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Bezirk Affoltern

Freitag, 9. September 2016

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Drei Mal lustvolles Experimentieren Walter Altorfer, Claire Guanella und Véro Straubhaar in der Galerie in Bonstetten Galeristin Elfi Bohrer kombiniert Künstler immer mit sicherer Hand. Gemeinsam ist den Plastiken von Walter Altorfer und den Bildern von Véro Straubhaar und Claire Guanella die Experimentierfreude. Alle drei Künstler stellen wiederholt in der Galerie aus – die Entwicklung jedes einzelnen ist gut erkennbar. ................................................... von regula zellweger Neu sind die Namen Walter Altorfer, Claire Guanella und Véro Straubhaar nicht im Programm der Galerie für Gegenwartskunst in Bonstetten. Drei und mehr Jahre müssen Künstler warten, bis sie wieder bei Elfi Bohrer ausstellen dürfen. Dabei werden sie jeweils mit anderen Künstlern in einer Gemeinschaftsausstellung präsentiert. Anlässlich der Vernissage vom vergangenen Samstag zeigten sich alle drei begeistert über die Kombination. Alle drei tüfteln und experimentieren gern mit speziellen Techniken, Farben und Formen und suchen immer wieder neue Wege, um sich und ihre Ideen auszudrücken.

für dieses immer wieder politisch geschüttelte Land haben ihn bei seinen neusten Werken inspiriert. Ein wiederkehrendes Thema sind Beziehungen, das Zusammenspiel gleicher oder gegensätzlicher Formen, Interaktionen. Dabei spielen Leerräume eine grosse Rolle, verkörpern Nähe und Distanz, Freiheit und Verbundenheit.

Claire Guanella: Fels und Gebirgszüge Waren es bei der letzten Ausstellung blühende Blumen und Unkraut, so sind es jetzt Berge, die Claire Guanellas Schaffen beherrschen. Felsen und Gebirgszüge tauchen aus einem nebelartigen Hintergrund auf. Fliessendes und Versteinertes, Wasser und Land vermischen sich. Die in Genf lebende Künstlerin beschäftigt sich mit dem Thema «Flüchtlinge». Sie erklärt: «Sie suchen einen Ort zum Ankommen. Bei uns sind felsige Berge.» Deshalb tragen ihre neusten Bilder syrische, fremdländisch klingende Namen. Ihre Bilder sind nie voll abstrahiert. Natur, Pflanzen oder Berge sind erkennbar. Sie integriert auch Schriften in ihre Bilder auf Leinwand und auf Papierplatten. «Mein Atelier ist ein künstlerisches Labor. Hier experimentiere und erfinde ich. Dabei fühle ich mich als Forscherin.»

Véro Straubhaar vor einem Doppelbild. (Bilder Arthur Bohrer)

Walter Altorfer: Tonfiguren Die Plastiken von Walter Altorfer sind leichter, luftiger, verspielter und farbiger geworden. Er treibt die Experimentierfreude mit seinen Tonfiguren auf die Spitze und man fragt sich, wie Ton beim Gestalten und Brennen solche Formen halten kann. Altorfer scheint physikalische Regeln einfach zu ignorieren und dabei auszuloten, ob seine Ideen funktionieren. Neben menschlichen Formen überwiegen immer mehr technische Aspekte. Eine Reise nach Polen und die Faszination

Véro Staubhaar: Bilder mit Tiefe Auch Véro Straubhaar hat mit Experimentieren eine neue Ausdrucksform gefunden. Sie malt auf Industriekarton, der eine gewisse Höhe hat. Die Bilder überzieht sie mit Epoxydharzen. Damit bekommen die Bilder Tiefe, eine dritte Dimension. Im Harz spiegelt sich der Raum, aber auch der Betrachter. Dieser kann den Fokus bewusst oder unbewusst auf das Bild richten, oder auf das sich spiegelnde Umfeld oder auf sich selbst – eine

Walter Altorfer zeigt seine Ton-Arbeit.

Claire Guanella und eines ihrer neuen Berg-Bilder.

wunderschöne Metapher. Man kann auch ausprobieren, was geschieht, wenn man bewusst alles gleichzeitig wahrnimmt, interagieren lässt. Auch das Licht verändert das Bild durch die dicke Harzschicht. Véro Straubhaar hat eine eigene, einzigartige Sprache, ist aber breit im Variieren. Leuchtendes Rot findet man ebenso wie sanfte Pastelltöne, klar begrenzte Formen

wie auch ausgefranste, sich auflösende Konturen. Véro Straubhaar hat hohe Anforderungen an sich selbst. Erst wenn ein Bild zu ihrer Zufriedenheit fertig ist, stellt sich Ruhe ein. Vorher ist sie fast getrieben, immer weiter zu experimentieren, bis es stimmt.

