WEIN & CO Magazin 25 Jahre

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Österr. Post AG / Firmenzeitung 15Z040492 F € 4,90

das magazin

das magazin

wein ge nus s li f e st y le m e n s ch e n


reis e

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Nudelmaß, € 20,–

Nussknacker, € 17,–

Kochlöffelablage, € 19,–

Zitronenpresse, € 47,–

Chiliwuzler, € 20,–

H A A R D T & K RÜ G E R S E I T 1875

AM

SCHOTTENTOR

1010 Wien • Schottengasse 3a Tel. +43 - (1) 533 73 29 • Fax +43 - (1) 533 49 97 E-Mail: office@haardt-krueger.com www.haardt-krueger.com


e d i t o r i a l

e d i t o r i a l

Chef der Österreichischen Weinmarketing) als erster Geschäftsführer zu uns. Dorli Muhr (heute gefeierte Winzerin – Muhr-van der Niepoort) war für Presse und mit mir zusammen für so etwas wie Marketing verantwortlich. Unser Zentrallager befand sich in Linz in einer meiner IKERA-Filialen (Ältere erinnern sich: IKERA mit RRRR!). Wir waren anfangs sicher mehr begeistert als professionell – unerlässlich in einer Gründungsphase! Wir waren wie ein obskurer Geheimbund. Niemand konnte sich unter WEIN & CO etwas vorstellen, Wein wurde damals ab Hof und vor allem in Litern und Dopplern verkauft. Abgesehen von ein paar verrückten Vinothekaren nahm kaum jemand den mühsamen Import von Wein auf sich. Die heillos überproduzierenden heimischen Produktionsriesen, vornehmlich Genossenschaften, ließen sich den österreichischen Markt von der Politik durch Abschottung sichern. Die wenigen Winzer, die sich auf Qualitätswein in Kleinserie einließen, waren auf sich gestellt und lebten vom Ab-Hof-Verkauf.

B

ill Clinton wurde am 20. Jänner 1993, vor 25 Jahren, als 42. Präsident der USA angelobt. Währenddessen saß ich mit den damaligen Spitzensommeliers, ­Charly Seiser und Alois Ofner, im legendären Altwienerhof und philosophierte über die mir notwendig erscheinende Demokratisierung des protektionistisch organisierten österreichischen Weinmarktes. Der EU-Beitritt war abzusehen, aber wir wollten davor – und als Erste – den Weinliebhabern einen Vorgeschmack auf die grenzenlose Welt guten Weines bieten. 6

Das war die „Zeugung“ von WEIN & CO. Die Geburt folgte neun Monate später: Am 1. Oktober 1993 eröffneten die „15 Kellner & ein Spekulant“, wie wir uns selbstironisch bezeichneten, die erste WEIN & CO-Filiale in der Prager Straße und im Laufe des Oktobers fünf weitere Filialen in Wien, Linz und Graz – eine heute geradezu leichtsinnig anmutende Anstrengung! Inzwischen kamen weitere Spitzensommeliers wie Hermann ­Botolen (heute Restaurantbesitzer des „Fuhrmann“) und Hermann Mahringer, vor allem aber Willi Klinger (heute erfolgreicher

Manfred Klimek

25 jahre!

„Niemand konnte sich unter WEIN & CO etwas vorstellen“ ­stimmte so nicht ganz: Ich war seit den späten 70er Jahren als Weinsammler und Restaurantbesucher mit Winzern und Wirten gut bekannt und holte deren Meinung zu meinem Projekt ein. Obwohl uns hauptsächlich Skepsis bis Verständnislosigkeit entgegenschlugen, gab es doch ein paar bemerkenswerte Ausnahmen, deren Zuspruch mich sehr dazu ermunterte: allen voran Heinz Reitbauer sen., Erfinder des „Steirerecks“ und Gourmet-Guru (nochmals vielen Dank, lieber Heinz!), aber auch Helmut Touzimsky, der legendäre Chef von Meinl am Graben, Helmut Romé, Gründer und damaliger Herausgeber des Falstaff-Magazins, oder Bertl Salomon, zu dieser Zeit CEO von Schlumberger, heute erfolgreicher Winzer in Krems und Adelaide. Von den Winzern waren der avantgardistische Luis Kracher, aber auch der nachhaltig agierende Willi Bründlmayer begeistert von unserer Idee. Die damals aufstrebenden jungen Steirer waren aufgeschlossener als alle anderen. F. X. Pichler hatte aufgrund der langjährigen Beziehung unserer Familien weniger Probleme mit meinem Plan als die übrigen Wachauer, die Winzerdenke damals war von Vorsicht gegenüber Neuem geprägt. Die Fürsprache von Reitbauer, Salomon & Co war enorm wichtig, wir mussten ja die Winzer dazu bringen, uns zu beliefern.

Von Anfangserfolgen beflügelt, eröffneten wir dann Schlag auf Schlag neue Filialen, 1999 kam die erste von nunmehr sieben Bars dazu, bereits 1997 startete unser Webshop, der erste professionelle Internet-Weinverkauf Österreichs, wenn nicht Europas. Heute sind wir ein mittelständisches Unternehmen mit 250 Mitarbeitern, die in unseren 20 Filialen, 7 Bars, einem Gastronomie­ großhandel und einem viel beachteten Webshop Tag für Tag Höchstleistungen erbringen, um die steigenden Ansprüche unserer Kunden und Gäste zu erfüllen. Das mit den steigenden Ansprüchen hatten wir uns selbst eingebrockt: WEIN & CO hält durch unbeugsames Qualitätsstreben ein riesiges Warenangebot von weit über 2.000 verschiedenen Weinen aus aller Welt zwischen € 3,– und € 13.000,– bereit, unser Stateof-the-Art-Service, vor allem die extremen Öffnungszeiten (unsere Bars haben mit Ausnahme von zwei Tagen das ganze Jahr über mindestens von 9 bis 24 Uhr geöffnet!) – und haben so eine ganze Generation „herangezogen“, für die das selbstverständlich ist. Ausländische Partner sagen mir immer wieder, dass WEIN & CO einzigartig ist. Nirgends auf der Welt wird auf so hohem N ­ iveau und so unterhaltsam mit Wein gehandelt. Das freut einen natür­ lich, es darf aber nicht vergessen werden, dass dies auch nur unter größten Anstrengungen aller für WEIN & CO arbeitenden Menschen möglich ist. Erst unsere sehr speziellen MitarbeiterInnen – und das ist jetzt keine leere Floskel – erfüllen das zweifellos gute Grundkonzept mit dem nötigen Leben und lebendig sind wir, das kann man bei unserer Weihnachtsfeier gut sehen oder beim alljährlich bei uns zu Hause stattfindenden „Inner Circle Dinner“, zu dem alle MitarbeiterInnen kommen, die zehn Jahre oder länger bei uns sind – aktuell immerhin rund 50! Apropos feiern: Die 25 Jahre WEIN & CO gehören natürlich ordentlich gefeiert und wir hoffen, dass alle mitfeiern und Sie sich über unsere zahlreichen Geschenke freuen, die wir uns für Sie ausgedacht haben. Herzlichst, Ihr Heinz Kammerer

WEIN & CO-Gründer

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I N H A LT

WEIN

12 HAPPY BIRTHDAY! Die schönsten Bilder aus 25 Jahren WEIN & CO

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AKTUELL & AUFREGEND Seit einem Vierteljahrhundert verkostet das WEIN & CO-Team die besten Weine der Welt

N E WS | H I G H L IG H T S | T R EN DS | EN TDE C KU NGE N

DAVID HELFGOTT IN WIEN

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Am 23. 10. 2018 gastiert der weltberühmte Pianist gemeinsam mit Rhodri Clarke im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Mit Werken von Mussorgskij und Rachmaninow werden auch „30 Jahre David Helfgott und Wien“ gefeiert. Karten: www.musikverein.at

REISE DURCH GEORGIEN

Zwischen den Gipfeln des Kaukasus und traumhaften Stränden am Schwarzen Meer liegt die Wiege des Weins.

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ETIKETTE UND STIL Wie sich die optische Darstellung von Geschmack in den letzten 25 Jahren verändert hat

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SÜDSTEIRISCHER WEINADEL Auch in der Steiermark wurde Wein immer mehr zu einer Frage der Lage

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SOMMELIERS IM TREND

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WILLI BRÜNDLMAYER

ORANGE WINE Die „vierte Farbe des Weins“ findet bei Genießern und Winzern regen Zuspruch

Der Starwinzer erzählt anlässlich des 25. Geburtstags von WEIN & CO, bei welchem Wein er Heinz Kammerer kennenlernte, was sein Sekt mit der Liebe zu tun hat und wie er es in die Top-Liga schaffte.

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GIN MEETS TONIC

FEINE FRÜCHTCHEN Neue Gourmet-Fruchtsäfte und hochwertige Tees als alkoholfreie Alternative

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Lupi Spuma, Herbert Lehmann, Getty Images, Severin Wurnig, Johannes Zinner, Philipp Horak

Einst mit Fliege, heute auch mit Tattoos. Der Sommelier als Sir – oder als Hipster.

ZURÜCK ZUM URSPRUNG

Neue Gins locken mit wundersamen Aromen, und auch die Tonics präsentieren sich überraschend vielseitig.

Die Weine des Chianti Classico feiern mit der Rückbesinnung auf heimische Sorten eine große Renaissance.

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HERR BERT

Was tun, wenn man keinen Korkenzieher dabeihat? Auf jeden Fall kreativ sein …

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Getestet und für erstklassig befunden: Sekt aus Österreich.

G E NU S S | R E I S E N | L I FE ST Y LE | MENS CHEN

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HOCHZEIT DER GIGANTEN Ein Weinklassiker und die Frage: Welcher Käse passt zu ihm?

GLAS FÜR GLAS Seit 1756 – die glorreiche Historie der Glasmanufaktur Riedel

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PRICKELNDES VERGNÜGEN

&CO 25 JAHRE LIFE BALL Das Charity-Event ist exakt so alt wie WEIN & CO. Wir gratulieren!

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138 MRAZ & SÖHNE

Markus Mraz hat seinen Söhnen Manuel und Lukas die Leidenschaft für kreative Kulinarik mitgegeben.

MUSIK AUS DER FLASCHE Inspirierend – die 25 besten Wein-Songs aller Zeiten

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GENERATIONENWECHSEL Felix Köck wird heuer 25 und steigt ins Juweliergeschäft von Papa Reinhard Köck ein

VORHANG AUF! Opernsänger Georg Nigl im Gespräch mit Heinz Kammerer über Karriere, Wein & Traditionen

ICH BIN SO ALT WIE WEIN & CO Geboren 1993: 25-jährige Wein-Liebhaber im Porträt

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DER SZENE-GASTRONOM ALS HUTMACHER Caro Kammerer trifft „Nomade Moderne“-Gründer Nuriel Molcho

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TISCHGESPRÄCH Heinz Kammerer, Willi Klinger und Dorli Muhr – das WEIN & COKernteam der ersten Stunde lässt 25 Jahre Revue passieren

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Contributors

Schmuck Stücke Schmuck Stücke Stücke

FLORIAN HOLZER Redakteur und Autor mit Schwerpunkt „Essen & Trinken“ – u. a. für Falter, Kurier Freizeit, A la Carte, Süddeutsche Zeitung, NZZ am Sonntag. Wirkte an der ORF-Serie „Ochs im Glas“ mit und verfasste in seiner Berufslaufbahn mehr als 3.000 Restaurantkritiken.

CHRISTINA FIEBER Expertin mit Sommelierausbildung, arbeitete als Redakteurin für den ORF, verfasste 2011 als Co-Autorin „Legendäre Weine Österreichs“ und publiziert in RONDO/ Der Standard und Trend Weinkolumnen.

URSULA SCHEIDL Chefredakteurin von Wienissimo – Magazin des guten Geschmacks sowie gastrolive, Chefin vom Dienst bei wienlive und kulturund genussaffine Redakteurin des Wiener Bezirksblatts.

LUZIA SCHRAMPF Freie Weinjournalistin & Autorin, Italian Wine Ambassador. Artikel u. a. in Der Standard, in Fachmedien wie Feinschmecker und Vinum sowie in den britischen Fachmagazinen Decanter und The World of Fine Wine.

KLAUS PETER VOLLMANN Redakteur mit Schwerpunkt Lifestyle und Mode, Textchef, Kolumnist, Autor und vielseitiger Editorials-Produzent. 2014 mit dem „Vienna Award“ als Best Fashion Editor ausgezeichnet.

BERND WATZKA HERBERT LEHMANN Renommierter Foodfotograf und Lieblingsfotograf vieler Köche. Seine Arbeiten wurden bereits in über dreißig Kochbüchern der wichtigsten Hauben- und Sterneköche Österreichs präsentiert.

IMPRESSUM Medieninhaber: WEIN & CO Handelsges. mbH, GF: Heinz Kammerer, Wolfgang Frühbauer, Autoallee 7/25, A-2334 Vösendorf-Süd. Herausgeber: Heinz Kammerer, WEIN & CO. Projektleiter: Christian Lerner. Verlag: VWZ Zeitschriftenverlag Ges. m. b. H., FN 73819h, HG Wien. Geschäftsführer: Mag. Thomas Strachota, Christian Pöttler. Chefredakteur: Mag. Klaus Peter Vollmann. Redaktion: Christina Fieber, Bernhard Hlavicka, Florian Holzer, Dr. Ursula Scheidl, Luzia Schrampf, Mag. Bernd Watzka, Mag. Sylvia Petz. Artdirection: Alice Brzobohaty. Fotoredaktion: Mag. Claudia Knöpfler (Ltg.), Tini Leitgeb. Freisteller: Paul Landl. Lektorat: Susanne Hartmann, Roswitha Singer-Valentin, Mag. Angela Fux, Julia Gartner, MA, Dr. Roswitha Horak (Ltg.). Marketingleitung: Mag. Katharina-Julia Zagata. Coverfoto : Getty Images Druck: NP Druck Ges. m. b. H., 3100 St. Pölten 10

Walter Zivny, Stefan Joham, privat

Kulturchef des Wiener Bezirksblatts mit langjähriger Erfahrung in Print, Radio & Fernsehen. Der ehemalige Werbetexter ist heute auch als Dramatiker erfolgreich.

Ursula Neuwirth | Goldschmiedemeisterin | A 1150 Wien, Hütteldorfer Straße 68 | +43 1 7862937 | office@neuwirth.co.at | www.neuwirth.co.at Öffnungszeiten: Montag – Freitag 8.30 – 18 Uhr, Samstag 8.30 – 13 Uhr oder nach Vereinbarung Ursula Neuwirth | Goldschmiedemeisterin | A 1150 Wien, Hütteldorfer Straße 68 | +43 1 7862937 | office@neuwirth.co.at | www.neuwirth.co.at Öffnungszeiten: Montag – Freitag 8.30 – 18 Uhr, Samstag 8.30 – 13 Uhr oder nach Vereinbarung


z e i t r e i s e

Die schönsten Bilder aus

25 Jahren

Wein muss Kultur sein, Wein muss eine Botschaft haben, Wein muss mehr sein als nur ein Getränk, das ein Essen begleitet. Alles Unsinn! Für Heinz Kammerer darf Wein einfach unkompliziert Spaß machen und ohne Tamtam gut schmecken. Als Heinz Kammerer vor einem Vierteljahrhundert ausgerechnet in Floridsdorf die erste Filiale von WEIN & CO eröffnete, läutete er eine Revolution ein. Das Weinverkosten war damals eine ernste Sache, Bouteillenweine wurden nur von wenigen gekauft. Meistens fuhr man zum Winzer seines Vertrauens und lud sich den Kofferraum für den Jahresbedarf mit Dopplern voll. Mit Wein verbindet Kammerer in erster Linie pure Emotion. Oberlehrerhafte Beratung kann er gar nicht leiden. In seinen Bars und Shops soll man einfach eine schöne Zeit verbringen, dazu noch gut essen und – wenn es passt – auch etwas für den Genuss zu Hause mitnehmen. Wie ihm das gelungen ist, zeigen die schönsten Bilder aus diesen 25 Jahren.

TEXT: ursula scheidl

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z e i t r e i s e

Der Flagship Store in der Jasomirgottstraße wurde 2016 komplett umgebaut und auf insgesamt 800 m² erweitert. Auf drei Etagen präsentiert sich eine moderne Wein- und Genusswelt mit einem Raritätenkeller im ­Untergeschoß, einer Bar mit Restaurant sowie einem Tasting Corner.

Markus Kaiser, Katharina Schiffl, WEIN & CO

Am Chef’s Table im Erdgeschoß wird gefeiert, gelacht und so manche depressive Stimmung vertrieben.

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Anna und Heinz Kammerer mit Gaia Gaja. Gaja ist eines der wichtigsten Weingüter Italiens, und die fantastischen Weine von Angelo Gaja und seinen Töchtern gehören zu den besten der Welt. Hier sind sie zu finden.

Heinz Kammerer beim Champagner­ frühstück mit Herbert Prohaska und Opernsänger Georg Nigl.

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Philipp Lipiarski/www.goodlifecrew.at, Bernhard Fritsch/OTS, WEIN & CO

z e i tw r eei is n e

Sandra Pires war nur einer der zahlreichen Acts auf der ­MondoVino.

Zur MondoVino 2017 im Wiener MAK kamen 4.600 Besucher. 1.000 edle Tropfen standen zur Verkostung bereit.

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Die MondoVino hat sich zu einem spektakulären Wein- & Kulinarikfestival entwickelt – nicht nur für Weinkenner, sondern auch für jeden, der erstmalig in die wunderbare Wein-Welt eintauchen will. 2014 fand die MondoVino zum zehnten Mal statt – und zwar wie schon vier Mal zuvor im Wiener Konzerthaus.

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y xyx y x

z e i t r e i s e

Lunch- und Dinner-Events mit ausgesuchten Spitzenweinen in intimer Atmosphäre oder hochkarätige Verkostungen und gekonnte Food & Wine Pairings für unterschiedlich viele Teilnehmer: Genuss und Unterhaltung kommen auf keinen Fall zu kurz.

Teresa Zötl, WEIN & CO

Weinverkostungen erfreuen sich immer ­größerer Beliebtheit. Bei WEIN & CO kann man sie in entspannter Atmosphäre genießen.

Genussmenschen unter sich: Christian Petz, ehemaliger Küchenleiter von WEIN & CO, Martin Kammlander-Löwe und Heinz Kammerer.

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WEIN & CO

Sound im Glas – der Afterwork Club bei WEIN & CO. Gin Tonic & Co, gemixt mit Disco, Deep House und House Music von verschiedenen DJs krönen den Feierabend: ein schöner Ausklang des Arbeitstages. Caro Kammerer mit Friends (von links nach rechts): Nikolaus Wagner (wagnerlove), Alexander Priester (The Reverend), Nikolaus Peinitz (Nikizza).

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Z E IT R E I S E

Z E I T R E I S E

25 JAHRE WEIN & CO

Heinz Kammerer ist die Demokratisierung des Weinhandels gelungen. Es war eine Trial & Error-Entwicklung, die großen Mut erforderte. Er holte sich Top-Sommeliers mit ins Boot und viele Wegbegleiter unterstützen ihn bis heute. TEXT: URSULA SCHEIDL

GRÜNDUNGSJAHR:

, einer Hermann Botolen & COder ersten WEIN mals) Sommeliers, im (da ok. -Lo ies 90 n ige nd tre

650

LIEFERANTEN

280

MitarbeiterInnen

Anno 1993 – „The Boss“ Heinz Kammerer himself, ganz entspannt.

dis verband Heinz in Dr. Theresa Jor d Mit Rechtsanwält undschaft. Im Bil Fre ge en e privat ein l. up Hä Kammerer auch l ae ich M rgermeister gemeinsam mit Bü

Wegbegleiter vo n der ersten St unde an: Wilhelm mit Gattin, Heinz Weil Kammerer, Fran z Hirtzberger, Ru und F. X. Pichle r. dolfine

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CA.

WEIN & CO beschäftigt rund

Lalo Jodlbauer, WEIN & CO, HOPI Media / Bernhard J. Holzner

20 Filialen

(davon 7 Barfilialen)

1993

Preisüber gabe „Silb erner Effi Chef Ger e“ an Kom d Babits (links) un munikatio d Willi Klin nsagentu rger (Mitt e).

Der ehem alige Ges chäftsfüh Willi Kling rer und h er mit Win eutige ÖW zer F. X. P M-Chef ichler und Ehefrau R udolfine.

ÜBER

unt beim i gut gela Veronell und Co. i ig u L d n u Latour steiner u a Braun n Châtea Catherin töbern zwische n-S Raritäte

REGISTRIERTE VINOCARD-KUNDEN

& Fakten

Geschäftsführer, Willi Klinger, erster Making-of-Team: ngleiterin eti ark M r damaligen gemeinsam mit de ). ks (lin Elisabeth Kamper

500.000

ANZAHL DER JEWEILIGEN PRODUKTE IM SORTIMENT: 1.500 Weine & Schaumweine 160 Destillate, 250 Feinkostartikel 100 Accessoire-Produkte

ZAHLEN

3 Millionen GESAMT VERKAUFTE WEINFLASCHEN

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WEIn

Getty Images

n ew s | H I G H L I G H T S | T r e n d s | e n t d e ck u ngen

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W E I N

DIE BESTEN WEINE AUS

Seit 25 Jahren kostet das WEIN & CO-Team die besten Weine der Welt. Eine kleine Auswahl der aktuellen Jahrgänge von aufregenden Gewächsen, die unsere verwöhnten Gaumen am meisten berührten:

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AT

RIESLING RIED KELLERBERG SMARAGD

FR

Produzent:

F. X. PICHLER

CHÂTEAU MARGAUX

Ausnahme-Riesling aus einer der besten Wachauer Terrassenlagen! Karger verwitterter Urgesteinsboden und ein besonderes Mikroklima verleihen ihm pure Mineralik, Finesse und Vielschichtigkeit, aber auch reife Frucht und enormen Tiefgang – perfekt balanciert. Ein wahrhaft nobles Gewächs! € 75,–

TEXT: CHRISTINA FIEBER

CA

Produzent:

CHÂTEAU MARGAUX Das Premier Grand Cruklassifizierte Château im Médoc zählt zu den bekanntesten und besten Weingütern der Welt. Entsprechend begehrt ist auch sein Grand Vin: purpurfarbene Essenz mit feinen Cassis- und Kaffeenoten, schwarze Trüffelaromen, ungemeine Komplexität und schier endloser Abgang. € 1.000,–

ES

NAPA VALLEY CABERNET SAUVIGNON

RIOJA GRAN RESERVA CASTILLO YGAY

Produzent:

Produzent:

ROBERT MONDAVI

MARQUÉS DE MURRIETA

Vor über 50 Jahren gründete Robert Mondavi sein Weingut in Napa Valley mit der Vision, Weine zu schaffen, die sich mit den besten der Welt messen können. Das ist ihm gelungen: Seine Cabernets sind zum Inbegriff des Neue-Welt-Weinstils geworden. Opulent, dicht, mit samtigen Tanninen und vollreifer Frucht. Easy drinking at its best. € 35,–

Nur in den besten Jahren wird dieser Einzellagen-Rioja vinifiziert: 86 % Tempranillo und 14 % Mazuelo reifen 30 Monate im kleinen Holz und weitere 36 Monate in der Flasche! Das Ergebnis: ein herausragender Gran Reserva im traditionellen Stil mit besten Bewertungen. Schon jetzt Kult! € 99,–

FR

CHÂTEAU PÉTRUS Produzent:

CHÂTEAU PÉTRUS JAHRGANG 2000

IT ES

TIGNANELLO Produzent:

ANTINORI Mit dem Tignanello begründete Antinori 1971 eine neue Ära in der Toskana: Der erste im Barrique ausgebaute Sangiovese assembliert mit den internationalen Sorten Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Die legendären Supertuscans waren geboren. Eine Erfolgsgeschichte, die auch heute noch fasziniert. € 85,–

AZAGADOR CRIANZA Produzent:

PAGO DE LA JARABA Im Herzen von La Mancha produziert ein junges, engagiertes Önologenteam mithilfe modernster Kellertechnik eine Cuvée aus Tempranillo, Cabernet Sauvignon und Merlot, die unkomplizierten Trinkspaß garantiert. Sensationelles PreisGenuss-Verhältnis! € 7,90

Wenn ein Wein die Bezeichnung Kult verdient, dann Pétrus. Der reinsortige Merlot aus dem Pomerol zählt zu den teuersten und begehrtesten Gewächsen und ist zudem äußerst rar. Aber Pétrus ist nicht nur ein Sammlerobjekt, sondern wirklich guter Stoff: hochelegant – komplex und unendlich lang. Ein Monument. € 5.000,–

iStock by Getty Images

25 JAHREN

W E I N

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W E I N ZA

FABELHAFT

STELLENRUST

Produzent:

Ein Must-have für Liebhaber vollmundiger Weine im RhôneStil. Wie in der berühmten französischen Weinregion wird Eight Pillars aus Shiraz und sieben anderen Rebsorten vinifiziert. Traditionelle Stilistik, perfekt kombiniert mit der Trinkfreudigkeit moderner Neue-Welt-Weine. Viel Power zum Top-Preis! € 26,50

Produzent:

FABELHAFT AT

BLAUFRÄNKISCH MARIENTAL Produzent:

ERNST TRIEBAUMER Mit dem legendären Mariental 1986 verwies Ernst Triebaumer internationale Weingrößen auf die Plätze und löste den heimischen Rotweinboom aus. Nach wie vor ist sein Blaufränkisch einer der besten und eigenständigsten – nicht plakative Opulenz, sondern subtile Aromen und Tiefgang sind seine Markenzeichen. € 69,–

AT

Ein unkomplizierter und dennoch anspruchsvoller Trinkwein für jeden Tag, der Lebensfreude und Genuss verkörpert und die typischen Aromen der DouroGewächse aufweist: ausgeprägte Frucht, reife Tannine und lebendige Säure. Illustriert durch Wilhelm Buschs Fabel vom Raben Huckebein. € 11,5

GRÜNER VELTLINER SCHÜTT SMARAGD Produzent:

KNOLL

Parade-Veltliner aus der Toplage Schütt, der alle Vorzüge großer Wachauer Weißweine in sich trägt: Finesse, deutliche Mineralik und feine, reife Fruchtaromen. Emmerich Knoll versteht es wie nur wenige, präzise die Feinheiten dieses einzigartigen Terroirs herauszuarbeiten. Brillant! € 52,–

IT

L’APPARITA

FR

CHAMPAGNE CRISTAL BRUT IM GESCHENKKARTON Produzent:

ROEDERER

Produzent:

Einst exklusiv für den russischen Zaren Alexander II. kreiert, erfreut das Flaggschiff des renommierten Champagnerhauses heute weltweit Liebhaber des edlen Sprudels. Die Prestige-Cuvée aus Pinot Noir und Chardonnay erzielt Jahr für Jahr höchste Bewertungen und begeistert mit feiner Perlage und cremiger Textur! € 189,–

CASTELLO DI AMA Mit dem ersten reinsortigen Merlot der Toskana begann 1985 der Kult um die „vini da tavola“ der berühmten Weinregion. Auch heute gilt L’Apparita als einer der spannendsten Merlots der Weinwelt: Vollmundig und muskulös, aber nicht gefällig, begeistert er durch seidige Tannine, saftige Frucht und viel Struktur. € 169,–

IT

REDIGAFFI Produzent:

TUA RITA Legendäres Weingut in der Maremma, bekannt für erstklassige Gewächse, die Jahr für Jahr höchste Bewertungen einfahren. Redigaffi gilt unter Kennern als der beste Merlot außerhalb Frankreichs und besticht mit süßer Frucht und komplexer Struktur – kraftvoll und zugleich elegant. € 230,–

IT

ORNELLAIA Produzent:

ORNELLAIA Mit dem Supertuscan aus der Maremma sorgte Lodovico Antinori in den 1980er Jahren weltweit für Furore. Statt Sangiovese vinifizierte er Cabernet, Merlot und Petit Verdot im Bordeaux-Stil. Heute führt die Familie Frescobaldi die Erfolgsstory fort und setzt auf geschliffene Stilistik, samtige Textur und Langlebigkeit. € 169,–

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PINOTAGE LATE RELEASE Produzent:

KANONKOP

Das wohl renommierteste Weingut Südafrikas gilt als Erfinder des Pinotage, einer Kreuzung aus Pinot Noir und Hermitage. Johann Krige ist Meister der autochthonen Sorte – seine Gewächse zeichnen sich durch Vollmundigkeit, dezente Holzaromen, dunkle Frucht und rauchige Noten aus. € 42,50

DIE BESTEN WEINE AUS

HANDMADE EIGHT PILLARS

25 JAHREN

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W E I N

WINZER-PORTRÄT

RIESLING RIED STEINER PFAFFENBERG KREMSTAL DAC RESERVE ERSTE ÖTW LAGE

WELTENBUMMLER & WEINMACHER

Produzent:

SALOMON Der Urgesteinsboden der steilen Terrassenlage und über 50-jährige Rebstöcke sorgen für intensive Aromen nach Steinobst und Blütenhonig, großer Struktur und mineralischer Tiefe. € 37,–

Bertold Salomon war von 1994 bis 2001 Chef der ÖWM, führt eines der ältesten Weingüter des Landes und besitzt ein Weingut in Australien. Da sieht man die Dinge schon ein bisschen anders, distanzierter. Wir erreichten den Winzer mitten in der australischen Weinlese zum Interview und fragten ihn, wie sich die Weinwelt in den vergangenen 25 Jahren änderte.

TEXT: FLORIAN HOLZER

W

Salomon Undhof

Gertrud, Fanny, Bertold und Bertold junior – bei den Salomons ist Weinmachen Familiensache. In zwei Jahren übernehmen die Jungen den Undhof, Bertold und Gertrud kümmern sich dann um die Übersee-Weine.

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EIN & CO: Was waren 1994, als der Weinskandal gerade zehn Jahre zurücklag, die größten Herausforderungen für die ÖWM? Was würden Sie als Ihre größten Erfolge bezeichnen? Bertold Salomon: In Österreich war das Vertrauen der Konsumenten nach dem Weinskandal bald wiederhergestellt, denn die Weinliebhaber konnten zwischen den guten österreichischen Produzenten und den wenigen „schwarzen Schafen“ sehr wohl unterscheiden. Und dass Sommeliers und Fachhandel den gehobenen österreichischen Wein so förderten, war großartig. Als ÖWM konnten wir hier unterstützen. Als unsere Hauptaufgabe sah ich aber, der extrem kleinstrukturierten heimischen Weinwirtschaft international zum Durchbruch zu verhelfen. Und der kam in New York: Wir schafften es, dass der österreichische Wein Präsenz in Fachmedien wie dem Wine Spectator bekam. Parallel dazu unterstützten wir Importeure bei Reisen mit Top-Sommeliers und Journalisten nach Österreich. Die erste „VieVinum“ in der Hofburg geht auf eine Initiative von mir und die gemeinsame Plattform mit Gerd Hoffmann von M.A.C. Hoffmann zurück, auch die Verankerung des Herkunftsgedanken im österreichischen Weingesetz war sehr wichtig. Aber der größte Erfolg in meiner ÖWM-Zeit war sicher der Durchbruch beim Export nach Übersee.

Sie waren Verkaufsleiter bei der Domäne Wachau, Vorstand der Schlumberger, ÖWM-Chef, sind Weingutsbesitzer in Österreich, Australien und Neuseeland. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Unterschiede zwischen der Innen- und Außensicht auf die österreichische Weinszene? Die Innensicht ist sehr positiv, Österreicher bedenken allerdings oft nicht, dass Österreich nur 1 % der Welt-Weinproduktion herstellt. Die Außensicht – besonders in Übersee – lautet: „Cool climate wines & handmade“ – und da liegen wir weltweit gut im Trend. Salomon Undhof zählt zu den ältesten Weingütern des Landes, der Undhof war einer der Pioniere beim Abfüllen trockener Weine, Ihr Bruder hat der nahezu ausgestorbenen Rebsorte Gelber Traminer über Jahrzehnte die Treue gehalten, Salomon Undhof verfügt mit der Ried Wieden über das einzige Clos Österreichs. Was hat sich am Weingut noch alles getan? Weingarten, Weingarten, Weingarten. Das Motto meines Vaters, dass die Trauben die Qualität des Weines ausmachen,

GRÜNER VELTLINER WIEDEN KREMSTAL DAC Produzent:

SALOMON Feinwürzig und zart mineralisch geprägt von der besonderen „Wieden“Rebe und von den sandigen und steinigen Böden in Krems an der Donau. Ein betörendes Zusammenspiel von zarter Birne und feinem Blütenhonig. € 15,–

hat unverändert Gültigkeit. Dennoch meine ich, wir müssen offen für Neues und immer lernbereit bleiben. Wir haben über 50 % Exportanteil, in zwei Jahren übernimmt die nächste Generation – wir sind optimistisch. Ist Natural Wine/Schwefel-Verzicht ein Thema für Sie? Und welche Rolle sehen Sie für den österreichischen Wein in Zukunft? Die Weinwelt wird rund bleiben. Den Begriff Natural Wine habe ich übrigens nicht so gern, denn der impliziert, dass die anderen Weine „non-natural“ sind. Besser wäre „Alternative Wines“ – also die Erkenntnisse der letzten 2000 Jahre der Weinproduktion bewusst wegzulassen oder neu zu interpretieren. Alles ist gut, solange der Wein Trinkvergnügen vermittelt – und wie wir wissen, ist das ja auch sehr subjektiv. „Alternative Wines“ werden aus meiner Sicht ein kleines Marktsegment bleiben, aber auch uns macht es große Freude, unseren Riesling „Alma“ in Quevris (Tonamphoren) zu vergären oder unseren „Wolke für zwei“ Riesling Pet Nat zu produzieren – und zu trinken! Uns auch! Danke für das Gespräch.

