MoMent Frühling 2019

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Zeitschrift für die Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer Frühling 2019 / € 4,00 MoMent Unsere Schule im Umfeld 50 Jahre Mauer, 100 Jahre Waldorf

MoMent ...

Zeitschrift von und für Eltern, FreundInnen, LehrerInnen und SchülerInnen der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer im 27. Jahr, Heft Nr. 197

Liebe Freundinnen und Freunde unserer Schulzeitung MoMent!

„Ein Umfeld für eine fruchtbare und gedeihliche Zusammenarbeit schaffen.“ Das ist eines der gemeinsamen Ziele unserer Schulgemeinschaft. Vieles wird aus dieser Zusammenarbeit hervorgebracht: Ideen und deren Umsetzungen, singende Chöre, klingende Orchester, Theateraufführungen, Benefizveranstaltungen und eine Zeitschrift, die über all das berichten darf! Groß ist die Freude darüber, dass es im MoMent niemals langweilig wird.

Unsere Kinder und SchülerInnen schaut sie Euch an: Da marschieren sie streikend für ihre Zukunft, da schreiben sie eifrig mit, bei der Postkarten-Aktion von Waldorf 100, da entwickeln sie ihre eigenen Ideen und lernen sie immer besser zu formulieren, da stehen sie auf der Bühne und schaffen gemeinsam, was einer alleine nicht vermag.

Was einer alleine nicht vermag, das schafft man gemeinsam – und so braucht auch unsere Schulgemeinschaft ein Umfeld, in dem sie steht und wirkt und mit dem sie in gegenseitiger Wahrnehmung und im gegenseitigen Austausch umgeht. Passend zum Erneuerungsaudit wurde dieses Umfeld zum Thema dieser Ausgabe. Die vielen Rückmeldungen unseres Umfelds, teilen wir sehr gerne mit Euch und bitten um Verständnis, dass Teile unseres Umfeldes diesmal keinen Platz gefunden haben, auch wenn sie dazugehören würden, wie der Waldorfbund, die anderen Waldorfschulen in Österreich und viele mehr! Viel Freude beim Lesen!

Termine: Seite 25, Kleinanzeigen: Seite 56

Die Fotos in dieser Ausgabe stellten zur Verfügung: N. & M. Berke, Buchhandlung-Mauer, R. David-Freihsl, Eltern 1., 2., 4. & 10. Klasse, Eltern Kindergarten, H. Finke, B. Födinger, M. Giannelos, S. Habdank, M. Hildenbrand, K. Hruza, U. Khol-Haidenthaler, Freie Musikschule, M. Peters, L. & S. Trierenberg, S. Wolf

Liebe externe MoMent-AbonnentInnen

Der Druck der Ihnen vorliegenden Ausgabe kostet ca. € 2.650,- bzw. inkl. Versand € 3.120,-.

Wenn Sie hinkünftig auf eine per Post zugeschickte Druckversion verzichten und mit der Online-Version (http://www.waldorf-mauer.at/moment) Vorlieb nehmen wollen, dann ersuchen wir um ein kurzes Email an: moment@waldorf-mauer.at.

Gerne senden wir Ihnen weiterhin drei Mal im Jahr Ihr persönliches Exemplar zu und ersuchen Sie, die dafür anfallenden Kosten von € 12,-/Jahr auf das MoMent-Konto zu überweisen. Kontoverbindung: siehe Impressum

Impressum:

Medieninhaber, Verleger, Herausgeber: Verein zur Förderung der Waldorf-Gemeinschaft (VFWG), Obmann Josef Prüller / DVR NR.: 7864 9742

Absender: moment@waldorf-mauer.at 1230 Wien, Endresstraße 100

Verlagspostamt: 1230 Wien Zulassungsnummer: 13Z039641 M

MitarbeiterInnen: B. Födinger E: moment@waldorfmauer.at / R. David-Freihsl E: roman.freihsl@gmx.at K. Hruza E: karl.hruza@waldorf-mauer.at / M. Goss E: moment@waldorfmauer.at / St. Albrecht, N. Berke, U. Dotzler, Eltern 1. & 4. Klasse, H. Finke, P. Gluchi, B. Goldmann, M. Hildenbrand, U. Kaufmann, U. Khol-Haidenthaler, A. Kurz-Wagner, L. Lernpeiss, M. Loy, K. Reiner-Friedl, G. Rumetshofer, T. Richter, F. Samec, M. Schuster, SchülerInnen 6. Klasse, SchülerInnen Oberstufe, N. Steinbach, V. Stürzenhofecker, J. Timmel-Freyborn, L. & S. Trierenberg, L. Weiss, S. Wolf

Kontoverbindung lautend auf: Redaktion Schulzeitung

IBAN: AT44 2011 1822 2175 1000 / BIC: GIBAATWWXXX

Druck: Donau-Forum-Druck, 1230 Wien, aus umweltfreundlicher Druckproduktion

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Nadja Berke

Unsere Schule im Umfeld

„WELt muss in die ScHULE hineinragen“

Rudolf Steiner über die Bedeutung des sozialen Milieus der Kinder

„Da ist der Gedanke entstanden, man müsse hinaus aus der Stadt, aufs Land, um dort, abgesondert von der Stadt, eine Schar Kinder zu erziehen; nur dort könnten sie sich natürlich entwickeln und so weiter. Aber wie steht denn ein solcher Gedanke in einer Gesamtweltauffassung drinnen? Doch eigentlich so, dass man seine eigene Ohnmacht erkennt. Denn es handelt sich nicht darum, etwas auszudenken, wie man fern von aller Welt eine Anzahl Kinder nach seinem Kopfe entwickeln kann, sondern wie man mitten drinnen im sozialen Milieu, wo man steht, die Kinder Mensch sein lassen kann.

Man muss also die Stärke aufbringen, den Kindern dieses Leben nicht zu nehmen, wenn sie nun doch einmal in ihrem sozialen Milieu drinnen stehen. Diesen Mut muss man durchaus haben. Das ist etwas, was mit der Weltbedeutung der Pädagogik zusammenhängt.

Aber dann muss man tief davon überzeugt sein, dass Welt in die Schule hineinragen muss. Welt muss es sein, die in der Schule auf kindhafte Weise weiterlebt.

Daher werden wir nicht versuchen, wenn wir auf dem Boden einer gesunden Pädagogik stehen, allerlei Arbeiten auszudenken, die nur für die Kinder sein sollen. So sollen die Kinder zum Beispiel flechten, sollen allerlei Zeuch ausführen, was ja doch nicht im Leben drinnen steht, was man bloß für die Kinder aussinnt, damit man sie beschäftigt. Das kann niemals in einer guten Weise in die Entwickelung des Kindes eingreifen. Sondern was man in der Schule als Spiele treibt, muss ein unmittelbares Abbild des Lebens heraus sein, nichts soll ausgedacht sein.“

Aus: Rudolf Steiner, Die Welt der Pädagogik, Vortrag vom 22. Juli 1924 Ausgewählt von Roman David-Freihsl

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Unsere Schule im Umfeld 50 Jahre Mauer, 100 Jahre Waldorf

BILdUNg BRAUcHt UMFELd!

Ein Überblick zum Erneuerungsaudit unseres Qualitätsverfahrens „WEgE zur QUALItät“

Mitarbeitende

in Rudolf Steiner- und Waldorf-Schulen achten ganz besonders darauf, dass für die gesamte Schulgemeinschaft ein Umfeld für eine fruchtbare und gedeihliche Zusammenarbeit geschaffen wird. Die Schulgemeinschaft umfasst Kinder und Jugendliche, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Eltern, FreundInnen und Unterstützende der Schule und der Pädagogik Rudolf Steiners.

Unsere Schule arbeitet seit 2004 nach dem Qualitätsverfahren „Wege zur Qualität“ und unterzieht sich seit 2010 jährlich einem Audit nach WzQ. Diese notwendigen und für die Schulgemeinschaft sehr hilfreichen Audits wurden und werden mit folgenden Schwerpunkten

durchgeführt:

Erstaudit:

Ermittlung und charakterisierende Beurteilung der realen Strukturen und Prozesse einer Einrichtung im Lichte ihrer konzeptionellen

Grundlagen unter den Gesichtspunkten ihres Qualitätsmanagements

Zwischenaudit 1:

Rückblick im Mittelpunkt und eigenes Audithema

Zwischenaudit 2:

Rechenschaft im Mittelpunkt und eigenes Audithema

Erneuerungsaudit 1:

Der Klient innerhalb der Organisation und eigenes Audithema

Zwischenaudit 3:

Rückblick im Mittelpunkt und eigenes Audithema

Zwischenaudit 4:

Rechenschaft im Mittelpunkt und eigenes Audithema

Erneuerungsaudit 2:

Auswirkungen der Organisation auf die fachliche Arbeit

Zwischenaudit 5:

Rückblick im Mittelpunkt und eigenes Audithema

Zwischenaudit 6:

Rechenschaft im Mittelpunkt und eigenes Audithema

Im Mai 2019 wird für uns das

Erneuerungsaudit 3:

Umkreisaudit stattfinden.

Dieses betrachtet die Art und Weise, wie eine Einrichtung ihre externen Beziehungen gestaltet, pflegt und reflektiert. Dabei rücken somit erstmals die externen Partner und Stellen in den Blick, beispielsweise: Angehörige, Ausbildungsstätten, andere Einrichtungen, Verbände, Behörden usw. (sog. „Stakeholder“). Dieses soziale Umfeld hat an der Tätigkeit der Einrichtung oft sehr unterschiedliche Erwartungen und Interessen. Es wirkt auch verschieden intensiv auf die Einrichtung und ihr Leistungsgeschehen ein. (©Confidentia)

Das Erstaudit sowie die Erneuerungsaudits haben die Verleihung bzw. Verlängerung eines Zertifikates zur Folge!

Weiterführende Informationen zu Audit und Zertifizierung: http://www.confidentia.info/index.php/de/

coNFIdENtIA -

Gesellschaft zur Förderung Institutioneller

Eigenverantwortung

http://www.confidentia.info/index.php/de/ WEgE

https://www.wegezurqualitaet.info/

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QUALItät
zur

Das Qualitätsverfahren „Wege zur Qualität“ eignet sich vor allem für Einrichtungen mit solchen Aufgaben, bei deren Erfüllung sich die Handlungen zwischen den beteiligten Menschen erst in der Begegnung entfalten und gestalten, wie es beispielsweise im Bereich pädagogischer, heilpädagogischer, sozialtherapeutischer oder medizinisch-therapeutischer Berufe der Fall ist.

©Wege zur Qualität - Das Verfahren

WzQ entstand auf anthroposophischer Grundlage und wurde ursprünglich für Einrichtungen im Bereich pädagogischer, heilpädagogischer, sozialtherapeutischer oder medizinisch-therapeutischer Berufe entwickelt.

Das Verfahren „Wege zur Qualität“ führt zu einer regelmäßigen Beobachtung und Bearbeitung der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Leistungs- und Entwicklungsfähigkeit einer Institution. Das Verfahren schreibt an sich keine bestimmten Organisationsformen oder Vorgehensweisen vor, sondern stellt Gesichtspunkte und Kriterien zur Verfügung, aufgrund derer der Bedarf an Gestaltung innerhalb der eigenen Institution erkennbar und das Festlegen entsprechender Prioritäten möglich wird. © Wege zur Qualität

Die Zertifizierung nach dem Qualitätsmanagementverfahren „Wege zur Qualität“ wurde vom Bundesministerium für Wissenschaft im Jahr 2005 als Qualitätssicherungsverfahren für Schulen anerkannt.

Unsere Schule im Umfeld

WzQ teilt die Arbeit an Beziehungsdienstleistungen in 12 Gestaltungsfelder.

Gestaltungsfelder: 1. Aufgabenstellung - 2. Eigenverantwortung - 3. Können - 4. Freiheit - 5. Vertrauen -

6. Schutz - 7. Finanzieller Ausgleich

Gestaltungsbewegungen:

8. Verantwortung aus Erkenntnis - 9. Individuelle Entwicklung -

10. Gegenwartsgemäßes Handeln - 11. Individualität und Gemeinschaft - 12. Gemeinschaft als Schicksal

Mögliche Schlussfolgerungen zur

Wirkung von WzQ:

Die Beschäftigung mit und die Anwendung von „WzQ“ waren und sind sowohl in der Schulgemeinschaft als auch für jede/n Einzelne/n sehr hilfreich und in vielen Bereichen spürbar.

WzQ brachte und bringt Transparenz und Kommunikation in unsere Gemeinschaft. Es gibt Halt und Struktur, wo früher viele Fragen standen. Das Verfahren macht Abläufe und Prozesse einerseits sichtbar, andererseits einfacher, weil erarbeitete Leitfäden, gemeinsam gestaltete Verträge, bewusst gemachte Mandats- und Gremienbeschreibungen etc. unser Bewusstsein und unsere Aufmerksamkeit sehr stark auf unser gemeinsames Anliegen, „die Ermöglichung von Schule“, gelenkt haben.

Natürlich haben die beschriebenen Abläufe und Prozesse und die Ausarbeitung der vielfältigen Unterlagen viel Zeit beansprucht. Der wertschätzende Umgang der beteiligten Personen miteinander, die immer gefundenen gemeinsamen Lösungen und vorangeführten Verbesserungen rechtfertigen diesen Zeitaufwand aus meiner Sicht vielfach!

Ein ständiges Arbeiten in den angeführten Gestaltungsfeldern von WzQ ist notwendig und hilfreich. Die erste Verfahrensschulung (2004 bis 2006) hat in unserer Schulgemeinschaft viele Impulse gesetzt und die Zusammenarbeit und Kommunikation wesentlich beeinflusst. Auf Grund der wechselnden Beteiligten am Schulgeschehen ist eine regelmäßige Wiederholung der Verfahrensschulung sehr anzuraten.

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„Wege zur Qualität“ der Mensch – mehr als ein objekt

gEMEINSAM AM BILdUNgS-WEg

ZENtRUM für KULtUR und PädAgogIK und RUdoLF StEINER-ScHULE WIEN-MAUER von tobias Richter* und Leonhard Weiss*

Waldorfschulen bräuchte es keine Waldorflehrerausbildungen. Das ist banal – und trotzdem für uns am Zentrum für Kultur und Pädagogik, d.h. für unser Selbstverständnis als Lehrerbildungsinstitut ganz entscheidend. Daher ist es uns ein großes Anliegen, in möglichst direktem Kontakt und Austausch mit den Schulen zu sein. Welche Wünsche, welcher Bedarf besteht seitens der Schulen im Aus- und Fortbildungsbereich? Wie gelingen Hospitationen und Praktika zukünftiger Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen in möglichst für alle Seiten fruchtbringender Weise? Welche Veränderungen, Weiterentwicklung im Bereich der Lehrerbildung sind sinnvoll und nötig?... Nur im gemeinsamen Gespräch sind diese Fragen zu beantworten. Nur im Dialog ist Entwicklung möglich!

Mit der Maurer Schule gelingt dies aus unserer Sicht in besonders guter Weise. Dies hat natürlich zum einen damit zu tun, dass nicht nur eine große Zahl (derzeitiger und ehemaliger)

Studierender des Zentrums in Mauer unterrichten (im heurigen Schuljahr sind dies 17 Kolleginnen und Kollegen), sondern auch sechs Mitglieder unseres Ausbildungskollegiums in Mauer tätig sind bzw. waren; zum anderen aber ist es vor allem das für uns immer wieder spürbare Interesse der Maurer Schule auch an Fragen der Lehrerbildung. Ob die mit der Einrichtung des Masterstudiums Waldorfpädagogik an der Donau-Universität Krems verbundene Akademisierung der Waldorflehrerausbildung, mögliche weitere Kooperationen mit anderen Hochschulen oder Gespräche mit dem Bildungsministerium über zukünftige Veränderungen im Bereich der freien Schulen und deren Lehrerbildung – die Maurer Schulleitung hat uns immer wieder zum Gespräch über diese und andere Anliegen und Themen eingeladen. Ganz im Sinne des oben genannten Dialogs, der Grundlage von Entwicklung.

Für viele unserer Studentinnen und Studenten ist die Rudolf Steiner-Schule im Maurer Schlössl die erste Waldorfschule, der sie real begegnet sind, da ihr erstes Studienwochenende im Herbst – fast zur Tradition geworden – in Mauer stattgefunden hat. Und wir alle wissen, wie prägend solche Erstbegegnungen sind! Das, was sie dann bei diesem Startmodul „Die Kunst als Quelle der Pädagogik“ erlebten, war sowohl das Gemeinsame

der Wiener Waldorfszene (Neues im alten Gehäuse) wie auch das Besondere dieser Schule: die Musik. – In ihrem würdigsten Vertreter, Stefan Albrecht, begegnete ihnen einer, der aus dem Quell der praktisch geübten Kunst seine Pädagogik entfalten konnte. Und das nicht nur einmal im Jahr, sondern immer wieder, wenn er an einzelnen Modulen mit den Studierenden des Zentrums musiziert.

So selbstverständlich die Begegnung mit der Kunst am Anfang des Studiums stattfand, so selbstverständlich ist es für viele der zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer, so sie in Mauer hospitieren und praktizieren können, dort auch an Konferenzen teilzunehmen. Und sie erleben dabei, mit welcher Aufmerksamkeit und welchem Einsatz eine Community daran arbeitet, die Wege zur Qualität (WZQ) als selbstgewähltes Ziel zu realisieren. So etwas macht Mut, den man braucht, um sich zu entschließen, in einer selbstverwalteten Schule zu arbeiten…

Und dann ist da noch der Campus Mauer, zu dem die Karl Schubert-Schule gehört. In einer solchen Nachbarschaft und vor allem in den Versuchen der Zusammenarbeit hinsichtlich eines echten Inklusionsmodells finden manche zukünftigen Pädagoginnen und Pädagogen ein Gesamtkonzept, das sie von Waldorfpädagogik erwarten.

Auch bei diesen Begegnungsfeldern der Studierenden am Zentrum mit der Maurer Rudolf Steiner-Schule steht das Dialogmotiv im Zentrum:

Pädagogik und Kunst, gelebter Dialog in einer selbstverwalteten Bildungseinrichtung und schließlich der notwendige Dialog, die echte Begegnung mit jungen Menschen mit unterschiedlichsten Lern- und Arbeitsmöglichkeiten auf einem gemeinsamen menschlichen Bildungsweg.

* Mitarbeiter am Zentrum für Kultur und Pädagogik in Wien und Dozenten des Masterstudiums Waldorfpädagogik an der Donau-Universität Krems

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Ohne

ScHULE – MUSIKScHULE:

EINE gELUNgENE BEZIEHUNg

ImHerbst ist es soweit. Wir feiern gemeinsam den Abschluss von „100 Jahre Waldorf“ mit einem großen Chor/Orchesterwerk.

Sowohl SchülerInnen als auch Eltern, KollegInnen und FreundInnen der Schule proben schon seit Herbst 2018 regelmäßig. Schon bald werden wir alle Teile der Friedensmesse von Karl Jenkins: „The Armed Man“ kennengelernt haben. Bis zum Ende des Schuljahres haben wir noch einige Proben. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das alles gut meistern. Nach den Sommerferien üben wir dann in den ersten beiden Schulwochen intensiv. Wir freuen uns jetzt schon auf die abschließenden Konzerte.

Dieses musikalische Großprojekt ist für mich nur als Kooperation denkbar. Ohne Freie Musikschule wäre diese Unternehmung schlicht nicht möglich. Dass unsere Schule mit einem so starken musikalischen Partner seit vielen Jahren engstens zusammenarbeitet, ist ein Geschenk für den Musikunterricht an unserer Schule. Die „Musikalisierung“ unserer SchülerInnen ist zu einem großen Teil der Freien Musikschule zu verdanken. Die vielen Instrumental- und GesangsschülerInnen heben das musikalische Niveau an unserer Schule enorm. Meist sind es jene Jugendlichen, die nach wie vor regelmäßig am Instrument üben, ihren Einzelunterricht besuchen, die Musikkunde in der Unterund Mittelstufe absolvierten und möglicherweise auch noch im SchallMauer-Orchester mitspielen, die die gesanglichen Stützen des Oberstufenchores bilden und so ein Projekt wie dieses erst realisierbar machen.

Apropos Orchester: Unser SchallMauer - Jugendorchester ist seit vielen Jahren ein erprobtes und wirklich gelungenes Kooperationsprojekt von Schule und Musikschule. Ohne die Zusam-

Mit klingenden grüßen Stefan Albrecht

menarbeit mit meinen tollen KollegInnen von der Musikschule – allesamt super ausgebildete MusikpädagogInnen – wäre die Orchesterarbeit, wie wir sie derzeit an unserer Schule bieten können, nicht denkbar. Ich kann das mit Sicherheit behaupten, denn früher war ich völlig allein und folglich die Ergebnisse des Schulorchesters im Vergleich zu den letzten Jahren doch sehr bescheiden. Ich bin sehr glücklich darüber, dass unsere Zusammenarbeit geschätzt wird und aus privater Hand auch jedes Jahr großzügige finanzielle Unterstützung erfährt. Die Aulos GmbH (das sind die beiden Trierenberg-Brüder Lothar und Stephan mit ihren Familien) hat durch den Umbau des ehemaligen „Kühne-Hauses“ in unserer Musikschule etwas ermöglicht, wovon nicht nur ich immer wieder geträumt hatte. Ein Haus nur für die Musik, am besten gleich um die Ecke. Und so kam es dann auch tatsächlich. Das Musikhaus am Jesuitensteig, einen Steinwurf entfernt, ist zu einer klingenden Oase voller kräftiger und feiner Töne geworden. Was da Tag für Tag wächst und gedeiht, ist unmittelbar spürbar für das Unterrichtsgeschehen im Schlössl. Das war wirklich eine gewaltige Investition, für die ich Aulos unendlich dankbar bin. So viele Kinder und Jugendliche finden dort einen wunderschönen Ort, wo sie in Einzel- und Kleingruppenstunden (die sich die KollegInnen in der Endresstraße oft wünschen würden) unter dem Aspekt des Schönen ihren Willen spielend schulen, einfach so, ohne es zu merken. Diese Zeilen zu schreiben, macht mir gerade Freude, merke ich, denn oft sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Wenn ich tagtäglich mit den Kindern und Jugendlichen singe und musiziere, probe, Ziele anpeile und selber übe, dann vergesse ich mitunter, wie großartig meine Arbeitssituation und mein Arbeitsumfeld eigentlich sind. Es ist ja auch an unserer Schule wirklich viel Bereitschaft von Seiten der Eltern und KollegInnen da, der Musik nicht nur ihren physischen, sondern auch ihren zeitlichen Raum zu schenken. Das ist nicht selbstverständlich.

