041 2013

Page 7

8

Bezirk Affoltern

Dienstag, 28. Mai 2013

Die kalte Sofie hat das Land eisern im Griff Die Wetterkapriolen verursachen den Bauern Sorgen und den Bademeistern Frust Den Landwirten insbesondere den Gemüse- und Obstbauern bereiten der späte Frühling und die nasskalten Temperaturen einige Sorgen. Auch die Bademeister in den Freibädern des Säuliamtes hoffen sehnlichst auf schönes und warmes Wetter. ................................................... von martin mullis Die Schneefallgrenze sank bis auf 550 Meter und manch ein Automobilist zog in Erwägung die Winterreifen nochmals zu montieren. Der gute alte Petrus muss in der gegenwärtigen Jahreszeit ziemlich griesgrämig gelaunt sein. Wie sonst wären die Wetterkapriolen in den letzten Wochen und Tagen anders zu erklären. Für den Grossteil der Bevölkerung mutierte das Wetter zum herausragenden Gesprächsstoff. Nur wenige Wochen vor Beginn des meteorologischen Sommers ist von einem Frühlingserwachen nichts zu spüren. Die Landwirte, insbesondere aber die Gemüse- und Obstproduzenten raufen sich die Haare. Selbst Rolf Gerber, Chef des kantonalen Amtes für Landschaft und Natur, zeigt sich betreffend der gegenwärtigen Wetterlage ratlos. Er bezeichnet die Lage im Obstbau als kritisch, zwar sei die Bestäubung mangelhaft erfolgt, jedoch könnte bei einer entsprechenden Wetterbesserung eine gute Ernte durchaus noch möglich sein. Die Situation beim Gemüsebau, wo eine ordentliche Anbau-Staffelung unmöglich sei, bezeichnet er hingegen als prekär. Auch das

Einsam im Schwimmbad Obfelden: Bademeister Paul Höhener wartet auf Gäste und schönes Wetter. (Bilder Martin Mullis)

Mit dem Wachstum der Birnen ganz zufrieden: Obstbauer Robert Huber aus Obfelden.

Getreide sei mindestens zwei bis drei Wochen im Verzug, so Gerber.

Ganz und gar nicht zufrieden mit Petrus sind aber auch die Bademeister in den Freibädern des Knonauer Amtes. Markus Voser in Mettmenstetten wartet sehnlichst auf heisses Sommerwetter. Da unabhängig von den kalten Temperaturen und dem garstigen Regen gewisse Arbeiten im Schwimmbad erledigt werden müssen, komme schon ein wenig Frust auf.

Schwierige Situation für die Gemüsebauern Gemüsebauer Roland Moser aus Obfelden ist denn auch alles andere als erfreut über die Launen des momentanen Wetters. Die anhaltende Kälte und der Dauerregen hätten seinen Betrieb in eine schwierige Situation gebracht. Die Felder seien für die Setzarbeiten in einem solch nassen Zustand völlig ungeeignet und eine gestaffelte Produktion sei fast unmöglich. Er erwartet nicht nur Quantitäts- sondern auch Qualitäts-Einbussen. Dies dürfte sich auch auf die Preise auswirken, glaubt der Gemüsebauer. Er sei sich si-

cher, dieses Jahr mit einer merklichen Einkommensminderung rechnen zu müssen. Robert Huber, einer der grössten Obstbauern im Säuliamt, gefällt die momentane Wettersituation auch nicht so recht. Allerdings glaubt er immer noch an eine gute Ernte. Die Bienen hätten einen guten Job gemacht, hält er fest und die Verzögerung beim Wachstum infolge der kühlen Temperaturen, würde die Natur bis zur Erntezeit längst wieder wettmachen. Der Obstbauer schmunzelt und hält fest, dass selbst das unfreundlichste Wetter noch etwas Positives zu bieten hat. Die kalten Tage würden sich nämlich bezüglich der Bekämpfung des gefürchteten Feuerbrandes optimal auswirken.

Schwimmen trotz kühler Luft- und Wassertemperaturen Allerdings schränkt er ein, dass im Mettmenstetten ein kleiner Kreis von Besuchern bestehe, die während der ganzen Saison praktisch täglich ihre Runden im Wasser absolvieren. So habe auch am letzten Freitagmorgen, bei

Luft- und Wassertemperaturen von acht beziehungsweise 15,3 Grad, eine Dame ihr Schwimmpensum erfüllt. Der Bademeister von Obfelden, Paul Höhener, wäre ebenfalls glücklich, wenn sich «seine» Badi belebter zeigen würde als am letzten Wochenende. Seit drei Tagen hat er jedenfalls keinen Gast gesehen und selbst den sogenannten Frühschwimmern aus Obfelden ist es definitiv zu kalt. Eine ältere Dame, die am letzten Wochenende in der S-Bahn auf das garstige Wetter angesprochen wurde, brachte die vermeintliche Notlage auf den Punkt: In Sachen Wetter sei der Mensch halt einfach machtlos, entgegnete sie, nur um sofort anzufügen, dass dies wiederum ein grosser Segen sei.

