Bezirk Affoltern
Freitag, 8. März 2019
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Im Jubiläumsjahr gehts auf die Landiwiese Informative «Gemeindeversammlung» der ZKB im Schloss Knonau Das bevorstehende 150-JahreJubiläum der einladenden Zürcher Kantonalbank und die bewegte Geschichte des Veranstaltungsorts prägten die «Gemeindeversammlung» vom vergangenen Dienstagmittag im Schloss Knonau.
um 1870 – geplant. Auf der Landiwiese soll dann Ende April auch die nächstjährige Gemeindeversammlung stattfinden – nicht im Bezirkskreis, sondern für den ganzen Kanton.
Spannende Schlossgeschichte
................................................... von thomas stöckli Im 2020 feiert die Zürcher Kantonalbank ihr 150-jähriges Bestehen. An der traditionellen «Gemeindeversammlung», an der Gemeindepräsidenten und Finanzvorsteher, Gemeindeschreiber und Finanzverwalter über die Gewinnausschüttung informiert werden, war dieses Jubiläum denn auch Thema. Janos Blum, Vizepräsident im ZKB-Bankrat, informierte über die Sonderdividende von 150 Mio. Franken, die zusätzlich zur normalen Gewinnausschüttung an Kanton (100 Mio.) und Gemeinden (50 Mio.) gehen soll. «Unser Wunsch ist, dass daraus etwas Besonderes für die Bevölkerung gemacht wird», betonte Blum. «Das Geld soll nicht im grossen Topf verschwinden.» Auch sonst will die ZKB in ihrem Jubiläumsjahr 2020 mit der grossen Kelle anrühren. Neben der viel diskutierten «ZüriBahn», einer Seilbahn, die wie zur Landi in den 60ern die beiden
Vor dem Schloss Knonau von links: Martin Diethelm, Leiter ZKB Affoltern, Janos Blum, Vizepräsident im ZKB-Bankrat, Gastreferent Walter von Siebenthal, alt Gemeindepräsident Knonau, Mario Landolt, Marktgebietleiter Firmenkunden Zürich-West und Urs Derrer, Marktgebietleiter Private Banking Zürich-West. (Bild Thomas Stöckli) Seeufer verbinden soll, sind ein sommerlicher «ErlebnisGarten» mit Kul-
turveranstaltungen auf der Landiwiese und eine interaktive Ausstellung unter
dem Titel «ZeitReise» – mit Schwerpunkt auf den ZKB-Gründungsjahren
Einen historischen Rückblick gab es schon dieses Jahr: Der Knonauer alt Gemeindepräsident Walter von Siebenthal brachte den Gästen die bewegte Geschichte des Schlosses Knonau näher, in dessen Orangerie die Veranstaltung stattfand. Vor 500 Jahren errichtet, diente das damalige Wasserschloss als bauliches Vorbild für verschiedene Burgen im Kanton. Bei der Bevölkerung dürfte es allerdings nicht sonderlich beliebt gewesen sein, repräsentierte es doch die Staatsgewalt des Landvogts, der die Bevölkerung streng überwachte und Steuern einforderte. Spannend ist auch die vielfältige Nutzung der Räumlichkeiten. So diente das Schloss nicht nur als Verwaltungssitz, sondern unter anderem auch als Poststelle, als Taverne und als Privatklinik für gut betuchte Psychiatriepatienten. Die Orangerie wurde ursprünglich als Kegelbahn, später als Wäschetrocknerei genutzt. Nach verschiedenen Handwechseln ist das Schloss seit 1998 im Besitz von Jörg Wolfgang von Sachsen, der seit gut zehn Jahren auch wieder hier lebt.
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Jung, verdammt!
