Vechtvisie Deutsch 2014

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Grenz端berschreitende Vechtetalstrategie 2014

Grenz端berschreitende Vechtetalstrategie

Vechte und Vechtetal Ausgabe 5, Jahr 2014

Deutsch Ausgabe

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Grenzüberschreitende Vechtetalstrategie 2014

Inhaltsverzeichnis Der Vechtetaltourismus überquert bei Laar die Grenze

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Die Grenzgemeinde Laar schaut über die Vechte und auf circa 800 Jahre Geschichte zurück. Das gemütliche Dorf liegt zwar zwischen Gramsbergen, Coevorden und Emlichheim etwas versteckt, hat aber dem Vechteliebhaber immer mehr zu bieten... Weiter auf Seite 8

Brücke Vechterweerd kombiniert Wasserschutz und Erholung

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Die Brücke bei Vechterweerd wurde fertiggestellt, was den „größten kleinen Fluss“ der Niederlande wieder ein Stückchen sicherer macht. Denn dank dieser Brücke hat die Vechte bei Hochwasser mehr Raum. Die ‚Höchststand‘... Weiter auf Seite 22


Grenzüberschreitende Vechtetalstrategie 2014

Kolophon Redaktion

Ellen Blauw, Waterschap Vechtstromen (vor Waterschap Velt & Vecht) Übersetzung DNL contact Design & Layout Dunique - full service communicatiebureau

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Das Wasser sucht sich immer den richtigen Weg

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Neuer Vorstand Vechtstromen besucht Deutschland

Auf zur fischfreundlichen Vechte im Kreis Steinfurt

11 Sommertipp: Kunstwegen mit dem Fahrrad – kombinieren Sie Kunst, Natur und Bewegung 12 Der Vechtepark: Hardenberg wendet sich der Vechte zu 16 Horizon Kunstwegen erweitert um altes Porzellan und einen deutschen Pavillon 18 Das schönste Vechtefoto 21 Zweisprachige Schilder 25 Kunst(wegen) im Vechtdal Schöne Projekte durch erneuerte deutsch-niederländische Zusammenarbeit 28 Vechtesymposium 2015 Block je agenda: Vechtsymposium 2015 op 10 september in Nordhorn 30 Internationaler Vechtetallauf

Ein grenzüberschreitender Halbmarathon 3


Grenzüberschreitende Vechtetalstrategie 2014

Das Wasser sucht sich immer den richtigen Weg Auf zur fischfreundlichen Vechte im Kreis Steinfurt. Die Vechte bei Steinfurt, in der Nähe der Quelle, ist nur ein kleiner Fluss. Aber die Natur ist dadurch nicht weniger schön. Darüber hinaus wurde im letzten Jahr an der Renaturierung der Vechte gearbeitet. Der Fahrradfahrer der Vechtetalroute hat inzwischen wieder die Möglichkeit, mit dem Geräusch des sanften Geplätschers eines lebendigen Flusses im Hintergrund zu picknicken.

Übersichtskarte der Fischtreppe bei Hagenhoff.

Im letzten Jahr wurden im Kreis Steinfurt vier Wehre in der Vechte durch Fischtreppen ersetzt. Für die kommenden Jahre ist hier der Bau von acht weiteren Fischtreppen geplant. Die auszuführenden Arbeiten sind Teil eines grenzüberschreitenden Projektes zur Ermöglichung der Fischmigration in der gesamten Vechte, von der Mündung bis zur Quelle. Rückblick In den Fünfziger und Sechziger Jahren genoss der Schutz vor Hochwasser die höchste Priorität. Viele Flüsse, die Vechte eingeschlossen, wurden begradigt. Anlass dafür war der Schutz der Dörfer und landwirtschaftlichen Anbaugebiete vor Hochwasser, um so die Nahrungsversorgung sicherzustellen. Damals war die ‘Begradigung’ die beste Lösung. Inzwischen denkt man darüber anders und Hochwasser- und Naturschutz gehen Hand in Hand. Auch die grenzüberschreitende Vechtetalstrategie hat sich verändert: Die Vechte soll von der Quelle im Münsterland bis zur Mündung in Zwolle so weit wie möglich renaturiert werden. Fischmigration Der Fischbestand und die Fischmigration sind ein wichtiger Bestandteil der Vechtetalstrategie. Schon im letzten Jahrzehnt wurden im niederländischen Teil Fischtreppen an Schleusen und Wehren gebaut, zum Beispiel bei Vilsteren und Hardenberg. 4

Landkarte eines Teilgebietes des Kreises Steinfurt, mit vier 2013 gebauten Fischtreppen.


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Mittelfristig soll die Fischmigration bis hin zur Quelle wieder möglich sein. Hierfür wurden im letzten Jahr westlich von Steinfurt, zwischen Bilk und Langenhorst, vier Wehre durch Fischtreppen ersetzt (siehe Landkarte). Hierdurch können sich die Fische jetzt auf einer Distanz von neun Kilometern frei bewegen. Ziel ist es, in den kommenden drei bis fünf Jahren weitere acht Wehre zu ersetzen, damit die gesamte Vechte im Kreisgebiet von Steinfurt für Fische frei zugänglich ist. In den Kreisen Coesfeld und Borken gibt es vergleichbare Projekte, sodass das gesamte Quellgebiet in circa fünf Jahren ein großes Stück fischfreundlicher sein wird.

Das Wehr bei Hagenhoff, das im Sommer 2013 durch eine Fisch­ treppe ersetzt wurde. (Foto: Kreis Steinfurt, Untere Wasserbehöhrde)

Vom Wehr zur Fischtreppe In der Vechte leben jetzt rund zwanzig Fischarten, wie zum Beispiel Brassen, Karpfen und Barsche. Für die meisten Fische ist ein Höhenunterschied von zehn Zentimetern ein unüberbrückbares Hindernis. Seit den Begradigungen in den Sechziger Jahren, zusammen mit dem Bau von Dutzenden Wehren, war die Vechte in Minibiotope für die Fische unterteilt. Ihr Lebensraum war von einem Wehr zum nächsten begrenzt.

