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Bezirk Affoltern

Einstiger Kraftantrieb für die Webstühle

Dienstag, 15. Mai 2018

«Die Arbeit für die Aumüli wird künftig auf mehr Schultern verteilt»

Das historische Kleinkraftwerk in Ottenbach Mülitag 2018 war auch Abschied von Margrit und Fredi Hofmann Den 18. Schweizer Mühlentag des Vereins der schweizerischen Mühlenfreunde nutzten die Mitglieder des Vereins «Historisches Kleinkraftwerk Ottenbach», um mit einem Tag der offenen Tür die denkmalgeschützte Anlage vorzustellen.

Fragen beantworten. Im Maschinenraum waren am Samstagmorgen Besucher von weit her auszumachen. So bestätigte auch der ehemalige Verkaufsingenieur für Industrieelektronik, Hermann Surber aus Effretikon, dass das Kleinkraftwerk in Ottenbach am Mühlentag für ihn stets das Ziel eines Ausfluges sei.

................................................... von martin mullis

Interessante Industrie-Archäologie

Das Kleinkraftwerk in Ottenbach dürfte wohl eines der ältesten Wasserkraftwerke der Welt sein, welches noch mit originalen Maschinen aus dem Jahre 1920 Strom produziert. Die Fabrikanlage, das Kraftwerk und die Wasserbauten stehen unter Denkmalschutz und gelten als kostbares Kulturgut der Gemeinde und des Kantons. Mit Führungen, beginnend beim vor sechs Jahren renovierten Streichwehr über den Oberwasserkanal bis zum historischen Kleinkraftwerk, zeigten die Mitglieder des Vereins «Historisches Kleinkraftwerk Ottenbach» zahlreichen Besuchern, wie in früheren Zeiten kostbare Energie gewonnen wurde. Nutzte der erste Besitzer der Mühle die Wasserkraft noch für das Mahlen des Korns, wurde später Elektrizität erzeugt, um damit bis zu 250 Webstühle anzutreiben. Am 18. Mühlentag durfte Präsident Heinz Geiger viele neugierige und geschichtlich interessierte Besucher begrüssen und eben so viele

Der dunkle schnurrende Ton der alten Francisturbine im Maschinenhaus machte deutlich, welche Bedeutung die Wasserkraft der Reuss bereits Anfang des 20. Jahrhundert für die damalige Wirtschaft hatte. Begriffe bei den Erläuterungen der Führer über die mechanischen Anlagen im Turbinenhaus wie Kegelzahnräder, Generator, Regulator, Transmissionen und Schaltwand, zeigten nicht nur wie wichtig und nötig die Pflege des Industrie-Denkmals ist, sondern auch die grossartige Arbeit des Vereins «Historisches Kleinkraftwerk Ottenbach» zur Erhaltung der Anlagen. Leider steht die Absicht, einen Teil der Anlage zu einem Ausstellungs- oder Museumsraum umzugestalten, insbesondere infolge der fehlenden finanziellen Mittel, noch auf der Wunschliste des Vereins, meint Präsident Heinz Geiger. Das historische Kleinkraftwerk gilt als Juwel der Industrie-Archäologie und öffnet für besondere Anlässe zwei bis drei Mal pro Jahr seine Türen für die Öffentlichkeit.

Der Regulator im Turbinenhaus als Industrie-Denkmal: Präsident Heinz Geiger, (Mitte) mit den Vereinsmitgliedern Markus Roth und Hans Fässler (rechts). (Bild Martin Mullis)

Die «Jungjodler vo Huuse» des Jodlerklubs am Albis am Mülitag 2018. Im Vordergrund: Brote von Ruth Bieri aus dem Dorfstrasslädeli Aeugst, die mit Emmer- und Dinkelmehl aus der Aumüli angefertigt werden. (Bild Bernhard Schneider)

Der Mülitag 2018 in der Aumüli zog wie immer unzählige Gäste an, die sich für Brauchtum und altes Handwerk interessieren. Alles lief, wie immer, perfekt wie am Schnürchen. Doch etwas war in diesem Jahr anders: Es fehlten Margrit und Fredi Hofmann, die den Mülitag aufgebaut und in den letzten 15 Jahren geprägt haben. ................................................... von bernhard schneider Fredi Hofmann wurde 1939 als Bauernsohn in Aeugst geboren. 1941 übergab sein Grossvater den Hof in Aeugst dem älteren Sohn, während er für den jüngeren, Fredis Vater, eine Liegenschaft in der Aumüli mit 8,5 Hektaren Land erwarb. Fredi Hofmann lernte Schreiner, um einem seiner Brüder den Vortritt bei der Übernahme des Hofs zu lassen, doch schliesslich verzichteten beide darauf. 1968 heiratete er Margrit Brassel: «Sie hätte tatsächlich eine gute Bäuerin abgegeben, aber ich war nun eben Handwerker.» Als der Kanton im Rahmen der Revitalisierung der Reppisch das Wasser-