Im «Anzeiger» sorgte eine Formulierung für Wirbel «Jung» oder «alt»? Eine Betrachtung über sieben Buchstaben. ................................................... von livia häberling
A
nfang Januar erhielt die «Anzeiger»-Redaktion einen Brief. Die Verfasserin ist bald 84 Jahre alt und schrieb unter anderem: «Bei den letzten Gratulationen stand jeweils, dass die Betagten 80, 85, 90 oder gar 95 Jahre jung würden. Das hat mich immer sehr traurig gestimmt. (...) Es tat mir einfach weh, sehr weh!» Ist Altsein nichts wert? Zählt nur Jungsein? Anfang Februar nahm sich Psychoanalytiker und Satiriker Peter Schneider im «Tages-Anzeiger» des Themas an. Er schrieb: «Von jemandem zu sagen, er sei 84 Jahre jung, hat den Anschein freundlicher politischer Korrektheit und ist doch nur Ausdruck der üblichen Altersdiskriminierung.» Kurz darauf traf auf der «Anzeiger»-Redaktion eine weitere Zuschrift ein. Darin hiess es: «90 Jahre jung. Gahts no? 20 ist jung, 80 ist alt. So ists – Basta!» «Jung» und «alt». Sieben Buchstaben, ganz viel Wirbel. Warum bloss? Es gibt Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen, die lassen sich besonders leicht an Wertungen koppeln. Eine Person ist einen Meter und 70 Zentimeter gross oder klein, 60 Kilogramm schwer oder leicht und 50 Jahre alt oder jung. Die Bewertung braucht den Vergleich, und Vergleichsmaterial anzeige
liegt – gerade beim Alter – massenhaft vor. Ein Mann lebt in der Schweiz durchschnittlich 81,4 Jahre, dann stirbt er. Bei Frauen sind es 85,4 Jahre. Anhand der statistisch noch verbleibenden Jahre eines Menschen entsteht die Wertung «jung» und «alt». Eine 20Jährige hat im Schnitt noch 65,4 Jahre vor sich – und ist jung. Ein 85-Jähriger hat die errechnete Lebenszeit um 3,6 Jahre überschritten – und ist alt. «Jung» und «alt» sind zwei etablierte Grössen. Nun wurden diese Normen im «Anzeiger» vertauscht. Plötzlich war der Jubilar nicht mehr 90 Jahre alt, sondern 90 Jahre jung. Und das, obwohl er sein Lebensende – statistisch gesehen – vor 8,6 Jahren erreicht hat. Das führte zu Irritation. Denn natürlich wird die Altersdebatte nicht nur rational, sondern vor allem emotional geführt. So schrieb Frau B.: «Wenn man von mir schreiben würde, dass ich 84 Jahre jung werde, würde ich mich nicht ernstgenommen fühlen. Ich hätte das Gefühl, dass Altsein nichts wert ist, dass nur Jungsein zählt.» Und Peter Schneider bezeichnete die Verwendung des Begriffs «jung» für eine 84-Jährige als «Altersdiskriminierung». Interessant ist: Frau B. und Peter Schneider sind sich einig, dass die Begriffe «Jung» und «Alt» zu Ausgrenzung und Abwertung führen, wenn sie falsch verwendet werden. Sie monieren, dass Menschen in der falschen Schublade gelandet sind. Aber dass sie überhaupt dort landen, stört nicht.
