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nota bene
from Neu Nota Bene 11
by Mateo Sudar

Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
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Franz Kafka, 1883 – 1924
03 Editorial
Grußworte von Anneli Zenker und Manfred Preuss
04 Mütter und Väter der Pflege (6)
Vinzenz von Paul – ein Heiliger gestaltet die Geschichte der Pflege
06 9. GeriatrieForum
Johannesklinik Bad Wildbad setzt Akzente
07 Pflege und Politik
Pflege rückt endlich auch in den Focus der Politik
08 Bad Liebenzell
Die Lindenwirtin – Erlebnistheater in Bad Liebenzell
10 Johanneshaus Bad Wildbad
Erfahrungen über mein Praktikum im Johanneshaus Bad Wildbad
11 Johanneshaus Bad Wildbad
Länger fit und selbstständig mit Kognitivem Training nach Stengel
12 Landkreis Calw
Singen begeistert – Chöre als Kulturbotschafter aus dem Landkreis Calw
14 Liebe
Dum spiro spero – Solange ich atme, hoffe ich
16 Bad Wildbad
Wild entschlossen über die Wild Line in Bad Wildbad
18 Musik
Wie wunderbar der Heilige Geist klingt
19 Literatur
Alt werden ist nichts für Feiglinge
20 Ergotherapie
Fatigue und der Ansatz für die Behandlung in der Ergotherapie
22 Ernährung
Mit Pflanzenkraft in den Power-Frühling 2018
23 Natur und Heilkunde
Pestwurz – ein Arzneimittel?
Terminvorschau
15. Juli 2018
Sommerfest des Johanneshauses und der Johannisklinik Bad Wildbad
7. bis 9. Dezember 2018 Winter.Kurpark.Zauber
Der romantische Weihnachtsmarkt im Kurpark von Bad Wildbad

Impressum
Herausgeber:
MHT
Gesellschaft für soziale
Dienstleistungen mbH
Hochwiesenhof 5–10
75323 Bad Wildbad www.mht-dienstleistung.de www.johanneshaus-bad-wildbad.de www.johannesklinik-bad-wildbad.de www.johanneshaus-bad-liebenzell.de
Redaktion:
Gabriele Pawluczyk | Martin Kromer | Wolfgang Waldenmaier gabriele.pawluczyk @monacare.de
Grafische Umsetzung:
Dagmar Görlitz kontakt@goerlitz-grafik.com
Drucktechnische Umsetzung: Karl M. Dabringer dabringer@gmx.at
Auflage: 3.000
Liebe Leserinnen und Leser unserer nota bene, nun gehen wir mit dieser Zeitschrift in den 5. Jahrgang. Fünf Jahre mit unterschiedlichen Themen und Ereignissen. Stets ist alles im Fluss, in der Veränderung. Jeder Tag überrascht uns mit neuen bewegenden Momenten, Momenten der Freude oder auch der Herausforderung.
Stets sind es die Herausforderungen, die uns zum NachDenken, Um-denken bewegen. Sie zeigen uns, es will sich etwas verändern, es will sich etwas NEU zeigen. Das ALTE darf verabschiedet, losgelassen werden. Ihm darf für seine Unterstützung in der Vergangenheit von Herzen DANKE gesagt werden. Ohne das Alte stünden wir heute nicht da, wo wir sind.
Gleichzeitig rührt sich etwas Neues. Ein Zauber des Neu anfangs.
Das zeigt sich gerade auch in der Natur. Wir dürfen Zeugen sein, am jährlich wiederkehrenden Zauber des Neuanfangs der Natur, am Frühling. Das Grün fängt wieder an zu wachsen. Die ersten Blumenblätter drücken sich durch die Erde an die durch die ersten wärmenden Sonnenstrahlen erfüllte Luft. Das Zwitschern der Vögel erfüllt wieder den Raum. Auch wir strecken unsere Gesichter den wärmenden Strahlen entgegen und fühlen auf unserer Haut den Genuss des Lichtes, der Helligkeit und Wärme. Der Winter mit der Kälte, Dunkelheit und Ruhe ist vorbei. Der Wandel ist da! Hurra!
Wie sagte bereits Vincent van Gogh: Wandlung ist notwendig, wie die Erneuerung der Blätter im Frühling.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen frohen Abschied vom Winter und einen zauberhaften Frühlingsanfang – nota bene – wohlgemerkt…
Ihre
Anneli Zenker
Geschäftsführerin MHT