Bau einer Fischtreppe, inklusive abgestorbener Hölzer und Stör­ steine, Sommer 2013. (Foto: Kreis

Inzwischen ist im Kreis Steinfurt die Vechte für den Fisch zum Teil

Steinfurt, Untere Wasserbehöhrde)

barrierefrei. Das Gefälle des Flusses, das bisher durch die Wehre ausgeglichen wurde, erstreckt sich nun über mehrere steinerne kleine Dämme. Jeder Damm hat eine Höhe von circa zehn Zentimetern. So wurde das Wehr bei Hagenhoff von ungefähr anderthalb Metern durch 14 solcher Steindämme ersetzt (Fotos 1 und 2). Wie auf der Übersichtskarte zu sehen ist, sitzt der Durchgang – ein fehlender Stein – bei jedem Damm an einer anderen Stelle. Hierdurch entstehen verschiedene Tiefen in dem Fluss und variiert die

Einige Monate später, im Februar 2014, ist der Uferwall schon

Fließgeschwindigkeit. Die Fische laichen vor allem im Kieselbett auf

begrünt. Links ein kleiner Bach

der Schattenseite eines Dammes. Auch verschiedene Pflanzenarten

der in die Vechte mündet und der

fühlen sich hier, im und entlang des Gewässers, wohl. So helfen die

Steinmattendamm. Rechts ist ein

Fischtreppen nicht nur der Fischmigration, sondern fördern auch die Biodiversität. Der Kreis Steinfurt erwartet für die kommen-

Stück des Uferwalls abgerutscht. (Foto: Arjen Ligtvoet)

den Jahre neben dem Zuwachs an Fischen auch eine Zunahme der Artenvielfalt. 5


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Wasser sucht sich seinen eigenen Weg Die Anlage eines ‘lebendigen’ Flusses erfordert einige Erfahrung. Das erste Projekt bei Hagenhoff eignete sich sehr gut, um Erfahrungen im positiven Sinne zu sammeln und die Kraft des Wassers kennenzulernen. Auf der Höhe des alten Wehres mündete ein kleiner Fluss in die Vechte. In der bisherigen Situation fiel das Wasser aus einer Höhe von anderthalb Metern in die Vechte. Jetzt sorgt ein zur Vechte parallel verlaufender Damm für die Über­

Der Picknickplatz an der

brückung des Gefälles. Der Damm wurde erst aus festgetretener

Fischtreppe bei Hagenhoff. Im

Erde gefertigt. Dies reichte aber nicht aus: Bei dem ersten kleinen

Hintergrund, links entlang der

Hochwasser wurde der Damm sofort weggespült. Jetzt besteht

Vechte, verläuft der Fahrradweg

der Damm aus Steinmatten und ist stark genug (Foto 3).

der Vechtetalroute. (Foto: Arjen Ligtvoet)

Zu lernen, was man braucht, um einen Fluss lebendiger zu machen, bedeutet erneut zu lernen, dem Wasser zuzuhören. Wenn man dem Wasser seinen Lauf lässt, zeigt es einem den richtigen Weg. Dafür ist ein wenig Raum nötig. Und gerade dieser Raum ist entlang der Vechte, bedingt durch den Flickenteppich an Grundeigentum, oftmals schwierig zu erhalten. Landwirte geben nun mal nicht gerne ein Stück Eigentum ab, um dieses der Natur wieder zuzuführen. Das ist sehr schade, denn eine Verbreiterung des Flusses macht ihn nicht nur sicherer, sondern sorgt auch für viele neue Biotope. Landwirte möchten ebenfalls oft keine Bäume entlang des Flusses, obwohl diese mit ihren Wurzeln das Ufer stärken: Ohne Begrünung sucht sich das Wasser regelmäßig seinen eigenen Weg und das Ufer rutscht an unerwarteten Stellen ab (Foto 3). Die Natur übernimmt Die Fischtreppen in der Steinfurter Vechte sehen jetzt noch kahl aus. Die Spuren der Arbeiten sind noch sichtbar, aber nicht mehr lange. Der Kreis Steinfurt hat nämlich in den letzten Jahren auch noch in einem anderen Fluss, der Steinfurter Aa, Fischtreppen gebaut. Dort konnte man verfolgen, wie schnell die Natur die Baustelle wieder zurückerobert. Nach ungefähr zwei Jahren sieht die Umgebung einer neu angelegten Fischtreppe aus wie von der Natur erschaffen. (Foto 5) Am Ufer wachsen bereits Bäume, auf einem halbversunkenen Baumstamm sitzt ein Eisvogel und im seichten Gewässer hinter dem Damm ruht sich ein Schwarm junger Fische aus. 6

Zwei Jahren nach Abschluss der Baumaßnahmen hat sich die Fischtreppe in der Steinfurter Aa der Natur angepasst. (Foto: Arjen Ligtvoet)


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Neuer Vorstand Vechtstromen besucht Deutschland Am 2. Januar 2014 wurde der neue Vorstand der

Nach einem interessanten Gespräch fuhr der

Waterschap Vechtstromen eingesetzt. Die neue

frisch ernannte Vorstand mit dem Bus zur Brücke

Waterschap Vechtstromen – entstanden durch die

bei Hoogstede, einem sehr anschaulichem

Fusion der Waterschappen Regge en Dinkel und

Symbol für die grenzüberschreitende Vechte-

Velt en Vecht – hat schon einen Tag vorher ihre

talstrategie. Die Brücke bietet nicht nur eine

Arbeit aufgenommen.

weite Aussicht auf die Vechte, sondern ist auch mit Informations­schildern, einem Parkplatz und

Der Vorstand besuchte am Mittwoch, den 29.

einem Kanuanlegeplatz versehen. Hierdurch lädt

Januar, auf Einladung von Bürgermeisterin Daniela

die Brücke Reisende zu Wasser und zu Lande ein,

Kösters, die Samtgemeinde Emlichheim, um das

einen Moment an der Vechte innezuhalten.

Interesse an der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu unterstreichen. Nach dem Empfang mit dem traditionellen Kaffee und Kuchen hielt Jan van der Molen (strategischer Berater bei der Waterschap Vechtstromen) einen Vortrag zur deutsch–niederländischen Vechtetalstrategie und dem Flow im Vechtetal. Van der Molen betonte das Interesse an einer deutsch-niederländischen Zusammenarbeit für die Verwaltung der grenzüberschreitenden Vechte. Er erwähnte ebenfalls die positiven Ergeb-

Der neue Vorstand der Waterschap Vechtstromen. Links

nisse der Zusammenarbeit der letzten Jahren:

vorne Stefan Kuks, der neue Vorsitzende. Neben ihm Daniela

Das Hochwasserrisiko nehme stetig weiter ab,

Kösters, Bürgermeisterin der Samtgemeinde Emlichheim.

während die Vechte langsam wieder zu einem lebendigen Fluss werde.

