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„Ein Leben mehr“ von Jocelyne
from Neu Nota Bene 04
by Mateo Sudar
Saucier
„Eine Geschichte, in der es um Menschen geht, die spurlos verschwinden, um einen Todespakt, der dem Leben sein Salz gibt, um den unwiderstehlichen Ruf der Wildnis und um die Liebe, die dem Leben seinen Sinn gibt.“
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Mit diesem Satz beginnt Jocelyne Sauciers Buch „Ein Leben mehr“, in dem sie in zarten, sanften Strichen eine Realität skizziert, die uns zwar nicht immer gefällt, uns aber doch auf eine Weise berührt, die einem den Glauben an das Gute in der Welt zurück gibt.
Drei alte Männer fliehen vor ihrem früheren Leben und beginnen ein neues in den Tiefen der nordamerikanischen Wälder. Ihre Tage sind bestimmt vom Wechsel der Jahreszeiten, dem alltäglichen Überleben und den gelegentlichen Kartenspielen miteinander. Ansonsten genießen sie den tiefen Frieden und die ungestörte Ruhe der Wildnis, in der sie leben. Doch dann stirbt einer der Drei und alles ändert sich für die beiden verbliebenen, fast Hundertjährigen.
Die Veränderung beginnt mit einer Fotografin, die auf der Suche nach dem letzten Überlebenden der großen Brände, dem legendären Boychuck, unerwartet zu ihnen findet. Wenig später stößt dann auch noch Marie-Desneige dazu, die mit ihren 82 Jahren endlich anfangen will, selbstbestimmt zu leben. Gemeinsam beginnen sie, Boychucks rätselhafte Vergangenheit zu erforschen und entdecken nach und nach völlig neue Seiten an sich, die ihr bisheriges Leben für immer verändern werden.
Die Verbindung zwischen den historischen Ereignissen der Rodungsbrände in Kanada, die 1916 mit dem „Matheson Fire“ ihren grausamen Höhepunkt fanden, mit der Endlichkeit des Lebens, der Auseinandersetzung mit den verschiedenen Auffassungen von persönlicher Freiheit, sowie dem Bedürfnis nach Liebe und Sicherheit, das altersübergreifend besteht, schafft hier eine sich stetig weiterspinnende Hommage an die Urgewalt des Lebens. Am Ende ist man jedoch zwiegespalten. Die Wendungen sind bis auf eine Ausnahme nachvollziehbar und berühren ein gesellschaftliches Tabuthema, die ei-
Biografie
Jocelyne Saucier, geboren am 27. Mai 1948 in Clair, Provinz New Brunswick, ist eine kanadische Schriftstellerin französischer Sprache. Sie lebt seit 1961 in RouynNoranda im Westen der Provinz Québec. Nach ihrem Studium der Politischen Wissenschaften an der Université Laval arbeitete sie als Journalistin. Ihr erster Roman „La Vie comme une Image“ erschien 1996, der zweite „Les Héritiers de la Mine“ 2001. Im Jahr 2006 publizierte sie „Jeanne sur les routes“. Jocelyne Saucier ist Mitglied der „Union des écrivains du Québec“ (Schriftstellerverband der Provinc Quebec).
gene Entscheidung über das Ableben, so verständnisvoll und ehrlich, wie es selten jemand tat.
Doch ganz egal, auf welchen moralischen Grundsatz man sich am Schluss des Buches innerlich beruft, dieses Buch hat auf jeden Fall etwas tief im Inneren berührt und zum Schwingen gebracht.
Gabriele Steckler
„Ein Leben mehr“ (französisches Original: „Il pleuvait des oiseaux“), ihr jüngster Roman, 2011 in Französisch erschienen, wurde in Kanada für vierzehn Literaturpreise nominiert. Er liegt seit 2015 in Deutsch vor und erschien zuvor bereits in mehreren anderen Sprachen.
Buchdetails
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 08.08.2015
Aktuelle Ausgabe: 08.08.2015
Verlag: Insel Verlag
ISBN: 9783458176527
Fester Einband, 192 Seiten