LAUFENTAL FORTSETZUNG TITELSEITE
Das grosse Ächzen beim Einsteigen Immerhin haben die Kantone die Zeit genutzt, um sich Gedanken über die Umsetzung des Gesetzes für die Gleichstellung der Behinderten und für technische Massnahmen zu machen. «Der Kanton Baselland hat getüftelt, bis er die Haltekanten optimal ausgestalten konnte, und der Kanton Solothurn profitiert davon», sagt Döbeli. Damit die Postautos möglichst nahe an der Kante halten können, werden die neuen Haltekanten je nach Höhe mit ein oder zwei Längskehlen ausgestaltet. Dank dieser Kehlen kann das Postauto besonders bei Haltebuchten die Haltekante besser überstreichen und so näher einschwenken. Auch die Türen lassen sich dank der Kehlen öffnen, ohne dass sie an der Haltekante anstossen.
Reden hilft
Zudem hat auch die Postauto AG aufgerüstet. Im Schwarzbubenland und im Laufental sind alle Postautos (ausser die Kleinbusse) mit der Kneeling-Technik ausgerüstet. Diese erlaubt es, die Gefährte abzusenken, um das Einsteigen zu erleichtern, erklärt die Mediensprecherin Katharina Merkle. «Grundsätzlich senkt sich das Postauto in dieser Region bei jedem Halt.» Ausser das Postauto müsse Zeit sparen, weil es Verspätung hat, so Merkle. «Dann haben sie aber oft Verspätung!», sagen gleich mehrere ältere Passagiere, mit denen das «Wochenblatt» redet. «Wir sind froh, wenn sich Kundinnen und Kunden, die das Absenken vermissen, beim Fahrer oder beim Kundendienst melden», betont Merkle. Ebenso können sich alle beim Chauffeur melden, wenn sie die Rampe benutzen möchten. Der Gebrauch ist nicht auf Rollstuhlfahrende beschränkt. Die Rampe kann überall verwendet werden, wo es einen festen Boden hat.
Donnerstag, 2. September 2021 Nr. 35
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Z WINGEN
Auen machen die Birs einzigartig Zwanzig naturbegeisterte Menschen absolvierten einen Rundgang durch die Auengebiete von Zwingen. Hochwasserschutz und geeignete Ausgleichsmassnahmen geben der Birs ein anderes Gesicht und werten sie ökologisch auf. Jürg Jeanloz Der Birskenner und ehemalige Fischereipräsident Urs Campana bringt es gleich zu Beginn des Rundgangs auf den Punkt: «Unsere Auenlandschaften, Regenwälder der Schweiz, sind mächtig unter Druck.» Es gelte Sorge zu ihnen zu tragen und die Artenvielfalt zu schützen. Ab Bahnhof Zwingen startet die Gruppe entlang der Lüssel Richtung Etzmatt. Ein erster Hingucker verkündet Franziska Borer mit dem Hinweis, dass unter der Eisenbahnbrücke Wasseramseln genistet haben. Umso enttäuschender ist die Etzmatt, wo das einjährige Berufkraut, die Kanadische Goldrute und der Sommerflieder, alles invasive Pflanzen, das Ödland in Besitz genommen haben. Bei der Einmündung der Lüssel in die Birs kommt Campana richtig in Fahrt. Wir überqueren den Restwasserkanal der Birs, der 1500 Liter Wasser pro Sekunde führt und Fische wie die Äsche, Barbe oder Strömer beherbergt. Weiter wandern wir zum Kanal, wo das Kraftwerk Obermatt neu gebaut und auf Drängen der Fischer auch
Zeigt auf den Biberbau in der Steinrieselmatte: Wanderleiter und Birsexperte Urs Campana.
eine Fischtreppe eingebaut wurde. «Endlich ist auch Zwingen lachsgängig», hören wir Campana sagen. Das geplante zweite Kleinwasserkraftwerk Grossmatt sei nach vielen Einsprachen und Gerichtsentscheiden gebodigt. Das Hochwasser im August 2007 hat in Zwingen grossen Sachschaden angerichtet, weshalb zwei Entlastungskanäle zwischen Kraftwerkkanal und Birs geöffnet wurden.
Entlang der Birs
Wir gehen um das Schloss herum und erfahren, dass in den Schiessscharten Turmfalken nisten. Allerdings machen die Gänsesäger (Entenvogel) den Falken die Höhlen streitig. Entlang der Hauptstrasse beobachten wir den Wasserfall,
wo aber das Hochsteigen der Fische kein Problem ist. Beim Golfplatz angelangt empfiehlt Campana, die mächtigen Bäume an der Birs zu bewundern. «Jeder Baum ist ein riesiges Biotop mit vielen Kleinlebewesen», schwärmt er.