Kritisiert wird eine Unordnung. Eine Unordnung, die im normierten System von «jung» und «alt» entstand, als die Begriffe in einen neuen Kontext gesetzt wurden. Doch was, wenn nicht am Chaos, sondern an der Ordnung etwas faul ist? Warum muss so scharf getrennt werden zwischen Jung und Alt? Wieso müssen Kilogramm, Zentimeter oder eben – Lebensjahre – unbedingt in eine Skala eingeordnet werden? Wann ist jemand schon alt, wann noch nicht? Wann ist jemand noch jung, wann nicht mehr? Die Systematik einer Ordnung ist eben auch ein Risiko: Anfänge sind meistens schnell definiert, das Problem sind die Enden. Sie grenzen ein. Und wo eingegrenzt wird, da wird ausgegrenzt. Ist also nicht eher die Ordnung der Nährboden für (Alters-)Diskriminierung? Die scharfe Trennung suggeriert, dass es nur «Jung» und «Alt» gibt, und dazwischen ganz viel Leere. Dabei ist da ein verbindendes Element: Zeit. Und was ist Lebenszeit anderes, als akzeptiertes Werden? Ist also Altsein nichts wert? Zählt nur Jungsein? Natürlich nicht. Doch viel mehr zählt wohl die Toleranz, welche die Gegensätze verbindet. Sie entsteht, sobald man bereit ist, die Grenzen zu verwischen. PS: «Jung verdammt» ist ein Songtitel. Sagt Ihnen nichts? Nun gut, dann sind Sie vermutlich … – nein, nicht jung oder alt, sondern mit Schweizer Mainstream-Pop nicht so vertraut. So einfach ist das.
Zentrale Fehlplanung Seit einigen Jahren gilt beim öffentlichen Verkehr im Kanton Zürich und im Säuliamt die Strategie «Auf den Zug». Der Bus soll als Zubringer dienen für die S-Bahn. Im Säuliamt heisst dies: Die Menschen sollen von ihrem Zuhause aus den Bus an den nächsten Bahnhof im Bezirk nehmen und von da mit der S-Bahn in die Stadt Zürich oder nach auf Zug fahren. Auf den ersten Blick hört sich dies nach einer guten Idee an. Doch bei genauerem Hinschauen wird klar, dass diese Strategie im Säuliamt nicht überall wirklich sinnvoll ist, insbesondere im Reppischtal und Teilen des Oberamts. In Stallikon oder Hausen ergibt ein direkter Bus nach Zürich Wiedikon in vielen Fällen mehr Sinn. Doch aufgrund der Strategie «Auf den Zug» wurden genau diese Strecken in den letzten Jahren reduziert. Dies gilt auch für den 220er Bus von BonstettenWettswil nach Wiedikon, den viele Gymnasiasten der Kantonsschule Wiedikon nutzen. Dieser wurde auf die Hauptverkehrszeiten reduziert und fährt am Wochenende gar nicht mehr. Trotz dieses Abbaus wurde jedoch der Whiskypass aufwändig umgebaut, um die Strecke gelenkbustauglich zu machen. Man kann es nicht anders sagen, eine absurde Fehlplanung des Kantons. Solche Beispiele gibt es im Säuliamt und im Kanton zuhauf. Die Gemeinden brauchen beim öV endlich mehr Mitspracherecht. Der öffentliche Verkehr sollte nicht nur nach rein wirtschaftlichen Zahlen geführt werden, ansonsten kann man ihn auch gleich privatisieren.
Was für den öV gilt, gilt auch für den kantonalen Richtplan. Anhand des Richtplans wird die Zukunft des Kantons auf Jahrzehnte hinaus detailliert geplant. Die 5-Jahrespläne der Sowjets und der DDR werden heute zu Recht als planwirtschaftlicher Unsinn angesehen. Was sind dann kantonale und regionale Richtpläne, welche die Entwicklung auf Jahrzehnte hin festlegen? Es braucht weniger zentrale Planung und mehr Mitspracherecht für die Gemeinden. Die Gemeinden sollen selbst entscheiden können, wie sich ihre Region in Zukunft entwickeln soll und nicht der Kanton oder irgendeine bürokratische Behörde. Alain Schwald, Wettswil Kantonsratskandidat der FDP
Zuschriften sind willkommen Der «Anzeiger» nimmt Zuschriften an redaktion@affolteranzeiger.ch gerne an. Ein Leserbrief muss mit Namen, Adresse und Telefonnummer des Verfassers versehen sein, soll in maximal 2000 Zeichen ein Thema aus der Region aufgreifen und darf keine persönlichen Angriffe enthalten. Über die Publikation und Kürzungen entscheidet die Redaktion ohne Rücksprache. (Red.)