WEIN & CO Magazin 25 Jahre

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w e i n ZIEREGG BEI BERGHAUSEN, zum Weingut Tement gehörend, ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Die Form des Hanges erinnert an ein Amphitheater und ist größtenteils nach Süden, ein bisschen nach Südwesten ausgerichtet. Zieregg ziehe sich wellenförmig dahin „wie eine Ziehharmonika“, beschreibt Armin Tement seinen Haushang, sei aber sehr homogen vom „Muttergestein“ her, das ein 20 Millionen Jahre altes Korallenriff ist. Unterschiede machen die Oberböden, die Auflagen auf dem Riff: lockere Braunerde an der einen Stelle des Hanges, blauer Kalkmergel an der anderen und „lehmiger Ton hinter der Kapelle“. Dazu kommen gut 300 Höhenmeter, durch die unterschied­ lichste Mikroklimata entstehen. Sauvignon Blanc, der auf gut 85 Prozent des Zieregg steht, und Burgundersorten

w e i n wie Morillon (Chardonnay) lieben Böden mit hohem Kalkgehalt. Doch jeder Ober­ boden bewirke ein anderes Verhalten in den Rebstöcken, „bei Braunerde nehmen die Wurzeln am leichtesten Nährstoffe auf, während blauer Kalkmergel es den Reben am schwierigsten macht, sich wohlzufühlen“, erzählt Tement. Daher kommen auch unterschiedliche Unterlags­ reben zum Einsatz. Aus all diesen Gründen wurde Zieregg bereits von Manfred Tement, Armins Vater, in 16 Parzellen unterteilt, „die Jahr für Jahr individuell bearbeitet und vinifiziert werden“. Das Ziel für einen Zieregg­Lagenwein sei, idealreife Trauben aus allen Teilen der Riede zu verarbeiten. Sauvignon Blanc Zieregg mag jahrgangs­ bedingt variieren und im Laufe der Jahre in punkto Vinifikation dem jeweiligen

Zeitgeist entsprochen haben. Eine Ikone des steirischen Weins ist er, seit es ihn gibt. Selbst wenn sich mehrere Winzer eine Lage teilen, können aufgrund der Spiel­ möglichkeiten völlig unterschiedliche Weine entstehen – wie das Beispiel der Lage Sulz zeigt, die mit etwa 100 Hektar sehr groß ist. Tements Flächen in Sulz sind ausschließlich mit Burgundersor­ ten bepflanzt, lagenrein gefüllt werden Weißburgunder und Morillon. „Schwerer lehmiger Kalkmergel auf zwei Kessellagen verteilt, die sich sehr gut aufwärmen“, beschreibt Armin die dortigen Gegeben­ heiten. Die Wurzeln der Rebstöcke stehen in wasserspeichernder, daher kühler Erde, während der obere Teil des Rebstocks von der Wärme der Luft lebt. Genau dieser Gegensatz bringt besondere fruchtpräzise

Ratsch ist einer der zentralen Orte in der Südsteiermark – das Ratscher Becken ist eigentlich ein eingebrochener Meeresboden.

Der Nussberg in Ratsch: Die Ausrichtung der Rebstockreihen – schräg, senkrecht, waagerecht – hängt von der Ausrichtung der jeweiligen Hangflanke ab. Ziel ist es, die Sonneneinstrahlung optimal zu nutzen.

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Weine hervor, die viel Reifepotenzial haben, aber auch in der Jugend schon sehr zugänglich sind.

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AUCH DIE FAMILIE GROSS aus Ratsch bewirtschaftet in Sulz an anderer Stelle sechs Hektar, von denen fünf allerdings mit Sauvignon Blanc bepflanzt sind. Doch weitaus häufiger als mit Sulz verbindet man Gross mit dem Nussberg in Ratsch, der äußerst kalkreich ist, wie Michael Gross erzählt, der das Weingut heute zusammen mit seinem Bruder Johannes führt. „Der Nussberg hat aber auch kalk­ freie Teile.“ Rund 14 der insgesamt 20 Nussberg­Hektar gehören zum Familien­ Weingut, davon werden Trauben von nur sechs bis sieben Hektar – vor allem jene von der kargen Kuppe und aus dem Mittelteil des Hanges – zu jenen Nussberg­Weinen aus Sauvignon Blanc und Weißburgunder, mit denen sich Vater Alois in den 1990ern einen Namen gemacht hat. Den Nussberg könne man

Sauvignon Blanc nuSSBerg groSSe StK lage Produzent:

GROSS

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dreiteilen, so Michael Gross: Petschnigg sei südwestlich ausgerichtet und in erster Linie Kalksandstein, Leit’n mit seinem Opok­Boden (Kalkmergel) neigt sich eher gen Osten, während Perz ganz unten „so gut wie kalkfrei ist und fast wie ein Sandstrand“. Nur Perz wird als Einzellage vermarktet. Er eignet sich aufgrund der

Eigenschaften des Sandes vor allem für Gelben Muskateller, der dort besonders saftig und weich ausfällt. Andere Trauben aus den niedrig gelege­ nen Nussbergteilen werden zu „Ratscher Ortsweinen“ verarbeitet, ob und wieviel davon in die Lagen­Nussberge einfließt, hänge von der Qualität des jeweiligen Jahrgangs ab. Ortsweine bilden das Missing Link zwischen den steirischen Klassik­Weinen, die in den 1990ern aufkamen und auf Rebsorten ausgerichtet sind, und den Lagenweinen. Pate stand Burgund, wo Orte mit einem typischen Weinstil in Verbindung gebracht werden. In der Südsteiermark sind nicht die poli­ tischen Gemeindegrenzen die Grundlage, sondern geologisch einigermaßen ein­ heitliche Gebiete, die Orten zugeordnet werden. Weine aus dem sandig­schottri­ gen Gamlitzer Gebiet schmecken weicher und runder als Weine aus Leutschach und Umgebung, wo kalkreiche steirische Opok­Böden dominieren, die schlankere, 71


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