Jetzt noch schnell den Kalender zücken und die nächsten musikalischen Highlights eintragen.

Termine und Veranstaltungen siehe Termine Seite 25 weitere Termine im nächsten MoMent

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dIE KARL ScHUBERt-ScHULE

DieEntstehungsgeschichte der Karl Schubert-Schule ist eng mit der Rudolf Steiner-Schule verzahnt. Anfang der 70er Jahre gaben ein paar Eltern, deren Kinder als „nicht beschulbar“ galten, den Anstoß zur Gründung einer heilpädagogischen Waldorfschule in Wien. Eine solche Einrichtung gab es damals in ganz Österreich noch nicht.

Prof. Kühne, der sich schon um die Wiedergründung der Rudolf Steiner-Schule in Wien verdient gemacht hatte, gehörte zu diesen Eltern. Seine Tochter Johanna war als Folge einer Impfschädigung schwer entwicklungsverzögert. Ihre Biographie ist im Buch „Johanna. Das Leben eines besonderen Menschen“ (Verlag Urachhaus, 2004) nachzulesen. Als Johanna schulpflichtig wurde, suchte die Familie daher gezielt im Umfeld der Rudolf Steiner-Schule, die 1967 das Maurer Schlössl bezogen hatte, ein neues Familienhaus.

Die Idee eines „inklusiven“ Schulversuches scheint damals zumindest im Raum gestanden zu sein – wobei der Begriff in dieser Bedeutung selbstverständlich noch nicht gebräuchlich war. Die Zeit dürfte für ein solch zukunftsweisendes Projekt jedoch noch nicht reif gewesen sein, also bildete sich das Proponentenkomitee für den neu zu gründenden Verein „Karl Schubert-Schule für seelenpflege-bedürftige Kinder und Jugendliche in Wien“.

Da der Namenspatron vielleicht nicht allen geläufig ist, möchte ich mir einen Exkurs erlauben, vor allem auch deshalb, weil die Biographie Karl Schuberts ein eindrückliches Bild für das gewandelte Verhältnis der Öffentlichkeit im Allgemeinen und der Waldorfbewegung im Besonderen zur Heilpädagogik liefert: Karl Schubert, geborener Wiener mit jüdischen Wurzeln, gehörte dem ersten Kollegium der Waldorfschule in Stuttgart an. Er wurde von Rudolf Steiner mit der Betreuung lernschwacher bzw. heilpädagogischer Kinder beauftragt, die er als Hilfsklasse führte. Die Schülerinnen und Schüler verbrachten zwei Stunden pro Tag in einer stufenübergreifenden, sogenannten „Hilfsklasse“, danach wurden sie gemeinsam mit den anderen Kindern ihrer Altersstufen geführt. Es ist bemerkenswert, dass sich die Waldorfschule in ihrer Pionierzeit der 20er Jahre, offenbar ganz selbstverständlich,

als inklusiv verstand. Der ursprüngliche Gedanke war, Kindern mit unterschiedlichsten Begabungen Unterricht in ihrem eigenen Tempo in der Gemeinschaft zu erteilen. Rudolf Steiner erwähnt auch den gesunden Wettstreit zwischen Normalklassen und Hilfsklasse (GA 307). Auch die erste Wiener Waldorfschule (1927-1938) führte seelenpflegebedürftige Kinder in ihren Klassen!

Schubert leitete die Hilfsklasse bis 1934; dann musste er aus der Schule ausscheiden, erhielt jedoch die Genehmigung, weiterhin Privatunterricht zu erteilen. Und nun geschieht etwas Rätselhaftes: Während in der NS-Zeit nach und nach alle Waldorfschulen geschlossen wurden, „vergaßen“ die Nazis auf Schuberts Hilfsklasse, die in einer Privatwohnung trotz widrigster Umstände den ganzen Krieg über weitergeführt werden konnte. Von guten Mächten wunderbar geleitet, gelang es Schubert, die Waldorfpädagogik – wie man sagt – „im Rucksack“ durch den Krieg zu tragen. Umso herber war seine Enttäuschung, als die Hilfsklasse nach dem Krieg nicht mehr in die neugegründete Stuttgarter Waldorfschule integriert wurde. Diese passte offenbar nicht mehr ins Selbstverständnis der Aufbauzeit...

Heute tragen viele heilpädagogische Waldorfschulen den Namen Karl Schuberts. – Und damit komme ich wieder auf „unsere“ Karl Schubert-Schule zurück, die im Schuljahr 1971/72 als Schulversuch starten konnte. Der erste Unterricht fand noch im Erdgeschoß des Hauses der Familie Kühne am Jesuitensteig statt. Danach waren Karl Schubert-Schule und Rudolf Steiner-Schule für lange Zeit fast direkte Nachbarn in der Endresstraße. Die alte Villa auf Nr. 99 wurde schließlich zu

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klein; immerhin hatte die Karl Schubert-Schule mittlerweile einen Kindergarten und zwölf Jahrgangsklassen. Trotz allen unbestrittenen Charmes war das alte Haus aber vor allem eines nicht: barrierefrei!

Schweren Herzens fiel also der Entschluss, das alte Gebäude aufzugeben und einen Neubau zu errichten. Die Umsiedlung in die Kanitzgasse erfolgte sukzessive, was die Nutzung einiger Exposituren erforderlich machte. Seit dem Schuljahr 2010/11 sind – vom Kindergarten bis hin zur Werkoberstufe –wieder alle unter einem Dach vereint. Von der Rudolf SteinerSchule haben wir uns nur unwesentlich weiter entfernt. Doch abgesehen von den aufgezeigten historischen Gründen für unsere Nachbarschaft gibt es zwischen beiden Schulen zahlreiche Beispiele gelebter Kooperation.

Wir orientieren uns am Waldorflehrplan, doch müssen Schwerpunkte gesetzt werden. Der Unterricht erfolgt stark bildhaft, und das Unterrichtstempo ist aufgrund der Notwendigkeit vieler Wiederholungen eher langsam. So kommt es immer wieder vor, dass wir Kinder haben, für die es im Sinne einer optimalen Förderung geboten erscheint, sie epochenweise für den Hauptunterricht oder auch in Fächern, die bei uns nicht angeboten werden (z.B. Fremdsprachen wie Russisch), aus unseren Kleinklassen herauszunehmen. Dankenswerterweise besteht hier die Möglichkeit, dass diese Schülerinnen und Schüler versuchsweise und ohne bürokratische Hürden den Unterricht in der Rudolf Steiner-Schule besuchen dürfen. Diese Besuche erfolgen meist in Begleitung und sind in sozialer Hinsicht oft eine ziemliche Herausforderung, da die Gruppendynamik in einer Klasse von 30 oder mehr SchülerInnen naturgemäß völlig anders ist als in einer Kleinklasse der Karl Schubert-Schule. – Der Gegenbesuch ergibt sich dafür quasi von selbst, nämlich durch die Möglichkeit, bei uns das Sozialpraktikum zu absolvieren. Unsere Kinder und Jugendlichen freuen sich immer sehr, wenn mehr oder weniger

Unsere Schule im Umfeld

Gleichaltrige für ein paar Wochen in die Klasse kommen, und auch für das Team sind Praktikantinnen oder Praktikanten stets eine wertvolle Unterstützung. Neben wechselseitigen Einladungen zu Schulaufführungen und dergleichen gab und gibt es in unregelmäßigen Abständen auch immer wieder schulübergreifende Projekte wie z. B. vor drei Jahren das gemeinsame Konzert der Oberstufenchöre sowie unserer Schulband in der Burg Perchtoldsdorf. Das nächste dieser Gemeinschaftsprojekte wird ein inklusives Zirkusprojekt sein, an dem außer unseren beiden Schulen noch die Schulen in Pötzleinsdorf, Wien West sowie die Waldschule teilnehmen werden. Am 23. und 24. Mai heißt es dann im Festsaal der Rudolf Steiner-Schule Mauer: „Manege frei!“

Es hängt sehr stark von der Einzelinitiative überdurchschnittlich engagierter Menschen ab, ob solche Projekte zustande kommen. Neuerdings hat sich aber eine weitere, aus unserer Sicht sehr vielversprechende Art der Zusammenarbeit ergeben, die unsere beiden Schulen hoffentlich nicht nur räumlich näher zusammenbringt: Wir beherbergen derzeit den Kindergarten der Maurer Schule und, wenn „drüben“ einmal gebaut wird, voraussichtlich auch eine Klasse der Oberstufe.

Dass die Karl Schubert-Schule zur Zeit freie Räumlichkeiten hat, liegt weniger an der fehlenden Nachfrage, sondern vielmehr an den veränderten Rahmenbedingungen. Wir machen derzeit nämlich die Erfahrung, dass wir als rein heilpädagogische Schule infolge der Inklusionsdebatte politisch nicht im Trend zu liegen scheinen. Das schlägt sich in der Ausdünnung öffentlicher Fördermittel und der für die Kapazität der Schule nicht ausreichenden Vergabe von Kontingentplätzen nieder. Eigentlich eine Ironie der Geschichte, denn Karl Schubert hätte seine Pädagogik der ursprünglichen Idee nach vermutlich sehr wohl als inklusiv bezeichnet... Wie auch immer: Wir sind gerade dabei, uns neu zu positionieren und unser Angebot zu erweitern.

Die Begegnung der beiden Kindergartengruppen muss schon alleine unter diesem Aspekt uneingeschränkt als positiv bewertet werden. Es ist ganz offensichtlich, dass beide Gruppen vom täglichen Umgang und der selbstverständlichen Begegnung profitieren und aneinander lernen, mit Diversität umzugehen. Auch wenn dieses Projekt zeitlich begrenzt ist, werden hier und heute Beziehungen geknüpft, die auch längerfristig ein stärkeres Zusammenwachsen begünstigen werden.

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gUtE NAcHBARN – von Beginn an

die Waldorfschulen und die christengemeinschaft sind seit ihrer gründung eng verbunden von Roman david-Freihsl

Esist noch eine vergleichsweise sehr junge Nachbarschaft – und gleichzeitig eine alte, traditionelle Verbindung, die nun schon seit fast 100 Jahren besteht: jenes Band, das die Waldorfbewegung mit der Christengemeinschaft verbindet.

Neu ist die räumliche Nähe: Vor wenig mehr als vier Jahren wurde die Johanneskirche in der Rudolf-Waisenhorn-Gasse eröffnet –und damit hatte die junge CG-Gemeinde im Süden Wiens nach einem „Gastspiel“ in der Studienstätte eine fixe Bleibe gefunden.

„Diese neue Heimat – und auch, dass ich mit meiner Familie nun auch im Gemeindehaus wohne, ist eine neue Chance und eröffnet wunderbare neue Möglichkeiten“, freut sich Jakob Butschle, der als Pfarrer der Gemeinde Wien-Süd auch die Schülerinnen und Schüler an der Steiner-Schule unterrichtet.

Ein wichtiges Bindeglied zwischen Schule und Christengemeinschaft war auch in den vergangenen Jahren schon das Kinderzeltdorf bei Seebenstein, das nach einem Jahr Pause auch heuer wieder durchgeführt wird. Da sind einerseits die schon jugendlichen Helferinnen und Helfer, die mit viel Engagement und Begeisterung dabei sind und sich das ganze Jahr über regelmäßig gemeinsam darauf vorbereiten. Und andererseits sind es die jüngeren Semester ab der 3. Klasse, die eine besondere Ferienzeit im Zeltlager verbringen. „Für die haben wir noch ein paar Plätze frei“, wirbt Jakob Butschle.

Die Basis ist freilich die „tägliche“ Arbeit mit Religionsunterricht und die darauf aufbauende Jugendarbeit – die freilich auch in ganz besonderen Projekten münden kann. Wie beispielsweise einer Reise nach Südafrika, die in der Jugendgruppe über viele Monate hinweg zu einem Gutteil selbst angespart und finanziert wurde.

Dazu kommen auch weitere Projekte im Schulalltag, wie beispielsweise die Hausbauepoche in der 3. Klasse, für die das Gelände der Christengemeinschaft in der Rudolf-Waisenhorn-Gasse einen willkommenen „Bauplatz“ bietet. Hier wurde bereits eine wunderbare Sandkiste errichtet – eine weitere Kooperation ist bereits in Planung.

Eine derartige Verbindung hatte seit Beginn der Waldorfschulen bereits bestanden. Rudolf Steiner hatte bereits die erste Schule für die Arbeiterkinder der Waldorf-Astoria-Fabrik bewusst und

dezidiert als christlich orientierte Schule definiert. Auch hatte er für jene Kinder, die keiner Religionsgemeinschaft angehörten, den „freichristlichen“ Religionsunterricht geschaffen. „Das ist ein Unterricht für freie Christen – kein Unterricht frei vom Christentum“, lächelt Jakob Butschle. Und das ist auch gar nicht so weit vom Gründungsgedanken der Christengemeinschaft entfernt: Denn auch hier ist die Freiheit des Individuums ein wichtiges und zentrales Element: Sei es die Lehrfreiheit der Priester – oder die Glaubensfreiheit der Mitglieder. Und Mitglied wird man in dieser Kirche auch nicht automatisch mit der Taufe, sondern erst als Erwachsener – wenn man sich frei dafür entscheiden kann.

Für die „freichristlichen“ Kinder hatte Rudolf Steiner auch eine eigene Andachtsfeier geschaffen, die wöchentlich in der Schule abgehalten wurde – wie übrigens auch über lange Jahre hinweg an unserer Schule. Dieses „freichristliche“ Ritual war dann nach der späteren Gründung der Christengemeinschaft im Jahr 1922 ident mit der „Sonntagshandlung“, die hier gefeiert wird.

An diese Tradition kann und möchte Jakob Butschle anknüpfen und sie weiter ausbauen. Sei es im Religionsunterricht, wo er den Dialog und die Kooperation mit den freichristlichen ReligionslehrerInnen, aber auch mit jenen anderer Konfessionen, als sehr gut und anregend beschreibt. Aber auch darüber hinaus – bei Besuchen der Lehrerkonferenzen oder auch in Vertretungsstunden. Schließlich hat er auch schon vor seiner Priesterweihe an der Schule unterrichtet – nicht nur Religion, sondern zum Beispiel auch Englisch.

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Unsere Schule im Umfeld

Pfarre Mauer

die Nachbarschaft der Rudolf Steiner-Schule wird seitens der Pfarre St. Erhard als freundlich und offen empfunden.

Lange

Zeit gab es nur vereinzelt direkte Berührungspunkte. Manche unserer Pfarrfamilien haben über die Jahre immer wieder gerne an Veranstaltungen der Schule teilgenommen, sei es Kerzen ziehen beim Adventmarkt, Besuch von Konzerten, Bastelrunden für Mütter. Im Herbst 2015 rollte die Flüchtlingswelle nach Wien bzw. Österreich; eine außergewöhnliche Aufgabenstellung kam auf unsere Nachbarn und uns zu:

Am Höhepunkt dieser Krise suchte die Caritas Wien nach Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlingsfamilien. Als Pfarre spürten wir diesbezüglich Verantwortung. Das Pfarrzentrum wurde kurzfristig adaptiert, Küche und Sanitärräume den Bedürfnissen angepasst. Bereits am Tag des Einzugs der beiden afghanischen Familien (4 Erwachsene und 7 Kinder) nahm sich die Schule aller sieben Kinder an: Schulplätze wurden geschaffen und deren Finanzierung sichergestellt. Auf beiden Seiten fanden rasch Teams zusammen, die sich gemeinsam um die Bewältigung des Alltags, das Lernen der deutschen Sprache, die Integration der Neuankömmlinge kümmerten. Kaum hatten wir die ersten Wochen gemeinsam bewältigt, hatte einer der beiden Väter ein Aneurysma, das er dank einer Notoperation in KH Hietzing wie durch ein Wunder überlebte. Dann der schwere Badeunfall eines „unserer“ afghanischen Kinder… Für Familien und Betreuende eine traumatische Erfahrung. Die Verbundenheit von Schule und Pfarre ist in dieser Zeit gewachsen und hat sich als tragfähig erwiesen. Der unerschütterliche Zusammenhalt hat uns zusammengeschweißt, zum Wohle der geprüften Familie.

Sowohl die Rudolf Steiner-Schule als auch die Pfarre fokussieren auf die positive Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, auf die Un-

terstützung von Familien bis hin zu den Großeltern. Dieser gesellschaftliche Auftrag verbindet uns und hält uns unermüdlich im Tun für das Allgemeinwohl. In diesem Sinn wertschätzen wir die gegenseitige Anerkennung und das gute Gesprächsklima, das uns als Nachbarn erhalten bleiben soll und wird. Wir danken für die Verbundenheit im Alltag und bei speziellen Herausforderungen.

Ihre Pfarre Wien - Mauer

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NEUE BRÜcKEN zur MAtURA

Bald gibt es keine Alternative mehr zur Zentralmatura – die Vorbereitungen dafür laufen bereits von Margret Loy und Roman david-Freihsl

Esist der ganz große Schritt unserer Schülerinnen und Schüler hinaus in das „Umfeld“ unserer Schule: der Weg zur Matura. Ein Weg zur „Reife“, dessen Prüfungen von den AbsolventInnen unserer Schule in den vergangenen Jahren meist ohne gröbere Komplikationen, gelegentlich auch bravourös in kürzester Zeit absolviert wurden.

Doch jetzt ist mit der Zentralmatura auf einmal alles anders. Hatten unsere Ex-Waldis früher meist in einer der PartnerSchulen – wie dem oRg Anton-Krieger-gasse – einfach die 8. Klasse besucht und abgeschlossen, so war seit der Einführung der Zentralmatura das Abendgymnasium in Floridsdorf die erste Wahl. Denn dort konnten und können sie derzeit noch „normal“ und ohne „zentral“ maturieren.

Doch diese letzte Ausweichroute wird schon bald geschlossen. Kann die jetzige 12. Klasse noch „normal“ im Abendgymnasium maturieren, so wird es für die jetzige 11. Klasse aus derzeitiger Sicht bereits eine Übergangsregelung geben: Wenn der 8.-Klass-Abschluss schnell geschafft wird, kann die eigentliche Matura auch noch nach herkömmlicher Art absolviert werden. Im Falle von Verzögerungen beim 8.-Klass-Abschluss ist aber bereits die Matura zentral zu absolvieren. Für die jetzige 10. Klasse wird es allerdings keine Alternative mehr geben. Und bei Elternabenden zeigte sich sehr früh schon im vergangenen Schuljahr, wie groß die Sorgen und Ängste der Eltern bereits jetzt sind. Margret Loy reagierte als eine der beiden Tutorinnen dieser Klasse prompt, erkundigte sich und nahm Gespräche auf. Hier ist ihr Zwischenbericht vom Stand der Dinge:

Während es in der Anton-Krieger-Gasse schon Erfahrungen gibt mit einzelnen SchülerInnen unserer Schule, die die Zentralmatura „gewagt“ haben, betreten an der Abendschule alle Beteiligten – Waldorf-LehrerInnen, Abendschul-LehrerInnen und SchülerInnen – „neues Gelände“.

Konstruktive Vorgespräche mit dem oRg Anton-Krieger-gasse

Direktor Fleck vom ORG Anton-Krieger-Gasse hatte schon bei den ersten Gesprächen mit uns – den von der Oberstufenkonferenz Delegierten – recht klare Vorstellungen davon, ob und wie

der Eintritt unserer SchülerInnen in eine Maturaklasse an seiner Schule ablaufen könnte. Wir durften teilnehmen an einer Besprechung, in der unerfahrene Kollegen des ORG von Direktor Fleck eingewiesen wurden in den Ablauf bei der Betreuung der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA). Das war für uns maximal informativ. Im nachfolgenden Gesprächsteil zeigte sich Direktor Fleck sehr offen für unsere Anliegen und hatte erste konstruktive Vorschläge parat bezüglich der Koppelung von Jahresarbeit in der 12. Klasse mit der VWA.

Ein Folgegespräch hat inzwischen stattgefunden, und dazugekommen sind Vertreter der RSS Schönau und Pötzleinsdorf. Hier wurden konkrete Modelle eines Ineinandergreifens von Jahresarbeit und VWA entwickelt, die für beide Seiten interessant sind. Der Austausch ist jedenfalls sehr konstruktiv! Allerdings: Direktor Fleck hat auch ganz klar gesagt, dass er nur ein minimales Aufnahmevolumen von plus/minus 5 SchülerInnen pro Jahr haben wird. Und: Er wird sich die SchülerInnen, die an seiner Schule maturieren wollen, anschauen und sie besonders auf ihre Kenntnisse in Mathematik prüfen. In diesem Fach erkennt er einen der Hauptstolpersteine beim Übergang von der SteinerSchule in die Maturaschule.

