087 2017

Page 10

10

Bezirk Affoltern

Freitag, 10. November 2017

«Liebe, Respekt und Glück zu verkaufen, ist nicht ehrlich» Raphael Räber macht als «Lion Räbi» seit 15 Jahren Reggae und hat das Säuliamt in der Szene bekannt gemacht Während in Frankreich, der Karibik und Südostasien Reggae zu den meistgehörten Musikrichtungen gehört, fristet er in der Deutschschweiz ein Nischendasein. Der Mettmenstetter Reggae-Musiker und Produzent Raphael Räber hat aus der Not eine Tugend gemacht und begibt sich damit auf musikalisches Neuland.

Wie verbreiten Sie Ihre Musik, Ihre Ideen, wenn nicht durch kommerzielle Kanäle? Auf soundcloud.com/lion-rabi können alle meine Songs kostenlos hören, herunterladen und verbreiten. Zudem arbeite ich oft mit sogenannten Featurings – also mit anderen Künstlern zusammen. Genreübergreifend kommen so spannende Songs zusammen, die sich auch in der Fanbasis der anderen Künstler verbreiten. Hier arbeiten wir oft mit Youtube, da diese Plattform allen Fans ein Begriff ist. Anstatt Konkurrenzierung probieren wir es in der Reggae-Szene mit Zusammenarbeit. Das passt viel besser zu unserer Philosophie. Denn mit ausgefahrenen Ellbogen singt es sich nicht sehr glaubhaft über Einheit, Liebe und Toleranz. Ich denke grundsätzlich, dass Musik gemeinsam erlebt die beste Möglichkeit ist, Menschen verschiedenster Gesinnungen zusammenzubringen. Einigkeit ist ein zentrales Thema in fast allen Texten von mir. Musik vereint!

Raphael Räber ist ein begnadeter Musiker, der sich selber als Wortakrobat bezeichnet. Sein Markenzeichen ist, dass seine Lieder nicht nur tiefgründige Themen behandeln, sondern grösstenteils aus Doppel-, Trippel- und Quadrupelreimen bestehen – es reimen sich also immer mehrere Silben auf einander. Ein Beispiel: Stromschaltchreis / Vorstadt-gleis / vor-Sat-1 / Vorstadts-chräis / s wort wo gad säisch … «Anzeiger»: Sie sind ein virtuoser Künstler und machen seit 15 Jahren auf professionellem Niveau Reggae, Raggae, Dancehall, Hip Hop und bringen weitere Elemente ein. Weshalb machen Sie hauptsächlich Reggae, der in der Deutschschweiz eine sehr überschaubare Fangemeinde hat? Raphael Räber (Lion Räbi): Musik ist und war für mich immer eine Herzensangelegenheit. Ich könnte auch französische oder englische Texte schreiben. Mein Herz schlägt aber im Säuliamt und hier wird nun einmal Schweizerdeutsch gesprochen. Meine Texte sind kritisch und regen zum Nachdenken an. Würde ich plötzlich populäre Musik machen, um mehr Geld zu verdienen, würde ich mich selber unglaubwürdig machen. Ich kann mich nur in Mundart so treffend ausdrücken. Denn ich denke in Schweizerdeutsch, ich spreche hauptsächlich in Mundart also singe und schreibe ich auch auf Mundart. ...............................................................

«Ich denke, also singe ich auch in Mundart» ............................................................... In Ihrem Lied «Ich dänke (also bin ich), sprechen Sie René Descartes’ viel zitierte Aussage an und setzen sich mit der Konstruktion von Realität auseinander, die für jeden anders ist – und dies in Reimen, die im Schnellzugstempo an den Ohren vorbeifliegen. Hand aufs Herz, wie viel Prozent Ihrer Hörer verstehen Ihre Lieder? Meine schnellen Reime sind mein Markenzeichen. Ich kann mit meinem Sound aber auch bei einem Konzert in Frankreich die Stimmung zum Kochen

...............................................................

