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Bewerbungsmanagement
Buchrezension
Bewerbungsmanagement
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Mit der Veröffentlichung „Bewerbungsmanagement“ im Govi-Verlag bieten Tatiana Dikta und Christiane Eymers Arbeitgeber:innen und Bewerber:innen eine Orientierungshilfe. In diesem Leitfaden vertiefen die Autorinnen die notwendigen Maßnahmen der Personalsuche, des Bewerbungsprozesses sowie die essentiellen Kriterien des Personalwesens. Seit einigen Jahren gilt die Berufsgruppe der Apotheker:innen als Mangelberuf. Laut ABDA werden bis zum Jahr 2029 bis zu 10.000 Fachkräfte fehlen. Die Entwicklung zeigt aber, dass der Fachkräftemangel alle Berufsgruppen in der Apotheke betrifft. Christiane Eymers und Tatjana Dikta schaffen es, die relevanten Themenschwerpunkte intensiv zu beleuchten und zugleich die notwendigen Informationen für die Problemlösung zu vermitteln. So beginnt der Wettbewerb um passende Kandidat:innen nicht erst mit der Stellenausschreibung, sondern bereits mit der Außenwirkung eines Unternehmens. Hierbei analysieren sie die verschiedenen Facetten der Personalsuche. Diese Analyse beinhaltet ebenso den Generationenwechsel und die damit zusammenhängenden Veränderungen im Arbeitsalltag. Erfahrungen zeigen, dass die klassische Suche nicht mehr zum Erfolg führt. Aufgrund dessen gilt es, die Attraktivität des Arbeitsplatzes für Bewerber:innen zu steigern. Die Autorinnen verdeutlichen in ihrem Leitfaden die Bedeutung von Social Media und eines gepflegten Netzwerks als ideale Informationsquelle für Bewerber:innen. Sind Bewerber:innen vorhanden, muss die richtige Kandidat:in ausgewählt werden. Der Wert und die Bedeutung verschiedener Kompetenzen und Qualifikationen, wie beispielsweise der sogenannten Soft Skills, wird im Leitfaden nähergebracht. In diesem Zusammenhang beschäftigen sich die Autorinnen mit den verschiedenen Varianten eines Vorstellungsgespräches sowie mit den rechtlichen Hintergründen. Abschließend werden verschiedene arbeitsrelevante Themen vertieft. Dazu zählen etwa die Themenfelder Probezeit, Urlaub und die Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Die Autorinnen behandeln hierbei zum einen die arbeitsrechtlichen und zum anderen die zwischenmenschlichen Aspekte wie die Integration neuer Mitarbeitender ins Team. Auch Aspekte außerhalb herkömmlicher Arbeitsverhältnisse werden in diesem Zusammenhang berücksichtigt. So ist es heutzutage keine Seltenheit, Vertretungen über Agenturen oder die ideale Fachkraft mithilfe eines Personalexperten zu finden. Ebenso erwähnen Eymers und Dikta die Notwendigkeit einer Weiterbildungsmöglichkeit für Angestellte, um diese als langjährige Fachkraft zu halten. Mein Fazit: Eymers und Dikta schaffen mit ihrem Fachbuch „Bewerbungsmanagement“ eine kompakte und vollständige Orientierungshilfe für das Apothekenwesen. Der Aufbau erfolgt hierbei strukturiert dem Verlauf eines Bewerbungsprozesses. Die Besonderheit des Leitfadens findet sich aber nicht nur im strukturierten Aufbau, der zudem eine themenspezifische Recherche ermöglicht, sondern auch im gezielt gewählten Blickwinkel. So prüfen die Autorinnen oben genannte Themen nicht nur aus der Perspektive der Arbeitgeber:innen. Daneben berücksichtigen Eymers und Dikta gezielt auch die Interessen der Arbeitnehmer:innen und bieten somit einen ganzheitlichen Leitfaden sowohl für Apotheken als auch für Fachkräfte. Hilfreiche Hinweise, die zwischen den Passagen als Praxistipps dienen, runden den Leitfaden ab und bieten weitere Denkanstöße im Bewerbungsmanagement. Leser:innen können so neben der gezielten Suche nach Informationen die gebotenen Lösungsansätze sogleich anwenden.
Fitore Hoxha, Apothekerin
Tatiana Dikta, Christiane Eymers
Bewerbungsmanagement
Ein Leitfaden für Apotheken und Fachkräfte Govi (Imprint) 2022, kartoniert 136 Seiten, 18 Tabellen. ISBN 9783774116634, 29,90 Euro Auch als E-Book erhältlich
Fragen an die Autorinnen Tatiana Dikta und Christiane Eymers
u Liebe Christiane, liebe Tatiana, was gab den Anstoß für das Buch und was ist Intention des Werkes? Christiane: Die Idee hatte Tatiana, die neben ihrer langjährigen Tätigkeit als PTA in Apotheken auch Arbeits- und Organisationspsychologin (B.Sc.) ist und gesehen hat: Durch ein professionelles Bewerbungsverfahren und eine bewusste und klare Positionierung, sowohl auf Seiten der Apothekenleitungen als auch der Fachkräfte, kann die Zusammenarbeit in diesem bewegten und durch viele äußere Faktoren belasteten Umfeld entscheidend verbessert werden. Das Buch soll Arbeitgeber:innen und Fachkräfte gleichermaßen stärken, für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe und erfolgreich zusammenarbeitende Teams. Sie hat mich mit diesem Gedanken sofort begeistert. Wer gut informiert ist auch über rechtliche Rahmenbedingungen, kann umso besser verhandeln und mit einem wirklich passenden Arbeitsvertrag in die Zusammenarbeit starten. Auch das gilt für beide Seiten!
