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Apothekergarten Bad Liebenzell
from Neu Nota Bene 04
by Mateo Sudar
Ausgehend von der Initiative des ortsansässigen Apothekers, konnte im Jahr 2000 im Kurpark von Bad Liebenzell ein Apothekergarten eröffnet werden. Die Verwirklichung wurde hauptsächlich ermöglicht auf Grund der Übernahme der Trägerschaft durch den örtlichen Schwarzwaldverein. Freiwillige Helfer unter der Regie der Landschaftsarchitekten Marianne und Karlheinz Gengenbach verbrachten viele Stunden ihrer Freizeit, um diesen Bereich des Kurparks zu einer Attraktion für Gäste und Mitbürger werden zu lassen. Bis zum heutigen Tag wird die Anlage von ehrenamtlich arbeitenden Helfern gepflegt.
Nicht vergessen werden sollen die zahlreichen Spender, die hauptsächlich bei der Errichtung, aber auch bis zum heutigen Tag die finanziellen Voraussetzungen geschaffen haben. Naturschutz und Heimatpflege sind bekanntlich wesentliche Aufgabenbereiche eines Schwarzwaldvereins und so gelang hier eine ideale Symbiose zwischen diesen Zielen und dem Ziel eines Apothekers, die wertvollen Heilkräuter unserer Natur der Bevölkerung näher zu bringen.
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Apothekergärten gibt es inzwischen in beachtlicher Anzahl in Deutschland. Das wesentliche Charakteristikum ist dabei die Anordnung der Pflanzen nach ihren Anwendungsgebieten in der Naturmedizin. Entsprechend enthalten auch die Pflanzenschilder in Bad Liebenzell neben dem deutschen und lateinischen Namen einen Hinweis auf das Anwendungsgebiet.

Die einzelnen Beetbereiche sind mit großen Informationstafeln ausgestattet, so dass sich die Besucher auch ohne großes Fachwissen gut orientieren können. Der Begriff der „open air Apotheke“ ist sicherlich für den Apothekergarten sehr zutreffend. Von Ende April bis Mitte September finden regelmäßig Gartenführungen durch Apotheker Friedrich Böckle statt. Die Termine sind auf der Homepage der Stadt Bad Liebenzell im Bereich Freizeitangebote ersichtlich. Neben diesen Terminen für Jedermann können auch Gruppen Sondertermine mit dem Apotheker vereinbaren.

So konnte auch im Sommer 2015 eine kleine Gruppe von Bewohnern des Johanneshauses aus Monakam bei schönstem Wetter den Garten im Rahmen einer Führung bewundern.
Bei den Führungen werden hauptsächlich die Wirkungsweisen der aktuell zu sehenden Pflanzen erläutert. Doch auch botanische Besonderheiten kommen zur Sprache.


So wirkungsvoll die Arzneimittel aus der Natur sein können, so gesundheitsgefährdend sind diese auch bei unsachgemäßer Anwendung durch Laien. Es ist deshalb wichtig, stets den Rat des Arztes und Apothekers vor Einnahme eines Medikaments zu erfragen. Ein gutes Beispiel ist das Johanniskraut, welches sehr gut bei depressiven Zuständen helfen kann. Gleichzeitig kann es jedoch zu erheblichen Interaktionen mit anderen Arzneimitteln führen! Die Blüten des Johanniskrauts werden zur Herstellung von Salben bei Hautirritationen verwendet, das Kraut dagegen für die Produktion der Antidepressiva.

Die Tollkirsche enthält Alkaloide, die ab einer bereits relativ geringen Konzentration für den Menschen giftig sind und erhebliche Probleme bis hin zum Todesfall bereiten können. Andererseits sind diese Inhaltsstoffe als Notfallmedizin jedem Arzt vertraut. Und auch als Bestandteil vieler homöopathischer Präparate leistet Belladonna – so der lateinische Name der Pflanze – wertvolle Hilfe.
Quasi den Abschluss der jährlichen Blütenpracht im Garten bildet im Herbst eine ebenso wichtige Arzneipflanze – die Herbstzeitlose. Für die Anwendung bei akutem Gichtschmerz werden aus dieser Pflanze stark wirksame Tabletten produziert. Die große Giftigkeit (kleine Mengen bereits tödlich) der Herbstzeitlose verbietet jedoch jegliche Verwendung durch Laien.

Immer wieder sind die zahlreichen Besucher, die den Apothekergarten die ganze Saison hindurch besuchen, von der Vielfalt der präsentierten Arzneipflanzen und der Pflege der gesamten Anlage beeindruckt. Annähernd 150 verschiede - ne Pflanzen, die zu Heilzwecken verwendet werden können, sind das Jahr über zu sehen. Aufgelistet inclusive ihrer Anwendung in Kurzform sind alle Vertreter in einer Gartenbroschüre, die beim Gartenpavillon für einen kleinen Beitrag von € 1,80 zu erwerben ist.

Auch der Gartenpavillon ist eine Eigenleistung des Schwarzwaldvereins. Gerne ruhen sich dort Besucher in wunderbarer Umgebung etwas aus oder studieren die Broschüre.
Friedrich Böckle