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Unterm Lazaruskreuz

Agnes Karll schafft die berufliche Organisation der Krankenpflege tiert werden. Allgemeiner Konsens der konfessionellen Verbände war, dass die Krankenpflege eine reine christliche Liebestätigkeit sei und keinerlei Vergütung bedarf. pflichtete sich für die damals üblichen drei Jahre, erduldete die schlechte Behandlung und die Ungerechtigkeiten der Oberin und gab sich mit einem geringen persönlichen Taschengeld zufrieden. Hier erfuhr sie das ganze Ausmaß der Missstände innerhalb der Krankenpflege zu jener Zeit.

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Im Jahre 1890 entschloss sich Agnes Karll, als freiberufliche Privatpflegerin nach Berlin zu gehen. In den folgenden zehn Jahren wurde ihr dann jedoch das ganze Ausmaß der Diskriminierung klar, dem die Schwestern in der frei- en, nicht konfessionellen Pflege ausgesetzt waren. Ausbeutung durch die Betreiber privater Schwesternheime, katastrophale Arbeitsbedingungen und schlechte Bezahlung waren die Erfahrungen, die Agnes Karll machen musste. Diese zehn Jahre in der Privatpflege brachten sie an den Rand ihrer körperlichen Leistungskraft – ihre Gesundheit war existentiell gefährdet.

So erging es zur Wende des letzten Jahrhunderts unzähligen Mädchen und Frauen, die nichts anderes im Sinn hatten, als sich der Not der Kranken zu widmen. Durch die Einführung der gesetzlichen Krankenversicherung (1883) konnten sich nun auch diejenigen Bevölkerungsschichten zu einer Behandlung oder zu einer Operation bege-

Ziele waren unter anderen: Arbeitsplatzvermittlungen, Unterstützung bei Vertragsabschlüssen, Beratung in Arbeits- und Rechtsfragen und allgemeine Bildungs- und Aufklärungsangebote. Eines der Hauptziele der Organisation war, die dreijährige fundierte

Ausbildung mit staatlicher Prüfung staatliche Abschluss. Dadurch war von nun an der Krankenpflegeberuf ein anerkannter, staatlich definierter Beruf. Die gesetzliche Verankerung der dreijährigen Ausbildung sollte noch einige Zeit auf sich warten lassen – nämlich bis zum Jahre 1957. ben, die sich so etwas vorher nicht leisten konnten. Das führte natürlich zu einem Mehr- bedarf an

Vom Wintersemester 1912 an hielt Agnes Karll als Dozentin an der Frauenhochschule zu Leipzig Fortbildungskurse für Krankenpflegerinnen ab. Unter anderem referierte sie vor unzähligen wissensbegierigen Schülerinnen über die Geschichte der Krankenpflege.

Kran- kenpflegerinnen. Und so stand

Agnes Karll mit ihren negativen Erfahrungen selbstverständlich nicht alleine – sie fand schnell Frauen mit ähnlichen Vorstellungen, mit gleichen Zielen und Wünschen für eine bessere Zukunft. gesetzlich festzuschreiben. Am 1. Juni 1907 trat das erste Krankenpflegegesetz Preußens in Kraft.

Die Gründungsversammlung für die „Berufsorganisation der Krankenpflegerinnen Deutschlands“ fand am 11. Januar 1903 statt. Agnes Karll hatte die Satzung dafür entworfen. Das Symbol des Lazaruskreuzes wurde zum Zeichen des neu gegründeten Verbandes.

Enttäuschend für

Agnes Karll verstarb am 12. Februar 1927. Die von ihr ins Leben gerufene Berufsorganisation wurde ab 1933 von den Nationalsozialisten zuerst stark eingeschränkt, ab 1938 dann verboten. Nach Ende des Zweiten Welt-

Agnes Karll und ihre Mitstreiter war, dass es lediglich eine einjährige Ausbildungszeit vorschrieb – aber ein Teilerfolg war immerhin der nun garantierte kriegs gründete sich der Verband nun als „Agnes-Karll-Verband“ und schloss sich 1973 gemeinsam mit anderen Organisationen zum „Deutschen Berufsverband für Krankenpflege“ (DBfK) zusammen. Im Blick der Geschichte gilt Agnes Karll als eine der herausragenden Gestalterinnen in der Entwicklung der Krankenpflege. Ihre Entschlossenheit, ihre Kompetenz und ihre Weitsicht haben die Pflege insgesamt bis auf den heutigen Tag geprägt.

Wolfgang Waldenmaier

Bereits vor 5000 Jahren wurden in Mesopotamien Vorläufer des Faschings oder Karnevals gefeiert – im Land mit den ersten urbanen Kulturen. Eine altbabylonische Inschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. gibt Kunde davon, dass unter dem Priesterkönig Gudea ein siebentägiges Fest gefeiert wurde und zwar nach Neujahr als symbolische Hochzeit eines Gottes. Die Inschrift besagt: „Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrn Seite. Die Mächtige und der Niedere sind gleichgeachtet.“ Hier wird zum ersten Mal das Gleichheitsprinzip bei ausgelassenen Festen praktiziert – bis heute ein charakteristisches Merkmal der „fünften Jahreszeit“.

Die derzeit älteste bekannte literarische Erwähnung der „fasnaht“ findet sich in einem auf das Jahr 1206 datierten Teil des Parzival des Minnesängers Wolfram von Eschenbach. Er beschreibt dort mit blumigen Worten, wie die Frauen rund um die Burg der Grafen von Hirschberg-Dollnstein am Donnerstag vor Aschermittwoch groteske Spiele, Tänze und Verkleidungen vollführten. Die kleine Marktgemeinde Dollnstein im Altmühltal (Bayern) reklamiert deshalb für sich, Wiege des deutschen Karnevals im Allgemeinen und der Weiberfastnacht im Besonderen zu sein.

Am 5. März 1341 wird das Wort „Fastelovend“ im so genannten Eidbuch der Stadt Köln mit der Bemerkung erwähnt, dass „…der Rat zu Fastnacht keiner Gesellschaft Zuschüsse aus dem städtischen Vermögen gewähren (soll).“ Zum

1. Juli 1412 trat ein Verbot des Kölner Rats, Spiele und Tänze an geheimen Orten und in Zunfthäusern ohne Wissen und Willen der Zünfte abzuhalten, in Kraft. 1422 taucht erstmals eine Erwähnung des Kölner Bauern als Schildhalter des Reichs in einem Gedicht auf.

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