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Der Vechtetaltourismus überquert bei Laar die Grenze Ab dem Frühjahr 2015 fahren wieder Vechtezompen zwischen Laar und Gramsbergen Die Grenzgemeinde Laar schaut über die Vechte und auf circa 800 Jahre Geschichte zurück. Das gemütliche Dorf liegt zwar zwischen Gramsbergen, Coevorden und Emlichheim etwas versteckt, hat aber dem Vechteliebhaber immer mehr zu bieten. Die Vechtzompe im Aufbau (Foto:

Langsam aber stetig kommt der Vechtetaltourismus über die Grenze. Als Grenzgemeinde ist Laar das erste Glied im deutschen Strecken­ abschnitt. Seit kurzem endet der Wanderweg ‘Vechtedalpad’, einer der populärsten niederländischen Fernwanderwege, nicht mehr in Gramsbergen. Der Wanderer erreicht nun Deutschland auf ausgeschildertem Weg und kommt nach Laar. Der Radwanderweg ‚Vechtdal-fietsroute‘ führte schon früher über die Grenze, und ab kommendem Jahr werden auch wieder Plattbodenboote, so­ genannte ‚Vechtezompen‘ zur Überquerung der Vechte eingesetzt. Veränderungen „In den vergangenen Jahren hat sich in Laar viel verändert,” erzählt Bürgermeister Gerhard Trüün. Es begann schon 1974, als sechs Dörfer – Laar, Agterhorn, Echteler, Eschebrügge, Heesterkante und Vorwald, fusionierten. So entstand das heutige Laar, eine Gemeinde mit rund 2000 Einwohnern auf 5100 Hektar Land. Inzwischen ist Laar Teil der Samtgemeinde Emlichheim, wozu auch Hoogstede und Ringe gehören. „Laar war fast ausschließlich von der Landwirtschaft abhängig,” sagt Trüün. Inzwischen ist das Dorf vielseitiger. Die Menschen arbeiten in Nordhorn und Emlichheim, im Europapark in Coevorden oder im Nachbarland, in Hardenberg oder Zwolle. „Die Menschen wohnen gerne in Laar. In den letzten Jahren wurde Einiges an Wohnhäusern gebaut. Vor allem entlang der Vechte, und das ist großartiges Wohnen.“ 8

Hout-Industrie Gramsbergen).


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Vechtezompen Die Vechte bestimmt das Gesicht des Dorfes. Die zweihundert Jahre alte Mühle steht stolz auf dem Vechtedeich, genau hinter dem neuen Schulzentrum. Über den gleichen Deich führt die erste Etappe des Wanderweges ‚Vechtedalpad‘, genau wie der Fahrradweg der Vechtetalroute. Neben der Mühle hat man inzwischen mit dem Bau eines Anlegers und eines Bootshauses für die Vechtezompen, die hier ab 2015 fahren werden, begonnen.

Eine von zwei Skulpturen, die von den Niederlanden und Deutsch­ land aus einander anschauen

Diese Plattbodenboote sind eine kreative Lösung für ein Problem

(‘Wortlos’ von Ilya & Emilia

auf der deutschen Seite der Vechte: Motorisierte Boote sind hier

Kabakov, 1999). (Foto: Arjen

verboten. Dank der sehr leisen Elektromotoren bekam die Gemeinde

Ligtvoet)

allerdings die Genehmigung für hundert Fahrten im Jahr. Hinzu kommt der Vorteil der langsamen Geschwindigkeit, und dass die Urlauber - genau wie die Wanderer und Radfahrer - unterwegs eine Pause einlegen und die Region wirklich kennen lernen. Die Samtgemeinde Emlichheim ist für den Tourismus in der Region, inklusive Laar, verantwortlich. Bürgermeisterin Daniela Kösters ergriff dann auch die Initiative zur Realisierung und Finanzierung der Vechtezompen: „Wir erwarten durch die Belebung der historischen

Die Mühle als zentraler Punkt für

Vechteschifffahrt mit der Vechtezompe auch einen wirtschaftlichen

Fahrrad- und Wanderrouten. Ab

Impuls für die Entwicklung des Tourismus im grenzüberschreiten-

dem Frühjahr 2015 auch für

den Vechtetal. Die Vechtezompe soll jedes Jahr von Mai bis Oktober

Plattbodenfahrten mit der Vechte­

als Ausflugsschiff für bis zu 25 Fahrgäste im Grenzgebiet genutzt

zompe. (Foto: Arjen Ligtvoet)

werden.“ Inzwischen nimmt der Bau der ersten Vechtezompe bei HoutIndustrie Gramsbergen Gestalt an. Über die Webcam können Sie den Bau live mit verfolgen, oder aber Sie besichtigen das Boot nach Absprache vor Ort. Dorfleben Der Wanderer, Radfahrer und Wassertourist findet Laar immer häufiger. Laar ist ebenfalls ein beliebter Wohnort, eine feste Gemeinschaft, die zugleich Neuzugängen gegenüber offen ist. „Ungefähr dreißig Prozent der Einwohner sind Niederländer,“ sagt der Bürgermeister. Ein Teil von ihnen bereits seit Generationen, ein anderer ist noch neu. In den letzten zehn Jahren haben sich 9


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ungefähr sechshundert Niederländer in Laar niedergelassen, Die Hälfte von ihnen ist geblieben: „Zugezogene, die sich integrieren, ihre Kinder hier zur Schule gehen lassen und am Dorfleben teil­ haben, die bleiben. Die sagen, dass sie hier nie mehr weg gehen!“ Wirtschaftlich geht es Laar gut. Sicherlich, die Gemeinde würde gerne mehr zur Verfügung haben, aber Laar hat keine Schulden. Obendrein gibt es genug Arbeit in Laar und Umgebung. Die Arbeitslosigkeit ist mit 20 Arbeitssuchenden unerheblich: weniger

tezompen. Im Hintergrund das

als ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Die angenehmen Lebens-

Informationsschild zum Wander­

bedingungen, die Ruhe und der Raum sind attraktiv, sicher für

weg ‘Vechtdalpad’. (Foto: Arjen

junge Familien. „Neuer Zuwachs hält ein Dorf lebendig,“ sagt Trüün, „insbesondere dann, wenn die Vechtetalstrategie und die enge Zusammenarbeit mit Emlichheim, Gramsbergen und Coevorden unsere Gemeinde noch stärker touristisch in den Fokus rücken.“

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Die neue Treppe zum Bootshaus und dem Anleger für die Vech­

Ligtvoet)


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Sommertipp: Kunstwegen mit dem Fahrrad – kombinieren Sie Kunst, Natur und Bewegung Vechte-, Fahrrad- und Kunstfreunde aufgepasst: Haben Sie Lust, ein paar Tage gemütlich entlang der Vechte Rad zu fahren und dabei die herrliche Landschaft mit international renommierten Kunstwerken abzuwechseln? Das geht! Kombinieren Sie Kunstwegen mit der Vectetalroute und erleben Sie ein paar abwechlungsreiche Tage auf den Pedalen zwischen Mündung und Quelle der Vechte.