u Ist es anwendbar für alle Apotheken oder lohnt es sich erst ab einer bestimmten Anzahl Mitarbeitenden? Christiane: In kleinen wie größeren Betrieben ist es wichtig, dass das Team gut zusammenarbeitet. Das nicht dem Zufall zu überlassen, sondern von Beginn an professionell zu gestalten und damit attraktive Arbeitsplätze zu schaffen, ist auch für kleine Apotheken wichtig. Außerdem kann daraus natürlich auch eine gute Grundlage für ein späteres Wachstum entstehen. Und für Bewerber:innen ist es ohnehin immer sinnvoll, Kompetenz in diesem Bereich zu erlangen.
u Gibt es gezielte Fortbildungsmöglichkeiten im Personalwesen für Inhaber:innen von Apotheken? Tatiana: Das Wissen zum Thema Personalwesen kann im Rahmen diverser Fortbildungen erworben werden (z. B. an der Deutschen Psychologen Akademie) und sollte auch aktuell gehalten werden. Neben dem Wissen, wie man ein Team erfolgreich und motivierend führt, sind rechtliche Aspekte von großer Relevanz. Beides, Arbeitspsychologie und Arbeitsrecht, sollen im Einklang stehen. Das haben Christiane und ich in unserem Buch miteinander verwoben.
u Ist ein rechtlicher Beistand sinnvoll bei Personalfragen? Christiane: Wir merken bei ADEXA immer wieder, wie wichtig es ist, direkt zu Beginn die Bedingungen der Zusammenarbeit genau zu besprechen, zu verhandeln und dann auch wirksam in den Vertrag aufzunehmen. Dabei sehen wir auch, was für einen Unterschied es macht, wenn die Apothekenleitungen gut beraten sind.
u Habt ihr eigene Erfahrungen mit den Tipps? Tatiana: Ja! Ich kenne die Apothekenwelt seit vielen Jahren von innen. Christiane weiß durch ihre arbeitsrechtliche Beratung für die ADEXAMitglieder, welche Probleme häufig auftauchen. In der Beratung ist immer wieder sehr deutlich: Je früher sich beide Seiten um Unklarheiten kümmern, umso weniger echte Konflikte entstehen und umso besser und konstruktiver die Zusammenarbeit.
u Die Thematik Diskriminierung wird nur in der Stellenausschreibung und im Bewerbungsgespräch erwähnt. Es ist aber am Arbeitsplatz ein leider alltägliches Problem, sei es durch Kunden und Kundinnen oder durch Mitarbeitende. Welche Möglichkeiten haben Betroffene im Alltag? Christiane: Gerade diese Häufigkeit im Alltag – die wir sowohl im Apothekenalltag als auch in der Rechtsberatung erleben – war für uns beide der Grund, warum das Thema Diversität und Diskriminierung uns auch für diesen Leitfaden so wichtig war. Deshalb haben wir es an den für den Bewerbungsprozess relevanten Stellen behandelt – zu den Möglichkeiten, später im Alltag mit solchen Problematiken umzugehen, könnten wir ein eigenes Buch schreiben! Ganz kurz gesprochen halten wir es im Hinblick auf eine nachhaltige Verbesserung hierzu für wichtig, solche Situationen wahrzunehmen und sie anzusprechen – das gilt besonders für die Kolleginnen und Kollegen, die selbst nicht betroffen sind und die durch ihre Haltung einen großen Unterschied machen können.
u Wohin entwickelt sich der Personalmangel eurer Meinung nach und welche Rolle spielen Apotheker:innen aus dem Ausland dabei? Tatiana: Wir wissen, dass der in so vielen Apotheken vorhandene Personalmangel schon zu unheimlich viel Belastung geführt hat und das sowohl auf Inhaber:innenseite als auch in den Teams. Leider hören wir auch immer wieder von Apothekenangestellten aller Berufsgruppen, dass sie den Spaß an ihrem eigentlich geliebten Beruf durch diesen Druck völlig verloren haben und viele von ihnen mit dem Gedanken spielen, den Arbeitsplatz zu wechseln. Christiane: Wir glauben gleichzeitig, dass Apotheken weiter attraktive Arbeitsplätze bieten können, wenn auf die Veränderungen der Rahmenbedingungen gemeinsam reagiert und die Zukunft bewusst gestaltet wird. Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern sind schon jetzt in vielen Apotheken wertvolle Teammitglieder und sicherlich wird sich diese Entwicklung fortsetzen.
Fragen: Fitore Hoxha und Dr. Sigrid Joachimsthaler