Umstellung im Abendgymnasium

Eine für uns sehr interessante Schulform ist die, die im Abendgymnasium lebt: Hier können die SchülerInnen in Kursen über mehrere Semester ihre Fachkenntnisse auf Matura-Level heben. Die SchülerInnen werden zu Beginn des Jahres anhand ihres Abgangs-Zeugnisses von der 12. Klasse und im Rahmen von Aufnahmegesprächen eingestuft. Dann können sie in einzelnen Fächern jeweils am Semesterende den 8.-Klass-Abschluss machen und auch gestaffelt zur Matura antreten. Das bringt Entlastung!

Derzeitiger Stand ist: Es haben sich VertreterInnen der Wiener Rudolf Steiner-Schulen, die SchülerInnen in die Abendschule entlassen, getroffen, um ein gemeinsames Vorgehen im Hinblick auf den Übergang von RSS zum Abendgymnasium auszuarbeiten. Fragen, die uns dabei bewegen, sind auch hier: Wie vollzieht sich die Einbettung der Vorwissenschaftlichen Arbeit in den

12 MoMent Frühling 2019

Unsere Schule im Umfeld

Freie Kunstschule goetheanistische Studienstätte

Für das Erneuerungsaudit, sozusagen auf dem „Weg zur Qualität“, besuchte Peter Gluchi die Goetheanistische Studienstätte mit ihrer Bücherstube und den vielen Werkstätten für kreatives Gestalten.

Von 1983 an befand sich in den Räumen der Studienstätte die Ausbildungsstätte für WaldorfpädagogInnen. In jener Zeit wurden während eines dreijährigen Vollzeitstudiums spätere KlassenlehrerInnen für Waldorfschulen im Rahmen von sechs pädagogischen Kursen ausgebildet. 2001 endete diese Form der Ausbildung, da die Erwachsenenbildung in diesen Zeiten in Richtung Öffentlichkeitsrecht und staatliche Anerkennung (Bachelor, Masterstudium für Waldorflehrer und Kunstpädagogik an Waldorfschulen) strebte und neue Normen für die Ausbildung forderte. Auch die Kunstpädagogen- und später auch die Kunsttherapieausbildung gab es hier. Von 1983 bis 2009 absolvierten die Auszubildenden ihre vierjährigen Studien in den Räumen der Studienstätte. Alle zwei Jahre kam ein neuer Kurs hinzu, sodass während dieser Zeit zwölf Künstlerkurse beendet wurden. Aufbauend auf das vierjährige Kunstpädagogik-Studium dauerte die berufsbegleitende Kunsttherapieausbildung ein Jahr.

Als ich im Rahmen der Recherche das Haus in der Speisinger

Straße 258 das erste Mal betrete, sehe ich in Flur und Stiegenhaus eine Mischung aus mit Patina behafteten Türen und Böden, Wände, die nach frischer Farbe lechzen und eine Unzahl von Kunstwerken in anthroposophischer Formensprache. Und eines fällt mir dabei gleich auf: Die Studienstätte hat Tradition und Charisma.

Den Leiter der Studienstätte treffe ich in seinem Büro an. Herr Reichert Senior führt mich nach unserem informativen Gespräch im Büro durch das Haus. Im ersten Obergeschoß fällt mir im großen Studierraum – wie auch überall sonst, wo geheizt wird, – zuerst der gusseiserne Dauerbrandofen auf. Aber auch die Schiefertafeln sind dominierende Elemente in diesem Raum.

Nach 17 Jahren KlassenlehrerInnen-Ausbildung sitzen nun regelmäßig MitarbeiterInnen der österreichischen dm-drogerie markt GmbH hier. Eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsunternehmen besteht seit 1990. Während der Lehrlingsausbildung kommen dessen Lehrlinge in Epochen zur künstlerischen Arbeit (Steinbildhauerei, Kochen, Theater) in die Studienstätte. Regelmäßige Fort- und Weiterbildung für Manager und die Zusammenarbeit mit der internationalen Geschäftsweiter >

Schulübergang, wie sind die SchülerInnen in den sogenannten „harten“ Fächern an das Anforderungsprofil der Zentralmatura heranzuführen und vorzubereiten? Dies alles vor dem Hintergrund, dass wir unserer Pädagogik maximal treu bleiben wollen, denn wir sind eine Waldorfschule!!!!

Die bisherige Kommunikation zwischen den VertreterInnen der Abendschule und „uns“ verlief durchwegs konstruktiv – wir suchen gemeinsam nach möglichen Formen. Das ist ein Prozess, der voll im Gang ist und für die KollegInnen der Abendschule sicher noch nicht zur Gänze überschaubar ist, da sie im Moment in der Umstellung auf die Zentralmatura stecken. Angelika Lütkenhorst von der RSS Schönau hat inzwischen Kontakt mit dem Ministerium aufgenommen.

Wir bleiben dran – alle drei Schulen –, gemeinsam und einig. Im „eigenen Haus“ haben wir allerdings schon auf das, was auf die SchülerInnen in Mathematik zukommt, reagiert: Es gibt für die 10. Klasse und auch für die 11. Klasse seit Ende der Semesterferien eine zusätzliche Doppelstunde Mathematik pro Woche, in der die SchülerInnen bekannt gemacht werden mit den Inhalten, die der Mathe-Unterricht des Waldorf-Lehrplans nicht abdeckt, sowie mit der in der Zentralmatura vorausgesetzten Herangehensweise an mathematische Probleme.

Dies findet in einem zusätzlichen Angebot statt: zur guten Vorbereitung der SchülerInnen einerseits, doch auch ebenso, damit weiterhin der waldorfinterne und pädagogisch sinnvolle Mathematik-Unterricht „ungestört“ stattfinden kann.

MoMent Frühling 2019 _ 13

goetheanistische Studienstätte

führergruppe von dm-drogerie markt in den Bereichen Kultur, Kunst, Personal- und Organisationsentwicklung sind wesentliche Inhalte der Kooperation. Helen Kessler ist für Sprachgestaltung zuständig.

„Günter Bauer“, so erzählt Herr Reichert sen., „der Geschäftsführer des österreichischen und osteuropäischen dm-Bereichs, welcher mit Götz Werner in jungen Jahren um olympische Medaillen im nautischen Sinn des Wortes gerudert hatte, hat eines Tages angefragt“.

Dann, im Raum für das „Studium Individuale“: Hier befinden sich unzählige künstlerische Arbeiten, gestaltet von Menschen in Bildungskarenz, die auf dem bildnerischen Weg der Entspannung, Fortbildung und Entschleunigung wandeln.

In den Räumen der Studienstätte ist auch das Waldorf-Kindergartenseminar beheimatet. Dies ist eine dreijährige berufsbegleitende Ausbildung zum Kleinkindpädagogen. Das Kollegium des Kindergartenseminars sowie jenes der Studienstätte pflegen einen regelmäßigen Austausch. Zudem ist das Kindergartenseminar Mitglied im Verein der Studienstätte.

Seit vielen Jahren gibt es in der Studienstätte die Bücherstube als Fachbuchhandlung für Anthroposophie und Waldorfpädagogik. Sie führt auch ein großes Angebot an Kinder- und Jugendbüchern. Eine Ergänzung zum reichhaltigen Buchangebot bildet der Bereich des Kinderspielzeugs. Silvia Müller und ihre Kollegin Sabine Reichert bieten hier qualitativ hochwertiges Spielzeug der Firmen Ostheimer, Grimms, Decor und Kraul an. Handgefertigte Puppen aus Naturmaterialien runden das Sortiment ab.

Seit Bestehen der Studienstätte gibt es den Karl Julius Schröer-Zweig. Regelmäßige gemeinsame anthroposophische Arbeit sowie Vorträge bilden die Grundlage der Tätigkeit dieser Gemeinschaft.

Seit einigen Jahren wird unter Anleitung von Herrn Reichert Junior und Herrn Pichler in der Schülerwerkstatt aus Holz Ge-

schnitztes, in Ton Modelliertes, in Metall Gegossenes von den SchülerInnen der Friedrich Eymann-Waldorfschule (6., 7., 8. Klasse) gestaltet. Sie kommen wie auch die SchülerInnen der 9. bis 12. Klasse des ORG Rudolf Steiner regelmäßig zum Epochenunterricht in die Studienstätte. Dieser künstlerisch-handwerkliche Unterricht ist über das ganze Schuljahr verteilt. Jede Klasse kommt von Montag bis Freitag für zwei Wochen in rhythmischen Abständen in die Werkstätten der Studienstätte. Zusätzlich gibt es eine regelmäßige Zusammenarbeit mit den LehrerInnen des ORG Rudolf Steiner und der Friedrich Eymann Schule.

Da das Zusammenwirken der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer mit der Goetheanistischen Studienstätte immer mit Menschen zu tun hat, gab es Zeiten intensiver Kooperation und Zusammenkünfte, Zeiten mit weniger Zusammenarbeit, und zur Zeit kommt es selten zu Formen des Zusammenkommens.

Die direkteste Verbindung zur Maurer Schule ist durch Engelbert Sperl (Geschäftsführer unserer Schule) gegeben; er ist Rechnungsprüfer des Vereins der Studienstätte.

P.S. Die SchülerInnen des ORG Rudolf Steiner können die Matura im Rahmen ihrer Waldorfschule absolvieren. Die Schule ist allerdings nicht im Waldorfbund Österreich integriert.

goetheanistische Studienstätte

Freie Kunstschule.

Speisingerstraße 258, 1230 Wien

Tel. 01/888 69 03

E-Mail: studienstaette@aon.at Bücherstube

Anthroposophische Fachbuchhandlung in der Studienstätte.

Speisingerstraße 258, 1230 Wien

Tel. 01/889 26 93

E-Mail buecherstube1230@gmx.at

Unser Bezirksvorsteher: ein gern gesehener Gast bei unseren Veranstaltungen, offener Gesprächspartner, oftmaliger Unterstützer und „Ermöglicher“ in organisatorischen Fragen

Lieber Herr Bischof, wie nehmen Sie die Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer als einen Teil der Bildungslandschaft des Bezirkes Liesing wahr?

Kinder sind unsere Zukunft, und jede Bildungseinrichtung trägt hier natürlich eine besondere Verantwortung. Die Rudolf Steiner-Schule nimmt diese in sehr kreativer Art wahr und bereichert dadurch unsere Liesinger Schullandschaft.

Gibt es etwas, dass Ihnen an uns besonders positiv erwähnenswert erscheint?

Jedenfalls möchte ich hier das Konzept der Gesamtschule hervorheben. Kinder brauchen Zeit, zu selbstständigen jungen Menschen heranzuwachsen. Dabei ist die Entwicklung nicht immer nur linear. Mit dem Angebot der Rudolf SteinerSchule wird hier eine Möglichkeit geboten, speziell auf die Entwicklung und Entfaltung des einzelnen Kindes einzugehen. Außerdem gefällt mir das soziale Engagement der Schule und damit die Möglichkeit auch für Kinder weniger finanzstarker Familien, das besondere Angebot der Rudolf SteinerSchule zu nutzen.

Gibt es negative Eindrücke, die wir hinterlassen? Nein, keine – ich freue mich über dieses zusätzliche Schulangebot in Liesing.

Können Sie uns noch ein persönliches Statement – abseits Ihrer offiziellen Funktion als Bezirksvorsteher – zu einem Erlebnis mit oder an unserer Schule geben?

Insbesondere Ihre Großveranstaltungen sind hier vor den Vorhang zu heben. Sie stellen einen wesentlichen Bei-

trag des Miteinanders im Bezirk dar. Beispielsweise hat mich der seit 2017 durchgeführte Maurer Waldorf Lauf oder der sehr stimmungsvolle Adventbazar, den ich schon öfter besuchen durfte, beeindruckt.

Abschließend gratuliere ich herzlich allen Lehrerinnen und Lehrern sowie natürlich auch allen Schülerinnen und Schülern zum hundertjährigen Waldorf-Jubiläum und wünsche Ihnen für die zukünftigen Aufgaben weiterhin viel Erfolg und Glück.

Die Fragen stellte Nadja Berke.

Seit 20. September 2012 ist Gerald Bischof (SPÖ) Bezirksvorsteher von Liesing. „Bruno Kreisky war und ist mein Vorbild. Wegen seines hohen sozialen Engagements, aber auch, weil er immer dort war, wo die Menschen ihn gebraucht haben“. Quelle: www.wien.gv.at

MoMent Frühling 2019 _ 15
Mail-Interview
gERALd BIScHoF im
Unsere Schule im Umfeld

dESIgNo – das café in Mauer

Stimmungsbericht mit Interview von Nadja Berke

Donnerstagabend, kurz vor 19:00. Die Gesslgasse liegt schon recht im Dunkeln. Der Abendverkehr rauscht vorbei. Ich öffne die Türe. Das Designo ist noch leer. Nur Werner Schmidmeier steht hinter dem Tresen und bereitet das Abendgeschäft vor. Gedimmtes Licht und Kerzenschein.

Wir haben uns zu einem kurzen Interview für das MoMent verabredet – so nebenbei, während Werners Arbeit.

Ich nutze die Gunst des ruhigen Augenblicks und beginne nach einer kurzen Erklärung, was denn das MoMent ist und warum wir dieses Mal das Thema „Unser Umfeld“ gewählt haben, meine Fragen zu stellen.

Seit wann gibt es das Designo hier in der Gesslgasse?

Seit August 2017

Mauer als Stadtteil hat ja ein wenig „Dorf-Charakter“ – wie wird Dein Geschäft von diesem Umfeld wahrgenommen?

Von den Gästen wird es sehr gut angenommen, was mich natürlich freut. Von einigen Geschäftsleuten in der unmittelbaren Umgebung wird es eher als Konkurrenz wahrgenommen, was mich ehrlich stört, weil ich sehr harmoniebedürftig bin. In diesem Umfeld suche ich auch nach Kooperativen, was z. B. die Lieferungen von Brot und anderen Lebensmitteln angeht.

Nach welchen Kriterien stellst Du Dein Angebot zusammen?

Für mich ist die Qualität wichtig! Das Schmecken, das Riechen, das Spüren!

Ich probiere die Dinge, bevor ich sie für die Kunden verarbeite, aus. Wichtig ist mir Regionalität. Bio schmeckt man auch!

Meine neueste Errungenschaft in punkto Geschmack ist der

Arbeitest Du mit Deiner Frau gemeinsam hier?

Nein. Das hier ist meines. Aber sie unterstützt mich sehr. Meine Frau hat ihren Beruf: Sie ist Hausgeburtshebamme. Mit mir ist es schwer zu arbeiten – ich bin eine „Prinzessin“!

Sagt Dir die Rudolf Steiner-Schule im Maurer Schlössl etwas?

Ha, 90% meiner Gäste sind aus der Waldorfschule! Viele davon sind Frauen. Ich glaube, hauptsächlich Elternteile und Lehrerinnen. SchülerInnen sind da eher wenige dabei. Wobei in letzter Zeit verjüngt sich das Publikum nachmittags – was ich auch fein finde.

Und? Wie ist diese Waldorf-Kundschaft so?

Eigentlich alle gemütlich! Gemütlicher und chilliger als ich!

Hattest Du davor schon einen Bezug zu Waldorf?

Nein – überhaupt nicht. Ich stamme ursprünglich aus Krems, habe Tischler gelernt, aber nie in diesem Beruf wirklich gearbeitet. Ich habe verschiedenes gemacht, zuletzt bei Novomatic gearbeitet – das war nix für mich.

Jetzt ist die Schule ein Thema bei mir – eigentlich im positiven Sinne. Ich höre oft – besonders bei jüngeren Müttern –: „Hoffentlich bekommen wir einen Platz im Kindergarten“ oder „Hoffentlich ist noch Platz für mein Kind in der oder jener Klasse“.

Warst Du unsere Schule denn auch schon einmal besuchen?

Ja, zum Basar im vergangenen Jahr. Aber da war es schon kurz vor sechs, und ich habe leider keine Würstel mehr bekommen. Sonst war für mich auch nix dabei – aber meine Frau hat ein paar Dinge gefunden!

Dann kommt doch das nächste Mal zu unserem Sommerfest! Das

Während wir reden, kommen die ersten Abendgäste. Sofort wendet sich Werner sehr persönlich den BesucherInnen zu, nimmt – beratend und empfehlend – die Bestellungen auf und macht sich ans Werk. Summend bereitet er Toasts und Sacherwürstel zu. Unaufdringliche Musik, gedämpftes Licht, leises Geplauder; das Geschirr und Besteck klappert während Werners Zubereitung der Speisen... Das alles lässt den draußen vorbeirauschenden Abendverkehr angenehm weit weg erscheinen.

Jetzt beginnt die „Quiet Night Work“ im Designo (ab jetzt jeden Donnerstagabend). Wieder öffnet sich die Türe – die nächsten Gäste.

Ich ziehe mich zurück, obwohl ich mich im Sinne des Donnerstagsthemas eigentlich recht richtig am Platz fühle, und bekomme dankenswerterweise noch vier Toasts in Folie mit. Es ist dann doch schon 20:00, und ich bin heute nicht zum Einkaufen gekommen – zuhause warten die Kinder mit knurrendem Magen.

Ich verlasse das Designo mit dem Gefühl, dass es doch schön ist in unserem Umfeld und treffe am Heimweg Holger Finke (Tutor meines Sohnes Paul). Wir wünschen uns gegenseitig einen guten Abend. Dorf-Charakter eben. Im positivsten Sinne.

www.designo-mauer.at ÖFFNUNGSZEITEN

Di, Mi 8 - 14 & 15 - 18

Do 8 - 14 & 15 - 22 (Quiet Night Work)

Fr 8 - 14 & 15 - 18

Unsere Schule im Umfeld

Eindrücke aus der Bäckerei SZIHN

Auf die Frage, wie sie uns als Schule wahrnehmen, teilten uns die Mitarbeiterinnen der Bäckerei Szihn in Mauer folgendes mit: Leider können sie nicht klar zwischen unseren SchülerInnen und den Kindern der Bendagasse unterscheiden. Fest steht aber für sie, dass es dort wie da höfliche und nette, aber leider auch sehr unhöfliche „Kunden“ gibt. Als unhöflich bewerten sie Kinder – und leider auch Erwachsene –, die mit Kopfhörern musikhörend, telefonierend oder in anderer Form vom Handy abgelenkt in die Bäckerei kommen und versuchen, eine Bestellung aufzugeben. Die überaus freundlichen Szihn-Mitarbeiterinnen würden sich hingegen sehr über eine ungestörte Kommunikation mit Blickkontakt und einem abschließenden Danke freuen.

Sabine Trierenberg

Ich nehme die Waldorfschule als aktive und wertvolle Teilnehmerin am sozialen Leben in Mauer wahr. Neben den persönlichen Kontakten in unserer Praxis, wo ich die Schülerinnen und Schüler als aufgeweckte und kommunikative Menschen erlebe, sind es vor allem die Grätzlinitiativen der Waldorfschule, die Mauer beleben. Besonders gelungen ist die Freie Musikschule, die auch meine Tochter sehr gerne besucht. Das Haus ist ein neuer Treffpunkt für musikbegeisterte Menschen in Mauer. Ich selbst bin immer wieder gerne Teilnehmer am von der Rudolf Steiner-Schule organisierten „Mauer Waldorf Lauf“, der einmal im Jahr quer durch den Maurer Wald führt. Hier zeigt sich vor allem bei der liebevoll gestalteten Siegerehrung das Selbstverständnis der Waldorfschule als aktive und wertvolle Teilnehmerin am Leben in Mauer. Christoph Lauber, Therapie in Mauer

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die genussbar in Wien-Mauer

Indem freundlich hellen, frühlingshaft anmutenden Ambiente des Einraum-Lokales mit angrenzender kleiner Küche treffe ich an einem Vormittag die Inhaberin der genussbar, Birgit Hödl.

Seit 2011 führt Frau Hödl das kleine Geschäft; ursprünglich war es mit regionalen Produkten bestückt. 2014 wurde es zu einem Lokal mit acht Sitzplätzen umgewandelt. Sukzessive wurde seither das Sortiment reduziert, dafür durch eine eigene, kleine Manufakturlinie ersetzt, deren Produkte sich hervorragend für kleine Mitbringsel eignen. „Vorwiegend für Weihnachtsgeschenke oder zu Ostern, dazwischen eben auch als Mitbringsel“, sagt Frau Hödl.

„Abwechslungsreich und täglich frisch gekocht“, dafür stünde sie. Vielfalt ist ihr wichtig, oft vegetarisch, aber nicht ausschließlich biologisch. Das könne sie preislich nicht vertreten.

Mauer sei preisbewusst, aber die Qualität müsse stimmen. Besonders beliebt seien ihre Currys und Hühnerrezepte, sagt Fr. Hödl. „Da bin ich meistens ausverkauft.“ Es gibt immer eine Wochensuppe, manchmal auch Fleisch, aber auch viel Veganes und Vegetarisches.

Wichtig ist für Birgit Hödl jedenfalls die ausgewogene Ernährung, der abwechslungsreiche „Schnabulier-Plan“, den sie wöchentlich variiert und die qualitätvollen Ausgangsprodukte. Reste gäbe es kaum. Sollte dennoch etwas übrig bleiben, wird es eingefroren oder in der Familie verteilt. Weggeworfen wird nichts.

Für Gesundheitsbewusste hat sich Frau Hödl vorerst nur für die Fastenzeit etwas Neues überlegt: BUDDHA BOWLS: „Eine ausgewogene Kombination, die happy macht: immer glutenfrei, nahezu immer vegan, meistens laktosefrei, nur manchmal mit Schafskäse. Der Preis ist etwas höher, weil die Zutaten ausschließlich biologisch sind.“ Hier ist sie gespannt, wie es angenommen wird, weil „Mauer ist schwierig mit neuen Sachen. Da bin ich zurückhaltend.“

Dank ihrer StammkundInnen hält sie sich tapfer über Wasser, denn Laufkundschaft gibt es wenig in Mauer, das sich zusehends zu einer „Schlafstadt“ entwickelt. Die jungen Leute fahren in die Stadt zum Arbeiten und nach Hause zum Schlafen. Ideen hätte sie schon viele gehabt; einige wurden auch ver-

sucht, mussten dann aber wieder mangels Interesse fallen gelassen werden, wie z.B. „grüne Smoothies“.