SHIRAZ FINNISS RIVER Produzent:

SALOMON ESTATE Ein europäisch beeinflusstes Kraftpaket vom Austro-Australier Bertold Salomon. Viel Frucht, Duft nach frischem Moos und Waldbeeren, Nougat und Minze. Für viele der eleganteste Shiraz Australiens. € 37,50

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winzer-Porträt

Der groSSe Mann vom

Heiligenstein

Willi Bründlmayer erzählt uns bei einem Besuch in Langenlois anlässlich 25 Jahre WEIN & CO, wie er Heinz Kammerer bei einem 1961er Montrose kennenlernte, wie er seine Ehe durch die Sektherstellung bereicherte und warum seine Weine jetzt mehr Ecken und Kanten haben als früher. TEXT: bernhard Hlavicka

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FOTOS: herbert lehmann

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E yxyxyx. Henyxyxyx Perum deliqui ab ipic torio berum apit, same rerit dolendi te repersperum voluptate occus vendi voluptate occus vendis molorepe voluptate occus vendis molorepe s molorepedi consendel

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Der Zöbinger Heiligenstein ist Willis größter Schatz. 250 Millionen Jahre altes Permgestein, ideales Mikro­klima. Der Name kommt von „höllisch heißem Stein“.

s begab sich eines Abends am legendären Wiener Künstlerstammtisch im „Salzamt“: Die Nacht war lau und die zusammenge­ würfelte Gruppe blendend gelaunt. Willi Bründlmayer und Heinz Kammerer kamen nebeneinander zu sitzen, das Gespräch auf die Weine des Bordeaux und Willi schwärmte von einem Château Montrose 1961. Heinz ­Kammerer, der damals noch kein Weingeschäft besaß, aber leidenschaftlich Wein sammelte, blühte auf, denn wie der Zufall es wollte, besaß er mehrere Flaschen dieses Weins und noch andere Bordeauxgewächse, die er noch höher einschätzte. Er schlug umgehend eine Verkostung vor. Kostfreu­ dige Mitstreiter fanden sich rasch und ein paar Wochen später standen große Weine aus den Jahrgängen 1961 und 1959 auf dem Tisch. Willi Bründlmayer war sehr beeindruckt – nicht nur von dem 61er Montrose, sondern von der großzügigen Geste Kammerers, ihn – eine Zufalls­ bekanntschaft vom Stammtisch – zu einer so hochkarätigen Verkostung spontan eingeladen zu haben. Abgesehen von der Exzellenz der Weine entwickelte sich der Abend außerordentlich unterhaltsam und darf als Beginn einer jahrzehntelangen Weinfreundschaft gelten. Als ein paar

Jahre später Heinz Kammerer WEIN & CO gründete und um Belieferung fragte, war dies nur mehr Formsache. Damals wie heute stand Bründlmayer an der Spitze der österreichischen Produzenten und die frühe Zusage half auch beim Aufbau von WEIN & CO. Wenn ein Winzer mit seiner Entscheidung über eine Belieferung zögerte, half das Argument: „Na schau, der Bründlmayer ist doch auch dabei.“ Bründlmayers Aufstieg begann schon viel früher. Nachdem sein Vater Ende der 70er Jahre erkrankte, musste der junge Willi die Leitung des Weinguts schlagartig übernehmen. Das war heftig, ging aber nicht anders. Rasch lernte er die ausgezeichnete Vorarbeit des Vaters zu schätzen. Nicht nur war es diesem gelungen, 32 Hektar der besten Steil­lagen rund um Langenlois zu sammeln. Er hatte schon früh verstanden, wie wichtig die schonende Behandlung des Rebguts und der Weingärten war. Willi übernahm einen prächtigen Betrieb, den er gewissenhaft ausbaute. In seiner Ausbildungszeit lernte er in der Schweiz in einem Steillagen­ betrieb, der ohne Traktor auskommen musste. In den nächsten Ferien ging es ins burgundische Saint-Aubin. Sogar die berühm­teste aller Weißweinlagen – „Le Montrachet“ – ­durfte er mit dem Pferd 35


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pflügen. Vielleicht war das auch der Grund, warum er seinen ersten großen Erfolg mit einem Chardonnay feierte. Willi vergärte 1985 seinen Chardonnay erstmals in neuen 300­Liter­Fässern aus Manharts­ berger Eiche und ließ ihn nach der „Batonnage“ ein Jahr auf der Vollhefe reifen. Bei der ersten Verkostung fiel der Wein bei österreichischen Experten noch als „untypisch“ gnadenlos durch. Ein befreundeter deutscher Weinhändler hingegen kaufte den Großteil der Flaschen. Die berühmte „Schweizer Stuben“ in Wertheim schenkte ihn in Folge glasweise aus. Dort trank der Journalist

grÜner veltliner alte reBen KaMPtal DaC reServe 1,5 l Produzent:

BRÜnDLMAYeR Dieser Wein wurde aus den ältesten GrünerVeltliner-Beständen des Weingutes zusammengestellt. Besticht mit Wiesenkräutern, satter Birnenfrucht und sorgt für ein spannendes, pfeffriges, langes Finale. € 75,–

rieSling HeiligenStein alte reBen KaMPtal DaC reServe erSte ÖtW lage Produzent:

BRÜnDLMAYeR Die Lage Heiligenstein bringt hochfeine Weine mit unverwechselbarem Zusammenspiel von Tiefe, Reife, Frucht und Frische hervor, so wie diesen hocheleganten Riesling von alten Rebbeständen. Ein besonderes Genusserlebnis. € 50,–

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Der Gewölbekeller unter dem Weingut ist über 700 Jahre alt. Holzfässer aller Art spielen im Ausbau eine entscheidende Rolle.

Johann Willsberger den 1985er und war so begeistert, dass er ein paar Flaschen als Piraten in eine Verkostung der besten Chardonnays der Welt einschleuste. Prompt und sensationell gewann der Österreicher die Verkostung! So feierte Willi Bründlmayer ausgerechnet in dem Jahr, in dem der österreichische Wein im Glykolskandal unterging, seinen ersten, großen Erfolg. An Preisen mangelt es dem Weingut Bründlmayer seither nicht. 1988 war er der erste Falstaff­Winzer des Jahres. 1989 erhielt er die erste Trophée Gourmet von A la Carte. Auch auf internationaler Ebene machte sich Willi Bründlmayer einen Namen. Das englische Magazin „Decanter“ nannte ihn sogar eine der „50 wichtigsten Persönlichkeiten, die in den nächsten 50 Jahren das Gesicht der Weinwelt verändern werden.“ In der Financial Times lobte ihn Jancis Robinson als „Leuchtfeuer des österreichischen Weinbaus“ und in der Académie Inter­ nationale du Vin, einer Vereinigung, der herausragende Weingüter und Weinper­ sönlichkeiten der ganzen Welt angehören, wurde er in den Vorstand gewählt. Die nächste Wintertagung der Académie wird im Dezember 2018 in Österreich organi­ siert werden. Dieser Vereinigung verdankt Willi auch seine Bekanntschaft mit Paul Draper, dem legendären kalifornischen Weinpionier vom Weingut Ridge. Paul wurde für Willi ein großes Vorbild und seine Ratschläge eine Leitlinie: Respekt­ vollster Umgang mit dem Weingarten, den Trauben und dem Wein, um Charakter und Magie des Weins zur Geltung zu bringen! ein seKt aus lieBe Zu seiner frau. Willi Bründlmayer war auch einer der ersten österreichischen Winzer, die hochwertigen Sekt herstellten. „Daran ist meine Frau schuld“, wirft er ein. Es muss sich um eine Heldentat gehandelt haben, Edwige aus der Gourmet­Metropole Paris in die Grüner­Veltliner­Enklave Langenlois zu entführen. Doch es gefiel ihr hier gut. Nur den heißgeliebten Champagner vermisste sie sehr. Der Erwartungsdruck stieg und Willi begann sich intensiv mit der Schaumweinherstellung und der Champagne zu beschäftigen. Die ersten

CHarDonnaY Produzent:

BRÜnDLMAYeR Der Ausbau in teilweise neuen Holzfässern macht diesen Chardonnay wahnsinnig buttrig, cremig und nussig. Die feinen Röstaromen harmonieren wunderbar mit leicht exotischen Fruchtkomponenten. € 40,–

Versuche gelangen so gut, dass selbst die Experten in der Champagne beeindruckt waren. Der Rest ist Geschichte. Bründl­ mayer­Sekt ist heutzutage in aller Munde, der Brut Rosé sogar Marktführer. Willi war natürlich auch beim Erstellen der Regeln der neuen Sektpyramide mit eingebunden. Die erste Große Reserve schlummert noch im Keller. Willi will nicht der Erste sein, der auf dem Markt eine große Reserve zeigt. Wenn es aber so weit ist, dann soll es wirklich authentisch, fein und groß sein! Man darf gespannt sein. Sohn Vincent ist tief im Familienunternehmen verwurzelt, gemeinsam mit Willi, Andreas Wickhoff und Thomas Klinger führt er das Weingut. Vincent hat bereits viele von den Reisen Willis übernommen. Gerade kommt er von einem Riesling­Symposium, „Riesling Downunder“, aus Australien zurück. „Ein Riesling­Symposium ohne Heiligenstein kann es nicht geben“, erklärt Vincent nicht ohne Stolz, zeigt sich aber auch begeistert von australischen Rieslingen aus Eden Valley. Bei seinem eigenen Wein, einem Grünen Veltliner aus der Lage Spiegel, experimentiert er mit Maischegärung.

Vater Willi findet die Weine von Vincents Spiegel gelungen, charaktervoll und von allerhöchster Qualität. Ein Tropfen der Maischegärung in das finale Cuvée ist das Tüpfelchen auf dem i. 100 % Maische­ gärung wäre dem Willi aber zu viel. Willi mag feine und reife Weine: „Alterungs­ potenzial ist eine ganz wichtige Eigen­ schaft eines großen Weins“ – „Tolle, reife Weine mag ich auch, aber das eine schließt das andere nicht aus“, fällt ihm Vincent ins Wort. Beide lachen. Vincent (Praktikum bei Dujac im Burgund und bei Josmeyer im Elsass) experimentiert auch mit georgischen Amphoren. Zwei wurden erst vorigen Herbst hinter der Kellerei in einem Weingarten vergraben. Sie sind befüllt mit dem Saft und den Trauben eines Weins, der im Mai zeigen darf, wie er sich entwickelt hat. Demnächst wird Vincent

selbst nach Georgien reisen, um die alte Technik vor Ort kennenzulernen. Wie hat sich nun der Stil seiner Weine in den letzten 35 Jahren verändert? „Wir sind noch sorgfältiger, noch strenger geworden“, erklärt Willi Bründlmayer, „seit 2012 gab es bei uns unter dem Einfluss der jungen Generation noch einmal ein Umdenken: Keine Angst vor Ecken und Kanten!“ Bei regelmÄssigen BlindVerKOstungen mit seinem Team fiel auf, dass die älteren Verkoster die reiferen, runde­ ren „Faserschmeichler“ besser bewerteten, die Jüngeren aber bevorzugten den knackigeren, frischeren Stil. Vincent und „Master of Wine“ Andreas Wickhoff drängten auf einen strengeren Stil, einen, der mehr Ecken und Kanten zeigt und die 37


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Lagerung der Weine unterstützt. Gegen den Marktrend wurde auf einen härteren, tiefgründigeren Stil umgeschwenkt. Wenn jemand nach einigen Jahren eine gelagerte Flasche trinkt und bemerkt, dass der Wein besser geworden ist, „begründet das echte Treueverhältnisse“, erklärt Willi. Und darum geht es im Grunde: um glückliche Konsumenten. Ganz unten, unter dem im Jahr 2011 auf Gravitation umgebauten Keller befindet sich ein uralter Gewölbe­ keller, wo die gesammelten Schätze der Bründlmayers lagern. Hier finden sich auch noch ein paar Flaschen 1947er, der erste Jahrgang von Willis Vater. Auf die Frage nach den besten Jahrgängen der letzten 25 Jahre meint Vincent: „1997 war super!“ – „1997 ist klar, ich mochte 1994 eigentlich noch mehr“, sinniert Willi. „Und 2004 – damals überhaupt nicht geschätzt, zu sauer am Anfang, jetzt großartig.“ Oft entwickeln sich die säure­ reichen Jahrgänge beim Riesling besonders prächtig. „Weine wie Heiligenstein 2014 zum Beispiel, im Moment noch vernach­ lässigt, blühen im Alter regelrecht auf. Der wird einmal ein echter Traum sein!“ angesPrOCHen auf Begriffe wie „Erste Lage“ der „Österreichischen Traditionsweingüter“ (ÖTW Erste Lage): „Daran bin ich nicht ganz unschuldig. Vor über 20 Jahren war ich Gründungsmitglied und erster Obmann des Vereins österreichi­

„Wein trinKt Man aM BeSten naCH SieBen JaHren!“, LAUTeT DeR LeiTSPRUCH VOn DiOSKURiDeS. wiLLi UnD VinCenT FinDen DAS AUCH. Willi und Vincent Bründlmayer strahlen – und der Riesling Heiligenstein 2016 im Glas darunter tut es ihnen gleich. Seit 2012 zeigt er stilistisch mehr Ecken und Kanten und ist garantiert kein Faserschmeichler.

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grÜner veltliner rieD KÄFerBerg KaMPtal DaC reServe erSte ÖtW lage Produzent:

scher Traditionsweingüter, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Lagen (Rieden) besser zu verstehen, altes Pflanzmaterial an die dafür geeigneten Böden anzupassen und die Lagen zu klassifizieren.“ Damit wurde ein Prozess angestoßen, der sich noch über Jahrzehnte ziehen wird und zu einer großen Sensibilisierung der Winzer in Bezug auf ihre Böden und Pflanzen beitragen soll. Auch den Konsumenten wird eine klare Richtschnur bezüglich der Herkunft der feinsten Gewächse gegeben. Hierin sind sich bereits Kamptaler, Kremstaler, Traisentaler und Wagramer Winzer einig. Mit Wien, Steiermark und deutschen VDP­Winzern gibt es Gespräche, damit Zeichen und Worte in unterschied­ lichen Gebieten vergleichbar werden und der Konsument klare Auskünfte über die edle und traditionelle Herkunft der Weine bekommt. Das klingt nach einer gewalti­ gen Innovation! „Edlen Wein trinkt man am besten nach sieben Jahren“, teilt uns Willi Bründlmayer noch einen wichtigen Tipp für Weingenießer mit. Er hält es darin mit dem Leitspruch des altgriechischen Arztes Dioskurides, der im ersten Jahrhundert unter dem römischen Kaiser Nero diente. Und das verbindet Willi Bründlmayer wiederum mit Heinz Kammerer, denn, erklärt er: „Wir trinken beide gerne reife Weine, wenn sie ein paar Jahre auf dem Buckel haben, aber noch nicht gebeugt sind.“

SeKt BrUt roSÉ iM geSCHenKKarton Produzent:

BRÜnDLMAYeR

BRÜnDLMAYeR

Die Lage Käferberg, dessen Boden dem des berühmten Château Pétrus ähnelt, sorgt für den opulent-würzigen Charakter dieses großartigen Grünen Veltliners! Mächtig, mollig und konzentriert, aber nicht überladen. € 45,–

Willi Bründlmayer hat sein goldenes Händchen einmal mehr unter Beweis gestellt: Der Brut Rosé vereinigt Cremigkeit und verspielte Finesse mit „straighter“, fruchtiger Frische! € 25,90

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TIPP

KAMPTALER STARS Kultwinzer Willi Bründlmayer machte das Kamptal auch international bekannt. Zum Glück befindet er sich in guter Gesellschaft: Zahlreiche Spitzenbetriebe der Region sorgen für überaus begehrte Weißweine – eine Auswahl. TEXT: CHRISTINA FIEBER

BELLE NATURELLE Produzent:

JURTSCHITSCH Stefanie und Alwins persönliche Interpretation des Kamptaler Terroirs: ein puristischer Veltliner, der sich ungeschminkt zeigt. Biologisch bewirtschaftete Trauben werden zwei Wochen auf der Maische vergoren und weitgehend ohne Eingriffe im Keller unfiltriert abgefüllt. Naturtrüber, authentischer Weißwein für fortgeschrittene Trinker! € 15,50

RIESLING HEILIGENSTEIN Produzent:

JOHANNES HIRSCH

DAS KAMPTAL: Das Zusammenspiel von Klima und Boden macht die Weine aus dem Kamptal so besonders: Heiße Tage und kühle Nächte im Sommer sorgen für überaus vielschichtige Aromen. Aber auch der Boden hat es in sich: Von Urgestein bis Löss finden die Reben vielfältige geologische Bedingungen – die Weine danken es mit Finesse und ausgeprägter Mineralik.

Feingliedriger Riesling bester Provenienz: Der Zöbinger Heiligenstein zählt zu den besten Riesling-Lagen der Welt. Hannes Hirsch versteht es meisterhaft, dieses einzigartige Terroir unverfälscht abzubilden: Deutliche Mineralik, rasante Säure und dezente Fruchtaromen machen den Riesling Heiligenstein zu einem überaus noblen Gewächs, das auch Temperament zeigt. € 39,50

SEKT EXTRA BRUT Produzent:

Produzent:

SCHLOSS GOBELSBURG Tradition trifft Moderne: Michael Moosbrugger verbindet historische Weinbereitung mit dem önologischen Wissen von heute. Die Trauben werden in der Korbpresse vorsichtig gepresst und im großen Fass aus Manhartsberger Eiche vergoren. Das Ergebnis ist ein charaktervoller Veltliner mit ausgeprägter reifer Frucht, feinen Kräuternoten und cremiger Textur. € 30,–

ORANGE WINE ist Weißwein, welcher wie Rotwein hergestellt wird. Die Mazeration auf den Schalen gibt dem Wein mehr Farbe.

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Das Kamptal gilt als die heimische Hochburg großer Winzersekte. Fred Loimers hocheleganter Bio-Schaumwein nach der „Méthode traditionnelle“ ist einer der spannendsten Protagonisten: feinste Perlage, erfrischende Zitrusaromen und spürbare Mineralik verleihen dem edlen Sprudel tänzelnde Leichtigkeit und Vielschichtigkeit bei geringer Dosage. € 22,–

BIODYNAMISCH Präparate und Auszüge sorgen für natürliche Abwehrkräfte des Weinstocks.

Robert Herbst

GRÜNER VELTLINER TRADITION

LOIMER


COMPARE

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COMPARE

MICHAEL STRNKA. Seit fünf Jahren spezialisiert sich der Experte hauptsächlich auf österreichische Weine.

Die Mitarbeiter der WEIN & CO-Filiale beim Naschmarkt sind sich einig: Champagner und Sekt kann man zu jeder Tageszeit trinken. Der Blanc de Blancs Extra Brut vom Weingut Bründlmayer präsentiert sich etwas komplexer, der Champagner von Pol Roger besticht durch Eleganz und dezente Perlage. Same but different!

LOIC OUTIN. Der Bretone ist seit 14 Jahren bei WEIN & CO und ein echter Champagner-Auskenner.

LOOK

Klassischer Champagnerkorken mit Agraffe. Wie der Name schon sagt, grüngelb glänzend.

Das Wappen von Queen Elizabeth ziert die klassische Champagnerflasche. Blasse Farbe – je goldener, desto kräftiger.

LIKE

04.-05.08.2018

Reinsortiger Chardonnay, mit französischem Einfluss. Handgerüttelt, mehr als 36 Monate gelagert. Etwas kräftigere Struktur als Champagner. Zitrusnoten, salzige Noten im Abgang. Kräftige Perlage.

GRATIS EINTRITT!

Jeweils ein Drittel Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay. Ganz trocken, mineralisch, etwas Jasmin. Handgerüttelt, 48 Monate gelagert. Weniger Komplexität als der Österreicher.

EAT

Zu einem schönen Sektfrühstück, als stilvolle Erfrischung zwischendurch und zum Philosophieren am Abend.

AUGARTEN WIEN

Perfekt zu Austern oder kalten Vorspeisen, auch zum Dessert – etwa weißen Pfirsichen – wegen der Briochenoten.

SPECIAL

Erstmals stellt das TraditionsWeingut diesen Blanc de Blancs Extra Brut her. Einige Jahre gut trinkbar.

Lieblingschampagner von Winston Churchill. Sollte nach zwei Jahren getrunken werden.

MIT EINEM WORT

ZWEI AUSSERGEWÖHNLICHE FESTIVALTAGE | EXQUISITE AUSWAHL AN WEINEN UND ÖSTERREICHISCHEN WINZERN | WOHLFÜHL-ESSEN VON VERSCHIEDENSTEN FOODTRUCKS | GASTRONOMIE & MUSIK IM GANZEN PARK | RAHMENPROGRAMM FÜR DIE GANZE FAMILIE.

Stilvoll

BLANC DE BLANCS EXTRA BRUT Produzent:

WEINGUT BRÜNDLMAYER € 44,–

Elegant

CHAMPAGNER PURE EXTRA BRUT Produzent:

POL ROGER € 59,– 43


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WEIN & DESIGN

EINE FRAGE DES A

DOMKAPITEL Produzent:

CHRISTIAN TSCHIDA So sieht ein Etikett aus, wenn der Winzer zugleich Grafiker ist. Christian Tschida vermittelt schon mit dem Etikett dieser Cuvée die Empfindung der prachtvollen, handwerklich meisterlichen Besonderheit.

Wein-Etiketten haben sich in den vergangenen 25 Jahren stark verändert. Ihre Aufgabe, einen geschmacklichen Eindruck optisch darzustellen, blieb aber die gleiche. TEXT: FLORIAN HOLZER A

SCHWARZ ROT Produzent:

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NICHT AUSSCHLAGGEBEND, ABER EINFLUSSREICH: Künstlerin Nives Widauer lässt sich von Etiketten zum Kauf verführen.

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Die Interpretation kann sich auch ändern. Hans Schwarz’ Zweigelt begann 1999 als Rotwein-Monolith, das Etikett brachte das zum Ausdruck. Jetzt ist der Wein komplex und vielschichtig – das Label passt immer noch.

EIGENTLICH UNGLAUBLICH, was ein Wein-Etikett alles leisten muss, und wie gut es diese Aufgabe (zumeist) erledigt. Gut, wir hatten die Phase der Künstler-Etiketten, die über den Inhalt der Flasche meist weniger aussagten als über den künstlerischen Geschmack des Winzers. Dann gab es die Epoche, in der mehr oder weniger gekonnt die Möglichkeiten der Computergrafik ausgelotet wurden, und schließlich lautete das Motto „Reduktion aufs Wesentliche“: schlichte Typografie war das neue Schwarz. „Ich trinke einen Wein nie wegen eines Etiketts“, sagt die in Wien lebende Künstlerin Nives Widauer (2017 gestaltete sie eine Serie von Glasfiguren „Die Wiener Wein- und Scheinheiligen“), „aber ein schönes, sinnliches Etikett kann die Wahl beim Kauf schon beeinflussen.“ Mittlerweile vermitteln Wein-Etiketten vor allem eine Idee hinsichtlich der Philosophie eines Weinguts. Man sieht dem Stückchen Papier einfach irgendwie an, ob es sich um einen naturnah arbeitenden Familienbetrieb, um ein dreihundert Jahre altes Schlossweingut oder um einen Quereinsteiger aus der ITBranche handelt. Und das ist gut so, denn ein gutes Etikett sagt mehr als tausend Worte ...

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LOIBNER RIESLING SMARAGD, VINOTHEKSFÜLLUNG Produzent:

WEINGUT KNOLL Eines der einprägsamsten Etiketten Österreichs. In den 80ern, als die Wachauer Weine Weltruhm erlangten, schmunzelten viele über das RetroEtikett mit dem heiligen Urban, Schutzpatron der Winzer. Heute ist es eine Ikone.

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EL PICARO Daniel Gebhardt De Koekkoek

er erste Eindruck ist wichtig: Sympathisch, nicht sympathisch, traditionsverbunden oder modern, elaboriert oder rustikal, monumental oder floralverspielt – das alles kann ein Blick aufs Etikett unserem Gehirn in wenigen Sekundenbruchteilen mitteilen. Von stilistischen oder regionaltypischen Erwartungshaltungen einmal ganz zu schweigen, denn dass man mit einem feinfruchtigen, hellen Rotwein zu rechnen hat, wenn es sich um eine Burgunder-Flasche mit typografischem Etikett handelt, ist klar, bei einer schlanken Riesling-Flasche mit Abbild eines Weinblattumflorten Winzerhauses stellt sich der Gaumen dagegen schon auf Schiefer-Mineralik und Süße-Säure-Spiel ein.

WEINGUT SCHWARZ

Produzent:

MATSU Gesichter – ein universell verständlicher Code. Im jungen Weingut Matsu aus dem spanischen Toro wird der Charakter der drei Rotweine mit Porträtfotos sehr unmittelbar dargestellt. El Picaro ist die junge, ungestüme Variante.

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DRY WHITE Produzent:

PORTO NIEPOORT Portwein war stets Handelsware, wurde nach England und Belgien verschifft. Und an Versand-Stempel erinnert auch dieses rein typografisch gehaltene Etikett des Portwein-Superstars Dirk Niepoort.

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GV LANGENLOIS Produzent:

CHRISTOPH EDELBAUER A

KALKSPITZ Produzent:

CHRISTOPH HOCH Pet Nat, das ist die neue, natürliche Schaumwein-Unkompliziertheit, nachhaltiger Trinkspaß. Der Markt dafür ist jung und international, da braucht es starke, junge Logos. Kreidetafel-Design und Donauschiffer-Symbole passen da perfekt.

Neue Winzer-Generation, neue Etiketten-Philosophie: Christoph Edelbauer aus Langenlois schreibt einfach auf die Flasche drauf, womit der Konsument zu rechnen hat. Missverständnisse kommen so erst gar nicht auf.

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GRAUE FREYHEIT Produzent:

HEINRICH Gernot Heinrich entwickelte sein einprägsames schwarz-weißes Etikett schon Ende der 80er Jahre. Für die neue, „natürliche“ Linie der „Freyheit“-Weine wurde es ein bisschen organischer, mineralischer.

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Carlbergergasse 66a | 1230 Wien | www.faber.at

www.vespa.at


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Ö Lasst es sprudeln! Sekt-Verkostung

Herbert Lehmann

Sekt ist längst nicht mehr nur ein Silvester-Ritual, sondern ein vollwertiges Mitglied der heimischen Wein-Familie. Und man muss sagen: ein besonders attraktives, prickelndes Familienmitglied ... TEXT: florian holzer

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Österreichs SektErzeuger haben durchaus Grund zum Feiern: Denn erstens lässt man auf der Insel der Seligen ganz schön gern die Korken knallen und zweitens stammt von den etwa 25 Millio­nen jährlich getrunkenen Flaschen Schaumwein ein Drittel aus Österreich. Das ist angesichts einer durchaus respektablen Konkurrenz aus Frankreich (Champagner, Cremant), ­Italien (Franciacorta, diverse S ­ pumante) und Spanien (Cava) sowie zahlreicher Handelsmarken aus Deutschland wirklich kein schlechtes Ergebnis. Und damit nicht genug an erstaunlichen Zahlen rund um den österreichischen Sekt: Nicht weniger als zehn Prozent des gesamten heimischen Traubenmaterials dient als Basis für die Sektherstellung! Das ist ebenso beachtlich wie der Umstand, dass knapp die Hälfte dieser 25 Millionen Sektflaschen, von denen wiederum ein Drittel heimischer Provenienz ist, in der wirklich nicht besonders langen Zeitspanne zwischen Nationalfeiertag und Silvester geköpft wird – Weihnachten, Silvester und all die Feierlichkeiten rundherum sind also nach wie vor eine starke Motivation für Herrn und Frau Österreicher, prickelnde Perlage auf der Zunge spüren zu wollen. 49


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UND DA IST NOCH WEITAUS MEHR, was Anlass zur Freude gibt. Etwa, dass sich die Qualität des heimischen Sektes in den vergangenen 25 Jahren dramatisch verbessert hat, dass österreichische Schaumweine, die sich in der europäischen Spitze mittlerweile gut zu Hause fühlen, nicht die Ausnahme, sondern fast schon die Regel sind. Die Zeiten, da sich Sekte als anonyme Massenware präsentierten, sind Geschichte, heutige Sekte aus Österreich überzeugen mit Identität, Individualität, Authentizität und Terroir – und mit delikatem Geschmack natürlich auch.

eine dreistufige Anforund demselben Bundesderungsleiter, die sogeland stattfinden und als 10 % DeS GeSAMTen Versektungsmethode nannte „QualitätspyraÖSTeRReiCHiSCHen ist ausschließlich die mide“: Den Sockel stellt TRAUBenMATeRidie Kategorie „Klassik“ traditionelle FlaschenALS wiRD ZU SeKT dar, derart bezeichnete gärung zugelassen. Ein VeRARBeiTeT. Sekte mit „g.U.“-Zertifikat „Reserve“-Sekt muss müssen aus Trauben eines mindestens 18 Monate einzigen Bundeslandes gekeltert werden auf der Hefe lagern, darf sich nur in den und mindestens neun Monate auf der Dosage-Kategorien „brut“, „extra-brut“ Hefe liegen. Ob das in der Flasche oder im oder „brut nature“ (gänzlich ohne Dosage) Drucktank passiert, bleibt den Sekterzeubewegen (also maximal 12 g Restzucker/ gern in dieser Kategorie überlassen, auch Liter enthalten), die Trauben müssen die Farbe des Sektes (ja, es gibt auch roten von Hand gelesen und in ganzer Traube Sekt) oder der Grad der Dosage werden gepresst werden. Eine Jahrgangsangabe Um diese neue Qualitäts-Dynamik in in dieser Stufe nicht weiter definiert. ist in diesem Fall erlaubt (muss aber nicht einen passenden gesetzlichen Rahmen zu Dafür aber der Alkoholgehalt, der 12,5 % sein), eine nähere Herkunftsbezeichnung gießen, wurde vom dazu einberufenen nicht übersteigen darf, und auch der als jene des Bundeslandes (also Riede, Sektkomitee, das sich aus Vertretern der Zeitpunkt des Verkaufs, der nicht vor dem Großlage, Gemeinde) allerdings nicht. Sekthandelshäuser und Winzern mit eige22. Oktober des Folgejahres nach der Die ist der höchsten Stufe, der „Großen ner Sektproduktion zusammensetzt, 2016 Versektung stattfinden darf. Mit dieser Reserve“ vorbehalten. Sekte mit dieser eine neue Regelung verabschiedet, die der„Klassik“-Kategorie wurde eine schlüssige Klassifizierung orientieren sich an den zeit zu den straffesten (und damit besten) Regelung für den Großteil der heimischen Spitzenprodukten der internationalen Schaumwein-Gesetzen der Welt zählt: Sekt-Produktion geschaffen, für heimische Schaumwein-Szene, der Regelkatalog Basis ist die Zertifizierung der „geschützSekte großer Schaumweinhäuser ebenso fordert hier in jedem Bereich absolut ten Ursprungsbezeichnung“ („g.U.“), wie für experimentellere Klein-Chargen höchstes Niveau: Traubenernte und einer im EU-Recht verankerten Regelung von versektenden Weingütern. Pressung in einer Gemeinde, mindestens für gleichermaßen Schutz und Kontrolle 30 Monate Lagerzeit auf der Hefe, ausDIE NÄCHSTE STUFE „RESERVE“ von Lebensmitteln mit gekennzeichschließlich Handlese in Kisten von maxiist da schon sehr viel strenger: Hier neter Herkunftsbezeichnung. Für den mal 35 cm Tiefe, ausschließlich Ganztraumüssen Trauben und Pressung in ein österreichischen Sekt bedeutet das benpressung (entweder mit Korb- oder pneumatischer Presse), Saftausbeute beim Pressen maximal 50 % und natürlich die traditionelle Flaschengärung obligatorisch. Für Herstellung von Rosé der Kategorie „Große Reserve“ darf (anders als in berühmten Schaumwein-Regionen GroSSe reSerVe: trauben aus abgegrenztem gebiet/ Frankreichs) kein roter und weißer gemeinde, ausschließlich traditionelle Flaschengärung, Grundwein verschnitten werden, es muss G mind. 30 Monate auf der Hefe RE ROS sich also um „echten“ Rosé aus dem Most SE SE RV roter Trauben mit kurzem Schalenkontakt E reSerVe: trauben zu 100 % aus einem Bundesland handeln. Nachdem dieses strenge und (als Weinbaugebiet), ausschließlich traditionelle gute Gesetz erst 2016 in Kraft trat und Flaschengärung, mind. 18 Monate auf der Hefe für die „Große Reserve“ ein frühester RE KlaSSiK: trauben aus einem österreichischen Abgabetermin für den 22. Oktober SE RV Bundesland, alle Methoden zur Sekterzeugung E des dritten Jahres nach der Ernte sind erlaubt, mind. 9 Monate auf der Hefe festgeschrieben ist, befinden sich diese österreichischen SektIkonen einstweilen noch nicht Die einzelnen Stufen umfassen weitere KL auf dem Markt. Aber bald, und AS SIK qualitätssichernde Standards. Dazu gehören da sind wir schon sehr gespannt. die Arbeit im Weingarten, Ernte, Handlese, Schütt-

Die österreichischen Spitzen-Sekte mit „g.U.“-Zertifikat im WEIN & CO-Sortiment:

Der Pionier: BRÜNDLMAYER BRUT N. V., NIEDERÖSTERREICH G. U.

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ls sich Willi Bründlmayer Anfang der 90er Jahre dazu entschloss, einen Sekt auf den Markt zu bringen, sah die Sache so aus: Typisch österreichischer Schaumwein wurde damals aus unreifen Veltliner- und WelschrieslingTrauben aus dem Weinviertel gekeltert, das man zu dieser Zeit überaus wohlwollend „die Champagne Österreichs“ nannte, die Grundweine erlebten ihre zweite Gärung in Drucktanks. Bründlmayer machte einfach alles anders: Weißburgunder, Chardonnay und Pinot Noir, Lese in kleinen Holzkisten, Ausbau im großen Holzfass, Flaschengärung, Handrüttelung, drei Jahre Hefelagerung bis zur Degorgierung. Und der Effekt war phänomenal, auf einmal gab es einen österreichischen Sekt, der sich mit Champagner vergleichen ließ.

SeKT-QUaliTÄTSSTUfen

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Weingut

BRÜnDLMAYeR Der legendäre Brut von Star-Winzer Willi Bründlmayer bringt Schaumweinfans mit seiner cremigen Perlage und seinem wunderschön vanilligen, buttrigen Duft zum Schwärmen. € 25,90

Kein Wunder, dass die Sekte – es gibt mittlerweile vier verschiedene – des Weinguts Bründlmayer nach wie vor die Messlatte für alle heimischen Schaumweine sind. Das Top-Produkt der Bründlmayer’schen Sektfamilie ist zugleich das jüngste Produkt im Reigen, ein Blanc de Blancs aus 100 % Chardonnay-Trauben. Frische, ungestüme Primärfrucht vermischt sich hier harmonisch mit zarten Sandelholz-Aromen und lebendiger Perlage zu einem sehr komplexen Gesamtbild. Ein großartiger Sekt, der sich gern auch ein bisschen lagern lässt.

Willi Bründlmayer war einer der Ersten, die aus österreichischen Trauben Schaumwein von internationalem Format kelterten. Herbert Lehmann

höhe, Ausbeutesatz sowie die schonende Pressung.

SEKT BRUT

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ReiS e Zu einem Schaumwein von Klasse gehört einfach auch ein bisschen Tradition und Geschichte. Hat Schloss Gobelsburg beides.

Der GrÜne KalK: MARKUS HUBER, BLANC DE BLANC, GRÜNER VELTLINER 2015, NIEDERÖSTERREICH G. U.

GRÜNER VELTLINER SEKT BRUT BLANC DE BLANC Produzent:

HUBeR

Neu vom Traisentaler Starwinzer: Der frische Sekt aus der Rebsorte Grüner Veltliner ist ein wunderschöner, fruchtiger Botschafter dieser Weinbauregion. Ein genialer Aperitif! € 20,–

M Markus Hubers Wirkungsstätte, das Traisental, ist bekannt für seine mineralischen Grünen Veltliner. Und Huber machte jetzt mal Sekt draus.

arkus Huber ist der Newcomer in der österreichischen SektSzene, der Riesling- und GrünerVeltliner-Routinier aus dem Traisental begann erst im Jahr 2012 damit, Weine zu versekten. Und zwar, weil er sich eines Tages dachte, dass ja sowohl die kühlen Temperaturen als auch die extrem kalkreichen Böden des Traisentals – beides idealtypische Voraussetzungen für großartige Sektgrundweine – sehr dafürsprechen würden. Bei der Sortenwahl entschied er sich für das, was im Traisental nun mal am besten wird – den Grünen Veltliner. Für die Sektgrundweine liest er die Trauben mit 16 °KMW, „früh, aber nicht zu früh“, denn Markus Huber verzichtet auf den

biologischen Säureabbau (der die Säure der Grundweine normalerweise etwas weicher werden lässt und dem Wein auch ein bisschen mehr Körper vermittelt), braucht also Traubenmaterial mit etwas reiferer, nicht zu aggressiver Säure. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: In der Nase Anklänge von exotischen Früchten, am Gaumen schön cremig, mit knusprigen Reife-Akzenten. Ein Sekt mit frischem, weinigem Auftritt, cremigem Schmelz und eindrucksvollem Kalk-Gerüst.

DaS ChaTeaU: SCHLOSS GOBELSBURG, BLANC DE BLANCS BRUT N. V., NIEDERÖSTERREICH G. U.

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Schloss Gobelsburg, Herbert Lehmann

Markus Huber

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ls Michi Moosbrugger vor über 20 Jahren das bis dahin eher für seine Messweine bekannte Weingut des Stiftes Zwettl im Schloss Gobelsburg bei Langenlois übernahm, war klar, wohin der Weg gehen sollte: An die österreichische Spitze. Lagen-Weine von Grünem Veltliner und Riesling, nach alter Methode „langsam“ vinifizierte Traditionsweine, Pinot Noir aus uralten Weingärten – und ein TopSekt. So startete Moosbrugger (beraten von Willi Bründlmayer) schon sehr früh und unter Berücksichtigung der klassischen Verarbeitungsmethode in der Champagne, verwendete allerdings Grundweine, die dem Sortenspiegel des Weingutes entsprachen,

also Pinot Noir, Riesling und Grüner Veltliner. Voriges Jahr brachte das Weingut Schloss Gobelsburg einen neuen TopRange-Sekt auf den Markt, einen Blanc de Blancs aus Grundweinen der Sorten Grüner Veltliner, Welschriesling und Chardonnay, wobei die ersten beiden im Stahltank, der Chardonnay im gebrauchten Eichenfass ausgebaut wurde. Ein wunderschöner Sekt, der sowohl frische, duftige Apfel-Noten als auch üppig-cremige Hefe-Aromen bereithält, lebendig und getragen zugleich.

BLANC DE BLANCS BRUT Produzent:

SCHLOSS GOBeLSBURG Der Grundwein für den Blanc de Blancs stammt aus umliegenden Weingärten und ist eine Cuvée aus den Rebsorten Grüner Veltliner, Welschriesling und Chardonnay. Ein cremiger Genuss, den man unbedingt probieren muss! € 26,–

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SEKT EXTRA BRUT RESERVE Produzent:

LOiMeR

Der DYnaMiSChe: FRED LOIMER, EXTRA BRUT RESERVE, NIEDERÖSTERREICH G. U.