Gegenwartskunst in Bonstetten, 3. September bis 2. Oktober, donnerstags und freitags 14 bis 18 Uhr, samstags und sonntags 13 bis 17 Uhr. Apéros: 11. und 18. September, 13 bis 17 Uhr. Gleichzeitig läuft im Kunstfenster, Dorfstrasse 13, die Ausstellung mit Bildern und Objekte von Sylvette Nick, samstags und sonntags, 14 bis 17 Uhr, und nach Absprache. Infos: Galerie für Gegenwartskunst,

Ausstellung mit Werken von Walter Altorfer, Claire

Elfi Bohrer, Burgwies 2, 8906 Bonstetten,

Guanella und Véro Straubhaar in der Galerie für

Telefon 044 700 32 10, www.ggbohrer.ch.

Am Anfang ist die Form «Wesen» gemalt von Katharina Forster in der Bibliothek Stallikon Rund 60 Bilder von Katharina Forster kann man in der Bibliothek Stallikon bewundern. Es macht Spass, sich Zeit zu nehmen und Bilder wie «Luftsack» oder «Hipo» zu entdecken. Am 17. September von 10 bis 12 Uhr ist ein Apéro mit der Malerin. ................................................... von regula zellweger Rund 40 Personen besuchten die Vernissage am 1. September in der Bibliothek Stallikon – und schnell waren die ersten 13 Bilder verkauft. Die Farben des Meeres, Blau und Türkis, sind Katharina Forsters Lieblingsfarben. Es sind luftige Farben, die Sehnsucht nach Leichtigkeit und Weite wecken. Die Malerin gibt Ocker dazu, Erdfaranzeige

ben, weil sich erden auch zum Leben gehört. Und da und dort was Queres, denn allzu harmonisch ist langweilig.

Leichtigkeit und Weite Katharina Forster war eine abenteuerlustige, sportliche junge Frau. Auf die KV-Lehre und die Hotelfachschule folgten Wanderjahre, die sie nach Bern, Genf, Norwegen und Marokko führten. Als sie nach einer ein Jahr dauernden Weltreise mit ihrem zukünftigen Mann zurückkam, erkrankte sie. Bis heute gibt es keine genaue Diagnose. Eine Veränderung im Rückgrat hatte eine Lähmung der Beine zur Folge. Ein existenzieller Einschnitt im Leben, der eine völlige Neuorientierung verlangte. Früher fand Katharina Forster Leichtigkeit und Weite mit körperlicher Bewegung – heute mit

Katharina Forster mit der Leiterin des Kunstforums, Ariane Buffat (rechts). (Bild Flurin Forster) Malen. Schon als Kind hatte sie gezeichnet. Jetzt, in der Bewegung eingeschränkt, konzentrierte sie sich auf den Ausdruck über das Zeichnen und Malen. Über viele Jahre bildete sie sich im In- und Ausland weiter und hat heute ihren eigenen Stil gefunden. «Ich brauche einen harten Untergrund zum Wirken, deshalb keine Leinwände, sondern Malkarton», erklärt sie. Sie arbeitet in Mischtechnik: Acryl, Kohle, Kreide, Tusche und Collagenelemente. Sie intergiert auch kaligrafische Elemente, gemalt und gekratzt. Titel bekommen die Bilder meist nachträglich – und manchmal direkt auf das Bild geschrieben. «Hipo» zu finden ist also leicht. Ihre Bilder

entstehen ohne Vorstellung, aus der momentanen Situation, einem Impuls, einer Foto, einem Gefühl heraus – Schritt für Schritt. «Das Schwierigste ist zu erkennen, wann ein Bild fertig ist.» Und sich dabei zu vertrauen. Besonders glücklich ist Katharina Forster über den künstlerischen Austausch mit ihrem Sohn Flurin, der ganze Fassaden kunstvoll bemalt.

die einschränkende Behinderung.» Und sie verstärkt: «Ich b i n meine Malerei, identifiziere mich mit ihr. In meinen Bildern erkennt man mich.» Dafür muss man sich aber Zeit nehmen. Und mit der Malerin das Gespräch suchen. Beispielsweise am Apéro in der Bibliothek am 17. September zwischen 10 und 12 Uhr. Ausstellung «Wesen», Bilder von Katharina Forster,

Im Säuliamt verwurzelt Katharina Forster ist in Mettmenstetten aufgewachsen und wohnt im idyllischen Weiler Wissenbach. Sie lässt sich nicht einschränken: «Malen ist mein Ausdruck, meine Reaktion auf

bis 22. Oktober, Bibliothek Stallikon im Schulhaus Loomatt, Sellenbüren. Am 17. September Apéro, 10 bis 12 Uhr. Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Donnerstag und Freitag jeweils 15 bis 19 Uhr, Dienstag 15 bis 20 Uhr, Samstag 10 bis 12 Uhr. Informationen: Ariane Buffat, Leiterin Kunstforum, 043 466 09 04, www.estrellita-design.ch.


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072 2016 by AZ-Anzeiger - Issuu