«Unsere Entscheidungen diktieren unser Leben» Raphael Räber – Künstlername Lion Räbi – bei Tonaufnahmen in seinem Studio in Mettmenstetten. (Bild Salomon Schneider) bringen. Musik ist vielfältig und die Texte sind nur ein Teil der Musik. Je nach Situation sind Bass, Rhythmus, Stimmung und Umfeld genauso wichtig. Meine Texte laden aber sicher dazu ein, sie wieder und wieder bewusst anzuhören, darüber nachzudenken und wer weiss, vielleicht kann ich mit meinen Texten neben guter Stimmung auch ab und zu tiefgründig Positives bewirken. Musik besteht aus Schwingungen – Vibes. Die versteht auch jemand, der Mundart nicht versteht. Mit Kansidah Productions haben Sie ein eigenes Label, sind aber nicht bei der Suisa angemeldet. Sind Sie so nicht der Bremsklotz des eigenen Erfolges? Der Verteilschlüssel der Suisa ist ein schlechter Scherz. Internationale Artisten erhalten den grössten Teil des Kuchens, nationale Artisten erhalten gutes Geld und Kleinkünstler erhalten stark unterproportionale Tantiemen – und die Rechte an seinen Liedern gibt man auch noch ab. Der Musikmarkt wird weltweit von Universal, Sony Music und Warner dominiert. Sie vereinen global mehr als drei Viertel der Marktanteile auf sich. Gegenüber der kleinen Suisa haben die einfach die besseren Karten bei den Vertragsver-

handlungen – es ist nur logisch, dass sie ihre Marktmacht nutzen, um ein möglichst grosses Stück des Kuchens für sich zu beanspruchen. Und das digitale Zeitalter macht es nicht leichter. Youtube und vergleichbare Portale weigern sich einfach die Urheberrechts-Tantiemen an kleinere Länder ohne Gewicht auszuzahlen. Die US Urheberrechtsbehörde erhält dafür viel Geld, da sie viel Gewicht hat. ...............................................................

«Der Verteilschlüssel der Suisa ist ein Witz» ............................................................... Sie führen primär ideologische Gründe ins Feld. Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrer Musik? Kommerzieller Erfolg ist nicht alles. Die Musik ist meine Leiden schaft, die manchmal wirklich Leidenschafft. Ich mache sie nicht des Geldes oder des Ruhmes wegen. Ich bin Künstler und mache meine Kunst aus Eigenantrieb und nicht aus finanziellen Gründen. Erfolg misst sich für mich nicht in Verkäufen oder Reichtum. Erfolg ist, das künstlerische Werk auszuführen, ohne jegliche Gedanken an Geld, Markt oder Verkaufswert. Ich kann keine Liebe, Respekt,

reine Seele, reines Herz, Glück und Zufriedenheit mit Geld oder Ansehen und Ruhm kaufen. Die Entscheidungen, die wir treffen, diktieren unser Leben. Also treffe ich meine Entscheidungen gewissenhaft. Ich habe zwei Songs, die meine Einstellung gut auf den Punkt bringen: «de Wäg sich s Ziel» und «Min Wäg». www.soundcloud.com/lion-rabi. Das hört sich so an, als würden Sie aufgrund mangelnden Erfolges sagen, dass Sie überhaupt keinen Erfolg suchen. Es gab Jahre, da habe ich 60 Konzerte gegeben und davon gelebt. Ich habe aber zahlreiche Interessen und Talente und will auch Zeit finden, mich um anderes zu kümmern. Ich bin der festen Überzeugung, dass man Dinge speziell gut kann, die einem Spass machen. Es gibt unterschiedlichste Wege, um Liebe, Rücksicht, Bewusstsein und Frieden in der Welt zu verbreiten. Als Rastaman steht für mich die Kunst – das Erleben und das Ausführen – im Mittelpunkt des Erfolges. Der von unserer Gesellschaft definierte Erfolg, war mir noch nie wichtig. Zudem habe ich an verschiedenen Beispielen die Kehrseite des sogenannten Erfolgs gesehen. Es ist nicht alles Gold was glänzt.