Zwei Weinbaugebiete, drei Rebsorten, eine fulminante Sekt-Philosophie: Endlich lässt es Fred Loimer wieder sprudeln!

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annes Harkamp hätte seine Weine der Sausaler Rieden Oberburgstall und Flamberg auch einfach so verkaufen können, nicht nur das, man hätte sie ihm aus den Händen gerissen. Aber der Sekt faszinierte ihn halt so, schon 1994 experimentierte er mit Flaschenvergärung, Pinot Noir, Pinot Blanc, Chardonnay von Muschelkalkböden wie die großen Vorbilder in Frankreich, Lese per Hand, Ganztraubenpressung, Grundweine in kleinen und großen Holzfässern, drei Jahre Hefelagerung in der Flasche – das ist die Rezeptur für große Schaumweine. Hannes Harkamps Brut Reserve ist aber dennoch eigenständig und individuell, um nicht zu sagen: steirisch. Mineralische, würzige, an Kräuter erinnernde Aromen prägen das Bild, Rauhleder; mit zunehmender Zeit an der Luft öffnet dieser Sekt ein breites Aromenspektrum – fantastische Möglichkeiten des Foodpairings tun sich auf, ein typischer Sommelier-Sekt.

Ein Sekt, der nicht nur ein bisschen anders aussehen, sondern gern auch etwas anders schmecken will – „steirisch“ nämlich.

Karin Bergmann, tinefoto.com/Martin Steinthaler, Apresvino.at

weingut Fred Loimer

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ekt gab es im Weingut Loimer schon früher einmal, bis ins Jahr 1998. Nur hat sich seit damals im Sekt-Verständnis einiges getan, beim österreichischen Wein einiges getan, beim Weingut Loimer einiges getan. Konkret übersiedelte Fred Loimer 2002 in sein neues Designer-Weingut (über dem Gewölbe einer alten Sektkellerei!), übernahm Weingärten in Gumpoldskirchen und schloss sich der nach biodynamischen Richtlinien arbeitenden Winzergruppe „Respekt“ an. Und vergangenes Jahr gab es dann auch wieder einen Sekt. Aus Grüner Veltliner-, Zweigelt- und Pinot-Noir-Trauben, die in Langenlois und Gumpoldskirchen wuchsen, gemeinsam mit Andreas Wickoff, dem jüngsten Master of Wine Österreichs, vinifiziert und in traditioneller FlaschengärMethode versektet: Im Duft ein von der Herbstsonne bestrahlter Apfelbaum, Biskuit, am Gaumen straff und engmaschig, frisch, feine Frucht-Akzente, feine Crème – ein großer Sekt.

Feiner österreichischer Winzersekt wird in Langenlois seit Jahrzehnten erzeugt. Eine Handvoll etablierter Sekthersteller der Stadt haben die Qualität der Kamptaler Schaumweine über Jahre aufgebaut und konsolidiert. Eine feine Perlage präsentiert sich hier im Glas! € 22,–

PriCKelnDeS Terroir: HARKAMP, BRUT RESERVE 2014, STEIERMARK G. U.

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BRUT RESERVE Produzent:

HARKAMP Schonende Ganztraubenpressung; Ausbau des Sektgrundweines in kleinen und großen Holzfässern; drei Jahre Hefelagerung in der Flasche. € 30,–

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W E I N Weinbau in Kampanien heißt Wein von vulkanischen Böden und beginnt an der reizvollen Küste von Amalfi und zieht sich ins Hinterland rund um die Städte Avellino und Benevento.

GOURMET Geröstete 100% Arabica-KaffeeMischung Mischung ausgewählter Kaffeesorten 100% Arabica, mit würzigen und zitrusartigen Eigenschaften. Dank der delikaten Weichheit und der raffinierten Säure entsteht ein exklusiver und eleganter Kaffee.

SÜDITALIEN

Von Aglianico bis Zibibbo

NEU BEI WEIN&CO

Mehr Vielfalt geht nicht: Die süditalienischen Provinzen sind in puncto Weine eine ergiebige Fundgrube für Entdecker und Experimentierer. TEXT: LUZIA SCHRAMPF

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iStock by Getty Images

EXZELLENZ IN EINER TASSE.

einmäßig beginnt der italienische Süden etwa auf der Höhe Neapels, der Hauptstadt Kampaniens, und reicht bis Sizilien, der größten Insel im Mittelmeer. Dazwischen liegen die Regionen Apulien, Basilikata und Kalabrien. Ihnen allen traut man in puncto Wein vor allem eines zu: schwerste, dunkelste Rotweine. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit, denn der italienische Süden ist wesentlich variantenreicher als „schwer und kohlrabenschwarz“ und auch deutlich

„weißer“, als man im Norden glaubt. Seit einiger Zeit wächst der Süden Italiens aus der Rolle des Deckweinlieferanten heraus und entwickelt seine enorme Vielfalt und seine Eigenständigkeiten. Und das ist eine köstliche Entdeckungsreise. KAMPANIEN, DIE LANDSCHAFT AM SCHIENBEIN des italienischen Stiefels, hat gegen Ende des letzten Jahrtausends der Versuchung weitgehend widerstanden, internationale Rebsorten wie Chardonnay und Cabernet Sauvignon statt der heimi-

schen auszusetzen. Einer der Gründe dafür war, dass die Gegend viel zu arm war, um großartig umzupflanzen, was ohnehin gut wächst und von dem man auch einigermaßen leben kann. Ein weiter zurückliegender Grund sind die vulkanischen Böden, in denen sich die Reblaus nicht hält, sodass selbst in diesen Zeiten des Umbaus der europäischen Weinwelt niemand gezwungen war, sich große Änderungen zu überlegen. Das führt heute zu einer beneidenswerten Biodiversität, auch wenn viele der Rebsorten in Klein- und Kleinstmengen kaum 57


W E I N

W E I N

mehr als regionale Bedeutung haben. Gleich zwei der besten italienischen Weißweine kommen aus der Region von Neapel. Fiano di Avellino DOCG und Greco di Tufo DOCG kommen beide aus dem Hinterland der Küste von Amalfi, die landschaftlich und architektonisch ihren hinreißenden Charme der 60er Jahre ausspielt. Die Rebsorte Greco, die es im ganzen Süden in zahllosen regionalen Spielarten gibt, die sich teilweise deutlich unterscheiden, ist mit der Herkunftsbezeichnung „di Tufo“, vom (vulkanischen) Tuffgestein, die bekanntere der beiden und ein opulenter, kraftvoller, kräuterwürziger Weißwein, der durchaus vier, fünf Jahre gereift sein darf, damit er seine volle Pracht ausspielen kann. Fiano ist die bei uns deutlich unbekanntere Weißweinsorte, auch wenn er derzeit in Italiens Süden so gut wie überall „ausprobiert“ wird. Bis in die frühen 1970er war die Rebe, ursprünglich aus der Gegend um die Stadt Avellino, knapp davor, vergessen zu werden, hätte nicht Antonio Mastroberardino, ein klingender Name in der süditalienischen Weinwelt, nach dem Zweiten Weltkrieg die Sorte langsam wieder aufgepäppelt. Ähnlich wie Grüner Veltliner kann Fiano, dessen Aromenthemen Mineralität und saftige gelbe Frucht sind, die gesamte qualitative Bandbreite abdecken: vom easy going, fruchtlastigen Einsteigerwein bis zum langlebigen, eng-

APULIEN KAMPANIEN

FIANO DI AVELLINO DOCG

PRIMITIVO Produzent:

CONTRADE

Produzent:

PIETRACUPA

Pietracupa – großartige Weine auf leider kleiner Fläche: Die Kargheit des Bodens ist für Rebstöcke kein Problem.

maschigen und wunderschön reifenden Tropfen, der mit salzig-rauchigen Noten das vulkanische Terroir perfekt in Szene setzt und höchste Ansprüche erfüllt. Ob Pietracupa, ein winziges Weingut in Montefredane im neapolitanischen Hinterland, jetzt besseren Greco oder besseren Fiano macht, ist eine Frage der Stimmung und des Augenblicks. Wird Sabino Loffredo, Besitzer von Pietracupa und eine der spannendsten Weinpersönlichkeiten der Gegend, für seinen Greco gerühmt, fällt im selben Satz so sicher wie das Amen im Gebet auch Fiano di Avellino und vice versa. Sein Fiano zeigt perfekt, was diese Rebsorte so außergewöhnlich macht, ausgereifte Fruchtigkeit wie in Melonen und Pfirsichen in äußerster Prä-

Primitivo ist der Sangiovese des Südens. Die wohl bekannteste und auch beliebteste Rebsorte vom südlichen Stiefel Italiens. Kräftige Aromen, intensive Frucht und milder Gaumen. Einfach aufmachen und genießen! € 9,90

Der Fiano ist der Star des kleinen Weinguts aus Kampanien. So frisch, mineralisch und feingliedrig, dass er jeden Abend zu einem Sommerabend in Neapel werden lässt. € 20,–

zision, dazu kühle Salzigkeit und Frische. Taurasi DOCG ist der rote Ikonenwein Kampaniens. Er ist aus der Rebsorte Aglianico, die im Triumvirat der spannendsten italienischen Rotweinsorten den italienischen Süden vertritt, Sangiovese ist aus der Mitte und Nebbiolo aus dem Norden. Aglianico und vulkanische Böden sind eine Traumpaarung, ähnlich wie Riesling und Schiefer. Aglianico hat Säure und Tannin, ist würzig und dicht, aber in seiner besten Form gleichzeitig durch die Mineralität des vulkanischen Gesteins mit einer beeindruckenden Leichtfüßigkeit ausgestattet. Aglianico ist übrigens auch die rote Vorzeigerebsorte der Basilikata, einer kleinen, feinen Region zwischen Spitze und Absatz des italienischen Stiefels. Auch dort spielt ein erloschener Vulkan die Hauptrolle: Von den Hängen des Monte Vulture etwa 1.300 Meter hoch kommt Aglianico del Vulture DOC, elegant und würzig wie sein Taurasi-Verwandter, aber deutlich frucht-

verspielter und saftiger. Ein hervorragendes Beispiel dieser Andersartigkeit, obwohl es sich um die gleiche Rebsorte handelt, ist der Aglianico del Vulture von Quarta Generazione, mit eleganter dunkler Beerenfrucht und ausgeprägten Aromen von Laub und getrockneten Kräutern. Er stammt von einem neuen Weingut, das von Giovanna Paternoster gegründet wurde, die aus der bekannten Winzerfamilie der Paternoster aus Barile stammt, in der seit 1925 Wein gemacht wird. Apulien, Wade und Absatz, und Kalabrien am Rist der Apenninenhalbinsel haben vor allem einen Ruf als Lieferanten kräftiger, farbintensiver Rotweine. Weiter nördlich gelegene Weinbaugebiete – nicht nur Italiens – versorgten sich hier mit Deckweinen,

Fläche hat man eben in Apulien – große Weingüter wie Masseria Li Veli sind die Normalität. „Masseria“ steht übrigens für ein landwirtschaftliches Gut.

um ihre Weine farb- und geschmacksmäßig aufzupeppen. Doch auch hier setzte der internationale Trend zu mehr regionalem Selbstbewusstsein eine Entwicklung in Gang, durch die lokale Sorten wie Negro Amaro, der leicht likörige Primitivo, Uva di Troia in Apulien oder Galioppo in Kalabrien als Cirò DOC vermarktet aufzeigen, wie bezaubernd die Vielfalt des Südens sein kann. Primitivo von Contrade ist ein perfekter Vertreter für den Weinstil, der nach der Stadt Manduria, an der Innenseite des Absatzes des italienischen Stiefels gelegen, benannt wird. Üppig warm, erinnert er an

dunkles Beerenkompott mit vielen süßen Gewürzen wie Nelken und Zimt, hat aber auch sehr viel zitronige Frische. Contrade ist ein Nebenprojekt mit Schwerpunkt lokale Rebsorten der Masseria Li Veli, eines der großen Player in Apulien. Das Weingut Librandi aus Kalabrien ist eines der (derzeit noch) wenigen wirklich ambitioniert arbeitenden Weingüter der Gegend, die außer bezauberndsten Stränden in prächtiger Landschaft kaum weinbaulich interessante Besonderheiten wie Vulkane oder dergleichen vorweisen kann. Librandi hat über viele Jahre hervorragende Arbeit geleistet bei der Entwicklung des Potenzials lokaler Rebsorten wie Galioppo, aus der auch Cirò DOC gemacht wird. Ihr Cirò Rosso ist ein süffiger kräuterwürziger Trinkspaß, erinnert an rote Ribisel in

KALABRIEN

Produzent:

QUARTA GENERAZIONE

Die Basilikata ist schön, aber wenig entdeckt. Hochklassiger Weinbau konzentriert sich rund um den Monte Vulture, einen erloschenen Vulkan im Norden der Region.

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Giovanna Paternoster entstammt einer berühmten Winzerfamilie aus der Basilikata. Ihr 2013er Aglianico ist ihr erster Jahrgang. Und welch ein fantastischer Einstieg. Samtig, seidig, brombeerig. € 22,50

Weingut Librandi/Luca Savettiere, Masseria Li Veli

AGLIANICO DEL VULTURE

iStock by Getty Images, Weingut Pietracupa

BASILIKATA

CIRÒ ROSSO CLASSICO Produzent:

LIBRANDI

Librandi in Kalabrien hat viel Entwicklungsarbeit für regionale Sorten geleistet und sich damit sehr um den Erhalt der Rebsorten-Vielfalt verdient gemacht.

Der Cirò Rosso von Librandi ist mit seinem leuchtenden Granatrot und orangefarbenen Reflexen nicht nur ein Hingucker, sondern besticht ebenso durch wunderbar fruchtige Aromen und Gewürznoten! € 10,–

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seiner pflanzlichen Fruchtigkeit und macht sich hervorragend mit Steak und Co. In puncto Standing und Selbstvermarktung hat Sizilien den anderen süditalienischen Weinbauregionen einige Jahre an Erfahrung voraus. So zog die größte Mittelmeerinsel in den letzten Jahrzehnten dank günstiger Grundstückspreise viele Wein-Investoren aus nördlicheren Gefilden an, die hier „Zweitweingüter“, „Dependancen“ oder „Alterssitze“ errichteten. Und natürlich kamen damit auch neues Vermarktungs-Know-how inklusive bester

SIZILIEN

CERASUOLO DI VITTORIA Produzent:

GULFI

Kirschfrucht und leichtfüßige Eleganz sind eine seltene Mischung in Sizilien, aber der Cerasuolo bringt es auf den Punkt. Wunderbar trinkig und ideal zu herzhaften, italienischen Spezialitäten. € 20,–

Geschäftsverbindungen ins Gebiet und ergänzten das, was der heimische Landwirtschaftsadel bereits aufgebaut hatte. Wenn man bedenkt, wie unterschiedlich die geografischen Gegebenheiten sind, von weitläufigen Hochplateaus im Westen bis zum mehr als 3.300 Meter hohen Vulkan Ätna im Osten, kann die Mittelmeerinsel keine einheitliche „warm area“ sein. Höhenlagen, kühlende Windströme, Distanzen zum Meer, unterschiedliche Böden, unterschiedliche Temperaturzonen auf kleinstem Raum – auf dem Ätna gibt es sogar ein Skigebiet – bieten eine riesige Spielwiese für Weinmacher: von zarten, eleganten Weißweinen vom Ätna, deren rote Pendants aus Nerello Mascalese bzw. Nerello Cappuccio es mit der Feinheit von Pinot Noir aufnehmen, über MuskatSpielereien auf Pantelleria, dort Zibibbo genannt, bis zu geschmeidigen Rotweinen aus Nero d’Avola, Frappato und Co ist alles möglich. Dazu kommt der historische Marsala, der allein deshalb erkundenswert ist, da viele der früher für den aufgespritzten Wein genutzten Sorten heute für Stillweine verwendet werden. Zu den wichtigen Weißweinsorten der Insel gehören Grillo und Catarratto, dazu Carricante, der in seiner duftigen und leichtfüßigen Art für

Stefan Joham, Weingut Gulfi

Gulfi zeigt, welch vielfältigen Charakter Nero d’Avola haben kann, je nachdem, auf welchem Terroir er steht oder ob er solo gefüllt oder mit anderen sizilianischen Sorten verschnitten wird.

Etna Bianco DOC zuständig ist. Auf roter Seite regiert Nero d’Avola, der „Schwarze aus der Stadt Avola“, die Brot-und-ButterSorte auf der Insel, entweder reinsortig oder in Cuvées. „Cerasuolo di Vittoria“ aus der Gegend um die gleichnamige Stadt im Südosten ist der derzeit einzige DOCGWein Siziliens und typisch für die Entwicklung hier: Historisch war Cerasuolo ein weit verbreiteter, leichter Alltagswein aus den Rebsorten Nero d’Avola und Frappato. Durch Ausloten der involvierten Rebsorten wurde der Wein entwickelt und aufgewertet und ist heute weitaus spannender, als man früher erwartet hätte. Gulfi aus Chiaramonte, aus der südöstlichen Ecke der Insel nahe den Monti Iblei, sind bekannt für ihre Entwicklungsarbeit mit Nero d’Avola von verschiedenen Terroirs. Dass auch Cerasuolo ein Thema wird, war nur allzu logisch. Ihr Cerasuolo ist kein bombastischer Dunkelwein, sondern saftig, kirschfruchtig und elegant. Rein von der Grundidee her sollte man ihn nicht allzu alt werden lassen. Jugendlichkeit in dieser Form ist aber durchaus erfreulich.

VERANSTALTUNGSHINWEIS: Noch mehr Weine des italienischen Südens können im Rahmen der „Borsa Vini Italiani“ verkostet werden, die jedes Jahr im Februar von der italienischen Agentur für Außenhandel in der italienischen Botschaft in Wien 3 veranstaltet wird. Kontakt: vienna@ice.it

Meissl & Schadn. Der Name steht für alles, was die Wiener Küche einst groß und berühmt gemacht hat. Heute ist das nicht anders. Im neuen Meissl & Schadn erfährt daher vor allem die Lieblingsspeise der Österreicher, das echte Wiener Schnitzel, seine Perfektion. Und so ertönt das charakteristische Klopfen, das beim fachgerechten Plattieren entsteht, ab sofort in aller Regelmäßigkeit durch unsere offene Salonküche. Der Österreicher liebste Musik.

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Frühlingsgenuss in den Weinbergen. Für Weingenießer bricht eine der spannendsten Jahreszeiten an – die neuen Weine warten, verkostet zu werden. Wenn die Natur zu sprießen beginnt, schmeckt das eine oder andere gute Glas Wein bereits auf einem geschützten Plätzchen auf einer Sonnenterrasse. Ihr Fritz Schenkenfelder

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Meinungsspektrum von Weinprofis

Robert M. Parker

Der berühmteste und einfluss­ reichste Weinkritiker der Welt, Robert Parker, wurde 1947 geboren und erreichte mit seinen zahlreichen Weinbüchern, Wineguides und sei­ nem Newsletter The Wine Advocate unzählige Menschen auf der ganzen Welt. Er bewertete nach einem 100-Punkte-System und beeinflusste wie kein anderer Weinstilistiken und auch die Kaufentscheidungen von Händlern und Privatkonsumen­ ten. 2012 verkaufte er den Wine Advocate an asiatische Inves­ toren und zog sich als Chefredakteur zurück.

Weinjournalismus

im Wandel

Verlieren die einst recht mächtigen Weinjournalisten an Bedeutung und ist ihr Schaffen in Zeiten von Social Media und Co noch zeitgemäß? Wir haben fünf anerkannte Journalistinnen und Journalisten befragt.

The Wine Advocate, Ilja Höpping

TEXT: sylvia petz

Caro Maurer

Erste Master of Wine im deutsch­ sprachigen Raum, gilt seit 30 Jahren als höchst versierte Journa­ listin, Dozentin in mehreren Ländern, Beraterin und Moderatorin, schreibt für Der Feinschmecker, Decanter und General-Anzeiger Bonn. Weiters ist sie Jurorin bei internationalen Weinwett­ bewerben wie den Decanter World Wine Awards in London.

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975 startete der Anwalt Robert M. Parker seine Karriere als Weinkritiker, 1978 gab er erstmals seinen Newsletter The Wine Advocate heraus – in den damals analogen Zeiten freilich noch postalisch oder Weinsendungen beiliegend. Parker avancierte über die Jahre zum einflussreichsten Weinkritiker der Welt und hatte ab den 1990ern zigtausende Abonnenten in 40 Ländern. Er bewertete nach einem nach ihm benannten 100-Punkte-System; vergab er an einen Wein über 90 oder gar

Caro Maurer: „Moment, die Frage (nach der Konkurrenz für hochqualitativen Fachjournalis­ mus) stimmt so nicht. Hochqua­ litativer Fachjournalismus kann durchaus online stattfinden. Siehe Jancis Robinson. Ich sehe sie nicht als Konkurrenz, sondern als Kollegin. Auch einige schreibende Sommeliers, die regelmäßig in großen Tageszeitungen vertreten sind, zähle ich heute durchaus zu Kollegen – oder Konkurrenz, wie man es eben nimmt. Den Rest der Liste (Instagram bis Blogger) sehe ich nicht als Konkurrenz. Das ist eine eigene Kategorie, die mit Fachjournalismus nichts zu tun hat.“

100 dieser Punkte, hatte das Weingut, zumindest was diesen Wein anlangte, ausgesorgt. Preis, Nachfrage und Renommee des Weines schnalzten mit der Veröffentlichung in die Höhe. Manch Winzer speziell in Bordeaux, aber auch in vielen anderen Weinbauregionen der Welt adap­ tierte in der Folge seine Weinstilistik an Parkers Geschmack, die Weine wurden in Richtung Opulenz, Süße und frühe Trinkbarkeit nivelliert. Bis heute, Jahre nach dem Verkauf des The Wine Advocate und Parkers Rückzug aus der Weinwirtschaft, gelten Parker-Punkte international als die wichtigsten und beeinflussen noch immer die Kaufentscheidung vieler Weinliebhaber, der Einfluss auf die Weinstilistik hingegen ist in diesem Maße nicht mehr wahrnehmbar. Vor allem auch deswegen, weil an Parkers Stelle sehr versierte und ernst zu nehmende Weinkritiker getreten sind, die ihren persönlichen Geschmack hintanstellen. Auch in Europa etablierten sich in jener Zeit gewichtige Weinkritiker. Die Schweizer René Gabriel und Chandra Kurt, die Briten Jancis Robinson und Stuart Pigott, die Italiener Luigi Veronelli und Stefano Bonilli oder die Deutschen Sascha Speicher, Marcus Hofschuster und Mario Scheuermann, um manche der einflussreichsten Persönlichkeiten zu nennen. In Österreich ist nach wie vor Peter Moser vom Falstaff-Magazin die wichtigste Weinstimme, gefolgt von Peter Schleimer, Vinaria, und Willi Balanjuk, Weinchef des Magazins A la Carte. Eine ganze Reihe bedeutender unabhängiger Journalisten und Journalistinnen wie Luzia Schrampf und die Masters of Wine Anne Krebiehl und Caro Maurer erfreuen sich ebenfalls bis heute einer 65


W e i n guten Auftragslage und werden zudem regelmäßig für Vorträge, Lehrtätigkeiten und Moderationen gebucht. Sie schreiben für nationale und internationale Printund Online-Medien wie Der Standard, das deutsche Feinschmecker-Magazin, den britischen Decanter, den amerikanischen Wine Enthusiast, den italienischen Civiltà del bere und viele andere. Ob und wie sich für sie die Zeiten durch Social Media, schreibende Sommeliers und Weinblogs veränderten, haben uns Willi Balanjuk, Anne Krebiehl, Caro Maurer, Luzia Schrampf und Sascha Speicher in einer zeitgemäßen OnlineBefragung erzählt. Dass sich der Einfluss des Weinjournalismus auf Einkaufsverhalten und Weinpreisentwicklung generell verringert hat, darin sind sich alle einig. „Reiner Bewertungsjournalismus verliert langsam an Einfluss, obwohl die Punktevergabe natürlich den einfachsten Zugang bietet und den Käufern eine Entscheidungshilfe ist“, meint Luzia Schrampf. „Erfreulich und wichtig ist, dass mittlerweile auf vielen Etiketten Hinweise zum Weintypus gegeben werden, auch wenn diese nicht immer ganz objektiv sind.“ Vom Journa-

Meiniger Verlag Ad lumina, Willi Balanjuk, privat

Luzia SChRaMPF

kennt man seit 17 Jahren als intensiv recherchierende Journalistin vor allem aus Der Standard, sie schreibt aber auch für Fine – Das Weinmagazin, Civiltà del bere, WEIN & CO­Magazin, Genuss, Vinum, Der Feinschmecker, Slow Österreich, Vinaria, World of Fine Wine (London), … Weiters unterrichtet sie an der Österrei­ chischen Weinakademie.

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WILLI BaLaNJuK: „ich sehe nicht wirklich viel guten öster­ reichischen nachwuchs im Wein­ journalismus, da kein wirkliches interesse an kritischer Bericht­ erstattung besteht. Zu viel positive Berichterstattung uni­ formiert die Bewertung.“

WiLLi baLanJuk

schreibt seit sechs Jahren, davor war er unter anderem im Weinhandel, für Weingüter und als Lektor an der Österreichischen Weinakademie aktiv. Heute ist er Berater und Wein­ chef des österreichischen Magazins und Guides A la Carte.

lismus und für die Konsumenten fordert sie eine klarere Trennung zwischen redaktionellen Geschichten und bezahltem Content, egal in welchem Medium. „niChtS bLeibt, Wie eS iSt“, meint Caro Maurer lakonisch auf die Frage, ob sich der Stellenwert des Weinjourna-

LuZIa SCHraMPF: „Keine dieser Gruppen ist eine Kon­ kurrenz, sofern sie sich an die Regeln von Journalismus hält: Die Dinge sind nach allen Seiten hin zu recherchieren. Das Recherchierte ist zu über­ prüfen und nochmals zu über­ prüfen – zudem gibt es die unterschiedlichsten journalis­ tischen Formen, um inhalt zu transportieren. Diese haben sich mit den Möglichkeiten der elektronischen Medien vervielfacht! Und das ist gut so!“

lismus generell verändert habe. Natürlich habe sich auch diese Berufssparte verändert, sie folge eben Zeitgeist und Trend. Und wie überall komme es zu einer natürlichen Flurbereinigung und nur die Besten überleben, äußert sie unisono mit Anne Krebiehl. Und setzt fort: „Im klassischen Print sind das die Autoren bei Decanter oder Wine Spectator. Bei den Websites Jancis Robinson, Tim Atkin oder Antonio Galloni. Bei den Bloggern sind das Jamie Goode, Alder Yarrow oder W. Blake Gray. Um auch deutsche Autoren unter den Dauerbrennern zu nennen: Stephan Reinhardt, Ulrich Sautter, Carsten Henn oder Jens Priewe.“ Und auch Caro Maurer selbst zählt dazu (Anmerkung der Redaktion). beFRagt, ob DaS WeinWiSSen der Leserschaft gestiegen sei, bejahen dies Willi Balanjuk und Luzia Schrampf, und das könnte eine weitere Erklärung für die Emanzipation von der Weinkritik sein. Denn je mehr jemand über Rebsorten, Anbaugebiete, Weingüter und Vinifizierung weiß, umso weniger braucht er Hilfestellung, das scheint logisch. Mengenmäßig dürfte die Leserschaft aus der Sicht der Weinprofis unterm Strich relativ konstant und punktuell sogar im Steigen begriffen sein. Beim Meininger Verlag habe die Leserschaft eher zugelegt, gibt

Sascha Speicher an. Und Anne Krebiehl: „Es tut sich doch so einiges in der Szene, und ich meine hier internationale Publikationen wie den Wine Enthusiast, und auch der Falstaff verzeichnet eine wachsende Leserschaft. Was qualitativ gut ist, wird auch gelesen.“ Die nächste Frage galt dem Überleben des Printjournalismus. „Print ist tot“, heißt es immer wieder und auch, dass Journalismus sich nicht mehr bezahlt mache. Recherche-Arbeit bliebe unbezahlt, viele junge Leute würden fast gratis arbeiten, und Verlage mangels verkaufter Anzeigen die Preise drücken. Das kann generell so nicht bestätigt werden, denn nur für einen Teil der hier Befragten hat sich die finanzielle Situation etwas verschlechtert. Stimmen dürfte aber auf jeden Fall, dass es für freie Journalisten schwieriger geworden ist, für gute Leistung adäquat honoriert zu werden. Wer allerdings für eine Nische schreibe, habe damit kein Problem, antwortet Anne Krebiehl. Qualitätsvolle, vertiefende Texte werden nach wie vor gerne publiziert, denn es gelte wie überall sonst auch: Wer gut und ernsthaft arbeitet, findet seine Auftraggeber. Und es tue sich doch einiges in

SaSCha SPeiCheR

ist ein vielfach ausgezeichneter Fachmann mit dem Spezial­ gebiet Champagne, schreibt seit 20 Jahren. Chefredakteur im Meininger Verlag: meiningers sommelier, Champagne Maga­ zin, Weinwirtschaft.

anne kRebiehL

Master of Wine und international renommierte Expertin, Dozentin und Übersetzerin, publiziert hauptberuflich seit 2009 in: The World of Fine Wine, Wine Enthusiast (US), Decanter, The Buyer (UK), The Drinks Business, Harpers Wine & Spirit, Falstaff, Vinum, Civiltà del bere, …

der Szene: Sascha Speicher als angestellter Chefredakteur und stellvertretender Chefredakteur für gleich drei Magazine des Meininger Verlags verantwortlich, hat diesbezüglich sicherlich eine Sonderstellung inne, räumt aber ein: „Auch ich muss wenigstens eine gewisse Mindestpräsenz in den sozialen Netzwerken zeigen und einen Teil der Arbeitszeit dafür verwenden.“ Für alle anderen ist das Schreiben neben Lehr- und Über-

SaSCHa SPeICHer: „Gerade im Publikumsbereich macht das internet dem Journalismus zu schaffen. einige Verbraucher haben immer noch nicht kapiert, dass es in den sozialen Medien nur Meinung, aber keine fun­ dierte information gibt. Die echten Fachmedien sind davon weniger betroffen. ein Sommelier erkennt den Unterschied. Zum Glück.“

aNNe KreBIeHL: „Hoch­ qualitativer Fachjournalismus lebt – ihn gibt es online und gedruckt. ich persönlich schreibe von meiner nische aus für eine nische, das aber stört mich nicht. im Gegen­ teil, ich schätze mich glücklich, in Publikationen wie The World of Fine Wine mit gewissen Themen so richtig in die Tiefe gehen zu können. Weniger qualifizierte Schreiber können letztendlich ihren Lebensunter­ halt ohnedies nicht bestreiten, so füllt und räumt sich das Feld ständig.“

setzertätigkeiten und Moderationen nur noch ein Teil des Aufgabengebiets. Vom Journalismus alleine zu leben, sei für Freie fast unmöglich geworden. eChte konkuRRenz wird in den Neuen Medien nicht gesehen, dies gilt gleichermaßen für Blogger, schreibende Sommeliers, Facebook-Gruppen und Instagramer, aber auch für Kundenmagazine und Online-Journalismus. Und speziell für Caro Maurer ist Online-Journalismus mit Verweis auf Jancis Robinson eine gleichrangige, wichtige Sparte. Diese unterscheide sich kaum in den Inhalten und hinge wie im Print von der Qualität des Medium ab. Generell sehen fast alle die Social Media als Bereicherung, in denen aber vorwiegend Meinung und nicht objektives Fachwissen verbreitet werde. Zusammenfassend kann gesagt werden: Print lebt! Online lebt! Und alles ist eine Frage der Qualität. 67


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Zieregg: Auf diesem perfekt gegen die Sonne ausgerichteten Hang wachsen die Trauben, aus denen eine der südsteirischen Wein-Ikonen entsteht.

Mehrere Winzer teilen sich die gut 100 Hektar große Lage Sulz.

D

steiermark

SÜDSteirischer

Weinadel

Die Lage zählt. Dessen ist man sich in der Südsteiermark schon lange bewusst. Was ein Flecken Erde hergibt und ob sich das in der Flasche wiederfindet, bedeutet für Winzer langjährige Feinarbeit. TEXT: luzia schrAmpf fotos: herbert lehmann

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Sauvignon Blanc Ried Zieregg Grosse STK Lage Produzent:

Tement Unglaublich strukturiert und vollkommen eigenständig. Mit Luft offenbaren sich Aromen von Minze und Ananas, aber auch Thymian und Johannisbeere. Am Gaumen rauchige Mineralik, salzig und Zitronen. € 50,–

ie Benennung einer Einzel­lage oder „Riede“ auf dem Etikett ist wie ein Adelsprädikat: Sie steht für einen Hang, einen Weingarten, der im Zusammenspiel mit der passenden Rebsorte eine ganz besondere Weinqua­ lität möglich macht. Dass man in Öster­ reich bei Wein in Herkünften denkt, ist ganz generell eine Entwicklung der letz­ ten 15 Jahre. Vorher waren Rebsorten, Alkohol­gradationen und Ausbauweisen das Maß aller Dinge. In der Steiermark ist dieses Lagenbewusst­ sein schon seit langem stark ausgeprägt. Nachzuvollziehen ist dies einerseits an his­ torischen Landkarten, auf denen Namen wie Zieregg, Nussberg oder Pössnitzberg schon als Weinbauflächen eingezeichnet sind. Andererseits bieten die Variablen der südsteirischen Landschaft ambitionierten Winzern eine riesige Spielwiese, um die Feinheiten eines Hanges herauszuarbeiten. 69


w e i n ZIEREGG BEI BERGHAUSEN, zum Weingut Tement gehörend, ist dafür ein hervorragendes Beispiel. Die Form des Hanges erinnert an ein Amphitheater und ist größtenteils nach Süden, ein bisschen nach Südwesten ausgerichtet. Zieregg ziehe sich wellenförmig dahin „wie eine Ziehharmonika“, beschreibt Armin Tement seinen Haushang, sei aber sehr homogen vom „Muttergestein“ her, das ein 20 Millionen Jahre altes Korallenriff ist. Unterschiede machen die Oberböden, die Auflagen auf dem Riff: lockere Braunerde an der einen Stelle des Hanges, blauer Kalkmergel an der anderen und „lehmiger Ton hinter der Kapelle“. Dazu kommen gut 300 Höhenmeter, durch die unterschied­ lichste Mikroklimata entstehen. Sauvignon Blanc, der auf gut 85 Prozent des Zieregg steht, und Burgundersorten

w e i n wie Morillon (Chardonnay) lieben Böden mit hohem Kalkgehalt. Doch jeder Ober­ boden bewirke ein anderes Verhalten in den Rebstöcken, „bei Braunerde nehmen die Wurzeln am leichtesten Nährstoffe auf, während blauer Kalkmergel es den Reben am schwierigsten macht, sich wohlzufühlen“, erzählt Tement. Daher kommen auch unterschiedliche Unterlags­ reben zum Einsatz. Aus all diesen Gründen wurde Zieregg bereits von Manfred Tement, Armins Vater, in 16 Parzellen unterteilt, „die Jahr für Jahr individuell bearbeitet und vinifiziert werden“. Das Ziel für einen Zieregg­Lagenwein sei, idealreife Trauben aus allen Teilen der Riede zu verarbeiten. Sauvignon Blanc Zieregg mag jahrgangs­ bedingt variieren und im Laufe der Jahre in punkto Vinifikation dem jeweiligen

Zeitgeist entsprochen haben. Eine Ikone des steirischen Weins ist er, seit es ihn gibt. Selbst wenn sich mehrere Winzer eine Lage teilen, können aufgrund der Spiel­ möglichkeiten völlig unterschiedliche Weine entstehen – wie das Beispiel der Lage Sulz zeigt, die mit etwa 100 Hektar sehr groß ist. Tements Flächen in Sulz sind ausschließlich mit Burgundersor­ ten bepflanzt, lagenrein gefüllt werden Weißburgunder und Morillon. „Schwerer lehmiger Kalkmergel auf zwei Kessellagen verteilt, die sich sehr gut aufwärmen“, beschreibt Armin die dortigen Gegeben­ heiten. Die Wurzeln der Rebstöcke stehen in wasserspeichernder, daher kühler Erde, während der obere Teil des Rebstocks von der Wärme der Luft lebt. Genau dieser Gegensatz bringt besondere fruchtpräzise

Ratsch ist einer der zentralen Orte in der Südsteiermark – das Ratscher Becken ist eigentlich ein eingebrochener Meeresboden.