Mäandernd entlang der Vechte und Kunstwegen (Foto: Nico Broekmans).

Kunstwegen ist eine Route von 225 Kilometern zwischen Nordhorn und Zwolle mit 60 Kunstwerken. Seit 2012 ist die Route um den Streckenabschnitt Raumsichten, der von Nordhorn weiter zur Quelle der Vechte verläuft, erweitert. Kunstwegen befindet sich voll und ganz in der Entwicklung. Vor kurzem wurde der deutsche Pavillion auf dem Anningahof in Zwolle, dem Startpunkt von Kunstwegen auf niederländischer Seite,

Michael Schoenholtz, Figur gegen das Ufer, Nordhorn.

eröffnet. Darüber hinaus wurde im letzten Monat in Dalfsen ‘Het Depot’ enthüllt, ein Kunstwerk mit einer Botschaft für zukünftige Archäologen (lesen Sie hier mehr über die neuesten Kunstwerke von Kunstwegen). Die Vechtetalroute, die landesweite Radroute Nummer 16 (LF16), verläuft über ungefähr 245 Kilometer zwischen Zwolle und Darfeld. Das KunstwegenProjekt folgt zum großen Teil dieser Fahrradroute und ist deutlich ausgeschildert. Möchten Sie von

Die Vechtetalroute: Kunst, Natur und Annehmlichkei­ ten auf der Route (Foto: Landelijk Fietsplatform).

Zwolle nach Darfeld, dann folgen Sie den Schildern LF16a, in umgekehrter Richtung folgen Sie LF16b. 11


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Der Vechtepark: Hardenberg wendet sich der Vechte zu Genau im Westen von Hardenbergs Zentrum fließt die Molengoot in die Vechte. Hier wurde in den vergangenen Monaten einiges an Kubikmetern Erde zur Realisierung des zweiten Teils des Vechte­ parks bewegt. Inzwischen sind die meisten Arbeiten abgeschlossen. Zumindest für den Bauherren. Denn obwohl die Fische mühelos über die neuen Fischtreppen stromaufwärts schwimmen, stellt der Wildwasserkanal für Kanufahrer eine große Herausforderung dar.

Die neue Fischtreppe, mit der Molengoot und dem Wildwasser­

Noch vor einigen Jahrzehnten galt die Vechte als unattraktiv und

kanal im Bau im Hintergrund zu

schwierig. Wie andere Vechtegemeinden auch, hatte sich Harden-

sehen (Luftbildaufnahme: Freddy

berg von dem Fluss abgewendet. Sprichwörtlich, denn Häuser und Mehrfamilienhäuser lagen mit ihrer Rückseite zur Vechte. In den

Goosselink/Kanuverein Harden­ berg-Vecht).

letzten Jahren hat ein komplettes Umdenken stattgefunden. Heute ist das zur Vechte ausgerichtete Wohnen ein Verkaufsargument und genießen Erholungssuchende stets häufiger die Wasserseite. Verbindende Vechte In Hardenberg kommt das neue Denken über den Fluss im Vechte­ park zum Ausdruck. Die Vechte verläuft zwischen dem alten Hardenberg und den neuen Wohngebieten auf der westlichen Seite. Das Gebiet rund um die Molen­ goot, im Vordergrund das Wehr (Luftbildaufnahme: Gemeinde Hardenberg).

Fragment der Planskizze des Vechteparks mit dem Wildwasserkanal und der Fischtreppe. 12


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Während der Fluss und das Deichvorland in der Vergangenheit eine Kluft bildeten, verbindet der Vechtepark jetzt beide Teile durch attraktives Grün. Der Vechtepark bietet Raum für Wasser, Erlebnis und Natur. Er besteht aus verschiedenen Teilgebieten, wovon inzwischen drei fertig angelegt sind. So wurde bereits im Frühjahr 2009 der Hafen im Zentrum von Hardenberg komplett erneuert, mit vielen Möglichkeiten zur Erholung.

Februar 2014: Der Kanal ist fertiggestellt, das Grün muss noch wachsen. (Foto: Arjen Ligtvoet).

In dem Gebiet rund um die Mündung des Oude Radewijkerbeek, an der Nordseite des Stadtzentrums, wurde der Flusslauf verlängert. Inzwischen besteht das Mündungsgebiet aus offenem Gewässer, Sumpfgebiet, Weideland und Sumpfwald. Der Wanderweg entlang der Vechte verläuft ebenfalls durch das Sumpfgebiet und bietet dem Wanderer die Möglichkeit, dieses neue Stück Natur zu genießen. Die Fischtreppe mit Stufen aus

Das Teilgebiet bei der Molengoot und das Wehr sind nun fast fertig

Holz (Foto: Arjen Ligtvoet)

gestellt. In dem Teilgebiet ‘Zentrum Uiterwaard’ bestehen Pläne für eine Liege- und eine Veranstaltungswiese, zum Beispiel für die Hardenberger Ballonshow. In den Außenbezirken des Vechteparks liegt der Schwerpunkt dagegen weniger auf Erholung, hier erhält die Natur den Raum, den sie braucht. Zusammenarbeit zwischen Waterschap und Gemeinde Im Vechtepark können nicht nur Mensch und Natur gut verweilen, das neue errichtete Gebiet sorgt auch für mehr Sicherheit. Anlass

Der offizielle Druck auf den

für den Plan war nämlich der Hochwasserschutz. Im Notfall fungiert

Knopf zur Eröffnung des

der Vechtepark als Überschwemmungsgebiet, dadurch erhöht sich die Chance, dass die Überschwemmung des Stadtgebietes abnimmt. Die Waterschap Vechtstromen trägt daher auch einen großen Teil der Kosten.

Wildwasserkanals von Cor Blok (Vorstandsmitglied Kanuverein Hardenberg-Vecht), Jannes Jans­ sen (Beigeordneter von Harden­ berg-Ommen) und Wim Stegeman (Vorstandsmitglied Waterschap

Der Vechtepark macht diesen Teil der Vechte darüber hinaus ein Stück natürlicher, was gut in die grenzüberschreitende Vechtetal-

Vechtstromen) (Foto: Ellen Blauw/ Waterschap Vechtstromen).

strategie passt.

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Einzigartiger Wildwasserkanal eröffnet Highlight des Vechteparks bei der Molengoot – mit Sicherheit für den Kanuverein - ist der neue Wildwasserkanal mit einem Gefälle von anderthalb Metern. Dieser natürliche Wildwasserkanal bei Hardenberg ist für die flachen Niederlande einzigartig. Das nächstgelegenste (künstlich angelegte) Wildwasser ist bei Zoetermeer zu finden. Den Kanuverein erreichen Nachfragen über die Möglichkeiten zur Ausführung von Wettkämpfen. Sicherlich auch, da der Kanal selbst für erfahrene Kanufahrer eine Herausforderung darstellt. Das ist nicht weiter verwunderlich: der Entwurf der Bahn stammt von dem Planer des Olympischen Kanals in London.

