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Salzburg – Industrie als Retter

IV-Präsident Peter Unterkofler über die gute Stimmung in Salzburg und seine Sorgen über etwaige Inflationsspiralen.

Das Salzburger Land als Tourismus- und Kulturland war 2020 besonders stark von den Schließungen der Gastronomie und Kulturbetriebe betroffen. Der Einbruch der regionalen Wirtschaftsleistung war mit sieben Prozent deutlich stärker als der bundesweite Schnitt mit 6,3 Prozent. Eine relativ robuste Industrie- und Baukonjunktur mit unterdurchschnittlichen Produktionsrückgängen verhinderte jedoch einen noch stärkeren Einbruch.

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Eine robuste Sachgüterindustrie und in deren Windschatten eine erfreuliche Entwicklung bei den unternehmensnahen Dienstleistungen werde laut UniCredit Bank Austria Research heuer dafür sorgen, dass die Salzburger Regionalwirtschaft mit einem Wachstum von zwei Prozent wieder den positiven Wachstumspfad betreten wird. Es ist also gar nicht einmal so vermessen, zu behaupten, dass Salzburgs Industrie dem Wirtschaftsstandort Salzburg aus der „wirtschaftlichen Patsche“ helfen wird.

Mehr über die Industriebetriebe im Salzburgerischen weiß Peter Unterkofler, Präsident der Industriellenvereinigung Salzburg.

Wie geht es ‚Ihren‘ Unternehmen und Betrieben? Im Großen und Ganzen sind die Salzburger Industrieunternehmen im Vergleich zu anderen Branchen sehr gut durch die Krise gekommen. Die letzten 15 Monate haben uns als Volkswirtschaft gezeigt, wie wichtig eine exportorientierte und gut funktionierende Industrie für den Staat ist. Der aktuelle Wirtschaftsaufschwung wurde gemeinsam hart erarbeitet. Wir können stolz sein, dass die Industrie auch in der Krise ein Motor für die gesamte Wirtschaft war. Von der Investitionsprämie haben viele Unternehmen profitiert.

Selten noch war eine Konjunkturumfrage so positiv, wie unsere letzte. In den nächsten Monaten werden sich viele Branchen und Unternehmen weiterhin mit einer Verknappung der Rohstoffe konfrontiert sehen, ebenso wie damit einhergehenden Preissteigerungen und Lieferschwierigkeiten sowie dem seit Jahren eklatanten Fachkräftemangel. Die Märkte sind großteils völlig überhitzt.

Schon vor dem Sommer stieg die Durchimpfungsrate bei fallenden Infektionszahlen. Ist die Krise zu Ende? Ist Corona überstanden? Die Industrie hat während der gesamten Krise von Anfang an weitergearbeitet und auch mit den betrieblichen Impfstraßen einen wertvollen Beitrag zur Pandemiebekämpfung geleistet. Wir hoffen, dass das Ärgste überstanden ist und freuen uns über das psychologische Element ‚gute Stimmung‘. Wir sind zwar noch nicht wieder am Stand von 2019, vor der Pandemie, angelangt,

© unsplash

Peter Unterkofler, Präsident Industriellenvereinigung Salzburg: „Ohne Digitalisierung hätte es in vielen Bereichen während der Pandemie kein Überleben gegeben.“

werden das aber im Laufe des Jahres 2022 schaffen. Die Krise scheint in der Industrie wirtschaftlich bezwungen; was noch fehlt, ist aber, dass auch andere Branchen wie Hotellerie und Gastronomie auf das alte Niveau hochgefahren werden. Aber das Virus ist natürlich nicht einfach verschwunden, sondern wird uns auch in Zukunft verfolgen. Gerade deshalb sind hohe Durchimpfungsraten und eine weiter hohe Impfbereitschaft auch bei niedrigen Inzidenzen von so entscheidender Bedeutung!

Volkswirtschaftlich gesehen, wäre es wichtig, dass nun keine Inflationsspirale ausgelöst wird – in Österreich haben wir derzeit schon eine der höchsten Inflationsraten in Europa. Das spiegelt sich in den Preisen im Handel, der Gastronomie, bei den Mieten wider – die gestiegenen Preise begünstigen infolge wiederum die Inflation.

Man sollte ja immer positiv denken – konnten Sie beziehungsweise die IV etwas Positives aus der Coronakrise mitnehmen? Wenn ja, was? Ohne Digitalisierung hätte es in vielen Bereichen während der Pandemie kein Überleben gegeben – Stichwort Homeoffice und Homeschooling; 57 Prozent der Unternehmen konnten damit die Krise besser bewältigen. Durch die zunehmende Digitalisierung entstehen sogar neue Arbeitsplätze. Flexibilität beispielsweise über Videokonferenzen und eine Reduktion der beruflichen Reisetätigkeit führen zu Kosten- und auch CO2-Einsparungen. DeskSharing in Unternehmen wird in der Zukunft mit Sicherheit auch zur Kostenreduktion für die Einrichtung von Arbeitsplätzen führen.

Unsere Fokussierung als IV-Salzburg auf Digitalisierung und Bildung insbesondere in den MINT-Fächern hat sich gerade in der Pandemie als zu hundert Prozent richtig erwiesen.

Worauf legt die IV ihren Fokus im Burgenland fürs kommende Jahr 2022? Der Fokus liegt klar auf der Bewältigung des Fachkräftemangels, der Förderung von Bildung und der Stärkung unseres Standorts allgemein mit den Schwerpunkten Investitionen, Digitalisierung und Infrastruktur.

Generell ist es wichtig, Innovationen zu fördern. Was die Industrie braucht, ist Standortsicherung, Forschungsförderung und Innovation-Leadership. Für Zukunftsthemen wie Digitalisierung, neue Technologien, die Energie- und Mobilitätswende, Green Tech und Life Science sind wir bestens gerüstet. Und auch diese Themenbereiche werden uns zukünftig sehr intensiv beschäftigen: die CO2Neutralität, die Frage: wer bezahlt die Krise und die Frage: quo vadis Europa – wo kommt in Zukunft unser Wachstum her. ◆

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