Der Nussberg in Ratsch: Die Ausrichtung der Rebstockreihen – schräg, senkrecht, waagerecht – hängt von der Ausrichtung der jeweiligen Hangflanke ab. Ziel ist es, die Sonneneinstrahlung optimal zu nutzen.

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Weine hervor, die viel Reifepotenzial haben, aber auch in der Jugend schon sehr zugänglich sind.

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AUCH DIE FAMILIE GROSS aus Ratsch bewirtschaftet in Sulz an anderer Stelle sechs Hektar, von denen fünf allerdings mit Sauvignon Blanc bepflanzt sind. Doch weitaus häufiger als mit Sulz verbindet man Gross mit dem Nussberg in Ratsch, der äußerst kalkreich ist, wie Michael Gross erzählt, der das Weingut heute zusammen mit seinem Bruder Johannes führt. „Der Nussberg hat aber auch kalk­ freie Teile.“ Rund 14 der insgesamt 20 Nussberg­Hektar gehören zum Familien­ Weingut, davon werden Trauben von nur sechs bis sieben Hektar – vor allem jene von der kargen Kuppe und aus dem Mittelteil des Hanges – zu jenen Nussberg­Weinen aus Sauvignon Blanc und Weißburgunder, mit denen sich Vater Alois in den 1990ern einen Namen gemacht hat. Den Nussberg könne man

Sauvignon Blanc nuSSBerg groSSe StK lage Produzent:

GROSS

Das Aushängeschild der Familie Gross! Rauchig, weiße Johannisbeere, üppige Holundernoten, perfekte Balance von Finesse, Kraft und Frische am Gaumen! € 47,50

dreiteilen, so Michael Gross: Petschnigg sei südwestlich ausgerichtet und in erster Linie Kalksandstein, Leit’n mit seinem Opok­Boden (Kalkmergel) neigt sich eher gen Osten, während Perz ganz unten „so gut wie kalkfrei ist und fast wie ein Sandstrand“. Nur Perz wird als Einzellage vermarktet. Er eignet sich aufgrund der

Eigenschaften des Sandes vor allem für Gelben Muskateller, der dort besonders saftig und weich ausfällt. Andere Trauben aus den niedrig gelege­ nen Nussbergteilen werden zu „Ratscher Ortsweinen“ verarbeitet, ob und wieviel davon in die Lagen­Nussberge einfließt, hänge von der Qualität des jeweiligen Jahrgangs ab. Ortsweine bilden das Missing Link zwischen den steirischen Klassik­Weinen, die in den 1990ern aufkamen und auf Rebsorten ausgerichtet sind, und den Lagenweinen. Pate stand Burgund, wo Orte mit einem typischen Weinstil in Verbindung gebracht werden. In der Südsteiermark sind nicht die poli­ tischen Gemeindegrenzen die Grundlage, sondern geologisch einigermaßen ein­ heitliche Gebiete, die Orten zugeordnet werden. Weine aus dem sandig­schottri­ gen Gamlitzer Gebiet schmecken weicher und runder als Weine aus Leutschach und Umgebung, wo kalkreiche steirische Opok­Böden dominieren, die schlankere, 71


w ein fruchtbetontere Weine hervorbringen mit einem kühleren Grundcharakter. „DAS BESTE MITTEL GEGEN ÄRGER ist ein guter Pössnitzberger“, heißt es auf einem Bild aus dem Familienarchiv Erwin Sabathis, auf dem auch die Jahres­ zahl 1931 zu lesen ist. Gleich mehrere von Sabathis Premiumweinen aus Sauvignon Blanc und Morillon kommen Poharnig am Westende des Pössnitzbergs ist offen für Einflüsse der Koralpe – …

vom Pössnitzberg nahe Leutschach, der insgesamt 35 Hektar groß ist. Auch dieser Weinberg ist in viele kleine Parzellen unterteilt, von denen er die meisten „in der Hand hat“. Die Hangflanke ist nach Osten hin offen, reicht bis auf 550 Meter Seehöhe, teilweise mit einer Hangnei­ gung von bis zu 75 Prozent und ist Opok vom Feinsten – „tonig­sandig, je tiefer in den Untergrund, desto härter und fast wasserundurchlässig, mit dem höchstem und vor allem dem aktivsten Kalkanteil“, wie er mit Hilfe einer geologischen Studie herausgefunden hat. Trauben vom stei­ nigsten und kalkreichsten Flurstück des Pössnitzberges habe er bis dato einmal, 2015, als Solowein gefüllt. Ein völlig ande­ rer Stil – glasklar, präzise in seiner Fruch­ tigkeit, sehr frisch durch grüne Küchen­ kräuteraromen – ist Sabathis Sauvignon Blanc Poharnig aus einer Monopollage an der Westseite des Pössnitzbergs mit viel Sand, Verwitterungssandstein und Schotterauflage, mit wenig Kalk

Sauvignon Blanc PÖSSnitZBerg groSSe StK lage Produzent:

eRwin SABATHi Ein Wein mit unglaublichem Pössnitzberg-Terroir: kühle Aromatik nach schwarzer Johannisbeere, feine Kräuterwürze und viel Tiefe. € 37,–

und einem kühlenden Einfluss von der Koralpe, die auf den Pössnitzberg kaum Auswirkungen hat. Seinen Lagen und den Möglichkeiten, die sie bieten, scheint Erwin Sabathi jedenfalls mehr verpflichtet als seinen Rebsorten, „an die ich gar nicht so sehr denke“, meint er nachdenklich, „denn die Rebsorte transportiert mir die Herkunft in die Flasche.“

Sabathi

… der Pössnitzberg nicht. Steilste Hänge mit Neigungen bis zu 75 % können nur händisch bearbeitet werden.

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HERR BERT ERKLÄRT

ICH SAG AMAL SO:

„Taktik ist alles“

Ich bin’s wieder, der Herr Bert, der beste Freund von Herbert Prohaska. Diesmal geht’s um das Malheur, wenn man keinen Korkenzieher dabeihat. Ganz detailliert zeig ich euch, wie ihr damit fertig werdet, auf Video: https://www.youtube.com/user/WeinCoVideo TEXT: Christian Lerner fotos: severin wurnig

schraufn (der) Diese Taktik ist so elegant, wie sich der Schneckerl auf dem Platz bewegt hat. Ihr drehts eine Schraube ganz tief in den Korken und zieht sie dann langsam heraus. Mein Tipp: Klemmts die Flasche beim Herausziehen am Boden zwischen den Füßen ein. Dann verpassts ihr der Flasche mit der Schraube einen echten Schraufn – und es steht 1:0 für euch!

powerplay Hier geht’s um reine Kraft – Motorleistung ersetzt technische Finesse. Ihr nehmts eine Bohrmaschine mit einem möglichst dicken Bohrer und durchbohrts den Korken. Das Ergebnis: ein Loch im Korken und viele Teile davon in der Flasche und dem Wein. Mein Tipp: Da geht gar nix ohne Sieb, wenn ihr kane Bresln wollts.

fersler

PRESSING Hier geht’s darum, den Korken mit einem Löffel oder Ähnlichem in die Flasche zu drücken. Das Pressing, wie’s die Engänder nennen, verlangt Kraft im Ärmel. Da hilft mein regelmäßiges Work-out: Der Schneckerl, der Spenadler, hätt’ sich schwerer tan damit. Mein Tipp: Verwendets ein Küchensieb fürs Einschenken, das haltet Korkbrösel zurück, und ziehts die Schürze schon vor dem ersten Versuch an. 74

Die Lieblingstaktik von alle Ballesterer: der Fersler. Das wichtigste Utensil dafür: ein gutes Schuhwerk. Ihr stellts die Flasche, nachdem ihr die Kapsel abgeschnitten habts, in den Schuh, haltet sie beim Hals fest und klopfts mit dem Schuhabsatz wiederholt gegen einen festen Gegenstand wie eine Wand oder stabile Tischkante. Mit jedem Schlag wird der K ­ orken durch den Druck ganz wenig hinausgedrückt, bis er entweder weit genug heraußen ist, dass ihr ihn mit der Hand herausziehen könnts, oder er davonfliegt. Mein Tipp: konstante, aber nicht zu starke Schläge, damit der Flaschenboden nicht bricht. Und vor allem: Diese Taktik ist besonders angebracht, wenn ihr vorhabts, die Kuchl bald ausmalen zu lassen. 75


w e i n Der Chianti Classico ist wohl der bekannteste und beliebteste Wein Italiens – ob wie früher in der bauchigen Korbflasche als bescheidener Trinkwein oder wie heute als hochqualitative und authentische Visitenkarte der Toskana.

chianti classico

ZURÜCK ZU DEN WURZELN Die berühmten Weine des Chianti Classico haben viele Höhen und Tiefen erlebt: Heute feiern sie mit der Rückbesinnung auf heimische Sorten eine ganz große Renaissance. TEXT: christina fieber

Getty Images

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ür viele ist es die ­schönste Weinregion der Welt: Olivenhaine, Zypressen, Weinberge so weit der Blick reicht. Die sanft geschwungenen Hügel zwischen Florenz und Siena kommen der dichterischen Vorstellung perfekter Idylle ziemlich nahe. Aber das Chianti Classico gilt nicht nur als Sehnsuchtslandschaft, Chianti Classico ist auch der Inbegriff für italienischen Wein schlechthin. Nur Rotweine, die aus dem geschützten Herkunftsgebiet Chianti Classico DOCG kommen, dürfen sich auch so nennen. Kein anderes Gewächs unserer südlichen Nachbarn hat je so viel Beachtung und Anerkennung gefunden wie der edle Rote aus dem Herzen der Toskana. Dabei ist die Erfolgsgeschichte des Chianti Classico durchwachsen: Neben sensatio-

nellen Hochblüten durchlebte die Region auch immer wieder Phasen des Niedergangs. Heute hat sie zu ihrem einstigen Glanz zurückgefunden und erfreut sich einer ungeahnten Renaissance. Wesentlich verantwortlich dafür war wohl die Rückbesinnung auf den Sangiovese, die große autochthone Rebsorte der berühmten Weinregion. Sangiovese, auf Deutsch „Jupiters Blut“, ist das Herz der Toskana, ihre Identität. Mit ihr steht und fällt die einzigartige Charakteristik des Chianti – unter Weinkennern genießt sie höchste Anerkennung: Ob ihrer ausgeprägten Säurestruktur und der feinen Tannine gelten die Gewächse als besonders langlebig. Barone Bettino Ricasoli empfahl schon Mitte des 19. Jahrhunderts das Rezept für die Zusammensetzung des Chianti

Classico: eine Cuvée aus autochthonen Sorten der Toskana, bei der S ­ angiovese die Hauptrolle spielte, dazu kamen ­Canaiolo und ein Malvasia, eine weiße ­Reb­sorte. Ein Jahrhundert später wurde die Formel neben der Herkunft der Trauben aus dem Herkunftsgebiet zu einer der Bestimmungen für die Klassifizierung als „Chianti Classico DOC“, die jedoch nicht mit strengen Vorgaben wie etwa Ertragsbegrenzungen einherging. Das Ergebnis waren oft dünne Rotweine von fragwürdiger Qualität. Der Nimbus des berühmten Weins ging allmählich verloren und der einstige Kultwein bekam das Image eines „Zechweins“, wie ihn die renommierte britische Weinkritikerin Jancis Robinson nannte. Sichtbares Symbol dafür wurde die bauchige Korbflasche mit dem bezeichnenden Namen „Fiasco“. 77


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YXYXYX. Henyxyxyx Perum deliqui ab ipic torio berum apit, same rerit dolendi te repersperum voluptate occus vendis molorepedi consendelLupta dolorum dem resti de nonsequate praestio evelitius cuptat officim laborem sum ipsa consentet et elest, sint dolorep ediatiur sit,

CHIANTI CLASSICO Produzent:

FOnTeRUTOLi

Getty images

Produzenten hochwertiger Gewächse hingegen verzichteten immer öfter auf den DOC-Status und füllten ihre besten Weine als Tafelweine ab. Das angeschlagene Image des Chianti führte schließlich dazu, dass sich Betriebe auch von den regionalen Rebsorten verabschiedeten und auf internationale Sorten setzten. Antinori war der Erste, der Sangiovese mit Cabernet assemblierte, im Barrique ausbaute und 1971 unter dem Namen „Tignanello“ als „Vino da Tavola“ auf den Markt brachte. Der Wein schlug ein wie eine Bombe – die sogenannten „Supertuscans“ waren geboren. Bald kehrte sich das Verhältnis von Sangiovese und Cabernet um. Die ganze Welt wollte plötzlich Weine, die mehrheitlich aus den Bordelaiser Sorten bestand – einige Winzer verzichteten ganz auf heimische Sorten. Gewächse wie „Solaia“, „Ornellaia“ oder „Sassicaia“ wurden meist im Süden der Toskana, der Maremma, als Weine internationaler Stilistik abgefüllt – tieffruchtig, opulent und kraftvoll. Die neuen Powerweine konnten es durchaus mit den großen Gewächsen des Bordeaux aufnehmen – mitunter zu ebensolchen Preisen.

Kaum eine Weinregion erfüllt die Sehnsucht nach perfekter Landschaftsidylle und Weingenuss besser als das Chianti Classico im Herzen der Toskana.

DIE TATSACHE, dass die berühmtesten Weine als Tafelweine abgefüllt werden mussten, konnte nun auch das ChiantiKonsortium nicht mehr länger kaltlassen und sie verabschiedeten neue Regeln: Seit

CHIANTI CLASSICO QUERCIABELLA Produzent:

QUeRCiABeLLA Reinsortiger Sangiovese aus biodynamisch bewirtschafteten Weingärten – die Trauben werden händisch gelesen, schonend vinifiziert und 14 Monate in kleinen und großen Holzfässern gereift. Ein charakteristischer Chianti Classico mit dunkler Kirschfrucht und lebendiger Säure. € 27,–

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CHIANTI CLASSICO GRAN SELEZIONE SAN LORENZO

CHIANTI CLASSICO GRAN SELEZIONE COLLEDILÀ Produzent:

Produzent:

BAROne RiCASOLi

Ausnahme-Chianti Classico aus einer Einzellage vom legendären Weingut Castello di Ama. Klassische Cuvée aus 80 % Sangiovese, Malvasia Nera und einer Spur Merlot. Extraktreich und gleichzeitig voller Finesse. € 37,–

Eine Selektion aus den besten SangioveseTrauben aus dem traditionsreichen Weingut. Der Chianti Classico kommt von einer der besten Einzellagen und erhält dafür die höchste Klassifizierung „Gran Selezione“. Feinfruchtig, elegant und unglaublich balanciert! € 39,90

CASTeLLO Di AMA

1984 dürfen sich auch Weine „Chianti Classico“ nennen, die bis zu zehn Prozent aus internationalen Rebsorten bestehen – gleichzeitig klassifizierte man sie als DOCG, der höchsten Kategorie, womit man ganz offensichtlich die mittlerweile berühmten Supertuscans zurück ins Boot holen wollte. Mit dem Ergebnis, dass von nun an die meisten Chianti Classico vor allem im Riserva-Bereich mit internationalen Sorten verschnitten wurden und weiter an Profil und Eigenständigkeit verloren. Erst als die Auswirkungen der weltweiten Wirtschaftskrise 2002 auch den Weinmarkt der Toskana traf und die Umsätze in den Keller krachten, setzte langsam ein Umdenken ein. Selbst die oft überteuerten Supertuscans kamen vielfach ins Strudeln. Wohl oder übel sah man sich gezwungen, wieder kleinere Brötchen zu backen und zu den Wurzeln zurückzukehren. Als Reaktion auf den Niedergang adaptierte das Konsortium 2005 erneut seine Bestimmungen: „Chianti Classico“ durfte nun auch reinsortiger Sangiovese sein und der

Anteil fremder Rebsorten wurde auf maximal 20 Prozent erhöht – Weißweinsorten wurden ausgeschlossen. EINIGE BEKANNTE BETRIEBE, wie etwa Fonterutoli, setzten schon viel früher auf Sangiovese. Das traditionsreiche Weinhaus war überzeugt, dass nur autochthone Rebsorten, also solche, die aus der Region stammen, das einzigartige Terroir des Chianti Classico abbilden konnte. Damit trafen sie den Nerv der Zeit: Weltweit setzen die Weinregionen heute auf Unverwechselbarkeit und Eigenständigkeit und somit auf regionale Rebsorten, die sich den jeweiligen klimatischen und geologischen Gegebenheiten im Laufe der Jahrhunderte anpassten. Einige Betriebe, wie etwa Montebello, vinifizieren auch wieder unbekannte heimische Sorten wie Canaiolo, Colorino oder Ciliegiolo. Selbst wenn diese Weine noch von den Richtlinien des DOCG ausgeschlossen sind und sich mit dem IGT-Status begnügen müssen, ist es ein selbstbewusstes Statement in Richtung Zukunft.

Fonterutoli schafft den Spagat zwischen Tradition und Moderne. Man setzte immer auf autochthone Sorten, allen voran Sangiovese, vinifiziert aber mit modernen Methoden. Die Visitenkarte des historischen Weinguts ist der Chianti Classico, der sich überaus elegant präsentiert. € 20,–

MONTEBELLO Produzent:

BADiA A COLTiBUOnO Charakteristischer Vino da Tavola aus neun autochthonen und zum Teil historischen Sorten. Biologischer Anbau und Spontanvergärung mit natürlichen Hefen bedingen den perfekten Ausdruck eines einzigartigen Terroirs. € 55,–

CHIANTI CLASSICO Produzent:

TenUTA DeGLi Dei Streng limitierte Auflage dieses gelungenen Chianti Classico von Tommaso Cavalli, Sohn des berühmten italienischen Modezaren Roberto Cavalli. Reinsortiger Sangiovese im großen Holz klassisch ausgebaut – herrlicher Duft nach Veilchen und Brombeeren! € 17,90

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Orange Wine Trend mit Tradition

In der ­Kürze liegt die ­Würze – in der Länge liegt der Charme.

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Maischestandzeit ist nach wie vor ein heiß umstrittenes Thema. Immer mehr Winzer experimentieren damit. Manche haben ihr Rezept bereits gefunden. Eine Momentaufnahme. TEXT: bernhard hlavicka

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range Wine – die ­vierte Farbe des Weins ist eigentlich nicht neu. Die Bezeichnung wurde in den Nuller­ jahren für maischevergorene Weißweine neu geprägt. Aber in Wirklichkeit waren natürlich die ersten Weine aus Georgien und Armenien vor 8.000 Jahren schon Orange Wines. Interessanterweise werden diese jedoch heutzutage vor Ort als „Amber Wines“ – bernsteinfarben – ­bezeichnet.

fotos: herbert lehmann

Etabliert haben sie sich jetzt also „wieder“ bei uns, aber wohin wird die Reise gehen? Sie finden jedenfalls immer mehr Fans ­unter Genießern und Winzern. Renommierte wie Gernot Heinrich stellen fast ihr gesamtes Sortiment um. Ernst Triebaumer in Rust führte die eigene Linie mit den „Urwerk“-Weinen ein und Gerhard Mar­ kowitsch aus Göttlesbrunn experimentiert mit „Crusta“ durchaus erfolgreich. Andere gehen es sanfter an, wie zum Beispiel Markus Altenburger, der seinen „Neuburger betont.“ mit nur ganz wenig 81


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Maischestandzeit sozusagen würzt. Und genau in dieser Würze liegt eigentlich die besondere Kraft der Orange-WineRevolution. Die vierte Farbe dient eben nicht nur als Farbe. Sie regt Winzer zum Nachdenken und Experimentieren an, und auch wenn nicht alle echte Extremweine herstellen wollen, probieren sie diese Würze aus.

Der Maischekuchen legt sich in der Amphore auf den Wein und gibt dort seine wertvollen Stoffe an den Saft ab.

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ANTICA

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ORAN Produzent:

Produzent:

GUT OBeRSTOCKSTALL

Enorm komplexer Orange Wine, der nach einer 3-jährigen Lagerung in Holzfässern nochmals in der Flasche eingelagert wird. Der Antica zeigt feine Karamell- und Nougatnoten und den Duft von reifen Tropenfrüchten. € 35,50

50 % Grüner Veltliner, 45 % Riesling und 5 % Traminer – der Oran vom Gut Oberstockstall ist ein wahres Must-have: zu zwei Dritteln im Holzfass und einem Drittel im Stahltank ausgebaut und 24 Monate auf der Feinhefe gelagert, ist dieser Spitzenwein ein Tropfen, der garantiert Herz und Gaumen erfreut! € 39,50

ROXAniCH

ORANGE WINE ist Weißwein, welcher wie Rotwein hergestellt wird. Die Mazeration auf den Schalen gibt dem Wein mehr Farbe.

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QUINTO QUARTO PINOT Produzent:

FRAnCO TeRPin Durch eine längere Lagerzeit auf den Schalen kommen mehr Tannin und Farbe in den Wein, mit seinem rötlichen Orange erinnert er eher an einen leichten Rotwein. Sehr erfrischend! € 19,50

BIODYNAMISCH Präparate und Auszüge sorgen für natürliche Abwehrkräfte des Weinstocks.

CONTE BRANDOLINI AUS DEM FRIAUL lässt uns aus einem Fass kosten, welches maischevergorenen Pinot Grigio enthält. Der Wein wird nicht als eigene Sorte abgefüllt. Er dient als „Würzmittel“ für den ganz normalen Pinot Grigio. Niemand würde diesen als Orange Wine bezeichnen, aber er erhält durch die 2 %-ige Zugabe eine zusätzliche Geschmacksdimension, wird komplexer, etwas druckvoller und einfach schöner zu trinken. Auch der „Kristall weiss No 1“ von Franz Strohmeier aus der Weststeiermark ist kein Orange Wine im klassischen Sinn. Aber der Gerbstoff ist deutlich spürbar. Hier wird mit dieser Dimension Klarheit geschaffen und Tiefgang erzeugt. Wie ein verästelter, zwar durchsichtiger, aber mit Einschlüssen durchwachsener Bergkristall baut sich das Geschmacksbild vielschichtig auf. Hier ein kleines Wölkchen, da ein würziger Schliff. Ein Traum von einem Wein, der eher durch einen Zufall im Jahr 2016 entstanden ist. Einen etwas anderen Ansatz verfolgt Mladen Rozanic in Istrien mit seinem Weingut Roxanich. Der Quereinsteiger setzt auf Zeit. Seine Orange Wines – allen voran der mächtige „Antica“ aus der Malvazija-Traube – benötigen viel Zeit im Fass und in der Flasche, damit die Bitterstoffe ideal eingebaut werden können. Daher

HieR ein KLeineS wÖLKCHen, DA ein wÜRZiGeR SCHLiFF. ein TRAUM VOn eineM wein.

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TRAMINER URWERK

KRISTALL WEISS NO 1

Produzent:

Produzent:

eRnST TRieBAUMeR

STROHMeieR Namensgeber für den Wein waren die Eiskristalle, die die Triebe Anfang Mai des Jahres 2016 überzogen. Ein außergewöhnlicher Wein aus den Rebsorten Sauvignon blanc, Chardonnay und Weißburgunder, der aufgrund der Witterung einiges zu erzählen hat. € 27,–

Seine enorme Aromenvielfalt über die typischen TraminerAromen hinaus erhält der Traminer Urwerk durch die sulfitfreie Gärung auf der Maische. Wunderbar unfiltriert und ungeschönt. € 39,–

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CRUSTA

SAUVIGNON BLANC GRAF Produzent:

Produzent:

SePP MUSTeR

Crusta, wie die Schale. Ein auf der Maische vergorener frischer, frecher, trinkfreudiger Chardonnay von der Lage Schüttenberg. Trinkempfehlung pur! € 30,–

Dem biodynamischen Sauvignon Blanc wurde viel Zeit für seine Reifung im großen Holzfass gelassen. Lassen Sie sich beim Genuss ebenso viel Zeit: Dekantieren Sie ihn und genießen Sie den Wein für eine perfekte Aromenentfaltung im großen Glas! € 30,–

MARKOwiTSCH

ist der aktuelle Jahrgang aus dem Jahr 2010. Der Wein belohnt die lange Wartezeit mit einem einzigartigen Trinkfluss. Trotz der Mächtigkeit kommt hier keine Langeweile auf. Bitterstoffe, milde Säure und Alkohol ergeben eine geruhsame, wärmende Balance, die durchaus auch erfrischend wirkt. Die Zeit wirkt extrem harmonisierend. FRITZ SALOMON VOM GUT OBERSTOCKSTALL lässt seinen „Oran“ zumindest 24 Monate auf der Feinhefe ruhen, damit sich alles schön einbinden kann. Der 2013er zeigt eine wunderbar saftige, strahlende Stilistik. Auch Sepp Muster, der biodynamische Vorreiter aus der Süd-

steiermark, setzt auf Zeit. Er belässt seine Weine zwei Jahre im Fass. Das Ergebnis ist einfach komplexer, tiefgründiger und der Wein hat Zeit, sich zu entfalten. Danach werden die Weine unfiltriert abgefüllt. Insgesamt sind sie bekömmlicher. DIE MAISCHESTANDZEIT wirkt auf den Weißwein also auf zwei Ebenen: Die klassischen Orange Wines werden raffinierter und feiner. Sie benötigen viel Zeit, um sich optimal zu entwickeln, aber dann zeigen sich Gesamtkunstwerke. Auf der anderen Seite dient die Maischestandzeit als zusätzliches Werkzeug, um Weinen eine zusätzliche Dimension zu verleihen. Es bleibt jedenfalls spannend! 83


FRANZÖSISCHER GENUSS ZUM JUBILÄUM

S S U GEN KS! FREA

Vive la France! WEIN & CO bittet gemeinsam mit Gaggenau zu einer Genussreise in die Stilarena. Auf dem Programm: Essen & Trinken wie Gott in Frankreich – und ein Weinklimaschrank der Superlative.

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ohl kein anderes Land der Welt wird mehr mit kulinarischen Genüssen, erlesenen Weinen und exquisitem Champagner assoziiert als Frankreich. Zum 25. Geburtstag von WEIN & CO steht die Grande Nation im Mittelpunkt einer Genussreise für maximal 50 Personen – am 14. Juni ab 18 Uhr im Gaggenau Flagship Showroom in der Stilarena. Zu diesem Anlass präsentiert Gaggenau auch seine neue Vario-Kühlgeräte-Serie 400 – im Fokus der edel designte Weinklimaschrank mit Platz für bis zu 98 Flaschen, der dank elektronischer Regelung stets die richtige Temperatur garantiert.

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Die neuen Weinklimaschränke aus der Vario-Kühlgeräte-Serie 400 von Gaggenau sind in der Stilarena erhältlich.

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Henri Bourgeois Sancerre 2017

Mas de Cadenet Côtes de Provence Rosé 2017

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LUKULLISCHE DESTINATIONEN. Vier Stationen stehen auf dem Programm des deliziösen Abends: ein Wine-Tasting zum Thema „Perfekte Lagerung von Champagner, französischem Weiß- und Rotwein“ mit einem Sommelier von WEIN & CO, Food-Pairing mit französischen Speisen und Weinen, eine Wine-Tasting-Area und – an der vierten Station – eine spezielle Überraschung. Bonne soirée! 14. Juni 2018, Beginn: 18 Uhr Gaggenau Flagship Showroom, Stilarena Quellenstraße 2a 1100 Wien Karten gibt es via www.weinco.at/events

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DEMMER

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Erstklassiger Matchatee Aufguss mit Ingwer aus dem Traditionsteehaus Demmer. Das Extrakt aus frischen japanischen Grünteeblättern weckt die Lebensgeister und gilt als überaus gesund. Ingwer und Limettensaft erfrischen und setzen würzig-aromatische Akzente – alles in BioQualität! € 2,90

KOHL

GRANATAPFELSAFT 0,75 L Produzent:

VAN NAHMEN Köstlicher Bio-Granatapfelsaft von über 100 Jahre alten Bäumen. Bis zu 400 Kerne mit wertvollsten Nährstoffen kommen in eine Flasche. 100-prozentiger Muttersaft ohne Zucker oder Geschmackszusatz. Noten von schwarzem Tee, Pfeffer und Minze mit frischer Säure sowie feinem Gerbstoff. Am Gaumen angenehm trocken und leicht. € 9,50

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gen u s s

Koch-Porträt

Mraz & Söhne Markus Mraz geht seinen ganz eigenen Weg, ging er immer schon. Weshalb man bei ihm auch essen kann wie nirgendwo sonst. FOTOS: herbert lehmann TEXT: florian holzer

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Zwei Generationen, ein Programm: Markus Mraz’ Vater half ihm 1990 beim Start seines Restaurants „Mraz & Sohn“, genauso selbstverständlich sind Markus’ Söhne Manuel und Lukas mittlerweile Teil des Teams.

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Daniel Gebhardt De Koekkoek

s wäre absurd zu behaupten, alle österreichischen Köchinnen und Köche ­kochen das Gleiche. Dennoch gibt es natürlich gewisse Gemeinsamkeiten, die französische Küche, die Inspiration durch die regionale Tradition, Einflüsse der Gurus aus Frankreich, Spanien, Skandinavien, England. In diesem Rahmen bewegen sich eigentlich alle Chefs dieses Landes. Alle bis auf Markus Mraz. Markus Mraz legt nicht nur eine Küche vor, die erfrischend anders ist, seine ganze Philosophie ist es. Und sein Werdegang ebenso: Markus’ Vater, der Wirt des ­Mergenthalerstüberls in der Donaustadt, ließ seinem Sohn die Wahl, mit seinem Leben zu machen, was er wolle, und der Sohn wollte nur eines: kochen. 1985 übernahm der blutjunge Absolvent der Hotelfachschule zuerst ein Eisgeschäft im neunten Bezirk, in dem er abends selbst gemachte Antipasti anbot. Das nächste Lokal war etwas größer, hatte eine Küche, einen Schanigarten mit Kunstrasen – und lag in der schlechtesten Gegend, die es 1990 gab: Brigittenau, Sachsenpark, die Bronx von Wien. Der Anfang war hart, erinnert sich Markus Mraz, Mitte der 90er wurde er aber von der Presse entdeckt. Christoph Wagner sah in „Mraz & Sohn“ ein neues Steirereck, neues Publikum kam, fand die Off-Location cool, Mraz beeindruckte sie mit verspielter Tisch-Deko, mit

­ eniale Ferran Adrià da komponierte, zu g kopieren versuchte, sondern indem er – wie Adrià – alles bisher gewesene über Bord warf. Und unbelastet zu denken und zu kochen begann. Markus Mraz geht sogar so weit, dass er seine eigenen Kreationen wegwirft, „um bloß nicht in Versuchung zu kommen, immer nur das zu machen, was Erfolg hatte“.

im Blumentopf gebackenem Brot, mit Kreativ­küche, die mit Witz und Verblüffung arbei­tete. Fast so wie im „El Bulli“, das Mraz Ende der 90er zum ersten Mal besuchte und erkannte, dass da eine neue Zeit des Geschmacks angebrochen war. Aber eben nicht, indem er das, was der

Vor fünf Jahren baute er sein Restaurant nach eigenen Plänen in ein kühl-schlichtes Gourmet-Studio um, „er ist ­unser Designer, Küchenchef, Architekt und Baumeister“, lacht Sohn Manuel Mraz, Restaurantleiter und leidenschaftlicher Jazz-Musiker. Der andere Sohn, Lukas, war vier Jahre bejubelter Küchen­ chef der „Cordobar“ in Berlin, tourt augenblicklich mit dem kulinarischen Zukunftslabor „Gelinaz“ durch die Lande und plant, früher oder später wieder nach Wien zu kommen, vielleicht sogar ins Restaurant des Vaters. Das für Exzentriker zweifellos ein guter Platz ist. Wolfgang Zankl, einer der Wiener Protagonisten der „Bistronomy“-Bewegung, lernte im zweiten Bildungsweg bei ihm und auch derzeit hat Mraz einen „Lehrling“, der in Oberösterreich einen Betrieb mit 300 Mitarbeitern führt. Mraz zieht solche Leute an. Und profitiert gleichzeitig von ihnen, auch sie sind ein Teil der Einzigartigkeit dieses Restaurants. Mraz & Sohn 1200 Wien, Wallensteinstr. 59, Tel. 01/330 45 94, www.mrazundsohn.at

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genuss

Chicorée/Auster/Verbene Für die gedämpften Austern 4 Austern Zubereitung: Austern zwei Minuten dämpfen, danach auf Eis legen und aus der Schale lösen. Das Wasser in der Schale auffangen, aufbewahren. Den Muskel der Austern entfernen und den Rest der Muschel in Scheiben schneiden.

Chicorée Auster Verbene

Für das Verbenenöl 100 g Sonnenblumenöl 5 g getrocknete Verbene Zubereitung: Verbene im Trockenofen oder im Ofen (bei ca. 60 °C Heißluft im mit einem Kochlöffel leicht geöffneten Backrohr) trocknen. Öl mit getrockneter Verbene im Thermomix bei 100 °C schnell mixen (wenn keiner vorhanden ist, dann das Öl leicht erwärmen und schnell mit dem Stabmixer mixen). Öl durch ein Sieb gießen. Für die Verbene-Wiener-Marinade 100 g Essig 25 g Staubzucker 70 g Verbenenöl Austernwasser Zubereitung: Essig leicht erwärmen und restliche Zutaten gut vermischen. Für die Verbene-Mayonnaise 60 g Eigelb 5 g Limettensaft 6 g Senf 10 g japanische helle Sojasauce 100 g Verbenenöl Salz, Pfeffer Zubereitung: Eigelb mixen, dann nach und nach Verbenenöl hinzufügen und emulgieren. Restliche Zutaten hinzufügen und gut vermengen. Für den Chicorée 4 Stück jungen gelben Chicorée Zubereitung: Die einzelnen Blätter vom Strunk zupfen und wie einen Fächer auflegen (ca. 6 Blätter pro Portion). In der Mitte des Tellers einen Teil der Mayonnaise platzieren. Eine Auster nehmen und die Mayonnaise damit bedecken. Chicorée durch die Marinade ziehen und wie einen Fächer auf die Auster legen. Edles Wintergemüse, so puristisch wie nur irgend möglich – und doch so komplex: Die zarten Bitternoten des Chicorée, die sinnlichen Meeres-Aromen der Auster, die fruchtige Säure der VerbeneMayonnaise – ein idealer Partner für einen knackigen Terroir-Wein wie den Welsch­ riesling Neuland von Herbert Zillinger.

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gen u s s

Cacio e Pepe Cacio e Pepe Für das Champignon-Wasser 500 g Champignon Salz Zubereitung: Champignons in Scheiben schneiden, abwiegen und mit Salz (1,5 % des Gesamtgewichts) ­vermengen. Champignons vakuumieren und bei 95 °C eine Stunde im Wasserbad garen. Für die Cacio e Pepe 100 g Pecorino 140 g Butter 140 g Pilzwasser 0,1 g Xanthan 4 g schwarzer Pfeffer zerstoßen 4 Packungen Enoki (im Asialaden erhältlich) Zubreitung: Enoki auf einem Teller platzieren und folieren, dann bei 100 °C 2 Minuten dämpfen. Geschmol­ zene Butter, geriebenen Pecorino und Pilzwasser mit dem Pürierstab mischen, danach Xanthan hinzufügen und nochmals gut mit dem Pürierstab mixen. Zum Schluss gestoßenen ­Pfeffer ­hinzufügen. Sauce in der Mitte des Tellers positionieren und mit den gedämpften Enoki bedecken.

Cacio e Pepe, das ist eines der populärsten Pasta-Rezepte Roms, Pecorino, Pfeffer und Olivenöl befeuern dieses Traditionsrezept. Markus Mraz wandelt es ein bisschen ab, nimmt statt der Nudeln Enoki-Pilze und verleiht dem ­Ganzen eine unglaubliche Pilz-Intensität, angesichts derer man nur erstaunt „Umami“ sagen kann. Perfekter Wein dazu: Der hochgradig mineralische Vidonia von hundert­ jährigen Reben, die im Tuff-Gestein Teneriffas wurzeln.

