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Bezirk Affoltern

Freitag, 28. Juni 2019

Beschwingte musikalische und verbale Herzlichkeit

Begeisterndes Konzert der Orchestergesellschaft Affoltern

Die Orchestergesellschaft Affoltern macht aus Worten Musik. (Bilder Susanne Crimi)

Mit ihrem Konzert «Wild im Herzen» vom vergangenen Sonntag in der reformierten Kirche Affoltern hat die Orchestergesellschaft den Geschmack der Besucher einmal mehr getroffen. ................................................... von susanne crimi tGegen 21.15 Uhr versammelte sich das Publikum, welches soeben aus der fast vollbesetzten Kirche geströmt war, vor dem Eingang. Blickte man in die Gesichter oder nahm Gesprächsfetzen auf, wurde schnell klar: das Gehörte hatte rundum gefallen und offenbar den Geschmack der Besucher mehr als getroffen. «Als ich gelesen habe, dass Ringelnatz und Kästner vorgetragen werden, wusste ich – da muss ich hin», erzählte ein sichtlich begeisterter Herr. «Die Musikauswahl und die Gedichte waren wirklich super», pflichtet einer anderer bei, «so etwas Schönes hat mir jetzt richtig gutgetan.»

Peter Kner lässt die Musik hinter den Worten erkennen. anzeige

Ein mutiges Programm Anstelle eines Instrumental-Solisten hatte sich die Orchestergesellschaft dazu entschlossen, Peter Kner, der Lyrik von Ringelnatz und Kästner vortragen würde, als Rezitator zu engagieren. Musikalische Kleinode verschiedener Komponisten würden mit den Texten abwechseln; eine mutige Kombination, weil sich das Publikum aus den vergangenen Jahren an einen anderen Konzertablauf gewöhnt hatte. Um Punkt 20 Uhr nahm der Schauspieler und Sprecher diverser Radio- und Fernsehsendungen – seine Stimme kennt man aus dem Off des «Kassensturz» – Peter Kner auf einem Biedermeiersessel mit dazu passender Ständerlampe vor dem Orchester Platz. Hugo Bollschweiler hob den Taktstock und intonierte mit dem Orchester den 1. Satz der Sinfonie Nr. 12 von W.A. Mozart (1756–1791). Ein Musikstück voller unbekümmerter Leichtigkeit, wunderbar wiegend vom Orchester vorgetragen. Nach dem letzten Ton stellte Peter Kner unmittelbar das Gedicht «Volkslied» von Joachim Ringelnatz vor, las es lebendig und mit seiner unnachahmlichen Stimme vor, blickte immer wieder in Publikum und nahm seine Zuhörer sofort in seinen Bann. Von vier Flügeln, zwei Vögel deklamierte er, vom einem Flügel, keinem Vogel erzählt er weiter bis zur Frage, wohin sie den fliegen würden. Mit der «Sérénade lyrique» von Edward Elgar (1857–1934) fand das Programm seinen Fortgang. Ein Sommerabendkonzert, das es wundersam verstand, aus den zuvor gehörten Sätzen die passende Tondichtung zu liefern, als wollten die Worte anschliessend zu Musikstücken werden. So erfuhr der Zuhörer die Gedanken und Wortspiele von Erich Kästner (1899–1974) zu verlassenen Männern, solchen, die Mühe haben, ihre Gefühle zu äussern und Paaren, die erkennen, dass sie die Liebe verloren haben, als hätten sie einen Stock oder Hut verlegt. Passend dazu erklang ein

Stück aus der Oper «König Manfred» von Carl Reinecke (1824–1910) oder der 2. Satz aus der Sinfonie Nr. 2 von Ludwig van Beethoven (1770–1827).

Worte werden Musik Joachim Ringelnatz (1883–1934), hat sein Leben als Schriftsteller, Maler, Kabarettist und mit über 30 anderen Berufen bestritten. Zeit seines Lebens war er wohl nie angepasst und hat eher schräg seinen Platz in der Gesellschaft behauptet; er war der Autor der folgenden drei Gedichte und möglicherweise der Zusatz «Wild» aus dem Konzerttitel der Orchestergesellschaft. Die lyrischen Verse handelten von einer Liebeserklärung, die das Angebot enthielt, mit einer Kachel aus dem Ofen den Schwur zu bekräftigen und sich letztlich so festlegte, dass die Löcher im Sieb die Hauptsache sind. Sein Gedicht «Der Briefmark» wurde illustriert als 85-Cent-Marke 2008 in die Welt verschickt und als Peter Kner «Der Nagel» vorlas, zeugten Lacher aus dem Publikum für die Heiterkeit, die diese Sätze hervorriefen. Die «Ballet Miniature Suite» von Joseph Edmond Filippucci (1869–1948) mit den vier kurzen Sätzen unterstrich die heitere, leichte Stimmung, die in der reformierten Kirche an diesem warmen Sonntagabend Einzug gehalten hatte. Auch viele kleine solistische Einlagen zeugten vom Können der Musiker der Orchestergesellschaft. Blasinstrumente wie Hörner, Querflöte, Oboe und Fagott spielten zu leichtem Tanz auf, Cello, Harfe und Pauke liessen sich hören und geniessen. Da wurden Worte zu Musik und Musik zu Worten in rascher Folge. Das Publikum hatte erst am Schluss die Chance, mit einem ausgiebigen Applaus die Freude und Dankbarkeit über das Gehörte und Erlebte kundzutun und tat dies auch ausgiebig. Das Lächeln auf den Gesichtern hielt denn auch noch eine ganze Weile an – sowohl bei den Musikern als auch bei den Zuhörern.