Steinrieselmatte
Endlich sind wir in der Steinrieselmatte angelangt. Ein lauschiger Ort, wo die Birs beidseitig mit Bäumen und Büschen bewachsen ist. Kleine Inselchen und Uferverbauungen machen den Fluss zu einem einzigartigen Biotop. Auen müssen immer wieder überschwemmt werden, damit seltene Pflanzen und Tiere dort ihre Lebensgrundlage finden. Eine Biberfamilie hat sich an diesem Ort ebenfalls
FOTO: JÜRG JEANLOZ
niedergelassen. In der Dämmerung und in der Nacht fällen die Nager junge Weiden, um ihr Heim herzurichten und zu sichern. Als Vegetarier fressen sie Weidenrinde, Knospen, Blätter, Löwenzahn, Brennnesseln und andere Pflanzen. «Auengebiete sind nie abgeschlossen und wir versuchen durch natürliche Massnahmen, sie zu erweitern und zu schützen», sagt Campana. Nebenbei bemerkt er, dass er soeben den kurzen scharfen Pfiff eines Eisvogels gehört habe. Gerne hätten wir den farbenfrohen Vogel auch gesehen. Die vom WWF Solothurn und WWF Region Basel organisierte Wanderung wurde schliesslich mit einem gemütlichen Hock in der Fischerhütte Schälloch der Fipal abgeschlossen.
L AUFEN
LIESBERG
Auf den Spuren verborgener Schätze «Kunst muss beglücken»
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Freitag, 17. September 2021, 20.00 Uhr Grien: Tribüne FC Breitenbach
Multivisions-Show Christian Rottenegger «EXPEDITION IMPOSSIBLE» «Mit dem Rad zu dem 8000er» Der Abenteurer, Höhenbergsteiger und Fotograf erzählt uns spannende Geschichten über seine Reise bis zum Shishapangma (8013 m.ü.M.) in Tibet. Eintritt: Freiwilliger Beitrag
Ausführliche Informationen www.kfl.ch AUSSTELLUNG
27. August–12. September
Martin Staub GE-SCHICHTEN
Die Europäischen Tage des Denkmals werden in Liesberg und in vielen anderen Gemeinden der Schweiz durchgeführt. Das Angebot umfasst 400 Veranstaltungen. In Liesberg können neun Veranstaltungen besucht werden, darunter Kalkbrennen nach alter Tradition im Steinbruch Thomann. Jürg Jeanloz Unsere Vergangenheit ist reich an Kulturgütern und handwerklichen Traditionen, weshalb die Europäischen Tage des Denkmals die Menschen dafür sensibilisieren sollen. In unserer Region steht in diesem Jahr Liesberg im Fokus. Das Dorf besitzt mit seinen 1100 Einwohnern ein Museum, in welchem kostbare sakrale Skulpturen (12. Jh.), Uniformen, Geräte, Schriften, usw. gezeigt werden. Einzigartig ist auch die Fossiliensammlung. Eine komplette Schusterwerkstatt, Werkzeuge, Ziegel, Schmuckgegenstände und Münzen ergänzen die Sammlung. Über die Baukultur, die Birsbrücken und das ehemalige Zementwerk können Interessierte ebenfalls Veranstaltungen besuchen. Ein besonderes Augenmerk wird der Dorfkirche und der Kapelle St. Niklaus von Flüe mit ausgewiesenen Referentinnen und Referenten gewidmet. Die Liesberger Schulkinder haben das Schulhaus, die vielen Brunnen und ausgewählte Bauobjekte gezeichnet und werden sie
den Gästen in einer Ausstellung präsentieren. Im Film «Handwerk, sprich!» werden alte Handwerke thematisiert.
