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Natürliche Hilfe

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über mein Praktikum im Johanneshaus Bad Wildbad

Zu meiner Person

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Ich bin 20 Jahre alt und komme ursprünglich aus der Nähe von Stuttgart. In meiner Freizeit spiele ich gerne Klavier, zeichne und koche sehr gerne mit Freunden. Nach dem Abitur habe ich zunächst einen einjährigen Freiwilligendienst in Ecuador absolviert. Während dieser Zeit konnte ich sehr viele Eindrücke über eine gänzlich andere Kultur bekommen und habe festgestellt, dass ich in meinem späteren Beruf etwas Soziales erlernen möchte. So bin ich anschließend nach Ulm gezogen, wo ich aktuell im dritten Semester Psychologie studiere.

Warum ein Praktikum?

Im letzten Jahr an der Universität habe ich vor allem sehr viel theoretischen Input bekommen. Deshalb wollte ich unbedingt auch die andere Seite, also das tatsächliche Arbeitsleben eines Psychologen kennen lernen. Bei meiner Recherche stieß ich auf das Johanneshaus und war dabei von den vielfälti- gen Therapieangeboten, aber auch von der vorgestellten Philosophie äußerst angetan. So war es schnell entschieden, dass ich zwei Sommermonate im wunderschönen Bad Wildbad verbringen würde.

Mein Arbeitsalltag im Johanneshaus

Während meines achtwöchigen Praktikums durfte ich zunächst in die verschiedenen Therapiebereiche schnuppern. Des Weiteren durfte ich die Pflege und auch den Alltag der Heimleitung kennenlernen. Jeder Bereich war dabei auf seine Weise eine bereichernde Erfahrung für mich. Meine Aufgabe war es zunächst, zu beobachten, in Kontakt mit den Bewohnern zu treten und auch an den Therapieangeboten mitzuwirken. Schließlich durfte ich auch selbst kleine Projekte, wie etwa die Rekrutierung von Bewohnern für die Heimbeiratswahl, übernehmen. Außerdem konnte ich mit einigen Bewohnern Biographiearbeit machen, was mich sehr fasziniert, aber auch mitgenommen hat und daher besonders einprägsam für mich war. Stets begleitet, im direkten und übertragenen Sinn, wurde ich dabei von Frau Heimerdinger, der Psychologin und meiner Mentorin.

Was habe ich mitgenommen?

Neben sehr vielen Eindrücken habe ich vor allem gelernt, die Wichtigkeit der ruhigen Momente zu verstehen. Es war ein kleiner „Kultursprung“ vom leistungsorientierten Universitätsalltag hin zu einer Langzeitpflegeeinrichtung für chronisch psychisch Kranke, in der es entscheidend ist, sich Zeit zu nehmen. Damit meine ich, dass es sehr wichtig ist, z. B. ein „Schwätzchen“ mit einem Bewohner zu halten oder sich einmal eine Weile daneben zu setzen. Die Bindung, die dabei entsteht, ist, wie ich finde, das entscheidende Gut aller Mitarbeiter für ihre Tätigkeit im Johanneshaus. Von meiner letzten Woche ist mir noch ein sehr schönes Er- lebnis präsent, das dies ganz gut veranschaulicht: Ich habe mich einfach mal ans Klavier gesetzt und ein wenig gespielt und ein paar Bewohner haben zugehört. Schließlich kam ein Bewohner dazu und zeigte begeistert seine Musikbox, auf der er jede Menge klassischer Lieder hatte, und fragte, ob er diese abspielen dürfe. So spielte er sie ab und die anderen hörten zu. Es war ein sehr friedlicher und bedeutsamer Moment für mich.

Insgesamt kann ich sagen, dass mir die Zeit für meine persönliche Entwicklung sehr viel gebracht hat. Ich glaube, erst im Praktikum habe ich verstanden, was es wirklich heißt, wenn jemand psychisch krank ist. Auch habe ich viel über Arbeitsstrukturen und damit verbundenen Problemen und Lösungsansätzen gelernt. Und ich wurde letztlich in meinem Wunsch, Psychologie zu studieren, bestärkt.

Ein kurzer Dank:

Vielen Dank zunächst an die Bewohner, die oftmals sehr nachsichtig mit mir waren und mir mit Freundlichkeit und Neugier begegnet sind. Danke auch an alle Mitarbeiter, die mir so viel Einblick in ihren Arbeitsalltag gewährt haben und all meine Fragen beantworteten.

Und nun?

Im Moment sitze ich im PC Pool der Universität Ulm, schaue nach draußen und sehe das triste Novemberwetter, das leider viel zu nebelig ist. Aber ich genieße es wirklich, wieder unter meinen Kommilitonen zu sein und neue Vorlesungen und Seminare zu besuchen. Es gibt noch so viel zu lernen! Und öfters einmal denke ich an all die Menschen im Johanneshaus zurück und an die Zeit, die ich mit Ihnen verbringen durfte…

Clara Hertneck

(Den ausführlichen Bericht finden Sie unter www.johanneshaus-bad-wildbad.de)

Das Kognitive Training nach Dr. med. Franziska Stengel ist ein sozialkommunikatives und gesundheitsorientiertes Training kognitiver Funktionen, wie Konzentration und Wahrnehmung, Informationsverarbeitung, Denken, Sprache und aller Gedächtnissysteme. Dabei werden Inhalte und Fragestellungen aus dem täglichen Leben gegriffen. Entwickelt wurde die Trainingsmethode von der österreichischen Ärztin, Psychologin und Soziologin Dr. med. Franziska Stengel. Kognitives Training nach Stengel wird von ausgebildeten Fachtherapeuten durchgeführt.

Hirnleistungstraining umfasst das Training kognitiver Funktionen, wie z. B. Konzentration, Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und Problemlösung. Dabei ist das Kognitive Training kein Selbstzweck, sondern verfolgt komplexe therapeutische Ziele, wie das Erlangen der Grundarbeitsfähigkeiten, die unter anderem verbunden sind mit einer Verbesserung der eigenständigen Lebensführung, der Selbstständigkeit, der Belastungsfähigkeit und auch des situationsgerechten Verhaltens. Kognitives Training wird auch im Rahmen der psychisch-funktionellen Behandlung zur Verbesserung und Stabilisierung der psychischen Grundleistungsfunktionen, wie Antrieb und Belastbarkeit, angewandt. Die Stengel-Methode fördert darüber hinaus die Selbst- und Fremdwahrnehmung, die Interaktionsfähigkeit, die sozio-emotionale Kompetenz und das Selbstvertrauen.

Aus ärztlicher Sicht ist die Anwendung evaluierter Therapieverfahren, also auf ihre Wirksamkeit hin wissenschaftlich überprüfter Verfahren, auch und gerade im Bereich Hirnleistungstraining unabdingbar. Nur evaluierte Therapieverfahren gewährleisten das notwendige Maß an Therapiesicherheit, d. h. dass das angestrebte therapeutische Ziel mit den gewählten Mitteln und Methoden auch erreicht werden kann.

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