recht der Aumüli löschen wollte, nahm der Stalliker Reinhard Möhrle «einen jahrelangen Kampf mit dem Kanton auf», mit dem Erfolg, dass die zu diesem Zweck gegründete Stiftung Aumüli 1998 die Mühle übernehmen konnte. Fredi und Margrit Hofmann zählten zu den Mitbegründern des gleichnamigen Vereins, der die Mühle und die Säge samt dem Kanal und der Umgebung betreibt, unterhält und pflegt. An der Bewältigung aller Aufgaben, die dabei anfielen, waren sie beteiligt. Mitten in den letzten Vorbereitungen zum diesjährigen Mülitag verschied Fredi Hofmann unerwartet am 28. Februar. Seine Frau, die stille Schafferin im Hintergrund, die nicht zuletzt auch den Bauerngarten der Aumüli Jahr für Jahr zum Blühen brachte, folgte ihm 53 Tage später. Für den Mülitag in die Lücke sprangen Renate Wassmer, Präsidentin des Vereins und Tochter von Fredi und Margrit Hofmann, und der Präsident der Stiftung, Ferdinand Gramsamer. Gemeinsam führen Verein und Stiftung die Aktivitäten weiter: den jährlichen Mülitag, die Führungen, den aufwendigen Unterhalt. Vermehrt

soll auch der Mostkeller, der 40 Personen Platz bietet, für private Anlässe vermietet werden. «Es ist im Sinn von Fredi und Margrit Hofmann, dass wir das, was sie aufgebaut haben, weiterführen und -entwickeln», hält Ferdinand Gramsamer fest, «die Arbeit für die Aumüli wird künftig allerdings auf mehr Schultern verteilt.» So wurde am Samstag wie an jedem Mülitag das Mühlenrad in Betrieb genommen, die Gäste konnten sich die Mahlvorgänge erläutern lassen, die Gattersäge in Aktion erleben, zuschauen beim Klöppeln, Weben, Sachmalen, Riemenstricken, erfahren, wie vor der Einführung von Waschmaschinen die Wäsche mit Zuber und Waschbrett gereinigt wurde. Eine besondere Attraktion war der Holzvergasertraktor. Bei herrlichem Wetter umrahmten der Jodelchor am Albis und die Musikgesellschaft Stallikon den Anlass. Die Wirtschaft mit Würsten von Grill, Getränken, Kaffee, Kuchen stiessen ebenso auf Anklang wie Brote aus Dinkel- und Emmermehl, gemahlen in der Aumüli. Fredi und Margrit Hofmann hätten den ganzen Tag gearbeitet und am Abend glücklich festgestellt, dass auch dieser Mülitag restlos gelungen ist.

Enten, Güggel, Gänse und Kaninchen trotzten dem Regen Das Fest der Kleintierfreunde des Bezirks Affoltern an der Reuss in Ottenbach Der Verein Kleintierfreunde des Bezirks Affoltern (KTF) zeigte seine Zuchterfolge auch dieses Jahr am Auffahrtstag dem Publikum. Die Käfige und Volieren mit Hühnern, Enten, Kaninchen und Gänsen wurden trotz Regenwetter vor allem von Kindern belagert. Die traditionelle Kleintierschau am Auffahrtstag an der Reuss in Ottenbach ist nicht nur der grösste Anlass vom Verein Kleintierfreunde des Bezirks Affoltern (KTF), es ist auch ihr einziger Auftritt vor Publikum. Infolge des regnerischen Wetters zeigten dieses Jahr allerdings weniger Mitglieder des KTF ihre Zuchterfolge. Trotzdem waren rund 15 Kleintierzüchter mit ihren Tieren anwesend und gegen Mittag war das Festzelt immerhin mit gut 150 Tierfreunden besetzt. Neben den schnatterten Gänsen und hopsenden Kaninchen waren sogar auch einige griechische Landschildkröten zu bestaunen. Die kleine Menagerie am Ufer der Reuss in Ottenbach ist jedes Jahr für Familien mit Kindern ein überaus beliebtes Ausflugsziel. Ganz besonders fasziniert von den Kanin-

chen, Gänsen, Enten und Hühnern der verschiedensten Rassen sind natürlich die kleinen und kleinsten Kinder und so generieren dann vor allem auch die Jungtiere unzählige Jöööhs. Der Verein Kleintierfreunde im Säuliamt (KTF) wurde nach der Auflösung des Vereins Bonstetten mit deren restlichen zehn Mitgliedern verstärkt.

Ein wichtiger Anlass für den Verein Die Kleintierschau am Auffahrtstag ist wichtig für den KTF, bietet doch der Anlass dem Verein die einzige Möglichkeit das Vereinsvermögen auf einem bescheidenen Stand zu halten. Für die Organisation der Ausstellung der Kleintiere im und rund um das Festzelt beim Pontonierhaus an der Reuss, müssen sich allerdings sämtliche Vereinsmitglieder engagieren. So liess es sich das älteste Mitglied, der 92-jährige frühere Taubenzüchter Paul Harr, nicht nehmen hinter dem Grill arbeitend für gluschtige Bratwürste zu sorgen. An einem Tisch im Festzelt war am Auffahrtsmorgen auch noch ein ganz besonderer Kleintierzüchter anzutreffen. Obwohl er in seiner Zucht gegen eine Million Tiere hält, ist

Ueli Hug, Präsident der Kleintierfreunde Bezirk Affoltern, mit Hühnern der Rasse Spanier. (Bild Martin Mullis) Hobbyimker Guido de Pretto nicht Mitglied des KTF, besichtigte aber mit seinen Kindern sehr interessiert die Ausstellung.

Der Präsident der KTF, Ueli Hug, freute sich, dass er trotz des Regenwetters viele interessierte Besucher und noch mehr begeisterte Kinder be-

grüssen durfte. Neue Mitglieder mit Tieren gleich welcher Arten und Rassen sind beim KTF jederzeit herzlich willkommen. (mm)


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