Bezirk Affoltern
Freitag, 8. Juni 2012
13
Einblick in den Alltag von Behinderten Die Stiftung Solvita öffnet die Türen ihrer Institutionen – auch im Götschihof, Aeugstertal Wie Behinderte leben und arbeiten, wie sie betreut werden: Interessierte können am Samstag, 23. Juni, den Alltag der Institutionen der Stiftung Solvita erleben – auch im Götschihof im Aeugstertal. ................................................... von werner schneiter «Ein glückliches Leben der Bewohnerinnen und Bewohner – das ist unser Ziel seit der Gründung der Stiftung im Jahr 1974», sagt Solvita-Geschäftsführer Martin Ritter. Diesem Anspruch wird man zweifellos gerecht, denn es läuft gut innerhalb der Stiftung, auch wenn im Tagesgeschäft ab und zu ein Problem auftaucht. Im Service-Zentrum in Urdorf, in der Heilpädagogischen Schule in Dietikon, im Wohnheim in Urdorf und im Götschihof erhalten nun Interessierte am Samstag, 23. Juni, Einblick in das Leben von Behinderten – mit Führungen und Informationen zwischen 9 und 17 Uhr. Besucher können an diesem Tag der offenen Türen zwischen 11.30 Uhr und 13.30 Uhr ausserdem zusammen mit Behinderten und Beschäftigten essen. In dieser Zeit finden dann keine Führungen statt. «Uns geht es darum, den Alltag im Betrieb zu zeigen – auf lustige Art und Weise, indem wir zum Beispiel erklären, dass bei uns jährlich 250 000 Socken zusammengelegt werden oder die Frage beantworten, viele Medikamente wir bestellen müssen.
Logistisch gibt es da einige Herausforderungen zu bewältigen», sagt Götschihof-Leiter Markus Feil.
Über 700 Mitarbeitende In den Institutionen der Stiftung Solvita sind insgesamt über 700 Mitarbeitende beschäftigt, davon 400 mit einer Behinderung. Der Götschihof zählt derzeit 62 Bewohner, einschliesslich Aussenwohngruppe in Affoltern und 25 Externe, die im Aeugstertal arbeiten. Von den 110 Mitarbeitenden ist ein Teil teilzeitlich beschäftigt. Der jährliche Gesamtaufwand in der Stiftung Solvita beläuft sich auf rund 27 Mio. Franken, davon entfallen rund 20 Mio. Franken auf Löhne und Sozialleistungen. «Wir sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber. Wir beschäftigen Leute aus den beiden Regionen, und wir kaufen in unserem Einzugsgebiet ein», hält Martin Ritter fest. Er betont, die Stiftung sei angehalten, einen selbsttragenden Betrieb zu unterhalten. Im Gegensatz zu einem Zweckverband haben die in der Stiftung vertretenen Gemeinden der Bezirke Affoltern und Dietikon keine finanzielle Verpflichtungen.
Renovationsarbeiten im Götschihof Alle zur Stiftung Solvita gehörenden Gebäude wurden in den ersten 15 Jahren nach Stiftungsgründung erbaut. Inzwischen sind die notwendigen Sanierungsarbeiten weitgehend abgeschlossen. 2007/08 wurde das Service-
Öffnen die Türen in den Institutionen der Solvita: Geschäftsführer Martin Ritter (rechts) und Götschihof-Leiter Markus Feil. (Bild Werner Schneiter) zentrum in Urdorf erneuert, 2010/11 der Umbau der Heilpädagogischen Schule realisiert und ein neuer Raum geschaffen. In der gleichen Phase erfolgte auch die Renovation des Wohnheims in Urdorf – mit neuen Fassaden und Fenstern sowie Sonnenkollektoren. Den Abschluss bilden nun Renovationsarbeiten im Götschihof, die in
den nächsten zwei Jahren erfolgen – und zwar vorwiegend in den Bereichen Badezimmer und Küche. Die Böden wurden dieses Jahr erneuert, derzeit werden die Lampen durch LEDLampen ersetzt, die erheblich weniger Strom brauchen. «Wir sind derzeit am Zusammentragen von Details und wollen möglichst viel über unsere normale Betriebsrechnung finanzieren», sagt
Markus Feil. – Die 2007 eingeleiteten Sanierungsmassnahmen belaufen sich in der Stiftung bisher auf über 12 Mio. Franken, wovon der Kanton 60 Prozent trägt. Allein für die Erneuerung des Service-Zentrums in Urdorf wurden 7,5 Mio. Franken aufgewendet. In diesem Fall haben die Ämtler und Limmattaler Gemeinden insgesamt 1,5 Mio. Franken beigesteuert.
