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Lenzburger Bezirks-Anzeiger, Donnerstag, 30. Mai 2013 ..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................
Im Gespräch
Blickpunkt I
Geschichte und Beruf: «Der Rosengarten auf Schloss Lenzburg mit seinem Rundblick auf die Stadt ist für mich der schönste Ort im Aargau, eine absolute Oase. Die initiative Café-Leiterin Ruth Hurych steht stellvertretend für die höchst kompetenten und motivierten Mitarbeiter der Abteilung.» Foto: ST
«Am Haus der Gegenwart hätte ich gerne mitgewirkt» Hans Ulrich Glarner ist stolz auf das kulturelle Leben im Bezirk und verrät, welche Orte ihm wichtig sind, und spricht von den Menschen, die ihn auf einem Stück Lebensweg begleitet haben. Beatrice Strässle
I
m Sommer treten Sie die Stelle als Kulturverantwortlicher des Kantons Bern an. Heisst das für Sie tägliches Pendeln zwischen Lenzburg und Bern? Nein, ich bin der Auffassung, dass ich in meiner neuen beruflichen Funktion auch am Ort des Geschehens Wohnsitz haben muss, daher werden wir unseren Lebensmittelpunkt nach Bern verlegen. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge? Auf jeden Fall. Ich verlasse Lenzburg nur ungern, ich lebe sehr gerne hier. Das Städtchen mit seiner Region ist für mich fast etwas wie eine kulturelle Hochburg und hat grosse Wohnqualität. Lenzburg ist einmal mehr vom Schicksal begünstigt, die Dynamik der boomenden Region birgt viele Chancen.
nem Raum. Es ist beeindruckend zu sehen, mit wie viel Engagement und Freude die Kulturkommissionen Ausgezeichnetes leisten. Einziger Wermutstropfen ist die Beobachtung, dass es Gemeinderäte gibt, die einen noch tieferen Steuerfuss der Unterstützung der eigenen Kultur vorziehen. Dabei gäbe es da beindruckende Beispiele von einem erfolgreichen Miteinander. Etwa die Ortsbürger von Wohlen mit dem Strohmuseum. Was bedeutet für Sie ganz persönlich der Begriff Kultur? Für mich steht der Mensch im Mittelpunkt, ausgehend von einem positiven Menschenbild. Wo Menschen zusammenwirken, entsteht Kultur, empfinden wir Heimat, können wir Wurzeln schlagen. Ich durfte meine Ideen dank vielen tollen Menschen umsetzen, schon zur Lenzburger Bezirksschulzeit.
n Birrwil empfindet der Gemeinderat das Gemeindehaus nicht mehr in allen Teilen einladend. Der ortsansässige Architekt Toni Geser bekam den Auftrag, die Liegenschaft unter die Lupe zu nehmen. Das Sockelgeschoss weist Risse auf und es kann Wasser eintreten. Der Balkon über dem Eingang ist undicht. Geändert werden die Gemeindehaus Treppenhöhen zum Haupteingang. Während die südliche Treppe mit einem Handlauf ergänzt wird, muss die nördliche Treppe mit einer rollstuhltauglichen Rampe ausgerüstet werden. Die Rabatten verfügen über eine ungenügende resp. keine Entwässerung. Die Briefeinwürfe der Post und der Gemeinde erhalten einen neuen Standort, ebenso wird der Anschlagkasten der Gemeinde versetzt. Der Gemeinderat schlägt der Gemeindeversammlung vom 7. Juni vor, für die erforderlichen Sanierungsmassnahmen 420 000 Franken zu bewilligen.
E
ine Maturitätsarbeit soll Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit geben, sich umfassend mit einem ihrer Lieblingsthemen auseinanderzusetzen. Und manchmal gibt es noch eine Belohnung über das Gelernte hinaus. Die Aargauische Kulturstiftung Pro Argovia, die Aargauische Naturforschende Gesellschaft ANG und die Historische Gesellschaft des Kantons Aargau HGA haben fünf aargauische Maturitätsarbeiten ausgezeichnet. Darunter auch «Al ritmo del español» von Sandra Lafranchi aus Meisterschwanden und ihrem Kollegen Damian Gautschi sowie «Computergestützte Suche nach naturstoffbasierten Hemmstoffen von Helicobacter pylori» von Sarah Haller aus Seon. Da bleiben nur zwei Dinge zu sagen: Herzlichen Glückwunsch und weiter so!
