Österreichische Riviera
Arbe/Rab Koloriertes Dia, um 1910
sam genannt, sondern stellen einander ergänzende Akteure dar, beide gleichermaßen „ungebändigt“. Die Reize „einer überreichen üppigen Vegetation“ verbinden sich, so ein weiterer Dalmatienführer, mit „dem lebendigen Interesse an einer eigenartigen Bevölkerung, in deren Adern griechisches, römisches, slawisches und osmanisches Blut fließt und die darum zu den interessantesten Völkern des Erdballs zählt.“12 Im Unterschied zur nördlichen Riviera richtet sich die Perspektive vom Eigenen auf das Fremde, auf das Unbekannte und „Interessante“. Der ethnografische Diskurs wird bestimmend. Man vermittelt ein Bild bunten Lebens sowie vielfältiger Gebräuche und Trachten. Das war nicht nur touristisch attraktiv, sondern auch politisch wichtig. Kulturelle Vielfalt kann ja von Eliten durchaus positiv gedeutet werden, als Charakteristikum agrarischer Gesellschaften, die aus kleinen, isolierten oder konkurrierenden Einheiten bestehen und nicht zuletzt wegen ihrer Heterogenität einer Steuerung durch ein Zentrum bedürfen. Erst die politische Integration breiterer Bevölkerungsschichten macht kulturelle Heterogenität „zu einem Problem der herrschenden Eliten und des Staates“, wie Elke Nicole Kappus am Beispiel von Istrien ausführt.13 In den großen Küstenstädten, die man als Tourist mit den Dampfschiffen ansteuern konnte, 17
Österreichisches Volkshochschularchiv, Lichtbildersammlung Urania Wien
12 Illustrierter Führer durch Dalmatien,
Wien/Leipzig 1915, S. V. 13 Elke-Nicole Kappus: Eine Reise in die
lebendige Vergangenheit – Ethnographische Blicke auf Istrien, in: Veronika Plöckinger und Matthias Beitl (Hg.): Istrien – Sichtweisen, Wien 2001, S. 36.