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Investors Lieblinge

Heimische Start-ups sind Investors Liebling

Gesamtwert der Investitionen in österreichische Start-ups im ersten Halbjahr steigt im Vergleich zum Rekordjahr 2021 nochmals um 67%.

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••• Von Reinhard Krémer

Nachdem 2021 weltweit alle Rekorde im Hinblick auf Startup-Finanzierungen geknackt wurden, haben steigende Zinsen, wirtschaftliche Unsicherheiten, Inflation und eine drohende Rezession das Marktumfeld stark eingetrübt, zeigt das EY Start-up Investment Barometer 1/2022. In den Zahlen für das erste Halbjahr 2022 lässt sich hingegen noch keine Eintrübung des Finanzierungsmarkts für österreichische Start-ups erkennen.

Im Gegenteil: Österreichische Start-ups erhielten im ersten Halbjahr 2022 mehr frisches Kapital als je zuvor. Mit insgesamt 881 Mio. € wurde das Volumen des Vorjahreszeitraums um deftige 67% überschritten. Österreichs Start-ups sammelten sogar noch mehr Kapital ein als im bisherigen Rekordzeitraum, dem zweiten Halbjahr 2021. Allerdings vereinigten die zwei großen Finanzierungsrunden von GoStudent mit 300 Mio. sowie TTTech Auto mit 250 Mio. € 62% des gesamten Investitionskapitals auf sich.

Der Anteil an österreichischen Geldgebern in den Finanzierungsrunden ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen: An 79% der Finanzierungsrunden, bei denen Angaben zu den beteiligten Investorengruppen veröffentlicht wurden, waren heimische Investoren beteiligt – im ersten Halbjahr 2021 waren es 71%. 45% wurden sogar ausschließlich von heimischen Investoren getragen, 2021 waren es 44%. Dennoch stammen drei Viertel (73%) der Gesamtfinanzierungssumme von rein international besetzten Investorengruppen.

Österreicher schlagen zu

Auch hier zeigt sich eine stärkere Beteiligung von heimischen Geldgebern als im Jahr davor, wo sogar 90% der Investmentsumme von nicht-österreichischen Investorengruppen bereitgestellt wurden. „In Österreich ist der Startup-Höhenflug trotz des bereits stürmischen Umfelds auch im ersten Halbjahr 2022 weitergegangen. Noch nie wurde in einem Halbjahr so viel Kapital in Start-ups gesteckt wie heuer. Diese Zahlen dürfen aber nicht zu dem Trugschluss führen, dass der Boom des Rekordjahres 2021 in Österreich ungebremst weitergeht“, sagt Florian Haas, Head of Start-up bei EY Österreich.

Abschwung steht bevor

Viele Finanzierungsrunden wurden bereits 2021 oder in den noch starken ersten Monaten 2022 auf den Weg gebracht und jetzt abgeschlossen. „Gerade bei der Wachstumsfinanzierung, die in Österreich immer noch fast ausschließlich durch internationale Investorengruppen getätigt wird, wird sich die starke Zurückhaltung von Risikokapitalgebern in den nächsten Monaten niederschlagen“, so Haas.

Mehr Kapital in Übersee

„Österreichische Start-ups stehen bei ihrem Wachstumskurs früher oder später vor der Situation, dass sie das für ihre Skalierung und Internationalisierung benötigte Kapital nur jenseits der Landesgrenzen lukrieren können. Gerade bei Finanzierungsrunden ab dem zweistelligen Millionenbereich

ist die Abhängigkeit von Geldgeber aus Übersee groß, da es in Österreich kaum Wachstumsfinanzierer gibt“, sagt der EY-Experte. Bei frühphasigen Investmentrunden sind dementsprechend auch klar heimische Investorengruppen führend: In Pre Seed- (76 %) und SeedFinanzierungsrunden (56%), bei denen Angaben zu Investoren und der Art der Finanzierungsrunde bekannt sind, stellten sie jeweils die Mehrheit der Kapitalgeber.

