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Lenzburger Bezirks-Anzeiger, Donnerstag, 5. April 2012 ..................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................................
Szene
Euphonium am Karfreitagskonzert A
m Freitag, 6. April, findet in der reformierten Stadtkirche das traditionelle Konzert zum Karfreitag statt. Neben der Orgel wird ein sehr spezielles Instrument zu hören sein: das Euphonium – ein Blechblasinstrument, das 1843 erfunden wurde. Als Erfinder gelten ein aus Weimar stammender «Capellmeister Sommer» und Adolphe Sax. Man wollte einen tiefen und weichen Klang – ähnlich einem Cello – erzeugen; deshalb wurde die Mensur weiter gebaut, mit einem «dickeren Rohr» als die damals bekannten Blechblasinstrumente. Dieser Klang passt mit seiner Nachdenklichkeit und Kraft, aber auch mit seiner Innerlichkeit und Wärme, ganz besonders gut zu Karfreitag. Irmgard Ripfel, Lehrerin für Blechblasinstrumente an der Lenzburger Musikschule, und ihre Kollegin Renate Michel spielen zusammen mit Helene Thürig an der Orgel Werke von Josquin Desprez, Biagio Marini, Paul Hindemith, Gregor Aichinger und Felix Mendelssohn. Irmgard Ripfel wuchs im bayerischen Allgäu auf. Seit 2004 lebt sie in Luzern, wo sie an der Musikhochschule bei Thomas Rüedi das Lehr- und Performancediplom mit dem Euphonium erfolgreich abschloss. Sie unterrichtet an den Musikschulen Lenzburg und Grossdietwil, leitet das B-Spiel des Jugendspiels Lenzburg sowie die Beginners Band und Brass Band Hohenrain. Neben der Brass Band Imperial Lenzburg und der Brass Band Oberschwaben-Allgäu spielt Irmgard immer wieder in verschiedenen kammermusikalischen Besetzungen. Renate Michel Steffen, geboren 1982 und aufgewachsen in Roggliswil auf dem Bauernhof in der Wasserfallen. Von Oktober 2002 bis Juli 2006 absolvierte sie das Studium zur Musikpädagogin (Hauptfach
Überraschendes aus Wäscheklammern: Simone Müller und Gioia Sommerhalder (v.l.)
Es dreht sich alles um die Wäscheklammer Euphonium: Irmgard Ripfel (li) und Renate Michel. Euphonium) an der Musikhochschule in Luzern. Im Juli 2007 schloss Renate Michel Steffen mit dem Bachelor in Musik&Bewegung, ebenfalls in Luzern, ab. Um ihre musikalischen Kenntnisse in die Praxis umzusetzen, arbeitet sei mit Freude an den Musikschulen Wolhusen und Schötz als Musikgrundschul- und Blechblaslehrerin. Auch das Jodeln ist ein ständiger Begleiter in ihrem musikalischen Leben: Seit März 2011 ist sie begeisterte Chorleiterin des Jodlerklubs Bärgglöggli Steinhuserberg und jodelt im Terzett. Helene Thürig ist geboren und aufgewachsen im Thurgau. Nach der Matura studierte sie Orgel in Zürich (bei Janine Lehmann), in Bern (bei Münsterorganist Heinrich Gurtner) und in Paris (bei Gaston
Foto: zvg
Litaize) und schloss mit dem Solistendiplom für Orgel 1985 in Bern ab. Später erfolgte ein berufsbegleitendes Klavierstudium bis zum Lehrdiplom SMPV bei Marc Staudenmann in Luzern. Kurz nach Studienbeginn wurde sie Gemeindeorganistin in der Reformierten Kirchgemeinde Buchs ZH (1977–1988) und später in St. Gallen Rotmonten (1988–1991), bevor sie 1991 an die Stadtkirche Lenzburg gewählt wurde. Auf der Orgel lässt sie von Bach Präludium und Fuge f-Moll, die Choralbearbeitungen «Wer nur den lieben Gott lässt walten» und «Von Gott will ich nicht lassen» sowie die neun Partiten über «O Gott, du frommer Gott» erklingen. Der Eintritt ist frei – Kollekte. (Eing.) Karfreitag, 6. April, 20 Uhr in der reformierten Stadtkirche Lenzburg.