Cor Blok (Vorstandsmitglied Kanuverein Hardenberg-Vecht) im Interview zum Thema der ersten Idee bis zur Umsetzung des Wild­ wasserkanals (Foto: Ellen Blauw/ Waterschap Vechtstromen).

Am 12. April war es soweit. Zu dritt drückten Cor Blok (Vorstandsmitglied Kanuverein Hardenberg-Vecht), Jannes Janssen (Beigeordneter von Hardenberg-Ommen) und Wim Stegeman (Vorstandmitglied Waterschap Vechtstromen) auf den Knopf und eröffneten damit offiziell den Kanal. Unter großer Anteilnahme: der zehnjährige Kasper zeigte im Jeugdjournal seine Kanukünste und auch das NOS Journaal, Hart van Nederland und RTV Oost waren vertreten. Mehr zum Vechtepark finden Sie unter www.vechtparkhardenberg.nl.

Am 12. April wurde der Wildwas­ serkanal bei Hardenberg offiziell ‘eingefahren’ (Foto: Ellen Blauw/ Waterschap Vechtstromen).

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Fotograaf: Fotograf: FranciskaOnbekend Oostingh 15


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Horizon Kunstwegen erweitert um altes Porzellan und einen deutschen Pavillon Bilderpark Anningahof, der Startpunkt von

konnten auch eine Flaschenpost für zukünftige

Kunstwegen in Zwolle, ist seit dem 17. Mai um

Bewohner des Viertels aufgeben. Anfang Mai

einen deutschen Pavillon reicher. Gemeinsam

wurde das Kunstwerk mit großem öffentlichem

mit Kunstwegen DE und der Städtischen Galerie

Interesse enthüllt. Jetzt heißt es abwarten, was

in Nordhorn präsentiert Kunstwegen hier die

Archäologen in ferner Zukunft so alles schlus-

kommenden Monate drei Abschlussausstellungen.

sfolgern werden auf Basis ihrer Funde unter dem

Der erste von drei deutschen Künstlern, Sakir

gefliesten Fußboden.

Gökçebag, stellt bis zum 6. Juli seine ‘alltägliche Kunst: Die Poezie der Wirklichkeit’ aus. Ansch-

Kunstwegen ist eine internationale Kunstroute,

ließend werden im Sommer und Herbst Charlotte

die größtenteils dem Vechtetal folgt. Von Ohne

Mumm und Walter Zurborg ausstellen.

in Deutschland bis Zwolle reflektieren zeitgenössische Künstler mit fast achtzig Kunstwerken vor

Gökçebag spielt mit unserer weit verbreiteten

dem Hintergrund der reichen Kulturlandschaft

Idee, dass die Form von Gebrauchsgegenständen

und deren Geschichte. Die Route ist übrigens

immer dem Inhalt folgt. Nehmen Sie sein Kunst-

auch sehr gut für eine mehrtägige Radtour

werk ‘Horizon’. Gut dreißig identische und ganz

geeignet (siehe auch unseren Sommertipp, bei

gewöhnliche Wasserwaagen – in jedem Baumarkt

der Kunst und Natur sich auf angenehme Art und

erhältlich – bilden in einem straffen Linienspiel

Weise ergänzen.

das Wort ‘Horizon’. Während Gökçebag versucht, mit seiner Kunst unseren visuellen Horizont zu erweitern, spricht die aktuelle Kunst in Dalfsen zukünftige Generationen an. Das Künstlerduo Gerard Groenewoud und Tilly Buij realisierte das Kunstwerk ‘Het Depot’ für das neue Dalfse Viertel De Gerner Marke. Das Kunstwerk besteht aus einem unterirdischen Depot, einem gefliesten Fußboden und drei riesigen Tassenhenkeln. ünstler Sakir Gökçebag mit seinem Kunstwerk

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Ende März haben die Bewohner des Stadtviertels

‘Horizon’ in dem neuen deutschen Pavillon auf dem

das Depot mit ihrem alten Geschirr gefüllt. Sie

Anningahof (Zwolle).


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Aussteller im deutschen Pavillon: • 17. Mai bis 6. Juli – Sakir Gökçebag • 12. Juli bis 31. August - Charlotte Mumm • 6. September bis 26. Oktober - Walter Zurborg ‘Het Depot’ von Groenewoud und Buij steht auf dem Grünstreifen zwischen der Umgehungsstraße und dem Viertel De Gerner Marke in Dalfsen. Siehe auch www.groenewoudbuij.nl.

‘Het Depot’ von Gerard Groenewoud und TillyBuij in dem neuen Dalfser Viertel De GernerMarke (Foto: Groenewoud und Buij)

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Das schönste Vechtefoto

Gutmütig fließt die Vechte vorbei an Vilsteren Richtung Dalfsen. (foto: Arjen Ligtvoet)

Rudimentärer Vechtetourismus an der neuen Fischtreppe in der Nähe von Steinfurt. (Foto: Arjen Ligtvoet) 18


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Die Vechte ist ein herrlicher Fluss mit ganz vielen Gesichtern. Manchmal klein und romantisch, manchmal überschwänglich und wüst. Bei so vielen begeisterten Vechtefreunden muss es doch unzählige Fotos von der Vechte mit allerlei Situationen und unterschiedlichsten Bedingungen geben. Die Fotos publizieren wir hier gerne, um ein möglichst vielfältiges Bild der Vechte aufzuzeigen. Schauen Sie also in Ihr Fotoarchiv und mailen Sie Ihre schönsten Fotos an Ellen Blauw: e.blauw@vechtstromen.nl.

Die Vechte bei Laar, ab Frühjahr 2015 wieder Anlegestelle für Plattbodenschiffe. (Foto: Arjen Ligtvoet)

Eine noch schmale Vechte direkt hinter der deutschen Grenze bei Echteler. 19


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Die Vechte bei Echteler, ab der LF 16 Vechtetalroute.

Eine ‘Geschichtenpumpe’ entlang der LF 16 Vechtetalroute, an einem toten Arm direkt westlich von Dalfsen.

