Kurzvorschau - Ikebana

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Ikebana

Carmen Rothmayr Entdecke deine Natur deine Natur

Ikebana

Entdecke deine Natur

Carmen Rothmayr

weberverlag.ch

Ikebana

Entdecke deine Natur

Carmen Rothmayr Unter Mitwirkung von Nicole Häfliger

Aus der Fülle des Buches

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichten

Über meinen Blumenweg 13

Über dieses Buch 17

Wissenswertes

Die Seele 27

Der Name 29

Die Geschichte 30

Die Philosophie 35

Die Pflanzen 40

Das Handwerk 45

Der Arbeitsplatz 47

Die Schere 48

Das Gefäss 49

Die Befestigung 51

Die Gestaltung 61

Regeln zum Glück 63

Die Absicht 65

Die Darsteller 66

Die vier Charaktere 70

Die vier Richtungen 72

Die fünf Prinzipien 74

Zehn Jahreszeiten – zehn Ikebanas

Vorfrühling Mit Schwung dem Frühling entgegen 86

Erstfrühling Zartfröhliche Ostern 100

Vollfrühling Verführerische Vergänglichkeit 114

Frühsommer Verspielte Leichtigkeit 128

Hochsommer Sommerliche Abkühlung 142

Spätsommer Auf der Schwelle 156

Frühherbst Hagebutten-Erntedank 170

Vollherbst Buntes Gold 184

Spätherbst Wesentliche Essenz 198

Winter Karge Fülle 212

Service

Tipps und Tricks im Überblick 232

Bilder, Pflanzen und Vasen 234

Lesenswertes zum Vertiefen 235

Danke 236

Die Autorin 238

Impressum 240

Vorgeschichten

Ikebana – Entdecke deine Natur

Über meinen Blumenweg

«K ado», so wird Ikebana genannt, wenn man diese japanische Art des Blumensteckens nicht nur als Handwerk betreibt, sondern als «Blumenweg», den man bewusst wählt. Auch ich gehe ihn. Wenn auch auf den Pfaden meiner eigenen Natur.

In die Wiege gelegt Aufgewachsen in einer ländlichen Tessiner Blumengärtnerei, verbrachte ich meine Kindheit vor allem draussen im Wald und auf Wiesen. Es war daher fast schon naturgegeben, dass ich den Weg der Blumen einschlagen würde. Gelernt habe ich in der elterlichen Gärtnerei und von der Natur. Ich wurde Floristin, verkaufte Blumen auf dem Markt und gründete schliesslich mein eigenes Floristikatelier. So selbstverständlich und geläufig mir die Blumensprache war – die Menschensprache erwies sich als ungleich schwieriger. So fand ich mich immer wieder in Situationen, in denen es mir als Nichtmuttersprachlerin Mühe bereitete, mich auszudrücken und mich verständlich zu machen. Da mich die menschliche Natur jedoch mindestens so faszinierte wie die Welt der Pflanzen, begann ich früh, mich eingehend mit ihr zu beschäftigen. Verschiedene Weiterbildungen und die Beschäftigung mit der Achtsamkeitslehre des ZenBuddhismus ermöglichten es mir, mit der menschlichen Natur – auch meiner eigenen – ebenso in Verbindung zu treten wie mit den Blumen.

Ikebana spielte zu diesem Zeitpunkt noch keine Rolle in meinem Leben. Meinen floralen Werken war aber schon damals anzusehen, was sie bis heute prägt: die Betonung auf draussen gesammelte Materialien und der tiefe Respekt vor der Blume. Und doch sollte mich die japanische Art, der Natur zu begegnen, auf ungeahnte Weise verändern.

Ikebana Die erste Begegnung mit dieser Art liegt sechzehn Jahre zurück: Aus einem Impuls heraus besuchte ich einen Ikebana-Kurs der Ikenobo-Schule und war von Beginn weg begeistert. So sehr, dass ich mich – getreu der Tradition – nicht nur dem Kado, sondern auch der Schule verschrieb, um zeit meines Lebens mit ihr verbunden zu bleiben. In den folgenden Jahren widmete ich mich intensiv dem Ikebana-Studium und erlangte das Diplom zur Lehrbefähigung. Anderen zu vermitteln, wie sehr Ikebana den Blick verändert und was es einem zu schenken vermag, ist mir bis heute ein grosses Anliegen und bereitet mir viel Freude. Von dieser Freude getragen, entstand auch die Idee zu diesem Buch.