An einen Standortwechsel denkt sie jedoch nicht, weil Frau Hödl in Mauer wohnt und nur wenige Minuten zu ihrem jetzigen Geschäft hat. „Entweder hier oder gar nicht.“

Mit der Rudolf Steiner-Schule hat sie kaum Berührungspunkte und steht dieser in allen Belangen neutral gegenüber. Die Schule selbst sieht Frau Hödl weder positiv noch negativ. „Ein bisschen isoliert ist sie vielleicht.“ (Anm. der Red.: in Mauer).

Tatsächlich habe sie schon überlegt, mit einem eigenen Stand beim Adventbasar der Schule vertreten zu sein. Gleichzeitig bezweifelt sie, ob sie AbnehmerInnen finden würde, da ihr Sortiment nur teilweise, aber nicht ausschließlich auf biologischer Basis basiert.

Interessiert zeigt sich Frau Hödl an der neuen Lebensmittelkooperative Dynamo Bio im Haus der Freien Musikschule, nur einen Katzensprung von ihr entfernt. Die Idee gefällt ihr, Verpackung zu sparen und mit eigenem Gebinde zu „Ab Hof“- Preisen qualitativ hochwertige Bioprodukte kaufen zu können. Hier haben wir gerne den Kontakt weitergeleitet.

„Jetzt muss ich eh mit dem Kochen beginnen“, sagt Frau Hödl; gleichzeitig das Ende unseres netten Gespräches. Die Buddha Bowl hat jedenfalls mein Interesse erregt!

birgit.hoedl@gmx.at

ps: essen ist ab ca. 12:00 fertig geköchelt; so lange der vorrat reicht; alle speisen auch zum mitnehmen!

reservierungen telefonisch unter: 01/347 0 863 oder per sms unter: 0676/464 15 25.

18 MoMent Frühling 2019
Brigitte Födinger im gespräch mit der Inhaberin Birgit Hödl

Unsere Schule im Umfeld

„aus gutem grund“ zu dynamo Bio

die neue demeter-Lebensmittel-Kooperative setzt eine alte Schultradition fort von Roman david-Freihsl

DieLebensmittel-Kooperative „Dynamo Bio“ wurde gerade erst mal im vergangenen Herbst gegründet, startete offiziell im Jänner dieses Jahres – und dennoch ist sie untrennbar mit der Geschichte der Rudolf Steiner-Schule in Mauer verbunden. Von Beginn an. Der Dynamo Bio-Stützpunkt ist das Gartenhaus der Freien Musikschule am Jesuitensteig – und genau von hier aus wurde sozusagen die Schule gegründet, aber auch die biologischdynamischen Lebensmittel-Initiativen in Wien ins Leben gerufen. Um diese engen Bande zu verstehen, muss man wissen, dass das nunmehrige Haus der Freien Musikschule vor gar nicht langer Zeit das geradezu legendäre „Kühne-Haus“ war. Hier wohnten Agnes und Tobias Kühne mit ihrer Familie, die zu den Gründungseltern der Rudolf Steiner-Schule zählten. Gemeinsam initiierten diese Gründungseltern erst einen häuslichen Waldorf-Unterricht, dann organisierten sie eine erste, provisorische Waldorfschule in Meidling – die dann schlussendlich ins Maurer Schlössl übersiedeln konnte.

Die Familie Kühne war es aber gleichzeitig auch, die in den 70erJahren des verwichenen Jahrhunderts eine regelrechte Untergrundbewegung ins Leben gerufen hatte. Wie auch andere Familien in Wien wollten sie eine gesunde, unverfälschte Milch beziehen: Demeter-Rohmilch – so etwas gab es damals überhaupt nicht, schon allein wegen der Hygiene-Vorschriften. Einfach undenkbar. Die einzige Möglichkeit, dieses damals so exotische Produkt weitergeben zu können, war eine gemeinnützige, nicht gewinnorientierte Organisation. Also begann die Familie Kühne, im Keller ihrer Villa in Mauer unbehandelte, biologisch-dynamisch hergestellte Milch anzubieten.

Zig Familien pilgerten Woche für Woche zum Jesuitensteig, um die Milchflaschen mit Alu-Deckel abzuholen. Bald kamen auch Demeter-Obst und -Gemüse im Angebot dazu, schließlich sogar Demeter-Orangen. Dann gelang der nächste Schritt, und auf dem Gelände der von den Kühnes mitbegründeten Steiner-Schule wurde ein Bioladen eröffnet. Erst wurde das „Demeter-Haus“ von Lehrerinnen und Lehrern geführt, dann wurde der Laden von Willi Rosen betreut – und schließlich wurde es der Bioladen „aus gutem grund“ von Esche Schörghofer.

Es wurde eine Institution in Mauer – und auch unter den Bioläden in Wien… die aber leider vor mehr als einem Jahr zusperren

musste, da bereits dem geplanten Schul-Neubau auf 113 entgegengefiebert wurde.

Dieser traurige Schlusspunkt war wiederum die Geburtsstunde der neuen Lebensmittel-Kooperative „Dynamo Bio“. Viele waren geradezu entsetzt, dass dieser bewusste und besondere Lebensmittel-Bezugspunkt nun nicht mehr sein sollte und wollten etwas Neues schaffen. Esche Schörghofer hingegen verweigerte sich zunächst – völlig zu Recht. „Wenn ihr etwas Neues wollt – dann tut etwas!“, war seine Botschaft. Initiative und Eigenverantwortung waren gefordert.

Also fand sich schließlich eine Gruppe, die ein völlig neues Konzept entwickelte – und damit letztlich zum Ursprung zurückkehrte: eine gemeinnützige Gemeinschaft, die auf dem Gelände des alten Kühne-Hauses biologisch-dynamische Lebensmittel anbietet. Jetzt werden wieder jeden Freitag Demeter-Gemüse, -Getreide, -Obst, -Käse und auch -Honig angeliefert und abgeholt. Es ist jedes Mal ein freudvolles, lustvolles Treiben, wo abgewogen, geplaudert und eingepackt wird. Aus den Einzelnen, die dazumals ihre Milch im Keller abholten, ist eine fröhliche Gemeinschaft geworden.

Gleichzeitig ist es den Initiatorinnen und Initiatoren von Dynamo Bio bewusst, dass der logische Weg wieder zur Schule zurückführt. Ziel ist es, die Bewusstseinsbildung für unsere Ernährung und den Bezug zu besonderen und hochwertigen Lebensmitteln auch wieder in der Schulgemeinschaft zu verankern.

Dass das kein reines Hirnprodukt ist, beweist Esche Schörghofer, der seit der ersten Lieferung für Dynamo Bio gleich wieder mit dabei war. Hatte er erst abgewartet, ob sich Menschen finden, die Initiative ergreifen und anpacken – so hat er dann gleich gerne wieder mitgeholfen. Jetzt packt er wieder selbst regelmäßig mit an – beim Verteilen, beim Abwiegen, beim Abrechnen und auch bei der Betreuung der Produzentinnen und Produzenten. Ganz einfach, weil die Frage, wie unsere „Lebens“-Mittel produziert werden und welche wir kaufen, eine der wichtigsten Themen unserer Zeit ist. Für die Schule, für ihr Umfeld – und letztlich für unsere gesamte Gesellschaft.

Wer Interesse an unserer Lebensmittelkooperative Dynamo Bio hat, kann gerne Kontakt aufnehmen: dynamobio@gmx.at

MoMent Frühling 2019 _ 19

„FÜR dIE StEINER-ScHULE“

die Paracelsus Apotheke unterstützt unsere Schule schon seit Langem. von Brigitte Födinger

Beimeinem Besuch in der Paracelsus Apotheke treffe ich auf einen gut gelaunten Apotheker. Mag. Martin Fölß, der Inhaber, erzählt mir bereitwillig von seinem Leben in Mauer, den vielen Kundinnen und Kunden, die gerne zu einem Pläuschchen vorbeikämen und nicht zuletzt auch von unserer Schule, die er alle Jahre zum Adventbasar gerne besucht.

Seit seinem 1. Lebensjahr lebt Herr Fölß in Mauer. An seine Schulzeit erinnert er sich besonders gerne, die er in der „Bendagasse“ und später in „Kalksburg“ verbracht hatte. Für sein späteres Pharmaziestudium sei ihm die strenge, aber faire Ausbildung in Kalksburg sehr zugute gekommen. Im Studium selbst wäre Genauigkeit ein wichtiger Faktor gewesen. „Man wird hundertfach auf Exaktheit gedrillt“, sagt er und lacht. „Wir sind schon penible Leute.“ Informationen, die aus der Apotheke kommen, haben einen hohen Stellenwert bei seinen KundInnen, weiß Herr Fölß zu berichten, der um guten Kontakt und Service am Kunden sehr bemüht ist.

Schwerpunkt der Apotheke ist die Homöopathie. Seit rund zwei Jahrzehnten werden homöopathische Arzneimittel auch im eigenen Haus erzeugt; streng nach Hahnemann. Die Homöopathie ist für den Apotheker eine wunderbare Ergänzung zur klassischen Medizin, die Anthroposophie ein weiterer Schwerpunkt.

„Hier hat die Frage: ‚Wie geht es Dir/ Ihnen?’ noch einen besonderen Stellenwert“, sagt der Pharmazeut, „und wird von uns sehr ernst genommen. (...) Wir fragen das gerne. Es ist schön, wenn man teilhaben darf am Leben der KundInnen, und es ist ein hoher Vertrauensbeweis. Die Apotheke ist kein Arztersatz, niemals eine Konkurrenz, aber wir merken, dass so ein Gespräch nicht nur die Wirkung eines Medikaments vertiefen kann, sondern dem seelischen Wohlbefinden tut es gut. (…) Gerade in unserer schnelllebigen Zeit ist das oft so ein Faktor, wenn man sich mitteilen kann. Manche nehmen einen langen Weg auf sich. Auch wenn sie umgezogen sind, bleiben sie der Apotheke treu. (…) Wir haben auch schon Strafzettel gezahlt für unsere Kunden“, sagt Herr Fölß lachend.

Mauer selbst sieht er als selbständigen Ort in Wien, den Maurer Wald als Gebiet von hohem Naherholungswert. Viele seiner StammkundInnen kämen zu Fuß in die Apotheke, nicht ausschließlich, um Medikamente abzuholen, sondern, um sich aus-

zutauschen. „Bei uns fangen die Kunden oft an, miteinander zu plaudern, gehen dann gemeinsam auf einen Kaffee oder setzen sich gar hierher.“ Der Apotheker betont den dörflichen Charakter von Mauer: die Apotheke als Treffpunkt der hiesigen Bevölkerung. Sein guter Kontakt zur Waldorfschule besteht vor allem durch eine Mitarbeiterin, deren Kinder diese Schule besuchen bzw. besuchten. Seit rund 15 Jahren ist der jährliche Besuch des Adventbasars ein Fixpunkt für Herrn Fölß, mittlerweile mit der eigenen kleinen Familie. „Da ist es noch so, wie es sein soll, dieses gemeinsame Begleiten der Kinder beim Aufwachsen und auch mehr Bezugnahme auf die Begabungen der Kinder. Da wird viel mehr darauf eingegangen.“ Auch die Schulzeitung MoMent ist ihm geläufig.

„Für die Steiner-Schule“ – KundInnen können ihren Treuebonus der Steiner-Schule zugute kommen lassen; eine wichtige Unterstützung für diese. Akribisch wird in einem Buch jeder noch so kleine Betrag zuverlässig aufgeschrieben und in unregelmäßigen Abständen an die Schule überwiesen. – „Ich finde auch toll“, sagt Mag. Fölß, „(…) dass die Eltern so viel partizipieren. Viele stöhnen zwar, man sei ständig eingesetzt, aber es ist ein hoher Grad an Information und Kommunikation.“

Mit einer gewissen Ergriffenheit erzählt Herr Fölß von einer Begebenheit, als es ihn zufällig mit einem Bekannten in die Räumlichkeiten der Goetheanistischen Studienstätte verschlagen hatte, deren Gesamtgebäude er beachtlich findet. Aus Interesse für Architektur wären sie reingegangen. Sofort wäre ihm das Fehlen einer neumodischen Heizung aufgefallen, und dass alles mit Holzöfen beheizt wird. Eine angenehme Wärme, die ihn an frühere Zeiten erinnert habe und die er zuletzt bei seiner Großmutter im

20 MoMent Frühling 2019

„BESt EMPANAdAS IN toWN“

Empanadas Event-catering - die argentinische Spezialität um die Ecke! von Brigitte Födinger

Elisabeth

Schaffelhofer-Garcia Marquez und ihr Mann Oscar betreiben gemeinsam das „Empanadas Event-Catering“ in Wien-Mauer. „Jeder bringt das ein, was er gut kann“, sagt Elisabeth: Oscar kocht und ist vor Ort, was von den KundInnen sehr geschätzt wird; Elisabeth betreut die Homepage, hält die Kontakte zu den Kunden und erledigt das Kaufmännische. „Ich koche nie. Ich könnte den Empanadas-Teig auch nicht alleine machen. Keine Chance“, stellt sie fest.

Den Guatemalteken Oscar Garcia Marquez, früher Profifußballer, jetzt bester Ehemann von allen und Koch dieser herrlichen Köstlichkeiten, traf sie in Guatemala im Rahmen eines Forschungsprojektes für ihre Dissertation. Ein halbes Jahr später kehrte man gemeinsam nach Österreich zurück, und Oscar begann, das Catering-Unternehmen aufzubauen.

Hauptprodukt sind Empanadas: gefüllte Teigtaschen nach argentinischem Rezept, ausschließlich von Oscar händisch in der eigenen Küche zubereitet. Ab heuer bietet er auch an, vor Ort für seine KundInnen Fleisch oder Gemüse im Garten zu grillen. Feste feiern ist eine „Spezialität“ der Familie. Die Tradition in Guatemala will etwa, dass der 15. Geburtstag eines Mädchens –„Los Quince Años“ – groß gefeiert wird: ein Anlass, der die Familie bei ihrer Suche nach einem ausreichend großen Lokal auch in unserer Schule anfragen ließ. „Es war großartig. (…) Der Schulwart war sowas von nett und entgegenkommend. Schon als wir das anschauten, hat er uns alles gezeigt und gefragt, wie wir es bräuchten. Die Tische haben wir uns von der Pfarre Mauer und der Wotrubakirche geholt, weil unsere Tische in der SchubertSchule bei Aktivitäten verliehen waren.“

Ob die Familie je die Waldorfschule für ihre Kinder überlegt habe?, frage ich. Den Waldorf-Kindergarten in der Endresstaße habe man für die Älteste angesehen; mangels Platz jedoch gingen in der Folge alle drei Kinder in den Gemeindekindergarten beim Ölzeltpark. Später waren alle in der „Bendagasse“; nun gehen die Großen in das ORG Anton Krieger-Gasse, wo man „extrem zufrieden“ ist. Kein Schulgeld zu zahlen sei ein wichtiges Entscheidungskriterium der Familie für die öffentliche Schule gewesen.

2017 und 2018 wurden Empanadas für den 12. Klass-Ball unserer Schule geliefert, zuletzt auch einige Gratis-Empanadas als Sponsoring. „In Folge gab es weitere Kundenanfragen“, freut sich Elisabeth. Auch für den Maurer Waldorflauf wurden bereits Empanadas-Gutscheine gespendet.

Elisabeth zu den SchülerInnen unserer Schule: „(…) ich glaube, dass in der Schule Kreativität und Kunst, Handwerk so ganz im Vordergrund stehen. Ich denke mir dann immer, wow, die Leute, die da rauskommen, können ganz tolle Sachen (…), und das wird auch gefördert.“ Auch, dass Russisch gelehrt wird, beeindruckte sie schon als Kind.

Das Bild von den gut situierten Familien (Schulgeld!) taucht im Gespräch auf. Wir stellen fest, dass es wichtiger sei, sich hier als Eltern einzubringen, als zu wenig Geld.

Die Zeit verfliegt, und Elisabeth eilt zum „Netzwerk Kinderrechte Österreich“, das sie als Juristin koordiniert.

www.empanadas.at

alten Haus erlebt hatte: „und das ist schön. Man kommt rein, und man fühlt sich sofort geborgen. Wir sind beide rein, mein Bekannter und ich, …und waren still, zwei Minuten still.“ Später habe sich noch ein sehr nettes und lockeres Gespräch im Stiegenhaus mit den Leitern der Institution ergeben. – Auch das Sortiment der Bücherstube, die er immer wieder besucht, begeistert ihn sehr.

Alles in allem sieht Herr Fölß einen großen Bedarf, Mauer als Ort wiederzubeleben. Die junge Generation fährt zum Einkaufen gern

anderswo hin, beobachtet er. Ein Dorfleben könne aber nur dann entstehen, wenn man im Ort auch einkauft. – „Die Leute wollen immer eine Apotheke in der Nähe haben, die Information, die Kompetenz.“ Wenn dann von der jungen Generation über Internet Nahrungsergänzungsmittel eingekauft werden, verändern sich aber langsam die Märkte, und auch ein Ortsbild wie Mauer verändert sich.

www.paracelsus-apotheke.wien

MoMent Frühling 2019 _ 21 Unsere Schule im Umfeld

Ulrich Woelk, der Sommer meiner Mutter

Beck Verlag € 20,60

Sommer 1969. Der elfjährige Tobias fiebert am Stadtrand von Köln der ersten Mondlandung entgegen, während sich seine eher konservativen Eltern mit den neuen, politisch engagierten und flippigen Nachbarn anfreunden. Deren dreizehnjährige Tochter Rosa bringt Tobias nicht nur Popmusik und Literatur bei, und zwischen den Ehepaaren entwickelt sich eine wechselseitige Anziehung. Aber die Liebe geht andere Wege, als vermutet.

Erika Pluhar, gegenüber

Insel Verlag € 12,40

Henriette Lauber blickt auf ein schöpferisches und erfülltes Leben zurück. Eines Tages macht sie zufällig die Bekanntschaft ihrer jüngeren Nachbarin Linda. Zwischen den beiden Frauen entsteht ein reger Kontakt. Während Linda Henriette im Alltag hilft, erzählt diese ihr von ihrer Vergangenheit. Für Linda eröffnen sich neuen Welten, und sie beginnt, ihr eigenes Leben zu hinterfragen…

Jocelyne Saucier

Ein Leben mehr

Insel Verlag €10,30

Drei Männer leben zurückgezogen in den Tiefen der kanadischen Wälder. Eines Tages aber ist es mit ihrer Freiheit vorbei:

Zuerst stößt eine Fotografin zu ihnen, kurze Zeit später taucht Marie-Desneige auf, eine eigensinnige zierliche Dame von zweiundachtzig Jahren – und zwischen ihnen allen entsteht etwas, das niemand für möglich gehalten hätte…

Alina Bronsky, Baba dunjas letzte Liebe

Kiepenheuer Verlag € 8,30

Baba Dunja ist eine Tschernobyl-Heimkehrerin. Wo der Rest der Welt die strahlenden Waldfrüchte fürchtet, baut sie mit Gleichgesinnten ein neues Leben auf. Während der sterbenskranke Petrov in der Hängematte Liebesgedichte liest und die Melkerin Marja mit dem fast hundertjährigen Sidorow anbandelt, schreibt Baba Dunja Briefe an ihre Tochter in Deutschland. Doch dann kommen Fremde ins Dorf, und die Gemeinschaft steht erneut vor der Auflösung.

MitarbeiterInnen der Buchhandlung Mauer

Brigitte Wetter guido Wetter Julia Voska

22 MoMent Frühling 2019
Vier Bücher, in denen Nachbarschaft ein zentrales Thema ist. Vier Empfehlungen der Buchhandlung Mauer.

Unsere Schule im Umfeld

Schmökern und plaudern im verlängerten Wohnzimmer

dIE BUcHHANdLUNg MAUER

und ihre besondere Beziehung zur Rudolf Steiner-Schule von Roman david-Freihsl

Esist definitiv einer meiner ganz besonderen Lieblingsorte. Ein kleines Geschäft, nicht nur zum Einkaufen – der samstägliche Besuch wird nur ganz selten ausgelassen; dort schaue ich vorbei, auch wenn ich gerade kein neues Buch brauche. Einfach nur schauen, stöbern – und vor allem: plaudern. So angenehm und entspannt ist’s da drinnen, dass ein Besuch in der Buchhandlung Mauer schon fast ein halbes Thermenwochenende ersetzen kann.

