Im «Blick» stand es in grossen Lettern. «Da wäre noch der Grenchner Figaro Fritz Schlup. Der Coiffeur-Weltmeister war, bevor er zum Föhn griff, Boxer.» Der Föhn-Boxer sei zum Retter von einem gewissen Souleymane Ly geworden, der von einem gewissen Gegenspieler Carpent bis zur Garderobe verfolgt worden sei – wo Fritz Schlup gewartet habe. Einen Moment hält Fritz Schlup inne, als wolle er in seinem Gehirn-Archiv rasch nachprüfen ob das alles stimmt, was da der Journalist sagt. Er schmunzelt erneut und sagt: «Ja, das war ein Ding». Passiert war nix. Aber für eine Geschichte ist Fritz eben immer gut. Und so wird es ab Neujahr ein bisschen stiller um den umtriebigen Figaro aus Grenchen. Aber nur ein bisschen. Er bleibt Experte im Verband. Und er wird weiter jurieren. Und er greift auch nach Silvester weiter zu Schere und Kamm. Nächstes Jahr kommt dann auch noch der TV-Sender RTL und dreht mit Nachwuchsleuten aus der Branche eine Sendung. Wetten, dass auch Fritz hier eine nicht ganz unwichtige Rolle spielen wird!

«Da machen wir etwas Schönes» In seinem Geschäft, seit 18 Jahren nur mehr an der Bahnhofstrasse, hängen Bilder von Fussball-, Eishockeyspielern oder auch von Schwingern. «Bei mir geht auch die Prominenz ein und aus. Schau dich an!» sagt er und lacht verschmitzt. Wenn Stammkunden sein Geschäft betreten, so werden sie selten mit ihrem richtigen Namen begrüsst. Er hat für Jede oder Jeden einen Übernamen parat. Dann schaut er sich kurz das Haar der betreffenden Kundin oder des Kunden an und sagt: «Da machen wir etwas Schönes!» In Spitzenzeiten beschäftigte er in seinen beiden Geschäften in Grenchen und Studen (BE) bis zu 14 Mitarbeitende. Die Zahl an Betrieben nimmt – im Gegensatz zu anderen Branchen – eher zu. Schuld daran sind auch die «wilden Coiffeurbetriebe», die zu Dumpingpreisen den Markt destabilisieren.

Der «Föhn-Boxer» Themawechsel wie so oft bei Fritz Schlup. Da genügt es schon, wenn ein neuer Kunde ins Geschäft tritt. Er wird begrüsst und sogleich gefragt, was er trinken möchte. Noch

iv)

Fritz Schlu

(Bild: Arch mpffieber. a k tt e W ent und im p im Elem


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