Shinrin Yoku Fast zur gleichen Zeit absolvierte ich eine Ausbildung zur Shinrin-Yoku-Leiterin. Dass auch «Waldbaden» aus Japan kommt, ist kein Zufall –es liegt an der tiefen Naturverbundenheit dieses Landes, in der ich mich so sehr wiederfinde. Was Shinrin Yoku und Ikebana lehren – die Natur wahrzunehmen, das Lebendige zu lieben und entschleunigende Achtsamkeit zu leben –, das weiterzugeben, ist mein Wunsch und gewählter Weg.

Meine eigene Natur Bei der Arbeit an diesem Buch habe auch ich meine eigene innere Natur entdeckt: Mir ist es in der Welt der Ikebana-Schulen zu eng geworden. Nach reiflicher Überlegung bin ich zum Schluss gekommen, mich von Ikenobo zu trennen und künftig meinen eigenen Weg zu gehen. Ich ehre alles, was ich von dieser Schule lernen durfte, und gebe mir dennoch den Freiraum, meine eigene Natur und meinen gestalterischen Ausdruck erblühen zu lassen. Heute lebe und vermittle ich ein Ikebana, das dort wurzelt, wo es ursprünglich begonnen hat.

«Ikebana ist für mich Poesie auf dem Blumenweg: Es erfordert höchste Achtsamkeit, die Schönheit und Essenz der Blume einfach, schlicht und reduziert zum Ausdruck zu bringen. In der Harmonie einer Ikebana-Kreation ist die Vollkommenheit jedes Pflanzenwesens spürbar. Und in der stillen Betrachtung fühle ich Freude, Liebe und Ruhe im Herzen.»

Über dieses Buch

Dieses Buch richtet sich an alle Entdeckungsfreudigen, die Ikebana noch nicht kennen oder die diese Kunst neu für sich entdecken möchten.

Einfach nur machen und dabei lernen – ohne jegliches Vorwissen, Einlesen oder Beschaffen kostspieliger Materialien. Das war die Idee, die diesem Buch zugrunde liegt.

Im Hauptteil des Buches führe ich dich durch die phänologischen Jahreszeiten und lasse dich dabei zehn Ikebanas entdecken. Schritt für Schritt kannst du mich begleiten und mir über die Schulter schauen: beim Formulieren der Absicht, beim Sammeln und beim Gestalten. Manchmal wirst du nicht immer die gleichen Pflanzen, Materialien oder Gefässe finden. Damit du die Gestecke dennoch nachmachen kannst, gebe ich dir am Ende jedes Kapitels Anregungen und Ideenstupser für eigene Variationen. Einsteigen kannst du, wo du möchtest. Jedes Kapitel ist wie ein kleiner Ikebana-Kurs, in dem du alles erfährst, was du für das jeweilige Gesteck brauchst. Mit jeder Jahreszeit lernst du etwas Neues dazu: Techniken, Hintergründe und Pflanzenwissen.

Ein Plus – kein Muss – ist der Theorieteil. Darin kannst du stöbern, wenn du Fragen hast oder mehr über die Seele von Ikebana, das Handwerk oder die Gestaltung erfahren möchtest.

Mein Tipp zum Einstieg: Blättere durch die zehn Jahreszeiten und wähle spontan ein Gesteck aus, das dich anspricht.

Haselnuss, Schneeglöckchen

Rutenhirse, Mexikanische Sonnenblume, MontbretienBlätter, Hainbuche, Sommeraster

Wissenswertes

Ikebana – Entdecke deine Natur

Die Seele

Wie schön, dass du Ikebana ausprobieren möchtest und neugierig darauf bist, was sich hinter diesen besonderen Arrangements verbirgt. Tatsächlich ist es eine ganze Welt für sich: eine jahrhunderte alte Geschichte, sich gegenseitig beeinflussende Philosophien und Religionen sowie ein Weltbild, das Natur und Kultur als Einklang und nicht als Gegensatz versteht. Genau darum geht es in diesem Kapitel: um den historischen, philosophischen und künstlerischen Hintergrund, also die Seele von Ikebana. Und die steckt schon im Namen.

Der Name

Bereits die Tatsache, dass man «Ikebana» nicht wörtlich übersetzen kann, lässt erahnen, dass es um mehr als nur Blumensträusse geht. Behelfsmässig wird die Bedeutung oft mit «lebende Blumen» angegeben. Dies wird dem Namen jedoch nicht wirklich gerecht, denn ihm liegen ganze vier Wörter zugrunde:

Ike- -bana

ikeru stellen, stecken, anordnen hana Blume, Pflanze, Pflanzenteil

ikiru leben, zur eigentlichen Gestalt kommen

ikasu das Leben zur Geltung bringen, zur eigentlichen Gestalt verhelfen

Sinngemäss bedeutet «Ikebana» also: Pflanzen so anordnen, dass sie in ihrer eigentlichen Gestalt zur Geltung gebracht werden.

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