Lenzburger Bezirks-Anzeiger

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LENZBURGER WOCHE

DONNERSTAG, 13. JUNI 2019

Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzende Gemeinden.

PP 5600 Lenzburg · Nummer 24 · Post CH AG

SALZKORN Kümmerer Je mehr unsere Mundart und Schriftsprache mit englischen Vokabeln und Kürzeln zugemüllt werden, desto eher kümmern sich KolumHeiner Halder nisten, wenn es nichts Aktuelleres zu kommentieren gilt, um dieses Phänomen, ein unerschöpflicher Born, der von der Technisierung und Globalisierung gespiesen wird. Dass das Schweizerdeutsch in gesprochener und geschriebener Form seit eh und je grossen Wandlungen unterzogen ist, wird dabei gern vergessen. Zu Papier zu bringen, wie uns der Schnabel gewachsen ist, erweist sich allerdings mangels Grammatik-Regeln leider als völlig unmöglich – genau!

Das ist Vergangenheit: Jahreskonzerte und andere Auftritte der MG Birrwil unter der Leitung des Dirigenten Ruedi Muff.

Foto: Larissa Hunziker

Musikbetrieb ist eingestellt Birrwil Die Musikgesellschaft Birrwil ist vorläufig verstummt. Die Zukunft des Vereins ist ungewiss. ■

LARISSA HUNZIKER

G

erade einmal 13 Mitglieder zählt die Musikgesellschaft (MG) Birrwil noch. Zu wenig, um den Spielbetrieb sicherzustellen, weshalb seit dem Jahreskonzert im März weder geprobt noch aufgetreten wird. «Vor dem Konzert hatten wir schon Abgänge, konnten diese aber mit Aushilfen ausgleichen und haben gute Konzerte gespielt», sagt Anita Müller. Die 54-Jährige ist seit 14 Jahren Präsidentin der MG Birrwil, schon ihr Vater spielte im Verein, sie wuchs damit auf. Der Mitgliederrückgang sei schleichend passiert, sagt Müller. Altershalber hätten sich einige zurückgezogen, andere Vereinsmitglieder seien weggezogen oder auch gestorben. «In den letzten Jahren hatten wir keine Neuzugänge

mehr.» Weder seien Neuzuzüger dem Verein beigetreten noch hätten Schüler zum Beitritt motiviert werden können. «Wir haben in den letzten Jahren Gratisunterricht für die Birrwiler Schüler angeboten. Doch auch das hat nicht gefruchtet», sagt Müller. Sie denkt, dass sich die Jugendlichen heute nicht mehr für Vereine interessieren würden. «Viele wollen sich nicht verpflichten. Und Blasmusik ist zeitintensiv. Man kann nicht einfach den Stecker einstecken und schon funktioniert alles.»

Nur noch ein Cornet

Ihre Blütezeit hatte die MG Birrwil laut Müller in den späten 1990er- sowie in den frühen 2000er-Jahren. «Damals hatte der Verein genügend Mitglieder und man dachte nicht daran, dass das einmal ändern könnte.» 2010 gab es dann für die MG Birrwil neue Uniformen, doch schon damals war man auf Aushilfen für Konzerte angewiesen. In den letzten Jahren nahm die MG Birrwil auch nicht mehr an Wettbewerben teil; ihr Auftritt am letztjährigen kantonalen Musikfest war eine Ausnahme.

Jetzt aber kann die MG Birrwil nicht einmal mehr für die Jubilare musizieren. «Wir haben nur noch ein Cornet. So können wir nicht spielen», erklärt Müller. Sie bedaure es sehr, diese Konzerte nicht mehr spielen zu können. «Die Leute hatten immer sehr Freude an unseren Vorstellungen.» Ob die MG Birrwil diese Konzerte je wieder spielen kann, ist ungewiss.

Fusion oder Auflösung?

«Wir hatten Anfang April unsere Mitgliederversammlung. Bis im Herbst soll sich nun jedes Mitglied überlegen, wie es mit dem Verein weitergehen soll», sagt Müller. Eine Fusion mit einem anderen Verein ist indessen eher unwahrscheinlich. «Das klappt in den seltensten Fällen», so Müller. Realistischer sei die Auflösung der Musikgesellschaft. «Das wäre ein Verlust fürs Dorf, aber wir wollen den Verein auch nicht auf Biegen und Brechen weiterführen», sagt Müller. Die Zeit wird zeigen, wie es um die Zukunft der Musikgesellschaft Birrwil bestellt ist.

Wenden wir uns vorerst mit Hilfe des Dudens von anno 2000 neuen Wortschöpfungen zu, wie sie in letzter Zeit in Zeitungen aufgetaucht sind. Aktuell wird neu der Begriff des «Kümmerers» verwendet, was nach Wörterbuch als «verkümmernde Pflanze» definiert wird – auch «Kümmerling» genannt. Nach heutiger Aussage aber kümmert sich im Wirtschaftsbereich der professionelle «Kümmerer» um allerlei Branchen«Kümmerlinge». Ähnlich werden durchaus sinnvolle Neuschöpfungen kreiert: Die Lenzburger Schützen brillierten als «Ausrichter» am Habsburgschiessen, das Aargauer Kuratorium sagt generell «Wir sind die Ermöglicher». Und der Bund will «Gefährder» (mutmassliche Terroristen) unter Hausarrest stellen. Wenn der «Erklärer» Schule macht, kann er sich angesichts der immer komplizierteren Verhältnisse hienieden eine goldene Nase verdienen. In der Mundart müssen wir uns schon länger an Kürzel gewöhnen. «Chindsgi», «Kita», «Schützi», «en Schöne» was auch immer, «en guete Nami», lg., «en Guete» (zum Glück hat uns das deutsche «Mahlzeit» noch nicht erreicht) – und ganz neu: «Gern» (geschehn), wenn man sich artig für das frische Bier bedankt hat. Alles o.k.? Gern! Heiner Halder, Lenzburg

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