Cello-Rezital und kultische Ansprache Am Freitag, 6. April, im Haus Gleis 1 am Bahnhof, in den Räumen der Christengemeinschaft, um 10.45 Uhr: Cello-Rezital und kultische Ansprache. Christoph Croisé spielt aus der 6. und 1. Suite von Johnann Sebastian Bach. Kultische Ansprache: Die Auf-Richtung des Kreuzes, R.M. (Eing.) Schmidt.
Der Duft der weiten Welt Running Artists in der Baronessa Am Freitag, 13. April, um 21 Uhr spielen die Running Artists in der Baronessa. Das junge Quintett um den britischamerikanischen Musiker Christopher Heath steht für satten, taufrischen Pop, Funk und Soul. Immer in Bewegung, immer groovy und immer mit einem
Lächeln auf den Stockzähnen pendeln die Musiker zwischen tiefstem 70iesFunk und Indie-Pop. Dank Bläsereinsatz mal scharf, mal zart, aber immer beherzt. Die Running Artists entführen das Publikum in die Leichtigkeit des Seins. Türöffnung ist um 20 Uhr. (Eing.)
Arno Camenisch und Camille Luscher im Gespräch A
m Sonntag, 15. April, um 11.15 Uhr findet im Aargauer Literaturhaus in Lenzburg ein besonderes Gespräch statt. Er ist jung (geb. 1978) und schreibt – eigenwillig und erfolgreich – auf Deutsch und Rätoromanisch: Arno Camenisch hat sich mit seinen mehrfach ausgezeichneten Prosabänden «Sez Ner» und «Hinter dem Bahnhof» über die Schweiz hinaus einen Namen gemacht. Mittlerweile sind seine Texte in 15 Sprachen übersetzt. Sie ist noch jünger (geb. 1987 in Genf) und hat am Centre de Traduction Littéraire (CTL) und am Literaturinstitut in Biel literarisches Übersetzen studiert. Nun macht Camille Luscher mit ihrer Arbeit die Bücher von Arno Camenisch den französischsprachigen Leserinnen und Lesern zugänglich. Beide lesen aus ihren Texten und diskutieren mit Irene Weber Henking, Leiterin CTL, über die Herausforderungen des Schreibens und Übersetzens. Lesung im Rahmen des Übersetzerseminars, unterstützt vom CTL. (Eing.)
Eigenwillig Der Autor Arno Camenisch Foto: Archiv in seinen zwei Sprachen.
Geschichte im eigenen Dorf.
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Ein profanes Ding eigentlich, die Wäscheklammer. Doch, dass sich daraus Kunst machen lässt, zeigen Gioia Sommerhalder und Simone Müller an «FWD No. 2» im Brättligäu 14.
