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Herausforderung Produktion LGV-Vorstand Josef Peck im medianet-Gespräch

Produktion bleibt Herausforderung

Nicht die Vermarktung, sondern die Produktion birgt für die LGV Sonnengemüse die größte künftige Herausforderung.

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LGV

Josef Peck ist Vorstand des größten Gemüseerzeugers Österreichs.

••• Von Daniela Prugger Die heurige Witterungssituation war gut zu den Produktionsgebieten der LGV Sonnengemüse. Vorstand Josef Peck geht davon aus, dass die Konsumenten trotz der Einschränkungen, die es in naher Zukunft noch geben wird, weiterhin vorwiegend auf regionale und saisonale Lebensmittel zurückgreifen werden. Doch gerade wenn es um die Produktion geht, zeigt sich Peck im Interview mit medianet besorgt. Wie sich die entstehende Wirtschaftskrise in diesem Zusammenhang auswirken wird, bleibt noch abzuwarten. In diesem Jahr jedenfalls, in dem die LGV eine gesteigerte Nachfrage verzeichnet und die Ernte mit den Kunden abgestimmt hat, stieg der Umsatz um knapp 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

medianet: Im Juni sprachen wir über einen etwaigen Arbeitskräftemangel durch Corona. Wie hat sich denn die Lage seither entwickelt? Josef Peck: Wir sind gut durch die Krise gekommen. Besser gesagt: durch den ersten Teil. Wir und unsere Mitgliedsbetriebe haben bis dato kaum Ausfälle verzeichnet. Es gab bei LGV Sonnengemüse eine positiv getestete Mitarbeiterin, aber durch die getroffenen Vorkehrungen konnten Infektionen bei anderen Mitarbeitern vermieden werden.

medianet: Welche neuen Arbeitsstandards wurden wegen der Pandemie eingeführt? Peck: Wir haben sowohl in der Verwaltung bei LGV Sonnengemüse als auch im Betrieb eine ganze Reihe von Maßnahmen umgesetzt. Alle Arbeitsplätze wurden so adaptiert, dass der Mindestabstand von einem Meter eingehalten werden kann. Unter anderem wurden dort, wo es möglich ist, Plexiglaswände zwischen den Arbeitsplätzen aufgestellt. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ist bei Betreten des Betriebs Pflicht. Die Arbeitsgruppen wurden so eingeteilt, dass bei einem Verdachts- oder Infektionsfall nur eine geringe Anzahl von Mitarbeiter in Quarantäne geschickt werden muss. Insgesamt wurde für zusätzliche Corona-Maßnahmen ein Betrag von über 100.000 Euro aufgewendet.

medianet: Welche Trends in der Nachfrage von Gemüse beobachten Sie derzeit? Peck: Die neue Situation hat die Nachfrage nach frischem, regionalem Frischgemüse nochmals verstärkt. Seit dem ersten Tag wurden wir sowohl von Kunden als auch von Vertretern der öffentlichen Hand nach unseren Liefermöglichkeiten und der damit verbundenen Versorgungssicherheit gefragt. Nach einem explosionsartigen Bedarfsanstieg zu Beginn des Lockdowns hat sich die Nachfrage auf einem Niveau eingependelt, das deutlich über den Vorjahren liegt. Dort, wo es möglich ist, bei kurzzeitigen Kulturen oder Kulturen, die erst im Frühjahr

Es macht keinen Sinn, weniger nachhaltig produzierte Lebensmittel zu importieren. In dieser Beziehung geben uns die Konsumenten Recht.

Josef Peck

Vorstand LGV Sonnengemüse oder Sommer angebaut wurden, haben wir dem Rechnung getragen und mehr angebaut. Bei Langzeitkulturen, die bereits in der Ernte waren, haben wir die gestiegene Nachfrage mit unseren Kunden abgestimmt. In Summe haben wir eine Umsatzsteigerung von knapp 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

medianet: Inwiefern hat Plastik als Verpackungsmaterial wieder an Bedeutung gewonnen? Peck: In den letzten beiden Jahren, vor Corona, gab es einen großen Trend gegen Plastik. Wir wurden von allen unseren Kunden aufgefordert, dort, wo es möglich ist, auf Kunststoffverpackungen zu verzichten. Die Krise hat diesen Trend kurzzeitig gestoppt und in einigen Fällen sogar ins Gegenteil gekehrt. So mussten wir im Frühjahr den offenen Verkauf von Snack-Gemüse stoppen, da die Konsumenten aus (unbegründeter) Angst vor Infektionen mit einer Kaufzurückhaltung reagierten. Wir sollten die Situationen zum Anlass nehmen, um diese Thema objektiv aufzuarbeiten. Plastik ist nicht gleich Plastik. Es gibt schon sehr gute Ansätze, wo entweder aus Recyclingmaterialien Kunststoff hergestellt oder Verpackungen aus Kunststoff recycelt werden. medianet: Wie blickt die größte Erzeugergemeinschaft für