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Direkte Demokratie als Erfolgsrezept Am Sonntag, 23. Juni, war Roger Köppel in Affoltern und hat gegen 60 Zuhörer eine Stunde lang buchstäblich gefesselt. Natürlich waren seine drei Themen (kein EU-Unterwerfungsvertrag, keine rot-grüne Klimadiktatur, Schluss mit der masslosen Zuwanderung) die Schwerpunkte. Am meisten zu denken gibt mir aber: ähnlich wie in Rom und in Byzanz kurz vor dem Untergang ihrer Reiche grassiere heute auch in der Schweiz eine «Wohlstandsverblödung». Diese zeige sich darin, dass die Medien und die Politik nicht existenzielle Fragen diskutieren, sondern «Luxusprobleme», z. B. wie vollendete Chancengleichheit geschaffen werden könne, oder wie wir 8 Mio. Schweizer mit unserem Reichtum das Klima der von 8 Mrd. Menschen bewohnten Welt retten könnten. Als existenziell bezeichnete Köppel insbesondere die Fragen: Warum ist eigentlich die Schweiz, dieser karge Steinhaufen ohne Naturschätze und Meerzugang, heute je nach Beurteilungskriterium das reichste Land der Welt überhaupt? Was sichert uns diesen Wohlstand? Wie finanzieren wir unsere Zukunft? Seine Antworten: Es

ist unsere weltweit einzigartige direkte Demokratie! Sie hindert die «classe politique» daran, wie sonst überall auf der Welt, das Volk auszubeuten. Und es sind unsere Unternehmen, die sich hier so frei und gut entwickeln konnten, dass sie viele gut bezahlte und sichere Arbeitsplätze bieten und zugleich grosse Steuern in unsere Staatskassen abführen. Aber mit dem EURahmenvertrag werden wir diese Vorteile verlieren, weil unsere Gesetze dann von Brüssel diktiert werden. Und wenn wir zugleich unseren Reichtum in die Rettung des Weltklimas investieren, wird das zum Schaden des gesamten Mittelstands sein – ohne das Weltklima spürbar zu ändern. Die Schweiz habe sich immer gegen Einfluss- und Erpressungsversuche des Auslands wehren müssen. Die direkte Demokratie sei aber auch von innen gefährdet. Sie habe vom Volk erkämpft und immer wieder verteidigt werden müssen, so auch heute. Ein Denkmal an diesen Kampf und seine Opfer steht übrigens vor der Poststelle in Affoltern. Hans Finsler, SVP Affoltern a. A.

Enorme Bestrahlung reduzieren Fakten sprechen für 5G, Leserbrief vom 21. Juni. Die Aussage von Herrn Schwald gibt mir sehr zu denken. Er spricht von unzähligen Studien und faktenloser Angstmacherei. Es ist jammerschade, dass anscheinend die vielen Fakten von Fachärzten und Wissenschaftlern Herrn Schwald nicht interessieren oder er diese überhaupt nicht gelesen hat – oder man nimmt die einfache Version und bezeichnet alles als Verschwörungstheorie. Anscheinend sind ehrliche Bürger Verschwörungstheoretiker. 4G und 5G sind überhaupt nicht vergleichbar, denn die Bandbreite bei 5G ist enorm viel breiter als bei 4G. Solche Datenmengen braucht man, um den Menschen noch besser zu kontrollieren oder besser gesagt zu überwachen. Mein Kühlschrank zu Hause muss mir nicht mitteilen, wenn

etwas abgelaufen ist oder etwas bestellt werden muss. Auch möchte ich in Zukunft mein Auto noch selbst steuern und auch selber entscheiden können, wohin ich fahren möchte. All dies und noch vieles mehr wird mit 5G auf uns zukommen. Die Menschheit ist am verdummen und wir schauen sozusagen nur noch auf unsere Displays und realisieren nicht mehr, was um uns herum geschieht. Wenn wir in Zukunft immer müder werden und unsere Kinder in der Schule sich immer mehr auffällig benehmen oder sich nicht mehr konzentrieren können, sollten wir nicht zu Ritalin greifen oder zum Therapeuten oder Psychologen gehen, sondern die enorme Bestrahlung die jeden Tag und Nacht uns belastet, drastisch mindern oder besser noch abschaffen. Axel Neumann, Obfelden

Rassistische Haltung In der Ausgabe vom letzten Freitag, 21. Juni, veröffentlichte der «Anzeiger» ein Inserat der SVP, in welchem nun auch für ein mögliches Wasserproblem die Zuwanderer verantwortlich gemacht werden. In den letzten 13 Jahren hatten wir kein Wasserproblem ausser in den zwei heissen Sommern 2003 und 2018 während kurzen Phasen. Wir sind überzeugt, dass die Zuwanderer nichts mit den sommerlichen Temperaturen

zu tun haben. Das Inserat empfinden wir als reisserisch und es begünstigt rassistische Vorurteile. Wir sind der Meinung, dass die Redaktion einer Zeitung auch für den Inhalt von Inseraten verantwortlich ist und sorgfältiger mit der Veröffentlichung von Inhalten umgehen muss, die jegliche Form von Aggression schüren. Rosmarie und Alberto Gianinazzi, Obfelden


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