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Zweisprachige Schilder

Dieses Schild steht an dem Wehr und der Schleuse von Vilsteren. 1989 wurde hier bereits eine Fischtreppe gebaut, an der sich Besucher und Passanten seit 2011 zweisprachig erfreuen können. (Siehe auch die Newsletter von März und Juni 2011). Inzwischen wird die Fischtreppe langsam zum Gemeingut der ganzen Vechte. So wurden im vergangenen Jahr vier Wehre durch Fischtreppen ersetzt, um irgendwann die Fischmigration über die komplette Länge der Vechte zu ermöglichen. Diese Politik trägt erste Früchte: Kürzlich wurde eine kleine Forelle in der Vechte gefangen.(Foto’s: Arjen Ligtvoet)

Kurz hinter der Grenze bei Twente hatte Nordhorn früher auch eine blühende Textilindustrie. Die Schleuse in dem Verbindungskanal, Teil des Almelo-Nordhorn Kanals, wurde 1885 angelegt, um die Durchfahrt in die Niederlande zu ermöglichen. Das Schild steht am Vechtesee, einem Naherholungssee am Stadtrand von Nordhorn. Irgendwo hier in dieser Gegend findet am Donnerstag, den 10. September 2015, das vierte Vechtesymposium statt.

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Brücke Vechterweerd kombiniert Wasserschutz und Erholung Neues Projekt „Raum für die Vechte” am Wehr von Dalfsen Die Brücke bei Vechterweerd wurde fertiggestellt, was den „größten kleinen Fluss“ der Niederlande wieder ein Stückchen sicherer macht. Denn dank dieser Brücke hat die Vechte bei Hochwasser mehr Raum. Die ‚Höchststand‘ liegt bei Hochwasser jetzt 5 bis 10 Zentimeter tiefer, sodass die Gefahr einer Überschwemmung reduziert wird. Der Vechtetal-Tag 2014 war mit rund zweihundert Besuchern ein großer Erfolg, nicht zuletzt auf Grund der offiziellen Eröffnung

Vechterweerd: Eröffnung der

der Brücke bei Vechterweerd. Der übliche rote Knopf war auf der

neuen Brücke am Wehr von

stromaufwärtigen Seite angebracht. Um eventuelle Nässe und

Dalfsen.

Schadensersatzforderungen zu vermeiden, hielten es die Organisatoren für angebracht, dass die Zuschauer sich auf der anderen Seite versammelten. Nachdem Hans de Jong von der Waterschap Groot Salland den Knopf gedrückt hatte, geschah zunächst einmal nichts. Doch nur ein paar Augenblicke später traten plötzlich unterhalb der Brücke – mangels echtem Hochwasser an diesem schönen Spätsommertag – große blaue Schlauchtänzer (Foto 1) hervor. Und wieder war ein Punkt des Programms „Raum für die Vechte“ abgeschlossen.

Die Rinne ‘Groene Geul’ lief während des Hochwassers zu

Brücke und Groene Geul Die neue Brücke ist Teil verschiedener Arbeiten rund um das Wehr von Dalfsen, um das Vechtetal vor Hochwasser zu schützen. So wurde ein Teil des Überschwemmungsgebietes abgegraben und die Rinne ‚de Groene Geul‘ an der Südseite des Wehrs verlängert. Die Rinne hat ihren Nutzen bereits unter Beweis gestellt: Während des ungewöhnlichen Hochwassers zu Christi Himmelfahrt am 29. Mai füllte sich die Rinne zur Gänze (siehe Foto 2). 22

Christi Himmelfahrt 2014 direkt voll.


Grenzüberschreitende Vechtetalstrategie 2014

Die Brücke, mit einer Länge von 90 Metern, liegt an der Nordseite des Wehrs. Zunächst gab es hier einen gepflasterten Weg mit Abflussrohren, die – wie das Wehr – bei Hochwasser als Wasserbarriere fungierten. Die Brücke sorgt nicht nur für einen besseren Durchfluss, sondern bei Hochwasser auch für eine bessere Erreichbarkeit des Wehrs. Die alte Straße stand regelmäßig unter Wasser. Alternative zur Deichbeschwerung Zusammen mit der Rinne Groene Geul sorgt die Brücke für eine Reduktion des maßgebenden Hochwasserpegels um 5 bis 10 Zentimeter. Dies setzt sich stromabwärts bis zum Wehr von Vilsteren fort, sodass die Deiche zwischen Dalfsen und Vilsteren in den nächsten Jahren in geringerem Umfang erhöht werden müssen. Die Vorbereitungen für den Bau hatten viel Mühe gekostet, der Bau selbst jedoch verlief zügig. Mitte April erfolgte der erste Spatenstich und im Juli war die Brücke fertig. Die Brücke misst eine Länge von 90 Metern, ist 5,5 Meter breit und liegt 2,57 Meter über Normalnull (Amsterdamer Pegel). Eine wichtige Bedingung für das Design der Brücke war die Einpassung in die offene Landschaft und dass sie nicht über den Deich hinausragt. Letzteres scheint Nachteile für den Wasserabfluss bei extremem Hochwasser nach sich zu ziehen, aber hier wurde eine Lösung gefunden. Sollte es in Zukunft nötig sein, kann der Boden unter der Brücke ganz einfach weiter abgetragen werden, um auf diese Weise den Durchfluss zu erhöhen. Das extra tiefe Fundament ermöglicht diese Arbeit, ohne weitere Anpassungen an der Brücke vornehmen zu müssen. Kooperation, Sicherheit und Erholung ‚Raum für die Vechte‘ macht das Vechtetal sicherer. „Aber die Sicherheit steht und fällt mit der deutsch-niederländischen Kooperation“, betont Michiel van Willigen, Strategieberater der Waterschap Groot Salland. „Hochwasser beginnt oftmals in Deutschland. Von unseren deutschen Partnern empfangen wir realtime Messdaten der Wasserstände, sodass wir hier die richtigen Entscheidungen treffen können.“ Sicherheit steht an erster Stelle, aber gleichzeitig versucht ‚Raum für die Vechte‘ den Fluss und das Vechtetal immer attraktiver für 23


Grenzüberschreitende Vechtetalstrategie 2014

Erholungssuchende zu gestalten: „Wir haben verschiedene kleine Anlegestege entlang der Vechte für Kanuten und kleine Boote errichtet, u.a. bei der Grone Geul. Wir merken, dass diese von vielen Touristen genutzt werden. Auch immer mehr deutsche Touristen entdecken den niederländischen Teil ‚ihres‘ Flusses.“ „Wissen Sie “, folgert Michiel van Willigen, „in den letzten fünf Jahren haben wir uns mit ‚Raum für die Vechte‘ vor allem auf die

Vechtetaltag 2014. Das Festzelt bei

Infrastruktur konzentriert. Brücken, Wehre, Radwege, Schleusen.