Erstaunliche Vielfalt an Fähigkeiten und Interessen Projekttage «Abschweifen» an der Sekundarschule Mettmenstetten Die kurze Woche nach Pfingsten nutzte die Sekundarschule Mettmenstetten für ein ausserordentliches Schulerlebnis. Die Kurse der Projekttage fanden mehrheitlich ausserhalb der Schulanlage statt. ................................................... von thomas stöckli

Mit Material im Wert von 14 Franken bauen die Schüler einen thermischen Solarkollektor. Schulleiter Urs Bregenzer staunt. (Bilder Thomas Stöckli)

Die Goalie-Ausrüstung ist montiert. Streethockey in Bonstetten. (Bild zvg.)

Kunst aus Müll. 1.-Sek.-Schüler Marco präsentiert seine Kreation.

«Weggehen» lautete das zentrale Thema vergangene Woche an der Sekundarschule Mettmenstetten. Hin zu Aktivitäten und Erlebnissen, die sich nur schwer oder gar nicht ins Schulzimmer bringen lassen. Ein Thema also, bei dem die Lehrpersonen ihre eigenen Interessen und Kenntnisse einbringen konnten. Aus rund 40 Kursen der Bereiche Kultur und Kreativität, Umwelt und Technik sowie Bewegung hatten die Schüler schliesslich die Wahl. Die Breite an Angeboten ist beeindruckend. Er habe gestaunt, welche Vielfalt im Lehrerteam stecke, verrät auch Schulleiter Urs Bregenzer. Besuche im Kunsthaus standen ebenso auf dem Programm wie selber aus Müll Kunst kreieren. Besichtigt wurden der Flughafen Kloten und der Ökihof in Affoltern. Regenfest marschierten zehn Jugendliche von Mettmenstetten zum Türlersee. Das Wetter war denn auch das grosse Handicap der Woche. Der neu eröffnete Skaterpark in Zürich etwa lässt sich bei Nässe schlicht nicht nutzen ... Besonders begehrt waren die Trips ins Technorama, Winterthur, und in den Seilpark Krienseregg sowie der Bikespass in Emmetten. Weniger begeistern konnten sich die Jugendlichen für Triathlon und die Welt der Amphibien. Doch schliesslich gelang es, für

jeden Schüler und jede Schülerin einen individuellen Kurs-Plan zu erstellen. Dabei konnten fast alle Wünsche berücksichtigt werden. «Nur eine Handvoll Schüler mussten noch etwas wählen», verrät Urs Bregenzer, der die Einteilung gemeinsam mit Lehrerin Isabelle Carson und Schulsozialarbeiterin Sandra Ivankovic vornahm.

Gelegenheit, einander in einer völlig anderen Situation zu erleben Projektwochen haben an der Sekundarschule Mettmenstetten Tradition. Damit jeder Jahrgang einmal in den Genuss kommt, werden sie alle drei Jahre durchgeführt. Ein ganz wichtiger Punkt ist dabei jeweils die Klassendurchmischung. «Ich erlebe es als positiv, junge und erfahrene Schüler gemeinsam in Kursgruppen zu erleben», sagt Schulleiter Urs Bregenzer, «das tut der ganzen Schule gut.» Weiter bietet die Projektwoche Schülern und Lehrpersonen Gelegenheit, einander in einer völlig anderen Situation zu erleben. Und sogar Schulpflege-Präsidentin Helen von Allmen liess es sich nicht nehmen, den einen oder anderen Kurs zu besuchen. Lehrer Thomas Zurbrügg etwa zeigte den Schülern, wie man aus mehrheitlich recyklierten Materialien für 14 Franken selber einen Sonnenkollektor herstellen kann. Kernstücke sind Verdampfer aus Kühlschränken, dazu braucht es eine Scheibe und Fensterdichtungen, eine Styroporplatte und eine Pet-Flasche, etwas Holz, Kleber, Schrauben, Leim und Schläuche. Dank Schwerkraft – das warme Wasser hat eine tiefere Dichte als das kalte und wird deshalb nach oben verdrängt, kommt das System ohne Pumpe aus.

Lehrer Rolf Möhr besuchte mit 14 Schülern das Ausbildungszentrum in Andelfingen, wo Zivilschutz und Feuerwehren ihr Handwerk trainieren. Ein erfahrener Feuerwehr-Instruktor zeigte den Schülern dort, wie man Feuer bekämpft. Im Kurs von Dörte Peters konnten die Jugendlichen derweil ihre eigene Musik kreieren. In kleinen Gruppen durften sie mit dem Computerprogramm «Garage Band» verschiedenste Klang- und RhythmusElemente zusammenmischen – und allenfalls sogar mit eigenem Gesang ergänzen.

anzeige


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.