VIDONIA | SUERTES DEL MARQUES € 35,– 94

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Apfel Schwein Kimchi y xyx y x

gen u s s

Apfel/Schwein/Kimchi Für das Kimchi-Pulver mit Granny Smith 1 kg Kimchi vom Chinakohl 4 Granny Smith Zubereitung: Kimchi in einem Trockenofen trocknen (oder im Rohr bei ungefähr 60 °C Heißluft, leicht geöffnet mit einem Kochlöffel, trocknen). Im ­Thermomix zu einem Pulver zermahlen (wenn nicht vor­handen, dann in einem Mörser ­zerstoßen) und sieben. Granny Smith halbieren und dünn schneiden. Die Scheiben mit Kimchistaub bestreuen. Für den Apfelsirup 1 l Weißwein 20 g Kombu-Algen 400 g Zucker Zubereitung: Weißwein aufkochen. Die Algen hinzufügen und bei 80 °C eine Stunde ziehen lassen, danach die Algen abseihen. Für den Apfel-Jus 1 l Schweinefond 3 Schalotten geschält ½ Karotte 1 Jungzwiebel ½ Zitrone (Zeste und Saft) 250 g Apfelsaft (frisch gepresst) 1 TL Kümmel 1 TL Koriandersamen 10 Pfefferkörner weiß 3 Stk. Piment 100 g Butter 150 g Mangalitzaschmalz Zubereitung: Schalotten, Karotte und Jungzwiebel grob schneiden und dunkelbraun rösten, danach die Gewürze hinzufügen und kurz mitrösten. Mit Schweinefond und Apfelsaft aufgießen und reduzieren. Jus abseihen, Butter und Schmalz hinzugeben und auf die gewünschte Konsistenz reduzieren. Für die getrockneten Äpfel 3 Braeburn-Äpfel Apfelsirup Zubereitung: Äpfel halbieren und dünn schneiden. Apfelsirup leicht erwärmen und die Apfelscheiben durch­ ziehen, danach im Trockenofen oder im Backrohr trocknen. Für das Schweinskarree Schweinskaree für 4 Personen Olivenöl Butter Salz, Pfeffer

Die Komplexität des Schweinefleischs. Markus Mraz liebt es, Schweinefleisch alle nur denkbaren Aromen zu entlocken, sei es durch Reifung, durch Kombination mit fermentiertem Gemüse oder durch Beigabe konzentrierter Fonds. Ein Glücks-Schwein sozusagen. Herrlich begleitet von einem der besonders burgundischen Rotweine Österreichs, dem Blaufränkisch „Ried Weinberg“ von Christoph Wachter.

BLAUFRÄNKISCH WEINBERG EISENBERG DAC RESERVE | WACHTER-WIESLER € 24,–

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Zubereitung: Karree salzen und pfeffern, in Olivenöl anbraten, dann zur Seite stellen und kurz ruhen lassen. Butter aufschäumen und Fleisch durchziehen. Schweinskarree portionieren und auf den Teller platzieren. Abwechselnd das Fleisch mit getrockneten Äpfeln und Kimchi-Äpfeln bedecken. Apfel-Jus vor dem Gast neben das Fleisch gießen.

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GENUSS

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Karamelleis Mohnbutter Karamelleis/Mohnbutter Für das Karamelleis 170 g Zucker 40 g Butter 0,75 l Milch 0,25 l Obers 70 g Glucose 100 g Magermilchpulver Zubereitung: Zucker karamellisieren, restliche Zutaten hinzufügen und aufkochen. Danach in einen Behälter füllen und gefrieren lassen (wenn vorhanden: Pacojet-Behälter). Vor dem Servieren pacojetieren – wenn Pacojet nicht vorhanden: halb auftauen lassen und mit dem Pürierstab mixen. Für die Mohnbutter 100 g braune, geschmolzene Butter 50 g Mohn gemahlen 20 g Staubzucker Salz Zubereitung: Alle Zutaten vermengen. Einen gefrorenen Teller verwenden, eine Nocke Eis am linken Rand platzieren und mit einer Palette zur rechten Seite verstreichen. Leicht salzen, vor dem Gast die Mohnbutter über das Eis träufeln.

Stracciatella alla Mraz: Milchig-­ cremige Süße mit knusprig splitternder ­Schokolade – es gibt kaum etwas Besseres. Außer vielleicht die Mraz-Interpretation des Themas, bei der Karamell die Vanille und Mohnbutter die Schokolade ersetzt. Genial. Vor allem, wenn Bründlmayers endlos aroma­ tische Riesling-Beerenauslese vom Heiligenstein noch mineralische Süß-Säure beisteuert.

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#WeAreMusical

L I FE ST Y L E

PASTA-SET Produzent:

ALESSI

Das Nudelsieb im Topf revolutionierte vor 30 Jahren den Markt und wurde oft kopiert. Aus Edelstahl, glänzend poliert, mit Magnetboden. Bei Haardt & Krüger, 1010 Wien, Schottengasse 3a, € 379,–

EXKLUS

ZESTENREIBE Produzent:

MICROPLANE Dank der rasiermesserscharfen Edelstahlklinge werden Lebensmittel geschnitten, nicht gerissen, und entfalten so ihre natürlichen Aromen. Ein echter Bestseller! Bei Haardt & Krüger ab € 25,90

IVE

CHAIRS

KÜCHEN-UTENSILIEN

Produzent:

BRAUN

Die Kaffee- und Gewürzmühle wird mit den leistungsstarken Spice+ Stabmixern mitgeliefert. Das gesamte Set zum Mixen, Schlagen, Mahlen und Pürieren gibt es je nach Ausführung ab € 99,99

CHIC

Cooking

Das Auge isst nicht nur mit, es will auch schon beim Kochen verwöhnt werden. Formschöne Produkte, mit denen man jede Küchenschlacht locker gewinnt.

© THE BODYGUARD (UK) LTD. Designed by DEWYNTERS

GEWÜRZMÜHLE

TEXT: KLAUS PETER VOLLMANN

KRÄUTERMESSER Produzent:

KENWOOD Modernes Design in Chili-Rot mit höchstem Anspruch an die Qualität. Der Toaster aus der kMix-Serie sorgt jeden Morgen für Appetit und gute Laune. € 99,99

KOCHLÖFFEL Produzent:

THECOOKINGSPOON Aus den Dauben alter Weinfässer handgeschnitzt, durchzogen von feinstem Aroma & made in Austria. Ein ebenso originelles wie nachhaltiges Produkt. € 95,–

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GRILL & MORE Produzent:

WEBER

Die bei Freunden der Freiluftküche beliebte Marke eröffnete im März einen Weber Original Store samt Grill Academy: 2345 Brunn am Gebirge, Wiener Straße 131 –133.

Produzent:

RÖSLE

Perfekt, um frische Kräuter präzise zu schneiden oder wiegend zu zerkleinern. Mit Spezialstahl-Klinge und Walnussholz-Griff. Bei Haardt & Krüger, € 39,95

WEIN & MUSICAL: MUSICALABEND SAMT WEINVERKOSTUNG

Florentina Klampferer, Florian Wieser, Hersteller & Anbieter

TOASTER

30.11.2018

MUSICAL-ERLEBNIS MIT GLAMOUR-FAKTOR AUS DEN ERSTEN REIHEN GEFÜHRTE WEINVERKOSTUNG MIT AMERIKANISCHEN WEINEN UND EINEM WEIN & CO SOMMELIER KULINARISCHE KÖSTLICHKEITEN

Alle Detailinfos & Tickets auf WEINCO. AT/EVENTS


g e n u s s

Wein & Käse

Die Hochzeit der

Giganten Wein und Käse, da kann man sehr viel richtig und auch eine ganze Menge falsch machen. Wir wählten einen absoluten Klassiker unter den Weinen aus und schauten, mit welchem Käse er sich gut versteht.

TEXT: florian holzer

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FOTO: herbert lehmann

s ist noch gar nicht so lange her, da dachte man wirklich, dass Käse und Rotwein eine gute Kombination seien. Hatte man irgendwie so gelernt, oder wenn nicht gelernt, dann in den alten Filmen gesehen. „Und es ist noch immer sehr in den Köpfen der Leute drinnen“, weiß Klaus Gassner, Spezialist sowohl für Wein als auch Käse, der seit ein paar Monaten gemeinsam mit der Käse-Sommelière Sarah Vobr das kleine Käse-Paradies „Edelschimmel“ in der Wiener Servitengasse führt. „Dabei geht das meistens ganz schwer zusammen“, erklärt die junge Käse-Fachfrau, „die Tannine machen die Ange­ legenheit schwierig, das wird sehr schnell kantig.“ Die beiden empfehlen zum Käse, egal zu welchem, daher am liebsten balancierte Weine, keine extrem schweren Rotweine, aber auch keine allzu extravaganten deutschen Rieslinge, „die Säure ist der entscheidende Punkt“, meint Sarah Vobr, „und zwar sowohl die des Weins als auch die des Käses.“ Quasi der Inbegriff der Balance ist jener Wein, den wir ins KäseRennen schickten, eine önologische Ikone der Thermenregion, ein Klassiker, wie es in Österreich nur wenige gibt: Zierfandler Ried Mandel-Höh, ein Wein von uralten Rebstöcken, die tief im kalkreichen Boden am Hang des Anningers wurzeln, extrem langsam ausgebaut, im großen, alten Holzfass gereift. 102

Genau der richtige Wein für einen Käse, der von seinem Charakter her nicht ganz unähnlich ist: einen Vorarlberger Bergkäse von Anton Sutterlüty, einem der derzeit interessantesten der mittlerweile vielen interessanten Käsemacher in Österreich. Er macht seinen Bergkäse nach uralter Methode, indem er die Abendmilch in sogenannte Gebsen – flache, offene Holzschüsseln von 60 cm Durchmesser – füllt, wo sie über Nacht reifen kann. Künstliche Käserei-Bakterien sind so nicht mehr notwendig, jeder dieser „Gebsenkäse“ ist ein individuelles Käse-Kunstwerk, lebendig und so roh, wie Rohmilch nur sein kann. Sogar das Lab-Ferment stellt Anton Sutterlüty selbst her, und dazu kommt, dass er seine Käse nicht nur extrem lange, sondern auch an einem ungewöhnlichen Ort reifen lässt: im Keller eines alten Hauses in der Wiener Innenstadt!

Zierfandler MANDEL-HÖH 2016 Weingut Stadlmann, Traiskirchen

Anton’s Ke:s (25 Monate) bei Edelschimmel, 1090 Wien, Servitengasse 5/7, www.edelschimmel.at

Wir probierten den Zierfandler 2016, bei dem sich eine milde Säure mit delikater, leicht exotisch anmutender Frucht und einer winzig kleinen, dezenten Süße wunderbar die Waage hält, sowohl zum 32 Monate alten Käse vom Spätsommer 2015 (der erste, der im Wiener Stadtkeller reifte) als auch zum 25 Monate alten Bergkäse vom Mai 2016. Und wo sich der etwas ältere Käse gegen eine harmonische Verbindung zu wehren schien, verschmolz der wunderbare 25-monatige mit seiner zart-sandigen Konsistenz geradezu mit dem Zierfandler, die exotischen Fruchtaromen traten deutlicher zutage, das Salz, die karamelligen Milch-Aromen des reifen Käses gingen sozusagen eine aromatische Symbiose ein, eine perfekte Harmonie. „Das ist ein Erlebnis“, bestätigte auch Sarah Vobr, „zwei Individualisten, die zusammengefunden haben.“

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GEN U S S PENNE RIGATE BIOLOGICO 500 g

SUGO ROSSO AL TARTUFO 180 g

Produzent:

ZACCAGNI Die Penne Rigate werden aus 100 % biologischem Hartweizengrieß hergestellt. Das Geheimnis dieser köstlich schmeckenden Nudel liegt im hochqualitativen Korn und dem reinen Wasser aus der Majella-Gebirgsquelle. Ideal für Käse- oder Sahnesaucen. € 4,90

Produzent:

LIVE

Trüffel mit Tomatensauce ist eine Mischung, die sich hervorragend für sinnlich-betörende Pastagerichte eignet. Tagliatelle schnell gekocht und mit Sugo vermischt – basta. € 9,50

PASTA ALIMENTARI

Was wäre die Welt ohne Pasta mit Sugo? Die Kombination erinnert an eine perfekte Symbiose. Denn Penne, Linguette oder klassische Spaghetti sind nur so gut wie die italienischen Saucen, die man zu ihnen isst.

FILINI 250 g

LINGUETTE STESI A MANO 250 g Produzent:

RUSTICHELLA Handgemachte Pasta von mittlerer Stärke. Benötigt nur 2 bis 3 Minuten Kochzeit, für rasche Nudelgerichte in höchster Qualität. € 8,20

&SUGI

Produzent:

LA PASTA DI ALDO

SUGO AUDACE MIT CHILI 280 g Produzent:

ITALIANAVERA Audace – die Mutige. Weil dieses Sugo den Geschmack reifer Tomaten mit fein geschnittenen scharfen Chilis vereint und mit Olivenöl und Knoblauch zubereitet wird. € 7,20

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Produzent:

RUSTICHELLA Dieses herrliche Sugo aus Tomaten, Speck und Pecorino ist ein Klassiker der italienischen Küche, stammt ursprünglich aus dem Latium und wird traditionell mit Bucatini genossen! € 6,90

SUGO CON SALSICCIA 200 g

BUCATINI 500 g Produzent:

Produzent:

RUSTICHELLA

Die typische italienische Salsiccia – eine würzige Wurst aus Schweinefleisch – ergibt mit feinsten Zutaten ein köstlichrustikales Sugo. Perfekt zu Pasta, Polenta oder als Pizzasauce! € 7,20

Bucatini kann man am besten als dicke Spaghetti beschreiben, die innen hohl sind. Dadurch wird das Sugo optimal aufgesogen. Am besten gemeinsam mit Sugo all’amatriciana genießen! € 4,90

AMERIGO

iStock by Getty Images

Filini sind dünne Nudeln, die sich hervorragend für cremige Pasta eignen. Wie alle Produkte von La Pasta di Aldo sind auch die Filini mit einer eigens abgestimmten Weizengrießsorte gefertigt und schmecken köstlich. € 7,50

SUGO ALL’AMATRICIANA 270 g

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GENUSS

Gaumenfreude

BY CASINO WIEN

Casino nt ra Restau

0 von 17.0 Täglich 0 Uhr bis 24.0

ES MUSS NICHT IMMER AQUARIUM UND GOLDENER DRACHE SEIN: Das wunderbare, kleine Restaurant von Joseph Kiang und Li Chen bietet zwar hochgradig spannende China-Küche mit Streetfood-Aspekten, tendiert optisch aber in Richtung kühles, skandinavisches Design.

LIEBLINGSLOKAL

DIE CHINESISCHE WEINBAR Von einem Routinier, der nach langer Zeit im Fernen Osten wieder nach Wien kam und hier zeigt, wie gut China schmecken kann. Vor allem mit dem richtigen Wein dazu. TEXT: FLORIAN HOLZER

DIE NÄCHSTE NACHRICHT war sogar noch besser: Im Herbst 2015 bezog er ein immer noch kleines Lokal im malerischen Servitenviertel, das seiner Frau und ihm mehr Platz zum Kochen und den Gästen (ein bisschen) mehr Platz zum Sitzen gab. Mit klassischer Chinarestaurant-Anmutung hat das hier übrigens nichts zu tun: Die warmen und kalten Kleingerichte erinnern 106

fast ein bisschen an spanische Tapas – und man sollte keines von ihnen auslassen: nicht das chinesische Fladenbrot mit Lardo und Grammeln, nicht den lauwarmen Melanzanisalat, nicht die knusprigen Hühnerflügel, nicht die flaumigen Brötchen mit geschmortem Schweinebauch und natürlich nicht Schweineohrensalat, geschmorte Hühnerherzen und den vielleicht besten Mapo Tofu der Stadt. Wenn man in einer größeren Gruppe kommt, ist das machbar. Und dann kann man sich auch auf seriöse Weise der Weinkarte widmen, die nämlich Großartiges aus Österreich, Frankreich und Spanien gelistet hat, reife Weine, Natural Wines, Weine von Frauen, Powerweine und solche, die immer gut zur asiatischen Küche passen. Okay, es geht sich mit einem Mal nicht aus, man muss öfter kommen … KIANG WINE & DINE 1090 Wien, Grünentorgasse 19, Tel. 0664/515 36 33, Di. – Sa. 17 – 24 Uhr, www.kiangwine-dine.com

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Stefan Joham

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s war eine gute Nachricht, als sich herumsprach, dass Joseph Kiang wieder da ist. Neun Jahre hatte er in Peking mit seiner Frau Li Chen ein „westliches“ geführt und fand es 2013 an der Zeit, wieder nach Wien zurückzukommen. Diesmal – Joseph Kiang leitete in den 90er Jahren ein großes Designer-Lokal – wollte er was Kleines, und was er fand, war sogar sehr klein: eine winzige Bar mit aufblasbarem Mobiliar am Yppenplatz, in der er für fantastisches China-Streetfood mit toller Weinbegleitung sorgte.

Im Casino Restaurant Wien überraschen wir Sie mit Genussmomenten auf höchs höchstem Niveau - und das auch zu späterer Stunde! Es erwartet Sie ein fantastisches Dinner in besonderer Atmosphäre. Und für die extra Portion Erlebnis liegt nichts Vektorisierter näher Schriftzug: als nach den Gaumenfreuden ein kleines Spielchen zu wagen - wie Sie wollen, nichts muss aber alles kann. Serviceline: +43 (0)1 512 48 36 wien.casinos.at 18+ #casinowien facebook.com/wien.casinos.at instagram.com/casinowien


r e i s e Dem Himmel ganz nah: Die auf 2.200 Höhenmetern gelegene Gergetier Dreifaltigkeitskirche gehört zu den Wahrzeichen Georgiens.

wiege des weins

Wie Gott in Georgien … Glaubt man den Georgiern, dann ist Gottes himmlischer Wohnsitz im Grunde nur ein luftiges Ausweichquartier. Ein Ort in 1-b-Lage. Oder ein Fall von zweiter Wahl nach einem erstklassigen Weinrausch. Viel lieber hätte der Allmächtige sein Paradies nämlich auf Erden aufgeschlagen – und zwar genau dort, wo heute die Georgier leben: zwischen ihren geliebten Kaukasusgipfeln und den Stränden am Schwarzen Meer.

Getty Images

TEXT: jörg bertram

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W eiN

W eiN Die armenische St.Georgs-Kathedrale mit ihrem markanten grünen Turm wurde im 13. Jahrhundert erbaut – ihre Besichtigung ist ein Muss bei einem Altstadtbesuch in Tiflis.

Blick in einen traditionellen georgischen Weinkeller.

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Südliches Flair in den Straßen von Tiflis.

Für das Musiktheater und die Ausstellungshalle im Tbilisi Rike Park zeichnete der italienische Architekt Massimiliano Fuksas verantwortlich. Kartlis Deda – die „Mutter Georgiens“ – kennt nur Freund oder Feind. Für den einen hält sie eine Schale Wein, für den anderen das Schwert bereit.

Traditionsverbunden und trendbewusst zugleich: Georgiens junge Bevölkerung gibt im Land den Ton an.

Unaussprechlich gut: Beim kerzenförmigen Tschurtschchela handelt es sich um Walnüsse, die mit einer TraubensaftKuvertüre überzogen werden.

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arum es anders kam? Nun, als es damals darum ging, den Völkern ihre Territorien zuzuteilen, da waren die Georgier ein bisschen spät dran und alle Fleckchen Erde bereits vergeben – bis auf Georgien eben, das sich der Herr jedoch schon selbst als Ruhesitz vorreserviert hatte. Ein paar Gläser vom mitgebrachten georgischen Wein sollen ihn im Laufe der Verhandlungen aber dann doch dazu bewogen haben, eine Etage höher zu ziehen und den Georgiern das Land und die Rebstöcke zu überlassen … Ob’s stimmt? Hm, Zweifel an dieser allzu gern erzählten und nach ein paar Tagen im Land auch allzu oft gehörten Geschichte bleiben – so wie übrigens auch an der Story vom Goldenen Vlies, das Iason und die Argonauten angeblich nicht weit von einem weingefüllten Brunnen gefunden haben sollen. Wo? Natürlich auch in Georgien … Fest steht aber, dass – Gott hin und alte Griechen her – die Wiege des Weinbaus tatsächlich in dem kleinen Land mit der großen Geschichte steht. Glauben Sie nicht? Dann starten Sie Ihre Tour durch dieses an Wundern volle und an Mythen reiche Land doch am besten in der Hauptstadt Tiflis, wo Sie die schon von weitem gut sichtbare „Mutter Georgiens“ mit einem Schwert in der einen und einer Schale Wein in der anderen Hand

Batumi – Georgiens SommerfrischeStadt am Schwarzen Meer.

begrüßen wird. Wie kaum ein anderes Monument repräsentiert die auf einem Hügel erbaute 20 Meter hohe Aluminiumstatue das Selbstverständnis der Georgier: Kommst du als Feind, dann werden wir uns schon zu wehren wissen. Kommst du jedoch als Freund, dann sei unser Gast und stoß mit uns an … Was uns auch wieder zum Wein und seiner Geschichte zurückbringt: Im Nationalmuseum von Tiflis lassen sich Tonscherben aus dem 6. Jahrtausend vor Christus bewundern, die einst zusammen mit Traubenkernen gefunden wurden – noch ältere Beweise für die Weinherstellung hat man bislang nirgendwo sonst auf der Welt gefunden. Qvevris heißen die hauchzarten, handgetöpferten und mit einer klebrigen Schicht Bienenwachs bestrichenen Amphoren, die auch heute noch genauso ausschauen wie vor 8.000 Jahren. In ihnen lagern jeweils nicht nur bis zu 2.000 Liter vergorener Traubensaft, sondern liegen auch der internationale Erfolg und die Zukunft des heimischen Weins begründet. Denn spätestens seit dem Aufkommen der NaturalWines-Bewegung schwappen immer mehr weiße und rote Qvevri-Weine, die im Glas wie flüssiger Bernstein oder samtschwarze 111


r e i s e

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Tinte ausschauen, über die Landesgrenzen hinweg in die Keller und Kehlen von Weinkennern aus aller Welt. Etwas mehr als 80 Kilometer – und nicht weniger als doppelt so viele Schlaglöcher und Kühe auf der Straße – trennen Tiflis von Kachetien, Georgiens ältester Weinregion. In einer breiten und trockenen Ebene gelegen, haben sich hier etwa 80 Prozent der Weinbauern des Landes angesiedelt. Einer, bei dem sich der Besuch lohnt, ist Sulkhan Gulashvili. Im Dörfchen Kardanakhi betreiben er und seine Familie ein kleines Weingut mit Gasthaus. Wobei „zelebrieren“ eigentlich das passendere

Köstliche Chinkali: Die mit Fleisch oder Käse gefüllten Teigtaschen sind das Leibgericht vieler Georgier. Aussichtsreich und bilderbuchschön: das Vorzeigedörfchen Sighnaghi in Kachetien.

Wort wäre. Denn, wenn Sulkhan und die Seinigen Zeit, Lust und Laune haben, dann wird das Öffnen einer neuen Qvevri ganz besonders festlich begangen – in traditionellen Gewändern, mit volkstümlichen Gesängen und jeder Menge Köstlichkeiten, wie etwa hackfleischgefüllten Teigtaschen oder einem Hammeleintopf mit Auberginen. Ist der Wein gut, hat man schließlich tatsächlich allen Grund zum Feiern. Ist er schlecht, dann kann man sich wenigstens am Drumherum freuen. Und sollte die Qvevri während der Vinifizierung gesprungen und teilweise ausgelaufen sein, dann ist das auch nicht so schlimm: „Die Ahnen wollten sich halt einen guten Schluck genehmigen. Wer könnte ihnen das schon verübeln?“ Sulkhan sicher nicht! Also, hoch die Gläser, Prost und Gagimardschos! Als Basislager für Ausflüge und Weinwanderungen durch Kachetien bietet sich das ca. 20 Autominuten von Kardanakhi entfernte Vorzeigedörfchen Sighnaghi an. Auf einem Hügel gelegen und mit einem Traumblick auf schneeweiße Berge und sattgrüne Ebenen ausgestattet, gehört es zu den aussichtsreichsten Orten des ganzen Landes. Und zu den schönsten. Dafür sorgen die mächtigen Stadtmauern ebenso wie die kopfsteingepflasterten Gassen oder die kunstvoll verzierten Balkone vor den Häusern. Ein Bild, beinah

Der Black Rock Lake im LagodechiNationalpark liegt fast direkt an der Grenze zu Dagestan (oben). Nicht nur Wein, sondern auch Kunsthandwerk wird in Georgien vielerorts noch ganz traditionell hergestellt.

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wie aus Bella Italia – nur dass es bis zum Meer etwa 450 km sind. Wer hier trotzdem einmal untertauchen möchte, pilgert am besten zum nahe gelegenen Frauenkloster Bodbe, einem Ort, der den meisten Georgiern heilig ist und den es gilt, mindestens einmal im Leben zu besuchen. Im Badehaus der klostereigenen Sankt-Nino-Quelle soll schon so mancher nach kürzester Zeit geheilt aus dem Wasser gesprungen sein – was allerdings auch an den eisigen Temperaturen liegen könnte … Noch ein Stückchen weiter in Richtung Osten befindet sich der ca. 250 km2 große Lagodechi-Nationalpark – ein einzigartiges Naturschutzgebiet mit tiefen Wäldern, glitzernden Gletscherseen und beeindruckenden Flusstälern, das man am besten per Pferd und auf jeden Fall mit Führer erkunden sollte. Wegen der Braunbären. Und weil die Natur hier zwar grenzenlos erscheint, in Wahrheit aber

direkt an die Staatsgebiete von Dagestan im Norden und Aserbaidschan im Osten stößt. Ortswechsel: Sechs Stunden weiter westlich, am anderen Ende Georgiens, geht es in Batumi eher mediterran und quirlig als alpin und himmlisch ruhig zu. Am Schwarzmeerstrand der zweitgrößten Stadt des Landes feiern die Einheimischen gemeinsam mit Wochenendausflüglern aus Russland und der Türkei sowie Backpackern aus allen Teilen der Welt viel lieber rauschende Technopartys als einsame Gipfelsiege … Mythos und Moderne, Ost und West, Europa und Asien, schneebedeckte Berge und palmengesäumte Strände, junger Wein und alte Amphoren: All das ist Georgien – das Land voller Gegensätze und das Paradies auf Erden. Gott sei Dank!

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Tipps & Infos Georgien im Überblick

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it seinen 69.700 km2 Fläche und rund 3,7 Millionen Einwohnern ist Georgien etwa so groß wie Irland. Die Hauptstadt Tiflis (­Tbilisi) ist das kulturelle wie wirtschaftliche Zentrum. Die Einreise ist für EU-Bürger visumsfrei möglich. Nonstop-Flugverbindungen gibt es u. a. ab Wien, Frankfurt und München.

Im Sommer kann es in Tiflis und am Schwarzen Meer sehr heiß und feucht werden. Die besten Reisezeiten sind daher Frühjahr und vor allem Herbst, wenn man bei den vielen Weinfesten dabei sein kann. Wer sich keiner geführten Tour anschließen möchte, kann das Land problemlos auf eigene Faust mit Bahn, Bus, (Sammel-)Taxi oder Mietwagen bereisen. Die Straßen sind zwar häufig in einem

Kachetien Kachetien (Kakheti Region) gilt als das größte Weinanbaugebiet Georgiens. Der Besuch lohnt vor allem im September, wenn in den ­Dörfern anlässlich der Weinlese die traditionellen Rtweli-Feste gefeiert werden. Spezialanbieter wie www.georgia-insight.eu, www.evaneos.de oder www.azimut-travel.de haben eigene Weinreisen mit Führungen, Degustationen usw. im Programm.

sehr schlechten Zustand und außerdem der erklärte Lieblingsaufenthaltsort der vielen frei laufenden Kühe, jedoch problemlos passierbar. Tipp: Ob Tagesausflug oder einwöchige Rundreise – die Angebote der lokalen Reiseveranstalter sind zumeist gut und günstig. Direkt vor Ort buchen lohnt sich also, vor allem, wenn man auf eine deutschsprachige Reiseleitung verzichten kann.

Hotels

Restaurants

Kabadoni Hübsches Haus mit 21 Zimmern im Ortszentrum von Sighnaghi mit Pool und Sauna. www.kabadoni.ge

Pheasant’s Tears Im Pheasant’s Tears von US-Künstler John Wurdeman kann man sowohl e ­ rstklassige Weine verkosten und kaufen als auch ­exzellent speisen. Sehens- und erlebenswert ist auch das Ambiente. Tel. +995/(0)355/23 15 56

Nunu Kardenachlischwili Ewas außerhalb gelegenes Weinhaus mit hervorragender Küche. Unbedingt ein Glas vom roten Saperavi bestellen und dazu die auf getrocknetem Weinrebenreisig gegrillten Fleischspieße probieren. Die hausgemachte Marmelade aus roten Melonenschalen kann man übrigens auch gleich im Glas kaufen. Tel. +995/(0)599/56 10 31

Tiflis Hotel

Hotel

Restaurant

Rooms Hotel Tbilisi Ein Hauch von angesagtem Loft-Chic weht durch die Räume dieses sehr gemütlichen Design-Hotels mit gutem Restaurant. www.roomshotel.com

Vinotel Kleines Boutique-Hotel mit charmantem Interior, in dem sich alles um das Thema Wein dreht. Der hauseigene Sommelier bietet regelmäßig Degustationen und Kellerbesuche an. www.vinotel.ge

Café Littera Chefköchin Tekuna Gachechiladze gehört zu den Pionieren in Sachen neue georgische Küche. Ihre feinen Gerichte aus saisonalen und regionalen Zutaten werden im Sommer im hübschen Restaurantgarten serviert. www.facebook.com/cafelittera/

Hotel Brigitte Ebenfalls in Sighnaghi gelegenes Hotel mit gehobener Ausstattung und einem schönen Garten mit Panoramablick. Zum Haus gehört auch ein kleines Weinmuseum. www.brigitte.ge

Weinkeller­ besichtigungen Grundsätzlich wird Sie wohl jeder Winzer gerne zu einer kleinen Führung und Verkostung in seinen Keller bitten – gelten die Georgier doch als ganz besonders gastfreundlich. Wer es jedoch ein bisschen professioneller mag, ist bei diesen beiden Adressen gut aufgehoben: www.schuchmann-wines.com www.twinsoldcellar.ge

Extra-Tipp in der nördlichen Kaukasus-Region: Etwa zwei Stunden von Tiflis befindet sich das Rooms Hotel Kazbegi inmitten einer spektakulären Bergwelt. Das Panorama ist ebenso atemberaubend wie das stilvolle Ambiente. Und wer will, kann von hier aus sogar zum Heli-Skiing starten. www.roomshotels.com/kazbegi

LagodechiNationalpark Das Visitors Center erreicht man unter Tel. +995/(0)557/10 18 90 oder unter shalvashvili@apa.gov.ge

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DER

r reei i ss ee

Reisetagebuch Georgien Eine Reise durch das Land der wilden Amphoren

OUTBACK HAT DAS AUTO IM TOTEN WINKEL

TeXT: berNHarD HLaVICKa

Neuesten Ausgrabungen zufolge ist unbestreitbar, dass die ersten Weine vor ungefähr 8.000 Jahren in Georgien erzeugt wurden. Die uralte Technik, der Ausbau in Ton-Amphoren, erlebt heute ein revival. Zahlreiche neue Weingüter zeigen die modernen interpretationen. eine spannende Zeitreise.

GESEHEN.

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eit 2002 betreibt Kakha Tchotiashvili sein beeindruckendes Weingut. Er verarbeitet alle seine Weine in Amphoren und beschriftet seine Etiketten einzeln und händisch. Zum Glück verfügt er über eine leserliche Handschrift. Seine Frau unterstützt ihn dabei tatkräftig. Sein Weingut liegt in Telawi, der Hauptstadt Kachetiens. „Hier, im inneren Kachetiens, entstehen traditionell die besten Weine“, erklärt uns Kakha. Die Seehöhe von 700 Metern und das warme Mikroklima erzeugen ein ideales Umfeld für die alten Rebsorten. Am Horizont kann man die schneebedeckten Berge gut erkennen. Von dort strömt ein erfrischend kühler Wind, der sich ausgezeichnet auf die balancierten Säurewerte auswirkt. Kakha ist nicht umsonst der unumstrittene Star der georgischen Weinszene. Er versteht es, mit der uralten Qvevri-Methode das Beste aus den Rebsorten herauszuholen, und fabriziert wahnsinnig tiefsinnige, wuchtige, aber gleichzeitig feinsinnige und vielschichtige Wein-Monumente.

QVeVri saperaVi rcHeuli Produzent:

QVeVri rKatsiteli reserVe Produzent:

TCHOTiAsHViLi

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Die alte Rebsorte Saperavi zeigt hier, was sie kann: wunderbar saftiger Rotwein aus der Amphore von einem der besten Weingüter Georgiens. € 39,–

Furioser Wein aus der Amphore. Rkatsiteli ist die vorherrschende Rebsorte Georgiens, die speziell im AmphorenAusbau ihr ganzes Potenzial zeigt. Opulent und vielschichtig. € 49,–

Kraftstoffverbrauch: 7,3 l/100 km, CO2-Emission: 166 g/km

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CHÂteaU mUKHraNI ALTES SCHLOSS IN NEUEM GLANZ

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CHÂTeAU MUKHrANi Bernsteinfarben schimmert der Mtsvane im Glas und verströmt einen würzigen, vielfältigen Duft. Ein Wein voll Saft und Kraft mit einer guten Portion Tannin, der für viel Frische und Struktur sorgt. € 16,90

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s war einmal ein Prinz. Der Prinz von Mukhrani entstammt einer Dynastie, die bis ins 15. Jahrhundert zurückgeht und lange als Herrscher Georgiens die Region beschützte. Mitte des 19. Jahrhunderts reiste Prinz Ivane Mukhranbatoni nach Frankreich und importierte von dort moderne Weinbautechniken. Das Weingut Château Mukhrani war geboren und erlangte rasch Weltruhm. Das kleine Dorf Mukhrani liegt im Nordwesten von Tiflis inmitten einer hügeligen, leicht bewaldeten Landschaft. 2002 übernahm der Schwede Frederik Paulsen das Unternehmen. (Zu seinem Reich gehört inzwischen auch die Sektkellerei Schlumberger.) Seither wurde modernisiert und alles auf den letzten Stand gebracht. Ziel ist es natürlich, die Nummer eins in Georgien zu werden. Ein junger, dynamischer Winemaker, Patrick Honnef, der in Deutschland und Bordeaux lernte, sorgt für zusätzlichen Wind. Unter der Etikette „Château saperaVi Mukhrani“ finden sich hervorProduzent: ragende, klassisch ausgebaute QVeVri DrY Weine aus den regionalen RebAMBer sorten. Frederik Paulsen besitzt Ein saftiger Saauch noch ein zweites Weingut peravi, tiefdunkel in Telavien, welches unter der und würzig. Der Linie „Tamada“ ausgezeichnete Ausbau in der Amphore verleiht Amphorenweine herstellt. Die dem Wein ein Etiketten zeigen ein Bild des besonders feinberühmtesten georgischen körniges Tannin. Künstlers, Niko Pirosmani. € 25,–

e Produzent:

MANAVeLi Der Ausbau in der Amphore, die hier Qvevri heißt, erfolgt mit Schalen und Traubenkernen. Das Ergebnis: ein sehr feiner, kraftvoller, durchdringender Orange Wine, der aufzeigt, wozu georgischer Wein fähig ist! € 39,–

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rst 2014 wurde das Weingut fertiggestellt, erklärt die etwas gehetzt wirkende Tika Chikladze. Die dunkelhaarige Mittdreißigerin ist hier die Chefin. Beim Errichten des Weinguts war ihr zwar der Vater eine große Hilfe, aber der Betrieb ist ihre Sache. Ihre Rebstöcke liegen ausschließlich im Naturschutzgebiet Manavi im westlichen Kachetien. Tika setzt auf Amphorenausbau, hat aber auch ein paar Barrique-Fässer im Keller. Die Amphoren liegen hier unter einem hellblauen Epoxy-Boden. Am Rand reihen sich die Barriques auf. Sie tüftelt gerne an der idealen Kombination, um eine feinere Tanninstruktur herauszuarbeiten. „Grundsätzlich“, erklärt sie, „vergären und lagern die Weine sechs Monate auf der Maische in der Amphore. Danach kommen sie fallweise noch ins Eichenfass, je nach Bedarf.“ So kann sie die ideale Balance generieren. Ihre Weine strahlen einen urtümlichen, weichen Charakter aus. Von Manaveli wird man noch viel hören.

eorgi Muchidze erbte die Weingärten seines Großvaters. Lange wollte sich niemand um den Wein kümmern. Mit zwei Freunden, die ebenfalls gut gelegene Weingärten hauptsächlich in der hoch angesehenen Manavi AOC von ihren Großvätern erbten, tat sich Georgi zusammen. Die alten Weingärten mit moderner Technik zu kombinieren, lautete der Plan. Die Weingärten wirken so natürlich und sind mit vielfältiger Pflanzenwelt durchwachsen, wie es sich Winzer im Westen nur wünschen könnten. Im Keller finden sich hier auch blitzblanke Stahltanks. Aber natürlich widmen sie sich intensiv der Amphoren-Technik. Immerhin heißt das Weingut sogar „Cradle of Wine“ in Anspielung an die Wiege des Weinbaus. 2013 kamen ihre ersten Weine auf den Markt und eroberten sogleich die Herzen der Kenner in der ganzen Welt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Weine strahlen eine gewisse Klarheit aus, die nicht oft in den teilweise wilden Weinen Georgiens zu finden ist.

