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GESELLSCHAFT

»EINFACH ICH SEIN«

ROBIN KAM ALS MÄDCHEN ZUR WELT. HIER ERZÄHLT ER, WIE ER SEINEN KAMPF GEGEN DIE GESCHLECHTERROLLEN FÜHRT UND WIESO SEXISMUS KEIN REINES FRAUENTHEMA IST

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Text: Alicia Reimann

Wer das Titelbild über Robins* Facebook-Profil ansieht, würde denken, es zeige ein Kindheitsfoto seiner kleinen Schwester, die mit ihrer Mutter im Garten auf einer bunten Decke sitzt und Kränze aus Gän seblümchen bastelt. Nur seine Freunde und Familie wissen: Das kleine Mädchen mit den blonden Ringellocken ist er selbst. Oder war er selbst. Lina* gibt es heute nicht mehr, son dern nur ihn, Robin, mit langen, dunkelblond-strähnigen Haaren, die zum Pferdeschwanz gebunden sind, Bart und Holzfällerhemd.

BART, BIZEPS, BALLETT Dass Robin sich in seinem Körper nicht wirklich wohl fühlt, merkte er schon früh: »Ich habe als Kind nie verstan den, wieso es für Mädchen so extrem viele rosa Klamotten gibt und ich Kleider tragen sollte«, erzählt er. »Ich fand das immer komisch und wollte lieber wie meine Cousins coole Jeans und eine Basecap tragen. Nur meine langen Haare, die mochte ich – das ist ja heute noch so.« Im Teenageralter band er sich seine Brust mit Frischhaltefolie ab. Er steckte sich So cken in die Hose und posierte damit vor dem Spiegel. Und wusste: Das will ich. Den Tag, an dem er seinen Eltern gegen über endlich Klartext sprach, beschreibt Robin heute als seinen Befreiungsstoß. Damals war er 19 Jahre alt. Heute ist mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen, dass der 24-Jährige als Mädchen zur Welt kam.

Doch es hat sich noch mehr verändert: Robins Einstellung zu der ganzen ›Geschlechtersache‹: »Früher wollte ich nur eins unbedingt: endlich ein richtiger Mann sein – mit Penis, Bart und Bizeps. Heute sehe ich das ein klein wenig anders. Ich fühle mich tendenziell eher dem männlichen Geschlecht zu gehörig, würde mich aber am liebsten gar nicht fest zuordnen lassen.« Seinen Schritt, sich anatomisch zum Mann machen zu lassen, bereut er aber nicht, wie er weiter erzählt: »Ich bin jetzt an dem Punkt, an dem ich einfach ich bin. Mit allen Facetten, die mir gefallen – geschlechtsunabhängig. Ich liebe meinen Penis, aber ich liebe eben auch meine langen Haare. Ich habe meine Brust gehasst, aber bin froh, dass ich meine schmale Taille habe. Ich spiele gerne Fußball und sehe mir Ballett an. Ich will mich einfach nicht auf eine Rolle festle gen und die dann unter Druck erfüllen, nur weil es die Gesellschaft am liebsten so hätte.« Auf dem Papier, in seinem Job und in der Öffentlichkeit ist er männlich – in seinem engen Freundeskreis betitelt ihn niemand mehr als ›Er‹. Nur als ›Ro bin‹, das reicht schon.

LEBEN UND LEBEN LASSEN Wenn es eine Sache gibt, die Robin in seiner nun erreichten Seelenruhe erschüttern kann, dann ist es Sexismus. »Viel leicht, weil ich ihn aus der Sicht beider Geschlechter kenne«, vermutet er. »Diese ganze Stigmatisierung ging mir bereits als Kind auf die Nerven.« Wenn das Wort ›Seximus‹ laut wird, dann sind es meistens Frauen, die schreien. Das macht den Anschein, als wären sie deutlich häufiger von diesem ge sellschaftlichen Phänomen betroffen als Männer. Robin, der beide Seiten kennt, ist da anderer Meinung. Er glaubt, dass Männer sich nur nicht so oft über ihre zugeschriebene Rolle beschweren: »Weibliche Rollenbilder sind meistens den männlichen gegenüber benachteiligt. Als Beispiel: Von Frauen wird oft erwartet, dass sie ihre Karriere hintenanstel len, sobald sie ein Kind bekommen – klar, dass viele Frauen damit nicht einverstanden sind. Wenn es aber heißt, der Mann ist der Familienheld, der hart arbeitet und das Geld nach Hause bringt, wird das im ersten Moment von Män nern sicherlich nicht unbedingt negativ wahrgenommen.« Trotzdem heißt das im Umkehrschluss, dass alle Männer, die nicht in dieses Bild passen, ihre Aufgabe nicht erfüllen.

Das macht Robin wütend. Seiner Meinung nach sollte jeder einfach jeden so leben lassen, wie er möchte, ohne irgend welche gesellschaftlichen Ansprüche und Erwartungen an ihn zu haben. Für ihn ist es mittlerweile einfach, sich nicht unter Druck setzen zu lassen – doch das war nicht immer so, wie er gesteht: »Kurz nach meiner Geschlechtsumwandlung hatte ich eine Art Höhenflug. Aber dann wurde ich nervös: Kann ich überhaupt ein richtiger Mann sein? Wird man mir immer irgendwie ansehen, dass ich als Frau zur Welt kam? Was, wenn ich das ›männliche Leben‹ nicht auf die Reihe kriege? Totaler Quatsch«, resümiert er. »Es will doch ei gentlich jeder einfach nur glücklich sein. Ich wünsche mir, dass wir aufhören, alles und jeden in Schubla den zu stecken, und unser Leben endlich komplett so führen, wie wir es für richtig halten.«

An seine Kindheit als Mädchen denkt Robin heute nur noch manchmal zurück. Wenn er es tut, dann erinnert er sich an Unbe schwertheit, Unvoreingenommenheit und Glück. Das ist es auch, was er in sein jetziges Leben mitgenommen hat.

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