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Kostenexplosion
ZWISCHENBILANZ
Kassenminus bleibt hoch
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WIEN. Die heimischen Krankenversicherungen haben ihre Verlusterwartungen im Vergleich zur Mai-Prognose verringert. Allerdings nicht, wie in den vergangenen Jahren üblich, deutlich, sondern nur minimal. Laut Gebarungsvorschau wird nun für heuer ein Defizit von 337,8 Mio. € erwartet. Das sind um 6,1 Mio. € weniger als noch vor drei Monaten. Die Prognose für 2026 ist mit einem Minus von nun 121,4 Mio. sogar um fast zwei Drittel zurückgegangen im Vergleich zur Mai-Vorschau (343,8 Mio.).
Rückgang bis 2025
Im Vorjahr hatten die drei Krankenversicherungsträger zusammen ein Defizit von 118,3 Mio. € erwirtschaftet. Dieses soll zwar heuer auf 337,8 Mio. € anwachsen, dann aber auf 203,7 Mio. € im kommenden Jahr, auf 91,6 Mio. € im Jahr 2024 und auf 81,7 Mio. € im Jahr 2025 sinken. Für 2026 wird dann wieder ein Anstieg auf 121,4 Mio. € erwartet. (red)
© APA/Hans Punz
Sozialversicherung
Der Dachverband der Sozialversicherungen hat eine Gebarungsvorschau vorgelegt.
Rekordanstieg
Durch die Pandemie sind die Gesundheitsausgaben in Österreich enorm gestiegen. Die Sozialquote ist gesunken.
© APA/Georg Hochmuth
Im Zuständigkeitsbereich von Sozial- und Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) gab es starke Verschiebungen.
••• Von Martin Rümmele
WIEN. Die Coronapandemie hat die heimischen Gesundheitsausgaben kräftig ansteigen lassen. Der BIP-Anteil der laufenden Gesundheitsausgaben stieg 2021 um 0,7 Prozentpunkte auf 12,2%. In absoluten Zahlen sind das 49,024 Mrd. € – ein Rekordanstieg von 12,6%. Die Gesundheitsausgaben machen damit 26% der Sozialleistungen aus. Die gesamten Gesundheitsausgaben lagen sogar bei 52,1 Mrd. €, berichtet die Statistik Austria.
Investitionen gesunken
Seit 2005 haben sich die laufenden Gesundheitsausgaben damit nahezu verdoppelt. Gestiegen ist durch die Pandemie auch der Anteil der öffentlichen Gesundheitsausgaben – um 2,2 Prozentpunkte auf 78,6%. Der Privatanteil ist entsprechend zurückgegangen – obwohl er in absoluten Zahlen auch leicht von 10,2 auf 10,5 Mrd. € angewachsen ist. Rückläufig waren hingegen die öffentlichen Investitionen im Gesundheitsbereich: Sie gingen von 1,625 Mrd. € im Jahr 2020 auf 1,596 im Vorjahr zurück.
Die gesamten Sozialausgaben sind 2021 um 2,3% gegenüber dem Vorjahr gestiegen und erreichten nach vorläufigen Berechnungen der Statistik Austria mit rund 132 Mrd. € einen neuen Höchststand. Da das Wirtschaftswachstum aber deutlich stärker als 2020 ausfiel, sank jedoch die Sozialquote, der Anteil der Sozialausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 34,1 auf 32,8%. „Im zweiten Coronajahr flossen Ausgaben in der Höhe von knapp einem Drittel der österreichischen Wirtschaftsleistung in Soziales“, erläuterte Tobias Thomas, Generaldirektor von Statistik Austria, in einer Aussendung. Obwohl die Sozialquote im Vorjahr zurückging, lag sie mit 32,8% immer noch auf einem wesentlich höheren Niveau als in den Jahren davor. Zum Vergleich: In der Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 hatte die Sozialquote 29,6% betragen, im Jahr 2019 waren es 29,3%.
Im österreichischen Sozialsystem überwiegen die Leistungen an Personen im Pensionsalter: Für Alterspensionen, Ruhegenussleistungen, Betriebspensionen sowie Betreuungs- und Pflegeleistungen wurden 43% der Sozialleistungen insgesamt aufgewendet.
