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Einfache Daten werden in Wien in eigener Fabrik zu Smart Data
by medianet
Das Projekt EuProGigant ist aus der Taufe gehoben – federführend mit dabei die Pilotfabrik Industrie 4.0 der TU Wien.
Damit Big Data zu Smart Data wird und die industrielle Produktion noch intelligenter erfolgt, arbeitet die Pilotfabrik Industrie 4.0 der TU Wien an einem europäischen Produktionsgiganet, dem EuProGigant. Das binationale Projekt wurde Ende Juni 2021 in Wien und Berlin öffentlich vorgestellt. Neben den Projektpartnern hoben die Ministerien und Projektträger – auf österreichischer wie deutscher Seite – die Bedeutung des Projekts für den digitalen Wandel hervor. Wie eine Dateninfrastruktur aussehen kann, die Europas Produktions- und Fertigungsindustrie souveräner, leistungsfähiger, resilienter und nachhaltiger macht, möchten 16 Projektpartner herausfinden, die sich im Projekt EuProGigant zusammengeschlossen haben. Dazu gehören KMU, große Unternehmen, Universitäten und Forschungseinrichtungen. Koordiniert wird der Verbund auf österreichischer Seite von der TU Wien Pilotfabrik Industrie 4.0.
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Big Data in der Produktion
Die Menge an Daten wächst, während ihre Nutzung zunehmend dezentral erfolgt. Weiterhin findet noch wenig Datenaustausch zwischen verschiedenen Entitäten statt. Dabei entstehen die digitalen Informationen vor allem im industriellen Umfeld, denn jede Maschine und jeder Sensor erzeugt Daten. Diese riesigen Datenmengen, die häufig in Echtzeit anfallen, werden als Big Data bezeichnet, lassen sich jedoch noch nicht adäquat analysieren oder verarbeiten. Indem diese Rohdaten aber aufbereitet und nutzbar gemacht werden, entsteht Smart Data.
Diese smarten Daten können verwendet werden, um beispielsweise globale Lieferketten mit geringer Lagerhaltung widerstandsfähiger zu gestalten. Auch können intelligente Systeme Störungen innerhalb des digitalen Ökosystems frühzeitig erkennen und gegensteuern, wenn sie auf Smart Data zugreifen können. Wie der Datenaustausch funktionieren kann, zeigen die Projektpartner: „Beim Projekt EuProGigant vernetzen wir Pilotfabriken aus Österreich und Deutschland miteinander, um aufzuzeigen, wie resiliente Wertschöpfungsketten aussehen können“, beschreibt Claudia Schickling, Leiterin des Bereichs Pilotfabrik an der TU Wien, ihr Vorgehen. „Weiter ist es uns ein Anliegen, KMU einen einfachen und praktikablen Zugang zu dem digitalen Lernökosystem von EuProGigant zu ermöglichen, damit diese die Spielregeln der digitalen Produktionsökosysteme kennenlernen und so in ihrer Konkurrenzfähigkeit gestärkt werden.“ Damit dies gelingt, möchten die Partner möglichst viele Anwenderinnen und Anwender dazu motivieren, die neue Infrastruktur zu nutzen und gemeinsam weiterzuentwickeln.
© Matthias Heschl

Friedrich Bleicher, Leiter des Instituts für Fertigungstechnik und Photonische Technologien der TU Wien, und Konsortialführerin Claudia Schickling.
Eine Mission, die verbindet
Um EuProGigant schließlich europaweit zu etablieren, ist es wichtig, dass bereits jetzt länderübergreifend gearbeitet wird. „Unsere Mission als Technische Universität ist es, entlang der Wertschöpfungskette von der Grundlagenforschung, über die angewandte Forschung den Weg für neue Technologien zu ebnen und Raum für Innovation zu schaffen. Dies gelingt uns insbesondere, indem wir unseren eigenen Horizont stetig erweitern und Kooperationen wie diese anstreben“, sagt Johannes Fröhlich, Vizerektor Forschung und Innovation der TU Wien. „EuProGigant – und damit die Vision eines europäischen Produktionsgiganets – zeigt sehr anschaulich, dass wir alle, Academia und Unternehmen, von gemeinsamen Strukturen profitieren. Diese wiederum lassen sich am besten aufbauen, indem wir interdisziplinär und über Ländergrenzen hinweg zusammenarbeiten und unser Wissen teilen“, resümiert der Vizerektor. Damit sich EuProGigant – als europäisches Produktionsgiganet – schließlich bei den verschiedenen Interessensgruppen etablieren kann, kommunizieren die Projektpartner bereits zu diesem Zeitpunkt durch entsprechende Beiräte mit Industrie und Wissenschaft.