Anschub mit Austro-Geldern Das ändert sich, sobald es von der Anschub- zur Wachstumsfinanzierung geht: Liegt der Anteil österreichischer Geldgeber bei Series-A-Finanzierungsrunden noch zumindest bei 47%, sind es bei Series-B-Runden im ersten Halbjahr 2022 nur zehn Prozent.

An den insgesamt sechs Series B-, Series C- und Corporate-Finanzierungsrunden, bei denen Angaben zu den Investoren vorliegen, hatte lediglich jeder zehnte beteiligte Investor (Series B) bzw. kein Investor (Series D und Corporate Series) den Hauptsitz in Österreich.

Während die Anschubfinanzierung in Österreich insbesondere über Business Angels nach wie vor funktioniert, stehen heimische Investoren bei großen Finanzierungsrunden oft nur an der Seitenlinie, während vor allem Venture Capital Fonds aus den USA und UK das Spiel gestalten und sich auf ihrer europäischen Shopping-Tour in Österreichs Top-Start-ups einkaufen.

Bei den Finanzierungsrunden mit einem Finanzierungsumfang von mehr als zehn Mio. € waren unter den 39 Investoren nur sieben Kapitalgeber mit Hauptsitz in Österreich (18%). Lediglich bei kleineren Finanzierungsrunden im Umfang von bis zu einer Mio. € waren mehrheitlich österreichische Geldgeber beteiligt. So hatten hier immerhin 45 der 62 verzeichneten Investoren ihren Hauptsitz in Österreich (73%).

Unter den 45 Investoren der zehn größten Finanzierungsrunden im ersten Halbjahr 2022 befinden sich 17 Kapitalgeber mit Sitz im angelsächsischen Raum (Großbritannien, USA),17 Kapitalgeber mit Sitz im europäischen Ausland, acht Investoren mit Sitz in Österreich und drei mit Sitz im Raum Asien-Pazifik. Die Hälfte der Top-10-Abschlüsse fand ohne Beteiligung österreichischer Kapitalgeber statt, darunter die beiden Top-Deals für GoStudent und TTTech Auto.

Kapitalmarkt stärken

„Nur eine nachhaltige Stärkung des heimischen Kapitalmarkts und dringend notwendige Anreize für Risikokapital-Investitionen von Privatpersonen und institutionellen Investoren können langfristig die Abwanderung von intellektuellem Kapital und den Verlust von Arbeitsplätzen verhindern“, sagt Haas. „Österreichische Scale-ups haben im ersten Halbjahr 2022 Rekordsummen eingesammelt und wie auch in den vergangenen Jahren dazu auf ausländisches Kapital zurückgreifen müssen. Beim ansteigenden Wachstum dieser Unternehmen wird der Anteil von internationalen Investoren am gesamt Finanzierungsvolumen jedes Jahr größer bzw. liegt jetzt schon bei 73 Prozent“, sagt Laura Egg von der Austrian Angel Investors Association (AAIA).

Kapital vorhanden

Das notwendige Kapital wäre allerdings reichlich vorhanden und wird aktuell von österreichischen Kleinanlegern und institutionellen Investoren wie Banken, Versicherungen, Stiftungen, und Pensionskassen gebunkert. „Zusätzlich sollte auch die Anzahl an Investitionen unter zehn Million Euro gesteigert werden, statt zu stagnieren. Hier würden steuerliche Erleichterungen für einen notwendigen Aufschwung sorgen“, so Egg.

Der Anteil von internationalen Investoren am gesamten Finanzierungsvolumen wird jedes Jahr größer.

Laura Egg

AAIA

Start-up-Barometer

Teamwork

Das Start-up Investment Barometer der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY wird in Zusammenarbeit mit der Austrian Angel Investors Association (AAIA) und der Austrian Private Equity and Venture Capital Organisation (AVCO) erstellt. Berücksichtigt wurden veröffentlichte Finanzierungsrunden in Unternehmen mit Hauptsitz in Österreich, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt. Die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY beschäftigt in Österreich über 1.000 Mitarbeiter an vier Standorten und erzielte im Geschäftsjahr 2020/2021 einen Umsatz von 157 Mio. €.

