WEIN & CO Magazin 25 Jahre

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W E I N

WEIN & DESIGN

EINE FRAGE DES A

DOMKAPITEL Produzent:

CHRISTIAN TSCHIDA So sieht ein Etikett aus, wenn der Winzer zugleich Grafiker ist. Christian Tschida vermittelt schon mit dem Etikett dieser Cuvée die Empfindung der prachtvollen, handwerklich meisterlichen Besonderheit.

Wein-Etiketten haben sich in den vergangenen 25 Jahren stark verändert. Ihre Aufgabe, einen geschmacklichen Eindruck optisch darzustellen, blieb aber die gleiche. TEXT: FLORIAN HOLZER A

SCHWARZ ROT Produzent:

D

NICHT AUSSCHLAGGEBEND, ABER EINFLUSSREICH: Künstlerin Nives Widauer lässt sich von Etiketten zum Kauf verführen.

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Die Interpretation kann sich auch ändern. Hans Schwarz’ Zweigelt begann 1999 als Rotwein-Monolith, das Etikett brachte das zum Ausdruck. Jetzt ist der Wein komplex und vielschichtig – das Label passt immer noch.

EIGENTLICH UNGLAUBLICH, was ein Wein-Etikett alles leisten muss, und wie gut es diese Aufgabe (zumeist) erledigt. Gut, wir hatten die Phase der Künstler-Etiketten, die über den Inhalt der Flasche meist weniger aussagten als über den künstlerischen Geschmack des Winzers. Dann gab es die Epoche, in der mehr oder weniger gekonnt die Möglichkeiten der Computergrafik ausgelotet wurden, und schließlich lautete das Motto „Reduktion aufs Wesentliche“: schlichte Typografie war das neue Schwarz. „Ich trinke einen Wein nie wegen eines Etiketts“, sagt die in Wien lebende Künstlerin Nives Widauer (2017 gestaltete sie eine Serie von Glasfiguren „Die Wiener Wein- und Scheinheiligen“), „aber ein schönes, sinnliches Etikett kann die Wahl beim Kauf schon beeinflussen.“ Mittlerweile vermitteln Wein-Etiketten vor allem eine Idee hinsichtlich der Philosophie eines Weinguts. Man sieht dem Stückchen Papier einfach irgendwie an, ob es sich um einen naturnah arbeitenden Familienbetrieb, um ein dreihundert Jahre altes Schlossweingut oder um einen Quereinsteiger aus der ITBranche handelt. Und das ist gut so, denn ein gutes Etikett sagt mehr als tausend Worte ...

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LOIBNER RIESLING SMARAGD, VINOTHEKSFÜLLUNG Produzent:

WEINGUT KNOLL Eines der einprägsamsten Etiketten Österreichs. In den 80ern, als die Wachauer Weine Weltruhm erlangten, schmunzelten viele über das RetroEtikett mit dem heiligen Urban, Schutzpatron der Winzer. Heute ist es eine Ikone.

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EL PICARO Daniel Gebhardt De Koekkoek

er erste Eindruck ist wichtig: Sympathisch, nicht sympathisch, traditionsverbunden oder modern, elaboriert oder rustikal, monumental oder floralverspielt – das alles kann ein Blick aufs Etikett unserem Gehirn in wenigen Sekundenbruchteilen mitteilen. Von stilistischen oder regionaltypischen Erwartungshaltungen einmal ganz zu schweigen, denn dass man mit einem feinfruchtigen, hellen Rotwein zu rechnen hat, wenn es sich um eine Burgunder-Flasche mit typografischem Etikett handelt, ist klar, bei einer schlanken Riesling-Flasche mit Abbild eines Weinblattumflorten Winzerhauses stellt sich der Gaumen dagegen schon auf Schiefer-Mineralik und Süße-Säure-Spiel ein.

WEINGUT SCHWARZ

Produzent:

MATSU Gesichter – ein universell verständlicher Code. Im jungen Weingut Matsu aus dem spanischen Toro wird der Charakter der drei Rotweine mit Porträtfotos sehr unmittelbar dargestellt. El Picaro ist die junge, ungestüme Variante.

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