QVeVri MtsVane Produzent:

CrADLe OF WiNe Mtsvane heißt übersetzt der Grüne. Der Amphorenwein aus der Wiege des Weinbaus ist aber mehr orange bzw. bernsteinfarben. Dicht, kraftvoll mit saftiger Säure. Großartiger Orange Wine. € 35,–

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maNaVeLI NEUES HAUS MIT ALTER TECHNIK

QVeVri rKatsiteli preMiuM

CraDLe OF WINe g-WINe DREI ENKELSÖHNE ALS SHOOTINGSTARS

Qvevri Qvevri ist das georgische wort für Amphore. das traditionelle Tongefäß zur Produktion und Lagerung von weinen wird seit 8.000 Jahren in georgien erzeugt. 2013 wurde es zum UnesCO weltkulturerbe erhoben. die Kunst der Qvevrierzeugung wird nur noch von fünf Betrieben fortgeführt. es ist ein handwerklicher Prozess, der sich pro Amphore über 7 bis 10 Tage zieht. Anschließend wird die Qvevri bei bis zu 1.200 grad gebrannt und danach langsam abgekühlt. Qvevris werden im weingut in der Regel im Boden vergraben, manchmal in speziellen weinkellern, manchmal aber auch direkt im weingarten. die Amphoren werden nach der gärung mit Platten verschlossen und versiegelt.

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IN DIE U-BAHN EINSTEIGEN UND AUS DEM ALLTAG AUSSTEIGEN.

mONaSterY WINeS – KHareba PIONIER UND VORREITER

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ber 1.000 Hektar Land verfügt das große Weingut Khareba. Die Weingärten liegen in Imeretien im westlichen Georgien und in Kachetien im hügeligen Gebiet im Osten des Landes. Das geschichtsträchtige Weingut produziert bereits seit 1957 hier die gefragten Weine und war eines der ersten, das weltweit exportierte. Hier wird eine riesige Anzahl von Weinen produziert. Uns interessiert jedoch nur die MonasterySerie, die nach alter Methode in Amphoren ausgebaute Weine ergibt. Winemaker Vasil Tskipurishvili erklärt, worauf es beim Amphorenausbau ankommt. Sauberkeit der Trauben ist extrem wichtig. Das erkennt man auch in seinem Keller. Dadurch, dass die Amphoren vergraben sind und die Öffnungen mit Ziegelsteinen eingefasst werden, ergibt sich ein aufgeräumtes Gesamtbild. Der Boden glänzt. Die Weine werden mit den Beerenhäuten in den Amphoren vergoren und dürfen sich dort über mehrere Monate entfalten. Das Aromenfeuerwerk gibt ihm recht. Im Ergebnis hat er Amphorenweine, die ein sensationelles PreisLeistungs-Verhältnis bieten.

QVeVri KraKHuna Produzent:

MONAsTerY WiNes Krakhuna ist eine heimische Rebsorte aus Georgien, die durch Robustheit im Weingarten und ihre neutralen Aromen und Frische besticht. Durch den Ausbau in Amphoren bekommt der Wein Würzigkeit, Mineralität und Vielschichtigkeit. Der perfekte Wein für den Einstieg in das Thema Amphorenweine. € 19,50

QVeVri MtsVane Produzent:

MONAsTerY WiNes Bernsteinfarben schimmert der Mtsvane im Glas und verströmt einen würzigen, vielfältigen Duft. Ein Wein voll Saft und Kraft mit einer guten Portion Tannin, der für viel Frische und Struktur sorgt. € 19,50

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Rkatsiteli (mit stummem „R“) ist die wichtigste weißweinrebsorte uralten Ursprungs. sie ist spätreifend und sehr charaktervoll mit Aromen von steinobst, Äpfeln und Quitten. Mtsvane (mit stummem „M“) heißt übersetzt der grüne. die ebenfalls sehr alte sorte ergibt oft kraftvolle weine mit einem leichten Zitrusaroma. Als beste Rotweinsorte erweist sich saperavi. sie ergibt extrem dunkle, fast schwarze weine mit teilweise sehr hohem Tannin, aber auch wunderbarer saftigkeit und Aromen von Brombeeren und Maulbeeren. Alle drei sorten entwickeln sich in Amphoren zu intensiven, geschmeidigen weinen, die als Vorbilder für viele Orange wines und Amphorenweine auf der ganzen welt stehen. 120

GUTSCHEIN für einen exklusiven Wohlfühl-Tag • 2x 4 Stunden-Thermeneintritt mit Kästchen • 2x Leihbadetasche (mit Leihbadetuch, Leihbademantel, Badeschlapfen und Shampoo) • 2 Speisen aus der Vital-Karte im Thermenrestaurant • 15% Rabatt auf ein Treatment in der Thermenmassage • (telefonische Vereinbarung unter +43-1-68009-9611 mit dem Kennwort VinoCard erforderlich) Gutschein einmalig gültig für 2 Personen. Abgetrennten Gutschein und Ihre VinoCard von Wein & Co beim Check-in an der Thermenkassa vorzeigen. Gutschein beim Check-out abgeben. Einlösbar vom 06. April bis 30. September 2018. Nicht kumulierbar mit anderen Aktionen. Keine Barablöse.

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replay Auf den Shorts des italie­ nischen It-Labels blüht ein tropischer Garten. Trägt man leger zum Shirt am Strand oder abends mit Hemd an der Bar – und ganz Mutige auch in Kombi mit Blazer und Loafers ins Büro. € 119,–

Das angesagte Label aus L.A. setzt ganz auf New Romantic.

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Beim Italo-Label blühen heuer die Pflanzen und zwitschern die Vögel. € 450,–

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l i f e st y l e RIEDEL Veritas. Die maschinengefertigte Serie basiert auf der Erfahrung von drei Generationen. Die Gläser sind höher und größer als die übrigen maschinell gefertigten Gläser. Obwohl besonders dünnwandig geblasen, sind sie spülmaschinenfest und bruchsicher, somit perfekt für den Haushalt.

Dynastie der erfinder und entrepreneure

GLAS für

GLAS

Riedel. Der Name klingt wie Musik. Schließlich gehen die Anfänge der ­berühmten Glasmanufaktur bis ins Jahr 1756 zurück. Im gleichen Jahr wurde Mozart geboren und in Portugal das erste Weinbaugebiet registriert. TEXT: ursula scheidl

Riedel

Fatto a Mano. Die Produktlinie in sechs Formen mit sechs Stielfarben vereint kunst­ volles Handwerk von „gestern“ für den Stiel und die Bodenplatte mit präziser Maschi­ nentechnik von „heute“ für die Cupa.

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ie Tradition der Riedels als Glasmacher ist reich an berührenden Legenden und unglaublichen Erfolgsgeschichten. ­Johann Christoph R ­ iedel hatte als Glashändler Europa bereist, bevor sein Enkel Johann Leopold Riedel die erste Glashütte in Böhmen als freier Unternehmer gründete. 2013 übernahm Maximilian Riedel in elfter Generation das Unternehmen der Glasmacherdynastie, die sich nach der Vertreibung aus Nordböhmen 1955 in Tirol neu angesiedelt hatte – und damit ein gewaltiges Familienerbe. Riedel hat heute eine Exportrate von 97 Prozent und 127


l i f e st y l e gilt als absoluter Weltmarktführer bei funktionalen Weingläsern. Die Gruppe beschäftigt weltweit rund 1.000 Mitarbeiter. Konzerne wie Coca-Cola und Nespresso vertrauen auf die Expertise von Riedel. mut und Kreativität. Der Weg zum Erfolg war nicht immer einfach. Nach

dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie enteignet und musste praktisch wieder bei null anfangen. Walter Riedel war zehn Jahre in russischer Gefangenschaft, sein Sohn Claus sprang 1946 auf der Fahrt über den Brenner aus dem Gefangenenzug. Eine dramatische Wende für ihn und das Familienunternehmen. Unterstützt

Von Kufstein in die Welt. Die handgefertigten Gläser und Dekanter werden bis heute in der Tiroler Manu­ faktur fabriziert. Die Exportrate beträgt 97 Prozent. 2006 errichtete Riedel eine Glaspyramide mit einer aus 1.500 Gläsern kompo­ nierten Weltkugel als Symbol für den unerschöpflichen Erfindergeist.

vom Tiroler Industriellen Swarovski übernahm er 1956 mit seinem Vater die bankrotte „Tiroler Glashütte“. Claus Josef Riedel war ein großer Visionär und etablierte sich als Designer mit enormem künstlerischem Talent und viel Gefühl für Formen und Proportionen. Er gewann zahlreiche Preise für seine Kreationen, darunter die bahnbrechende Erfindung des funktionalen Weinglases. Er war der Erste in der Glasgeschichte, der das Zusammenspiel von Form, Größe und Mundranddurchmesser eines Glases für den optimierten Weingenuss bestimmen konnte. 1973 war die erste Gourmetglasserie der Welt geboren: „Sommeliers“.

gedrängt. Obwohl seine Mutter zur Geburt eigens nach Wien fuhr, weil sich die Hauptstadt als Geburtsort im Reisepass auf Geschäftsreisen besser macht. Seit er elf war, verbrachte Maximilian J. Riedel jedes Jahr einen Monat im Ausland, mit 16 kam er ins Internat. In seiner Jugend hatte er ein paar schwere Unfälle. Den ersten mit Claus J. Riedel erfand die ersten 14, als er einen Skiunfall nur knapp überhandgefertigten und lebte, trotzdem fährt er gerne Autorennen, mundgeblasenen Gläser mit dünn­ unter Anleitung von Experten. Weil ihn die wandigen Kelchen, Technik dahinter fasziniert, die Präzision, die heute unter dem die notwendig ist, um Perfektion zu erreiNamen „Sommeliers“ weltberühmt sind. chen. Ebenso wie bei seinen Gläsern. Der Reiz, Neues auszuprobieren und Grenzen auszuloten, steckt in ihm drinnen, ob im kreativen Bereich oder als Erfolgsmensch im Unter11. generation nehmen.

Internationalisierung. Sein Sohn Georg führte das Unternehmen zum internationalen Erfolg. 1986 präsentierte er eine weitere Innovation, die das Familienunternehmen endgültig in den Zenit der Glaskultur katapultierte: die erste auf Rebsorten abgestimmte Maschinenglas­ serie der Geschichte – „Vinum“. Seither gibt es kaum eine Hochzeitsliste, auf der nicht ein Riedel-Glas zur Grundausstat-

Maximilian J. ­Riedel ist seit 1997 im Unternehmen tätig. Acht Jahre war er CEO von Riedel Crystal of America, einem der wichtigsten Märkte des Familienunternehmens. Sein großes kreatives Talent zeigte sich erstmals 2004 in der Glasserie „O“ ohne Stiel, für die er unter anderen eine Auszeichnung vom Museum of Modern Art erhielt. Seit 2013 ist er Geschäftsführer der Tiroler Glashütte und der leitende Designer für Dekanter.

Riedel

tung gehört. Kein anderer Name der Branche wird derart mit stilvollem Weingenuss assoziiert. Seit 2004 gehören die Marken „Nachtmann“ und „Spiegelau“ ebenfalls zur Gruppe. Mit „Vinum“ ist es Riedel gelungen, die Philosophie des funktionalen Weinglases erschwinglich und damit weltweit auch bekannt zu machen. „Vinum“ wurde zur meistverkauften Glasserie aller Zeiten – trotz oder vielleicht auch wegen zahlreicher mehr oder weniger schlechter Kopien. Riedel bleibt eben Riedel. 128

Und das Innovationsrad bleibt auch in der elften Generation nicht stehen. Mit 28 Jahren präsentierte Maximilian J. Riedel die Glasserie „O“ – rebsortenspezifische Weingläser ohne Stiel. Sein Großvater war damals ein wenig enttäuscht, aber sie sollten zur erfolgreichsten neuen Kollektion in der Geschichte von Riedel werden. das Glasgen im blut. Seine ­Eltern haben ihn immer ermutigt, seinen eigenen Weg zu gehen, und ihn nie zu etwas

Von der Pike auf. Das Familienhandwerk erlernte er bereits mit zwölf von seinem Vater, Georg J. Riedel. Von ihm bekam er den nötigen Einblick in die Glasbläsertechnik und das Knowhow zur Leitung eines internationalen Unternehmens. Mit 23 Jahren zog er in die USA und übernahm das Management von Riedel Crystal of America. Er setzte auf Umstrukturierung und verlagerte die Firma von Long Island nach New Jersey. In kürzester Zeit konnte er die Verkaufszahlen des Unternehmens in den USA und Kanada mehr als vervierfachen und Nordamerika zum größten Exportmarkt für Riedel machen. In den USA genoss er das Leben, ging viel essen und knüpfte dabei wichtige Kontakte zur Gastronomie. Schließlich entwickelte er Glasserien für Restaurants, die auf deren Anforderungen abgestimmt waren. Nach fast 15 Jahren im Ausland kehrte Maximilian Riedel 2013 in die Heimat zurück und übernahm „mit Optimismus und Tatendrang“ die Geschäftsführung und Leitung der Tiroler Glashütte. Er modernisierte den Online-Markenauftritt und schuf den ersten Internetshop der Unternehmensgeschichte. Soziale Medien 129


l i f e st y l e sind für den bekennenden Social-MediaAfficionado ohnehin ein wichtiges Instrument der täglichen Kommunikation mit den Kunden. Er reist noch immer 150 Tage im Jahr und holt sich Ideen aus der ganzen Welt. In der Manufaktur in Kufstein arbeiten rund hundert Mitarbeiter, jedes Glas geht durch 22 Hände. Die Nachfrage nach den Unikaten ist groß. Zum 60-JahreJubiläum 2017 entwickelte Maximilian Riedel in Kufstein einen großzügigen Schauraum – „als Verbeugung vor den großen Leistungen meiner Familie, aber auch als Ideenlabor für zukünftige Designs“, beschreibt Maximilian J. Riedel seine Beweggründe. Die wellenförmigen Performance. Diese bahnbrechende Glas­ serie besitzt erstmals Kelche mit einem leichten optischen Effekt, der auch positive Auswirkun­ gen auf das Geschmackserlebnis hat.

Back to Basic. Riedel Dekanter sind zwar hoch funktional, aber für manche zu aufwendig in der Handhabung. „Margaux“ ermöglicht ein sanftes Dekantieren und interpretiert perfekt den heutigen Zeitgeist.

Glasvitrinen symbolisieren den Strom der Zeit, in dem die Entwicklung vom reinen Designerglas bis hin zum weltweit bahnbrechenden Konzept des funktionalen Weinglases in konsequenter Linie verlief. Design und Funktionalität. Der Jüngste in der Familiengeschichte darf sich über zahlreiche Auszeichnungen und Patente freuen. Neben der Funktionalität der Dekanter – Riedel kreierte etwa die Doppel-Dekantierfunktion, das bedeutet, der Wein wird sowohl beim Ein- als auch beim Ausschenken belüftet – sorgen vor allem die außergewöhnlichen Designs für weltweite Erfolge. Seit dem Dekanter „Eve“ ließ sich Maximilian Riedel für die Dekanter „Mamba“, „Black Mamba“ und „Green Mamba“ von seinem Geburtsjahr inspirieren, dem chinesischen Jahr der Schlange. Sie stellten bei ihrer

Markteinführung einen Rekord auf – sie waren 18 Mal schneller als jeder andere erhältliche Dekanter. „Mamba“ sicherte Maximilian Riedel nach dem Erfolg des O-Dekanters 2005 einen zweiten Good Design Award vom Chicago Athaeneum Museum of Architecture and Design. In diesem Jahr gibt es bereits zum zweiten Mal eine Kooperation mit der Elton John Aids Foundation. Riedel produziert die Sonderedition „Ayam Rainbow“ und spendet 25.000 Euro aus dem Verkaufserlös an die Foundation. Jeder der von Maximilian Riedel designten 75 Dekanter wird die Originalunterschrift von Sir Elton John tragen. Weingenuss lernen. Zusätzlich zu seiner Führungsrolle im Geschäfts- und Designbereich führt Maximilian Riedel vergleichende Verkostungen mit RiedelGläsern durch – sogenannte SensorikWorkshops. Über diese erreicht er jährlich mindestens 20.000 Verbraucher, die

Maximilian J. Riedel: „Für uns ist das glas das Instrument für den perfekten Genuss. Das Glas ist der Lautsprecher des Weins.“ dabei entdecken, welch entscheidenden Einfluss Form und Größe von Gläsern auf den Geschmack und den Geruch von Wein haben. Vor kurzem führte er mit burgenländischen Winzern auch ein Gläserworkshop zum Thema Blaufränkisch durch. Als Siegerglas wurde eindeutig „Veritas Old World Syrah“ gewählt. Riedel vertraut immer wieder auf die Meinung von Experten, wenn es darum geht, eine neue Glasform zu definieren. Riedel-glas für alle. Maximilian ­Riedel versucht die Marke ein wenig aus der Luxus-Ecke herauszuholen. Neben

dem kleinen Teil, der bei Riedel in Kufstein noch mundgeblasen wird, verkauft das Unternehmen maschinell gefertigte Gläser für das kleinere Budget. „Jeder soll sich ein Riedel-Glas leisten können.“ Die Konkurrenz auf dem Glasmarkt ist groß: österreichische, französische und deutsche Erzeuger, daneben Ikea und billige Ware aus China. Maximilian Riedel schätzt das Können seiner Mitarbeiter, die er teilweise seit Jahrzehnten kennt. Doch nur noch wenige Menschen beherrschen das Handwerk des Glasbläsers, die Nachwuchssuche ist mitunter schwierig. Der stets perfekt gekleidete Autoliebhaber weiß, was er seinem Namen schuldig ist: „Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir punkten mit innovativen Designs und Qualität. Der Name ­ Riedel verpflichtet, aber er ist keine Bürde, sondern macht mich stolz. Ans Scheitern denke ich nie. Das darf ein Unternehmer nicht.“ Warum auch, wenn man schon so viele Erfolge vorweisen kann?

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lifestyle

Auch der life Ball feiert heuer Geburtstag! WeiN & CO gratuliert dem Gianfranco Ferré gleichaltrigen Jubilar mit einem Rückblick auf 25 Jahre erfolg im Kampf gegen HiV/ Aids: Große stars, große emotionen und ein Maximum an solidarität.

2013 | da capo. Zum bereits zweiten Mal – nach 2005 – gestalteten Roberto und Eva Cavalli (M.) die Fashion-Show. Sie brachten u. a. Afef Jnifen (l.), Nieves Alvarez (3. v. r.), Tereza Maxová (2. v. r.) und Topmodel Karolina Kurková (r.) mit.

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2009 | golden girls. „Baywatch“-Ikone Pamela Anderson stolzierte samt Ghettoblaster über den Catwalk. Sängerin Sandra Pires gab sich im Rokoko-Kleid weit weniger freizügig.

25 JUBILÄUM

Jahre

LIFE BALL

ian ehm, Andreas tischler, laurent Ziegler

2014 | highlight. „Im Garten der Lüste“ lautete das Life-BallMotto des Jahres 2014. Spektakulärer Höhepunkt war die Fashion-Show von Designern und Top-Labels wie Jean Paul Gaultier, Vivienne Westwood, Lanvin, Etro oder Givenchy.

TEXT: KLAUS PETER VOLLMANN

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lifestyle

1996 | glamour. Modeschöpfer Paco Rabanne (r.) ließ es am Catwalk flirren. Amanda Lear gab das Motto des Abends aus: „Follow me!“ (l.).

Picturedesk, Getty Images, Hoffmann

A

ls Gery Keszler am 29. Mai 1993 zum ersten Life Ball lud, sollte dies zugleich auch der letzte sein, denn Europas größter Aids-Charity-Event war eigentlich als singuläres Ereignis geplant. Der damalige Bürgermeister Helmut Zilk hatte das Rathaus zur Verfügung gestellt und

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1998 | stars on stage. Mick Hucknall brachte mit seinem Superhit „Stars“ den Großen Festsaal zum Beben, Verona Feldbusch (Pooth) und Gedeon Burkhard führten Mode von Jean-Charles de Castelbajac vor (v. l. o. n. r. u.).

damit ein klares politisches Zeichen gegen Intoleranz und für Solidarität gesetzt. Designer Thierry Mugler, den Gery Keszler aus Paris kannte, gestaltete die FashionShow, bei der neben internationalen Topmodels auch zahlreiche heimische Prominente über den Laufsteg schritten. Erst der große Erfolg des ersten Events – schon damals ein rauschendes Kostümfest mit klarer Botschaft – und der Wunsch der

1996 | Sensation. HxVitemque volupta quatur? Um voloria spiciur? Us sed maximpe rnatet apidusam volorem qui conet pa velesXerovita non 1999 | slave to the rhythm. Grace Jones modelte und sang in der Wiener Hofburg.

Community nach einer Fortsetzung sorgten dafür, dass der Life Ball in Serie ging. Eine ganze Reihe von Organisationen, die sich der direkten Hilfe und der Bekämpfung von sozialem Aids verschrieben hatten, wären ohne die Zuwendungen des Life Balls nicht überlebensfähig gewesen. Zugleich konnte sich Wien als weltoffene Stadt präsentieren und seinem klassischen Image so eine moderne Facette hinzufügen.

Bernhard Fritsch, Fritz Novopacky, Elle Macchietto della Rossa, Michael Grinner, Andreas Tischler, Sarah Hopfer, Life Ball

1995 | hausherr. Bürgermeister Helmut Zilk öffnete das Rathaus für den Life Ball, den 1995 auch Niki Lauda (o. mit Zilk) und Dolores Schmidinger (l.) besuchten.

1993 | als alles begann. Uwe Kröger, Alexander Goebel, Debbie Harry und Alfons Haider (v. l.) in Feierlaune. Designer ­Thierry Mugler bestritt die ­allererste Fashion-Show.

1997 | brit-punk. FashionExzentrikerin Vivienne Westwood (o.) richtete die Modenschau aus, Weltstar Falco (r.) begeisterte mit seinem Auftritt im Rathaus.

2002 | master­ mind. Gery Keszler – Erfinder und Organisator des Life Balls – bei der Eröffnung auf der Bühne auf dem Wiener Rathausplatz.

2000 | oh boys. Die Publikumslieblinge Andreas Vitasek und Roman Rafreider in Strick und Leder (o. u. l.). 2001 | Girls just wanna have fun. Cyndi Lauper rockte live das Rathaus (o. l.).

2004 | schön schräg. Nina Hagen sang den Life-Ball-Song „Immer lauter“, Til & Dana Schweiger tanzten dazu. 2002 | supermodels. Moschino war für die FashionShow verantwortlich, Julian Khol (l.) und Debra Shaw (o.) führten vor. Heidi Klum (o. l.) war noch brünett und moderierte an der Seite von Klaus Bachler den Event!

In den Folgejahren richteten John ­Galliano, Jean Paul Gaultier, Paco Rabanne, Vivienne Westwood und Jean-Charles de Castelbajac die Fashion-Shows aus. Jeder Ball war nun in kürzester Zeit ausverkauft, die Erlöse wuchsen kontinuierlich, 1998 wurden bereits 7,2 Millionen Schilling für HIV- & Aids-Projekte eingenommen. Ein einziges Mal, 1999, konnte der Life Ball aufgrund von Renovierungsarbeiten

Der damalige Bürgermeister Helmut Zilk ­hatte das Rathaus für den Life Ball zur Verfügung ­gestellt und damit ein klares politisches Zeichen ­gegen Intoleranz und für ­Solidarität gesetzt.

2005 | blonde ambition. Donatella Versace (l.) zeigte eine großartige Show, Barbara Schöneberger & Erol Sander moderierten (g. l.), und Liza Minnelli sang mitreißend „Cabaret“.

nicht im Wiener Rathaus stattfinden und ging unter dem Motto „Eine Nacht voll Glanz – Ein Morgen voller Hoffnung“ in der Hofburg über die Bühne. 2000 folgte der nächste große Schritt: Die Eröffnungsshow wurde auf den Rathausplatz verlegt und war fortan nicht nur Kartenbesitzern, sondern auch beinahe 40.000 Besuchern, die dem Spektakel gratis beiwohnen konnten, zugänglich. 135


lifestyle

lifestyle

Andreas tischler, laurent Ziegler, fritz Novopacky, Nadine Poncioni, Harald Klemm, Conny de Beauclair, Bernhard fritsch, ian ehm, Jürgen Hammerschmid

2009 | firework. US-Sängerin Katy Perry animierte mit ihrem Megahit „Hot N Cold“ zum Tanzen (r.), Fran Drescher stand mit Bill Clinton auf der Bühne (u.), und Eva Padberg glänzte auf dem Laufsteg in einer Robe von „The Blonds“ (u. r.). 2012 | powerful. Dagmar Koller und Brigitte Nielsen auf dem Laufsteg (o.), Antonio Banderas präsentierte den „Crystal of Hope“ (r.), Nicholas Ofczarek und Ben Becker führten beeindruckend durch das Programm (l.).

2006 | stammgast. Moderatorin Sonya Kraus (o. mit Kollege Elton) liebt den Life Ball und war schon mehrfach zu Gast – beruflich wie privat. Anastacia sang 2006 live on stage „One day in your life“ (o. r.) – und Frankreichs Kino-Idol Catherine Deneuve übergab den Crystal of Hope (r.).

2013 | gemeinsam. Sir Elton John ist mit seiner Elton John Aids Foundation seit vielen Jahren ein wichtiger Partner des Life Balls.

2015 | da capo. 20 Jahre nach seinem ersten Auftritt 1995 war Jean Paul Gaultier – im Bild mit Ellen von Unwerth – wieder für die Fashion-Show verantwortlich. Sean Penn (o. r.) kam in Vertretung von Bill Clinton. 2017 | comeback. Nach einem Jahr Kreativpause feierte der Life Ball im letzten Jahr eine triumphale Wiederkehr (u.).

2010 | beauty. Dita von Teese war die eleganteste Frau des Abends (g. l.). 2011 | welcome. Gery Keszler geleitete Janet Jackson über den Red Carpet (l. M.), auf dem auch Amanda Lepore posierte (l.). Mirjam Weichselbraun und Alfons Haider berichteten vom Red Carpet (o.).

ein jahr darauf besiegelte der Life Ball seine internationale Ausrichtung, indem er eine Kooperation mit der renommierten Elton John Aids Foundation einging, deren Schirmherr dem Event auch erstmals beiwohnte. Weitere wichtige Partnerschaften mit Organisationen wie der American Foundation for Aids Research (amfAR) und The Clinton Foundation des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton 136

VON ANFANG AN STELLTEN SICH PROMINENTE MENSCHEN IN DEN DIENST DES LIFE BALLS, UM AUFMERKSAMKEIT FüR DAS THEMA ZU GENERIEREN UND DEN BETROFFENEN ALS SPRACHROHR ZU DIENEN.

trugen dazu bei, ein Bewusstsein für die globale Katastrophe Aids zu schaffen. Nun konnten viele Initiativen weltweit durch die Gelder des Life Balls ihre wichtige Arbeit leisten. Bill Clinton kam ebenso wie Sharon Stone als Repräsentantin der amfAR mehrmals zum Life Ball nach Wien, um im Rahmen der Eröffnung viel beachtete Reden zu halten. Zum Event selbst gesellten sich im Laufe

2014 | vielfalt. Gleich sieben Designer gestalteten die Show (g. o.), Hausherr Michael Häupl begrüßte das Publikum (o.), und Conchita war nach ihrem ESC-Sieg die ungekrönte Königin des Life Balls (l.).

der Jahre weitere Veranstaltungen wie das „Life+ Celebration Concert“ im Burgtheater oder der „Life Ball Next Generation“ zur Sensibilisierung einer jungen Zielgruppe. Von Anfang an stellten sich prominente Menschen in den Dienst des Life Balls, um Aufmerksamkeit für das Thema zu generieren und den Betroffenen als Sprachrohr zu dienen. Liza Minnelli, Catherine Deneuve, Antonio Banderas, Naomi Campbell, Janet

Jackson, Kylie Minogue, Anna Netrebko, Charlize Theron und Sean Penn sind nur einige wenige davon – wie auch die Liste der teilnehmenden Modedesigner von Donatella Versace über Roberto Cavalli und Gianfranco Ferré bis hin zu Jeremy Scott oder Viktor & Rolf unendlich lang ist. 2017 feierte der Life Ball nach einjähriger Kreativpause ein fulminantes Comeback mit klarem Fokus auf seine eigentliche

Botschaft: Together we can end AIDS! Am 2. Juni 2018 begeht der Life Ball sein 25-jähriges Jubiläum mit einer Hommage an den Film „The Sound of Music“, dessen berührende Geschichte der Familie Trapp den ausdrucksstarken Leitfaden und einen bewussten Bezug zu Österreich bildet. Informationen zu den Ticket-Aktionen und Spendenmöglichkeiten gibt’s auf: www.lifeball.org 137


li f es t y le

MUSIK und wein

2

Little old wine drinker me dean martin, 1967

Die musikalische Beschwörung von Regen, der die Trauben zum Wachsen bringen soll, wurde zuvor von Charlie Walker und Robert Mitchum ­besungen – unsterblich wurde das Lied erst in der Version von Wein- und Whiskeyfreund Dean Martin.

Als Inspirationsquelle für Kunst sorgt der Wein seit Jahrtausenden für kreative Ergüsse. Besonders die Musik hat’s den Weingöttern angetan – wird doch der Rebensaft in unzähligen Liedern leidenschaftlich besungen. Wir haben reingehört und präsentieren Ihnen die 25 größten Wein-Songs der Musikgeschichte. TEXT: bernd watzka

Picturedesk, Getty Images, Hoffmann

SUMMER WINE nancy sinatra & lee hazlewood, 1966

1

Es muss ein mächtiger Roter gewesen sein, vielleicht ein kalifornischer Cabernet Sauvignon, den Songwriter Lee Hazlewood im Welthit „Summer Wine“ mit brummender Stimme beschwört. Hazlewood veröffentlichte den Song zunächst mit Suzi Jane Hokom – der Erfolg kam aber erst mit einer neuen Duett-Partnerin: Nancy Sinatra. In dem Song weckt ein Fremder mit silbernen Sporen das Begehren einer Lady, die ihn mit Wein abfüllt, um ans Stiefelsilber zu kommen. Sie schenkt ihm ­ordentlich ein, und als er am nächsten Tag erwacht, sind die Lady und seine Sporen futsch – dafür regt sich in ihm Durst nach: Sommerwein.

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3

griechischer WEIN UDO JÜRGENS, 1974

Die unvergessliche Melodie schrieb Jürgens nach einem Urlaub auf der griechischen Ferieninsel Rhodos – laut eigener Aussage brauchte er dafür 20 Minuten. Herbeigerufene Textautoren scheiterten mit Titelvorschlägen wie „Sonja wach auf“, erst Michael Kunze bekam den Zuschlag – er verpasste der Melodie eine sentimentale Gastarbeitergeschichte.

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4

Cherry wine amy winehouse

lilac wine katie melua

Nomen est omen – das galt für niemanden so sehr wie für Winehouse, wenn auch mit tragischem Ende. „Cherry Wine“ erschien posthum 2012 als feines Duett mit US-Rapper Nas.

5

he turned the water into wine johnny cash

Der Country-Godfather schrieb das Lied 1968 auf einer IsraelTournee, es erinnert ans Wunder von Kana, als sich Jesus als ­Winzer betätigte und – ohne Verstoß gegen Weingesetze – Wasser in Wein verwandelte.

6

es wird a wein sein Hans moser & paul hörbiger

13

stehengelassene weinflaschen wanda

Eine der besten Nummern auf dem an guten Songs nicht gerade armen Album „Amore“ (2014).

7

wein, weib und gesang johann strauss

Stellvertretend für dutzende großartige Weinhymnen des Wiener Liedguts verdient dieser viel besungene Heurigen-Hit besondere Erwähnung.

Getty Images, Picturedesk, Marcel Mettelsiefen, Archiv, Mark Surridge, Universal Music, Clinch/Sony Music, Fritz Luckhardt

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Der traumwandlerische Lovesong von James Shelton wurde von Legenden wie Nina Simone und Jeff Buckley interpretiert – besonders schön ist auch die 2003er-Version von Katie Melua.

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red red wine neil diamond

Der beschwingte Walzer (1869) im Drei-Vierterl-Takt nimmt Bezug auf den Spruch „Wer nicht liebt Wein, Weib, Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang“, zugeschrieben Martin Luther.

Die Liebe geht verloren, das Glaserl ist gefüllt – der vermeintliche Schunkel­ song aus 1968 ist ein berührendes Stück übers ­Abschiednehmen.

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heartful of wine angus & julia Stone

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Das Geschwisterpaar widmete dem Wein gleich ein ganzes Album (2007), der Titel-Track entpuppt sich als wunderbar verträumte Folk-Perle.

drinkin wine bruce springsteen

pass the wine rolling stones

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Der Boss bringt die Dinge gern auf den Punkt – kein Wunder, dass er Jerry Lee Lewis’ Tanzdielenfeger von 1966 gerne auch selbst live performt.

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wine and women Bee gees, 1965

Der erste Hit der BrüderBand. In Austria, Pardon, Australia, kletterte das „Wein, Weib und Gesang“Liedchen bis in die Top-Ten.

Der Sophia Loren gewidmete Song aus den Sessions zum Album „Exile on Main Street“ (1972) erschien erst später als Bonus-Track. Keine Frage: ein unentdeckter Stones-Kracher.

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kisses sweeter than wine jimmie rodgers

Der Song, geschrieben 1950 von The Weavers, geht zurück auf Lead Bellys „If It Wasn’t for Dicky“. Schlagersänger Jimmy Rodgers knallte mit dem Lied 1957 durch die Decke.

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a steel guitar and a glass of wine paul anka Eine Klampfe, ein Glaserl Wein und die Erinnerung an eine Verflossene – mehr brauchte es 1962 für Anka nicht, um einen charmanten Welthit abzuliefern.

17 18 19

old red wine the who, 2002 lonely wine roy orbison, 1963 ashes and wine a fine frenzy, 2007

20 21 22

bluebird wine emmylou harris, 1975 water into wine bradley stone, 2017 holy wine robert finley, 2017

23 24 25

days of wine and roses Frank Sinatra, 1964 i need some fine wine ... the Cardigans, 2005 good times, cheap wine kid rock, 2015 141


l i fe st y l e

family business

Ein guter jahrgang Reinhard Köck erinnert sich ebenso gern an das Jahr 1993 wie Heinz Kammerer. Beim Wiener Szene-Juwelier heißt der Grund „Felix“. TEXT: ines b. kasparek

F

elix Köck wird heuer 25. Die schönen Erinnerungen an die Ereignisse 1993 sind bei weitem nicht die einzigen Gemeinsamkeiten, welche die Familienunternehmen Köck und WEIN & CO aufweisen. Für das Jubiläumsheft sprachen wir mit Vater und Sohn über Enthusiasmus und Herausforderung in ihrer generationsübergreifenden Zusammenarbeit. WEIN & CO: Welche Gedanken ver­ bindest du mit 1993? Reinhard Köck: Abgesehen von der Geburt unseres Sohnes erinnere ich mich daran, dass damals einer meiner größten Wünsche – nämlich ein Geschäft in der Innenstadt zu eröffnen – immer konkreter wurde. Dazu bedurfte es eines klar umrissenen Konzepts. Es gab damals weder ein

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fotos: bubu dujmic

Goldenes Quartier noch einen florierenden Kohlmarkt und bis auf Cartier und Chopard keine Monobrand-Boutiquen. Heute sind es 17! Schon das Geschäft in der Neubaugasse war innovativ und anders als alle ande­ ren. War das Geschäft am Graben der nächste logische Schritt? R. K.: Ja, das Geschäft im 7. Bezirk war toll, aber bei weitem noch nicht das, was mir für die Innere Stadt vorschwebte. Es sollte ein Geschäft mit internationalem Flair werden, ohne Schwellenangst, weltoffen und unkonventionell. Woher kamen dann die entscheidenden Inspirationen? R. K.: Ich bin immer viel gereist und war offen für neue Eindrücke. Das hat sich bis heute nicht geändert. Man muss immer weiterdenken, in Bewegung bleiben.

