Donnerstag, 16. März 2017
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Lenzburger Woche
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14 15–17 19/20 21 23
PP 5600 Lenzburg 1, Nummer 11, 118. Jahrgang, Post CH AG Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzenden Gemeinden
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Wolken am Horizont
100 Schwingerhosen
Minus beim Betriebsergebnis, ein Einbruch bei den Aktiensteuern, höhere Schulden. Am Finanz-Horizont der Stadt Lenzburg ziehen Wolken auf.
Mit dem Erlös aus dem Kantonalschwingfest 2016 wurden den Jungschwingern des Schwingklubs Lenzburg 100 Schwingerhosen angeschafft.
Von Chilbi bis Kosmos: Lenzburg ist «Heimat» Lenzburg in «10 vor 10». Lenzburg im «Regi». Lenzburg im «Hochparterre». Lenzburg auf «SRF 2 Kultur». Nie ist die Stadt in den Medien präsenter, als wenn die Stiftung Stapferhaus eine neue Ausstellung eröffnet. Fritz Thut
H
eimat. Eine Grenzerfahrung» heisst der neueste Wurf der StapferhausCrew. In gewohnter Manier werden die Besucher spielerisch animiert, sich mit einem Gegenwartsphänomen zu beschäftigen. Zum letzten Mal ist das Zeughaus Schauplatz einer solchen Ausstellung und mit dem Riesenrad hat der Westteil der Stadt gleich ein neues Wahrzeichen für die nächsten 53 Wochen erhalten. «Heimat» als Begriff habe Hochkonjunktur, sagte Stapferhaus-Leiterin Sibylle Lichtensteiger am Eröffnungstag: «Und dies ist für uns ein Grund, genauer hinzuschauen.» Und in der Tat: Heimat ist viel. Ein Gefühl? Ein Ort? Eine Erinnerung? Eine Utopie? «Jeder muss sich selbst seine Heimat immer wieder neu erschaffen», ist Lichtensteiger überzeugt. Denkanstösse oder Muster liefern die 1000 Menschen, die die Ausstellungsmacher im letzten Jahr auf 12 Chilbenen zwischen St. Gallen und Montreux zu «ihrer» Heimat befragt haben. Das Bild der Chilbi taucht nun wieder auf; nicht nur mit dem Riesenrad. Die Besucher erhalten am Eingang ein Säckli mit Jetons für Luna-Park-Bahnen. Dafür kann man sich beispielsweise im Heimat-Universum verorten lassen: Antworten auf im weitesten Sinne heimatliche Fragen werden für einen am Schluss individuell ausgedruckten Heimatschein
Wahrzeichen von Lenzburg West: Zugang beim Riesenrad zur Ausstellung Foto: Fritz Thut «Heimat. Eine Grenzerfahrung» des Stapferhauses. ausgewertet: Wo steht man im Spannungsfeld von Nähe/Distanz und Wandel/Dauer? Noch vorher kann man abheben. Mit einer Virtual-Reality-Brille gehts mit einer Rakete raus in den Kosmos. Kurz nach dem Start steigt man neben dem
Riesenrad vorbei in die Höhe. Sieht alsbald das Schloss immer kleiner werden; die Schweiz, die Ozeane, die Erde, unser Sonnensystem. Plötzlich schwebt ein wunderschöner Apfel vorbei. Man kann ihn nicht packen. Ist «Heimat» das Paradies? Auf ewig?
Salzkorn Intervention jetzt Mit einem amtlichen Inserat «Revision der Nutzungsplanung, Intervention» lud die Stadt Lenzburg kürzlich «zur öffentlichen Informationsveranstaltung/Mitwirkung» ein. Dies im Rahmen des lauPeter Buri fenden Megaplanungswerks, das die Entwicklungsgrundlagen für die kommenden zwei Jahrzehnte bildet. Die gleiche Zeitspanne zurückgerechnet, landet man in den 90er-Jahren. In jener Zeit, in der die Weichen für die aktuellen Wachstumsschübe gestellt wurden, über die wir uns heute die Augen reiben und fragen: «Wie konnte dies nur passieren?» Damals wurde unter anderem die bauliche Dichte auf einen Schlag um ein Drittel erhöht. Es gab zwar ein paar warnende Stimmen, die Schleusen nicht derart stark zu öffnen. Eine breite grundsätzliche Auseinandersetzung über die Stadtentwicklung fand jedoch nicht statt. Sie findet auch heute nicht statt. Selbst vonseiten der Parteien herrscht – mit Ausnahme der Grünen und Grünliberalen – Funkstille. Dabei wäre eine breite politische Grundsatzdebatte über Wachstumsziele, Prioritätensetzungen, Positionierungen usw., die über planungstechnisch geprägte Infoveranstaltungen, Workshops und Broschüren hinausgeht, dringend notwendig. Und zwar jetzt. Eine solche politische Auseinandersetzung müsste vor allem auch im Interesse der Stadtregierung liegen. Studien zeigen, dass in der heutigen Gesellschaft mehrheitlich eine wachstumskritische Grundhaltung herrscht. In Lenzburg kommt als «heisses Eisen» hinzu, dass die Verkehrskonzeption bereits heute mindestens ein Jahrzehnt hinter der Wachstumsentwicklung her hinkt. Die Lenzburgerinnen und Lenzburger werden dereinst über das grosse Planwerk abstimmen. Wenn die politischen Interventionen nicht jetzt stattfinden, besteht ein nicht zu unterschätzendes Risiko, dass man sich am Abstimmungssonntag im Rathaus die Augen reiben und fragen wird: «Wie konnte das nur passieren?» Peter Buri, Lenzburg