Zum Geleit
Die Umstellung auf die Sommerzeit brachte uns in diesem Jahr den großen Vorteil, abends eine Stunde länger bei Tageslicht Schnee schaufeln zu können. Wer sehnt sich nach diesem langen, kalten und ungemütlich nassen Winter jetzt nicht auf die ersten Frühlingsboten? Ein wenig in der Sonne sitzen, sich an den ersten Blumen und Blüten erfreuen – und Kraft tanken zu können für neue Aufgaben. Und neue Aufgaben warten immer und überall auf uns. In der Arbeit mit und für ältere Menschen haben wir das ganze Jahr Frühling – für den Aufbruch, einerseits Bewährtes zu wahren und andererseits gemeinsam neue Wege zu gehen, ist immer Saison. Die aktuelle Diskussion über den Stellenwert von Pflege zeigt, dass dieses in den nächsten Jahrzehnten weiter dramatisch an Bedeutung gewinnende Thema nun endlich in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist. Noch fehlen die überzeugenden Denkmodelle, noch die dringend erforderlichen Lösungsansätze – aber immerhin, zumindest ist ein Anfang gemacht und wir alle haben es in der Hand, dass die Stimme der Menschen, die oft aufopferungsvoll in der Pflege arbeiten, nicht wieder verstummt. Nutzen wir auch für diesen Einsatz die neue Kraft, die uns der Frühling verleiht. Wie wir mit unseren Alten, Kranken und all den Menschen umgehen, die sich tagein tagaus für deren Belange und Wohlergehen einsetzen – das ist die Messlatte für eine humane Gesellschaft.
Manfred Preuss GlobalConcept.Consult AG
Liebe findet ausschließlich durch das Handeln ihren Ausdruck. Das war die feste Überzeugung des Vinzenz von Paul. Sein Wahlspruch „Liebe sei Tat“ ist der Nachwelt durch seine zahlreichen Werke eindrücklich im Gedächtnis.
Vinzenz von Paul –
ein Heiliger gestaltet die Geschichte der Pflege


Geboren wurde der Heilige Vinzenz von Paul am 24. April 1581 in der Gegend um Dax/ Gascogne in Frankreich. In Toulouse studierte er Theologie. Durchaus spannende, abenteuerliche Episoden aus seinem Leben wurden von den Biographen und Forschern überliefert. So wurde er im Jahre 1605 auf der Suche nach kirchlichen Einkommensquellen von türkischen Piraten nach Tunis verschleppt und dort als Sklave verkauft. Nach dreijähriger Gefangenschaft kam er frei und landete über Umwege in

Paris. Im Jahre 1612 trat Vinzenz eine Pfarrstelle in Clichy an. Danach war er Hauslehrer und Kaplan bei einer reichen Familie. Bei der Inspektion der Güter der Familie Gondi kam Vinzenz von Paul intensiv mit den Sorgen und Nöten der Landbevölkerung in Kontakt.
Die herrschenden Defizite im Umgang mit den Ärmsten und den von Krankheiten Geplagten veranlassten ihn im Jahre 1617, während seiner Zeit als Pfarrer in der Gemeinde von Chatillonles-Dombes, die „Bruderschaft der Damen der christlichen Liebe“ ins Leben zu rufen. Diese Institution verstand sich als Gegenentwurf zu den ansonsten klösterlich organisierten Formen der Krankenpflege und der Armenbetreuung. Der Heilige Vinzenz hat diesen Unterschied mit eigenen Worten folgendermaßen beschrieben:
„ Ihr habt als Kloster die Häuser der Kranken, als Zelle eine Mietkammer, als Kapelle die Pfarrkirche, als Kreuzgang die Straßen der Stadt, als Klausur den Gehorsam, als Gitter die Gottesfurcht und als Schleier die heilige Bescheidenheit.“
Statt eines verpflichtenden Gelübdes, wie im Kloster üblich, gab es eine auf ein Jahr befristete Absprache, die jeweils wieder um ein weiteres Jahr verlängert werden konnte. Diese Verfahrensweise scheint sehr modern und erinnert durchaus an heutige Verträge und Absprachen. Die Damen der christlichen Liebe stammten meist aus besser gestellten Kreisen. Die Arbeit, vor allem in den Brennpunkten wie Paris, war alles andere als leicht. Louise von Marillac, eine der engsten Mitarbeiterinnen von Vinzenz von Paul, machte sich dafür stark, junge Mädchen aus der Provinz anzustellen, die der schweren körperlichen Arbeit durch ihre Erfahrungen mit der Landarbeit eher gewachsen waren. Die Aufgaben der Gemeinschaft beschränkten sich nicht nur auf die Pflege der Kranken und auf das Betreuen der Ärmsten, sie weiteten sich vielmehr aus auf die Gefangenenfürsorge, die Betreuung sittlich gefährdeter Mädchen und – man höre und staune – die Beaufsichtigung eines Hospizes für ältere Ehepaare. Diese Gemeinschaft war letztendlich die Keimzelle des Ordens der Vinzentinerinnen (Orden der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz), der bis heute besteht das Mutterhaus ist in Freiburg im Breisgau. In ihrem Logo liest man bis auf den heutigen Tag den Wahlspruch des Vinzenz von Paul: „Liebe handelt“. Vinzenz von Paul verstarb am 27. September 1660 in Paris. tion der Katholischen Kirche. Die Vinzentinerinnen waren das Vorbild für die Arbeit der Mutter Teresa und ihrer Mitschwestern. Sie legten im neunzehnten Jahrhundert den Grundstein für die Entstehung der deutschen Caritas.

