Bezirk Affoltern
Dienstag, 15. März 2016
9
Holzschnitte und Malerei aus Mettmenstetten Ausstellung Anita und Bruno Gentinetta bis 27. März in der Galerie Märtplatz in Affoltern Mehrfarbige, Holzschnitte – ja, es gibt sie noch! – mit vielschichtigen Strukturen sowie Malerei in erdigen Farben und elementaren Formen zeigt zurzeit die Galerie Märtplatz, Affoltern. Eine Ausstellung, die zum Entdecken, Verweilen und Fasziniertsein einlädt. ................................................... von urs e. kneubühl «Kultur Affoltern» ist es gelungen, zur Eröffnung der neuen Ausstellungssaison mit Bruno und Anita Gentinetta zwei bemerkenswerte wie bekannte Künstler zu gewinnen, wie Veronika Mühlebach, Mitglied der Kulturkommission, zur Vernissage am vergangenen Freitagabend festhielt. «Kunst zu schaffen ist bei beiden nicht einfach ein Hobby, es ist ein Teil ihres Lebens.» Dem stimmte uneingeschränkt auch Christina Schlatter in ihrer anschliessenden Laudatio zu, indem sie festhielt: «Das Mettmenstetter Künstlerehepaar lebt und arbeitet in einem Zuhause, welches anzieht und Geborgenheit gibt. Und diese heimelige Atmo-
Die ausgestellten Farbholzschnitte des Mettmenstetters Bruno Gentinetta bergen Tiefe und eröffnen, je länger man jeden einzelnen Druck betrachtet, neue Sichtweisen. (Bild Urs E. Kneubühl) sphäre, die im Haus, in Werkstatt und Atelier in Mettmenstetten so gewinnend wirkt, lebt genauso in ihrer Kunst.» Dies, so stellt der Vernissage-Besucher fest, belegen sämtliche gezeigten Exponate eindrücklich. Holzschnitte
und Malereien sind stimmige Farbkompositionen, gepaart mit einer fantasievollen Choreografie in der kreativen Gestaltung von Formen und Figuren. Sie wirken beruhigend, genauso wie sie beleben, strahlen Dynamik aus und erzählen Geschichten. Da sind die
Es begann mit einem Zettel Madeleine Schadegg in der Bibliothek Hausen Die Suche nach dem unbekannten Vater war wie ein Schatten, der das Leben der Autorin begleitete. Madeleine Schadegg las in der Bibliothek Hausen aus ihrer bewegenden Autobiografie. ................................................... von marianne voss
Die Lebensfrage «Wer ist mein Vater?» war für Madeleine Schadegg-Rück stets präsent. Als uneheliches Kind eines nach einer kurzen Liebesbezie-
hung geflüchteten polnischen Internierten suchte sie fast ihr ganzes Erwachsenenleben nach den Spuren ihres Vaters. Der Ausschlag für die Suche war ein Zettel, den sie mit 19 Jahren von ihrer Mutter erhielt. Darauf standen ein paar wenige Angaben zu der Person, die ihr Vater sein sollte: der Name, das Geburtsdatum, der Hinweis auf seine Flucht. Am vergangenen Freitag las Madeleine Schadegg in der Bibliothek Hausen aus ihrer Autobiografie «Spuren – von einer Vatersuche und Millionen nahtloser Strümpfe». Das Werk sei über viele Jahre entstanden, erklärte
sie zu Beginn. Und viele Jahrzehnte dauerte auch die Suche. Sie fand den Vater, als er schon gestorben war. Sie fand aber auch Menschen, die ihren Vater gekannt hatten und erfuhr, wer er wirklich gewesen war. Sie konnte das Bild von ihm realer werden lassen. Er war berühmt und hatte als Erfinder Karriere gemacht. Er war der Hersteller der ersten nahtlosen Strümpfe, Marke DIM. Sie fand noch mehr Spuren ihres Vaters, nämlich ihre eigenen Halbbrüder. Zu einem der beiden konnte sie eine Beziehung knüpfen.
Persönliches und historisches Dokument Nebst der Vatersuche beschreibt die Autorin in ihrem Werk auch ihre Kindheit und ihre Beziehung zur Mutter. Fragen stellen war schwierig und endete oftmals in Konflikten. Die Mutter litt unter jener verbotenen Beziehung zu dem polnischen Geliebten. Madeleine war ein verbotenes Kind. Die Erzählungen von Madeleine Schadegg stimmen nachdenklich, machen auch traurig, aber nicht bodenlos verzweifelt. Ihr Stil hat auch etwas Sachliches, zuweilen sogar Humorvolles. Bei ihrem Buch handelt es sich um ein eindrückliches persönliches wie auch um ein wertvolles historisches Dokument. Der gut besuchte Nachmittagsanlass wurde unterstützt vom Arbeitskreis Senioren Hausen. Im altehrwürdigen Bibliotheksraum hatte sich eine stattliche Zahl Interessierter zusammengefunden, die sich auch nach dem offiziellen Teil nicht gleich auf den Heimweg machten. Sie nutzten die Möglichkeit, der Autorin Fragen zu stellen und mit ihr ins Gespräch zu kommen. Besonders passend war auch die musikalische Umrahmung von Marlis Arnold und Regula Grimmer an ihren Zithern. Die sanften, wehmütigen und etwas melancholischen Klänge gaben genau die Stimmung der bewegenden Geschichte wieder. Im Buchhandel erhältlich: «Spuren – von einer
Madeleine Schadegg las in der Bibliothek Hausen aus ihrem Buch «Spuren – von einer Vatersuche und Millionen nahtloser Strümpfe». (Bild Marianne Voss)
Vatersuche und Millionen nahtloser Strümpfe», Madeleine Schadegg-Rück, 2014.