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äscheklammern – eine Welt für sich. Das haben Gioia Sommerhalder und Simone Müller bei der Entwicklung ihrer Ausstellung erfahren. «Da sind ganze Familien zusammengekommen, es war jedes Mal spannend, wenn wir einen neuen Sack Chlämmerli aufgemacht haben», erzählen die beiden. Sie haben sortiert, nach Farbe und Form, und zu Gebilden zusammengefügt. Eine richtige Geduldsprobe war das Zusammenfügen von 20 000 «Chlämmerli» zu einem Ganzen, und zwar in Form eines Parkettbodens. Man staunt, wie ein so einfaches Alltagsgerät je nach Blickwinkel seine Form verändern kann – beeindruckend. Damit dieses ganz in Naturholz gehaltene Kunst-
FWD – die Zweite Die Ausstellung ist die zweite im Rahmen von FWD No. 1 – 4, welche von Dominik Lipp und Oliver Ziltener ins Leben gerufen wurde. Vernissage: Samstag, 7. April, 17 Uhr Finissage: Sonntag, 22. April, 11 Uhr. Öffnungszeiten: Sonntag, 8. April, Samstag/Sonntag, 14./15. April, 21./22. April, jeweils von 11–17 Uhr. FWD – der mobile Kunstraum, Brättligäu 14, 5600 Lenzburg. ST
«Zuo Lentzburg gerichtet» – Vernissage auf Schloss Lenzburg A
ls «Unzüchtige», «Hexe» und «Kindsmörderin» waren Elsi Achermann anno 1595, Adelheid Härdi 1611 und Sarah Wirz 1717 im Gefängnis auf Schloss Lenzburg eingekerkert. Die Ausstellung «Zuo Lentzburg gerichtet» gibt Einblicke in die Rechtssprechung und in die Rolle von Frauen als Opfer und Täterinnen in der Zeit der Berner Landvögte. Forschungsaufgaben zu Skelettfunden einer vor kurzem ausgegrabenen Richtstätte in Lenzburg lüften Geheimnisse um die Hinrichtungen von zwei Menschen. Die Ausstellung zeigt Entwicklungen zur Rechtspraxis bis ins 21. Jahrhundert. Am Donnerstag, 12. April, ist zwischen 18.30 und 19.45 Uhr Vernissage im Rittersaal von Schloss Lenzburg. Mit einer szenischen Intervention, mit Ansprachen zur Stellung der Frau von Historikerin Elisabeth Joris. Martin Killias, Professor für Strafrecht und Strafprozessrecht, spricht über die Rechtssprechung in der frühen Neuzeit und Thomas Rorato, Kurator Schloss Lenzburg, stellt die Ausstellung
Foto: zvg
er Duft der weiten Welt – Handwerk, Rohmaterial aus Westindien, Cypern und Thessaloniki im Eichholz? Wo wurde es verarbeitet? Wie kamen die Rohstoffe im 18. Jahrhundert nach Boniswil? Wer waren die Tuchfabrikanten? Welche Spuren haben sie im Dorfbild hinterlassen? Hanf aus den Philippinen in Boniswil, Roggenstroh aus dem Dorf? Wer waren die Geflechthändler und späteren Fabrikanten? Welche Spuren hat die Strohindustrie im Dorfbild hinterlassen? Tabak aus Kentucky, Indonesien, aus der Pfalz und der Waadt? Warum befanden sich die Tabakfabriken im Mitteldorf und wo? Wer waren die Fabrikanten? Hat die Tabakindustrie Spuren im Dorfbild hinterlassen? Ein Tischmachermeister – gleichzeitig noch Bader – aus dem elsässischen Ribeauvillé? Warum befand sich sein Haus im 16. Jahrhundert gerade zuunterst im Eichholz? Was blieb von der späteren Zuckerbäckerei und der nachfolgenden Biscuitfabrik? Und heute? Welche Unternehmen befinden sich im Dorf? Das alles und noch viel mehr erfahren Besucherinnen und Besucher bei einem Rundgang am Samstag, 21. April. Man trifft sich um 14 Uhr beim Gemeindezentrum Boniswil. Im Anschluss an den Rundgang findet die Generalversammlung des Vereins IG Hansjakob-Suter-Sammlung im Gemeindesaal statt. Gäste sind herzlich willkommen. (Eing.)
werk seine Ausstrahlung behält, haben die beiden Künstlerinnen bewusst auf viel zusätzliche Ablenkung in Form von Farbe verzichtet. Gioia Sommerhalder hat nach der Lehre als Damenschneiderin die Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern besucht und ist nun im Opernhaus Zürich als Requisiteurin beschäftigt. Auch Simone Müller arbeitet als Ausstatterin und Requisiteurin, dies am Schauspielhaus Zürich. Beide haben bereits erfolgreich eine gemeinsame Produktion im Burghaldenhaus in Lenzburg gezeigt.
INSERATE
Elsi Achermann steht exemplarisch für viele andere Schicksale. Foto: zvg und die geplanten Aktivitäten vor. Umrahmt wird die Vernissage mit Musik der Formation Pablo mit Sara Cantina (Gesang), Sergio Führer (Gitarre) und Ambrosius Huber (Cello). (Eing.)