Kalkbrennen wie zur Römerzeit
Bereits 2012 haben initiative Steinhauer und Steinmetze einen Kalkofen im Steinbruch der Gebrüder Thomann erstellt, um nach uralter Manier Kalk zu brennen. Die Steinbildhauer Michele Cordasco und Emmanuel Weber sind wieder im Steinbruch tätig und arbeiten mit einigen Freiwilligen an einem verbesserten Kalkofen. Wie das Bild zeigt, ist in der Mitte die Brennkammer und darunter ein Luftschacht. Darauf werden die Kalksteine geschichtet, wobei Kamine für die Luftzufuhr sorgen. Rund um die Uhr wird der Ofen mit Tannen- und Buchenholz alimentiert, um 950°C zu erreichen. Die Steine werden entsäuert, verlieren 15 Prozent des Volumens und 50 Prozent des Gewichts. Nach einer Woche sind die Kalksteine weiss und porös. Sie werden mit Wasser übergossen, worauf sie zu dampfen beginnen. Zuletzt bleibt eine sumpfige Masse, die mit Sand angereichert zu einem haltbaren Mörtel wird. Sumpfkalk ist anspruchsvoll zu verarbeiten, dafür lange haltbar. «Früher stand praktisch in jedem Dorf ein solcher Ofen, um Bindemittel für den Häuserbau zu haben», sagt Cordasco. Unter www.hereinspaziert.ch: Programm der Gemeinden der Europäischen Tage des Denkmals am 11. und 12. September. Liesberg: Offizielle Eröffnung am Samstag, 11. September um 12.30 Uhr im Seemättli. Anmeldung unter denkmalpflege@bl.ch
Öffnungszeiten: Freitag, 17.00–21.00 Uhr Sonntag, 11.00–16.00 Uhr. KINO
Donnerstag, 9. September, 20.30 Uhr
C’era una volta l’albero Regie: René Worni. Der Regisseur, der einige Jahre im Laufental gelebt hat, ist bei der Vorführung anwesend. Dokumentarfilm, Schweiz 2020, 87 Min.
Alts Schlachthuus Seidenweg 55, 4242 Laufen
Aufbau des Kalkmeilers: Kalkbrennen im Steinbruch Gebr. Thomann Liesberg. FOTO: JÜRG JEANLOZ
Regelmässiger Gast in der Galerie Alts Schlachthuus: Martin Staub, selbst in der Galeriegruppe aktiv, stellt seine Bilder zum dritten Mal im Haus aus. FOTO: MELANIE BRÊCHET
Wie so mancher Anlass hätte auch die Ausstellung «GeSchichten» von Martin Staub bereits im vergangenen Jahr stattfinden sollen. Letzten Freitag konnte in der Galerie Alts Schlachthuus in Laufen nun endlich die Vernissage stattfinden. Melanie Brêchet Viele der ursprünglich vorgesehenen Ausstellungsstücke hat Martin Staub im Lauf des letzten Jahres bereits verkauft. Das vergangene Jahr nutzte der Kleinlützler darum dafür, ein gutes Dutzend neuer Fotobilder zu schaffen. Rund 40 Werke können nun in Laufen im Alts Schlachthuus bestaunt werden. Der Kulturhunger der Bevölkerung war deutlich spürbar — eine Vielzahl an Gästen besuchte die Vernissage am vergangenen Freitag. Die Galerie platzte aus allen Nähten, ein Teil der Besucherinnen und Besucher musste mit einem Platz im Vorraum der Ausstellung vorliebnehmen.
Mehrschichtig auf Plexiglas
Martin Staub verleiht seinen Fotografien zusätzlich Leben, indem sie mehrschichtig gedruckt werden, sodass eine Dreidimensionalität entsteht. Aus verschiedenen Bildern oder auch nur einzelnen
Ausschnitten entsteht so ein neues Werk. Dabei bevorzugt Staub Motive aus den Bereichen Natur, Umwelt und Mensch. Und auf eines legt der Künstler besonderen Wert: Jedes Bild sei ein Unikat. Die Einführung in die Ausstellung übernahm Erich Lutz, welchen Martin Staub als treuen Schaffensbegleiter vorstellte. Martin Staub habe viele positive Eigenschaften, die sich in seiner Kunst widerspiegeln würden: Er sei positiv, suchend, beobachtend und interessiert. Und er sei ein «Tüftler» so wie viele andere Lützler auch. Hinter jedem Bild, das er erschaffe, stecke eine Geschichte, und es lohne sich, die Werke auch aus nächster Nähe zu betrachten, denn in den facettenreichen Bildern gebe es immer etwas Neues zu entdecken. Kunst müsse beglücken, erklärte Erich Lutz, und Glück sei es auch, dass man endlich wieder gemeinsam im Schlachthuus sein, Bilder bestaunen und schöne Musik hören könne. Die Gäste der Vernissage kamen nämlich nicht nur in den visuellen Genuss von Martin Staubs Bildern, sondern durften auch in musikalischer Hinsicht ein hochstehendes Programm erleben: Iris EwaldTillner (Violine) und Jonathan Stich (Klavier) überzeugten mit klangvoller Virtuosität und gaben dem Anlass den Rahmen, den er verdiente. Ausstellung «Ge-Schichten» von Martin Staub: Galerie Alts Schlachthuus, Seidenweg 55 in Laufen. Öffnungszeiten: Freitag: 17 bis 21 Uhr, Sonntag: 11 bis 16 Uhr. Finissage: 12. September: 11 bis 16 Uhr. Der Künstler ist jeweils sonntags anwesend.