Über EuProGigant und seine Ziele
Das binationale Projekt EuProGigant mit einem Gesamtprojektvolumen von 8,6 Mio. Euro startete im März 2021; bis Februar 2025 sollen
EuProGigant-Projektpartner
Folgende KMU, Big Player, Universitäten und Forschungseinrichtungen ziehen für Smart Data an einem Strang: c A1 Digital International GmbH – Exoscale c Arburg GmbH + Co KG c Brinkhaus GmbH c Concircle Management Consulting GmbH c Craftworks GmbH c EIT Manufacturing CLC Central Gmbh c EIT Manufacturing CLC East Gmbh c Gebr. Heller Maschinenfabrik GmbH c IGH Infotec AG c MTU Areo Engines AG c Pilotfabrik Industrie 4.0 TU Wien c Plasser & Theurer GmbH c PTW TU Darmstadt c Software AG c Stark Spannsysteme GmbH c WFL Millturn Technologies GmbH & Co. KG
vier Leitfäden erstellt, die industrielle Entwicklung abgeschlossen und die Demonstrationsphase beendet sein. Gefördert wird das Projekt mit 5 Mio. Euro durch das österreichische Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), die Österreichische Forschungsfördergesellschaft (FFG) sowie das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Das österreichisch-deutsche Projekt EuProGigant fungierte außerdem als Leitprojekt für GAIA-X im Produktionsumfeld.
Das Ziel ist die Demonstration und Skalierung eines standortübergreifenden, digital vernetzten Produktionsökosystems mit resilienter, datengetriebener und nachhaltiger Wertschöpfung zur Stärkung der europäischen Industrie. Die Wertschöpfungsgeschwindigkeit und -flexibilität durch die Umsetzung der technischen Architektur des Daten-Ökosystems im Sinne von GAIA-X wird demonstriert. Das Alleinstellungsmerkmal des Ansatzes ist die Schaffung einer europäischen Wissensdatenbank als Plattform zur langfristigen, sicheren und souveränen holistischen Datenhaltung in der Cloud. Zur Anbindung von Maschinen an die Plattform wird eine vertikale Integrationslösung unter Berücksichtigung der Schnittstellen zwischen Maschinen, Werkzeug- und Spannsystemen, Edge-Devices, On-Premise-Lösungen und ERP/MES-Systemen geschaffen. Über entwickelte intelligente Datenkonnektoren erfolgt eine Datenaggregierung und -vorverarbeitung zur Unterscheidung in Smart Data und Big Data. Die kalamitätsmindernden Effekte und Resilienz werden mittels eines Stresstests zur Evaluierung der datengetriebenen Produktion überprüft. Zu Projektende werden digitale Services über GAIA-X verfügbar sein, die die Selbstorchestrierung der Daten steuern und Störgrößen kompensieren und ausregeln können. Zur Ergebnisverwertung wird die europäische Wissensdatenbank und die entwickelte vertikale Integrationslösung für Unternehmen und Forschungseinrichtungen inklusive der digitalen Services verfügbar gemacht.

Was ist nun GAIA-X?
Mit GAIA-X erstellten Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik auf europäischer Ebene einen Vorschlag für die nächste Generation einer europäischen Dateninfrastruktur: Ein sicheres, föderiertes System, das höchste Ansprüche an digitale Souveränität erfüllt und gleichzeitig Innovationen fördert. Dieses Projekt ist die Wiege eines offenen, transparenten digitalen Ökosystems, in dem Daten und Dienste in einer vertrauensvollen Umgebung verfügbar gemacht, gesammelt und geteilt werden können.
GAIA-X ist ein von Europa initiiertes Projekt für Europa und darüber hinaus; Ziel ist es, gemeinsame Anforderungen an eine europäische Dateninfrastruktur zu entwickeln. Daher sind Offenheit, Transparenz und die Fähigkeit, sich mit anderen europäischen Ländern zu verbinden, von zentraler Bedeutung für GAIA-X. An dem Projekt sind derzeit Vertreter aus mehreren europäischen

Ländern sowie weitere internationale Partner beteiligt. Wiewohl vonseiten GAIA-X andere europäische und internationale Partner willkommen sind, sich dem Projekt anzuschließen und zu seiner Entwicklung beizutragen. Viele Dialoge seien bereits im Gange und würden weiter intensiviert. Darüber hinaus steht GAIA-X im ständigen Austausch mit der Europäischen Kommission.