VATER & SOHN. Die Bereitschaft, voneinander zu lernen, und der Respekt für die Sichtweise des anderen bilden die Basis für ein konstruktives Miteinander.

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l i f e st y l e R. K.: Ich muss sagen, das war schon ein tolles Gefühl, als ich merkte, wie Felix immer mehr Talent und Gefühl für unser Geschäft entwickelte. Er fragte mich nach den besten Ausbildungsmöglichkeiten, und ich empfahl ihm, in Amerika am GIA zu studieren. Dieses Jahr hat ihm dann nicht nur ausbildungstechnisch extrem viel gebracht, sondern auch in seiner Persönlichkeitsentwicklung.“ Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn? R. K.: Felix begeistert mich mit seiner Reife und mit seiner Einstellung. Die Herausforderungen in der Zukunft werden auch ganz andere sein. Trotzdem versuche ich auch, meine Erfahrungen weiterzugeben. F. K.: Wir sind beide Menschen, die Kritik zwar annehmen, aber nicht unbedingt wahrhaben wollen. Am besten ist es, einmal darüber zu schlafen und in Ruhe nachzudenken. Meine Mutter, die ja ebenfalls eine tragende Rolle im Unternehmen spielt, hält sich grundsätzlich heraus, hat aber stets ein offenes Ohr für reflektierte Gespräche.

chronik 1982 machte sich Reinhard Köck mit einem Juwelengroßhandel selbstständig. Das Gespür für ganz besonderen Schmuck prägt bis heute sein Sortiment. 1988 folgte das erste eigene Juwelengeschäft in Tulln. 1989 kam das Geschäft in der Neubau­ gasse 36, Wien 7 (bis 2014) hinzu. Seit 1996 gibt es die „Juweliere Köck“ am Graben 22, Wien 1, mit internationalen Top-Marken und faszinierendem Schmuckdesign. Seit zwei Jahren ­gehört neben zwölf Angestellten auch Sohn Felix zum Team.

Was ist der Vorteil eines Familien­ unternehmens – was die größte ­Herausforderung? F. K.: In den meisten Fällen gibt es zwei unterschiedliche Ansichten, die aber so lange besprochen werden, bis es zu einem gemeinsamen Nenner kommt, der sich dann oft als ideal herausstellt. Wir sind eigentlich laufend unterschied­ licher Meinung ... und keiner von uns gibt g ­ erne nach. Aber wenn man das lange genug und vor allem offen ausdiskutiert, gibt es eigentlich immer eine optimale Lösung. R. K.: Ich muss schon sagen, es ist nicht ganz einfach, wenn man 38 Jahre lang diesen Job macht, plötzlich eine zweite Meinung neben der eigenen gelten zu lassen. Fremden Ideen zuzustimmen musste ich wirklich erst lernen. Doch mit ist bewusst, dass sich die Zeiten sehr geändert haben. Apropos Weiterentwicklung – wie steht ihr zum Thema Online-Verkauf? F. K.: Ich denke, dass man sich darauf einstellen muss, bin aber auch überzeugt,

blick in die zukunft. „Die Kombination von einem durchdachten, professionellen und individuellen Online-Auftritt und einem Geschäft, das die emotionale Ebene abdeckt, ist der Weg, den wir einschlagen müssen.“ – Felix Köck

Aus modischer Sicht waren die 90er eher nicht berauschend. In dieser fast etwas biederen Epoche fiel nicht nur die Geburt deines Geschäftes am Graben, sondern auch das Konzept von WEIN & CO besonders auf. Gibt es hier Erinnerungen? R. K.: Ja, mich hat das natürlich beeindruckt, vor allem, wie hier das Thema Wein zu einem Geschäftskonzept gemacht wurde. Shopping, Essen, Genießen und Design auf diese Weise zu verbinden war

reinhard köck: „ich bin bekanntlich impulsiv – felix ist der ausgleichende ruhepol.“ 144

genial, und offenbar richtig, sonst hätte es diese rasche Expansion wohl nicht gegeben. Siehst du hier Parallelen zu deinen damaligen Ideen? R. K.: Klar, auch ich wollte eine Atmosphäre schaffen, in der neue Ideen Platz finden. Damals war die Innenstadt noch im Dornröschenschlaf. Heute wirst du aber verglichen – mit Mailand, Paris, London ... Die Menschen reisen viel mehr. Um da mitzuhalten, musst du wachsam sein. Wie nimmt man als Kind eines Juweliers diese Branche wahr, in der sich die Eltern permanent bewegen? Felix Köck: Es war immer spannend, wir waren oft zu internationalen Events eingeladen. In allen Facetten wahrgenommen hab ich natürlich nicht, was da an

Aufwand, auch an Risiko und Entbehrungen, dahintersteckt. Dass man dafür 60, 70 Stunden in der Woche arbeiten und 15 Auslandsreisen pro Jahr bewerkstelligen muss, versteht man erst, wenn man erwachsen wird. Wie sahen die ersten Berufswünsche aus? F. K.: Ich hatte eigentlich immer den Gedanken im Kopf, etwas komplett anderes machen zu wollen. Jeder meinte, das wäre falsch – nur meine Eltern nicht, die diesbezüglich nie Druck ausgeübt haben. Neben dem Studium habe ich dann immer öfter im Geschäft ausgeholfen. Im Laufe der Zeit hat es mich mehr und mehr gefangen genommen und fasziniert. Letztendlich war es eine Messereise nach Hongkong, die mich völlig überzeugt hat, dass ich genau das machen möchte.

AUF augenhöhe. „Wenn zwei Generationen zusammenarbeiten, ist man oft nicht einer Meinung, doch gerade diese Dynamik bringt uns voran.“ – Reinhard Köck

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dass der entscheidende Punkt in unserem Metier die persönliche Ebene ist. Das bedeutet, ein Zusammenspiel zwischen Online- und Offline-Verkauf wird der Schlüssel zum Erfolg sein, um diese emotionale Ebene, die bei Uhren und Schmuck so wichtig ist, aufrechtzuerhalten. Es genügt nicht mehr, einfach nur da zu sein und zu warten, bis die Tür aufgeht ... Gibt es ein gemeinsames Ziel? F. K.: Uns von Mitbewerbern auch weiterhin abzuheben, indem wir Produkte, Kompetenzen und Servicequalitäten schaffen, die nicht vergleichbar sind. R. K.: Natürlich kann man eine Batterie oder ein Armband auch online tauschen lassen, aber das ist dann ein anderer Prozess, samt Postweg hin und zurück etc. Bei uns hingegen wird der Kunde nicht nur rasch bedient, er wird hofiert, mit einem Kaffee verwöhnt und kann dank unseres offenen Ateliers bei vielen Arbeitsschritten sogar zuschauen – oder er geht seinen Erledigungen in der Innenstadt nach und holt seine Uhr im

Anschluss wieder ab. All das kann man online nicht bieten. Das Interesse an mechanischen Uhren und die Nachfrage haben sich in den letzten 25 Jahren ebenso verändert wie der Umgang mit gutem Wein. Gibt es hier Parallelen? R. K.: Ich erinnere mich noch gut an den Weinskandal, der ein Weckruf war, dass sich etwas ändern muss. Was aus all dem entstanden ist, ist phänomenal. Es ist ganz unglaublich, welche Wege die Weinbauern gegangen sind. Da kann man sich in manchen Fällen auch als Luxusjuwelier etwas abschauen. Der Niedergang der Schweizer Uhrenindustrie ist damit nicht direkt vergleichbar, hat aber Ähnliches ausgelöst, nämlich eine grandiose Wiederauferstehung der mechanischen Uhr. Beide Branchen setzen heute auf offene, transparente Produktionsstätten, die dem Kunden den Manufakturcharakter näherbringen. Uhren und Juwelen sind Luxusgüter. Doch wie sieht der ganz private Genuss aus? Was bedeutet Luxus?

FeLiX köck: „Wein ist in meiner generation ein lifestyletHema, ÜBer das man gerne spricHt.“ R. K.: Ich bin kein großer Weinkenner, ich bin ein Weingenießer. In meinem Freundeskreis gibt es aber Spezialisten, denen ich immer gerne zuhöre, um Neues zu lernen. F. K.: Meine Generation kennt Wein nur auf diesem Niveau. Es müssen aber keine teuren Weine sein. Wir genießen und plaudern darüber. Wein ist ebenso wie tolle Uhren ein Lifestyleprodukt. Mich interessieren daher besonders Herkunft und Herstellung. Wir diskutieren gerne über die unterschiedlichen Geschmäcker. So wie jede gute Uhr ihren Träger findet, findet wohl auch jeder gute Wein seinen Liebhaber.

Zeit für Genuss. Plätze für Gourmets.

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M E N S C H E N SOMMELIERS IM WANDEL

Erlaubt ist heute, WAS GEFÄLLT Frack, Fliege und frostige Blicke – das war einmal. Der Sommelier von heute ist weltoffen, cool und lässig. Auch in Österreich? Wir haben uns unter den heimischen Spitzen-Weinkellnern umgehört. TEXT: BERND WATZKA

S

FOTOS: JOHANNES ZINNER

eit einem halben Jahr von Klammer am Patscherkofel. Einsturz ist der Grandseigneur der Reichsbrücke, Unfall von Niki Lauda – der österreichischen und ich hab meine Frau geheiratet (lacht)! Wie hat sich denn das Berufsbild des Sommelier-Szene in Sommeliers in den vergangenen Jahren Pension, von Ruhestand gewandelt? kann bei Adi Schmid (63) allerdings keine Rede sein. Wie lebt es sich nach 41 Jahren Tätigkeit im Steirereck? Adi Schmid: Mit geht’s gut. Ich bin weiterhin im Wein-Geschäft – als Verkoster, Juror und Autor bei Vinaria. Sie haben jetzt mehr Zeit für sich? Schauen Sie, ich habe – neben meiner Frau – drei große Leidenschaften. Erstens: den Wein, das ist mein Beruf und mein Hobby. Zweitens: klassische Musik, Musiktheater, Richard Wagner! Und drittens: Fußball. Ich hab früher selbst gekickt, hatte aber kaum Zeit zum Trainieren – und ganz ehrlich: Man lebt in der Gastronomie nicht so, wie ein Fußballer leben sollte. Wann begann die Wein-Leidenschaft? Erst im Steirereck, obwohl ich ein Wirtsbub war, aus dem Waldviertel. Begonnen hab ich im Steirereck als Nichts, als kleiner Kellner. Ich hatte die kleinste Station. Das war 1976, übrigens 41 Jahre lang sorgte Adi Schmid im Hauben-Restaurant ein interessantes Jahr: Olympia-Sieg Steirereck in Wien für den richtigen Tropfen. 148

Es ist alles viel cooler geworden. Viel legerer, auch in Österreich. Wenn man in junge Weinbars geht, sieht man dort keine livrierten Sommeliers mehr – die sagen dort einfach: „Also, was trink’ ma‘?“ Es hat sich auch das Wein-Bild geändert. Es gibt viele moderne Weine: Natural Wines, Orange Wines. Was muss ein Sommelier haben? Fundierte Kenntnisse von österreichischem Wein und den Weinen aus aller Welt. Die Welt hat sich aber verdichtet. An WeinAkademien werden heute Weingebiete von Tasmanien geprüft, das kannte man früher nicht einmal. Damals war nur wichtig: Österreich, Frankreich, Italien. Heute: die ganze Welt. Das Wichtigste ist, neben Grundwissen, Menschenkenntnis und Fingerspitzengefühl – aber das braucht man überall: egal ob man Knöpfe verkauft oder Wein. Welche Bedetutung hat Wein für Sie? Ich trinke den Wein nicht. Für mich ist das Emotion. Ich verkaufe keinen Wein, ich verkaufe Emotionen. Ich wundere mich oft, was Kollegen an Aromen herausfinden – das braucht keiner. Was hilft es, wenn da Mandarinen- oder Steinobst-Aroma steht? Es zählt nur der Wein – der muss ins Herz gehen!

Adi Schmid STEIRERECK

Das österreichische Urgestein ist auch in der Pension aktiv – und genießt es, sich einmal in Ruhe ein Champions League Match anzuschauen: „Das ist sich 41 Jahre lang nicht ausgegangen.“ Daheim im 8. Bezirk wacht Schmid über eine private Weinsammlung von 12.800 Flaschen und freut sich auf weitere Einsätze als Opernball-Sommelier.

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Wolfgang Singer EDVARD

„Lieblingswein? Das gibt’s bei mir nicht. Ich trink alles gerne, solange ein Produkt gut gemacht ist“, so der deutsche Jung-Sommelier des Restaurants im Hotel Kempinski. Obwohl Singer bisher nur in konservativen Häusern werkte, sieht er Veränderungen in der Branche: „Grundsätzlich ist es deutlich lockerer geworden. Die wenigsten laufen heute mit Frack, Mascherl und Schürze herum. Die meisten versuchen, der Gegenwart modisch zu entsprechen.“ Beim Geschmack beharrt Singer auf seine eigene Meinung und favorisiert Weine aus Osteuropa: „Slowakei, Tschechien, Bulgarien – die haben sensationelle Weine!“

Steve Breitzke MAST

Kein Sakko, kein Mascherl, keine Verstaubtheit – Breitzke gilt als Inbegriff des modernen, coolen Sommeliers. „Das Internet hat natürlich viel zur Popularität des Berufes beigetragen. Ebenso sind die Gäste viel interessierter als noch vor Jahren“, so der Gault-Millaut-„Sommelier des Jahres 2016“, über den Wandel in seinem Beruf. Bei den Grundanforderungen habe sich jedoch nicht allzu viel geändert. „Demut ist nach wie vor wichtig, Menschenkenntnis und gute Umgangsformen sind essenziell, Wissen ist von Vorteil. Aber noch wichtiger ist, dass man dem Gast ein Erlebnis bereitet, sodass er wiederkommt. Und ein über Jahre geschulter Gaumen schadet sicher nicht.“ Das beweist er in seinem Weinbistro im 9. Bezirk.

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MEN S CH EN

Noel Pusch AÏ VIENNA

„Wein ist einfach in mein Leben gekommen, um zu bleiben“, so der 39-jährige Weinprofi des Innenstadt-Nobelasiaten. Das Ansehen des Weinkellners sei in den vergangenen Jahren gestiegen. „In der Öffentlichkeit sind wir Sommeliers ein wenig die neuen Rockstars des Restaurants geworden. Das ist gut. Mehr junge Leute zeigen für diesen Beruf Interesse. Gleichzeitig ist es aber auch schlecht, weil man als Sommelier Bescheidenheit haben muss. Der Hype hilft da nicht. Das Restaurant ist keine One-Man-Show“, erklärt Pusch, der einen guten Wein auch privat genießen kann: „Bei Wein kann ich die Augen schließen, und dann öffnen sich mir im Geiste das Land, die Region, die Kultur, der Charakter des Machers.“

Sindy Kretschmar THE RITZ-CARLTON

Die sympathische Deutsche (43) hatte in der Männerdomäne als Sommelière nie Schwierigkeiten. „Früher hat der eine oder andere Gast verwundert geschaut, wenn er nach dem Sommelier gerufen hat und eine Frau aufgetaucht ist, aber das war kein Problem“, so die Falstaff„Sommelière des Jahres 2018“. „Den Beruf verbindet man heute nicht mehr mit Steifheit, da hat sich viel geändert“, sagt sie. „Die jungen Wilden, ja, die gibt’s, die sind angezogen, wie es ihnen gefällt, und leben ihre Leidenschaft auf ihre Art aus.“ Heute sei man zudem als Weinprofi am ganzen Restaurantbetrieb beteiligt: „Man unterstützt seine Kollegen – früher wurden die Aufgaben mehr getrennt.“

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MEN S CH EN

Simon Schubert AEND

Hermann Botolen FUHRMANN

Seit zwei Jahren lockt der 50-Jährige die „Wein-Freaks“ (© Botolen) ins Fuhrmann im 8. Bezirk. Die Zukunft des Sommeliers sieht Botolen, der ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern von WEIN & CO gehört, weniger rosig. „Sommeliers braucht man eigentlich nicht mehr in der Gastronomie. Immer weniger Lokale gehen beim Wein in die Tiefe, viele wollen oder können keine 100.000 Euro in einen Weinkeller investieren.“ Deshalb sähe man oft die Standard-Weinkarte: „30 Weiße, 30 Rote – das war’s.“ Verändert hat sich dennoch viel: „Die klassische Hierarchie von Oberkellner und Sommelier, das war früher. Jetzt gibt’s die jungen Wilden – vor allem in Berlin, London, New York und Skandinavien.“

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„Die Gäste sind informierter, Infos über Weine sind ja auch viel einfacher zu erhalten, vor allem über Smartphones“, so der 28-jährige Top-Sommelier vom Nobel-Bistro Aend in Wien-Mariahilf. Wichtig sei aber nach wie vor, dass der Sommelier Gastgeber ist. „Charaktere werden auch immer wichtiger als einfach nur das oberlehrerhafte Vorpredigen. Das Wichtigste ist die Arbeit am Gast und im Restaurant“, ergänzt Schubert. Dass das Outfit lockerer geworden sei, kann Schubert so nicht bestätigen: „Ich denke, für einen Sommelier – oder einen Koch, Arzt, Anwalt – ist es relativ unerheblich, ob er Jeans oder Anzug trägt. Es muss zum Ambiente und vor allem zum Konzept passen.“

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Markus Gould HEUNISCH & ERBEN

Der Durchstarter, der mit seinem Weinlokal im 3. Bezirk in Wien für Furore sorgt, freut sich über den neuen Wind in der SommelierSzene, auch wenn der „clowneske, klassische Sommelier“ noch nicht ausgestorben sei: „Es ist wie bei den Winzern: Das Korsett ist weniger starr, Gott sei Dank! Erlaubt ist, was gefällt.“ Beide Berufe seien heute „vorzeigbarer“, Nachwuchsprobleme gebe es mittlerweile seltener, so der 43-Jährige. „Ein dramatischer Unterschied zu früher ist auch (dank WEIN & CO) die weit bessere Bildung der Gäste. Sommelier und Gast teilen sich ein Vokabular. Gleichzeitig hat das den Berufsstand vom hohen Ross geholt – Weintrinken ist ja keine Geheimwissenschaft!“

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l i f e st y l e

Flower Power vespa

Die legendäre Vespa Primavera ist doppelt so alt wie Wein & Co und feiert ihren 50. Geburtstag mit einer Sonderedition. Happy Birthday, Blumenkind! TEXT: Klaus Peter vollmann

Getty Images

Freiheit. Die Vespa gab auch den jungen Leuten die Möglichkeit, mobil zu sein. Mit dem Roller verbinden viele bis heute ein Lebensgefühl von Unabhängigkeit und Individualität.

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ür immer jung. Sie war für die meisten von uns der Beginn einer motorisier­ ten Zukunft, die Verhei­ ßung von Unabhängigkeit, der Stolz des Erwachsen­ werdens und ist heute noch immer eine Erinnerung an die erste Liebe. Und viele, die mit ihr Jugend verbinden, sind ihr ewig treu geblieben. Die Vespa ist der erfolg­ reichste Roller der Welt – und unbestritten der schönste. Die Ursprünge des kultigen Gefährts gehen auf einen heißen Sommer­ tag im Jahr 1945 zurück, als Corradino D’Ascanio, von Beruf Luftfahrtingenieur und bei Piaggio für die Projektierung und Konstruktion von Helikoptern zuständig, und sein Zeichner Mario d’Este über den

Plänen der ersten Vespa brüteten. Ironie der Geschichte: Corradino D’Ascanio konnte Motorräder überhaupt nicht leiden und hatte demnach auch keinen Bezug zu ihnen. Also stellte er sich, aufbauend auf seiner Luftfahrterfahrung, ein Fahrzeug vor, das mit einem Stahlrahmen und einer Handschaltung ausgerüstet sein sollte. 1946 kam die Vespa 98 mit ihrer mittler­ weile legendären Einarmschwinge, der Vorderradaufhängung und dem Direkt­ antrieb auf den Markt und revolutionierte diesen von Beginn an. Sie hatte drei Gänge, 3,5 PS, kostete 68.000 Lire und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Die Intention, den Italienern nach dem Krieg die ersehnte Mobilität zu ermög­ lichen, ging voll auf – innerhalb eines 159


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Jahres wurden 18.000 Stück verkauft. Was nicht zuletzt auch am gelungenen Design lag, welches die Menschen bis heute begeistert. la primavera. Jugendlichkeit, Spaß, Freiheit. Das sind die Attribute, die man der Vespa seit jeher zuschreibt. Dies gilt insbesondere für die Primavera, eines der erfolgreichsten Vespa-Modelle überhaupt. Sie gilt als Ikone der Auf­ bruchsstimmung, wurde sie doch 1967 bei der Mailänder Motorradmesse erstmalig präsentiert und kam 1968 in den Handel. Also just zu einer Zeit, als die Jugend weltweit gegen den Puritanismus ihrer Elterngeneration rebellierte, die freie Liebe beschwor und bald darauf nach Woodstock pilgerte. Musik, Technologie, Architektur, Kunst, Mode und Design sind bis heute nachhal­ tig von diesem „Revolutionsjahr“ beein­ flusst. Die Vespa Primavera traf den Nerv der Zeit, indem sie der Jugend mobile Freiheit schenkte, und wurde selbst zum Sinnbild eines neuen Way of Life.

Vespa, Getty Images, picturedesk.com

seit 50 jahren kult Von Woodstock über Pop-Art bis zur individuellen Freiheit. Als Mitte der 60er Jahre eine neue Generation von sportlichen Vespa-Modellen auf den Markt kam, waren die Zeiten bewegt. Allen voran sorgte die Primavera für den großen Aufbruch. 1967 auf der Mailänder Motorradmesse vorgestellt und 1968 in den Handel gekommen, feiert sie heuer mit einer Sonderedition ihren 50. Geburtstag!

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Happy Birthday. Heuer feiert die „Frühlings-Wespe“ ihren unglaublichen 50. Geburtstag und ist dabei so jung wie am ersten Tag. Freilich, im Laufe der Jah­ re wurde immer wieder einmal ein wenig nachjustiert, um auf dem letzten Stand der technischen Dinge zu bleiben, aber im Großen und Ganzen hatte die Schönheit auf zwei Rädern nie eine Rundumerneue­ rung notwendig. Sie verkörpert 2018 noch all jene Werte, die sie bereits vor einem halben Jahrhundert erfolgreich machten, damals wie heute ist sie innovativ, dyna­ misch, jung und umweltfreundlich. Zum Jubiläum der Vespa Primavera kommen heuer einige Updates auf den Markt, die einen noch höheren Komfort und verstärkte Sicherheit gewährleisten. Dazu gehören sowohl in der 50 ccm- als auch in der 125 ccm-Version ein robustes Stahl-Chassis, eine Scheibenbremse mit 200 mm, eine neue Vorderradaufhängung sowie das Sicherheitssystem ABS. Und auch die neue LED-Beleuchtungstechno­ logie gibt es beim Frontscheinwerfer und beim Rücklicht ab sofort serienmäßig. Zudem kommen – als Geschenk an die Fans – die Vespa Primavera Touring als limitierte Sonderedition, mit Goodies wie verchromtem Gepäckträger und abgesteppter Sitzbank, und die sport­ lich-digitale Vespa Primavera S, deren TFT-Farbdisplay sich via App individuell konfigurieren lässt, auf den Markt. Klingt nach viel Spaß – und ist es auch! Informationen & Händler­ netzwerk: www.vespa.at

stars auf zwei rädern. Schon immer waren auch die Celebrities aus der Filmwelt dem Charme der Vespa verfallen: Aktuell kurvt zum Beispiel Blake Lively auf dem trendigen Zweirad durch Los Angeles (l.). Auch Anthony Perkins genoss einst den Fahrtwind (o.). Genauso wie Italiens Film-Grandseigneur Vittorio Gassman (o. r.). Bild unten: „Historisches“ Fließband im Vespa-Werk in Pontedera.

Universell. Weltweit beliebt, wie das spanische Werbeplakat zeigt (o.). Die Vespa gab auch Frauen ein Stück mobiler Unabhän­ gigkeit (r.).

forever young. Vespa Primavera 50 Anniversario 125ie ABS, € 4.699,–.

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Iss, wie du dich fühlst!

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Tipp für die U-Bahn: Mit seinem flexiblen 3D-Gelenk passt sich der „Plattan 2“ an die Kopfform an und liefert klaren Sound, ohne die Umwelt zu nerven. € 49,–

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GADGETS FÜR UNTERWEGS

SCHLÜSSELANHÄNGER

Nr.1 Der Klassische

Mobile

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LOUIS VUITTON Metallic-Effekte und 80s-Look: Keychain „Louis“ aus der HerrenAccessoires-Kollektion des französischen Luxushauses. € 295,–

„The Jaunt I“ nennt sich diese edle Two-Tone-Reisetasche, die in der Formgebung dezent an das legendäre Maybach-Logo erinnert. Nicht nur optisch gelungen, sondern auch funktional perfekt durchdacht. Ab Juni erhältlich. P. a .A.

TRENDS

Zu Fuß, auf dem Bike, mit dem Auto oder auf zwei motorisierten Rädern … Nicht nur im Frühling sind wir gerne in Bewegung. Und mit diesen Empfehlungen macht’s noch mehr Spaß! TEXT: KLAUS PETER VOLLMANN

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FREITAG Brandneu und in unterschiedlichen Farben zu haben – der „F155 Clapton“ des Schweizer Kultunternehmens. € 250,–

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MONCLER Damit ließe sich vermutlich sogar ein offener Doppeldecker fliegen. Seitlich geschlossene Shades des exquisiten italienischen Sportswear-Labels. € 320,–

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ich bin ein Qualitätsnarr Hans Reisetbauer produziert nicht nur vielfach ausgezeichnete Schnäpse, er sorgt auch mit seinem „Blue Gin“ für Furore. Im Interview erzählt er, warum Spirituosen derzeit so angesagt sind und warum der Hype um hochwertige Brände nicht abreißen wird. interview: christina fieber

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r ist einer der renommier­ testen Edelbrenner und eine schillernde Figur in der Szene: 15 Mal wurde Hans Reisetbauer bereits zum besten heimischen Brenner gekürt. Die ein­ zigartigen Schnäpse und Spirituosen des energiegeladenen Qualitätsfana­ tikers sind in den besten Restaurants der Welt gelistet. Er ist ein Visionär und Trendsetter, der maßgeblich für den heutigen Boom heimischer ­Spiri­tuosen verantwortlich ist. WEIN & CO: Herr ­Reisetbauer, Sie waren damals vor mehr als 20 Jahren quasi Quereinsteiger in der Brennerszene – warum g ­ erade Schnaps? Das ist ja kein leichtes ­Pflaster. Hans Reisetbauer (lacht): Das war wirk­ lich kein leichtes Pflaster! Ich war immer schon ein Genussmensch, hab gerne gut gegessen und getrunken und mich für Wein interessiert , aber bei mir daheim in Oberösterreich wächst halt kein Wein, ­dafür gibt es jede Menge Obstbäume – also habe ich Schnaps gemacht. Es gab also keine erbliche Vorbelastung? Keinen Schnapsbrenner in der Familie? Wir hatten eine Landwirtschaft und mein 164

Vater brannte halt wie fast alle B ­ auern für den Eigenbedarf Schnaps – gera­de genug, um den Winter zu überleben. Ich hab tatsächlich 1994 neu angefangen und alles selbst aufgebaut. Heute sind Sie einer der erfolgreichsten heimischen Brenner, Ihre Edelbrände räumen regelmäßig Auszeichnungen ab. Wie erklären Sie sich Ihren kometenhaften Aufstieg? Ich habe von Anfang an auf ­Qualität ­gesetzt – mein Ziel war, der beste B ­ renner der Welt zu werden! So einfach? Nein, natürlich nicht, ist es bis heute

nicht. Es ist jeden Tag harte Arbeit – aber ohne den Willen zu Qualität kommt man nie ganz nach oben! Es gibt doch auch erfolgreiche Produzenten mit mittelmäßiger Qualität, die dafür gutes Marketing betreiben. Das mag sein, aber so bin ich nicht gestrickt. Ich will das bestmögliche aus einem Produkt herausholen. Kompromisse gibt es keine – lieber höre ich auf! Was macht für Sie Qualität aus? 50 % Grundprodukt, 35 % der Mensch und nur 15 % Technik. Ich glaube, bei uns passen alle drei K ­ omponenten. Ihre Brände sind weltweit in den ­besten Restaurants zu finden – das geht ja sicher auch nicht von alleine? Mein Vorbild war der Alois Kracher (Anm: legendärer burgenländischer ­Süßweinmacher). Er hat es geschafft, mit einem so schwierigen Produkt weltweit zu reüssieren. Und warum? Weil er über den Tellerrand schaute, weil er die Vision hatte, ganz nach oben zu kommen. Und glauben Sie mir, Schnaps ist ein noch viel schwierigeres Produkt. Sie gelten als Kosmopolit, sind gerne unter­wegs – wie wichtig ist der inter­ nationale Markt? Sehr wichtig, aber der österreichische

Markt ist die Basis. Ich bin ein welt­ offener Geist, dennoch bin ich immer der Hans aus Oberösterreich geblieben – das sind meine Wurzeln. Aber natürlich bin ich auch stolz darauf, allein in den USA in hunderten Lokalen gelistet zu sein – mit einem Produkt, das eigentlich keiner braucht und das nicht einmal gesund ist! Vor zwölf Jahren haben Sie dann auch begon­nen, Gin zu produzieren, als noch keiner hier guten Gin kannte? Was in aller Welt hat Sie damals ­geritten? Ja, damals haben mich alle für ­verrückt erklärt: Einen Gin aus Österreich, wer braucht denn das? Heute macht fast jeder Brenner in Österreich ­einen Gin! Man muss halt immer ein ­wenig schneller sein! 2002 habe ich in ­einem damals sehr ange­ sagten Club in New York den besten Gin Tonic meines Lebens ­getrunken ... Lassen Sie uns raten: Und dann haben Sie beschlossen, selbst den besten Gin Tonic zu machen, oder? Richtig! Ihr „Blue Gin“ ist inzwischen Kult. Eine gute Inszenierung? Nein, wir haben uns nie inszeniert. Ich wollte einfach nur ein geiles Produkt machen und mein Partner, Andreas Mühl­ böck, der quasi das Gesicht von „Blue Gin“ ist und es auch international vertritt, weiß es gut zu setzen – er arbeitet mit den ­besten Barkeepern der Welt zusammen. Wie kam es eigentlich zu dem jetzigen Spirituosen-Boom? Früher tranken ältere Herren in überdimensionierten Gläsern Weinbrand am Kaminfeuer, heute sind edle Spirituosen auch unter Jungen ­angesagt. Natürlich ist dieser Hype auch eine ­Inszenierung – jeder mittelmäßige Bar­ keeper trägt heute Vollbart und ist bis zu den Ohren tätowiert. Das wirkt dann halt cool. Unser Gin hat jedoch Substanz – es ist einfach ein hochwertiges Produkt aus erstklassigen Zutaten. Der wird auch erfolgreich sein, wenn der Hype längst vorbei ist. Qualität bleibt bestehen! Sie glauben, die Kunden erkennen diese Qualität? Ja, natürlich! Zumindest meine ­Kunden! Es geht auch um Vertrauen. Meine

Das Wichtigste für Hans Reisetbauer ist die Qualität des Obstes. Erst dann kommt das Können des Brennmeisters und zuletzt die Technik. „Bei uns passt alles!“, ist er überzeugt.

Händler wissen, ich will ihnen keinen Müll verkaufen, von mir kriegen sie nur besten Stoff! Ein bekannter Sommelier hat neulich zu mir gesagt: „Die ­wichtigste Information auf dem Etikett ist der Name des Herstellers.“ Genau so ist es. Ich will, dass die Leute einmal sagen: „Er war ein Verrückter, aber er hat immer geile ­Qualität gemacht.“ Was wird der nächste Trend sein? In guten Bars mixt man derzeit Cocktails aus Edelbränden. Im Noma (Anm.: Kult­ lokal in Kopenhagen, das immer wieder zum besten Restaurant der Welt gekürt wurde) gibt es jetzt einen „Urban Bloody Mary“ mit einem Karottenschnaps von mir. Ihre Brennerei ist ja seit kurzem biozertifiziert – auch ein Trend? Nein, meine Überzeugung! Nach meinem Herzinfarkt vor ein paar Jahren habe ich komplett umgedacht und kapiert, worum es eigentlich geht. Glyphosat brauche ich nicht und braucht auch die Menschheit nicht! Sie gelten ja als Rastloser – gibt es ein neues Projekt? Eines? Hunderte! Jetzt wo mein Sohn Hansi mit im Betrieb ist, kann ich mich wieder darum kümmern. Ganz konkret: Ich habe mich bei einer Brennerei im ­Hudson Valley in den USA beteiligt. Das wird eine super Geschichte!

Reisetbauer

Interview mit Hans Reisetbauer

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&

GIN TONIC

Die Gin-Tonic-Welt ist nicht mehr, wie sie einmal war. Unzählige herrliche neue Gins verlocken mit wundersamen Aromen und auch die Tonics gewinnen an Vielfalt. Der Versuch eines Wegweisers durch den Gin-Tonic-Dschungel.

FOTOS: philipp horak Location: roberto American bar / Jasomirgottstrasse 7

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Lemongrass deluxe gölles Hands On Gin 0,7 l + Peter spanton No 5 Lemongrass Tonic 0,2 l Der Gin von David Gölles zeigt kühle Zitrusfrucht mit einem Superextra­ frischekick. Orangenschale und ­Koriander verbreiten einen Geschmack von Sommer. Weißer Rum ist die Basis von Gölles’ Gin, der erst 2017 das Licht der Gin-Welt erblickte und mit fünf Aromen sein Auslangen findet. Das britische No 5 Lemongrass Tonic von Peter Spanton passt perfekt dazu und potenziert die Lemongrass-Note. € 37,– / € 2,–

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Oriental Spicer Silverback Mountain Strength Gin 0,7 l + Peter Spanton No 9 CardamoM Tonic 0,2 l

Der Klassiker Reisetbauer Blue Gin 0,7 l + Doctor Polidori’s Dry Tonic Water by Capulet & Montague 0,2 l

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Reisetbauer war der Erste, der vor dem Boom einen ­glasklaren, wacholderbetonten Gin heraus­ brachte. Das Tonic von Dr. Polidori aus Saarbrücken, Deutschland, ist besonders würzig, mit zarten, unterstützenden Bitterstoffen. Insgesamt eine Kombination, die die klassischen Noten stärkt und ohne Schnickschnack und Firlefanz zum Punkt kommt. Gin Tonic für Puristen. € 39,90 / € 2,90

Der britische Silverback Gin aus Hampshire zeigt eine animalische Note im Duft. Kein Wunder, wurde der Gin doch unter dem Spirit des Gorillas gebrannt. Ein Euro pro Flasche geht an die Gorilla Foundation. Mit 46 % ­Alkohol kein Leichtgewicht – „Mountain Strength“ steht auf der Flasche. Das Peter Spanton No 9 Cardamom Tonic betont gekonnt die orientalischen Würznoten. Moderne Kombination – derzeit das Beste aus England, mit stark exotischem Touch. € 39,50 / € 2,–

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Zirbelkiefer-­ Waldspaziergang Poli Gin Marconi 46 0,7 l + Fever-Tree Mediterranean Tonic Water 0,2 l Jacopo Poli aus Bassano del ­ rappa beschränkte sich auf G sieben Aromakomponenten. Bergund Zirbelkiefer entwickeln ein starkes Waldaroma. Die Muskattraube sorgt für aromatische Frische, unterstützt durch Koriander. Das mediterrane Tonic fügt dem noch zusätzliche Kräuter hinzu und mildert die vordergründigen Komponenten. Ein Gin Tonic wie ein Waldspaziergang im Frühjahr. € 43 / € 2,20

Love Potion 2018 Kesselbrüder Wien Gin, Edition Gustav Klimt 0,7 l + Fever-Tree Aromatic Tonic Water 0,2 l Der 100. Todestag Gustav Klimts inspirierte die Wiener Kesselbrüder zu einer aphrodisierenden Sonder­ edition. Frauenmantel, Bischofsmütze und Brennnessel sorgen für einen zusätzlichen, kräftigen Kräuter-Touch mit enormem Tiefgang. Das Aromatic Tonic von Fever-Tree mit etwas Angostura­ rinde und zarter Süße harmoniert ideal damit und macht diesen Gin Tonic zum vielleicht gefähr­ lichsten Liebestrank 2018. € 49,50 / € 2,20

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Der Puristische Aeijst Styrian Pale Gin 0,5 l + Peter Spanton No 1 London Tonic 0,2 l Der vielleicht am schwersten auszusprechende Bio-Gin aus der Südsteiermark ist nach Ästen ­benannt (ausgesprochen „Ej-st“). Auch hier Unterholzaromen und sehr feine, verästelte Komplexität. Klar und zart zitrusbetont, mit erfrischend harziger Komponente. Das klassische britische London Tonic von Peter Spanton kommt ohne Zucker aus. Insgesamt eine extrem puristische Gin-TonicKombination für Fortgeschrittene. € 41 / € 2,–

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Schottische Vielfalt The Botanist Islay Dry Gin 0,7 l + Fever-Tree Indian Tonic Water 0,2 l Der Botanist von der schottischen Whisky-Insel Islay beinhaltet 22 seltene Kräuter der Insel, welche ihm ­ungeheure Komplexität verleihen. Mit 46 % ein Kraftprotz, der pur beinahe überheblich wirkt, aber durch das klassische Fever-Tree Indian Tonic seinen Weg zum idealen Gin Tonic mit ultimativem Tiefgang findet. € 43,50 / € 2,20

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m e n s c h e n

georg nigl (45)

Seit Jahren singt der Wiener Bariton an allen großen Opernhäusern der Welt, er musizierte mit österreichischen Legenden wie Peter Alexander und Heinz Conrads – und freut sich auf seine nächsten Auftritte: in Brüssel („Die Zauberflöte“), an der Berliner Staatsoper, in Hamburg (in seinem ersten „Figaro“), in Stuttgart („Così fan tutte“) und im französischen Aix-en-Provence.

talk mit heinz kammerer

Der

Opernsänger Georg Nigl ist ein Weltstar aus Wien – in seiner Heimat ist er jedoch weitgehend unbekannt. Heinz Kammerer sprach mit ihm über Karriere, Wein und Traditionen.

