LENZBURGER WOCHE
DONNERSTAG, 27. SEPTEMBER 2018
Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzende Gemeinden.
PP 5600 Lenzburg · Nummer 39 · Post CH AG
Auf der Suche nach dem schwarzen Gold Möriken-Wildegg Der Niederlenzer Trüffelexperte Pius Bodenmann und seine Hündin Pagira gaben am Wochenende mit exklusiven Exkursionen Einblicke in die fantastische Welt der Trüffel. ■
STEFANIE OSSWALD
W
er am letzten Wochenende den Stand von Trüffelexperten Pius Bodenmann beim Tulpenzwiebelmarkt auf Schloss Wildegg besuchte, durfte Einmaliges erleben. Zusammen mit seiner Trüffelhündin Pagira lud der im naturnahen Niederlenz aufgewachsene Pilz- und Naturkenner ein auf eine Trüffelexkursion in den nicht weit oberhalb der Burg gelegenen Buchenwald. Und tatsächlich wurden die rund 20 Exkursionsteilnehmer nur etwa 500 Meter waldeinwärts dank der guten Nase des Labradormischlings fündig. Seit jeher üben Pilze eine grosse Faszination auf den Menschen aus. Etliche Mythen ranken sich um diese flüchtigen Gewächse, die weder Pflanze noch Tier sind. Mit bislang weltweit über 100 000 beschriebenen Arten gehören Pilze zu den artenreichsten Lebewesen dieser Erde. Alleine in der Schweiz sind etwa 5000 Arten beheimatet. «Um bei dieser Artenfülle den Überblick zu behalten, bedarf es intensiver Studien und Beobachtungen», bestätigt Bodenmann, der sich sein Wissen über Pilze über viele Jahre autodidaktisch angeeignet hat. Der ehemalige Forstwart und heute im Seeland BE lebende Naturfreund kennt die Wälder der Region wie seine Westentasche. Ganz besonders begeistert ihn der Trüffel, eine Schlauchpilzart, dessen Fruchtkörper sich gänzlich unter der Erde versteckt und nur mithilfe eines speziell dafür ausgebildeten Hundes zu finden ist.
Heilmittel und Hexenmedizin
Bis ins späte Mittelalter galten die erdigen Knollen des Trüffels nahezu in
«Wer Trüffel finden möchte, muss die Natur und ihre Pflanzen kennen»: Trüffelexperte Pius Bodenmann mit einem Trüffel. Foto: Fabio Baranzini ganz Europa als Hexenwerk und wie alles aus der Erde Stammende als schädlich für den Menschen. Den am Licht wachsenden Baumpilzen hingegen wurde heilende Wirkung zugeschrieben. Erst die Einfuhr der exotischen Kartoffel im 17. Jahrhundert in die Gebiete nördlich der Alpen weckte ein neues Interesse an der heimischen, aber bisher unbekannten Trüffelknolle. Zunächst glaubte man, beim Trüffel handle es sich um eine einheimische Sorte der Kartoffel. Etymologische Verwandtschaften zeugen noch heute davon. Tatsächlich stand der Begriff «Tartuffel» sowohl für Trüffel als auch für
Kartoffel. Beide galten noch lange als rare, begehrte Kuriositäten. Heute finden die Trüffelknollen des Burgundertrüffels vor allem als Delikatesse Verwendung und werden aufgrund der hohen Ansprüche an ihre Sammler auch als schwarzes Gold bezeichnet. Pius Bodenmann möchte sein exklusives Wissen weitergeben. Bei seinen Trüffelexkursionen erfahren Interessierte alles rund um den Trüffel, über dessen Suche und Lagerung sowie die Weiterverarbeitung dieser raren Delikatesse. Infos dazu findet man unter www.trueffelschnueffel.ch, pibo@hotmail.ch oder unter 076 200 10 27.
SALZKORN Meins! Herbstzeit ist Kleiderbörsenzeit, zumindest für all jene, die Kinder haben. Wer noch nie an einer Börse war, muss sich das so vorstellen: Tische Melanie Solloso mit unzähligen Kleidern, schön arrangiert und nach Grösse geordnet. Und: Egal wie gross die Turnhalle oder der Gemeindesaal ist, es hat immer zu wenig Platz. Man zwängt sich mit vollen Säcken an anderen Müttern und Vätern vorbei, weicht flink rennenden Kindern aus und durchforstet hastig die Kleiderstapel nach Brauchbarem. Denn schliesslich sind die besten Sachen nach kurzer Zeit eben auch schon weg. Kurz: «Der Schnellere ist der Gschwindere». An die Börse gehe ich immer mit einem festen Ziel. Dieses Mal war das: Hosen für die Grosse, Röckli für die Kleine und Schuhe für den ganz Kleinen. Nach Hause gekommen bin ich schliesslich mit Rock für die Grosse, Turnschuhen für die Kleine und Pullis für den ganz Kleinen. Alles ganz schöne Sachen, nur musste ich trotzdem noch einmal auf die Suche nach den Kleidungsstücken, die wir wirklich brauchen. Und das ärgerte mich. An was liegt es wohl, dass bei den meisten Menschen bei einem Überangebot der planlose Hamstertrieb geweckt wird? Bestes Beispiel Aldi und Lidl & Co. Wer ging nicht schon in den Grossverteiler mit festem Einkaufsziel und stand nach einer Weile mit allerlei anderem an der Kasse und hatte im schlimmsten Fall das Benötigte ob all der tollen Angebote schlicht vergessen. Wie gesagt: Ärgerlich! Der Sammlertrieb mag zwar in der Steinzeit sehr hilfreich gewesen sein, heute schlägt er leider nur noch aufs Portemonnaie. Vielleicht ist es an der Zeit, meine Einkaufstaktik der Neuzeit anzupassen und Kleider künftig im Internet zu bestellen. Gesagt, getan. Fazit: Praktisch und effizient, doch das Hochgefühl beim Suchen und vermeintlichen Finden («Meins!») bleibt beim Internetkauf leider aus. Die gute alte Kleiderbörse erfüllt wenigstens rundum den Wohlfühlfaktor – inklusive Kuchen und Kaffee. Ich bleib ihr treu. Melanie Solloso, Redaktorin