Guido Wetter, der den Buchladen in der Gesslgasse gemeinsam mit seiner Frau Brigitte führt, ist wie immer gerne bereit für ein kleines Plauscherl. Und er lacht, als ich ihm die Frage stelle: was denn das Geheimnis sei, dass sein Laden eine derartige Wohlfühl-Zone sei. Aber dann hat er auch, ohne zu zögern, gleich die Antwort parat: „Weil die Einrichtung nicht wie ein Geschäft, sondern wie ein Wohnzimmer konzipiert ist. Das war von Anfang an unsere Intention.“ Danach kommt allerdings noch eine weitere, eher unerwartete Antwort: „Es liegt sicher auch daran, dass ich mich mit den Menschen, die reinkommen, wohlfühle. Die bringen viel Gemütlichkeit mit, auch Offenheit und Neugierde.“

Dieses sehr persönliche Konzept würde in einer klassischen, innerstädtischen Einkaufsstraße auch nicht so gut funktionieren, weiß Guido. Dort gäbe es viel mehr anonyme Laufkundschaft – hier hingegen korrespondiert das Innere des Buchgeschäftes auch mit seiner Umgebung, dem kleinstrukturierten, dörflichen Charakter von Mauer. Das macht alles gleich viel familiärer. Dass die Eröffnung des Geschäftes vor mehr als zehn Jahren für Guido Wetter auch eine Art nach-Hause-kommen war, hat direkt mit der Rudolf Steiner-Schule zu tun – die er seinerzeit selbst besuchte. Diese Schulzeit hat er als „positiv, lustvoll und musisch in Erinnerung“. Seine Liebe zu Büchern, sein „Lesezustand“ allerdings sei nicht direkt in der Schule geweckt worden – „das waren eher die Eltern“. Nur eine Deutsch-Gastepoche in der Oberstufe hat er noch in bester Erinnerung: „Das war ein älterer Lehrer aus Deutschland, der war wirklich super.“ Sein späteres Verhältnis zur Schule beschreibt Guido als „sehr verbunden – und gleichzeitig weit entfernt“. Das liege vor allem daran, dass seine eigenen Kinder nicht in die Steiner-Schule

gingen – im Gegensatz zu seinen vielen Nichten und Neffen. Die neuerliche Annäherung fand dann mit der Etablierung des Buchgeschäftes in direkter räumlicher Nähe statt. „Und natürlich kommen viele Eltern, Lehrerinnen und Lehrer ins Geschäft, das hat sich sehr oft von einer Kund- zu einer Freundschaft entwickelt. Allein dadurch gibt es schon eine viel emotionalere Nähe als zu anderen Schulen in der Umgebung.“ Umgekehrt erlebt Guido die Außenwirkung der Steiner-Schule jetzt auch vollkommen anders als zu seiner Schulzeit. „Als Schüler hatte ich damals oft den Eindruck, dass mir von den Menschen im Umfeld scheele Blicke zugeworfen würden. Das empfinde ich jetzt überhaupt nicht mehr so – die Schule ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“

Die Waldorfgemeinschaft sei aus seiner Sicht schon noch „ein eigener Kreis für sich – aber längst nicht mehr so verschworen und abgekapselt wie früher. Das ist jetzt alles viel lebendiger und sympathischer, genauso, wie sich auch in der Waldorfpädagogik selbst ja einiges aufgelockert hat. Zum meiner Zeit war zum Beispiel noch das Fußballspielen absolut verpönt – wir haben’s natürlich trotzdem gemacht. Aber davon sind sie inzwischen runtergestiegen, jetzt ist alles viel lockerer.“

Dass die Waldorfgemeinschaft inzwischen als integrierter Bestandteil im Ort angekommen ist – das liege aber auch an dem, was im direkten Umfeld entstanden ist: wie zum Beispiel die Studienstätte, vor allem aber auch Esches Bioladen, wo eben nicht nur die Schulgemeinschaft einkaufte, sondern auch Begegnungen mit außenstehender Kundschaft stattfanden. Wie auch früher Esches Bioladen, so hat auch diese Buchhandlung eine Art Dorfbrunnenfunktion im dörflichen Grätzel. Wieder einmal ist ein angenehmes, entspanntes Plauderstündchen verflogen. Und wieder einmal verlasse ich die Buchhandlung Mauer mit einem neuen Buch – von dem ich beim Hineingehen noch gar nicht wusste, dass ich es unbedingt brauchen würde.

MoMent Frühling 2019 _ 23

Umfeld Eltern

dER ENgStE KREIS dES

Mit einem gedanklichen Ausflug in die soziale dreigliederung von Nadja Berke

Buntund vielfältig sind die Elternhäuser der SchülerInnen unserer Schule: aufgeräumt und chaotisch, bieder und künstlerisch, laut und leise, voller Geschwisterkinder und ohne, mit voll berufstätigen Eltern und zuhause arbeitenden, gestresst und entspannt, Waldorf-erfahren und -unerfahren. Aus diesen unterschiedlichsten Alltagsrealitäten purzeln unsere Kinder und Jugendlichen täglich in die Schule. Pünktlich, weniger pünktlich, mit oder ohne Frühstück im Bauch, im Auto gebracht, mit den Öffis gekommen, mit dem Fahrrad, dem Skatebord oder zu Fuß treffen sie ein und finden sich in ihrer Klasse wieder, wo sie, von den PädagogInnen empfangen, in einer von Jahr zu Jahr vertrauter werdenden Gemeinschaft Schule erleben, Wissen erwerben und Herzensbildung erfahren.

Leicht ist es sicher nicht, auf so viele Individualitäten einzugehen. Doch genau das schaffen die PädagogInnen unserer Schule. Dafür können wir Eltern dankbar sein. Diese Dankbarkeit äußert sich im obligatorischen Kuchenbacken, der Unterstützung bei Klassenprogrammen inklusive Weihnachtsbasar, Klassenspielen, Reisen und anderem.

Was uns Eltern jedoch auch ausmacht, ist der Wille zu MEHR! In den Gremien unserer Selbstverwaltung gestalten wir die Schule mit und machen sie möglich! Manches Mal sind wir anstrengend, weil wir genau das tun und auch einfordern. Doch genau das macht uns aus, macht diese Schule zu dem, was sie ist.

Das Dreieck von SchülerInnen, PädagogInnen und Eltern bildet die Einheit, in der die SchülerInnen das Element sind, um das es geht.

Die Elternschaft bildet das nächste Umfeld unserer Schule als ein Teil von ihr.

Unter diesem Aspekt sollten wir einander noch mehr Vertrauen schenken, miteinander agieren, miteinander reden, einander zuhören, einander mit Offenheit begegnen, einander unterstützen und Unterstützung zulassen, ohne Ängste und falsche Ressentiments.

In diesem Zusammenhang ist die soziale Dreigliederung nach Rudolf Steiner ein zusätzlicher spannender Aspekt. Dabei geht es um die drei Bereiche der Gesellschaft, die sowohl in unserer Schule wie in den Lebensrealitäten der Elternhäuser zur Wirkung kommen. Das geistesleben, das Bildung, Wissenschaft, Religion und Kultur umfasst, sowie die Zusammenarbeit der Menschen.

Das Rechtsleben, das Gesetze, Regeln und Vereinbarungen der Gesellschaft umfasst.

Das Wirtschaftsleben, das die Produktion, den Handel und Konsum von Waren und Dienstleistungen umfasst.

Sie werden als autonom und gleichrangig, aber unterschiedlich in ihrem Wesen beschrieben.

Jedem Hauptbereich wird ein Ideal der Französischen Revolution als leitendes Prinzip zugeordnet: die Freiheit dem Geistesleben, die gleichheit dem Rechtsleben, die Brüderlichkeit dem Wirtschaftsleben. (Diesen Umstand MUSS ich als Mutter eines Sohnes in der achten Klasse anführen, da sowohl das 8.-Klass-Stück dieses Jahres wie auch der Geschichtsunterricht den Französischen Revolutionsgedanken zum Inhalt haben.)

Es ist nicht immer leicht, sich zu vergegenwärtigen, was wohin gehört und welche Haltung demnach angebracht wäre. Beim Beispiel Rechtsleben muss alles nachvollziehbar für alle gelten. Trotzdem kann es ab und an zu Ausnahmen in der Durchführung kommen. Andere Vereinbarungen sind nicht beliebig auszulegen. Wie die Freiheit von uns Eltern, die Begleitung unserer Kinder gestalten zu können, die freie Wahl einer Schule zu haben sowie den Umfang der Mitarbeit in der Schulgemeinschaft selbst zu bestimmen, so ist der Unterricht an der Schule in der Freiheit, dem geistesleben des/der LehrerIn angesiedelt. Dabei ist es nicht beliebig, was er/sie tut. Es muss verantwortungsvoll bedacht sein, was wie ausgeführt wird. Dennoch ist der/die LehrerIn frei, zu entscheiden, auf welche Art, wann und welche Inhalte er/sie für die Klasse am sinn- und wertvollsten hält. Rechtlich gebunden ist er/sie dennoch durch allgemeine Richtlinien wie Lehrplan, Vorgaben zur Sicherheit etc.

24 MoMent Frühling 2019

Unsere Schule im Umfeld

MItEINANdERS

Am – in unseren Zeiten – scheinbar schwierigsten lässt sich die Dreigliederung im Element Wirtschaftsleben, der Brüderlichkeit und Solidarität, erfüllen. Nicht, wer quantitativ am meisten beiträgt, bestimmt, sondern jeder von uns gibt das, was ihm bestmöglich ist und trägt dabei bewusst andere mit. Die Brüderlichkeit umschließt in sich alle drei Begrifflichkeiten, da es in diesem GEBEN sowohl um wirtschaftliches Geben, finanzielles und organisatorisches Geben, Engagement des Einzelnen im Miteinander, wie auch um Geben und Teilen des Wissens und Potenziales jedes Einzelnen an und mit der Gemeinschaft geht.

tERMINE

8. Klass-theater „die Elenden“ nach Victor Hugo

Do 04.04. bis So 07.04.

Do 04. und Fr 05. Schülerauff. jeweils 10:20

S a 06. öff. Auff. 19:00, So 07. 17:00

6. Klass Spiel „Peronnik“, Kinderoper von Heinz Bähler siehe Ankündigung Seite 40

Di 09.04. bis Do 11.04.

Di 09. und Mi 10. Singspiel am Vormittag

Mi 10. und Do 11. Singspiel am Abend

Benefizkonzert der 9. Kl. unter Mitwirkung der 1. Kl.

siehe Ankündigung Seite 40

Mi 10.04., 18:00

Sa 13. bis So 28.04. Osterferien

Rhythmisches Bewegungstraining nach dr. Blomberg

siehe Ankündigung Seite 26

Mo 29.04., 19:30

SchallMauer – orchesterkonzert

Di 30.04., 19.00

Frühlingsfest (auf 113, bei Schlechtwetter im kl. Festsaal)

siehe Ankündigung Seite 27

Mi 01.05. 13:30 Uhr bis 18:00

Mi 01.05. (Staatsfeiertag) Schulfrei

Abschluss-Referate der 12. Klasse

Mo 06. bis Fr 10.05. (nachmittags)

AUdIt NAcH W ZQ – Umfeld

Di 14. bis Do 16.05.

Singabend 11. Klasse

Fr 17. und Sa 18.05., 19:30

ZIRKUS-WoRKSHoP mit allen Wiener Waldorfschulen

Do und Fr, 23. und 24.05. (Ort und Zeit siehe Anschlag in Schule)

gartenfest der Freien Musikschule

S a. 25.05.2019 von 15 bis 18 Uhr

Im Musikhaus am Jesuitensteig 19

Do 30.05. bis So 02.06. (Christi Himmelfahrt) Schulfrei

12. Klass-Klassenspiel

S a 07. bis 08.06. (abends)

Sa 08.06. bis Di 11.06. (Pfingsten) Schulfrei

ScHULFEIER UNd SoM MERFESt

Einladung an alle Ehemalige: 50 Jahre Schule und 100 Jahre Waldorfpädagogik!

S a 15.06., 9:00 bis open end

Do 20. bis So 23.06. (Fronleichnam) Schulfrei

Freitag 28.06.letzter Schultag, Schuljahr 2018/2019

Montag 02.09.erster Schultag, Schuljahr 2019/2020

Die nächste Ausgabe von MoMent erscheint voraussichtlich am 13.06. Redaktionsschluss ist der 08.05.

MoMent Frühling 2019 _ 25

Wir feiern wieder unser FRÜHLINGSFEST!

Am 1. Mai 2019 von 13.30 – 18.00 Uhr im Hof auf 113*

Es erwartet uns ein buntes Programm und manche Überraschungen! Kommt zahlreich und bringt gute Laune und vor allem Eure Kinder mit. Wir freuen uns auf Euch!

Das Frühlingsfest wird heuer vom Förderkreis der Schule veranstaltet.

*Bei schlechtem Wetter findet das Frühlingsfest im kleinen Festsaal, Endresstraße 100, statt.

Mauer Waldorf Lauf

8. September 2019

Kinder Lauf | 1,5 km Walk | 5 km Lauf | 10 km Lauf

ANMELDUNG bis 3.9.2019

unter: www.mauer-waldorflauf.at

MoMent Frühling 2019 _ 27
Mehr Info: www.mauer-waldorflauf.at
www.willander.at Inserat_MauerWaldorfLauf_1/2Seite_RZ.indd 1 04.03.19 09:31

dER KINdERgARtEN und sein BEZIEHUNgSUMFELd von Ursula Dotzler

Wenbetrifft der Kindergarten als Institution, wer ist daran beteiligt, welche Beiträge, hinter denen konkrete Personen stehen, halten ihn in lebendiger Entwicklung?

Abgesehen davon, dass sich aus dem Zusammenhang vielfältige Beziehungen ergeben, ist es auch interessant, einmal zu schätzen, wie VIELE Menschen das nähere und weitere Umfeld ausmachen.

Den Kern des Kindergartens bilden derzeit 110 Kinder mit ihren Eltern und 25 dort tätige MitarbeiterInnen. Mit allen Personen, die mit der Versorgung, Belieferung, Instandhaltung, Verwaltung durch den Schulverein und im Rahmen der Behörden befasst sind, ergibt sich ein Kreis von rund 400 Menschen, die in unmittelbarem Kontakt zueinander stehen.

Die Rudolf Steiner-Schule und die Karl Schubert-Schule als gesamte Institutionen erweitern die Zahl auf 900; mit der den Kindergarten örtlich umgebenden und zumindest wahrgenommenen Nachbarschaft nähert sich die Zahl den 1000.

Das Waldorfkindergartenseminar Wien an der Goetheanistischen Studienstätte hat rund 300 zum großen Teil in ganz Österreich aktive WaldorfpädagogInnen hervorgebracht.

Hinter den durch jeweilige VertreterInnen gepflegten Beziehungen zu allen Wiener

Zeichnung von Cosima Schubert

Kindergärten, zum Waldorfbund und zur Internationalen Assoziation der Waldorfkindergärten IASWECE stehen – rein in Kinderzahlen ausgedrückt – 300 in ganz Wien, 1330 in Österreich und zehntausende Menschen weltweit, die alle wiederum ein eigenes Umfeld haben.

Im Hinblick auf das 100-jährige Jubiläum der Waldorfbewegung darf uns einmal mehr bewusst werden, dass wir in einem intensiven menschlichen Zusammenhang stehen, der wachsende Kreise zieht.

28 MoMent Frühling 2019 100
... 1000 ...... 10 000 ......... UNd KEIN ENdE

„UNSER“ NEUES „ZUHAUSE“

Ausallen uns bekannten Gründen mussten wir, die Kindergartengruppe von Michael und Jessica, von unserem geliebten, heimeligen Dachgeschoß auf 113 (Anm. d. Red.: Endresstraße), ausziehen. Wehmütig und gespannt auf Neues sind wir nach den Ferien in eine für uns Erwachsene neue Kindergartenwelt gekommen. Hohe, helle Räume, wunderschön und mit viel Liebe von Michael und Jessica eingerichtet, haben uns erwartet. Die altbekannten Spielmaterialien wurden an neuen Stellen entdeckt und sofort wieder mit Phantasie verwendet. Auch ein neuer Spielplatz im Schulgarten der Karl Schubert-Schule wurde sofort bespielt. Die Sorgen von uns Erwachsenen haben sich sofort in Luft aufgelöst. Auch das Thema „Wie werden unsere Kinder auf die SchülerInnen der Karl Schubert-Schule reagieren?“, hat sich im ersten Monat fast von alleine erledigt. Ich glaube, jetzt sind wir alle, auch die, die gerne im alten Kindergarten geblieben wären, froh, so eine tolle neue Bleibe zu haben.

Nina Steinbach, Mutter von Jaron, Sonnenkind und Natan, 9. Klasse

Zwischen Ententeich und Apfelbäumen: Unser Kindergarten in der Kanitzgasse

Manches

ist neu – anderem blieb man treu: Seit diesem Schuljahr befindet sich die Waldorfkindergartengruppe von Jessica und Michael in den Räumlichkeiten der Karl Schubert-Schule in der Kanitzgasse. Mit Unterstützung vieler helfender Hände ist die Gruppe vergangenen Sommer, in Erwartung des baldigen Baubeginns, aus der Endresstraße hierher übersiedelt. Was ist neu? Die Stufen in den ersten Stock wurden zum ebenen Eingang, die Einfahrt zu einem kurzen Durchgang durch das Gebäude. Auf den letzten Metern bis zur Türe begleitet der Blick auf den blüten-und obstbeladenen oder schneebedeckten Garten,

je nach Jahreszeit. Neu ist auch der offene, weniger verwinkelte Gruppenraum. Seine Einladung zum Wohlfühlen, Lachen und Kreativität ist aber gleich geblieben. Liebevoll gestaltet finden die Kinder Bereiche zum Toben, zum Puppenspiel oder zum Bauen. Raum zum gemeinsamen Werken, Kochen und Essen findet sich um den großen Tisch. Gleich an der Tür gibt er jenen, die möchten, Platz, morgens bei der Zubereitung der Jause zu helfen. Das Mittagessen kommt frisch aus der Schulküche im Haus.

Treu geblieben ist für die Sonnen- und Sternenkinder die gemeinsame Gartennutzung mit den Größeren. Auch in der Kanitzgasse teilen die Kindergartenkinder Schaukel, Spielhäuschen, Apfelbäume und Holzbänke mit den SchülerInnen. Vom Spaß und Bewegen an der frischen Luft erzählt nicht zuletzt die bunte Ansammlung an Matschhosen und Gummistiefeln in der Garderobe. Teilhabe am Tun der Schulkinder darf die Kindergartengruppe über die Gartenzeit hinaus bei den Besuchen von Theaterdarbietungen erleben. Zurück in die zumindest für die Älteren der Gruppe gewohnte Umgebung in der Endresstraße spazieren die Kinder an sonnigen Tagen, vorbei am Ententeich und auf ein Wiedersehen mit den älteren Geschwistern in deren Pause. Hier wie dort, geblieben ist der Geist der Gruppe, der die „alten“ Kinder ebenso einschließt wie die neu hinzugekommenen, die Eltern, PädagogInnen, der Rhythmus der Feste, das gelebte Miteinander und die Vielfalt an Sprüchen, Liedern, Spielen und handwerklichem Tun, die die Jüngsten dankbar aufnehmen. Geblieben sind Kinder, deren Kindergartenzeit erfüllt ist von der täglichen Freude, wieder hier zu sein.

MoMent Frühling 2019 _ 29
Alice Kurz-Wagner, Mutter von Susannah, Sternenkind und Simon, 1. Klasse

Die Kinder und die Eltern der 1. Klasse sind gut in der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer angekommen. Als Gemeinschaft sind wir noch immer beim gegenseitigen Kennenlernen, und niemand von uns hat sich zugetraut, einen ganzen Artikel über uns für das MoMent zu schreiben. Daher haben wir uns für einzelne kleine Blitzlichter, Eindrücke und Momente entschieden:

„BLItZLIcHtER“ dER 1. KLASSE

Wenn mir meine Tochter von der Schule erzählt, staune ich, wie sie hier lernen darf, mit wieviel Ruhe, Sorgfalt und Liebe zum Detail. An den jungen Pflänzchen wird nicht gezogen und gezerrt, sondern es wird ihnen zugestanden, erstmal klein zu sein. Mit guten Nährstoffen versorgt, dürfen sie erst Wurzeln treiben und dann ohne Eile wachsen, um mit der Zeit groß und kräftig zu werden. Ich bin sehr froh, dass wir diesen Weg für unser Kind gewählt haben.

Verena Schima-Kometer

Ich laufe mit ein paar Nachzüglern an der Mauer des Lainzer Tiergartens entlang, an der nach und nach die Planeten als Bilder erscheinen. Mit mir sind Timo und Matthias. „VENUS“, liest Timo vor. Da geht über Matthias´ Gesicht ein Strahlen und er singt: „HeVENUS shalom alechem...“. „Ja klar“, nickt Timo und freut sich auch. Und noch mehr freue ich mich über unsere tollen Kinder :-) Marion Wilcken

„Jetzt bin ich schon ein halbes Jahr in der Schule und hatte dreimal Ferien. Es gefällt mir sehr gut in der Schule. Schnell habe ich viele Freundinnen kennen gelernt. Ich höre gerne die Geschichten, male gerne, schreibe gerne Zahlen und lese gerne. Im Wald ist es so schön, dass ich nicht mehr weg möchte. Auch wenn ich zuerst gar keine Lust hatte, hin zu gehen.“ Aliki Jacoby

Charlotte Zott

Es ist wie ein Gefühls-Déjà-vu, wenn ich kurz vor 08:00 an die Tür gelehnt in den Raum der 1. Klasse schaue und den Kindern beim Ankommen zusehen kann. Ich freue mich sehr, dass es diese Schule gibt und dass mein Sohn sie besuchen kann.

„Und manchmal gibt es im Hort Germknödel zum Mittagessen – die mag ich am liebsten!“

Anatol Zott

„Heute war ein Mann in der Klasse, der hat ganz viele Blatt Papier zusammengerollt, richtig schnell, und dann hat er in der Luft geschnipselt und gefaltet. Dann hat er es aufgemacht, und es war eine so lange Girlande! Das war wirklich ein Kunststück! Das will ich auch können.“

Luisa Persoglio

„Mama, weisst du, was heute passiert ist? Carolina ist ausgezogen!“

Julius Melchinger

...für mich ein Zeichen dafür, dass Julius die Schule als sein Zuhause erlebt und anscheinend gut angekommen ist! Ein herzlicher Dank an alle Lehrerinnen und Lehrer!

