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Technologie oder Landschaft: (k)eine Imagefrage im Süden

Kärnten wird oft „nur“ mit Tourismus und Seen in Verbindung gebracht. Oder Faschingsgilden. So oder so ein Fehler, der jetzt korrigiert wird.

Unter dem Titel „Du kennst unsere Seen – jetzt erlebst du unseren Pioniergeist“ soll das Bild Kärntens im Rahmen einer Image-Kampagne des Standortmarketings des Landes erweitert werden – auch in den Köpfen der Österreicherinnen und Österreicher. Der Titel der Kampagne signalisiert bereits die Stoßrichtung: Nämlich jene Faktoren sichtbar machen, die bisher noch nicht gesehen wurden – hat doch das südlichste Bundesland Österreichs viel mehr zu offerieren als Gewässer und zugegebenermaßen wunderschöne Landschaften. Ohne diese hier kleinreden zu wollen: Von außen wird Kärnten oft als reine Tourismusdestination wahrgenommen – und damit völlig unterschätzt. Kärnten ist ein Hochtechnologieland, das essenzielle Stärken in der Industrie, der IT-Branche und dem produzierenden Sektor besitzt. Mehr als die Hälfte der Wertschöpfung und knapp 50 Prozent der Beschäftigten kommen aus dem Produktionssektor. „Kärnten – It´s my life!“ Mit diesem Slogan sollen künftig die herausragenden Alleinstellungsmerkmale und vielfältigen Möglichkeiten Kärntens als Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensstandort in die Welt hinausgetragen werden. Ein großes Ziel des Standortmarketingprozesses sei es, Nachhaltigkeit und Innovation zu verbinden und Bioökonomie, Forschung und Entwicklung sowie Bildung in den Fokus zu stellen. Unternehmen sollen auf den Standort aufmerksam gemacht und Menschen für Kärnten gewonnen werden. Fokusgruppen in München (Deutschland), Wien, Graz und Laibach (Slowenien) gaben Aufschluss über den dafür benötigten Input.

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Bewerbung des Standorts

„Kärnten hat viel mehr zu bieten, als manch einer uns zutraut und als viele es wissen. Das müssen wir gerade jetzt in die Märkte bringen“, betonte Landesrat Martin Gruber. Mit der Österreich-Kampagne und dem neuen Standort-Magazin, das unter dem Motto und Titel Es ist Zeit für Ihre Erfolgsgeschichte in Kärnten in vier Sprachen erscheint, sei es gelungen, den nächsten Turbo für den Wirtschaftsstandort Kärnten zu zünden, ist sich Gruber sicher. Aufgrund der Pandemie seien die Karten neu gemischt worden. „Die Digitalisierung hat viele Möglichkeiten eröffnet, Lieferketten werden verkürzt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, in die Bewerbung unseres Standorts zu investieren“, so der Landesrat. Daher sei es jetzt wichtig, aufzuzeigen, wie unternehmens- und investitionsfreundlich unser Bundesland ist. „Spätestens mit der Fertigstellung der Koralmbahn hat Kärnten ein weiteres Ass im Ärmel“, sieht Gruber einer positiven Zukunft entgegen. Auch im Bereich der Nachhaltigkeit und der Bioökonomie habe Kärnten bereits eine zukunftweisende Position eingenommen; wasserstoffbetriebene Busse sind schon bald ein sichtbares Zeichen für diese Entwicklung.

Wenn in Kärnten von „Wirtschaft“, „Ansiedelung“, „Talente“, „Innovation“ oder eben „Standort“ die Rede ist, dann darf auch die Kärntner Betriebsansiedlungs- und Beteiligungsgesellschaft m.b.H, kurz Babeg, nicht weit sein. Und tatsächlich: „Die Babeg konnte

© Johannes Puch

LH Peter Kaiser (Mitte) präsentiert mit LR Martin Gruber (li.) und Markus Bliem, Leiter der Strategischen Landesentwicklung, die neue Kärntner Image-Kampagne.

sich von Anfang an gut mit der Marke identifizieren und wurde auch in relevante Abstimmungsgespräche eingebunden. Aufgrund der Wichtigkeit für Kärnten, diese Marke zu repräsentieren und den hochwertigen Standort zu bewerben, steht einer guten Kooperation mit dem Standortmarketing nichts im Wege“, so Markus Hornböck, Geschäftsführer der Babeg. Die Kooperation zwischen dem Standortmarketing und der Babeg sei sehr eng und werde ständig weiter vertieft, bestätigt Hornböck.

