Donnerstag, 4. September 2014
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PP 5600 Lenzburg 1, Nummer 36, 115. Jahrgang Amtliches Publikationsorgan für den Bezirk Lenzburg und angrenzenden Gemeinden
Lenzburger Woche
Immobilien 16, 17 Region 14, 15, 19 Agenda/Szene 23
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Das Murmeln naht
Auf den Rädern
40 Jahre Kulturkommission Lenzburg – 40 Stunden Kultur. Das wird in Lenzburg vom 12. bis 14. September geboten.
Der 22-jährige Fabian Paumann aus Rupperswil konnte als Biker schon einige Erfolge feiern. Am 5. September geht die Fahrt nach Hafjel in Norwegen.
Aus der Freiheit hinter Gitter www.seehotel-hallwil.ch
Salzkorn
Für die Recherchen zur Sonderausstellung «Leben im Fünfstern. 150 Jahre Strafvollzug in Lenzburg» liess sich die Ausstellungskuratorin Jennifer Degen in die Untersuchungshaft einweisen. Ein Erfahrungsbericht.
Westwärts übers Wasser
Jennifer Degen
A
ls noch unerfahrene Person in Sachen Justizvollzug erstarre ich, als zu Beginn meiner Recherchen in der JVA ein Polizeiwagen vor dem Gefängnis vorfährt. Was weiter geschieht, bleibt meinem Blick verborgen – und doch ist klar, dass unmittelbar neben mir jemand frisch verhaftet in die Untersuchungshaft eintritt. Der Kontakt zur Aussenwelt wird gekappt, die Zukunft ist ungewiss und die Selbstbestimmung Vergangenheit. Der Vorfall beschäftigt mich und macht mir die Schwere des Themas schlagartig bewusst. Um eine Ahnung davon zu bekommen, was Häftlinge in diesem Moment erleben, melde ich mich nach Absprache mit der Direktion am 22. Januar, 13.45 Uhr, selbst zum Eintritt. Ausweis und Natel gebe ich ab, alle persönlichen Gegenstände bleiben draussen. Die Gefängnismauern erscheinen mir an dem Tag besonders bedrohlich und ich bin nervös, was mit mir geschehen wird. Zwei Vollzugsangestellte erwarten mich und passieren mit mir den Metallbogen. Dann führen mich die beiden Frauen in ein Zimmer aus Beton, wo ich Fragen zu meiner Person, Gesundheit und Essgewohnheiten beantworte. Der Ton ist freundlich, meine Angst legt sich ein wenig. Man macht mir einen grauen Trainer, ein T-Shirt, einen Slip und ein paar Kunststoffschuhe parat. Ich muss mich nackt ausziehen und einer Leibesvisitation folgen: Arme in die Höhe halten, mich umdrehen, die Füsse zeigen, den Mund öffnen und meine Haare kontrollieren lassen. Obwohl die Angestellten freundlich und respektvoll sind, glühen
Eine Zelle in der Untersuchungshaft, JVA Lenzburg. meine Wangen und ich schwitze. Ich schäme mich, ganz nackt vor fremden Menschen. Im grauen Gefängnis-Trainer, in mir unbequemen Schuhen und – wie seltsam – fremder Unterwäsche lasse ich mich den langen Gang entlang zur Zelle führen. Ich fürchte mich davor, die Zelle mit einem anderen Häftling teilen zu müssen. Die beiden Vollzugsangestellten verneinen. Aus Respekt vor den Mitgefangenen, die nicht wie ich nur versuchsweise hier sind, weisen sie mir eine eigene Zelle zu. Als sich die Türe schliesst und ich mich aufs Bett setze, ist es mir zum Weinen. Allein die Vorstellung, im Ernstfall hier gefangen zu sein, löst eine hilflose Verzweiflung in mir aus. Durchs Fenster höre ich Stimmen von anderen Gefangenen und fühle mich doch so isoliert wie noch selten in meinem Leben. Nach 20 Minuten drücke ich den Notknopf und melde, dass ich den Versuch
Foto: zvg
beenden möchte. Wenig später öffnet ein Angestellter die Klappe und teilt mir mit, dass meine Betreuerin in 15 Minuten zu mir kommt. Mir wird unwohl. Mit jeder verstrichenen Minute wächst meine Angst, dass man mich hier sitzen lässt. In diesen 15 Minuten begreife ich, was Gefangensein bedeutet.»
150 JAHRE JVA Im Zuge der Ausstellung des Burghaldemuseums zum 150-Jahr-Jubiläum Justizvollzugsanstalt werden im Lenzburger Bezirks-Anzeiger während der Ausstellungsdauer jeden ersten Donnerstag im Monat Themen und Geschichten über das Leben hinter den Gefängnismauern publiziert. Nächstes Thema am 2. Oktober wird ein Gespräch mit Dr. Mario Etzensberger, Dr. med. Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, sein.
Ich ziehe um. Mich zieht es über den Aabach und damit an den Anfang vom Wilden Westen: Ein wirklich schöner Begriff für einen Stadtteil. Er suggeriert, dass in diesem Viertel die grosse Freiheit zu Hause ist. Wo genau das Lenzburger Rolf Kromer Westquartier jedoch anfängt, lässt sich auch durch Konsultation des Stadtplanes nicht eruieren. Nach meiner Definition beginnt es gleich im Tal, das Lenzburg in Ost und West einteilt und an dessen tiefster Stelle der Aabach fliesst, welcher dank seinen Buchstaben in jedem noch so dicken Atlas als erster Eintrag aufgelistet ist. Der Wechsel über den Aabach ist bemerkenswert, denn das sympathische Bächlein trennt die alte von der neuen Welt: Mittelalter von Neuzeit, Hypi Hauptsitz von Hypi West, Migros von Coop, Rathaus von Einwohnerratsaula und altes Bahnhöfli von neuem Bahnhof. Sowohl Polizei wie Feuerwehr haben ihre Quartiere in der alten Welt, ob das ein Grund ist, weshalb der Westen wild sein soll? Ich freue mich darauf, es herauszufinden, denn bis anhin habe ich immer am Schlossberg, also in der alten Welt, gewohnt. Und noch eine Änderung dürfte meinen Alltag beeinflussen: Am neuen Ort verzichte ich auf ein Fernsehgerät. Für jemanden wie mich, der ohne Televisionen aufgewachsen ist, ist auch das ein grosser Schritt. Mein kindliches Fernsehdefizit habe ich in den vergangenen Jahren zünftig überkompensiert – man könnte schon fast von Sucht sprechen. Nun betreibe ich Selbstschutz, lasse den Fernseher eingepackt und beuge damit der eigenen Trägheit vor. Auch dies eine Form von Freiheit, wie ich sie mir vom Wilden Westen erhoffe. Rolf Kromer, Lenzburg
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