Jessica Melchinger

Meine Tochter ist traurig, wenn sie krank ist und nicht in die Schule gehen darf: „Warum muss ich gerade heute krank sein? Das ist unfair! Religion und Russisch sind doch meine Lieblingsfächer!“ Wenn zu Hause etwas geübt oder nachgeholt werden muss, wird das freudig begrüßt – „Juhu, heute darf ich eine Hausübung machen!“ Die Flöte wurde lange freudig erwartet und ist nun im täglichen Gebrauch – nicht nur in der Schule! Die ganze Familie ist beeindruckt von den Werken, die im Hort entstehen – oft in Gemeinschaftsarbeit mit mehreren Kindern. Das ganze Kinderzimmer ist inzwischen dekoriert mit selbstgebastelten Dingen aus dem Hort. Die „Partnerklasse“ (9. Klasse) ist sehr beliebt. Meine Tochter erkennt bereits alle Kinder der 9., und zu allen wird mit großem Respekt aufgesehen.

Ich freu‘ mich irrsinnig darüber, dass in dieser Schule die Kommunikation unter den Eltern relativ gut funktioniert. Und auch, dass jeder Elternteil die übernommenen Pflichten eigentlich nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt. Es stimmt mich positiv und gibt mir auch Hoffnung für die Zukunft meiner Kinder, vor allem in Zeiten, wo sich Vergangenheit zu wiederholen droht.

dIE 2. KLASS-UNtERSUcHUNg

Die2. Klass-Untersuchung wurde 1986 durch den niederländischen Schulbegleitungsdienst für Waldorfschulen entwickelt. Sie ist als Wahrnehmungsinstrument im Sinne eines Screenings gedacht; ihr Ziel ist es, Lernschwierigkeiten rechtzeitig zu erkennen und möglichst früh den Kindern pädagogische und therapeutische Hilfestellungen zukommen zu lassen. Bei dieser Untersuchung wird bei jedem Kind auf die Stärken und Schwächen im motorischen, visuellen und auditiven Bereich geschaut. Die wichtigste Lernvoraussetzung ist nämlich die Motorik, also die Bewegungsentwicklung. Weitere Voraussetzungen sind die Hörfähigkeit und als drittes die Intelligenz, die in diesem Rahmen aber nicht geprüft wird. Das Ziel ist, wahrzunehmen, wie das Kind seinen physischen Leib in Besitz genommen, durchformt hat („bis in die Finger- und Zehenspitzen“): Ist die Bewegungsentwicklung so gesund verlaufen, dass der Übergang von unwillkürlichen Bewegungen zu bewussten, willkürlichen und geführten Bewegungen und Handlungen stattgefunden hat? Wenn sie an einem gewissen Punkt stagniert oder nicht gut verläuft, treten noch um das 7./8. Lebensjahr unwillkürliche Reaktionen auf, die vor allem bei schwierigen Bewegungsabläufen wahrzunehmen sind, wie etwa ein starkes Mitbewegen von anderen Körperteilen (z. B.: Finger der linken Hand spreizen beim Fangen eines Balls mit der rechten Hand).

Die motorische Entwicklung sollte nach dem ersten Jahrsiebt mit der Geburt des Ätherleibes abgeschlossen sein. Die Ätherkräfte (auch Lebens- oder Wachstumskräfte genannt) wirken innerhalb der ersten sieben Jahre am Wachstum und der Entwicklung des physischen Leibes. Das bleibende Gebiss ist der letzte Teil des Körpers, der durch diese Kräfte geformt wird: Sobald der Zahnwechsel in Gang kommt und die bleibenden Zähne in der Anlage vorhanden sind, hat der Ätherleib seine formende Wirkung am Aufbau des Leibes vollendet. Die Wachstumskräfte werden frei und wandeln sich in Denkkräfte um – das Kind kann nun unabhängig von der eigenen Körperlichkeit und Bilderwelt mit BEGRIFFEN umgehen.

Wie sieht die 2. Klass-Untersuchung nun im Konkreten aus?

Wir holen das Kind aus der 2. Klasse ab, lassen es springen, rennen, Stufen steigen. Wir überprüfen die Körperorientierung (Körpergeographie), die Grobmotorik mit Hüpfen, Seilspringen, Ballwerfen/Fangen (und damit

die Koordination von Auge und Hand), das Gleichgewicht, die Dominanz (also die Vorzugsseite bei Auge, Ohr, Hand und Fuß) sowie die Feinmotorik durch Fingerspiel und Stifthaltung, wobei die feinste Motorik die Augen haben.

Die zweitwichtigste Lernvoraussetzung ist die Hörfähigkeit, die wir durch Lautdifferenzierung, auditive Synthese und Analyse sowie Wiedergabe von Gehörtem, Verbinden von Hören und Sehen überprüfen. Ist das Kind eher visuell oder auditiv veranlagt, um sich in seinem Kurzzeitgedächtnis Reihenfolgen zu merken? Dabei hilft uns eine kleine Schatzkiste mit Perlen von verschiedenen Größen, Farben und Formen.

Die Orientierung in der Zeit sowie das Zahlenverständnis runden unsere 2. Klass-Untersuchung ab, die ca. eine Stunde in Anspruch nimmt. Das Kind hüpft danach frohen Mutes und gestärkt in seinem Wesensgliedergefüge wieder zurück in seine Klasse.

Was passiert nach der Untersuchung?

Die Ergebnisse der 2. Klass-Untersuchung werden mit dem/der KlassenlehrerIn besprochen und daraus auch pädagogische Hilfestellungen für den Unterricht mitgegeben.

Falls sich bei einem Kind auffällige Unreifen in seiner Motorik oder auch eine Wahrnehmungsverarbeitungsschwäche im Hören zeigen, dann empfehlen wir Sensorische Integration bzw. Ergotherapie oder ein Hörverarbeitungstraining außerhalb der Schule.

An der Schule selbst gibt es den Förderkreis, der mit bewegungsorientierten Extrastunden, Förderunterricht, Heileurythmie und Kunsttherapie die Kinder in ihrer Motorik und den basalen Sinnen so stärkt, dass Entwicklungsunreifen überwunden und gute Lernvoraussetzungen geschaffen werden können.

MoMent Frühling 2019 _ 31

EIN LIcHtBLIcK

Als Großeltern hat man wenig Ahnung und selten Gelegenheiten, zu erleben, was täglich in der Klasse in stundenlangem Üben erarbeitet wird. Wir hatten einen solchen Lichtblick mit dem Dreikönigsspiel der 3. Klasse.

Im kleinen Festsaal erklang Musik von Trompeten, Cello und Querflöte, von Schülern und Schülerinnen selbst gespielt, vom Klavier begleitet. Zu den feierlichen Tönen zogen die Kinder geordnet, aufrecht und singend ein. Sie sprachen deutlich hörbar ihren Text mit sicheren Gebärden.

Herodes und seine Knechte traten kräftig dazwischen; die Könige und ihr Gefolge aber zogen weiter zu Maria und Josef. Gold, Weihrauch und Myrrhe wurden überreicht und mit Dank in Empfang genommen.

Singend, mit ernsten Gesichtern und königlich schreitend, zog die Schar wieder hinaus. Ich glaube, sie haben sich dabei alle wie Könige gefühlt.

Brigitte und Helmut Goldmann (Schülerinnen-Großeltern in der 3. und 6. Klasse)

UNSER ScHItAg

gemeinsamer Schitag der 4. und 5. Klasse in St. corona am Wechsel

Nach dem letztjährigen Schitag der 4. und 5. Klasse ist zusätzlich zur großen Freude vor allem die Hoffnung geblieben, dieses wunderbare Ereignis heuer wiederholen zu können. Durch die perfekte Organisation der Eltern (allen voran Daniela Muchna und Tina Schwab!) fühlten wir uns bestens unterstützt und wagten das große Abenteuer erneut! In St. Corona am Wechsel wurden wir (im Gegensatz zum letzten Jahr) mit schönstem Wetter und warmen Temperaturen belohnt. Auch heuer engagierten sich die SchilehrerInnen vor Ort zur Freude aller Kinder und Erwachsenen: Auch die Anfängergruppe schaffte es auf den großen Schlepplift! Hoffentlich haben auch die kommenden Klassen das Glück, einen solchen Schitag erleben zu dürfen!

Hallo, wir erzählen euch jetzt von unserem schönen Schitag. Wir trafen uns mit der 5. Klasse beim Bus und fuhren nach St. Corona am Wechsel. Während der Busfahrt haben wir mit der 5. Klasse Werwolf gespielt. Als wir in St. Corona ankamen, gingen wir in eine Hütte. Dort zogen wir die Schischuhe an und wurden in Gruppen eingeteilt. Es gab drei Gruppen: Anfänger, Mittlere und Fortgeschrittene. Wir waren in der mittleren Gruppe. Dann wurden wir in noch zwei Gruppen eingeteilt. Wir sind einen Zauberteppich hinauf gefahren. Dann sind wir zu einem Tellerlift gefahren. Anschließend fuhren wir zu einem Riesentorlauf. Nach ein paar Abfahrten sind wir einen Paralleltorlauf gefahren. Dort haben wir einen Wettkampf gemacht. Ich (Laurin) erreichte den 4. Platz, und ich (Valentin) erreichte den 5. Platz. Dann gab es Essen. Danach durften wir frei fahren.

Als wir gingen, haben wir ein Gemeinschaftsfoto gemacht. Bei der Rückfahrt waren wir sehr müde. Um 16:30 Uhr sind wir dann zurückgekommen. ES WAR EIN SCHÖNER TAG!

Laurin Weingartner und Valentin Eichberger, 4. Klasse

Wir haben uns um 7:30 Uhr bei dem vereinbarten Treffpunkt beim Friedhof versammelt, wo wir von einem Reisebus abgeholt wurden. Wir sind 2 Stunden gefahren, sind um 10:00 Uhr angekommen, haben uns um- und angezogen und sind gleich auf die Piste. Die fortgeschrittene Gruppe, in der Ilvy war, ist gleich 2 Rennen gefahren, und das hat auch 2 Stunden gedauert. Hannah und Aenea waren in der mittleren Gruppe. Sie sind auch 2 Rennen gefahren, die auch 2 Stunden gedauert haben! Sehr cool fanden wir, dass wir in einem Restaurant essen waren und danach eine Stunde alleine fahren durften! Danach hieß es: alles einpacken, wir fahren! Und im Bus hatten wir wieder „jede Menge Spaß“!

Liebe Grüße, Eure Aenea, Hannah und Ilvy, 4. Klasse

Und noch einige Zurufe aus der 5. Klasse: Nach ca. einer Stunde Fahrt haben wir unsere Sachen aus dem Bus genommen und die Schischuhe angezogen! Als alle in ihren Gruppen waren, begann das Üben!

Ich habe genauer schifahren gelernt!

Toll, dass wir am Ende noch alleine fahren durften! Das Rodeln war lustig!

Der Busfahrer war der gleiche wie letztes Jahr! Die Busfahrt war generell lustig!

Ich habe endlich schifahren gelernt!

Heuer gab es zwei neue Strecken: Parallelslalom und eine Abfahrt mit Zeitmessung!

Alles war schön! Es war toll, dass wir überhaupt sowas (während eines normalen Schultages) machen durften!

MoMent Frühling 2019 _ 33

dIE FÜNFtE KLASSE

WIEgt 1.107Kg...

…gewogen auf der Rinderwaage der Veterinärmedizinischen Universität: Tierkunde einmal anders von Ursula Khol-Haidenthaler (SchülerInnenmutter in der 2., 5. und 6. Klasse)

Mit Bus, Schnellbahn und Straßenbahn erreicht Frau Bolleter mit der fünften Klasse die Veterinärmedizinische Universität und wird am Eingang schon von Dr. Lorenz Khol*, Fachtierarzt für Rindergesundheit, erwartet. In der Klinik der Wiederkäuer wird die Rinderwaage getestet, der Stall der „Patienten“ begutachtet und der Operationssaal samt Kippstand inspiziert.

Im Frage-und-Antwort-Spiel erfahren die Kinder viel Wissenswertes über Paarhufer an sich, Rinder im Allgemeinen und Kälber im Besonderen. Die Herausforderungen einer Labmagenverdrehung, die Gewinnung von Pansenmikroben, die Mühen einer Blasenentzündung und die Tatsache, dass Rinder fast farbenblind sind – alles wird mit großem Interesse aufgenommen und so mancher Berufswunsch entsteht!

Ein sehr lehrreicher Ausflug in die Welt von Fleckvieh und Schwarzbunten!

*) Dr. Lorenz Khol ist ehemaliger Schüler der Rudolf Steiner-Schule WienMauer. Sein Klassenlehrer war Tobias Richter.

34 MoMent Frühling 2019

AUF ENtdEcKUNgSREISE dURcH EURoPA

Die 6. Klasse hat sich im Jänner auf eine spannende Erkundungstour quer durch Europa begeben und dabei viele schöne, interessante, lustige und erstaunliche Tatsachen über jedes Land erfahren. Ein paar besondere haben wir nun hier zusammengestellt.

Wussten Sie schon, dass...

... im Rosental in Bulgarien das teuerste Öl hergestellt wird? (Gabriel)

... Italiener im Jahr pro Kopf 25 kg Nudeln essen? (Julius)

... es in Norwegen so viele Fjorde gibt? (Jasmin)

... es in Spanien ein Fest namens Tomatina gibt? (Zoe)

... San Marino das fünftkleinste Land in Europa ist? (Lauren)

... in Albanien mehrere Hauptspeisen am Tisch stehen und alle gemeinsam davon essen? (Annika)

... in Belgien das 102 m hohe Atomium steht? (Philip)

... in Bosnien und Herzegowina Pyramiden stehen, unter denen bis zu 3 km lange Gänge verlaufen? (Arthur)

... man in Mazedonien nicht zu festgesetzten Zeiten isst, sondern wann man will? (Philipp)

... Kroatien eine lange Küste und über tausend Inseln besitzt? (Alina)

... es in Estland ein Barockschloss gibt, das den Namen Katharinental trägt und Peter der Große es für seine Frau Katharina errichten hat lassen? (Magdalena)

... es in Andorra warme Quellen gibt, deren Wasser 70 Grad heiß ist? (Miriam)

... es in Malta keine Seen und Flüsse gibt, weil Malta hauptsächlich aus Kalk besteht? (Hannah)

... Polen bekannt ist für seine schönen Kirchen? (Mia)

... es in Irland doppelt so viele Schafe wie Menschen gibt? (Zina)

... es in Amsterdam, der Hauptstadt der Niederlande, mehr Fahrräder als Menschen gibt? (Marlen)

... in Ungarn Feste, wie das Fischsuppenfest, das Wurstfest, das Feenfest, das Weinfest oder das Paprikafest gefeiert werden? (Patricia)

... Otto Waalkes in Deutschland lebt? (Marie)

... man in Schweden, ohne zu fragen, überall eine Nacht campen darf? (Emil)

... es die älteste Grenze Europas in Portugal gibt? (Kilian)

... es in Island beheizte Gehsteige gibt? (Benedikt)

... Nyhavn als die längste Theke Dänemarks gilt? (Peter)

... es in Frankreich die ersten Hosen für Frauen gab? (Mina)

... die Kinder im Vereinten Königreich mit spätestens fünf Jahren in die Schule kommen? (Emilia)

... es in Finnland mehr als 400 verschiedene Vogelarten gibt? (Gloria-Katharina)

... es in Griechenland über 2000 Inseln gibt und die Akropolis einer der älteste Tempel ist? (Jakob)

... Monaco 2,02 km2 groß ist? (Flora)

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MUSIKFormerlebnis durch Bewegung

Ein kleiner Ausflug der 7. Klasse in die Welt der Popmusik

Die 7. Klasse hat die Struktur ihrer Lieblingssongs in Form von Tanzchoreografien sichtbar gemacht. Voller Begeisterung haben sie sich diesem Projekt vollkommen eigenständig gewidmet. Spannende und abwechslungsreiche Performances waren das Ergebnis.

Vivian Stürzenhofecker, Musik- und Bewegungspädagogin

36 MoMent Frühling 2019

WIE WIR ALS ELtERN

ZU tANZLEHRERN dER 8. KLASSE WURdEN

„Tanzen ist eine andere Art des Ausdrucks. Eine gefühlvolle Art. Eine Art, für die man keine Wörter braucht und die jeder versteht. Wenn ich tanze, fühle ich mich frei“, sagte mir gerade unsere Tochter Ronja auf meine Frage hin, warum sie eigentlich so gerne tanzt. Als sie immer wieder unglücklich mit der Nachricht „Noch immer kein Tanzlehrer für unsere Klasse!“ von der Schule heimkam, kratzten wir irgendwann unseren ganzen Mut, eine große Portion Zeit und Geduld und unser Know-How zusammen. Gregor war früher Turniertänzer, beide leiteten wir jahrelang Jugendgruppen bei den Pfadfindern, schnell zapften wir noch Wissen und Erfahrung eines professionellen Tanzlehrers an. Im Mittelpunkt stand dann klar unsere Freude: gemeinsam zu tanzen und die MitschülerInnen unserer Tochter ein bisschen besser kennen zu lernen.

Anfangs traten ganz praktische Probleme auf: Wie können wir trotz entsetzlicher Akustik im Großen Festsaal gehört werden? Wer tanzt mit Vahide, wenn es kein Bursche, kein Mann sein darf? Andere Mütter aus der Klasse wären sofort bereit gewesen einzuspringen, nahmen dann aber doch Rücksicht auf ihre Teenies, die es wiederum völlig unpassend und uncool fanden, ihre Mutter in ihrem Tanzkurs dabei zu haben. Schließlich aber haben wir eine Lösung gefunden, die auch Vahide beim Tanzen ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern vermochte.

Natürlich galt es, die zu erwartende Gratwanderung zwischen Überforderung und Langeweile halbwegs zu meistern. Und wir merkten: Je länger die Theaterproben fürs 8.-Klass-Stück wurden, desto schwieriger wurde es, abends mit Worten zu unseren TanzschülerInnen durchzudringen. Desto geringer wurden deren Kapazitäten.

ABER: Sobald die Musik anging, tanzten sie! Alle! Und wie!

Ich mag den Tanzkurs gern und gehe jede Woche gerne hin, obwohl ich manchmal schon ganz schön erschöpft bin vom Tag. Mir gefällt sehr, dass die Tanzpartner nach jedem Lied wechseln, weil man so lernt, mit ganz unterschiedlichen Tanzpartnern zu tanzen. Ich persönlich mag die Herausforderung und die Abwechslung. Ich merke, wenn nichts Neues kommt, wird mir langweilig. Dass meine Eltern den Tanzkurs machen, damit habe ich kein Problem. Auch wenn es mal peinlich wird mit ihnen… schließlich sind das ja sie und nicht ich.

WIr Eltern als Gäste des Balls haben diesen sehr genossen und voller Stolz unsere plötzlich so “erwachsenen” Kinder bein Tanzen bewundert! Vielen Dank an Julia und Gregor, die Tanzlehrer aus unseren Reihen!!!

Die Eltern der 8. Klasse

MoMent Frühling 2019 _ 37

PI UNd dIE WALdoRFPädAgogIK

Groß ist die Frage nach dem Sinn des Lebens. Hören wir diese Frage, so nehmen unsere Gedanken leicht eine bestimmte Richtung an: Wir denken oder wünschen zumindest, im Leben läge ein versteckter Sinn, den es zu entdecken gilt. Wir sehnen uns nach Sinn. Daher hängt vom Finden des versteckten Sinns viel ab, zum Beispiel, ob wir unser Leben als arm oder reich empfinden. Gedanken dieser Art, die hier dem Leben des einzelnen Menschen gelten, wurden oft umformatiert auf die Gesellschaft oder auf noch größere Gebilde: auf die Geschichte etwa. Immer wieder begegnet man Theorien, wonach es einen Sinn der Geschichte gibt, genauso wie man einen Sinn des Lebens annimmt. Vereinfacht gesagt, aber dennoch nicht ganz unzutreffend, vergleichen diese Theorien die Geschichte mit einem Bühnenwerk, welchem ein Drehbuch zugrunde liegt und somit ein Plan und ein Ziel, auf welches alles hinstrebt. Die Philosophie des 19. Jahrhunderts steht stark im Zeichen dieser Denkart, auf die sich selbst so diametrale Persönlichkeiten wie Hegel oder Marx einpendelten. Freilich können sich die verschiedenen Autoren nicht auf ein Drehbuch einigen, vielmehr schwört jeder auf ein anderes und gibt vor, es besser als die Kollegen zu wissen. Wenden wir jetzt den Blick von der Weltgeschichte auf etwas ganz Konkretes und Überschaubares wie Pi. Der Sinn von Pi ist noch nicht einmal verborgen, sondern jedem Waldorfschüler ab der 9. Klasse und natürlich vielen Millionen anderen Menschen weltweit vertraut. Pi ist das Verhältnis von Kreisumfang zu Kreisdurchmesser:

Kreisumfang Kreisdurchmesser

Blickt man auf Pi, so schaut man geradewegs in die Unendlichkeit, denn die Stellen nach dem Komma reißen nicht ab. Das ist es, was Pi uns sagt! Was aber können wir Pi sagen? Ein Schüler der 9. Klasse prägte folgende Formel:

„Die Zahl Pi steht für die unendlichen guten Sachen, die man machen kann.“

Wer so spricht, bricht mit obigem Paradigma, welches sich darauf beschränkt, einen Sinn in den „Dingen“ vorauszusetzen, den es zu erkennen gilt. Ein bemerkenswerter Vorgang. Was ist geschehen? Jener Schüler hat Pi einen Sinn gegeben! Eine ganz andere Denkart kommt hier zum Zuge, eine, die den Schwerpunkt verlagert von der Sinnfindung zur Sinnsetzung. Jener Schüler hat sich erst von Pi etwas sagen lassen und dann Pi etwas gesagt, nämlich, wofür es stehen soll. Der Mensch erscheint nicht nur in der Rolle des homo sapiens, sondern ergreift auch die des homo creator

Die 9. Klasse gründete als Folge dieses Aktes der Sinnsetzung den Club of Pi. Der Club of Pi sammelt Geld, um Kinder und Jugendliche in ärmeren Ländern zu unterstützen – in der MoMent-Ausgabe vom Herbst 2018 wurde darüber berichtet. Dem Einsatz der Finanz- und des IT-Experten der 9. Klasse ist es zu verdanken, dass jetzt über die Erste Bank eine Crowdfunding-Plattform freigeschaltet wurde, die interessierten Menschen die Möglichkeit des Spendens gibt. Auf der Homepage des Club of Pi

www.club-of-pi.org

finden Sie den Link zum Crowdfunding. 30 % der gespendeten Gelder sind der Förderung von ausgewählten Schulprojekten (in ärmeren Ländern) gewidmet, 70 % unterstützen das Projekt Notfallpädagogik der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners:

www.freunde-waldorf.de/notfallpaedagogik

Die Notfallpädagogik hilft psycho-traumatisierten Kindern und Jugendlichen in Kriegs- und Katastrophengebieten. Weiters gibt die 9. Klasse im Namen des club of Pi zusammen mit der 1. Klasse, ihrer Patenklasse, am 10. April 2019 um 18 Uhr ein Benefizkonzert im großen Festsaal der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer.