Extrem sänger TEXT: bernd watzka

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fotos: sabine hauswirth

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V

or 25 Jahren – im sel­ ben Jahr, in dem Heinz Kammerer sein Unter­ nehmen Wein & Co gründete – hat Opern­ sänger Georg Nigl mit einem spektakulären Auftritt im Theater an der Wien eine Karriere gestartet, die ihn in alle großen Opernhäuser der Welt führt. In Österreich selbst ist er bis heute weitgehend unbemerkt geblieben. Heinz Kammerer: Wenns d’ bei uns eine Umfrage machst: „Wer bitte ist Georg Nigl“, sagen alle: „Ah, der Bua vom Winzer!“ (Nigl-Winzer gibt’s im Kremstal und in Perchtoldsdorf, Anm.) Georg Nigl: Wir sind nicht verwandt. Aber interessant ist: Wenn man Georg Nigl in Österreich googelt, kriegt man zuerst den Wein, danach mich – im ­Ausland ist’s umgekehrt: Da komm ich zuerst (lacht)!

guten appetit. Heinz Kammerer und Georg Nigl stärken sich vor dem Talk bei Wein & Co in der Wiener Innenstadt.

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m e n s c h e n Dein Vater war Schneider, auch deine Mutter war ohne künstlerischen Hintergrund. Wie kommt man da zu einer Opern-Karriere? Die Leute haben gesagt: „Der hat eine schöne Stimme, warum geht der nicht zu den Sängerknaben?“ Ich hab aber auch selbst schon mit fünf Jahren gesagt: „Ich möcht Opernsänger werden!“ beginn bei den sängerknaben Heinz Kammerer: Du warst bei den Sängerknaben, wie bist du zu denen gekommen? Georg Nigl: Wenn ich mit der Mama zum Konsum einkaufen gegangen bin, hat uns der Weg durch den Augarten ­geführt. Beim Sängerknaben-Palais war im Sommer oft ein Fenster offen, da hab ich die Sängerknaben üben gehört und mich gefragt: „Wer singt da?“ Die Engel! Genau! Und drum herum gab’s einen Zaun. Ich dachte mir: „Was ist dahinter? Sicher was Verbotenes – genau dort gehst hin!“ So ist der Georg! Auch heute noch. Kaum ist irgendwo ein Widerstand, macht er es! Das ist die Künstlernatur. Bis 1986 war ich bei den Sängerkna­ ben. Zwei Jahre später, 1988, war ein wichtiges Jahr für mich, da wurde ich sozialisiert: 50 Jahre Anschluss, Wald­ heim-Affäre, Thomas Bernhard und der „Heldenplatz“-Skandal. In dieser Zeit ist mir aufgefallen, dass meine Kunstform museal ist. Österreich bewahrt gerne. Deshalb ist es wichtig, dass sich was bewegt. Heutzutage versteinern wieder viele Menschen. Das Konservative ist eigentlich das genaue Gegenteil von dem, was Politik zu sein hat. Politik muss Veränderung und Fortschritt abbilden! Man kann schon auf etwas aufbauen, das sich bewährt hat. Tradition heißt ja nicht versteinern. Aber man muss sich immer weiterbewegen. Der Kaiser Franz Joseph hat gesagt: „Alles bewahren!“ Was hat er davon g’habt? Er hat alles zu Tode bewahrt (lacht)! Das ist das Schöne bei dir, dass du auf Musiktraditionen aufbaust. Du singst Bach-Kantaten, aber auch in sehr progressiven Opern wie „Wozzeck“ und

„Lulu“. Du bist für mich ein ExtremSänger. Ja. Viele der wichtigsten lebenden ­Komponisten schreiben für mich. Doch das Problem ist: Bei der Oper wurde ab dem 19. Jahrhundert eigentlich nur noch reproduziert. Aber auch heute werden noch Opern geschrieben, gute und weniger gute. Da stellt sich die Frage: „Was heißt ‚gut‘?“ Ich mein, ist Bordeauxwein wirklich so gut? Oder ist da viel Marketing dabei? Die Wiener Staatsoper, die Met in New York, die Pariser Oper – sind das w ­ irklich die besten Häuser der Welt? Das frag ich dich! Vom Namen und vom Budget her müsste man annehmen, dass dort jeden Tag das Beste gezeigt wird. Aber in Wahrheit muss das jeden Abend neu verhandelt werden. Dass die Maria Callas einmal in Wien g ­ esungen hat, interessiert heute niemanden mehr. Ihre Stimme pickt ja nicht an der Tapete, die kann man nicht zurückholen, da ist bestenfalls eine Aura geblieben. Fakt ist: Wir müssen Kunst jeden Abend aufs Neue erschaffen. vieles ist marketing Heinz Kammerer: Das ist eine schöne Parabel für den Wein! Wir müssen auch immer neu verhandeln, was ins Glas kommt. Georg Nigl: Vieles dabei ist natürlich ­Marketing – in der Musik und beim Wein. Das stimmt. Ich hab im Keller eine Flasche Romanée-Conti um fast 14.000 Euro. Genauso kann es sein, dass der Domingo zehn Mal so viel ­bekommt wie du, obwohl er nicht anders singt als du. Das ist einfach ein großer Name – wie Romanée-Conti. Oft ist da schon auch sehr viel Quali­ tät dabei. Schau, wenn einer vom Mars kommt, und er hört dich und den Domingo singen, denkt er sich: „Zwei schöne Stimmen, zwei tolle Sänger. Ich würd für den einen gleich viel bezahlen wie für den anderen.“ Moment, Heinz! Der ­Placido singt schon besser als ich! Aber damit kann ich gut leben. Also, das überrascht mich jetzt aber, Georg (lacht).

oper ist ein ­live-erlebnis Heinz Kammerer: ­Deine Kunstform, die Oper, ist auch heute noch eine spannende Sache. Georg Nigl: Das Schöne an der Oper ist, dass unglaublich viele Leute gleichzeitig zusammenarbeiten: Orchester, Sänger, Chor, Dirigent, Bühnenarbeiter – bis zu 100 Leute arbeiten zur selben Zeit an einem einzigen Projekt – und alles ist live! Das ist wirklich großartig! Da kann man nicht wie der Filmregis­ seur sagen: „Das machen wir noch einmal!“ Beim Wein ist’s ähnlich. Der muss auch gelingen oder du kannst ihn wegschütten. Wenn du den falschen Erntezeitpunkt erwischst, kannst dich brausen gehen. Es gibt einfach wichtige Tage, ja. Bei uns ist es natürlich vor allem der Premi­ erentag. Deshalb sind viele Regisseure auch oft so extrem aufgeregt, dass sie sich irgendwo verstecken und allein ­betrinken. Einmal hab ich einen berühm­ ten Regisseur vor dem Tod gerettet. Was ist passiert? Er war beim Schlussapplaus so besof­ fen, dass er beim Verbeugen fast in den ­Orchestergraben runtergefallen wäre. Ich hab ihn im letzten Moment an der Hose festgehalten (lacht). Richtig bejubelt werden in der Oper sowieso nur die Sänger, oder? Das stimmt schon, das hat auch Tradition. Opernsänger und Schauspieler waren ­früher Superstars. Das Burgtheater war die Privatbühne des Kaisers, die hat er aus der Privatschatulle bezahlt. Inter­ essant ist auch, dass sich erst nach dem Ende der Monarchie die Künstler beim Applaus verbeugt haben. Bis dahin hat der Kaiser gesagt: „Meine Sänger ver­ beugen sich nicht!“ Das ist eine spannende Sache. Das Standing der Künstler war und ist in Wien einfach großartig! Im Vergleich zu seiner Größe ist Wien ­extrem gut aufgestellt. Sagen wir so: Österreich ist in manchen Bereichen ­wirklich Weltmacht – aufgrund großer Traditionen. Die Relevanz der österrei­ chischen Politik ist jedoch nicht so groß wie die Relevanz der österreichischen Kultur und des österreichischen Weins! Ein guter Schlusssatz (lacht)!

wiener schmäh. Opernsänger Georg Nigl und Heinz Kammerer, der Gründer von Wein & Co, liegen beim Humor auf einer Wellenlänge.


M E N S C H E N

RAPHAEL HYEE MARKETING

Erst 25 – und schon ein Vollprofi im Wein-Business! „Heimische gereifte Weine aus dem Kamptal“ erfreuen das Herz des dynamischen „WEIN & CO“-Mitarbeiters besonders – kein Wunder, dass Rieslinge und Chardonnays auf seiner Lieblingsliste ganz oben stehen. „Der Wein schmeckt überall anders und hält immer Spannung bereit, weil er sich sowohl im Keller als auch im Glas weiterentwickelt.“ Den Weingeschmack seiner Kollegen kennt Hyee mittlerweile so gut, dass er bei Blindverkostungen auch deren Lieblingswein errät.

ICH BIN SO ALT WIE WEIN & CO

Born in 1993

25 Jahre jung ist WEIN & CO – da interessiert’s uns natürlich, wie sehr sich die heute 25-Jährigen mit Wein beschäftigen. Wir machten uns auf die Suche und fanden Weinliebhaber, Sommeliers, Winzer und Weinvermarkter – alle ebenfalls aus dem Top-Jahrgang 1993. FOTOS: STEFAN DIESNER TEXT: BERND WATZKA LOCATION: AÏ VIENNA / SEITZERGASSE 6

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FELICIA KAIN STUDENTIN

Auf den Geschmack ist die 25-jährige WirtschaftsrechtStudentin beim WU Wine Club gekommen – für sie ist ein Glas Wein (gerne Rioja Conde de Valdemar) ein Synonym für Entspannung: „Es gibt nichts Schöneres am Abend, als ein gutes Gläschen zu genießen“, so die überzeugte Weinliebhaberin. Kein Wunder, dass ihr letzter Geburtstag unter dem Motto „In vino veritas“ stand, wobei 20 geladene Gäste 20 ausgezeichnete Weine mitbrachten und vor Ort mir ihr verkosteten.

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M E N SW C H N E EI N

NINA KRENKEL PHYSIOTHERAPEUTIN

Guter Wein ist in Ninas Familie seit Generationen ein Thema, mit Papa und Bruderherz ging’s auch zur ersten Weinverkostung. Dass die Grüner-VeltlinerTrinkerin nicht nur Familiensinn hat, sondern der Jahrgang 1993 auch für Humor steht, bewies sie beim vorjährigen Weinwandertag: Weil der Bruder vom letzten BundesheerEinsatz weinblattgroße Blasen an den Füßen mitgebracht hatte, griffen Nina und Freunde kurzerhand zum Leiterwagen – und führten ihn von Winzer zu Winzer.

STEFANIE BÖHEIM WINZERIN

Seit fünf Jahren arbeitet die Tourismusschulen-Absolventin fix im Familienbetrieb in Arbesthal im Bezirk Bruck an der Leitha. Top-Wein des Weinguts (gut-boeheim.at) ist die Lagen-Cuvée Stuhlwerker. „Wein wird nie langweilig, und egal, wo ich bin, Wein ist für mich immer ein Stück Heimat“, so Stefanie, die ihre Weine kürzlich auf der Vinexpo in New 180 York (USA) präsentiert hat.

GEORG FICHTENBAUER STUDENT

Für den Mann, der im selben Jahr wie WEIN & CO das Licht der Welt erblickte, ist Weinverkosten nicht nur Genuss, sondern auch kognitives Training: „Das Verkosten ist fürs Gehirn sehr fordernd, weil dabei alle Sinne beansprucht werden – das ist so komplex wie eine mathematische Gleichung.“ Der gebürtige Langenloiser, dessen Familie eigene Weingärten bewirtschaftet, kann bereits auf Winzererfahrung zurückblicken: Stolz ist er auf seine eigene Cuvée (Merlot, Cabernet Sauvignon) im Barrique-Fass.

NADINE TESCH KOORDINIERT SCHIFFSAUSFLÜGE

Die Absolventin der Neusiedler Tourismusschule Pannoneum hat bei ihrer Sommelier-Prüfung schauspielerisches Talent bewiesen, wie sie lachend erzählt. „Ich wurde gefragt, wie die Rebe ins Weinglas kommt und habe mit einer pantomimischen Sondervorstellung geantwortet. Dabei habe ich alle Schritte der Weinherstellung mit Händen und Füßen dargestellt!“ Die Note für die Muskateller-Trinkerin? Sehr gut. Danke, setzen.

KATJA PRONEGG WEINMARKETING

„Mit der Traube in der Hand“ ist die gebürtige Südsteirerin aufgewachsen. Die Familie führt ein Weingut mit Buschenschank und Winzerzimmer in Leutschach. Kein Wunder, dass der Sauvignon Blanc ihr Lieblingstropfen ist. Katja beweist ihr Fachwissen beim Österreichischen Weinmarketing – den eigenen Lieblingswein könne jeder für sich entdecken: „Der Eindruck beim Verkosten zählt, egal ob man erfahren ist oder nicht.“

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Y XYX Y X

M E N RS C E HI SE N E

ANNA ELLENSOHN SCHNEIDERIN

Die gebürtige Vorarlbergerin, ebenfalls gleich jung wie WEIN & CO, lebt seit fünf Jahren in Wien. Wenn sie sich nicht gerade einen feinen Pinot Noir zu Gemüte führt, geht sie ihrem Beruf als Herrenschneiderin nach. Als Teenager hatte sie Wein nicht begeistern können, doch beim kultigen Jungweinschnuppern in Göttlesbrunn hat sie ihr Herz an die vergorene Traube verloren. Seitdem schätzt sie Wein als „leckeres, abendliches“ Genussmittel.

KEVIN WEINHANDL TV-REDAKTEUR

Nomen est omen – das gilt besonders für Kevins Nachnamen. Früher sprach der 25-Jährige dem Gerstensaft zu, doch eines Tages kam die Erleuchtung: „Es gibt nicht nur Bier!“ Am Wein schätzt er nicht nur den Geschmack, sondern auch die Arbeit, die dahintersteckt: „Da ist viel zu tun, das unterschätzen viele Leute“, so Weinhandl, der als Redakteur der TV-Serie „Österreichs nächster Topwinzer“ 2017 hinter die Kulissen des Weinbaus blicken konnte.

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Y XYX Y X

M E N RS C E HI SE N E

REGINA RABENSTEINER MASTER-STUDENTIN

Beim Weißen greift die quirlige Weinkennerin (25) am liebsten zum Gelben Muskateller, beim Roten darf’s ein g’schmackiger Zweigelt sein, aber auch anderen Sorten gegenüber ist die Studentin mit Sommelier-Ausbildung aufgeschlossen. Was sie beim Weintrinken besonders spannend findet: „Man kann Aromen von zum Beispiel Beeren herausschmecken, die gar nicht drin sind im Wein!“

JAN VERDAASDONK FUND RAISING

Den Ried Rosenberg seines „Schwiegervaters“ Gerhard Markowitsch mag er besonders. Der 25-jährige Durchstarter mit niederländischen Wurzeln vergleicht Wein gerne mit einem Kunstwerk: „Der Winzer ist wie ein Maler“, weiß Verdaasdonk. Eine seiner ersten Erfahrungen mit Wein war eher unangenehm als genussvoll: Als ehemaliger Kellner wurde er von einer Lokalbesucherin gestoßen, dabei verschüttete er zwei Glas Rotwein auf deren Bluse – auf einer White-Night-Party.

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NAKED KITCHEN DINNER EXPERIENCE TOUR 2018

L I FE ST Y L E

speedster esprEsso-­ maschine Produzent:

kees van der westen Extreme Präzision und maximale Kontrolle für den besten Epresso. Die ultimative und futuristischschöne Top-Maschine gibt’s bei Taste it, 1010 Wien, Wollzeile 27, und 4020 Linz, Eisenhandstraße 45. www.tasteit-shop.at. € 10.800,–

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Easy

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yellow octopus Frische, gekühlte Getränke den ganzen Tag – am Strand, beim Radfahren, im Fitnesscenter. 13 Eiswürfel zum Selbermachen in flaschengerechter Form. Gibt’s via www.yellowoctopus.com.au. Ca. € 8,–

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minipresso portable Produzent:

gyrofish Man braucht nur etwas heißes Wasser und gemahlenen Kaffee, um eine Tasse herrlichen Espresso zu zaubern! 360 g leicht, via www.giftsforblokes. com.au. Ca. € 70,–

Coffee to go, Champagner aus dem Koffer oder ein Sideboard voller Musik: ästhetische Dinge für Genießer, die den Alltag leichter und schöner machen.

home-bar Produzent:

TEXT: KLaus peter vollmann

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m e n s c h e n beratung. „Wenn die Proportionen stimmen, hat jeder Mensch ein Hutgesicht“, meint Nuriel Molcho und beweist das Caro Kammerer auch gleich vor Ort.

werkstatt. Das Atelier des Hutdesigners liegt direkt neben dem familieneigenen Neni am Naschmarkt.

F

ünf Restaurants in Österreich, Deutschland und der Schweiz sowie der Tel Aviv Beach am Donaukanal im Familienbesitz waren Nuriel Molcho noch nicht genug: Seit zwei Jahren macht der leidenschaftliche Gastronom nun auch sehr erfolgreich Hüte.

vor der kammerer

Nuriel molcho

Weil Gastronom Nuriel Molcho nicht den Hut fand, den er immer schon wollte, kreierte er ihn gemeinsam mit seiner Verlobten Audrey Lee James einfach selber: der Beginn des Labels „Nomade Moderne“. interview: caro kammerer

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fotos: stefan joham

Caro Kammerer: Du führst ein Leben zwischen Hummus und Hüten. Wie passt das zusammen? Nuriel Molcho: Weil es zwei große Leidenschaften in meinem Leben gibt. Ich ­glaube, wenn man eine Leidenschaft für etwas hat, dann findet man auch die Zeit dafür. Bei mir ist das auf jeden Fall die Gastronomie, das Neni, der Familienbetrieb, aber genauso auch das Hutlabel, das ich mit meiner Verlobten Audrey betreibe. Aber wie kommt man als Gastronom überhaupt auf den Hut? Absoluter Zufall. Ich bin, so wie du auch, ein sehr großer Hutfan, habe länger etwas Ausgefallenes gesucht und nichts für mich gefunden. Der Hutmarkt hat sich, glaube ich, lange nicht wirklich weiterentwickelt. Es gibt tolle Hutmacher, die perfekt darin sind, klassische Hüte zu machen, dann gibt es sehr viele Fashion-Hüte, aber etwas mit Qualität und auch ausgefallenem ­Design habe ich nicht wirklich gefunden. Und entweder gibt man dann auf oder man macht es selbst. Hast du für die Herstellung der Hüte eine spezielle Ausbildung gemacht? Nein, ich hab’s mir autodidaktisch beigebracht, wir haben uns viel dazu auf YouTube angeschaut, Artikel gelesen, die ersten Hüte waren wirklich Learning by Doing. Außerdem haben wir mit einigen Hutmeistern zusammengearbeitet und bei ihnen 1-Tages-Workshops besucht. Und – ist der erste Hut gelungen? Hätte ihn ein traditioneller Hutmacher beurteilen müssen: Nein! Es sind Fehler

passiert, die heute Teil unseres Markenzeichens sind. Ein Beispiel: Ich habe bei ­einem alten Rabbi gearbeitet, der mir ­gesagt hat, er zünde seine Hüte an, damit sie matt würden. Nun habe ich leider nicht daran gedacht, dass ein Rabbi nur schwarze Hüte macht … Als ich meinen ersten hellen Hut gemacht und ihn angezündet habe, hatte er all diese Brandflecken. Vor kurzem gingen zwei Hüte von dir an den Fußballstar Neymar. Wie landet man einen solchen Coup? Das war auch Zufall, ein großes Glück. Neymar hat in Paris seinen Geburtstag mit verschiedenen Sponsoren und Partnern sehr groß gefeiert und einer am Tisch hat ihn gefragt: ‚Was wünscht sich eigentlich ein Mensch wie du, der alles hat, zum ­Geburtstag?‘ Und er hat gesagt: ‚Weißt du, ich suche schon sehr lange einen coolen Hut.‘ Und ein Typ von Red Bull, der dabei war, meinte: ,Ich kenne ein Hutlabel in Wien, die machen sehr coole Hüte.‘ Er hat dann einfach Instagram geöffnet und die Bilder Neymar gezeigt. Der sagte nur: ‚Wow, genau so etwas will ich haben. Sie sollen mir zum Geburtstag einen in Schwarz machen, den ich zum Tuxedo anziehen kann, und einen zweiten in genau ihrem Stil, was immer sie für richtig halten.‘ Und dann kam von Red Bull der Anruf: ‚Jungs, crazy Story, aber Neymar will zwei Hüte von euch.‘ Man spricht oft von einem Hutgesicht. Gibt es das überhaupt? Es gibt natürlich Menschen, denen jeder Hut perfekt passt. Wir arbeiten im maß­

geschneiderten Bereich aber genau für jene Leute, die glauben, dass sie kein ­Hutgesicht haben, und machen den perfekten Hut für sie. Wenn die Proportionen des Huts stimmen, hat jeder ein Hutgesicht. Wie viele Hüte besitzt du persönlich? Das ändert sich ständig. Immer wenn ich etwas Neues ausprobiere, teste ich das an mir selbst. Aber momentan habe ich fünf Favourites. Daneben bist du im Familienbetrieb tätig. Wie schafft man die Trennung zwischen privat und geschäftlich? Sehr schwer. Da wir unsere Arbeit so sehr lieben, fließt das oft zusammen. Wir nehmen uns einmal im Jahr zwei Wochen ­Urlaub, dann verreisen wir als Familie und sagen: ‚Wir reden nicht über die Arbeit!‘

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m e n s c h e n

25 Jahre

das tischgespräch

Weingeschichte

im Rückblick

Heinz Kammerer, Willi Klinger und Dorli Muhr sprechen über 25 Jahre Wein & Co: Wie es früher war, wie es heute ist und wie es morgen vielleicht sein wird. text: florian holzer fotos: rene wallentin

A

Weggefährten: Dorli Muhr, Heinz Kammerer, Willi Klinger – sie bildeten das Wein & Co-Kernteam der ersten Stunde. Und stellen heute fest: Damals wurde begonnen, was heute gut funktioniert und als selbstverständlich gilt.

ls Heinz Kammerer, davor im Fliesengroßhandel tätig und leidenschaftlicher Weintrinker, 1993 Wein & Co gründete, holte er sich die besten Sommeliers aus der heimischen Spitzengastronomie und setzte Willi Klinger – heute Chef der Österreichischen Weinmarketing­gesellschaft, damals Marketing-Chef und Einkaufsleiter beim Weinhändler A. V. Stangl – als Geschäfts­ führer ein. Dorli Muhr, Chefin der jungen Weinmarketing-Agentur „Wine & Partners“, heckte 1993 mit Heinz Kammerer die Strategien für die Öffentlichkeitsarbeit aus. Heute ist ihre Agentur Europas erste Adresse für Kommunikationsangelegenheiten in Sachen Wein, außerdem ist Dorli Muhr gefeierte Winzerin auf dem Spitzer­ berg. Protokolliert wurde von Florian Holzer, einem Kunden der ersten Stunde. Heinz Kammerer: Auch ein wichtiger Mann der ersten Stunde – wenngleich anfangs ein bisschen contra eingestellt – war ja der Helmut Touzimsky, der Chef vom Meinl am Graben. Der kam in der

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Florian Holzer: Ich kann mich erinnern, mich hat diese neuartige Präsentationsform – die bis dahin als Heiligtümer verehrten Weine in einfachen Supermarktregalen – z­ uerst schockiert. Aber es war klar, dass das ersten Zeit jeden zweiten Tag zu der Weinhandel der Zukunft ist, ohne das uns herüber und hat geschaut, Elitäre. was wir da so machen. Willi Klinger: Und es war damals völlig Willi Klinger: Ein wunder­ undenkbar, sich dem Thema barer Mann, dem wurde ja Wein gesamtheitlich zu gesagt, „da müssen’s jetzt nähern. Wein hatte Klinger: „Weinkauf wahrscheinlich mit den fruchtig, sauber und kühl war wie Zigarettenkauf, man blieb der Marke Preisen ein bisserl runter­ vergoren zu sein, ein treu. Dann haben wir die gehen, mit dieser Konkurbisserl Barrique Verkostung eingeführt renz in der Nachbarschaft“. vielleicht, aber nicht zu und diesen Bann gebrochen.“ Und er darauf: „Ja, aber viel, es war die Zeit der höchstens bei den Knack­ Techno-Weine. würsten“. Florian Holzer: Offenheit Heinz Kammerer: Aber so schlecht und Neugier fand eigentlich nicht haben wir das damals gar nicht gemacht. statt, wir wussten damals genau, wie jeder Willi Klinger: Die Zeit, die du mit Wein & Wein zu schmecken hatte. Co abgelöst hast, war die Zeit, als jeder Dorli Muhr: Das ist aber heute nicht sehr einen einzigen Winzer hatte, zu dem er viel anders. Die heutigen Jungen haben hingefahren ist und von dem er alles auch ihre fixen Vorstellungen, wie Wein zu gekauft hat, Weiß und Rot. Weinkauf war sein hat, aber halt andere. Und es ist ja gut, damals wie Zigarettenkauf, da blieb man dass sich da immer etwas wandelt. seiner Marke treu. Und dann haben wir Willi Klinger: Das hat sich aber definitiv das mit dem Verkosten eingeführt und geändert: Guten Wein aus guten Gläsern zu diesen Bann gebrochen. trinken, das ist heute auch für junge 191


m e n s c h e n Menschen völlig normal, damals hast du damit Leute unter 30 Jahren kaum erreicht. Heinz Kammerer: Das „Weinfreakige“ ist weniger geworden! Willi Klinger: Und der Altersschnitt ist stark gesunken. In seinen Teenager-Jahren fand mein Sohn noch alles, was mit Wein und gutem Essen zusammenhing, absolut spießig. Mit zwanzig ist er dann aber schon mit seiner späteren Freundin zu Wein & Co gegangen ... Dorli Muhr: Wahrscheinlich auch, weil die Hemmschwelle hier sehr niedrig ist, in ein anderes Lokal, in eine Vinothek der alten Schule wäre er da vielleicht nicht so leicht gegangen. Willi Klinger: Ein bisschen über Wein zu sprechen, ein bisschen besseren Wein zu trinken, das beschäftigt heute ganz andere Schichten als damals, es ist auch viel pluralistischer geworden. Heinz Kammerer: Und es ist viel leichter, die Leute zu überzeugen, etwas Neues zu probieren. Früher kannte man ja nichts und es gab auch nur wenig, vor allem aus dem Ausland. Heute kannst du mit einem Wein aus Nord-Marokko kommen, und wenn du eine gute Geschichte dazu erzählen kannst, wird der Wein auch probiert. Dorli Muhr: Die Unter-30-Jährigen pfeifen heute einfach viel mehr auf irgendwelche Konventionen. Und auch der Wunsch nach teuren, prestigeträchtigen Statusobjekten ist nicht mehr so stark wie vor 25 Jahren. und auch ein bisschen darüber. Der Was über kurz oder lang auch die PunkteDurchschnittspreis einer bei Wein & Co bewertungen und die „Top-Scorer“ in gekauften Flasche liegt bei 15 Euro, das ist Frage stellen wird. weltweit Spitze! Und was mir auch auffiel: Heinz Kammerer: Die gibt es schon noch, Es geht einfach nicht mehr nur um den bei Weinen um 300 oder 1.000 Euro will Wein. Du musst heute „Wein und …“ ich schon noch wissen, wie viele Punkte anbieten, also Musik, Anlässe, was auch der bei dieser oder jener immer. Wertung hat. Aber Weine, die Dorli Muhr: Das ist der zwanzig Euro kosten, die große Paradigmenwechsel Muhr: „Wein koste ich einfach. Und das ist kein Status­ beim Wein: Er ist kein machen die Leute auch, symbol mehr, Statussymbol mehr, sondern kommen her und probieren eine „Commodity“, ein sondern ein ihn. Mit der Coravin-Technik Gebrauchs­gegenstand. Gebrauchs­ ist das heute ja auch alles Willi Klinger: Wein ist gegenstand.“ kein Problem mehr. Es gibt definitiv in der Mitte der viele Leute, die sich sehr für Gesellschaft angekommen. Wein interessieren, aber nicht wahnsinnig Heinz Kammerer: Und die Vielfalt ist so viel Geld dafür ausgeben wollen. groß! Wenn man sich Weinkarten zum Willi Klinger: Von welcher Preisklasse Beispiel in London anschaut: Da stehen sprechen wir da, sieben bis zwölf Euro? heute ganz normale Weine drauf, kein Heinz Kammerer: Ja, sieben bis 15 Euro, Pétrus mehr oder so, aber dafür aus allen 192

Der Wein erlebte seit 1993 einige Paradigmenwechsel – Willi Klinger, Dorli Muhr und Heinz Kammerer sehen sie als ÖWMChef, als W ­ inzerin und als Weinhändler aus unterschied­lichen Perspektiven.

Ländern der Welt, aus Griechenland, Mallorca, Kroatien. Das Abenteuer, etwas Neues zu probieren, zählt mehr, als das zu trinken, von dem man weiß, dass es gut ist. Willi Klinger: Und wir haben das damals, 1993, erst implementiert. Weil da ja noch die Überzeugung herrschte, dass man vom „Durcheinandertrinken“ Kopfweh bekomme und sterben müsse? Florian Holzer: Gab es beim Österreichischen Wein Wendungen, die das WeinInteresse dramatisch beeinflussten? So etwas wie die Einführung der DAC-­ Regelung, die „Neuentdeckung“ von Wein­regionen, Natural Wine ...? Heinz Kammerer: 1993 hat das mit den Steirern gerade angefangen, das war ein absoluter Höhenflug, dann der Wiener Gemischte Satz, auch das Weinviertel hat sich in Angebot und Wahrnehmung sehr verändert ...

Dorli Muhr: Das ist mit Weinviertel-DAC sozusagen salonfähig geworden. Und nicht zu vergessen das Kamptal, das für viele, vor allem jüngere Weintrinker heute ja bedeutender ist als die Wachau. Immer wenn es einen Zusammenschluss von Winzern gab, hat sich da auch etwas in der Wahrnehmung bewegt. Heinz Kammerer: Das mit dem Natural Wine habe ich allerdings ein wenig überschätzt, das kommt wahrscheinlich erst in ein paar Jahren so richtig. Aber der Trend in Richtung eines größeren Bewusstseins, was wir da essen und trinken, was da drinnen ist, ist unbestritten. Florian Holzer: Und damit gehört ungeschwefelten Weinen die Zukunft? Willi Klinger: Das glaube ich absolut nicht. Ohne Schwefel geht’s nicht. Ich habe unterschwefelte Weine nach 30 Jahren getrunken, den 85er La Tache, zum Beispiel – der ist hin. Und andere, bei deren Schwefel-Niveau man eher die Ohren anlegt, die aber nach Jahrzehnten noch 1 a dastehen. Außerdem: Wenn man sich die Schwefelwerte von Produkten ansieht, die wir täglich zu uns nehmen, kann man mit diesem Thema sowieso aufhören. Schwefel ist die beste Möglichkeit, Weine langlebig zu machen, ein Teil unserer Weinkultur. Ich liebe Schwefel ...

kann alles wissen. Und wenn einst und heute anzufühein Wein dann nicht mehr ren: Wir haben früher verfügbar ist – auch egal, dann Klinger: natürlich alle viel mehr „Wein ist in nimmt man halt was anderes. getrunken, waren viel öfter der Mitte der Es gibt ja so viel. betrunken, das ist vorbei Gesellschaft Dorli Muhr: Diverse Studien und wird auch noch stark angekommen!“ nachlassen. über die Zukunft des Wein­ handels zeigen auch eines recht Heinz Kammerer: Es wird deutlich: das „touristische“ Angebot. Der viel weniger getrunken, aber dafür bei viel Wein als isoliertes Getränk in der Flasche mehr Gelegenheiten und Anlässen. verliert an Bedeutung, es geht immer um Willi Klinger: Die Tschecheranten werden das Erlebnis rundherum, um zusätzliche weniger, aber ein gutes Glas zwischenAngebote, um Inszenierung. Interessanterdurch oder zum Essen immer selbstverweise liegt die altmodische Weinverkostung ständlicher. Und natürlich: Umwelt­ gegenüber der hippen Wein-Party da aber bewusstsein bekommt eine immer größere gar nicht so schlecht, weil man das Gefühl Bedeutung, das wird mittlerweile auch der Wertigkeit, der Wissensvermittlung schon von den großen Gütern des bekommt. Aber auf den Shop umgelegt, Bordelais eingefordert. macht es das Wein & Co sicher richtig: Es Dorli Muhr: Und nicht nur Umwelt­ geht nicht nur um den Wein, sondern auch bewusstsein, auch der Umgang mit um die Stimmung, Wein ist das verbindenMitarbeitern, mit Ressourcen, also de Element. Der soziale Faktor ist extrem Nachhaltigkeit generell. wichtig, das habe ich im Internet so nicht. Heinz Kammerer: Ja, völlige ZustimUnd nicht zu vergessen: die Frauen. Wein mung. Ich glaube nur, da könnte Wein wurde weiblicher und wird noch weiblicher eventuell eines der letzten Themen sein, werden. In guten Weinbars in New York wo es Leuten, die sich eine Flasche Pétrus sind mittlerweile 80 % der Gäste Frauen. kaufen, dann letztlich doch egal ist, ob der Und um noch eine Veränderung zwischen bio ist oder nicht.

Florian Holzer: Was aber werden die entscheidenden Faktoren beim Wein der Zukunft sein? Willi Klinger: Die Vermarktung über Social Media ist da sicher wesentlich, aber der Wein muss auch real existieren, man wird Wein immer auch kosten können müssen ... Heinz Kammerer: ... zuerst kosten, dann posten ... Willi Klinger: Genau, und deshalb ist genau das, was wir vor 25 Jahren ­begonnen haben, auch das Rezept für die Zukunft: Die Distanz zwischen Winzer und Kunde verringern, du musst auf die Leute zugehen. Heinz Kammerer: Und nicht zuletzt die Preisgestaltung, die hat sich aufgrund der permanenten Information im Internet schon sehr geändert und wird sich noch mehr verändern. Du bist als Weinhändler durchsichtig geworden, jeder Preis ist international vergleichbar. Geheimtipps wird’s aber auch nicht mehr geben, jeder 193


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