Wirtschaftsstandort Kärnten

Kärnten, positioniert im Herzen Europas und im logistischen DreiLändereck Italien-Slowenien-Österreich gelegen, bündelt hochwertige Technologie und eine bemerkenswerte Forschungslandschaft. Österreichs südlichstes Bundesland entwickelt sich mit einer attraktiven Infrastruktur und einer hohen Forschungsquote zum Innovation Hub der Alpen-Adria-Region. Dass Innovation in Kärnten großgeschrieben wird, zeigt sich auch in der Statistik: Im europäischen Durchschnitt liegt der Süden Österreichs (Kärnten und Steiermark) unter den Top 10 Innovationsregionen der Europäischen Union. Laut Regional Innovation Scoreboard 2017 gehört die Region Südösterreich innerhalb der europäischen Regionen zur Gruppe der „Strong Innovators“. Innerhalb dieser Kategorie liegt Südösterreich noch vor Ostösterreich und Westösterreich an zweiter Stelle. „Kärnten zeichnet sich durch fokussierte Stärkefelder aus, in denen sich zahlreiche Betriebe als europäische Marktführer oder Weltmarktführer etabliert haben und anwendungsorientierte Forschung in Kärnten betrieben wird“, erläutert Hornböck. So zählt Kärnten zu den europäischen Hotspots der Mikroelektronik-Industrie (Electronic Based Systems, kurz EBS). EBS sind die Schlüsseltechnologien für alle modernen Anwendungen und die Grundlage für Innovationen. Neben den qualitativ hochwertigen Studienrichtungen bzw. Ausbildungen bietet Kärnten viele Jobmöglichkeiten in international agierenden Unternehmen mit einer hohen Technologiekompetenz. Internationale Konzerne mit starker Basis in Kärnten wie Infineon, Intel, Flex, CISC Semiconductor oder LAM Research sind Leuchttürme, die gemeinsam mit Local Heroes wie Ortner Reinraumtechnik, Augmensys, PMS Elektro- und Automationstechnik oder Wild Hi-Precision weit über die Landesgrenzen hinaus strahlen. Unter dem übergeordneten Ziel der strategischen Standortentwicklung verbindet der Silicon Alps Cluster Industrie, Forschung, ferner Ausbildung sowie die öffentliche Hand und bündelt Herausforderungen, Strategien und Potenziale einer Schlüsselbranche für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts.

Kärntner Erfolgsgeschichten: Start-up

Von Klagenfurt am Wörthersee die Wirtschaftswelt erobern – dass das funktioniert, haben die beiden Technologie-Start-ups Bitmovin (siehe die kommenden Seiten) und Anexia überaus beeindruckend bewiesen. Anexia wurde 2006 als klassischer Internet Service Provider gegründet. Heute ist Gründer und CEO Alexander Windbich-

ler einer der erfolgreichsten Jungunternehmer Österreichs und sein „Baby“ eines der wenigen IT-Unternehmen, das im Bereich Cloud Hosting Internetriesen wie Google, Microsoft oder Amazon die Stirn bieten kann: Der innovative IT-Dienstleister offeriert an weltweit 90 Standorten eine breite Palette an Dienstleistungen in den Bereichen Softwareentwicklung und Hosting. Über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind damit beschäftigt und sie erwirtschaften einen Umsatz, der jedes Jahr um rund ein Fünftel wächst.

Vor allem Cloudhosting, das Bereitstellen von „Lagerplatz“ für Daten von Unternehmen, ist international gefragt. Trotz der internationalen Kundschaft wird Anexia dennoch in Kärnten bleiben. Dieser sichere Hauptstandort werde speziell von US-Konzernen geschätzt. „Wir befinden uns derzeit noch in der Planungs- und Konzeptionsphase und loten verschiedene Optionen aus. Fest steht

Standortvorteile im Überblick

Kärnten … c … ist ein Hochtechnologieland c … zählt zu den Top Forschungsregionen Europas mit einer attraktiven Förderlandschaft c … gehört zur Gruppe der „Strong Innovators“ und zählt somit zu den innovativsten Regionen Europas c … hat sehr gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte c … hat international erfolgreiche Leitbetriebe aus den

Schwerpunktbereichen Informations- und Kommunikationstechnologien, Sensorik, Mikroelektronik, Maschinenbau und Fertigungssysteme c … verfügt über moderne Technologieinfrastruktur und Technologiehubs wie den Lakeside Science & Technology Park

Klagenfurt und die Villach Science & Technology Area c … bietet schwerpunktbezogene Forschungseinrichtungen und zukunftsorientierte Bildungsinstitutionen c … ist ein Sprungbrett zu neuen Märkten c … verfügt über zahlreiche Industrie- und Gewerbeflächen zu attraktiven Konditionen mit ausreichenden Grundstücksreserven für industrielle und gewerbliche Nutzung zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis c … vereint höchste Lebensqualität für Unternehmer, Mitarbeiter und Familie, mit einem hochattraktiven Technologie- und Wirtschaftsstandort.

