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Tollkirsche –nicht nur Homöopathicum

Wer im Juli und August die heimischen Laubwälder durchstreift, bemerkt bisweilen kräftige, bis zu zwei Meter hohe Pflanzen, die leuchtend schwarze kirschförmige Früchte tragen. In wenigen Fällen können diese Früchte auch gelb gefärbt sein.

Es handelt sich um die Tollkirsche (Atropa belladonna), deren große Giftigkeit einen Genuss der Früchte absolut verbietet. Speziell bei Kindern, die im Wald spielen, kommt es immer wieder zu Vergiftungsfällen. Zum Glück schmecken die Früchte nicht sehr gut, so dass ein Verzehr von mehreren Exemplaren selten vorkommt.

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Die Tollkirsche enthält mehrere stark wirkende Alkaloide, deren bekanntestes sicherlich das Atropin ist. Atropin wirkt krampflösend im Bereich der glatten Muskulatur. Die Behandlung von spasmischen Schmerzen im Gastrointestinal- und Gallenbereich sowie bei kolikartigen Schmerzen im Blasenbereich ist somit ein Anwendungsbereich.

Die Substanz wirkt am Herzen stark frequenzsteigernd und führt auch zu einer Pupillenerweiterung. So wurden Atropin-Augentropfen über Jahrhunderte von Augenärzten zum Erweitern der Pupille zu Diagnosezwecken verwendet. Eine spontane Blutdruckerhöhung ist nicht selten. Atropinampullen sind bis heute im Notfallkoffer der Ärzte enthalten und werden bei akuten Herzrythmusstörungen bei niedriger Herzfrequenz eingesetzt.

Der Einsatz von atropinhaltigen Arzneimitteln bleibt dem Arzt vorbehalten. Die Giftigkeit der Substanz ist zu groß, um damit freiverkäufliche Präparate auf den Markt zu bringen.

Der große Teil der Anwendungen durch Patienten selbst oder nach Anordnung von Ärzten mit naturheilkundlicher Ausbildung ist deshalb der Homöopathie vorbehalten. Belladonna ist sicherlich eine Pflanze mit den vielseitigsten Indikationen in der Homöopathie. Sowohl als Einzelpräparat als auch in vielen Mischpräparaten wird dabei die Tollkirsche verwendet. Viele Erkältungsmittel sind dabei vertreten und speziell bei fieberhaften Infekten der Mandeln, der Atemwege, des Urogenitaltraktes, aber auch der Gehirnhaut wird dieses Homöopathikum häufig eingesetzt.

Sollten Kinder trotz des schlechten Geschmacks einmal die „Kirschen“ gegessen haben, so erkennt man dies an den typischen Vergiftungssymptomen: Herzarrhytmien, Hautrötung, Mundtrockenheit und Pupillenerweiterung.

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