Bezirk Affoltern
Freitag, 17. Januar 2014
11
«Mein Vater hat mir jeweils gute Reportagen aufs Bett gelegt» «Jugend schreibt»: Frankfurter Allgemeine Zeitung zeichnet Obfelderin Aline Metzler aus
Leana Strebel aus Ottenbach. (Bild kb.)
Die Jugend in den Gemeinden (4): Lena Strebel Jugendliche brauchen verschiedene Orte, wo sie sich entfalten können. Dank dem Engagement von Organisationen der Jugendförderung finden Jugendliche im Bezirk Affoltern ein vielfältiges Angebot an Treff- und Entfaltungsmöglichkeiten. In einer Porträtserie mit Jugendlichen aus den 14 Wohngemeinden des Bezirks stellt der «Anzeiger» die Arbeit dieser Organisationen vor. Sie ist 15-jährig, aufgestellt und fröhlich, Leana Strebel aus Ottenbach. Als Mitglied im Turnverein hält sie sich fit und für ihr seelisches Wohl findet sie in der römisch-katholischen Pfarrei St. Josef den willkommenen Ausgleich. «Mich interessiert der Glaube schon länger und der abwechslungsreiche Unterricht ist sehr spannend, zudem ganz anders, als Vieles, was im Alltag um uns herum ist und passiert.» Vor allem themenbezogene Gottesdienste findet sie beeindruckend: «Die Auseinandersetzung mit verschiedensten Fragen des Lebens sind interessant und aufschlussreich.»
Katholische Pfarrei Zur römisch-katholischen Pfarrei St. Josef und St. Antonius gehören die fünf politischen Gemeinden Affoltern, Aeugst, Hedingen, Obfelden und Ottenbach mit rund 6400 Gläubigen. Von der 1. Klasse bis zur Firmung mit 17+ bieten sie einen abwechslungsreichen, kreativen und erlebnisbezogenen Unterricht an, wobei für Jugendliche in der Oberstufe lässige, interessante soziale und nachdenkliche Modulangebote angeboten werden. Einige Impressionen: Sternsingen, Ministrieren, Camp (vom Wochenende im Kloster bis Besichtigung des KZ Dachau). Aktuell kann man eine Sternennacht erleben! (kb.) Katholische Pfarrei, Seewadelstrasse 13, Affoltern, Kontakt: Gabi Sidler (Katechese und Jugend), gabi.sidler@kath-affoltern.ch, www.kath-affoltern.ch
Ausserschulische Jugendarbeit Das Projekt «Die Jugend in den Gemeinden» wurde vom Jugendbeauftragten des Bezirks Affoltern, Matias Dabbene, contact Jugendförderung Bezirk Affoltern – eine Dienstleistung aller 14 Bezirksgemeinden, lanciert und koordiniert, um den zentralen Wert der ausserschulischen Jugendarbeit für das Gemeinde- und Bezirksleben aufzuzeigen. Entstanden ist es in Zusammenarbeit mit «Anzeiger», Standortförderung Knonauer Amt und verschiedenen Organisationen der Jugendförderung im Bezirk. Finanziell unterstützt haben es: GGA Gemeinnützige Gesellschaft des Bezirks Affoltern und Raiffeisen.
Mehr als 2000 Schülerinnen und Schüler aus dem deutschsprachigen Raum wirken jedes Jahr beim Projekt «Jugend schreibt» der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit. Die Besten werden ausgezeichnet. Eine von drei Preisträgerinnen ist diesmal Aline Metzler (16) aus Obfelden. ................................................... von thomas stöckli Heranwachsende Generationen im Umgang mit Medien unterstützen – das ist erklärtes Ziel von «Jugend schreibt». Die Schüler der jährlich 100 Klassen, die sich am Lese- und Schreibförderungs-Projekt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung beteiligen, bekommen die Zeitung ein Jahr lang täglich zugestellt. Sie erhalten Tipps, wie man gründlich recherchiert, Fakten prüft, Interviewpartner findet und spannende Fragen formuliert. Im Gegenzug schreiben die Jugendlichen Reportagen über Themen, die ihnen interessant erscheinen. Die besten Beiträge wählt die Redaktion dann aus und veröffentlicht sie immer mittwochs auf der eigenen «Jugend schreibt»-Seite. Am Projekt beteiligt hat sich auch Franziska Ruloff, Deutschlehrerin an der Kantonsschule Limmattal, mit ihrer Fünftklässlern. Die Reportagen von Aline Metzler aus Obfelden kamen besonders gut an. Als eine von drei Schülerinnen erhält sie am 22. Januar den Schülerpreis der gemeinnützigen Fazit-Stiftung. Im «Anzeiger»-Interview spricht die 16-jährige Obfelderin über ihre Erfahrungen mit «Jugend schreibt». «Anzeiger»: Die FAZ hat mehr als eine Million Leser – wie war es, die Zeitung aufzuschlagen und eine eigene Reportage zu entdecken? Aline Metzler: Das ist ein mega cooles Gefühl. Ich wusste ja nicht, wann sie veröffentlicht würden. So
war es jedes Mal eine Überraschung, wenn man in die Zeitung blickt. Und nun wirst du für deine Mitwirkung sogar ausgezeichnet ... Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich wusste gar nicht, dass es diese Auszeichnung gibt. ...............................................................
