Oberbaselbieter Zeitung vom 9. Mai 2019

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Nr. 19 21. Jahrgang Donnerstag, 9. Mai 2019

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Region Liestal

Auf der ersten Baselbieter Bierwanderung gab es 14 Bier-Kreationen zu probieren. Seite 3

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Region Gelterkinden

Region Waldenburg

In einem Jahr findet in Hemmiken das «Kräftemessen 2020» statt – die Vorarbeiten laufen. Seite 13

Rekordverdächtige 1000 Zuschauer kamen an den Frühjahrsschwinget in Oberdorf. Seite 19

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Spektakel im Pfarrhof

Kolumne

Buttergipfeli und Bodenplättli

Waldenburg Frühlingsmarkt mit Überraschungen EDI GYS IN

Der morgendliche Auftakt hat Tradition, die Onoldswiler Alphornbläser weckten das Stedtli mit dem «Engelberger Echo», ihnen folgten die Dachluckespinner, es könnte der «Arabi» gewesen sein. Dann hatte Beat Feigenwinter von der Zunft zum Oberen Tor das Wort zur Eröffnung des Marktgeschehens. Und schon glühte auch die Esse der Schmiede aus dem Mittelalter, verströmte etwas Wärme und verbreitete den unnachahmlichen Geruch glühender Kohle. Das mittelalterliche Tagwerk nahm seinen Lauf. Allerdings kamen sich im Pfarrhof die Gäste des Apéros mit der Theatergruppe «Dunnerwätter über Waldeburg» in die Quere. Hatte diese doch am gleichen Ort eine Theaterprobe vorgesehen und jetzt das. Manuela Glanzmann, die Regie führt, zeigte sich etwas aufgebracht ob der Terminkollision. «Was macht ihr hier, wir haben Probe!» Das gehörte aber, wie sich schnell zeigen sollte, zur Inszenierung und das Publikum konnte erleichtert eine Szene aus dem Volksschwank geniessen. Am Originalschauplatz, in mittelalterlichen Kostümen, genäht und gefärbt von Waldenburger Frauen. Eine Pracht. Dieweil führte Glanzmann Regie, dass es eine Freude war. «Wir sind nicht privat hier, wir spielen eine Rolle, nehmt euch ein Beispiel an den Kindern», spornte sie ihre Kumpanei an. Drei Generationen machen die 60-köpfige Theatertruppe aus, es wird zurzeit intensiv geprobt. Schliesslich finden sich alle im Kreis zur Kritik. «Es war eine schöne Probe, wir haben noch Luft nach oben, aber im August können wirs dann», sagte sie la-

Die «Kräuterhexe» auf Werbetour. chend und dankte ihrem Ensemble fürs Engagement. Beim Publikum ist das Versucherli bestens angekommen, nimmt man den Applaus zum Massstab. Vorgezogene Eisheilige Der Vorverkauf hat sich gut angelassen, einige Vorstellungen sind bereits ausverkauft. Dennoch belebten die Schauspielerinnen und Schauspieler das Marktgeschehen noch lange. Eine Abteilung Soldaten sorgte für Aufsehen im Stedtli und die «Kräuterhexe» brachte

FOTOS: E. GYS IN

Bärlauch sowie Waldmeister unters Volk und machte Werbung für die Theateraufführungen. Das garstige Wetter hielt wohl manche davon ab, überhaupt aus dem Haus zu gehen, sodass das Publikumsaufkommen kleiner war als auch schon. Dafür war die Abteilung Mittelalter mit vielen Handwerken bestens vertreten. Nebst Frisuren wurden auch Körbe geflochten, beides kunstvoll. Ein Lehmbackofen war zu sehen und Kinder übten sich im Schöpfen von Papier. Jakob

Steinmann war mit dem Deuchelbohrer beschäftigt, der pensionierte Waldenburger Zimmermann bohrte eine Wasserleitung aus einer drei Meter langen Tanne. Die Musikanten sorgten für den mittelalterlichen Sound und folgte man der Nase, gab es sehr viele Möglichkeiten, sich zu verpflegen – von der währschaften Kässchnitte bis zu Metzgermeister Beat Stollers Grill- und Wildwürsten. Und gleich gegenüber wurden Flammkuchen feilgeboten und nebenan Crêpes, süss oder salzig.

Grosse Männer in dunklen Anzügen. Viel Palaver. Ganz viel Händeschütteln. Unter anderem mit Nationalrat Christian Miesch. An was ich mich auch erinnere: Feines Buttergipfeli, Zeitungsstapel, schönes Café. Da haben mir vor allem die Bodenplättli gefallen. Item. Dann die Hand von Pfarrer Ernst Sieber auf dem Kopf von mir und meinem Bruder. Er sagte irgendwas mit «Bhüet euch Gott». Und an riesige Hallen und lange Gänge. Mein Bruder und ich wollten Verstecken spielen. Es blieb beim Versuch. Denn im Bundeshaus gehört sich so etwas nicht. An was erinnern Sie sich, als Sie sieben Jahre alt waren? Je nach Alter, ist dies eine gefühlte Ewigkeit her. Oder noch es bizeli länger. Die Erinnerungen verblassen oder sind gar nicht mehr vorhanden. So geht es mir mit jenem Besuch im Bundeshaus im Dezember 1992. Vieles weiss ich nur aus Erzählungen und dank dem guten Gedächtnis meines Vaters. Ende März 2019: Nach über 26 Jahren bin ich wieder einmal da. Zu Besuch bei Anne-Sophie, die auch Jus studiert hat und nun im Bundeshaus einen sehr coolen Job hat. Ohne sie wäre ich in diesem Wirrwarr von riesigen Hallen und langen Gängen abermals verloren. Doch sie führt mich gekonnt durch das verwinkelte Gebäude. Realität und Erinnerung verbinden sich. Ich sehe schöne Bodenplättli. Männer in dunklen Anzügen. Zeitungsstapel. Einzig Christian Miesch ist nicht mehr da. Dafür Sandra Sollberger, die an der Theke einen Kaffee Fortsetzung auf Seite 2

Szene aus «Dunnerwätter über Waldeburg» mit Regisseurin Manuela Glanzmann (oben).

Der Meister der Holzröhre, Deuchelbohrer Jakob Steinmann.

Metzgermeister Beat Stoller mit leckeren Würsten vom Grill.


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