Donnerstag, 24. September 2015
Verlag und Redaktion: Kronenplatz 12, Postfach, 5600 Lenzburg 2 Telefon 058 200 5820, Fax 058 200 5821
INHALT Amtliche Stadt Lenzburg Kirchenzettel Stellen Im Gespräch
2–4 5–7, 9 10, 11 4, 11 13
Immobilien Region Agenda Szene
14 15–17 22, 23 23
PP 5600 Lenzburg 1, Nummer 39, 116. Jahrgang Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzenden Gemeinden
Lenzburger Woche SEITE 6
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Stapferhaus-Land
Turnrausch
Die Ortsbürgergemeinde Lenzburg hat sich gegen den Stapferhaus-Landkauf entschieden. Stattdessen kauft ein privater Investor die Landparzelle.
An die 1500 Zuschauer pilgerten vergangenes Wochenende an die Schweizer Meisterschaft Kunstturnen Mannschaften in Lenzburg.
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Mitmachen bitte! Mittelalterliche Tänze, Bogenschiessen, Papierschöpfen oder Feuermachen standen im Angebot.
Mittelalterliches Handwerk gab es an vielen Marktständen schon beim Aufstieg zum Schloss zu bestaunen.
Neuer Besucherrekord am Mittelaltermarkt Vergangenes Wochenende zog das mittelalterliche Treiben auf Schloss Lenzburg während dreier Tage 9370 Besucher an – ein neuer Rekord. Melanie Solloso
D
ieses Jahr standen die ersten Marktstände bereits am Fusse des Burghügels und machten den Aufstieg zum Schloss zum Erlebnis. Da gab es beispielsweise Korbflechter, Zopfflechterinnen, Geschmeidemacher, Kerzenzieher, Bogenbauer oder Flötenmacherinnen, die ihr Handwerk zeigten und ihre Waren feilboten. Aber nicht nur für die grossen Besucher gab es Spannendes zu entdecken. Auch für die Kleinen gab es unzählige Highlights. An einer recht authentischen Wildschweinattrappe durften sich angehende Robin Hoods im Bogenschiessen üben. Und fehlte dem kleinen Ritter noch ein Schwert oder der kleinen Prinzessin noch ein Gräfinnenhut, so konnte man auf dem Weg hinauf zum Schloss Abhilfe
Authentisch: Waren und Kleidung wie einst. schaffen. Für jene kleinen Füsse, die den Aufstieg noch nicht recht zu meistern vermochten, gab es für einen Teil der Strecke wie anno dazumal einen Ponyexpress. Auf dem Schloss selbst konnte man sich ins Marktgetümmel stürzen, zu mittelalterlichem Gesang im Kreis tanzen, den Gauk-
(Fotos: MS)
lern zuschauen, beim Korndreschen oder dem Steinmetz zur Hand gehen. Trotz grossem Besucheraufmarsch blieb das Gedränge aus. Die Besucher verteilten sich gut und sogar die Wartezeit an der Kasse hielt sich dank guter Organisation in Grenzen.
Vor 600 Jahren kam es zum tierischen Umbruch. Der Berner Bär verscheuchte den Habsburger Adler aus Lenzburg. Das Museum Burghalde würdigt das Jubiläum mit einer Sonderausstellung Peter Buri «Stadt in Sicht!». Anhand von alten Dokumenten wird die seitherige Veränderung der Stadt aufgezeigt. Zweifellos spannend – gerade in der heutigen Zeit. Interessant sind aber auch die unsichtbaren Prägungen, welche die Habsburger Herrschaft und die Berner Untertanenzeit in Lenzburg hinterlassen haben. Zum Beispiel in der Stadtmentalität. Habsburgisches? Lenzburg hat ein Faible für Weltläufigkeit: Namen wie Wedekind (Dichtergenie), Ellsworth (Polarforscher) oder Henkel (Hero-Konzernmitgründer) stehen für Internationalität. Es ist aber auch kaiserlich stolz auf seine Dynastien, zum Beispiel die Hünerwadel, die – für örtliche Verhältnisse – durchaus mit den Habsburgern verglichen werden können. Bernisches? Die Untertanenzeit lebt in einer gewissen Gemächlichkeit fort, oft gepaart mit überdurchschnittlicher Obrigkeitsgläubigkeit. Die Lenzburger protestieren zum Beispiel dann gegen gestrichene Schnellzugshalte, wenn der Zug schon ab- beziehungsweise vorbeigefahren ist. In manchen Fragen wird auch eine «Merwänd-denn-luege»-Haltung eingenommen. Selbst dann, wenn der Handlungsbedarf augen- beziehungsweise überfällig ist. Vielleicht ist es aber gerade diese Mischung von Gelassenheit, Gott- und Obrigkeitsvertrauen, in der sich das Habsburgische (noble Unaufgeregtheit) und das Bernische (behäbige Seelenruhe) vorteilhaft kreuzen, die Lenzburg zum Wohle gereicht. Zum Beispiel, was das politische Klima anbetrifft: Schlammschlachten und Heckenschiessereien wie man sie andernorts beklagt, gibt es in Lenzburg kaum. Das Risiko ist wohl allen zu gross, dass das Ausfahren der Adlerkrallen den Bären aus dem gemütlichen Trott bringen könnte. Peter Buri