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Positive Stimmung und Optimismus im Süden
by medianet
Die 2020er-Zahlen aus Kärnten sind erfreulich und besser, als noch zu Beginn der Pandemie erwartet. Jetzt geht’s ans Investieren.
Steigende Exportumsätze und positive Geschäftsaussichten prägten die Kärntner Investitions- und Konjunkturkonferenz, bei der Wirtschaftsvertreter die Landesregierung aus erster Hand über die Stimmungslage in allen Branchen informierten. Das dazugehörende Konjunktur- und Investitionsbarometer zeigt, dass Kärnten gut durch die Coronakrise gekommen ist und sich wirtschaftlich im Aufschwung befindet. Umfragen unter regionalen Unternehmern zufolge werden auch die Zukunftschancen durch die Koralmbahn (geplante Inbetriebnahme 2026; Anm.) und das damit einhergehende Zusammenwachsen von Kärnten und der Steiermark als sehr positiv bewertet.
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Mit einem wirtschaftlichen Minus von 5,6 Prozent hat Kärnten das Krisenjahr 2020 besser überstanden als der Österreich-Schnitt (-6,5 Prozent), die Exportzahlen für 2020 bestätigen das vergleichsweise gute Ergebnis: Das Minus von 7,8 Prozent sei weit besser als zu Beginn der Pandemie befürchtet, der dennoch erwirtschaftete Überschuss in der Außenhandelsbilanz von 630 Mio. Euro ein beeindruckend starkes Lebenszeichen, hieß es unisono auf der Konferenz.
Attraktivierung des Wirtschafts- und Lebensstandorts Kärnten
„Der Neustart nach den Herausforderungen durch die Pandemie ist bereits in vollem Gang“, betonte Landeshauptmann Peter Kaiser auf der Konferenz und hob die gute und enge Kooperation des Landes mit den Sozialpartnern hervor, die sich in der Krise mehr als bewährt habe. „Die Zahlen belegen, dass wir relativ gut durch die Krise gekommen sind. Wir werden auch weiterhin alles für einen bestmöglichen Schutz tun. So halten wir am Weg mit der 3G-Regel und dem Erreichen einer möglichst hohen Durchimpfungsrate fest“, erklärte der Landeshauptmann. Für den Arbeitsmarkt brauche es ein Repertoire aus Qualifikation und weiterer Attraktivierung des Wirtschafts- und Lebensstandorts Kärnten. In diesem Zusammenhang seien auch neue Wege zu gehen, was den Zuzug von Menschen betreffe, die man brauche, um Wirtschaft und Wohlstand abzusichern. „Kärnten punktet durch Bildung, Innovation, Tourismus, mehr Märkte und Überregionalität. Zudem werden durch die Koralmbahn neue Zentralräume entstehen. Das alles transportieren wir auch über das Standortmarketing international“, so Kaiser.
Für Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsförderungsreferentin LHStv. in Gaby Schaunig sei die Pandemie ein Vergrößerungsglas, das die Schwächen, aber vor allem auch die Stärken Kärntens hervorgehoben habe. Eine dieser Stärken sei die Kooperation des Landes mit Sozialpartnern, Wirtschaft und Arbeitsmarktservice: „Wir funktionieren seit 2013 als eingespieltes Team und mussten das Vertrauen zueinander nicht erst in der Krise aufbauen.“
Stark sei Kärnten zudem durch seinen Branchenmix, durch Industrie, Forschung und die hohe Lebensqualität. Kärntens Betriebe würden auch gezielt in Nachhaltigkeit, Ökologisierung, Digitalisierung und Forschung investieren. Schaunig hob zudem den Green Tech Cluster mit der Steiermark, die Silicon Austria Labs und den Silicon Alps Cluster hervor. Verstärkt zugehen wolle man auch auf kleinere Unternehmen, vor allem im Rahmen der Digital Innovation Hubs, welche die digitale Transformation im Sinne der Nachhaltigkeit unterstützen. Am Arbeitsmarkt setze man weiter verstärkt auf Qualifizierung; exemplarisch verwies Schaunig auf ein Ausbildungsmodell für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gemeinsam mit der Kärntner Bauwirtschaft.