38 MoMent Frühling 2019 π
π = = 3,141 592 653 589 793 238 ...
Die Bibel gibt Pi mit dem Wert von exakt 3 an *)

Vom Sinn des Lebens und der Geschichte schritten wir zu Pi. Kehren wir jetzt von Pi zurück zum Sinn des Lebens und der Geschichte. Der in Wien geborene Philosoph Karl Popper (1902 - 1994) entwickelte 1961 in einem Vortrag den Gedanken, „dass der Sinn des Lebens nicht etwas Verborgenes ist, das wir im Leben finden oder entdecken können, sondern etwas, das wir selbst unserem Leben geben können. Wir können durch unser Tun und Lassen, durch unsere Arbeit und unser Wirken, durch unsere Einstellung zum Leben, zu anderen Menschen und zur Welt unser Leben sinnvoll machen. (...) Mit dem Ausdruck „der Sinn der Geschichte“ steht es ganz ähnlich. Hier hat man auch oft an einen geheimen, verborgenen Sinn des Ablaufs der Weltgeschichte gedacht; oder an eine verborgene, der Geschichte innewohnende Entwicklungstendenz; (...) Anstatt nach einem verborgenen Sinn der Geschichte zu fragen, müssen wir der Geschichte einen Sinn geben.“

Der Appell lautet: Wir als Gesellschaft mögen so handeln, dass die Geschichte Sinn bekommt. Popper spricht sich für eine sogenannte offene Gesellschaft aus. Eine offene Gesellschaft ist pluralistisch angelegt, das heißt, sie achtet die Freiheit und die Meinungen verschiedener Menschen mit verschiedenen Zielen, sie verweigert sich jedem Dogma und betrachtet die Zukunft als offene, plastische Größe. Durch ständige kritische Reflexion und Nachjustierung gilt es, die Lebensbedingungen aller ihrer Mitglieder auf ein Niveau zu bringen, das menschenwürdig ist und sich an den aktuellen Bedürfnissen orientiert.

Obwohl Rudolf Steiner (1861 - 1925) von seinen Lebensdaten her weit mehr im 19. als im 20. Jahrhundert steht, dachte er ungewöhnlich „modern“. Wie für Popper ist für ihn die Zukunft offen – offen nicht nur in dem Sinn, dass es kein verbindliches Drehbuch gibt, sondern auch in dem Sinn, dass sie offen ist für Sinngebungsprozesse durch den Menschen.

2019 ist das Jahr des 100-jährigen Bestehens der Waldorfschulbewegung. Schnell wurde diese Bewegung international, was für ihre Pluralität spricht. Derzeit gibt es 1150 Schulen und 2000 Kindergärten in 80 Ländern. Oberstufenschüler haben die Möglichkeit, einige Monate im Ausland rund um die Welt zu verbringen, um in andere Sprachen und Kulturen einzutauchen.

Anlässlich des Jubiläumsjahres finden internationale Kongresse in Berlin, Stuttgart, Kassel, Dornach, Buenos Aires und Bangkok statt, um voneinander zu lernen und die Waldorfpädagogik Grenzen übergreifend weiterzuentwickeln. Im April 2019 werden im Zuge dieser Aktivitäten thailändische Waldorflehrer die Rudolf SteinerSchule Wien-Mauer besuchen.

Das alles sind konkrete Schritte einer Sinnschöpfung in der Gegenwart für die Zukunft, die wir im Rückblick als Geschichte bezeichnen. Für Operationen dieser Art hat sich die 9. Klasse, vom Großen ganz ins Kleine und Leistbare herunterformatiert, im Rahmen ihrer Möglichkeiten also, Pi als Symbol gewählt.

Auf dem Benefizkonzert führen Schülerinnen und Schüler durch den Abend. Das musikalische Programm wird ergänzt um Informationen und kurze Präsentationen. Ein köstliches Buffet stellt den durch den Gesang junger Stimmen gestifteten himmlischen Freuden die irdischen zur Seite. Unser Dank gilt Frau Bosch und Herrn Albrecht für die liebevolle Begleitung und kompetente Einstudierung der Werke.

*) nähere Auskunft beim Benefizkonzert, Einladung Seite 40

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Thailändische Waldorfschüler

Benefizkonzert der 9. Klasse unter Mitwirkung der 1. Klasse!

Mittwoch 10. April 2019 um 18 Uhr im großen Festsaal der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer

Freuen Sie sich auf Kleine Chorstücke Instrumentales / Vokales Präsentationen zum Club of Pi Gourmet-Buffet mit Tafelmusik

Der Club of Pi ist eine Initiative der 9. Klasse. Wir sammeln Geld, um Schulprojekte in ärmeren Ländern zu unterstützen und die Notfallpädagogik der Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners zu fördern. Die Notfallpädagogik hilft Kindern und Jugendlichen in Kriegs- und Katastrophengebieten.

Mehr über uns auf www.club-of-pi.org

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WIR SINd... WALdoRF,

aber nicht nur auf der Bühne, nicht nur an zwei Abenden! der kreative Weg zum „Poetry und Performances“-Abend der 10. Klasse

Erzählen, Dichten, Darstellen: Das sind die literarischen Genres Epik, Lyrik und Dramatik, die wir zum hundertjährigen Jubiläum auf die Bretterbühne bringen. Neuerlich haben wir dem Keller(theater) abgeschworen, dessen Bestand nicht zuletzt in Erwartung von Bau und Baggern fraglich schien.

Mit einem maßgeschneiderten Konzept für die 10. Klasse und mit Fokus auf den horizontalen, alle Unterrichtsgegenstände umfassenden Lehrplan starteten wir in den Schaffensprozess, der vor allem den Formaspekt, aber auch Gestaltungskraft und Sprachregister auslotet. So stehen die Aufführungen am 22. und am 23. Jänner 2019 am Ende eines kompakten kreativen Prozesses.

Mögen die Theaterabende wohl anregen und unterhalten; so steht dennoch die Entwicklung, nicht das Ergebnis allein im Vordergrund. Theaterpädagogik vermag so vieles, das weit über den flüchtigen Moment der Vorstellung hinausgeht. Wir casten keine Schauspieler und Schauspielerinnen, wenn auch schon bekannte Größen aus der Schule im Maurer Schlössel hervorgegangen sein mögen: Jeder und jede soll die eigenen Fähigkeiten auf der Indoor-Pawlatschenbühne erproben können und sich selbst dabei ein wenig tiefer entdecken, den seelischen Innenraum entfalten. Die Schülerinnen und Schüler entschieden sich, nachdem sie im Brainstorming viele Aspekte eingebracht hatten, in einem Auswahlverfahren für die Themen „Digitale Überwachung“, „Vorurteile und Rassismus“ sowie „Drogen und Süchte.“ Sehr viele schöne und gelungene Texte wurden von den Jugendlichen in kürzester Zeit selbst verfasst; ergänzt wurde das Programm mit ausgewählten Gedichten und Sketches sowie Songs, die ihre Wahrnehmung der Welt wiedergeben. Eine gewisse Schwere und der – im Sinne Peter Pans nur notdürftig angenähte – Schatten sind in diesem Kontext Chiffren für den Gefühlshaushalt der Heranwachsenden...

In der kurzen Probenzeit von einer Woche entstand eine dichte und produktive Atmosphäre, in der wir uns auch ein schlüssiges Raumkonzept erarbeiteten. Es wurde geprobt, gefilmt, geschrieben, kaum gestritten, gestaltet, gedichtet und gelacht.

Auf dass die Metrik- und Poetikepoche kein Schattendasein mehr fristen möge; mit seinen Lyrics reüssierte schließlich auch Bob Dylan, und Poetry Slam ist in aller Munde: Auf die Bühne bringen wir unsere Kunst allemal! Es gibt noch viel zu sagen.

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Micha Schuster-Szabo, Oberstufenlehrerin für Deutsch, Geschichte und politische Bildung

ScHULFEIER

HULFEIER, 23. FEBRUAR 2019

„Welcome to Sodom –dein Smartphone ist schon hier“

Dokumentarfilm von Florian Weigensamer und Christian Krönes

Zu Jahresbeginn begaben sich die neunte, zehnte, elfte und zwölfte Klasse, eben die gesamte Oberstufe, zu einer Kinovorstellung in das Wiener Stadtkino, um sich den Film „Welcome to Sodom“ anzusehen. Es war ein erschreckend realistischer und doch ästhetischer Film. Sodom wird dieser Ort in Afrika genannt, an dem 6.000 Frauen, Männer und Kinder ihren Lebensunterhalt verdienen. Er liegt in Agbogbloshie, nahe Ghanas Hauptstadt Accra. Millionen Tonnen von Elektroschrott werden jährlich aus Europa gebracht, den die Menschen dort „recyceln“, um noch das letzte bisschen Geld rauszukriegen. Wir sahen verschiedene Einzelschicksale, die meistens sehr traurig und berührend waren, aber wir sahen überraschenderweise auch die große Hoffnung, die diese Menschen trotz des grausamen Ortes hegen. Ich persönlich fand die Geschichte eines Homosexuellen am traurigsten. Er hatte Medizin studiert, doch als man herausfand, dass er homosexuell ist, musste er fliehen. Jetzt arbeitet er in Agbogbloshie als Altmetallsammler.

Eine Schülerin der Oberstufe

Kommentar:

Die Schülerin beschreibt die gesundheitsgefährdenden Zustände in Agbogbloshie, wo Elektronikschrott einfach verbrannt wird, um die Metalle durch Schmelzen als Rohstoff wiederzugewinnen. Dabei entstehen giftige Gase, die krebserregend sind. Wir können unseren Beitrag dazu leisten, indem wir unsere Abfälle sauber trennen und vor allem den Elektronikschrott getrennt zu den Abfallsammelzentren der Stadt Wien bringen. Damit wird der illegale Abfallexport, wie hier nach Afrika, verhindert und die Metalle und Kunststoffe durch moderne Recyclingtechnologien zurückgewonnen, die nicht die Umwelt oder Gesundheit anderer Menschen gefährden.

Liebe Eltern!

Es sind Fragen bezüglich der Klimademonstration aufgekommen, zu denen wir uns gerne klar äußern wollen:

Die Bildungsdirektion Wien unterstützt den Streik nicht und legt die rechtlichen Rahmenbedingungen dar. Das lässt sich unter https://www. vienna.at/teilnahme-an-klima-demo-kein-entschuldigungsgrund-fuer-wiener-schueler/6126750 nachlesen.

Wir als Schule unterstützen die Initiative und das Engagement der jungen Menschen dennoch, sich für den Schutz unseres Planeten einzusetzen und die Verantwortlichen, die für die notwendigen Maßnahmen zuständig sind (sprich die VertreterInnen der Politik und Wirtschaft), aufzurütteln. Verantwortung ist leider nicht per se als Mainstreamphänomen gegeben.

Diese Jugendbewegung ist eine weltweite, fern von parteipolitischer Zuordnung, und stellt eines der grunddemokratischen Rechte, nämlich das Recht, sich öffentlich und gemeinschaftlich zu einem sichtlich wichtigen Thema zu äußern, in den Mittelpunkt.

In all den Grundlagen und Werten einer Waldorfschule finden sich diese Themen wieder: die Erziehung zu einer mündigen und selbstverantwort-

lichen Haltung, die freie Meinungsäußerung, der achtsame, verantwortliche und bedachte Umgang mit der Natur. Insofern erachten wir diese Gelegenheit als wertvoll, mit den SchülerInnen in sämtlichen Unterrichtsfächern das, was in unserer Welt uns umgibt und uns fordert, auch aufzugreifen. So gesehen ist die Demonstration eine Möglichkeit des Unterrichts mitten im Leben, der selbstverständlich mit all seinen Facetten besprochen und evaluiert werden muss. Jugendliche dürfen ab 16 Jahren wählen, insofern sollten sie spätestens ab diesem Alter auch selbst entscheiden können, was sie als wichtiger erachten: die Pflicht, am Unterricht teilzunehmen, oder ihre Willenskundgebung, was die Zukunft der Umwelt betrifft. Wir stellen es den Jugendlichen frei, zur Demonstration zu gehen (und begleiten sie zum Teil auch dorthin, um ihnen unsere Solidarität und Mitbetroffenheit zu zeigen); für diejenigen, die dies nicht wollen, wird in der Schule ein Ersatzprogramm angeboten.

Für SchülerInnen, die noch in den Pflichtschulbereich fallen, aber dennoch zur Demonstration gehen wollen, wurde mit den Eltern vorab eine Vereinbarung getroffen.

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http://www.welcome-to-sodom.de/wp-content/uploads/ sites/56/2018/07/artwork_wts.jpg

Streiken fürs Klima

Am 15. März gingen weltweit Millionen von SchülerInnen auf die Straße, um für den Klimaschutz zu demonstrieren. die oberstufe der Maurer Rudolf Steiner-Schule war in Wien mit dabei.

von Susanne Wolf (Freie Journalistin und Autorin, Mutter von Amelie, 9. Klasse)

Heldenplatz, 11.30: Der geschichtsträchtige Platz vor der Hofburg ist gefüllt mit SchülerInnen und StudentInnen, und immer noch strömen von allen Seiten Menschen herbei. Die Stimmung ist zugleich euphorisch und angriffslustig – alle hier Versammelten haben ein Ziel: Sie wollen, dass die Regierung endlich Verantwortung für den Klimaschutz übernimmt. „There is no planet B“, „Wieso lernen ohne Zukunft?“, „Das Klima ist uns nicht schnurz, Herr Kurz“ - die selbstgebastelten Schilder der DemonstrantInnen sind so vielfältig wie die Teilnehmenden selbst. Die VeranstalterInnen hatten mit höchstens 5000 gerechnet; jetzt sind es weit über 10.000 junge Menschen, die sich am Heldenplatz versammeln. Katharina Rogenhofer, eine der Organisatorinnen von Fridays for Future, den wöchentlichen Klimastreiks, ergreift auf der Bühne vor dem Reiterdenkmal das Wort: „Im letzten Sommer gab es in Österreich mehr Hitzetote als Verkehrs-

tote. Wenn weiterhin die Ernten ausfallen, ist die Ernährungssicherheit nicht mehr gegeben.“ Laute Pfiffe und Buh-Rufe sind zu hören. „Deshalb braucht es Menschen, die gegensteuern. Und die gibt es: Sie sind jung und formieren sich unter dem Namen FridaysForFuture.“ Jubel von allen Seiten. Auch andere RednerInnen sprechen, dazwischen werden Lieder gesungen. Das Wetter hält, trotz angekündigter Regenschauer.

„Wir brauchen taten statt Hoffnung“

Fridays for Future – das ist die weltweite Bewegung, die ihren Anfang vergangenes Jahr vor dem schwedischen Parlament in Stockholm nahm: Woche für Woche steht dort ein sechzehnjä hriges Mächen mit einem Schild und den Worten „Schulstreik fürs Klima“. Greta Thunberg wurde ein Vorbild für Millionen von Jugendlichen, innerhalb weniger Wochen wurde aus dem stillen Protest eine weltweite Bewegung. Die Klimaaktivistin nimmt sich kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, die Folgen unserer maßlosen Gier anzuprangern. Unermüdlich weist sie auf die Gefahren hin, die der Klimawandel für kommende Generationen darstellt. „Natürlich brauchen wir Hoffnung. Aber noch viel wichtiger sind Taten. Sobald wir Taten setzen, wächst auch die Hoffnung.“ Mit Zitaten wie diesen gelingt es der Sechzehnjährigen wie keiner anderen, aufzurütteln. Seit Greta Thunberg auf der Weltklimakonferenz in Katowice und kurz darauf auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos eine Rede hielt, ist ihr Name in aller Munde. Kürzlich wurde sie für den Friedensnobelpreis nominiert.

„What do we want? climate Justice!“

13 Uhr: Die Demonstrierenden marschieren Richtung Bundeskanzleramt und verlesen dort ihre Forderungen für eine radikale Umweltschutzpolitik in Übereinstimmung mit dem 1,5°C-Ziel und globale Klimagerechtigkeit. Dazu gehören eine klare Kommunikation mit der Bevölkerung zur Dringlichkeit der Lage der Klimakrise seitens der Regierung oder ein ambitionierter Plan zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Auch die Forderung nach einer öko-sozialen Steuerreform und das Aussetzen von Subventionen und Steuerbegünstigungen für alle fossilen Brennstoffe wird genannt.

Dann geht es weiter über den Ring. Parolen wie „What do we want?

Wir hoffen, Ihnen damit ausreichend und klar genug Antwort zu geben auf möglicherweise aufkommende Unsicherheiten.

Mit freundlichen Grüßen das Kollegium der Rudolf Steiner-Schule Wien-Mauer

Climate Justice!“ sind immer wieder zu hören, die SchülerInnen der 9. Klasse haben ihre Trommeln und Ratschen dabei und machen ordentlich Lärm (Bild!). Auch bei den Ministerien für Nachhaltigkeit und Verkehr stoppt der Demozug, um die Forderungen der Fridays for FutureBewegung zu verlesen.

Im Laufe des Tages kommen dann die Zahlen der weltweiten Klimastreiks: In über 100 Ländern gingen junge Menschen auf die Straße; bis zu 1, 5 Millionen TeilnehmerInnen wurden gezählt. Und die OrganisatorInnen wollen weiter streiken. Auch Greta Thunberg ist überzeugt: „Das ist erst der Anfang einer weltweiten Bewegung.“

https://fridaysforfuture.at

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Gasthaus Stafler

südtiroler & trentiner Küche

Wir verwöhnen Sie mit hausgemachten Köstlichkeiten aus der Südtiroler und Trentiner Küche wie Schlutzkrapfen, Knödelvariationen, Carne salada,... Weine aus dem familieneigenen Weingut in Südtirol & Biobier aus . Gerne organisieren wir auch ihre Familienfeiern & sonstige Anlässe.

Weitra

Öffnungszeiten: Di - Sa von 10-15 Uhr & 17:30 -23 Uhr (Warme Küche: 12- 14 & 18-21:30 Uhr)

Ehrenfelsgasse 4, 1120 Wien, Fon: 01.8156235, E-mail: gasthaus@stafler.at, www.stafler.at

BALL, 24. JäNNER 2019

Es ist auch anstrengend, immer das Gleiche zu schreiben, und das immer wieder mit neuen Worten...

Ich hoffe, durch die regelmäßigen Berichte hier im MoMent und über den Schul-Newsletter ist Ihnen allen die Geschichte zu unserem Neubauprojekt, dem aktuellen Stillstand aufgrund der Einsprüche der Nachbarn und der negativen Entscheidung des Wiener Verwaltungsgerichts soweit bekannt.

Ich möchte mich daher vielmehr auf die Fragen konzentrieren, die in die Zukunft gerichtet sind: Wie kann es weitergehen, wo liegen unsere Chancen, und welche Alternativen gibt es?

Die Rückschläge der vergangenen Monate und vor allem die unheimlich langen Wartezeiten dazwischen haben uns immer wieder etwas mutlos gemacht. Der Glaube an dieses Projekt und die Energie, weiter daran zu arbeiten, wurde und wird für uns wirklich immer wieder auf die Probe gestellt. Aber wir haben den Mut noch nicht verloren und werden alles Erdenkliche dazu unternehmen, die Vision eines neuen Schulhauses zu verwirklichen.

Konkret sind es im Moment drei Wege, die weiterverfolgt wurden und werden: Natürlich haben wir fristgerecht beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH) einen Revisionsantrag gestellt, um das Urteil der 2. Instanz – dem Verwaltungsgericht Wien – durch die dritte und letzte Instanz noch einmal prüfen zu lassen. Was gibt uns Hoffnung auf eine Revision dieses Urteils?

Es gibt mehrere Punkte in der Begründung der Richterin, die nach Meinung unseres Anwaltes so nicht unbedingt halten können. So wurde in der Urteilsbegründung die Überschreitung der hinteren Baufluchtlinie derart berechnet, dass nur der Neubau als Grundlage herangezogen wurde und nicht die gesamte Baufläche. Dadurch ergibt sich natürlich ein wesentlich anderes Prozentverhältnis der Überschreitung – in der einen Darstellung über 65%, in der anderen Berechnung rund 25%.