S Alltag: «Die Metzgerei Häusermann an der Kirchgasse ist für mich Inbegriff eines zuvorkommenden und traditionellen Ladens für den täglichen Bedarf. Als leidenschaftlicher Alltagskoch konnte ich mich immer auf den Rat und die Produkte von Walter Häusermann verlassen. Es gibt nichts Besseres als einen Sonntagsbraten aus dem Hause Häusermann, inklusive Füessli und Markbein. Foto: ST
Was erwartet Sie in Bern? Ich weiss, dass die Aufgabe anspruchsvoll sein wird. Die unglaubliche Vielfalt dieses Kantons reizt mich aber enorm. Bern reicht von der Alpenregion über das Mittelland, das Seeland bis in den Jura hinein. Da kommen viele verschieden Kulturen und Ansprüche zusammen. Dazu gesellt sich noch die Zweisprachigkeit – eine zusätzliche Herausforderung. Aber ganz unbernisch bin ich ja nicht, prangt doch der Berner Mutz an den Mauern von Schloss Lenzburg.
amariter sein bedeutet, sich stetig weiterbilden und das Gelernte üben, üben und nochmals üben. Wie gut, wenn man das gemeinsam tun kann. Der Samariterverein Seon hat Mitglieder befreundeter Vereine aus Egliswil, Seengen, Hallwil, Boniswil, Villmergen, Leutwil, Dürrenäsch, Rupperswil, Lenzburg, Dintikon und Bettwil eingeladen. An vier Posten stehen Themen wie Verdauung, das menschliche Skelett, die fünf Sinne und Verbände anlegen auf dem Programm. Und nach der Arbeit folgt das gemütliche Beisammensein, schliesslich will das Gelernte doch auch besprochen werden.
Das Besondere? Sie vereint Geschichte mit Gegenwartskultur. Auch mit weniger als 10 000 Einwohnern ist Lenzburg unverkennbar eine Stadt und lebt dieses urbane Bewusstsein, insbesondere im kulturellen Bereich. Mit dem Stapferhaus, der Kulturkommission und dem Literaturhaus als Ergänzung zu den Museen und der Altstadt wird in Lenzburg ein dichtes, kulturelles Geflecht gesponnen, das trägt. Kommen dazu Künstlerpersönlichkeiten, welche den Boden bereitet haben. Frank Wedekind, Sophie Hämmerli-Marti und Peter Mieg haben – neben meinen lieben Lenzburger Grosseltern – mein Verhältnis zu Lenzburg mitgeprägt. Wir finden in Lenzburg auch heute ein reiches Kulturschaffen vor, etwa im Wisa-Gloria-Areal. Und natürlich dürfen wir stolz sein auf international bekannte Künstler wie Ruedi Häusermann und Stefan Gritsch. Und wenn Sie einen Blick in die Region werfen? Die drei Schlösser üben auch auf mich eine starke Magnetwirkung aus, sie zu betreuen, war für mich weit mehr als Beruf, schon eher Berufung. In den Gemeinden gedeiht Kultur auch auf klei-
Welche besonderen Ereignisse sind bei Ihnen haften geblieben? Es gäbe sehr viel Schönes aufzuzählen. Ich greife zwei Aspekte heraus: Die Ausstellung «Anne Frank und wir», die, obwohl sie 20 Jahre zurückliegt, vielen noch präsent ist und in mir tiefe Spuren hinterlassen hat. Und etwas vom Schönsten ist für mich der Erfolg von «Kultur macht Schule». Es ist fantastisch, dass es mittlerweile fast an jeder Schule Kulturverantwortliche gibt, die ihre Aufgabe sehr engagiert und vor allem freiwillig erfüllen. Unser Bezirk ist da vorne mit dabei.
Gegenwartskultur: «Die Ausstellungen des Stapferhauses im Zeughaus reflektieren unsere Gegenwart und sind nah am Menschen. Das zeigt der Zustrom des Foto: np Publikums aller Generationen. Es lebe der Kulturkanton!» Der Würfel entscheidet, welcher Verband geübt werden soll. Foto: grh
INSERATE
Hätten Sie gerne noch ein Projekt zu Ende geführt? Ja, an der Verwirklichung des «Hauses zur Gegenwart» hätte ich gerne noch mitgewirkt. Was wünschen Sie sich für Lenzburg und die Region? Dass die Kultur mit der gleichen Dynamik mitwächst, wie dies die Region tut, und den Menschen die Möglichkeit und den Raum bietet, zu partizipieren und sich dank dem kulturellen Leben heimisch zu fühlen.
Entspannung: «Im Frauenbad Seengen erlebe ich Natur und Kultur im Dialog. Zusammen mit meinem guten Freund Alex Krebs im Morgengrauen per Velo nach Seengen fahren, ein Bad und die Stille geniessen. Das ist Entspannung pur. Dazu gehörte auch das Kafi mit Gipfeli in der Bäckerei Studler als krönender Abschluss.» Foto: Seetaltoursimus