............................................................... Sie haben 100 Lieder zu 100 Themen geschrieben. Gibt es eine gemeinsame Essenz, die in allen Liedern enthalten ist? Ja, es ist so, dass Glaube, Hoffnung, Liebe und Einigkeit – zusammen mit der Rastafari-Livity – immer zentrale Themen sind und waren. Es sticht jedoch bei allen Texten ein anderes Thema oder wird gründlicher und genauer behandelt. Von philosophischen über systemkritische Texte bis zu humorvollen Wortspielen und Mundakrobatik ist alles dabei. Musik und Worte kennen keine Schranken und Grenzen. Ich habe bis jetzt noch genügend Ideen und Themen, die ich ansprechen oder musikalisch umsetzen möchte. Spass und die Leidenschaft an Worten und Musik sind auch nach etlichen Jahren ungebremst. Ich werde auf jeden Fall weiter im Namen von Liebe, Frieden, Einigkeit, Hoffnung und des guten Willens meine Lyriks schreiben und in die Welt hinaus posaunen. Raphael Räbers Denn, wer nicht Musik ist kostenlos Teil der Lösung auf Soundcloud zu ist, ist Teil des Pro- finden. blems. Interview Salomon Schneider

Hilfsleiterinnen plaudern aus dem Nähkästchen Aufregendes Meitli-Wochenende der Cevi Bonstetten-Hedingen Am Samstagmorgen trafen sich die Cevi-Mädchen beim Dorfplatz in Bonstetten. Nach einer herzlichen Begrüssung marschierten sie direkt los. Nach zirka 1,5 Stunden kamen sie im Lagerhaus Mösli an. Nachdem sie ihr Mittagsessen verzehrt hatten, zeigten die Leiterinnen den Hilfsleiterinnen das Haus. Als sie das Schlafimmer fertig eingeräumt hatten, ging es gleich weiter. Ins folgende Geländespiel wurde die Taufe eines Mädchens integriert, die auf den Cevinamen Caraya getauft wurde. Im Spiel mussten die Mädchen Aufgaben lösen, um Teelichter zu bekommen – mit den Teelichtern konnten sie dann Himmelslaternen kaufen. Nach einer Zvieripause ging es weiter mit einem Postenlauf, bei dem die

Die Cevi-Mädchen erlebten ein spannendes Wochenende. (Bild zvg.) Teilnehmerinnen viele Dinge lernten, die in der Cevi wichtig sind: erste Hilfe, Feuer machen, Knöpfe lernen, Cevikunde und vieles mehr. Nach dem Postenlauf fing die Schar auch schon mit den Vorberei-

tungen für das Abendessen an. Sie machten Pizza Calzone über dem Feuer. Während die Pizze brutzelten, suchte die ganze Gruppe Holz für das Lagerfeuer und den Kachelofen, der sie über Nacht warm halten sollte.

Nach dem Essen stand ein aufregender Quizabend auf dem Programm. Danach gingen sie raus ans Feuer, assen Schoggibananen und sangen Cevi-Lieder. Die Älteren durften noch etwas wach bleiben, während die Kleinen schon schlafen gehen mussten. Nach etwa zwei Stunden Schlaf wurden alle wieder geweckt. Draussen erwartete die Mädchen eine Leuchtstäbchenherausforderung im Wald, bei der sie in Gruppen eingeteilt wurden und in der Gruppe verschiedene Aufgaben mit Knicklichtern lösen mussten. Während sie Choreografien und leuchtende Ballone zertraten, wurde erneut ein Mädchen getauft. Auch sie wurde, bevor sie ihren Namen erfuhr, zuerst in den

Naturteich beim Mösli getaucht. Sie erhielt den Namen Kiyomi. Am nächsten Morgen wachten einige Mädchen zu früh auf und mussten deshalb Morgensport treiben. Nachdem alle wach waren, gab es einen reichhaltigen Brunch. Danach mussten sie das ganze Haus putzen und das umliegende Gelände fötzeln. Nachdem sie mit dem Putzen fertig waren, knüpften sie Bändeli. Am späteren Nachmittag ging es auch schon wieder nach Bonstetten, wo alle von den Eltern herzlich empfangen wurden. Es war ein spannendes und aufregendes Wochenende. Hilfsleiterinnen: Nevada, Kiku, Thelaia, Thelyin, Jolly und Merida


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.