‘Boerhoes’ im Überschwemmungs­

Das war notwendig, um das Ganze weiterhin zugänglich zu halten. Es ist unsere Aufgabe, diese Entwicklungen in den kommenden Jahren immer stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen, sodass ein jeder die großartige Vechte genießen kann.“ Vechtetaltag 2014 Die Partner des Programms ‚Raum für die Vechte‘ organisieren seit einigen Jahren einen Vechtetaltag. Dieses Jahr fand der Vechtetaltag bei ‘Boerhoes’ nahe dem Wehr von Dalfsen statt. Die Wasserbehörden haben grünes Licht gegeben. Keine Gefahr für Hochwasser, das Festzelt konnte also im Überschwemmungsgebiet stehen, direkt an der Groene Geul und dem neuen Anlegesteg (Foto 3). Dieser Tag voller Exkursionen und Informationen dient dazu, die Vechtetal-Bewohner und andere Interessensgruppen über die gesamten Entwicklungen rund um die Vechte auf dem Laufenden zu halten. Dieses Jahr zum ersten Mal dabei: der neue Vechtetalfilm.

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gebiet der Vechte.


Grenzüberschreitende Vechtetalstrategie 2014

Kunst(wegen) im Vechtdal

Schöne Projekte durch erneuerte

nicht länger um unsere Existenz, sondern widmen

deutsch-niederländische Zusammenarbeit

uns unserer Hauptaufgabe: für Draußenkunst im Vechtetal zu sorgen, zusammen mit unseren

Eine attraktive Kombination von Kunst, Kultur

deutschen Partnern.”

und Natur im Vechtetal war die treibende Idee hinter Kunstwegen bei dessen Gründung im

Verbindende Kunst

Jahr 2000. ‘Die finanziellen Dinge in Ordnung

Ein bedeutendes Symbol für die engere

zu bringen’, war allerdings der erste Auftrag

Zusammen­arbeit ist der deutsche Pavillon auf

des jetzigen Vorstands, als der vor vier Jahren

dem Anningahof in Zwolle. Der Eigentümer, Hib

angetreten ist. Nach zwei Jahren harter Arbeit

Anninga, stellt hier einen Ausstellungsraum für

war das gelungen. Inzwischen gibt es wieder ge-

Kunstwegen zur Verfügung. Der niederländische

nügend Raum für neue Projekte und eine engere

Startpunkt von Kunstwegen ist damit um ein

deutsch-niederländische Zusammenarbeit.

interessantes deutsch-niederländisches Projekt reicher.

Die vier Vechtetalgemeinden Zwolle, Dalfsen, Ommen und Hardenberg fördern Kunstwegen

“Man kann es als Gegenstück zur Städtischen

Nederland. Durch die Finanzkrise und die damit

Galerie betrachten”, sagt Thomas Niemeyer,

verbundenen Einsparmaßnahmen hing der

Direktor dieser Nordhorner Kunsteinrichtung.

Fortbestand von Kunstwegen bis vor zwei Jahren

“Zusammen mit Kunstwegen Nederland haben

an einem seidenen Faden. Kunstwegen baute

wir drei deutsche Künstler ausgewählt, die in

eine hohe Schuld auf, was zu einem Wartungs-

Zwolle ausstellen. Hiermit ergänzen wir die

rückstand und einer schwierigen Beziehung zu

teilweise bereits Jahrzehnte alte Kunst entlang

den deutschen Partnern führte. “Es sah fast so aus, als würde Kunstwegen Nederland aufhören zu bestehen”, erzählt Vorstandsmitglied Joost Liese. “Durch all die finanziellen Probleme fristeten wir jahrelang ein darniederliegendes Bestehen mit kaum Zeit und Geld für Entwicklung und Unterhalt. Zum Glück war der deutsche Zweig bereit, einen Strich unter unsere Schuld zu ziehen. Da nun der Weg wieder frei ist, sind wir seit zwei Jahren mit neuem Elan an der Arbeit. Wir kämpfen

Neu: Wandern mit Kunstwegen in Dalfsen und Ommen. 25


Grenzüberschreitende Vechtetalstrategie 2014

der Kunstwegen-Route mit einem erneuernden und experimentellen Werk junger Künstler. Bis Ende Oktober stellt das Künstlerduo Walter Zurborg und Tamaki Watanabe sein neues Werk, in dem – sehr passend – Wasser eine große Rolle spielt, aus.”

Wandern mit Kunstwegen Neben dem deutschen Pavillon sind in diesem

Mosquito Piece, das ‘Wasserkunstwerk’ von Zurborg und

Jahr auch zwei Kunstwegen-Wandelwege entstan-

Watanabe auf dem Anningahof.

den. Seit Ende September ist Ommen um einen ‘V(l)echtstromenpfad’ reicher, eine Wanderung von 21 Kilometern entlang der reichen Kultur Ommens, Natur und – nicht zu vergessen – Kunst. Zum Beispiel das ‘Huis van Reizen’ am Bahnhof von Ommen und der markante ‘Wulp’ nahe der Vechtebrücke bei Ommen. Früher in diesem Jahr ist bereits der ‘Uiterwaardenpad Dalfsen’ (Flussauenpfad) eröffnet worden. In Hardenberg wird inzwischen intensiv an einer neuen Kunst­ wegen-Wanderung gearbeitet, vielleicht in dem neu angelegten Vechtepark.

Das Depot von Gerard Groenewoud und Tilly Buijin Dalfsen, enthüllt im Mai dieses Jahres (Foto: Groenewoud und Buij).

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Joost Liese: “Wie man sieht, arbeiten wir hart daran, unseren Wartungsrückstand aufzuholen und Kunstwegen für ein breites Publikum attraktiv und zugänglich zu machen. So arbeiten wir mit deutschen Partnern zusammen an einer modernen Art der Herausgabe von Informationen: Alle Kunstwerke bekommen einen sogenannten QR-Code. Jeder mit einem Smartphone bekommt Eine neblige Feuertaufe der Ommener KunstwegenWanderung. Im Hintergrund das Kunstwerk Vier Windskulpturen von Alwie Oude Aarninkhof.

damit demnächst direkten Zugang zu allen Informationen über das Kunstwerk, inklusiv kleiner Filme und Interviews mit beispielsweise dem Künstler.”