Regionalität

Seit der Coronakrise greifen österreichische Konsumenten verstärkt auf frisches, regionales Gemüse zurück. frisches Gemüse auf die Gemüsesaison 2020 zurück? Welche Bilanz ziehen Sie? Peck: Wir blicken positiv auf das laufende Jahr zurück. So dramatisch diese Krise auch ist, sie hat die Wichtigkeit einer regionalen, sicheren Versorgung mit schmackhaftem Gemüse noch weiter in den Vordergrund gerückt. Die von unseren 160 Familienbetrieben erzeugten Lebensmittel sind gut nachgefragt, die Produktion durch unsere Fa-

milienbetriebe gesichert.

+20%

Umsatzplus

In Summe hat die LGV Sonnengemüse eine Umsatzsteigerung von knapp 20% gegenüber dem Vorjahr verzeichnet. medianet: Welche Herausforderungen kommen auf die LGV Sonnengemüse zu? Peck: Mittel- und langfristig liegen unsere größten Herausforderungen nicht in der Vermarktung, sondern in der Produktion, die zunehmend schwierig wird. Pflanzenschutzmittel, die in anderen Ländern zugelassen sind, dürfen in Österreich nicht angewendet werden. Wir wollen dies auch nicht einfordern. Keinen Sinn macht es, weniger nachhaltig produzierte Lebensmittel zu importieren – in dieser Beziehung geben uns auch die Konsumenten Recht.

Eine weitere Herausforderung für den Gartenbau und die Landwirtschaft sind die Arbeitskräfte. Auch hier möchten wir nichts ‚umsonst‘ haben. Wir beschäftigen unsere Mitarbeiter vorschriftsmäßig und entlohnen sie nach den gesetzlichen Vorgaben.

Frisch und fruchtig bleibt im Trend

Nach einem turbulenten Frühjahr hatte SanLucar Österreich Zeit, sich auf neue Arbeitsrealitäten einzustellen.

EBREICHSDORF. Noch im Frühjahr stand SanLucar vor der Herausforderung, die gewünschten Liefermengen an Obst aus den südlichen Herkunftsländern Italien und Spanien zum optimalen Erntezeitpunkt versandfertig zu bekommen. Das hatte sowohl mit den wegen Covid-19 neu

Viele Konsumenten geben für ihren Einkauf aktuell noch mehr Geld aus, das sie durch weniger Reisen und Gastronomiebesuche eingespart haben.

Alexander Thaller

GF SanLucar Österreich

eingeführten Abstandsregelungen bei der Ernte, als auch mit den ausbleibenden Erntehelfern zu tun, deren Einreisen mit den Grenzschließungen in Zusammenhang mit der Pandemie erschwert wurde.

Mehraufwand für Sicherheit „Mittlerweile hatten wir genug Zeit, uns auf die neue Situation einzustellen und die anstehenden Kampagnen dementsprechend vorzubereiten. Natürlich ist das mit Mehraufwand ver-

© SanLucar

bunden“, sagt SanLucar Österreich-Geschäftsführer Alexander Thaller. „Bei der Ernte und Konfektionierung der Produkte wird auf Sicherheitsabstand geachtet, was bedeutet, dass wir mit weniger Personen in mehreren Schichten arbeiten. Auch

Ernährung

„Gesunde Ernährung liegt seit Covid-19 besonders stark im Trend; davon werden in den kommenden Wochen und Monaten vor allem die Zitrusfrüchte profitieren“, so Alexander Thaller, Geschäftsführer von San Lucar Österreich.

das wirkt sich auf die Kosten aus, aber die Sicherheit unserer Mitarbeiter hat allerhöchste Priorität.“

Immerhin: Die Nachfrage nach frischen Obst und Gemüse ist in Österreich weiterhin hoch. Besonders zu Beginn der Corona-Epidemie wurden Produkte, ohne Schale, z.b. Trauben und Kirschen, eher dann gekauft, wenn sie verpackt waren. Bei Produkten mit Schale, wie Zitrus, gab es keine Änderung der Verpackungspräferenzen.

Zitrusfrüchte gegen Erkältung

Davon, dass gesunde Ernährung seinen Stellenwert zu festigen scheint, dürften vor allem die Vitamin-C-reichen Zitrusfrüchte profitieren – steht doch eine Vermeidung von Erkältungen bei allen im Fokus. Insgesamt, so Thaller, führe der Trend zu mehr Kochen und Essen in der Familie dafür, dass Kunden mehr ausprobieren und der Anspruch an breite Sortimente mit guten Qualitäten und Geschmack deutlich steigt. „Viele Konsumenten geben für ihren Einkauf aktuell noch mehr Geld aus, das sie durch weniger Reisen und Gastronomiebesuche eingespart haben.“(dp)

Hier findest du die Menschen hinter den Unternehmen

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