«Am meisten Zeit hat die Scheidungs-Reportage beansprucht.» ............................................................... Du hast über gerichtliche Trennung geschrieben, über Lebensmittel-Verteilung an Bedürftige und Adoption ausländischer Kinder. Wie bist du auf die Themen gekommen? Eine vierte Reportage wird noch veröffentlicht. Darin geht es um Patchwork-Familien. Es sind Themen im sozialen Bereich, Themen, die mich interessieren. Adoption kam mir zuerst in den Sinn. Ich kannte die Familie schon. Das habe ich mir dann allerdings bis zum Schluss aufgespart. Ich hatte grossen Respekt davor. Scheidung ist ein Thema, das im Freundeskreis immer aktueller wurde. Ich wusste gar nicht, wie das abläuft. Ich habe beim Bezirksgericht und bei verschiedenen Anwalts-Kanzleien angefragt. Einige Anwalts-Kanzleien haben das Telefon gleich wieder aufgehängt. Zum Glück waren ein Anwalt und eine Richterin sofort interessiert. Was waren die grössten Herausforderungen? Innert zehn Monaten mussten wir vier Reportagen schreiben – neben allem anderen. Ich habe vorher noch nie für eine Zeitung oder ein Magazin geschrieben. Am meisten Zeit hat die Scheidungs-Reportage beansprucht. Der Abgabe-Termin rückte immer näher. Die ersten zwei Interviews waren gleich mit hoch gebildeten Leuten. Schwierig war es auch, bei «Tischlein
deck dich» die Bezüger zu interviewen. Es braucht viel Überwindung, Leute anzusprechen. Und manche konnten kaum Deutsch, sodass sie meine Fragen gar nicht verstanden haben. Im Projekt der FAZ geht es nicht nur ums Schreiben. Die Mitwirkenden erhalten auch die Zeitung zugestellt. Was habt ihr in der Schule gemacht? Mit unserer Deutschlehrerin haben wir den Aufbau einer Reportage analysiert. Wir haben die Zeitung kennen gelernt und sind spezielle Texte Schritt für Schritt durchgegangen. Im März reisten wir für ein verlängertes Wochenende nach München. Das war wie ein kurzes Klassenlager. Wir hatten ein schönes Hotel und eine gute Zeit als Klasse. In München trafen wir auch Frau Kals, die bei der FAZ für die Seite «Jugend schreibt» zuständig ist. Sie gab uns den Tipp, schweizerische Themen zu wählen, weil wir die einzige Schweizer Klasse waren. ...............................................................
«Ich bin immer noch nicht die super Zeitungsleserin» ............................................................... Gab es weitere Tipps oder Unterstützung? Mein Vater hat mir jeweils gute Reportagen aufs Bett gelegt. Er hat selber während des Studiums für den Limmattaler und weitere Zeitungen geschrieben und konnte mir Tipps geben. Bei den ersten beiden Reportagen hat er mich im Hintergrund begleitet. Am 22. Januar darfst du nach Frankfurt, um den Schülerpreis der Fazit-Stiftung entgegenzunehmen. Wer wird dich dann begleiten? Meine Deutschlehrerin und mein Vater. Er ist übrigens selber auch schon bei ihr in die Schule gegangen. Und wie sieht das Programm aus? Es gibt eine Laudatio für uns drei Preisträgerinnen und eine Besichtigung der Druckerei.