Tobias Thomas
GD Statistik Austria

„Das große Bauen“
Der Wiener Gesundheitsverbund setzt sein groß angelegtes Investitionsprogramm zügig um. Volumen bei 3,3 Mrd. Euro.
••• Von Martin Rümmele
WIEN. Das 3,3 Mrd. € schwere Investitionsprogramm des Wiener Gesundheitsverbunds zur Modernisierung aller Wiener Kliniken läuft bereits auf Hochtouren. In den kommenden Jahren werden, wie berichtet, sämtliche WiGev-Spitäler – manche sind teilweise mehr als 100 Jahre alt – auf die Höhe der Zeit gebracht. Das Ziel: Mit modernster Infrastruktur die medizinische Versorgung für die kommenden Generationen zu sichern, teil der WiGev mit.
Investitionsoffensive
Bis inklusive 2030 ist in einer ersten Phase ein Investitionsbudget in Höhe von 3,3 Mrd. € aus dem Wiener Stadthaushalt vorgesehen. Dazu kommen noch Mittel aus dem Wiener Gesundheitsfonds. Aktuell wird beispielsweise aktuell in der Klinik Favoriten in und an der Psychiatrischen Abteilung gearbeitet. Diese wird um einen modernen Zubau in Modulbauweise erweitert. Bereits Ende dieses Jahres soll er in Betrieb gehen. „Dabei wird die Gesamtfläche der Abteilung verdoppelt, um mehr Raum für Mitarbeiter und Patienten
Peter Hacker
Wiens Gesundheitsstadtrat will bis 2030 kräftig in die Modernisierung der Wiener Spitäler investieren.
zu schaffen. Die Anlieferung der einzelnen Bauelemente ist fast abgeschlossen. Insgesamt werden hier derzeit 31 Holzmodule, jeweils 25 Tonnen schwer, mit einem Kran in Position gebracht“, erklärt der für das Bauvorhaben im WiGev zuständige Vorstand, Herwig Wetzlinger.
Arbeiten im Vollbetrieb
„Das große Bauen in den Wiener Spitälern hat begonnen. Wenige Wochen nach der Ankündigung werden erste Teilprojekte wie in Favoriten und Hietzing bereits umgesetzt“, betont Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). „Im Klinikalltag ist das sicherlich eine Herausforderung – logistisch und auch für unsere Beschäftigten und Patienten. Sämtliche Arbeiten finden aber im Vollbetrieb statt.“
Auch in anderen Kliniken wird aktuell schon gearbeitet. So werden etwa in der Klinik Hietzing einzelne Pavillons umfassend saniert. In der Klinik Ottakring wächst ein in Holzbauweise errichtetes Gebäude in die Höhe, in das künftig die 3. Psychiatrische Abteilung der Klinik Penzing einziehen wird. Und in der Klinik Donaustadt wird die Speisenversorgung auf ganz neue Beine gestellt.
Neun Millionen für Ausbau im LKH Graz
Schlaganfall-Station in Landeskrankenhaus wird bis 2024 kräftig erweitert.
GRAZ. Die sogenannte Stroke Unit am LKH-Universitätsklinikum Graz wird bis 2024 um einen Zubau erweitert. Die Station für Schlaganfallpatientinnen und -patienten wird dann zusätzliche rund 1.300 m² Fläche umfassen. Die Bettenanzahl erhöht sich von sechs auf zwölf, hieß es beim Spatenstich.
Fast neun Mio. € kostet die Erweiterung. Eine Analyse habe gezeigt, dass der Ausbau der Kapazitäten unumgänglich sei, teilte die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane BognerStrauß (ÖVP) mit.
1.000 Patienten pro Jahr
In Österreich sind pro Jahr etwa 25.000 Menschen von einem Schlaganfall oder einem Gerinnsel im Gehirn betroffen, das heißt etwa alle 20 min erleidet jemand in Österreich einen Schlaganfall. Rund 3.500 Personen sind es in der Steiermark jährlich, etwa 1.000 davon werden an der Neurologie des Uniklinikums Graz versorgt. Die Stroke Units, auch Schlaganfallüberwachungseinheiten genannt, sind eine der effektivsten Maßnahmen, um die Mortalitätsrate nach Schlaganfällen zu senken. (red)
© APA/Erwin Scheriau