Europa investiert umfassend in digitale Technologien und innovative Geschäftsmodelle. Es müsse sichergestellt sein, dass diejenigen, die Innovationen vorantreiben, auch wirtschaftlich profitieren. Dies werde dazu beitragen, Wertschöpfung und Beschäftigung in Europa zu sichern. Ein offenes digitales Ökosystem sei erforderlich, damit europäische Unternehmen und Geschäftsmodelle im globalen Wettbewerb bestehen können. Dieses Ökosystem sollte sowohl die digitale Souveränität der Nutzer von Cloud-Diensten als auch die Skalierbarkeit europäischer Cloud-Anbieter ermöglichen.
Innerhalb von GAIA-X werden die Grundlagen für eine föderierte, offene Dateninfrastruktur, basierend auf europäischen Werten, entwickelt. GAIA-X verbindet zentrale und dezentrale Infrastrukturen, um sie zu einem homogenen, benutzerfreundlichen System zu machen. Die resultierende föderierte Form der Dateninfrastruktur stärkt die Fähigkeit, auf Daten sicher und vertrauensvoll zuzugreifen und sie gemeinsam zu nutzen. Das Projekt EuProGigant stellt nun den nächsten wichtigen Schritt auf der Reise zu einer europäischen Dateninfrastruktur und Smart Data dar. ◆
GAIA-X in aller Kürze
Durch GAIA-X sollen verschiedene Elemente über offene Schnittstellen und Standards miteinander vernetzt werden, um Daten zu verknüpfen und eine Innovationsplattform zu schaffen. Vor diesem Hintergrund sind Offenheit, Transparenz und europäische Anschlussfähigkeit zentral für GAIA-X.
Ziele der Initiative „GAIA-X für die Stadt Wien“
c Berücksichtigung der GAIA-X-Standards r für (cloudbasierte) Daten-Services r für den urbanen Datenraum Wien (Datennutzung mit Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung) r in der Data Excellence-Strategie 2021 der Stadt Wien
c Entwicklung eines technischen und methodischen Ökosystems zur Beschleunigung der datengetriebenen digitalen
Transformation in Wien unter Berücksichtigung der Datensouveränität
c Nutzung von Open Innovation-Prinzipien
c Nutzung offener Standards und Open Source Software.
Digitales Servus aus Wien mit den Wiener Online Services
Das Online-Angebot der Stadt Wien kann sich sehen lassen: Viele Amtswege können schon per Mausklick erledigt werden. Neu ist die digitale Baueinreichung. Jetzt liegt es an dir, dieses Angebot zu nützen.
Informiert in Wien – natürlich digital, via Newsletter und App
„MEIN WIEN heute“ – das Wichtigste des Tages aus und rund um das Rathaus jeden Morgen im E-Mail-Postfach. Mit ihrem täglichen Newsletter bietet das Team der Rathauskorrespondenz einen Überblick über die wichtigsten Themen aus dem Bereich der Stadt Wien. Abonnentinnen und Abonnenten von „MEIN WIEN heute“ erhalten Montag bis Freitag jeweils zum Start des Arbeitstags einen kompakten Überblick aller relevanten Themen aus der Stadt-Politik, Kultur und Wirtschaft sowie eine Vorschau auf die wichtigsten Termine des Tages direkt und kostenlos in ihr E-Mail-Postfach.
Anmeldung zum Newsletter: www.wien.gv.at/meinwienheute
Stadt Wien App
Die beliebte App der Stadt Wien bietet die richtigen Infos zur richtigen Zeit für alle, die in Wien leben – von Echtzeit-Informationen, über den Stadtplan bis zur digitalen Vorteilsclub-Mitgliedskarte. Über das zentrale Suchfeld kommt man zu allen Informationen aus der Stadtverwaltung. Von A wie Abschleppen bis Z wie Zeckenimpfung. Mit an Bord ist auch die smarte Funktionalität des WienBot. Er kennt die Antworten auf mehr als 1.000 Fragen. Jetzt kostenlos für Android oder iOS downloaden! Mehr Infos: wien.gv.at/app
Der Stadt Wien Podcast
Als Ergänzung zum multimedialen Angebot der Stadt gibt es auch den Stadt Wien Podcast. Was den Podcast der Stadt Wien auszeichnet: Er liefert hochwertigen Content mit Mehrwert, lässt Wienerinnen und Wiener ungefiltert zu Wort kommen und widmet sich den wichtigsten Themen der Stadt. In Staffel-Blöcken, ähnlich der „Video-Seasons“ auf Netflix und Co., geht der Stadt Wien Podcast auf Stimmensuche in der Stadt. Dabei werden beispielsweise die Fragen der Wienerinnen und Wiener rund um das Coronavirus behandelt inklusive einem Faktencheck. Den Podcast der Stadt Wien gibt’s im kostenlosen Abonnement für alle gängigen Plattformen: Apple, Android/Google, Spotify, Deezer und andere mehr. Jetzt abonnieren! Mehr Infos: wien.gv.at/podcast

Digital Bücher ausleihen
Bereits seit über zehn Jahren ermöglichen die Stadt Wien-Büchereien die Ausleihe von digitalen Medien rund um die Uhr. Derzeit bieten die Büchereien digital 80.000 Titel von aktuellen Romanen, Krimis und Literaturklassikern, über Kinder- und Jugendliteratur bis hin zu Sach- und Fachbüchern. Verschiedene Zeitschriften zu Themen wie Kunst, Reisen, Politik, Musik, Technik, Informatik, Lifestyle und Handarbeiten sowie Tageszeitungen runden das Angebot ab. Seit 2018 beinhaltet die Virtuelle Bücherei auch eLearning-Kurse: Über 1.500 Videotrainings zur beruflichen und privaten Weiterbildung können jederzeit ausgeliehen werden. In der Overdrive-eLibrary stehen rund 9.500 englischsprachige eBooks und eAudios (deutsch und englisch) zum Download bereit. Monatlich erfolgen mittlerweile durchschnittlich 65.000 Downloads in der Virtuellen Bücherei und 6.000 Downloads in der Overdrive-eLibrary.