Ausgezeichnet: Die 16-jährige Aline Metzler aus Obfelden. (Bild tst.) Hat das Projekt deine Mediennutzung verändert? Ich bin immer noch nicht die super Zeitungsleserin, aber durch das Projekt etwas mehr dreingekommen. Und dem Schreiben bleibst du treu? Das Reportage-Schreiben hat mir viel Spass gemacht, aber ich sehe mich nicht als Journalistin – eher hobbymässig, in der Freizeit. Unter www.faz.net/aktuell/gesellschaft/jugendschreibt finden sich die Reportagen von Aline Metzler und anderen Jugendlichen.
Ein Papiertaschentuch mit der Notiz: «Nödas chrang würsch!» Storys aus dem Schulalltag von Ute Ruf Die Primarlehrerin und «Anzeiger»-Kolumnistin Ute Ruf, Bonstetten, hat ein höchst unterhaltsames Buch «Vast kein Vehler» mit Geschichten aus dem Schulalltag geschrieben. Es kann über uteruf@bluewin.ch bestellt werden.
bringt der Schulalltag eine stattliche Menge. Es sind frohsinnige Momentaufnahmen, kühne Sprüche, listig-lustige Schlaumeiereien – Kindermund eben.
Besser ein Punkt am falschen Ort ...
................................................... von urs e. kneubühl Nicht nur wer, wie der deutsche Dichter und Journalist Matthias Claudius im Gedicht «Urians Reise um die Welt» festgehalten hat, eine Reise tut, kann etwas erzählen. Beileibe nicht. Beredtes Zeugnis darüber, dass auch jemand, der mit Kindern im Schulalter zu tun hat, eine Fülle an Geschichten zu schildern weiss, legt die in Bonstetten wohnhafte Primarlehrerin und Anzeiger-Kolumnistin – «Zwischen-Ruf» – Ute Ruf ab. Ihr kürzlich erschienenes Buch «Vast kein Vehler – Storys aus dem Schulalltag» bietet von A bis Z unterhaltsame Kurzgeschichten. Davon, so stellt man von Lacher zu Lacher fest,
Ute Ruf präsentiert ihr Buch «Vast kein Vehler». (Bild -ter.)
Da sitzt, wie Frau Lehrerin erklärt, das T gerne neben dem S wie bei Stein und Stuhl und für die Kinder ist es daher nur logisch, dass es deshalb nicht fischte, sondern fiste heissen muss. Und aus purer Rücksicht macht dann auch keine der Schülerinnen und Schüler die Frau Lehrerin auf ihre mangelhafte Rechtschreibung an der Tafel aufmerksam, wie die Kleinen treuherzig eingestehen. Hier sorgen sich die Kinder auch um das gesundheitliche Wohl der Lehrerin, die leicht verschnupft ist – Papiertaschentuch und Zettelchen auf dem Pult: «nödas chrang würsch». Und so wird das Lehrerzimmer auch zum Legozimmer, helfen über die eigenen Ohren geklebte Klebestreifen bei Streitereien der Eltern und ist manchmal ein Punkt am falschen Ort
besser als Erbrochenes. Ute Rufs Geschichten und Geschichtchen belegen ihre Gabe zur Beobachtung, ihre Freude am Umgang mit der Sprache – auch wenn diese zuweilen mit Fehlern aus Kinderfeder stammt –, an Geschichten, die aus dem Alltag, dem Leben gegriffen, zum Nachdenken, zum Nachfühlen sind und zum Schmunzeln und Lachen anregen. Sie lässt teilhaben an Augenblicken und Erlebnissen, die aus unterschiedlichen Gründen spontan entstanden, aber allemal reizvoll, anregend und unterhaltsam sind. Es sind nicht nur Anekdoten, die aus Erlebnissen mit den jungen Schulkindern stammen, sondern auch solche, die Erwachsene betreffen – jedenfalls Geschichten, die zwar der Wahrheit entsprechen – «Kindermund tut Wahrheit kund!» – , aber aufgeweckt wie augenzwinkernd erzählt sind. Und dabei nimmt sich Ute Ruf als Lehrerin selbst auch nicht immer ernst. Vergnüglicher Lesestoff! Ute Ruf: «Vast kein Vehler – Storys aus dem Schulalltag». Broschur mit 218 Seiten. Bestellungen bei uteruf@bluewin.ch, Verkauf in der Buchhandlung Scheidegger, Affoltern.