Das Kompetenzzentrum Palliative Care am Spital Affoltern wird mit einem Qualitätslabel ausgezeichnet Erst die zweite Institution der Deutschweiz mit dem Label – Übergabe am Montag, 11. Juni Am 11. Juni wird dem Kompetenzzentrum Palliative Care in der Villa Sonnenberg des Spitals Affoltern das Qualitätslabel für spezialisierte Palliative Care durch den «Schweizerischen Verein für Qualität in Palliative Care» verliehen. Die Palliativstation am Spital Affoltern ist nach derjenigen am Kantonsspital St. Gallen die zweite spezialisierte Station in der Deutschschweiz, welche dieses Label erhält.
professionalität. Der Ärztliche Dienst, die Pflege und die Psychotherapie treten gemeinsam auf und handeln als Team.» «In der Behandlung und Betreuung wird sehr weit auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten und der Angehörigen eingegangen.» Mit dieser Bewertung ist bewiesen, dass die Palliativstation am Spital Affoltern eine Vorzeigeinstitution ist und eine Vorreiterrolle innehat. Das ganze Team wird alles daran setzen, diesen Standard weiterhin zu gewährleisten.
Im Rahmen der nationalen Strategie Palliative Care von Bund und Kantonen wurden von der Fachgesellschaft palliative ch Qualitätskriterien für spezialisierte Palliativstationen erarbeitet. Die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich hat 2011 die Erteilung eines Leistungsauftrages für Palliative Care an die Erfüllung dieser Qualitätskriterien innerhalb dreier Jahre geknüpft. Zur Überprüfung dieser Kriterien wurde ein unabhängiger Verein gegründet (siehe Kasten), der durch SanaCERT, die Schweizerische Stiftung für die Zertifizierung der Qualitätssicherung im Gesundheitswesen, Audits von Experten durchführen lässt. Am 21. März dieses Jahres wurde in der Villa Sonnenberg ein solches Audit von einem interdisziplinär zusammengesetzten Expertenteam durchgeführt. Die Palliativstation in der Villa Sonnenberg nahm ihren Betrieb im Februar 2010 auf. Bereits in der Vorbereitungsphase war bezüglich Konzept, Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und strukturellen Voraussetzungen Wert auf eine hohe Qualität gelegt worden. Dem interdisziplinären Team der Station gelang es bereits in den ersten beiden
Das interdisziplinäre Leitungsteam: Dr. med. Roland Kunz, Chefarzt; Claudia Müller, Stationsleitung Pflege; Annina Hess-Cabalzar, Leiterin Psychotherapie PsyA®T anzeige
Die Villa Sonnenberg in Spitalnähe. (Bild Werner Schneiter) Betriebsjahren, der Station einen ausgezeichneten Ruf über die Kantonsgrenzen hinaus zu erarbeiten. Nun
war das Leitungsteam gespannt, wie externe, anerkannte Experten im Bereich Palliative Care die Arbeit in der
Verein für Qualität in Palliative Care «qualitépalliative» Der unabhängige Verein wurde 2010 unter der Leitung der Fachgesellschaft palliative ch gegründet. Mitglieder des Vereins sind neben palliative ch auch die Schweizerische Krebsliga, Curaviva und kompetente Einzelpersonen. Die Gründung des Vereins ist eine Massnahme der «nationalen Strategie Palliative Care 2010 bis 2012» von Bund und Kantonen. Zweck des Vereins ist es, die Qualität von Palliative care zu för-
dern. Anhand der Vorgaben durch die Fachgesellschaft palliative ch werden professionelle Audits bei angemeldeten Institutionen durchgeführt. Überprüft werden zum Beispiel die Abläufe zur Therapie und Begleitung, zur Wahrnehmung der Patientenrechte, zur ärztlichen Behandlung, Pflege, psychotherapeutischen Begleitung und Seelsorge, zur interprofessionellen Zusammenarbeit, zur Information und zum Einbezug der Angehörigen.
Villa beurteilen. Der nun vorliegende Bericht der Experten könnte nicht besser sein: von der maximal erreichbaren Punktzahl von 168 wurden 166 erreicht, dies entspricht einem Erfüllungsgrad von 99%! Insbesondere folgende Stärken wurden im abschliessenden Bericht hervorgehoben (Zitate): «Das Kompetenzzentrum für Palliative Care in der Villa Sonnenberg ist in das Gesamtkonzept des Spitals Affoltern eingebettet. Das Spital bekennt sich zu einer ganzheitlichen Medizin (Modell Affoltern)». «Das Auditteam war beeindruckt von der Fachkompetenz und der hohen Motivation der Mitarbeitenden der Palliativstation». «Im Gespräch zeigten sich eine hohe gegenseitige Wertschätzung unter den Mitarbeitenden im Kompetenzzentrum und ein hoher Grad an Inter-