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Grenzüberschreitende Vechtetalstrategie 2014

Thomas Niemeyer ergänzt: “Auf deutscher Seite

Der Anningahof ist dieses Jahr bis einschl. 26.

sind in den letzten Jahren zahlreiche neue Kunst-

Oktober geöffnet. Bis dahin stellen Walter

werke hinzugekommen. In nächster Zukunft

Zurborg & Tamaki Watanabe im deutschen

werden wir vor allem viel für Wartung Marketing

Pavillon aus.

tun. Einige Kunstwerke brauchen eine umfangreiche Wartung, ein Teil der Kunstwerke steht immerhin schon seit den 70er Jahren dort. Gleichzeitig wollen wir Kunstwegen einem großen und diversen Publikum bekannt machen. Ein bedeutendes Projekt in diesem Zusammenhang ist die Erneuerung der Website, einschließlich der Social Media und der neuesten mobilen Techniken.” Amtliche Beziehungen Das grenzüberschreitende Projekt Kunstwegen

Wasserdetail von Mosquito Piece (Foto: Hans

verkörpert eine Route von 225 Kilometern

Schlimmbach).

zwischen Zwolle und den Quellen der Vechte mit momentan 83 Kunstwerken. Kunstwegen ist ein Kooperationsverbund von der Stadt Nordhorn, der Grafschaft Bentheim und der Stichting Kunstwegen Nederland, die sich in der Bewirtschaftungsgesellschaft ‘Exploitatiemaatschappij Kunstwegen EWIV’ zusammengeschlossen haben. Die vier Vechtetalgemeinden Hardenberg, Ommen, Dalfsen und Zwolle unterstützen Kunstwegen Nederland. Die deutschen Partner sind der Landkreis Grafschaft Bentheim und die Stadt Nordhorn. Der Vorstand von Nederlandse Kunstwegen besteht aus Herman Aarts, Leonie Flanderijn, Geert de Groot, Jan Kristen und Joost Liese. Die Stichting Beeldruimte unterstützt und berät den Vorstand. Information Broschüren über Kunstwegen und Routenprospekte sind an den niederländischen Bahnhöfen entlang der Route erhältlich. Sie können diese auch anfordern bei Kunstwegen. 27


Grenzüberschreitende Vechtetalstrategie 2014

Vechtesymposium 2015

Blocken Sie Ihren Terminkalender: Vechtesymposium 2015 am 10. September in Nordhorn. Die vierte Ausgabe des zweijährlich stattfindenden Vechtesymposiums findet am Donnerstag, den 10. September 2015, in Nordhorn statt. Halten Sie Ihren Terminkalender frei für diesen deutsch-niederländischen Tag voller grenzüberschreitender und innovativer Informationen über

Vechtesymposium 2013. Eine der Exkursionen.

die Vechte. Auch 2015 werden wir das Vechtesymposium wieder an einem hervorragendem Ort nahe der Vechte durchführen. Dieses Mal in Nordhorn, aber den genauen Ort halten wir noch geheim!

Vechtesymposium 2013. Aussicht auf die Vechte an der Vilsterse Stuw.

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Grenz端berschreitende Vechtetalstrategie 2014

Fotograf: Unbekannt 29


Grenzüberschreitende Vechtetalstrategie 2014

Internationaler Vechtetallauf

Ein grenzüberschreitender Halbmarathon Samstagnachmittag, 27. September. Es ist still entlang der Vechte. Eine neblige Herbstsonne flimmert über dem träge dahinfließenden Fluss. In der Ferne läuft ein einsamer Jogger über die Brücke… es ist der Führende des zweiten internationalen Vechtetallaufs. Er biegt ab Richtung Emlichheim und passiert Kilometer 17. Noch vier weitere, dann hat er diesen grenzüberschreitenden

Der einsame Führende des Inter­

Halbmarathon geschafft.

nationalen Vechtetallaufs 2014 auf den letzten Kilometern.

Henk Meppelink, Läufer und Organisator von Laufevents, hatte im vergangenen Jahr die Idee eines deutsch-niederländischen Halb­ marathons. Bei einem seiner wöchentlichen Ausdauerläufe lief er von Gramsbergen nach Emlichheim und wurde von der Stille und Schönheit der Vechte an diesem frühen Sonntagmorgen überrascht. „Das ist zu schön, um es zu ignorieren“, dachte er, und schon war der grenzüberschreitende Halbmarathon geboren. Die Idee fand sofort große Resonanz. Beim ersten Mal 2013 kamen sofort 150 Teilnehmer. In diesem Jahr sind nicht weniger als 218 Teilnehmer an den Start gegangen.

Läufer entlang der Vechte auf einer Strecke von gut 21 Kilometern.

Der Vechtetallauf ist ein erholsamer Halbmarathon unter dem Motto ‘Erlebe das Vechtetal‘. Außergewöhnlich ist, dass auch Nicht-Langläufer teilnehmen können. Als Duo können Teilnehmer die Strecke abwechselnd laufend und radfahrend absolvieren. Eine sehr gute Gelegenheit, den Halbmarathon kennenzulernen und zugleich die ruhig mäandernde Vechte in der Grenzregion zu genießen. Viele der Läufer sind echte Vechtetaler aus der Nachbarschaft. Har-

Ein schneller Radwechsel will

denberg, Emlichheim, Laar. Einige kommen aber auch von weiter

gelernt sein.

weg. “Es schien mir spannend, rennend die Grenze zu überqueren”, lacht ein Rotterdamer, noch völlig außer Atem im Ziel. “Schön ruhig. 30


Grenzüberschreitende Vechtetalstrategie 2014

Ganz anders als der Riesenmarathon von Rotterdam.” Die Läufer machen trotz des schnellen Laufs einen entspannten Eindruck, sie genießen offenbar das herrliche Herbstwetter und die Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wird. „Wie im letzten Jahr ein herrlicher Lauf“, sagt einer der Läufer während er an seinem alkoholfreien Bier nippt. „Nur die letzten drei Kilometer gingen schwer, die nahmen kein Ende. Sonst ist es sehr schön, entlang dem sich

Sonne und ein bisschen Wind.

dahinschlängelnden Fluss.“

Die Vechte zeigte sich während des

Ein anderer Läufer schmunzelt noch über das frisch getraute Hoch-

Halbmarathons von ihrer schönsten Seite.

zeitspaar, das glaubte einen ruhigen Ort für die übliche Fotosession gefunden zu haben. „Plötzlich kamen wir dort alle lang. Läufer an Läufer, Gruppe an Gruppe. Alle laut am rufen, Daumen hoch natürlich.“ Bei den Versorgungsposten unterwegs und im Ziel standen natürlich Getränke und Snacks aus dem Vechtetal für die Läufer bereit, unter deutschen und niederländischen Flaggen. Laufen verbrüdert und die Vechte verbindet. Nächstes Jahr wieder, so der allgemeine Tenor. Der Lauf ist für viele erschöpfte Läufer eine grenzüberschreitende Erfahrung.

Gemütlich in der Sonne sitzen und die Strapazen sind schnell vergessen. Nächstes Jahr wieder!

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Grenz端berschreitende Vechtetalstrategie 2014

Die Vechte der Zukunft ein grenzenloser Fluss!

Grenz端berschreitende Vechtetalstrategie

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