mehrfarbigen Holzschnitte von Bruno Gentinetta mit ihren vielschichtigen Gliederungen, bei denen zuweilen auch die Maserung oder Struktur des Holzes als grafisches Element mitwirken. Prächtig bunt, aber nie schreierisch, lasierend und deckend, überlap-
pend – zu Hause in der eigenen Werkstatt gedruckt in mehreren Arbeitsgängen. Das birgt Tiefe und eröffnet, je länger man jeden einzelnen Druck betrachtet, neue Sichtweisen. Parallelitäten dazu findet man auch in den Malereien von Anita Gentinetta. Sie spielt geradezu mit erdigen Farben und elementaren Formen, gestaltet lebendige, vom Wind gepeitschte Bäume und Sträucher, ebenso Menschen und Tiere zu Ensembles, die voller Kraft und Sinnlichkeit sind. Damit schafft sie eigentliche Vexierbilder, die surreal anmuten und immer wieder Entdeckungen zulassen und zum Nachdenken bewegen. Die Ausstellung mit den Holzschnitten von Bruno Gentinetta und den Malereien von Anita Gentinetta ist für jene, die das Meditative, Beschauliche und Erbauliche in der Kunst lieben, ein Muss. Hier findet man Entdeckung, Steigerung und wachsende Offenbarung. Galerie Märtplatz, Obere Bahnhofstrasse 7, Affoltern: Malerei und Farbholzschnitte von Anita und Bruno Gentinetta, Mettmenstetten, bis 27. März. Öffnungszeiten: Freitag 17 bis 20 Uhr, Samstag 9 bis 12 Uhr und Sonntag 15 bis 18 Uhr.
Jahrringe als Helfer und Spielverderber Werner H. Schoch an der Volkshochschule Mittels Jahrringen an fossilen Hölzern können oftmals Ereignisse oder Gegenstände sehr genau datiert werden. Die Hölzer im Mittelmeerraum weisen jedoch kaum lesbare Jahrringe auf, wodurch für die Wissenschaft bis heute offene Fragen bleiben. ................................................... von marianne voss Die Volkshochschule im Knonauer Amt ist eine Kommission der Gemeinnützigen Gesellschaft des Bezirkes Affoltern (GGA). Das Logo der GGA, ein eben angestossener roter Dominostein, der auf die folgenden Steine eine grosse Wirkung haben wird, sagt das Wesentliche über die Tätigkeit der GGA aus: Sie möchte Anstoss geben zu Projekten und etwas bewegen. Aktuell setzt sich die GGA mit ihren verschiedenen Arbeitsgruppen für das kulturelle und soziale Leben im Säuliamt ein. Die Arbeitsgruppen oder Kommissionen engagieren sich zum Beispiel für die Erstellung der Neujahrsblätter, die Organisation der Ausstellungen «Ämtler Künstler», die Pflege des beliebten «Ämtlerwägs» oder eben für die spannenden Vortragsabende der Volkshochschule. In der vergangenen Woche ging es in einem Referat von Werner Schoch um das Thema «Der Vulkanausbruch von Santorini – Jahrringe als Helfer und Spielverderber». Otto Wildi, Mitglied der Kommission Volkshochschule erklärte bei seiner Begrüssung, er sei lange der Ansicht gewesen, dass es bei der Wissenschaft darum gehe, Wissen anzuhäufen. «Bei der Wissenschaft geht es jedoch auch darum, Wissen zu hinterfragen.» Der Vulkanausbruch auf der Insel Santorini gibt der Wissenschaft nämlich Rätsel auf. Die genaue Datierung lässt sich bis heute nicht bestimmen. Das bis anhin angenommene Datum kann also nicht wirklich belegt werden. – Werner H. Schoch führt in Langnau
Referent Werner H. Schoch. (Bild mvm) am Albis seine eigene Firma, das «Labor für quartäre Hölzer». Im ersten Teil seines Vortrags erklärte er, wie mittels der Jahrringe an gefundenen Hölzern weit zurückliegende Ereignisse auf das Jahr genau datiert werden können. Nur in höheren Breitengraden bilden Bäume Jahrringe, dies bedingt durch die Jahreszeiten. Betrachtet man zum Beispiel den Stamm eines Olivenbaums aus dem Mittelmeerraum, wird man nicht dasselbe Muster von Ringen erkennen. Damit stehen die Wissenschaftler zur Datierung von Ereignissen im Mittelmeerraum vor besonderen Herausforderungen. Die jahrgenaue Datierungsmethode mittels Jahrringen, die Dendrochronologie, hilft oftmals nicht weiter. Am Beispiel des Vulkanausbruchs auf der ägäischen Insel Santorini zeigte der Referent auf, dass die Datierung des Ausbruchs 1627 bis 1600 v. Chr. bis heute nicht wirklich bewiesen ist. Das Datum wird von den einen Wissenschaftlern infrage gestellt, für ein genaues oder genaueres fehlen jedoch die Beweise.
Ausblick Die Volkshochschul-Saison neigt sich dem Ende entgegen. Der letzte Vortrag dieses Winters findet am Donnerstag, 17. März, statt. Es geht um die Robotik. Prof. Dr. Jonas Buchli referiert zum Thema «Robotik mit Hand und Fuss: Herausforderungen, Nutzen, Perspektiven».