VIG zeigt auf

Vienna Insurance Group mit Erfolgsbilanz zum Halbjahr 2022 – deutlich mehr Prämien und Gewinn.

WIEN. Die Vienna Insurance Group (VIG) setzt mit dem Halbjahresergebnis 2022 den guten Geschäftsverlauf weiter fort. Bei den wichtigsten Kennzahlen ist eine klar erkennbare Verbesserung gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres ersichtlich.

Das Prämienvolumen konnte im ersten Halbjahr 2022 sehr deutlich um 11,6% auf 6.443 Mio. € (exkl. Aegon-Gesellschaften) gesteigert werden. Alle Sparten und alle VIG-Segmente zeigen eine Prämiensteigerung im Vergleich zum Halbjahr des Vorjahres.

Der signifikante Anstieg mit zweistelligen Wachstumsraten ist vor allem auf die Nichtlebenssparten (Kfz-Haftpflicht 975,2 Mio. €, +20,3%, Kfz-Kasko 787,5 Mio. €, +11,1%, Sonstige Sachversicherung 3.323,7 Mio. €,+15,2% und Kranken 411,8 Mio. €, +11,9 %) zurückzuführen.

Lebensversicherung legt zu

Auf die Lebensversicherung mit laufender Prämienzahlung entfallen 1.418,2 Mio. € (+4,1%) und auf die Lebensversicherung gegen Einmalprämien 485,4 Mio. € (+8,9%). Die prämienmäßig höchsten Steigerungen erzielen die Segmente Tschechische Re-

© Ian Ehm

VIG-Generaldirektorin Elisabeth Stadler: Zuversichtlich für Performance 2022. publik, Österreich und Erweiterte CEE, wobei hier vor allem Rumänien und die Baltischen Staaten hohe Prämienzuwächse verzeichnen.

Beste Zahlen beim Ergebnis

Das Ergebnis vor Steuern liegt mit 277,3 Mio. € um 10,3% über dem Vorjahreswert. Das Ergebnis beinhaltet zusätzlich zu den bereits im 1. Quartal 2022 gebildeten Vorsorgen eine weitere Maßnahme, sodass zum Halbjahr bereits für mehr als drei Viertel des rund 165 Mio. € umfassenden Exposures an russischen Staats- und Unternehmensanleihen der VIG-Gruppe vorgesorgt wurde.

Das Finanzergebnis (exkl. Ergebnis aus at equity bewerteten Unternehmen) beträgt zum Halbjahr 2022 315,5 Mio. € (–10,1%). Das Nettoergebnis ist mit 202,3 Mio. € um +8,6% besser als im Vorjahr. „Wir befinden uns in einer sehr herausfordernden Zeit, die primär durch den Krieg in der Ukraine, von einer hohen Inflation und der noch immer vorhandenen Pandemie geprägt wird. Die VIG-Gruppe zeigt eine sehr starke Resilienz, die sich abermals in verbesserten Kennzahlen manifestiert“, sagt VIGCEO Elisabeth Stadler. (rk)

Merkur baut kräftig aus

Bestatter-Beteiligung und Wüstenrot-Übernahme.

ZAGREB/GRAZ. Die Merkur Versicherung expandiert weiter: Die kroatische Merkur-Tochter, Merkur osiguranje d.d., seit 1996 am kroatischen Markt tätig, übernimmt 100% der Anteile an der Wüstenrot životno osiguranje d.d. und festigt mit diesem Zukunftsschritt ihre Position am kroatischen Versicherungsmarkt nachhaltig. Die Zustimmung durch die Aufsichts- und Wettbewerbsbehörden wird noch erwartet. Außerdem beteiligt sich die Merkur Versicherung mit einem siebenstelligen Investment für weitere Expansion an dem österreichweit tätigen Bestattungsunternehmen Benu.

Seit 2017 spezialisiert sich die junge Firma auf moderne Dienstleistungen in den Bereichen Bestattungen sowie Bestattungsvorsorge. (rk)

© www.merkur.at

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