Weiss Medien AG I Obere Bahnhofstrasse 5 I 8910 Affoltern am Albis I Telefon 058 200 5700 I Telefax 058 200 5701 I www.weissmedien.ch I Auflage 23 913 I AZ 8910 Affoltern a. A.
aus dem bezirk affoltern I Nr. 30 I 168. Jahrgang I Donnerstag, 17. April 2014
Ämter verteilt
Positive Bilanz
Der Gemeinderat Affoltern hat sich für die Amtsdauer 2014 bis 2018 konstituiert. > Seite 3
Der zurückgetretene Hedinger Gemeindepräsident Paul Schneiter blickt zurück. > Seite 5
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Politisch aufmerksam Der ehemalige Affoltemer Gemeindepräsident Hans Gut feiert seinen 80. Geburtstag. > Seite 7
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Richtiges Benehmen Der Herzog zu Sachsen führt auf Schloss Knonau eine Etikettenschule. > Seite 9
Ostern und die Geliebte Jesu
F
rühmorgens, noch bevor der Tag beginnt, macht sie sich auf den Weg zum Grab. Maria von Magdala, so wird sie in den Evangelien genannt, eine Jüngerin Jesu, Apostelin der Apostel, wie sie später mit einem Superlativ der Kirchenvater Hippolyt von Rom nennen wird. Das Grab ist offen, der Stein zum Eingang weggerückt. Was ist geschehen? Wo ist Jesus? Maria von Magdala sitzt vor dem Grab und weint, beugt sich dann vorsichtig vor und schaut hinein. Da sieht sie zwei Engel sitzen in weissen Gewändern. Ein Dialog entspannt sich: Magdalena: Habt ihr nicht den gesehen, den meine Seele erwählt hat? Ernster Engel: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Magdalena: Sie haben meinen Herrn weggenommen. Und ich weiss nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Ich habe die ganze Nacht gesucht und ihn nicht gefunden. Erster Engel: Wer ist dein Erwählter vor anderen Erwählten, o Schönste unter den Frauen? Magdalena: Mein Erwählter ist weiss und rot, auserkoren unter Tausenden, durch und durch lieblich, durch und durch begehrenswert. Zweiter Engel: Sag uns, Maria, wer ist dein Geliebter? Magdalena: Mein Erwählter, mein Liebster ist von schöner Gestalt unter allen Menschensöhnen. Er ist der gekreuzigte Jesus. O mein Licht, wo bist du? O mein Liebster wo bist du? O mein Leben, wo bist du? Komm, mein Erwählter, ich vergehe vor Sehnsucht nach deiner Liebe, komm, ich sterbe ich vergehe vor Sehnsucht nach deiner Liebe. Die Engel: Was suchst du den Lebenden bei den Toten? Er ist auferstanden, er ist nicht hier, er geht euch voran nach Galiläa, alleluja, Maria. Weine nicht mehr, frohlocke und freue dich.
Maria von Magdala wird mit der Geliebten des Hohelieds identifziert Dieser Dialog von grosser emotionaler Intensität ist nicht direkt einem der vier Evangelien entnommen, sondern eine Zusammenfügung aus Passagen des Osterevangeliums nach Johannes und dem Hohelied, einer Sammlung von zärtlichen, teilweise expizit erotischen Liebesliedern des Alten Testaments. Er wurde um das Jahr 1650 von der benediktinischen Ordensfrau Chiara Margarita Cozzolani als Mottete vertont und zeigt ein Beispiel für die Tradition, die Jüngerin Jesu mit Sulamit, der schönen Geliebten im Hohelied zu identifizieren.
Hat Gott eine Geliebte? Waren Jesus und Maria Magdalena, ein Liebespaar? Während die Nonnen
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Brückenbauer Der militärische Ausbildungsplatz bei der Obfelder Reussbrücke ist besonders wertvoll. > Seite 11
Sozialhilfebetrüger: Urteil des Bezirksgerichts bestätigt Ein 65-jähriger Sozialhilfeempfänger, der die Gemeinde Wettswil während Jahren betrog, kassierte vom Obergericht eine bedingte Geldstrafe und eine Busse von 300 Franken. Das Obergericht bestätigte ein Urteil des Bezirksgerichts Affoltern. Mit gefälschten Einzahlungsscheinen über eine Wohnungsmiete erhielt der Mann unrechtmässig 31 000 Franken.
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Töchter sexuell missbraucht Weil er seine beiden Töchter jahrelang sexuell missbraucht hat, kassierte ein Ex-Bankangestellter aus dem Bezirk Affoltern vom Obergericht eine unbedingte Gefängnisstrafe von vier Jahren und neun Monaten. Der Beschuldigte legte zwar ein rudimentäres Geständnis ab, zeigte aber nur minimale Reue. ................................................... > Bericht auf Seite 8 anzeigen
Maria von Magdala und der auferstandene Christus auf einem Andachtsbildnis in einer Zelle des Klosters von San Marco in Florenz, gemalt von Fra Angelico in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. beim Singen der Ostermottete diese Liebe sicherlich mehr im geistlichen Sinn verstanden und Maria-Sulamit als Identifikationsfigur für die eigene Beziehung zu ihrem «Bräutigam» Jesus sahen, so beschäftigt die Frage, ob Jesus vielleicht doch eine Frau hatte, die Gemüter seit Alters. Schon der israelitische Gott Jahwe wurde während Jahrhunderten zusammen mit einer Gefährtin, der Göttin Aschera verehrt, wie archeologische Funde bezeugen: «Ich segne euch bei Jahwe und seiner Aschera», lautet zum Beispiel eine Inschrift aus dem Jahr 800 v. Chr., die man auf dem Sinai fand.
Antike Mythen erzählen von der Liebe, die den Tod überwand Aus der antiken Mythologie sind uns Götterpaare bekannt, deren Geschichte von der Überwindung des Todes durch die Macht der Liebe erzählt. So
vermochte Isis ihren von seinem Bruder Seth getöteten und zerstückelten Geliebten Osiris wieder zum Leben zu erwecken und Orpheus gelang es, durch seinen Gesang und das Spiel seiner Lyra den Gott Hades dazu zu bewegen, ihm seine Geliebte Euridike zurückzugeben. Auf diesem Hintergrund erscheint es keineswegs zufällig, dass gerade Maria von Magdala, eine Frau, als erste Zeugin der Auferstehung Jesu in den Evangelien erwähnt wird. Sie füllt den leeren weiblichen Platz neben dem Manne Jesus aus und bringt mit ihrer grossen Liebe zum Gottessohn den wichtigen Beziehungsaspekt ins Spiel, ohne den die Auferstehung ein leeres Spektakel bliebe.
Maria von Magdala und das «Osterei» Maria von Magdala wird auf orthodoxen Ikonen oft mit einem roten Ei ab-
gebildet. In Russland erzählt man sich dazu folgende Legende: Am Tag der Auferstehung schenkte Maria von Magdala dem römischen Kaiser Tiberius ein weisses Ei. Freudig sprach sie: «Christus ist auferstanden!» Tiberius wollte dies jedoch nicht glauben und antwortete: «So wenig wie ein weisses Ei rot werden kann, so wenig kann ein Toter auferstehen.» Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, da verwandelte sich das weisse Ei in ein rotes.
«Christus ist auferstanden!» Auch in diesen Ostertagen werden unzählige weisse Eier farbig erstrahlen. Werden auch Sie eins anmalen? Dann denken Sie an die Apostelin der Apostel und ihre frohe Botschaft: «Christus ist auferstanden!» Irene Girardet Fischer, reformierte Pfarrerin, Hausen
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