MENSCHEN
«Wir schauen nicht nur ein wenig herum» Gelernter Konditor, ehemaliger Polizist und Polizeitaucher, Hobby-Imker und seit 23 Jahren Chef-Badmeister im Strandbad Thun. Jean-Pierre von Gunten kennt tout Thun und hat schon viel erlebt im Strämu. Den schönsten Arbeitsplatz würde er gegen nichts eintauschen. Jean-Pierre von Gunten, man sitzt den ganzen Tag in Flip-Flops, Shorts und Sonnenbrille auf seinem Hochsitz und überblickt sein Reich. Badmeister ist ein richtiger Traumjob, oder? Ein Traumjob ist es. Aber ganz so, wie Sie es schildern, sieht mein Alltag nicht aus. (lacht) Wie sieht denn ein normaler Arbeitstag aus? Er beginnt vor dem Öffnen des Strämu mit der Inbetriebnahme der Wasseraufbereitungsanlage. Dann mache ich den «Morgenkehr» von den Becken über den Rasen bis zum Strand und zum Hafen und schaue, dass alles funktioniert und sauber ist. Mein Job
«Bei der Polizei lernte ich, Menschen zu lesen.» 6
ThunMagazin | 2/22
bedeutet viel Putz- und Reparaturarbeit. Hinzu kommt die Arbeit im Büro und mit dem Personal und natürlich die Aufsicht. Wie sorgen Sie für Ordnung und das Einhalten der Regeln? Mein Ziel ist es, mit den Gästen zusammenzuarbeiten, ein gutes Verhältnis mit ihnen zu pflegen, sie zu kennen und gegenseitigen Respekt zu haben. Das funktioniert gut. Kommt Ihnen Ihre Erfahrung als ehemaliger Polizist zugute? Ja, bei der Polizei habe ich gelernt, den Menschen zu lesen und auf ihn einzugehen. Das hilft mir auch als Badmeister. Am Anfang war ich im Winter noch als Stadtpolizist tätig und im Sommer als Badmeister. Zuerst hörte ich jeweils im Strämu «Achtung, der ist dann Polizist». Später war es umgekehrt. Wenn ich als Polizist zu einem Streit in eine Bar gerufen wurde, hiess es: «Oh, der Badmeister kommt».
Nun sind Sie seit bald 23 Jahren Badmeister. Fast eine Institution in Thun. Wurden Sie eigentlich noch nie abgeworben? Doch, solche Versuche gab es. Aber ich verlasse sicher nicht den schönsten Arbeitsplatz, den es gibt. Was gefällt Ihnen sonst noch an Ihrem Beruf? Die praktische Arbeit, das Handwerkliche liegt mir sehr. Auch der Kontakt mit den Menschen, insbesondere mit den Kindern macht mir sehr viel Spass. Im Strämu habe ich den grössten Kindergarten Thuns. So schön das tönt. In den letzten Jahren klagten viele Gemeinden über einen Mangel an Badmeistern und Badmeisterinnen. Woran liegt das? Für einige ist eine Saisonstelle nicht sehr attraktiv. Ich habe das Glück, dass ich im Winter als Hauswart in der Schule Gotthelf tätig bin. Aber eigentlich gibt es nicht un bedingt zu wenig Leute, die den Job