Die Bestände der Virtuellen Bücherei und der OverdriveeLibrary werden kontinuierlich ausgebaut, pro Monat kommen mindestens 500 neue Titel hinzu. Die digitalen Medien können an jedem Ort mit Internetzugang bequem per Mausklick ausgeliehen und auf zahlreichen Endgeräten genutzt werden. Für das mobile Lese- und Hörvergnügen am Tablet und Smartphone


stehen kostenlose Apps zur Verfügung. Die Rückgabe erfolgt automatisch, es können also keine Überziehungsgebühren entstehen. Der Service ist für alle Nutzerinnen und Nutzer mit einer gültigen Büchereikarte kostenlos. Mehr Infos: buechereien.wien.gv.at
Digitale Innovation in der Wienbibliothek im Rathaus
Die Wienbibliothek im Rathaus zählt neben der Österreichischen Nationalbibliothek und der Universitätsbibliothek Wien zu den drei größten wissenschaftlichen Bibliotheken Wiens und besitzt rund 650.000 Bände, 1.400 Nachlässe, 250.000 katalogisierte Einzelautographe in der Handschriftensammlung und knapp 100.000 Musikhandschriften sowie rund 350.000 Plakate. Dieses umfangreiche Angebot steht nun zunehmend auf den neuen virtuellen Kanälen allen zur Verfügung. Dem nicht genug, wird die Digitalisierung der Wien Bibliothek im Rathaus laufend vorangetrieben. Mittlerweile sind schon mehr als 120.000 Dokumente des einzigartigen Bestandes online verfügbar; bis ins Jahr 2025 werden schon 500.000 Dokumente weltweit digital abrufbar sein, darunter etwa auch weitere 260.000 Handschriften und 120.000 Plakate, Bücher und Fotos. Soweit möglich, werden die wertvollen Dokumente mit Volltexten versehen. Für die Texterkennung, bei der künstliche Intelligenz eingesetzt wird, wurde eine Kooperation mit der Universität Innsbruck eingegangen.
Eines der jüngsten Großprojekte macht beispielsweise den gesamten Nachlass von Franz Grillparzer digital abrufbar. Dank der neuen Technologien und digitalen Archive kann die Bibliothek die Forschung ideal unterstützen. Mehr Infos (inkl. Themensuche nach Stichworten): digital.wienbibliothek.at
Neu: Die digitale Baueinreichung
Die allermeisten Bauunternehmen und Architekturbüros erstellen ihre Einreichungen – jährlich insgesamt rund 13.000 – seit Längerem digital. Nun steht die digitale Baueinreichung den Wienerinnen und Wienern mit erweiterten Möglichkeiten zur Verfügung: Die Unterlagen können nicht nur online über die Internetseite mein.wien.gv.at eingebracht und von der Baupolizei elektronisch verarbeitet werden, vielmehr wird nun das gesamte Verfahren – von der Einreichung bis zur Fertigstellung – digital abgewickelt. Mit dem Digitalen Bauverfahren benötigt die Behörde keine Ausfertigung auf Papier mehr. Die Akteneinsicht im laufenden Verfahren ist nun ebenfalls bequem online möglich. Für die Nutzung des Service ist eine elektronische Zustellung sowie eine Authentifizierung notwendig, die Unterfertigung der Unterlagen erfolgt durch die digitale Signatur des berechtigten Verfassers. Mehr Infos: mein.wien.gv.at/Meine-Amtswege

© Chrsitiam Jobst