Auch die Argumentation der Richterin, unsere (zu lange) Turnhalle unterliefe die Intention

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des Flächenwidmungsplanes, wird von uns beanstandet, da der Flächenwidmungsplan (ca. 1975) explizit die Errichtung einer Turnhalle als Begründung für die Lage und Größe der Baufläche nennt. Da sich in den vergangenen 30 Jahren aber die Voraussetzungen für eine Norm-Turnhalle stark geändert haben, ist die Idee von damals auf dieser Fläche nicht mehr zu erfüllen. Vor allem – und das ist auch ein wesentlicher Punkt in unserer Gegendarstellung – wurde uns seitens der Denkmalschutz-Behörde, wie bekannt ist, vorgeschrieben, das alte Gebäude zumindest zu 50% zu erhalten und nach Möglichkeit nicht an die Nachbarhäuser anzuschließen, was lt. Bebauungsplan hier vorgesehen wäre. Nicht zuletzt wegen dieser beiden Vorgaben ist es nicht möglich, innerhalb der aktuellen Baufläche zu bleiben. Es gibt noch viele weitere Begründungen für unseren Einspruch, die ich hier jetzt nicht im Detail wiedergeben kann. Wer sich genauer dafür interessiert, kann gerne Einblick nehmen. Wir haben noch keine Informationen vom VwGH erhalten, ob die Revision angenommen wird: Dies kann wieder einige Monate dauern. Die Wahrscheinlichkeit steht hier nach Meinung verschiedener Juristen 50:50, ob unser Baubescheid wieder Gültigkeit erlangt oder endgültig verloren ist. Dazwischen gibt es natürlich auch viele denkbare Varianten, die uns der VwGH auftragen kann: neue Beurteilung durch die zuständigen Behörden, Änderungen an der Einreichung etc.

Als zweiten wesentlichen Versuch, eine schnellstmögliche Lösung zu finden, haben wir schon Vorgespräche mit den Bezirksbehörden geführt, ob es eine Möglichkeit gibt, den Flächenwidmungsplan so anzupassen, dass wir das erarbeitet Projekt ohne zusätzliche Ausnahme bauen können.

Die ersten Gespräche mit den Zuständigen liefen sehr gut, und unser Ansinnen, auf diesem Weg die Umsetzung unseres Neubaus zu schaffen, wird sehr unterstützt. Trotzdem ist dieser Weg ein langer, da die Entscheidung über Flächenwidmungen immer durch den Wiener Gemeinderat gehen. Wir werden diesen Weg aber so lange weiter verfolgen, solange wir von Seiten des Höchstgerichtes noch keine positive Entscheidung haben.

Der dritte Weg fällt uns natürlich am schwersten; wir haben ihn aber trotzdem begonnen: eine Neuplanung des Gebäudes unter Einhaltung aller Bau-Grenzen ohne Ausnahmebewilligung. Unsere Architekten haben sich schon zusammengesetzt, das ganze Konzept neu überdacht und die Möglichkeiten ausgelotet. Durch den vorgeschriebenen Erhalt von 50% des alten

Gebäudes lässt sich im Grunde nur am geplanten Turnsaaltrakt etwas verändern. Eine Verkürzung des Turnsaales führt natürlich auch zu einer neuen Struktur der darüber liegenden Klassenräume und des Hortes. Obwohl vorerst nur grobe Studien dazu ausgearbeitet wurden, hat sich gezeigt, dass bei Mehrfachnutzung einiger Räume tatsächlich die wichtigsten Dinge untergebracht werden könnten. Aber – und das sind die zwei entscheidendsten Punkte – der Turnsaal wäre dann nur in etwa so groß wie der große Festsaal, und es gäbe keine Raumreserven für zukünftige Schulentwicklungen.

Wir haben daher entschieden, eine Neuplanung vorerst ruhen zu lassen und die beiden anderen Möglichkeiten auszuschöpfen!

Jetzt müssen wir aber auch Ideen finden, wie wir die Zeit bis zu einem allfälligen Neubau gut überbrücken können. Wie geht es mit der Kindergartengruppe weiter? Wie kann das Haus vom Naturkostladen sinnvoll genutzt werden? Welche unumgänglichen Renovierungsarbeiten müssen trotzdem im alten Gebäude durchgeführt werden, und wie geht das mit möglichst geringen Kosten? Können die LagerRäumlichkeiten auf Endresstrasse 96 weiter behalten werden? Wir werden Sie weiter informieren und sind über Ideen und tatkräftige Unterstützung in allen Richtungen immer erfreut!

Lothar Trierenberg lothar.trierenberg@waldorf-mauer.at

113tE...

WALdoRF 100. EIN gRUNd ZU FEIERN –

WELtWEIt, IN ÖStERREIcH UNd AN UNSERER ScHULE

Ein Überblick von Nadja Berke

Am 7. September 1919 wurde die erste Waldorfschule in Stuttgart gegründet. Mit über 1.150 Waldorfschulen und rund 2.000 Waldorfkindergär ten, verteilt auf über 80 L änder auf allen Kontinenten, ist die Waldorfpädagogik heute die weltweit größte unabhängige Schulbewegung. Im Jubiläumsjahr sollen unter dem Motto „Learn to Change the World“ zahlreiche Aktivit äten dazu beitragen, dass sich die internationale Waldorfgemeinschaft noch st ärker gegenseitig wahrnimmt und vernetzt.

Die österreichischen Waldorfschulen gehen sehr individuell mit diesem Jubiläum um. Viele beteiligen sich an den internationalen Projekten wie z. B. dem Postkartenprojekt (in unserer Schule im Foyer des großen Festsaales zu bewundern) und „Bees & Trees“. Wer näheres zu diesen internationalen Projekten erfahren möchte, kann auf der Website des Österreichischen Waldorfbundes oder der Waldorf-100-Website nachlesen.

Abgesehen davon, dass dieses Jubiläum zum Anlass genommen wird, eine verstärkte Presse- und Lobbying-Arbeit* (siehe Kasten „Kein Grund zu feiern“) für unsere Schulen zu ermöglichen, hat der PR-Kreis des Österreichischen Waldorfbundes gemeinsam mit dem Zentrum für Kultur und Pädagogik einige gemeinsame Aktionen der österreichischen Schulen initiiert.

die Lange Nacht der Waldorfschulen Österreichweit am selben Tag feiern wir am 19. September 2019, dem Tag, an welchem auch in Berlin der Hauptevent stattfindet, das 100-jährige Bestehen der Waldorfschulen. Jede Schule gestaltet diese Lange Nacht ab dem Nachmittag bis in den späten Abend hinein auf individuelle Weise. Am Programm für unsere Schule wird bereits gearbeitet.

der Staffellauf

Von der Klagenfurter Schule aus wird für alle Schulen in Österreich, die sich daran beteiligen wollen, ein Staffellauf organisiert. Die Staffel wird laufend, radfahrend, in jedem Falle sportlich bewegt ihren Weg von einer Schule zur nächsten zurücklegen, bis sie am 19. September in der Klagenfurter Schule ihr Ziel finden wird. Unsere Schule wird versuchen, den Termin für „unsere Etappe“ mit dem Zirkusprojekt, das gemeinsam mit der Karl Schubert-Schule stattfinden soll, dem Sommerfest oder dem Mauer Waldorf Lauf zu kombinieren.

das Symposium „Aspekte der Waldorfpädagogik“

…wird am 17. und 18. Oktober vom Zentrum für Kultur und Pädagogik ausgerichtet. Vorträge und Seminare für PädagogInnen und Eltern werden angeboten.

50 MoMent Frühling 2019

WALdoRF 100 AN UNSERER ScHULE

das Jubiläum in den uns zu Verfügung stehenden Medien sichtbar machen!

Unsere Schule bietet im Laufe jedes Schuljahres viele Höhepunkte, Feste und Veranstaltungen. Also hat unser PR- und Veranstaltungskreis beschlossen, dass wir all diesen „UNSEREN“ Veranstaltungen eine Einleitung – eine pädagogische Randnotiz – anbeibzw. voranstellen wollen; immer mit der Frage, was Bildung mit 100 Jahren Waldorfpädagogik im Rücken braucht, sein und werden kann – mit dem Blick ins JETZT und in die ZUKUNFT gerichtet. Diese pädagogischen Randnotizen erscheinen laufend auf unserer Website und in der Themen-Ausgabe des MoMent.

Installationen!

Karl Hruza, Engelbert Sperl und Matthias Berke arbeiten an der Idee einer „Waldorfwand“, die ab dem Sommerfest bis zur Schlussveranstaltung am 19. September als temporäre Installation das Foyer unserer Schule bereichern soll. Die AbsolventInnen der 45 Jahrgänge, die bis Herbst 2019 unsere Schule verlassen haben werden, werden als Namenslisten und Bilderwand einen hoffentlich bunten und Interesse weckenden Eindruck auf uns und alle Gäste unserer Schule machen, die uns in dem Zeitraum zwischen Sommerfest und Langer Nacht der Waldorf-Schulen besuchen.

Des Weiteren ist ein Projekt mit der Lichtkünstlerin Julia Zdarsky

in Vorbereitung, welches in der Vorbereitung einerseits SchülerInnen in Form eines Workshops miteinbeziehen wird, andererseits ein nach außen hin – im wahrsten Sinne des Wortes – leuchtender Bestandteil des Hauptevents am 19. September sein soll.

Kunstprojekt!

Die diesjährige 12. Klasse wird mit ihrem Tutor, Herrn Kohlhofer, eine Beton-Skulptur gießen – eingegossen werden Wünsche der Schülerinnen und Schüler für die nächsten 100 Jahre!

Ein Höhepunkt der musikalischen

Art!

Dank der engen Zusammenarbeit unserer Schule mit der Freien Musikschule Wien und dank des großen Engagements von Stefan Albrecht kann unsere Schule als einen Höhepunkt im Jubiläumsjahr das große oRcHEStER- & cHoRKoNZERt „tHE ARMEd MAN:

A MASS FoR PEAcE” von Karl Jenkins bieten.

Die Aufführungen werden im Odeon-Theater von 11. bis 13. September stattfinden.

Die genaueren Daten, Programme und Veranstaltungsabläufe werden als Newsletter, auf unserer Website und im nächsten MoMent veröffentlicht.

www.waldorf-100.org | www.waldorf.at  www.waldorf-mauer.at/waldorf-100

grund zu feiern: Es gibt 19 Waldorfschulen und 38 Waldorfkindergärten im Österreichischen Waldorfbund, davon 1 Inklusionsschule und 2 heilpädagogische Schulen. Per 15. 10. 2018 besuchen 2722 SchülerInnen in Österreich eine Waldorfschule. Rund 85% der AbgängerInnen absolvieren die Matura, rund 50% davon mit Auszeichnung bzw. mit gutem Erfolg. 1330 Kinder besuchen einen Waldorfkindergarten.

*Kein grund zu feiern:

-Subvention (BMBWF) pro SchülerIn/Jahr: 726,- (im Vergleich Subvention pro SchülerIn staatl. Unterstufe/Jahr: 9.500,-) Zahlen von 2017, Quellen: Bundesvoranschläge und Statistik Bund der freien Waldorfschulen

-Ab dem Schuljahr 2019/20 keine 15a-Förderung mehr im Rahmen der schulischen Tagesbetreuung

MoMent Frühling 2019 _ 51

Der Klimawandel ist wirklich zum Heulen ...

Der Klimawandel ist wirklich zum Heulen... ...daher

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Die Sonne lockt mit ihren sanften Strahlen in diesem Jahr schon besonders früh in die Natur. Kaum klettern die Temperaturen und lassen die Schneedecken weichen, beginnen auch die Knospen in voller Blüte zu erstrahlen. Doch nicht jeder kann dieses Erwachen in vollen Zügen genießen. Aller‐gische Beschwerden gehen mit diesem zauberhaften Spektakel einher. Eine in Österreich wachsende Pflanze, die in diesen Tagen Linderung schaffen kann, ist der Augentrost (Euphrasia officinalis).

Hauptsächlich beheimatet auf saftigen Weiden und in Höhenlagen bis zur Schneefallgrenze (ca. 2300m)findet man ihn auch an trockenen Ufern und im lichtdurchflu‐teten Teil von Wäldern. Bewundern kann man seine wei‐ßen Blüten mit violetten feinen Adern zwischen Juli und September. Bienen und Schwebfliegen nehmen bei einer sanften Berührung die herabrieselnden trockenen Pollen auf. Bei älteren Blüten ist auch eine Selbstbestäu‐bung möglich. Im September und Oktober finden die reifen Früchte Verbreitung, sowohl über den Wind, als auch über Tierfelle. Ihr frisches wenn auch sehr un‐scheinbares Erscheinungsbild verdankt der Halbschma‐rotzer jedoch seinen Wiesennachbarn. Mit seinen Saugwurzeln entzieht er Wasser und Mineralien direkt aus ihrem saftreichen Gewebe und tankt pure Lebens‐energie. In seinem natürlichen Umfeld wachsen die Grä‐ser schlechter und verringern die Vielfalt der saftigen Wiesen des Weideviehs; daher verleiht ihm der Volks‐mund auch den Namen Milchdieb.

Für die heilsame Wirkung wird der oberirdische Teil der Pflanze verwendet. Das unscheinbare Pflänzchen strotzt nur so vor Energie: Aucubin, Euphrosid, Catalpol, Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, und selbst mit ätherischen Ölen kann sie aufwarten. Damit birgt sie ein ganzes Portfolio an Wirksamkeiten: angefangen von ab‐schwellend, antibakteriell, entzündungshemmend, schmerzlindernd und zusammenziehend ist sie auch appetitanregend und verdauungsfördernd. Vorrangig wird Herba Euphrasia eingesetzt um bei Leiden wie Bin‐dehautentzündung, Gerstenkorn, Heuschnupfen und Lidrandentzündungen aber auch Schnupfen, Husten, Grippe, Verdauungsbeschwerden und Völlegefühl Lin‐derung zu verschaffen. Einen frischen duftenden Tee zu genießen ist ebenso möglich wie die Verwendung von Augentropfen und Augensalbe. Ein Augenbad, Um‐schläge oder Spülungen auf Basis eines Tees sind wegen der Schwebstoffe nicht zu empfehlen. Für seine heil‐same Wirkung macht sich der Halbschmarotzer wie‐derum seine natürliche Eigenschaft zu Nutze: Eindringlingen verwehrt er die Versorgung, laugt sie aus und gewinnt die Oberhand über die Entzündung.

Unscheinbar auf den ersten Blick ist der Augentrost doch ein echter „Hingucker“ .

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ich leite nun seit einigen Jahren die Schulküche, und ich denke, es ist Zeit, via Schulzeitung ein paar klärende Worte zu schreiben. Wie VIELE schon mitbekommen haben, ist ein Wandel im Gange: Das Angebot verändert sich, das Buffet wird kleiner, und das Zahlungssystem wurde umgestellt. Diese ganzen Punkte sind bedingt durch einen Umsatzrückgang von über 50 % im Vergleich zum Vorjahr. Ich versuchte, ein wenig zu recherchieren, wie es plötzlich zu dem Problem kam, nicht mehr in die Schulküche zu kommen. Herausgefunden habe ich ein paar grundlegende Sachen: Erstens ist es cooler, raus zu gehen und aus dem Vollen zu schöpfen; bei Spar, Anker, Kebab-Stand, Pizzeria und Co ist die Auswahl größer. Zweitens kann man dort auch meist mit Karte zahlen, was ja erheblich bequemer ist, und drittens kann sich kaum mehr jemand erinnern, wie es vor unserer Übernahme der Schulküche war und welche Verbesserungen durch uns erst gekommen sind.

Ich dachte eigentlich immer, dass Ihr die Generation an Heranwachsenden seid, die uns Ältere fragen wird: „Warum habt ihr es nicht besser gemacht?“, aber ob Ihr diese Generation seid oder nicht, müsst Ihr für Euch selbst beurteilen. Wenn Ihr da draußen einkauft und dann teilweise beschämt an mir vorbeigeht, dann geht das nicht gegen mich, sondern gegen Euch selbst und Eure Mitmenschen, indem Ihr Systeme unterstützt, welche die Ausbeutung eurer Mitwelt bewirken.

Wenn Ihr zum Anker geht: Habt Ihr Euch schon einmal gefragt, warum diese Nichtbio-Ware teurer ist als das Bio-Semmerl von uns? Ihr zahlt das Weckerl daneben gleich mit, damit es am Ende des Tages weggeworfen werden kann – nur, damit Ihr das Gefühl habt, aus dem Vollen schöpfen zu können. Dazu kommen natürlich noch die Bankomat-Gebühren, die inkludiert sind, egal, ob Ihr mit Karte zahlt oder nicht. Schon mal die günstigen Preise bei Spar und Co. überlegt, und wer da im Endeffekt draufzahlt? Kleines Beispiel: Ein österreichischer Bauer bekommt für einen Kilo Äpfel drei Cent! Würdet Ihr da noch Äpfel pflücken bei der Schinderei? Wenn Ihr Cola, Eistee und Co. kauft, macht Ihr eigentlich nur die Pharmaindustrie und den Boss von Nestlé glücklich. Eure Eltern haben Euch in eine Schule geschickt, an der Ihr Euch frei entfalten könnt und durch gesundes Essen unterstützt werdet. Doch diese Freiheit bringt auch eine Verantwortung, die man Euch dabei übergibt. Sie bedeutet nicht, Toiletten zu ruinieren, in die Schulküche einzubrechen oder das Haus sonstwie zu verwüsten. Wie unser geschätzter Schulwart schon einmal sagte, bedeutet sie Respekt und Wertschätzung Euren Mitmenschen gegenüber.

Ihr hattet auch bis jetzt die Freiheit, zu entscheiden, wann, was und wie viel Ihr essen wolltet. Ein System, das vor mir schon eingebürgert wurde

und das es an keiner anderen Schule so gibt. Schon allein durch die Vorgaben „100 % bio“, „täglich frisch gekocht“ und „genug für alle da“ ist es unmöglich zu wirtschaften. Hier hat die Schulküche ebenso recherchiert, wie es an anderen Schulen so läuft: An allen befragten Schulen wird angemeldet. Ob man an den angemeldeten Tagen dann essen kommt oder nicht, ist egal. 40 % Bioanteil sind schon viel, es gibt keinen Nachschlag, das Essen wird meist von einer externen Firma geliefert und in den Schulen lediglich aufgewärmt, und die Preise sind den unseren ähnlich. Das heißt, man zahlt genauso viel für eine kleinere, minderwertige Portion, zu der man essen kommen muss. Als Gegenüberstellung: Unser beliebtester Tag ist der große Fleischtag; an dem wird meist so oft nachgeholt, dass die Portion Essen am Ende mehr kostet, als bezahlt wurde. Die Entscheidung, dass etwas verändert werden muss, lag nicht nur bei mir. Die Schulküche ist nicht auf Selbstständigkeit aufgebaut. Meine Kollegen und ich sind so wie Eure LehrerInnen Angestellte dieser Schule. Wir alle sind abhängig von Eurem Kommen, und das ist der Punkt, an dem Ihr die Gesellschaft verändern könnt. Durch Euer Kaufverhalten setzt Ihr ein Zeichen: ob Ihr das System unterstützt, dass wir weiter in einer Wegwerfgesellschaft bleiben, welche die Kleinen ausbeutet, oder ob Ihr über den Tellerrand seht und das Geschenk Eurer Freiheit erkennt – denn diese liegt im Hinterfragen und Wählen, wie Eure Zukunft aussehen soll. So, wie Ihr schon durch eine einzige Unterschrift geschafft habt, dass unser Abwäscher nicht abgeschoben wird, so geht es jetzt um noch viel mehr: Es geht um Eure Zukunft und Euren Weg, den Ihr einschlagen möchtet. Eine kleine Schwedin geht bereits voraus: Greta Thunberg. Haltet Euch an ihre Idee.

Ich mag naiv sein, dass ich an Veränderung und an Euch glaube, aber jede Veränderung braucht eine Krise und dann den richtigen Zeitpunkt… …und ich glaube, dieser Zeitpunkt ist JETZT.

MoMent Frühling 2019 _ 55
Liebe Schülerinnen und liebe Schüler, liebe Eltern,

Absender: R. Steiner-Schule Wien-Mauer, 1230 Wien, Endresstr. 100

Verlagspostamt, 1230 Wien, Zulassungsnummer: 13Z039641 M

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Der Klimawandel ist wirklich zum Heulen ...

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Gasthaus Stafler

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Streiken fürs Klima

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„Welcome to Sodom –dein Smartphone ist schon hier“

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WIR SINd... WALdoRF,

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PI UNd dIE WALdoRFPädAgogIK

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MUSIKFormerlebnis durch Bewegung

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AUF ENtdEcKUNgSREISE dURcH EURoPA

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UNSER ScHItAg

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EIN LIcHtBLIcK

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dIE 2. KLASS-UNtERSUcHUNg

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„BLItZLIcHtER“ dER 1. KLASSE

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„UNSER“ NEUES „ZUHAUSE“

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Mauer Waldorf Lauf

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Umfeld Eltern dER ENgStE KREIS dES

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dIE BUcHHANdLUNg MAUER

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„BESt EMPANAdAS IN toWN“

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„FÜR dIE StEINER-ScHULE“

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Unsere Schule im Umfeld „aus gutem grund“ zu dynamo Bio

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die genussbar in Wien-Mauer

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Unsere Schule im Umfeld Freie Kunstschule goetheanistische Studienstätte

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NEUE BRÜcKEN zur MAtURA

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Pfarre Mauer

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gUtE NAcHBARN – von Beginn an

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Unsere Schule im Umfeld

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dIE KARL ScHUBERt-ScHULE

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ScHULE – MUSIKScHULE:

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gEMEINSAM AM BILdUNgS-WEg

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