Vorsichtiger Optimismus
Ein lang ersehntes erstes Aufatmen ortete Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig in der Kärntner Wirtschaft mit einem vorsichtig optimistischen Blick in die Zukunft. Wirkung habe für ihn vor allem die Investitionsprämie gezeigt. Dadurch sei in vielen Branchen in Ökologisierung, Kapazitätserweiterung und Innovationen investiert worden. Ebenso hob der Wirtschaftsreferent die gute Entwicklung beim Kärntner Export hervor. Die Konjunktur
Über den Wirtschaftsstandort Kärnten konferierten WKO-Abteilungsleiter Wirtschafts- und Handelspolitik Christoph Schneider, Wirtschafts- und Tourismuslandesrat Sebastian Schuschnig, Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsförderungsreferentin LHStv.in Gaby Schaunig, WKK-Präsident Jürgen Mandl und Landeshauptmann Peter Kaiser (v.l.).
sei auch durch einen Investitions-Boost der öffentlichen Hand unterstützt worden, wodurch Wertschöpfung und Arbeitsplätze gesichert wurden. Allein im Bereich Straßen-, Brücken- und Radwegebau seien für 2021 rund 50 Mio. Euro reserviert. „Investitionen in die Infrastruktur sind nicht nur für den Standort wichtig, sondern immer auch ein Konjunkturprogramm. Wir brauchen auch in Zukunft, unabhängig von der Antriebstechnologie, die gut ausgebaute Infrastruktur, um Waren und Personen von A nach B zu transportieren“, erklärt Schuschnig und betont: „Bei diesen Investitionen darf nicht gebremst werden. Bei der Verkehrsinfrastruktur gibt es in Kärnten jetzt sicherlich keine Baustopps.“ Er erwähnte aber auch, dass viele Betriebe in mittlerweile „fast allen Branchen händeringend nach Personal suchen“ würden – hier brauche es einen gemeinsamen Kraftakt für Lösungen.
Starke Exportwirtschaft und ...
Details aus dem Kärntner Konjunktur- und Investitionsbarometer präsentierte Christoph Schneider von der Abteilung für Wirtschafts- und Handelspolitik der Wirtschaftskammer Österreich. Für 2022 seien die Geschäftserwartungen der Unternehmen deutlich positiver, Gesamtumsatz und Auftragslage seien deutlich im Plus. Zurückhaltung ist noch bei der Investitionsbereitschaft feststellbar, obwohl Kärnten laut Schneider „fast am besten“ durch die Krise gekommen sei: „In Tirol war der Einbruch fast doppelt so groß.“ Knapp 80 Prozent der Kärntner Unternehmen sehen laut Schneider das Vorkrisenniveau bereits in einem Jahr wieder erreicht, 53 Prozent der Unternehmen geben an, es bereits heute erreicht zu haben. Die Entwicklung durch das Zusammenwachsen von Kärnten und Steiermark mit der Fertigstellung des Koralmtunnels würden knapp 80 Prozent der Kärntner Betriebe positiv sehen. Bei der Frage nach den Auswirkungen auf wirtschaftspolitische Aspekte würden 93 Prozent der befragen Unternehmen an positive Gesichtspunkte bei Innovation und Forschung glauben. Der Export sei die treibende Kraft des Aufschwungs, analysierte Schneider: „Die Exporte sind das Zugpferd in der Aufholphase.“
... positive Grundhaltung in Kärnten
Die positive Grundhaltung betonte auch Kärntens Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl: „So haben wir auch die vergangenen eineinhalb Jahre überstanden.“ Nun müsse man alles daransetzen, gut durch den Herbst und den Winter zu kommen. Dazu sei die Impfung das einzig probate Mittel, um das Virus in Schach zu halten, unterstrich Mandl, denn: „Es kann nicht mehr sein, dass wir noch einmal zumachen.“ Außerdem würden noch nicht alle Branchen vom Aufschwung profitieren, erinnerte Mandl: „Wir müssen noch Wege finden und Veranstaltungen und Märkte in vernünftigem Rahmen abhalten können, um auch diesen Unternehmerinnen und Unternehmern ihre Existenz zu ermöglichen.“ ◆