Die Vinzentinerinnen zählen in unseren Tagen zu einer weltweiten Frauenbewegung. Es ist die größte Frauenorganisa-

Im Jahre 1737 wurde Vinzenz von Paul von Papst Clemenz XII. heiliggesprochen. Begründung dafür war zu jener Zeit sein Einsatz für Kranke, Bettler, Findelkinder, verwahrloste Jugendliche, Geisteskranke, Strafgefangene, Flüchtlinge und Vertriebene. Er gilt heutzutage als der Wegbereiter des organisierten sozialen Engagements.
Seine sterblichen Überreste sind heute, eingebettet in ein wächsernes Abbild, in einem Glassarg in der Chapelle Saint-Vincent-de-Paul in Paris als Reliquie ausgestellt. Das Herz des Heiligen Vinzenz wird ebenfalls in Paris, in der Kapelle des Mutterhauses der Vinzentinerinnen aufbewahrt. Sein offizieller Gedenktag ist sein Todestag, der 27. September, und der wird sowohl in der Römisch-Katholischen Kirche als auch in der protestantischen und der anglikanischen Kirche jährlich aufs Neue begangen.
Wolfgang Waldenmaier
Das sehr gut besuchte
9. GeriatrieForum Bad Wildbad der Johannesklinik widmete sich den Themen „Schwindel – Ein großes Problem, nicht nur im Alter“ und „Beinschmerzen – Wenn es kribbelt, brennt und schmerzt“.
Beide Vorträge hielt Jens Heese, Oberarzt der Neurologie und Sektionsleiter Geriatrie am HeliosKlinikum Pforzheim.
Johannesklinik
Bad Wildbad
setzt Akzente

Schwindel ist kein seltenes Problem. 29 % aller Frauen und 17 % aller Männer leiden an Schwindel. Bei hochaltrigen Menschen über 90 Jahren leiden sogar mehr als 50 % unter Schwindel. Eindrücklich stellte Jens Heese fest, wie chronischer Schwindel zu einem dauerhaften Problem für den Betroffenen werden kann: chronischer Schwindel erzeugt Angst, die zu Bewegungseinschränkung führt, was wiederum Muskelabbau zur Folge hat. Letztlich kommt es dann zu fehlendem Training des Gleichgewichts, was den Schwindel verstärkt. Ein Teufelskreis, dem es zu entkommen gilt.
Im Verlauf wurden die verschiedenen Formen des Schwindels, deren Ursachen und die Behandlungsmöglichkeiten detailliert dargestellt. Hierzu wurden mehrere Fallbeispiele vorgestellt, die eindrücklich die unterschiedlichen Behandlungsansätze aufzeigten.
Eine häufige Form des Schwindels ist der gutartige Lagerungsschwindel, der sehr häufig auch junge Menschen befällt und der erfolgreich durch Lagerungstechniken behandelt werden kann. Diese eindrucksvollen Lagerungstechniken demonstrierte Heese an einem Freiwilligen.
Beinschmerzen sind nach Rückenschmerzen mit 30 % die zweithäufigste Ursache für chronische Schmerzen, erläuterte Jens Heese im zweiten Vortrag. Hervorgehoben wurde, dass es sehr viele Ursachen für Beinschmerzen gibt und es einer genauen Diagnostik bedarf, um die Schmerzen erfolgreich behandeln zu können. Auch wurden die unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten detailliert beschrieben.
Jens Heese ging in seinem Vortrag auch auf die unruhigen Beine ein, das sogenannte „Restless-Leg-Syndrom“. Hierbei handelt es sich um einen häufig nächtlichen Bewegungsdrang, der mit Schmerzen und Gefühlsstörungen einhergeht und der ausschließlich in Ruhe und Entspannung auftritt und durch Bewegung gebessert wird. Ein Phänomen, das viele ältere Menschen kennen und das inzwischen als eigenständiges Krankheitsbild angesehen wird und unter dem ca. 10 % der über 65-Jährigen leidet.
Unter lang anhaltendem Beifall beendete Jens Heese seine Vorträge. Dr. Thomas Müller, Chefarzt der Johannesklinik, wertete das 9. GeriatrieForum als großen Erfolg und zeigte sich hocherfreut von den vielen positiven Rückmeldungen und der großen Teilnehmerzahl: „Die Johannesklinik hat mit ihren GeriatrieForen eine Vortrags- und Diskussionsreihe geschaffen, die von der Fachöffentlichkeit mit Interesse und Engagement angenommen wird.“

Im Rahmen der Veranstaltung wurde auch die Auszeichnung der Johannesklinik als einer der besten Rehakliniken im Bereich Geriatrie in Deutschland gewürdigt (Bild von links: Bürgermeister Klaus Mack, Chefarzt Dr. Thomas Müller, PDL Enisa Porcic, Anneli Zenker, Manfred Preuss, Tourismuschef Stefan Köhl).