© Alex Gotter

Anexia-Gründer und CEO Alexander Windbichler: „Wir bleiben in Kärnten.“

jedenfalls, dass unser Firmensitz in Kärnten bleibt. Die Nachfrage nach unseren Services wächst stetig und so freuen wir uns, dass wir uns auch weiterhin personell vergrößern werden. Um diesem Wachstum gerecht zu werden, werden wir uns demnächst räumlich erweitern“, erläutert Anexia-Geschäftsführer Alexander Windbichler.

Kärntner Erfolgsgeschichten: Leitbetriebe in Technologie …

Eines der innovativsten Zugpferde für und in der Kärntner Wirtschaft ist ohne Frage Infineon Austria mit seinem Hauptsitz in Villach. Weitere Standorte finden sich in Klagenfurt am Wörthersee, Graz, Linz und Wien. In Villach werden die globale Geschäftsverantwortung, Forschung & Entwicklung und Produktion gebündelt. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung von immer kleineren und energieeffizienten Chips für Anwendungen in der Automobil-, Industrie- und Konsumentenelektronik.

Der Fertigungsdienstleister für elektronische Komponenten, Flex, ist weltweit an 100 Standorten in 30 Ländern tätig – unter anderem auch in Althofen in Kärnten, als Leitbetrieb für Medizintechnik innerhalb des Konzerns. Produziert und entwickelt werden elektronische Module und Komplettgeräte für hochkarätige internationale Kunden aus Medizintechnik, aber auch aus der Automobilindustrie und Industrietechnik.

Im Südkärntner Völkermarkt und auch in Wernberg bei Villach ist außerdem der hochspezialisierte Technologie-Allrounder Wild vertreten. Wenn es um optomechatronische Systeme für die Medizintechnik, optische Technologien und Industrietechnik geht, ist man bei Wild richtig. Die Spezialisten entwickeln und produzieren

In mehr als zehn Niederlassungen in Europa und den USA verfügt Anexia über etwa 100 internationale Serverstandorte und betreut rund 100.000 aktive Kunden.

im Kundenauftrag hochwertige Produkte und gewährleisten stabile Prozesse während des gesamten Produktlebenszyklus. Die Produkte stammen aus den Bereichen Medical & Life Science, Labortechnik, In-vitro-Diagnostik und Analytik, Lasertechnik, optische Messtechnik sowie Halbleitertechnik.

… und Technologie, kombiniert mit Holz

In Sachen Holzbau kann der Familienbetrieb Weissenseer in Greifenburg auf bemerkenswerte Erfolge verweisen: Die WCB-Factory – Weissenseer Compact Building-Factory – ist eine hochkompakte, effizienzoptimierte Fabrik, in der auf kleinstem Raum äußerst energieeffiziente Gebäude und Gebäudehüllen (Intelligent Skins) modular gefertigt werden.

Intensive Forschung zur Entwicklung innovativer Fertigungslösungen in Verbindung mit dem Baustoff Holz war der Schlüssel zu dieser Neuheit – ein durchgängig nachhaltiges Konzept, das global Beachtung findet. Mit stark steigender Nachfrage, da die WCBFactory überall auf der Welt, regional und direkt vor Ort, zum Einsatz kommen können. Das ermögliche zukunftsweisende Partnerschaften und neue Geschäftsmodelle, heißt es aus dem gar nicht hölzernen Unternehmen. „Sie sehen, Kärnten hat wirklich viel zu bieten, und das müssen wir gemeinsam in die Welt hinaustragen“, zeigt sich Hornböck unermüdlich. „Wir sind davon überzeugt, dass Kärnten nicht nur der perfekte Wirtschaftsstandort ist, sondern auch eine enorme Lebensqualität mit sich bringt. Durch die Kooperation mit dem Standortmarketing Kärnten werden wir weiter daran arbeiten, die Wirtschaft sowie die Infrastruktur in Kärnten zu stärken.“ ◆

Gut zu wissen am Wirtschaftsstandort Kärnten

Die Babeg ist Kärntens erste und offizielle Anlaufstelle für ausländische Unternehmen, die Interesse daran haben, sich in Kärnten anzusiedeln oder Expansionspläne im Süden Österreichs haben. Grenzüberschreitende Informationen und Vernetzung sind das A und O, und es wird auf Kommunikation und Kooperation gesetzt – zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen, strategischen Beteiligungen und Bildungsinstitutionen.

Das Team für internationales Investorenservice berät hierbei Unternehmer, Investoren und Start-ups und begleitet diese von ihrer Idee bis zur Firmengründung in Kärnten – und natürlich auch darüber hinaus. Das kostenlose Beratungsservice reicht von allgemeinen Informationen zum Standort Kärnten, über die Unterstützung bei der Standortsuche bis hin zur Hilfestellung bei der Personalsuche.

Babeg Kärntner Betriebsansiedlungs- & Beteiligungs GmbH Völkermarkter Ring 21-23 9020 Klagenfurt am Wörthersee | Austria T +43 463 908290

E-Mail: office@babeg.at www.babeg.at

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